König Ludwig - Mord in Schwangau - Kirsten Kaiser - E-Book

König Ludwig - Mord in Schwangau E-Book

Kirsten Kaiser

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Beschreibung

Bayern, Ende 19.Jh.: Ludwig ist Erfinder, Freigeist, Architekt - ach ja, und König von Bayern. Was für eine lästige Verantwortung! Viel lieber würde er den ganzen Tag Wagner hören, fliegende Kutschen entwerfen oder Märchenschlösser bauen. Na gut, zumindest Schlösser kann er bauen. Wenn er nur die Zeit dazu hätte!

Gerade aber hat er die Preußen zu Besuch. Und bei einem Staatsempfang versuchen die Halunken, ihn mitten in den Verhandlungen zu erschießen! Dass bei dem Anschlag ausgerechnet der preußische Sondergesandte umkommt, ist wohl nur gerecht. Doch Verbrechen an seinem Hof kann der König selbstverständlich nicht dulden - und so nimmt er gemeinsam mit Herzogin Sophie die Ermittlungen auf ...

Dieser Sammelband enthält die ersten beiden Folgen der Neuschwanstein-Krimi-Serie:

König Ludwig und der tote Preuße
König Ludwig und der gläserne Dolche

Die perfekte Wohlfühlkrimi-Unterhaltung nicht nur für Bayern-Liebhaber!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung



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Ähnliche


Inhalt

Cover

Grußwort

Über das Buch

Titel

König Ludwig und der tote Preuße

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

König Ludwig und der gläserne Dolch

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Über die Autorin

Impressum

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Über das Buch

Bayern, Ende 19.Jh.: Ludwig ist Erfinder, Freigeist, Architekt – ach ja, und König von Bayern. Was für eine lästige Verantwortung! Viel lieber würde er den ganzen Tag Wagner hören, fliegende Kutschen entwerfen oder Märchenschlösser bauen. Na gut, zumindest Schlösser kann er bauen. Wenn er nur die Zeit dazu hätte! Gerade aber hat er die Preußen zu Besuch. Und bei einem Staatsempfang versuchen die Halunken, ihn mitten in den Verhandlungen zu erschießen! Dass bei dem Anschlag ausgerechnet der preußische Sondergesandte umkommt, ist wohl nur gerecht. Doch Verbrechen an seinem Hof kann der König selbstverständlich nicht dulden – und so nimmt er gemeinsam mit Herzogin Sophie die Ermittlungen auf ...

Kirsten Kaiser

König Ludwig – Mord in Schwangau

Herzogin Sophie und der Märchenkönig ermitteln

Kirsten Kaiser

König Ludwig und der tote Preuße

Ein Fall für Herzogin Sophie und den Märchenkönig

Kapitel 1

»Er kommt nicht raus, Eure Hoheit.« Freiherr von Pfistermeister wischte sich eine Spur Schweißtropfen mit einem Taschentuch von der Stirn, das auch als mittelgroßes Tischtuch hätte dienen können. Er atmete mehrmals tief ein und aus, um zu Atem zu kommen. Die Treppen herauf in die oberste Etage waren steil, und es war anstrengend, sie nach oben zu eilen. Dafür hatte man eine wunderbare Aussicht aus allen Fenstern.

»Ludwig?«, fragte Sophie, obwohl sie natürlich wusste, wen er meinte. Sie betrachtete die Leinwand auf der Staffelei vor sich, den Pinsