König Ludwig und die verhängnisvollen Zündhölzer - Kirsten Kaiser - E-Book

König Ludwig und die verhängnisvollen Zündhölzer E-Book

Kirsten Kaiser

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Beschreibung

Der grauenvolle Mord an der Familie Rettmer liegt nun zwei Jahre zurück und noch immer wurde kein Täter verhaftet. Aber einen ungelösten Mordfall in dieser Größenordnung kann Ludwig in seinem Königreich schlicht nicht dulden. Und wenn die schludrige Gendarmerie es nicht gebacken bekommt, dann muss der Kini eben selbst ermitteln.

Doch kaum liegt die Akte auf seinem königlichen Tisch, da steht eines Nachts auch schon der ganze Rettmer-Hof in Flammen - und mit ihm der Tatort von damals. Hat der Mörder von Ludwigs Vorhaben Wind bekommen und wollte möglicherweise verbliebene Beweise restlos vernichten? Wer sonst könnte ein Interesse daran haben, die Aufklärung der Morde zu verhindern? Gemeinsam mit Sophie heftet sich der Kini an die Fersen des Brandstifters, um den Täter zu überführen.

Dies ist der sechste Band der Neuschwanstein-Krimi-Reihe rund um Herzogin Sophie und den legendären König Ludwig II. von Bayern. Ein exzentrischer Monarch, eine Adelige mit Grips, Charme und dem richtigen Riecher für Verbrechen aller Art - und das alles mit dem Prunk und Pomp des 19. Jahrhunderts. Herrlich bayerisch, unkonventionell und charmant.

ÜBER DIE SERIE

Bayern, Ende 19.Jh.: Ludwig ist Erfinder, Freigeist, Architekt - ach ja, und König von Bayern. Was für eine lästige Verantwortung! Viel lieber würde er den ganzen Tag Wagner hören, fliegende Kutschen konstruieren oder Märchenschlösser bauen. Na gut, zumindest Schlösser kann er bauen. Und was für welche! Doch nicht zuletzt deshalb ist Bayern finanziell angeschlagen und von Feinden umzingelt. Also sind seine königlichen Pflichten gefragt.

Und als wäre das nicht genug, muss er neuerdings auch noch die Arbeit der Gendarmerie übernehmen. Egal, ob tote Preußen oder entführte Hunde - auf seinen Schlössern geschehen allerhand mysteriöse Verbrechen und seltsame Missetaten. Gottlob, dass er seine Cousine Herzogin Sophie an seiner Seite weiß. Gemeinsam mit ihr überführt der König jeden Halunken und Scharlatan ...

Weitere Folgen aus dieser Serie:

König Ludwig und der tote Preuße
König Ludwig und der gläserne Dolch
König Ludwig und der verschwundene Mops
König Ludwig und der brennende Diamant
König Ludwig und das tödliche Mysterium

Für Fans von BUNBURRY, CHeRRINGHAM und TEE? KAFFEE? MORD!

ebooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.


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Ähnliche


Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über diese Folge

Neuschwanstein-Krimis – Die Serie

Titel

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Über die Autorin

Impressum

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Über diese Folge

Der grauenvolle Mord an der Familie Rettmer liegt nun zwei Jahre zurück, und noch immer wurde kein Täter verhaftet. Aber einen ungelösten Mordfall in dieser Größenordnung kann Ludwig in seinem Königreich schlicht nicht dulden. Und wenn die schludrige Gendarmerie es nicht gebacken bekommt, dann muss der Kini eben selbst ermitteln. Doch kaum liegt die Akte auf seinem königlichen Tisch, da steht eines Nachts auch schon der ganze Rettmer-Hof in Flammen – und mit ihm der Tatort von damals. Hat der Mörder von Ludwigs Vorhaben Wind bekommen und wollte möglicherweise verbliebene Beweise restlos vernichten? Wer sonst könnte ein Interesse daran haben, die Aufklärung der Morde zu verhindern? Gemeinsam mit Sophie heftet sich der Kini an die Fersen des Brandstifters, um den Täter zu überführen.

Dies ist der sechste Band der Neuschwanstein-Krimi-Reihe rund um Herzogin Sophie und den legendären König Ludwig II. von Bayern. Ein exzentrischer Monarch, eine Adelige mit Grips, Charme und dem richtigen Riecher für Verbrechen aller Art – und das alles mit dem Prunk und Pomp des 19. Jahrhunderts. Herrlich bayerisch, unkonventionell und charmant.

Neuschwanstein-Krimis – Die Serie

Königreich Bayern, Ende 19. Jh.: Ludwig II. ist Erfinder, Freigeist, Architekt – ach ja, und König von Bayern. Was für eine lästige Verantwortung! Viel lieber würde er den ganzen Tag Wagner hören, fliegende Kutschen konstruieren, die Natur genießen oder Märchenschlösser bauen. Na gut, zumindest Schlösser kann er bauen. Und was für welche! Doch nicht zuletzt deshalb ist Bayern finanziell angeschlagen und von Feinden umzingelt. Also sind seine königlichen Pflichten gefragt. Und als wäre das nicht genug, muss er neuerdings auch noch die Arbeit der Gendarmerie übernehmen. Egal, ob tote Preußen oder entführte Hunde – auf seinen Schlössern geschehen allerhand mysteriöse Verbrechen und seltsame Missetaten. Gottlob, dass er seine Cousine Herzogin Sophie an seiner Seite weiß. Gemeinsam mit ihr überführt der König jeden Halunken und Scharlatan ...

Kirsten Kaiser

König Ludwig und die verhängnisvollen Zündhölzer

Ein Fall für Herzogin Sophie und den Märchenkönig

Kapitel 1

Auszug aus dem Tagebuch Ludwigs des II.:

»Feuer, Asche, Brand, oje, tun den Mordermittlern weh!! (Vermerk Augusto eins: Dem königlichen Gelehrten mit höchstem Bedauern lebenslanges Feuerzeug- und Zündhölzerverbot erteilen? Oder nur strafbewehrte Zündeluntersagung wegen juristischer Angemessenheit? Mit von Pfistermeister sprechen.)«

König Ludwig der II. von Bayern knirschte erbost mit den Zähnen. Was war das da unten in der vorvorletzten Zeile für ein von schludriger Gendarmenhand dahingeschmiertes, übel lesbares Wort? »Entschlagen?« Oder war das NT ein R? Und der Begriff weiter rechts hieß wohl »Opfer« und nicht »Oper«, durfte man annehmen? Ludwig stöhnte und gähnte gleich darauf hinter vorgehaltener Hand. Seine Augäpfel juckten zum Wahnsinnigwerden, und geisterhafte Abdrücke der Buchstaben flackerten auf seiner Netzhaut. Warum musste die Luft im Aufenthaltsraum des rosanen »Hotels des Liebeshorrors« so verbraucht sein? Und dieses fröhlich flackernde Kaminfeuer war definitiv zu heiß. Fast wie eine quälende Miniaturfeuersbrunst. Dabei wurde selbst der widerstandsfähigste König, und Ludwig zählte sich zu diesem ausgesuchten Personenkreis, ganz dösig. Er wand sich auf seinem Polstersessel, schlug das rechte Bein über das linke und dann wieder zurück. Mit großer Mühe konzentrierte er sich erneut auf die dicke, eselsohrige Ermittlungsakte auf seinen Knien. Doch die beiden betrunkenen Männerstimmen, die wie jede Nacht auf dem Marktplatz vor ihrem Hotel ihr schmerzhaft atonales Gesangsduett aufführten, lenkten ihn fast genauso sehr ab wie der beinahe tödliche Sauerstoff- und der notorische Schlafmangel. Dabei war Ludwig ein König auf einer Mission: Er hatte sich einen Eid geschworen, den mehr als zwei Jahre zurückliegenden Mordfall auf dem Rettmer-Hof unweit von hier aufzuklären. Bei der widerlichen Tat war eine bedauernswerte Familie bis auf die Tochter grausam ausgelöscht worden. Und dieses Versprechen würde er einlösen. Auch, wenn er dafür gegen betrunkene Höllenchöre ankämpfen und nie wieder in Morpheus Armen ruhen durfte. Er gähnte erneut und kniff sich in den Oberarm. Ob des heftigen Schmerzes zuckte er zusammen und bückte sich leise fluchend, um die massive Akte aufzuheben, die ihm vom Schoß gerutscht und Millimeter neben Sigis Körbchen auf dem Boden aufgeprallt war. Der königliche Mops rührte sich trotz des beinahe terminalen Einschlags nicht, sondern schnarchte weiter, den Schädel auf den Vorderpfoten ruhend. Zwischen ihnen lag sein neues Spielzeug: eine kleine leuchtend gelbe Stoffente, die Sophie ihm geschenkt hatte. Ludwig fühlte einen heimlichen Anflug von Neid auf solche Seelenruhe, bezwang dieses unwürdige Gefühl aber mannhaft.

»Ist alles in Ordnung mit dir, Ludwig? Bist du eingenickt?« Seine Cousine saß am Tisch in der Mitte des Raumes. Sie hatte einen weiteren Band der Ermittlungsakten im Mordfall Rettmer vor sich und einen Ellbogen daneben aufgestützt, während sie las. Auf ihrer Stirn prangten eine tiefe Schramme sowie ein blauer Fleck, bei deren Anblick Ludwig jedes Mal ein schlechtes Gewissen verspürte.

Er wandte den Blick ab und hob seine Mappe auf, die schwer wie ein Backstein war. »Ich bin nicht eingeschlafen. Doch wenn das so weitergeht, kann ich für nichts garantieren. Die Luft ist dermaßen schlecht hier drinnen.« Er sah auf das geschlossene Fenster links von sich.

Sophie stand auf, öffnete es und setzte sich wieder auf ihren Platz. Sie nahm sich ihre Tasse, die neben allerlei anderen Bechern, Kannen und Pralinentellern stand, trank einen Schluck und verzog angewidert das Gesicht. »Wie weit bist du mit der Akte gekommen, Ludwig?«

Ludwig rollte mit den Augen. »In zwei Stunden genau dreiundfünfzig Seiten von zweihundertfünfundsechzig. Alles ist so schlecht sortiert, die Handschriften sind wie immer kaum lesbar, und dann diese Abkürzungen. Ist das eine neue Methode, einen harmlosen König zu quälen? Was soll zum Beispiel GLA-2 sein? Außerdem habe ich den Eindruck, das Zeug ist haarsträubend unvollständig. Ich fahnde ständig vergeblich nach Dokumenten, auf die irgendwer irgendwo Bezug genommen hat.« Er zeigte auf Sophies Aktenband. »Wie geht es mit deinem Dossier? Kommst du zurecht?«

Sophie schenkte sich einen frischen Kaffee aus einer bauchigen Porzellankanne ein. »Ich komme zurecht. Aber wie du habe auch ich langsam das Gefühl, dass etwas fehlt. So, wie es jetzt ist, ergibt es teilweise wenig Sinn.«

Ludwigs Privatsekretär Major Paul Lohmann, der korrekt in Anzug und Binder gekleidet am Kamin stehend eine Akte aus der königlichen Verwaltung studierte, schaute auf. »An der Seite steht eine Nummer, Hoheit. Ich vermute, die des Aktenbandes. Klein und mit Graphitstift geschrieben.«

Sophie drehte ihre Akte seitlich zu sich. »Ihr habt ausgezeichnete Augen, Major. Sieh an. Meiner ist Band zwei von vier. Ludwig, welche Ziffer steht auf deinem Band?«

Ludwig linste peinlich berührt auf seine Akte und kam sich unglaublich dumm vor, weil ihm die Zahlen bislang nicht aufgefallen waren. »Eins von vier«, murmelte er und sah sich suchend um. Aber weder auf dem Tisch noch den Polstermöbeln oder dem Piano nebst dazugehörigem Sitz zeigten sich weitere Ermittlungsakten. Auf dem Kaminsims lagen nur die langweiligen Dokumente des Majors. Ludwig runzelte die Stirn. »Das sind doch hoffentlich nicht die gesamten Unterlagen, die der olle Brigadier uns vor ein paar Tagen aus dem Archiv in München mitgebracht hat?«

»Ich fürchte es fast. Es sei denn, du hast Aktenteile gefunden, die ich übersehen habe.« Sophie deutete fragend auf die Kaffeekanne, und Ludwig nickte. Sie schenkte ein und kam zu ihm herüber.

Er nahm seine gefüllte Tasse von ihr entgegen und blies über das dampfende Getränk. »Das darf doch nicht wahr sein. Wie konnte das passieren?«

»Ich nehme an, der Brigadier hat die anderen Bände im Archiv schlicht übersehen. Er sagte, er sei sehr in Eile gewesen«, warf der Major mit gesenktem Kopf ein, ohne die Aufmerksamkeit von seinen Dokumenten zu wenden. »Ich sende ihm morgen früh eine Depesche ins Innenministerium und bitte darum, uns die weiteren Bände umgehend zukommen zu lassen, Eure Majestät.«

»Eine ausgezeichnete Idee«, stimmte Ludwig missmutig zu. Er stand auf, ging zum Tisch und schüttete etwas Milch in seinen Kaffee. »Aber das ändert nichts daran, dass man aus den verklausulierten Notizen nur wenig schlau wird. Ich weiß zum Beispiel immer noch nicht, in welche grobe Stoßrichtung die beiden Herren ermittelt haben. War es eine Zufallstat? Ein Raubmord? Etwas Persönliches? Rache? Liebe? Leidenschaft? Vermuteten sie einen Täter? Mehrere? Ich kann es nicht sagen. Und ich fürchte, wenn die anderen Aktenbände in demselben Stil gefertigt sind, werden sie uns ebenfalls nicht weiterbringen.«

»Wer sind die beiden Ermittler? Jemand, den wir persönlich um Auskunft bitten könnten?« Sophie reichte Ludwig den Pralinenteller, bevor sie sich wieder an den Tisch setzte.

»Danke, nein«, lehnte Ludwig die Süßigkeiten ein wenig leidend ab. »Und prinzipiell ist das ein guter Vorschlag, meine liebe Sophie. Deswegen hatte ich auch in weiser Voraussicht Gennach gebeten, sich in München nach ihnen zu erkundigen. Doch der versoffene Innenminister hat mir vorhin eine Depesche zukommen lassen. Ein Ermittler ist an einer heftigen Reaktion auf einen Hornissenstich verstorben. Der andere ist der berühmt-berüchtigte Baron, der im Fall von Hagen ermittelt hat und so auffallend plötzlich nach Berlin verzogen ist. Der, dessen Name mir stetig entfällt. Vermutlich verweigert sich mein Gehirn aus Schmach.« Ludwig trank seine Tasse in einem Zug aus und reichte sie Sophie.

»Wieso schreibt dir der Innenminister und nicht der Brigadier?« Sophie stellte die Tasse ab und schaute gedankenverloren den Major an, der das nicht bemerkte, weil er eine Notiz in seine Unterlagen schrieb.

Ludwig zuckte mit den Achseln. »Vielleicht wollte er auch mal wieder ein Wort mit seinem König wechseln. Was weiß ich. Wieso fragst du, meine Beste?«

»Nur so.« Sophie legte sich eine Decke um ihre Beine. »Aber wenn wir nicht mit den Ermittlern sprechen können und aus den Akten nicht schlau werden, müssen wir uns eben unsere eigenen Gedanken machen.«

Der Kaffee begann bei Ludwig zu wirken, er fühlte sich wacher und zu neuen Taten bereit. Beschwingt wippte er auf den Zehenspitzen. »Alleine denken ist immer eine gute Taktik, wage ich zu behaupten. Dann übernehmen wir wenigstens keine falschen Annahmen der früheren Ermittler. Diesem Preußenfreund traue ich nämlich nur so weit, wie ich ihn werfen könnte, und ich erinnere mich, er war von eher kräftiger Statur. Dem unglücklichen Mann mit den Hornissen möchte ich nicht zu nahe treten. Ich bin sicher, er war vertrauenswürdig und wusste, was er tat.« Ludwig dachte nach. »Also mit Ausnahme dessen, nicht mit Hornissen in Berührung zu kommen. Aber wer kann so etwas schon vorhersehen.« Er ging zum Piano, nahm seinen Teil der Ermittlungsunterlagen, kam zurück an den Tisch, setzte sich neben Sophie und schlug eine Seite auf, in die er zuvor einen Knick gemacht hatte. Auf ihr waren drei große beschriftete Vierecke und eine geschlängelte Linie dazwischen eingezeichnet. Er tippte auf das oberste Viereck auf dem Blatt. »Das hier ist wenigstens eine Information, mit der wir etwas anfangen können. Das ist der Rettmer-Hof. Wie du aus erster Hand weißt, liegt er auf einer einsamen Lichtung vielleicht einen Kilometer unterhalb des Gipfels mitten im Wald. Es führt nur ein Weg aus dem Dorf hinauf, der erst am Hof dieses verlogenen Schuftes Konrad Höldermeier, seines Zeichens der beste Freund des toten Anton Rettmer, und dann an dem der armen Maria Graffner, der Mutter unseres letzten Opfers, vorbeiführt und am Gipfel bei der Kirche endet. Von beiden Höfen aus wird man fast zwangsläufig gesehen, wenn man ihn begeht.« Da Sophie schwieg, blätterte er eine weitere markierte Seite auf, die eine andere Zeichnung mit Quadraten und Kreuzen zeigte. »Dies ist auch interessant. Es ist die Lage der Getöteten auf dem Hof. Die fünfzigjährige Bäuerin Erna Rettmer lag am Fenster in der Stube. Ihr zwei Jahre älterer Ehemann Ottokar nicht unweit von ihr. Der erwachsene Sohn Anton und seine französische Ehefrau Monique waren beide in der Scheune. Alle wurden erschlagen und die Tatwaffe nie gefunden. Die Ermittler vermuten einen schweren Gegenstand wie einen Knüppel oder ein Holzscheit. Leider gibt es für die Tat keine Zeugen. Es ist nicht einmal geklärt, ob es Besucher auf dem Hof gab. Den ganzen Tag wurde auf dem Weg hinauf niemand gesichtet, außer der Mutter Erna selbst. Sie war am Morgen in der Bäckerei hier im Ort, wo sie Brot bei Irmi kaufte, bevor sie am Abend, so gegen sechs Uhr, tot von ihrer Tochter aufgefunden wurde. Es ist ein Rätsel, wie der Mörder es unerkannt auf den Hof und wieder zurück geschafft hat. Durch den Wald dürfte ausscheiden. Er ist schlicht zu dicht bewachsen, um ein rasches Fortkommen zu erlauben, und zudem so steil und unwegsam, dass man es ohnehin kaum hinauf- oder hinunterschaffen könnte, ohne sich den Hals zu brechen.« Ludwig nahm sich nun doch eine Praline. Eine konnte kaum schaden. »Das war das Wichtigste in Kürze.« Er drehte seinen Oberkörper zum Major. »Apropos das Wichtigste, Major: War Augusto erfolgreich?«

Paul Lohmann klappte seinen Vorgang zu, behielt aber den Zeigefinger zwischen den Seiten. »Ich bin nicht sicher, was ›erfolgreich‹ in diesem Zusammenhang bedeutet, Eure Majestät. Aber er hat zumindest seine diversen Geräte aufgebaut und wird gleich morgen früh mit den Untersuchungen des Tatorts beginnen.«

Ludwig erhob sich kauend und streckte seine Glieder. »Ich für meinen Teil würde es schon einen Erfolg nennen, dass er sich dabei nicht in die Luft gejagt hat, Major. Und ich bin sicher, er wird mit seinen innovativen Apparaturen etwas finden, das bislang übersehen wurde.«

»Eine seiner Apparaturen sieht übrigens aus wie eine überdimensionierte Glühlampe, die auf einem hüfthohen Schrank befestigt ist. Ludwig, hast du das zufällig gesehen?« Sophie trank einen Schluck ihres Kaffees.

»Leider nein«, erwiderte er. »Ich musste ein paar fürchterliche Verwaltungssachen erledigen, als der Major und Augusto losgezogen sind. Aber ich habe von Henriette gehört, dass es der reinste Volksauflauf war, als die beiden mit dem beladenen Handwagen über den Marktplatz gerumpelt sind. Und was die Lampe angeht: Hat Augusto die nicht in Schloss Berg vollständig ins Himmelreich für Prototypen gekokelt?« Er blinzelte zum Major. »Ist sie etwa wiederauferstanden?«

Ludwigs Sekretär zog seine eleganten dunklen Augenbrauen minimal in die Höhe. »Sie hat eine verbesserte Nachfolgerin erhalten, Eure Majestät.«

»Und wofür ist der Schrankapparat?«, fragte Sophie.

»Den Zweck hat Augusto mir ausführlich erklärt, Hoheit. Aber ich muss gestehen, nach ortsfester Partikelilluminator und Lichtbrechungsfaktoren habe ich abgeschaltet und mich stattdessen darauf konzentriert, nicht in eins der vielen tiefen Löcher auf dem Weg zum Rettmer-Hof zu stürzen.« Der Major legte seine Akte auf dem Kaminsims ab.

Sophie grinste, was ihr hübsches Gesicht aufleuchten ließ. »Tatsächlich? Weshalb nur?«

Der Major lächelte sie an. Ludwig fand es faszinierend, wie dabei aus einem verschlossenen Ex-Soldaten ein charmanter Kerl wurde, der zudem beneidenswert gut aussah. »Ich lande nicht gerne im Dreck, Hoheit. Nennt es eine Marotte von mir. Oder solltet Ihr Augusto und seine Ausführungen gemeint haben, so werde ich ihn gerne beim Frühstück bitten, Euch seine Apparaturen und deren Potenzial in aller Detailtiefe zu erläutern.«

Sophie wehrte lachend ab. »Besten Dank, aber das ist nicht nötig. Ich bin sicher, der monströse Glühlampenschrank ist fantastisch für was auch immer geeignet. Außerdem bin ich morgen in München.«

»Was suchst du im maladen München?«, fragte Ludwig.

Seine Cousine schnitt eine Grimasse, ihre gute Laune war schlagartig verflogen. »Meine Mama wünscht, dass ich mich mit ihr und Resi im Modeatelier treffe. Sie hat eine erste Anprobe für mein Hochzeitskleid vereinbart.«

Der Major warf ihr einen besorgten Blick zu. »Könnt Ihr nicht behaupten, Ihr wäret unabkömmlich, Hoheit?«

»Das habe ich mehrfach versucht. Ich zitiere meine Mama: ›Königliche Sonderberaterin hin oder her – entweder du kommst ins Atelier oder sofort zurück nach Hause.‹« Sophie schenkte Ludwig auf dessen Bitte einen weiteren Kaffee ein.

Der König drehte die warme Tasse in den Händen. Das war ein weiterer wunder Punkt, bei dem sein schlechtes Gewissen an ihm zerrte. »Es muss doch einen Ausweg für dich geben, meine Liebe. Dieser fürchterliche Alençon kann es nicht, darf es nicht sein.«

Seine Cousine nahm sich mit düsterer Miene eine von den Pralinen. »Ich wüsste nicht, welchen Ausweg es da geben soll. Es sei denn, ein Komet trifft das Schloss meines Verlobten, wie Erika sich neulich so trefflich wünschte. Aber ich fürchte, meinetwegen macht sich der liebe Gott die Mühe nicht.« Sie steckte sich die Süßigkeit in den Mund, kaute und schluckte sie herunter. »Verzeiht. Ich wollte euch nicht mit meiner trüben Laune belasten.«

»Deine Sorgen sind meine Sorgen, meine Liebe. Ich hoffe, das weißt du.« Ludwig wischte seiner Cousine mit dem Daumen einen kleinen Schokoladenkrümel vom Kinn. Er fühlte sich hilflos. Selbst er konnte nicht über die Ehen seiner Untertanen entscheiden. Und Sophies Mutter schien fest entschlossen, ihre Tochter mit diesem arroganten Bourbonen zu vermählen. Er starrte abwesend auf seine Akte Band eins. Dann leuchtete sein Gesicht auf. Denn beim Thema »Ehegatte« fiel ihm etwas anderes, imminent Wichtiges ein. »Wenn du in München bist, Sophie, kannst du dann bitte die einzige Überlebende Bärbel Rettmer nach dem Tathergang befragen? Sie lebt dort mit ihrem Gatten. Der Major schreibt dir die Adresse auf.«

Bevor Sophie antworten konnte, drang von draußen plötzlich das dunkle Tönen einer großen Glocke herein, die zehn, fünfzehn Mal hintereinander anschlug.

»Feuer!«, rief eine laute Stimme. »Es brennt! Feuer! Alle Feuerwehrmänner zum Treffpunkt!«

Sophie stand auf und trat zum Fenster. Der Major folgte ihr.

Ludwig zögerte nicht. Er griff sich seinen Mantel, der über einem Sessel hing, riss seine Perücke vom Pianositz und drückte seinen neuen falschen Bart ans Kinn, den er aus der Hosentasche zerrte. Polternd rannte er durch den amourösen Hotelflur des Schreckens nach draußen. Direkt vor dem offenen Fenster zum Aufenthaltsraum blieb er stehen, während das Gebimmel immer weiter über den kopfsteingepflasterten Platz vor ihm hallte. Die Nacht war sternenlos und der Marktplatz nur von einzelnen Laternen beleuchtet. Doch hinter den Fenstern der Häuser wurden immer mehr Lampen entzündet. Eine Frauenstimme rief etwas Unverständliches. Ludwig drehte sich um die eigene Achse. Wo wütete das Feuer? Drohte es sie jeden Augenblick zu verschlingen? Waren seine Sekunden gezählt? Und was würde die Nachwelt über einen König zu berichten haben, der sich in einem abgelegenen bayrischen Bergdorf zu Briketts verarbeiten ließ? Ludwig schüttelte sich unwillkürlich.

Sophie beugte sich aus dem offenen Fenster und zeigte zum zweistöckigen Rathaus, das am anderen Ende des Dorfplatzes als dunkler Schatten aufragte. Der Major war nicht zu sehen. »Da hinten, Ludwig. Da läuft jemand.«

Tatsächlich entdeckte der König einen Menschen, der eben in das Gebäude eilte.

»Bleib du im Hotel!«, rief Ludwig seiner Cousine über die Schulter zu. »Aber schick mir bitte den Balduin raus. Ich will erkunden, wo es brennt, und brauche seine Begleitung.«

Fünf Minuten später hastete Ludwig, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, neben seinem Sekretär die Treppen im Rathaus in die erste Etage hinauf. Dort mussten Menschen sein, denn ein Lichtschimmer drang in den langen Flur, und gedämpfte Männerstimmen waren zu hören. Er schenkte den Porträts von ernstgesichtigen Honoratioren des Ortes, die alle eine Miene machten, als hätten sie verdorbenen Fisch gerochen, kaum Aufmerksamkeit und versuchte lieber, die Worte der Männer zu verstehen. Aber sie waren zu leise gesprochen. »Riecht Ihr zufällig Feuer, Major? Ich habe keine Lust, mitten in ein brennendes Inferno zu taumeln«, brummte Ludwig.

Sein Sekretär hielt spielend mit ihm Schritt, obwohl er einen halben Kopf kleiner war. »Ich denke nicht, dass das Feuer im Rathaus ausgebrochen ist, Eure Majestät. Die Feuerwehrleute werden sich hier nur sammeln.«

»Wieso hier im Rathaus?«

»Ich vermute, es gibt kein eigenes Gebäude für die Freiwillige Feuerwehr. So groß ist der Ort nicht.«

Ludwig runzelte die Stirn. »Hat nicht jeder Ort seine eigene Feuerwache?« Er musste sich zu seiner Schande eingestehen, dass er sich damit bislang nie beschäftigt hatte.

»Nein, Eure Majestät. Im ländlichen Bereich ist es üblich, dass sich kleinere Orte und Gemeinden eine Feuerwache und manchmal auch die Ausrüstung teilen.« Der Major wandte sich einem dunklen Gang zu und marschierte diesen in Richtung des Lichtes an seinem hinteren Ende entlang.

Ludwig machte ein paar lange Schritte, um ihn einzuholen. Plötzlich stieß er mit dem Schienbein an etwas Hartes, das die Frechheit besaß, mitten im königlichen Laufweg zu stehen. Vor Schmerz sah er einen Sternchenreigen. Er bückte sich und rieb sich die pochende Stelle, während der Major den Messingeimer mit Putzutensilien, den Ludwig so schmachvoll gerammt hatte, in eine geräumige Nische am Fenster stellte, die ein bodenlanger Vorhang zu beiden Seiten umspielte.

»Habt Ihr Euch verletzt, Eure Majestät?«, flüsterte sein Sekretär, nachdem er zurück war.

Der König entschied sich gegen die Pein und kam mit einem Ruck in die Höhe. »Was ist das nur für ein Sauhaufen hier? Können die nicht sauber machen, ohne andere umzubringen?« Er schüttelte den Kopf und schritt diesmal vorsichtig weiter. Vor dem Raum mit den Stimmen angekommen, nickte er seinem Sekretär zu, der die Tür aufstieß und vor Ludwig in den Saal eintrat, der sich dahinter verbarg. Er war kaum größer als Ludwigs Schlafzimmer zu Hause in Schloss Berg, aber mit einem imposanten Mahagonitisch bestückt, auf dem eine ausgebreitete Landkarte lag. Um den Tisch herum standen drei Männer, die alle so verwegen aussahen, als kämen sie eben aus dem Bett, was ziemlich sicher auch der Fall war.

Ein braunhaariger Mann in Ludwigs Alter, der unter seinem Mantel einen karierten Pyjama trug, hob den Kopf von der Landkarte. »Wer seid Ihr, und was wollt Ihr hier?«

»Und wer seid Ihr, wenn es beliebt?«, fragte Ludwig aufgewühlt von der Causa Putzeimer zurück, bevor ihm einfiel, dass er kein König, sondern nur eine kleine Leuchte war, solange sie hier im Ort weilten.

»Mein Name ist Matthias Huber. Ich bin der Leiter der Freiwilligen Feuerwehr des Ortes. Das ist Theodor, der Löschmeister, und Oswald, Feuerwehrhauptmeister.« Der Mann im Pyjama zeigte indigniert erst auf einen Greis neben sich, dann auf einen Menschen mit einer Brille. Beide trugen altmodische Nachthemden unter ihren Mänteln.

»Ihr seid nur drei Männer?«, rutschte es Ludwig heraus.

Huber schob das Kinn vor. »Wir sind zu viert. Bertrams Frau hat versprochen, ihn zu wecken, und er ist vermutlich bereits auf dem Weg hierher.« Er zog seinen Pyjamakragen zurecht. »Und nun, wenn ich bitten darf, wir haben zu tun. Es brennt, wie Ihr vielleicht bemerkt habt.«

Der Greis stieß ihm in die Rippen, neigte sich zu ihm und flüsterte ihm etwas zu.

Hubers Miene wurde gleichzeitig höflicher und wachsamer. »Ihr seid die Journalisten? Die, die den alten Mordfall auf dem Rettmer-Hof neu aufrollen?«

»Mein Name ist Balduin Ritter, und der junge Mann neben mir ist mein Assistent Karl«, stellte der Major sie geflissentlich lügend vor, die Hände auf dem Rücken verschränkt.

»Wir haben trotzdem zu tun.« Der Bebrillte verschränkte quasi als Kontrapunkt die Arme vor der Brust.

»Papperlapapp. Wo brennt es denn? Ich rieche nichts.« Ludwig schnupperte, roch aber nur Zwiebeln, die einer der Herren Feuerwehrmänner zum Abendbrot gegessen haben musste.

»Auf dem Rettmer-Hof«, entgegnete Huber. »Der Knecht des Graffner-Hofs hat gemeldet, dass sie Rauchgeruch und helles Flackern wahrgenommen haben, das von dort kommt.«

Ludwig spürte, wie seine Wangen warm wurden. »Der Rettmer-Hof brennt?« Er überlegte krampfhaft, ob Augusto ihm sein Feuerzeug zurückgegeben hatte, das er ihm heute Mittag geliehen hatte.

»Und wieso seid Ihr in dem Fall nicht auf dem Rettmer-Hof?«, fragte der Major freundlich-interessiert. »Solltet Ihr nicht besser löschen, wenn es dort brennt?«

Eine verlegene Röte breitete sich auf Hubers unrasierten Wangen aus. »Der Rettmer-Hof liegt auf der Grenze zwischen zwei Feuerwehrbezirken. Wir sind der Meinung, dass nicht wir zuständig sind, sondern die Kollegen aus dem Nachbarbezirk.«

»Aber Ihr seid Euch bewusst, dass das Feuer sich weiter ausbreitet, während Ihr darüber nachdenkt?« Der Major trat an den Tisch, was Huber dazu brachte, einen Schritt zurückzuweichen, obwohl Ludwig annahm, dass der Major nur auf die Karte sehen wollte.

»Es ist viel zu feucht dafür. Das passiert nicht«, winkte der Greis unbeeindruckt ab.

Ludwig stemmte frustriert die Hände in die Hüften. Er konnte förmlich schmecken, wie die Kerle nach Ausreden suchten, um nicht auf den Rettmer-Hof zu müssen. Der galt seit der schlimmen Bluttat als verflucht. Ergo wollte ihn niemand freiwillig betreten. Und da er kein König war, durfte er ihnen nicht den Marsch blasen, obwohl er im Augenblick nichts befriedigender gefunden hätte als das.

Sein schusseliger Universalgelehrter drängte sich erneut in Ludwigs Gedanken. »Habt Ihr erste Erkenntnisse, wie es zu dem Feuer gekommen sein kann?«, fragte er vorsichtig.

Huber zuckte mit den Achseln. »Jemand muss Feuer gelegt haben. Was sonst?«

Ludwigs Wangen wurden jetzt beinahe kochend heiß. Brandstiftung war eine von Augustos hervorstechendsten Talenten.

»Woher wisst Ihr, dass das Feuer keine natürliche Ursache hat?« Paul Lohmann trat zu Ludwig an die Tür.

Huber schien erleichtert, dass Ludwigs Sekretär nicht mehr in seiner Nähe weilte. »Es gibt kein Gewitter mit Blitzschlag und keine Trockenheit. Und da sich dort oben derzeit niemand aufhält, können wir ausschließen, dass jemand versehentlich einen Brand verursacht hat.«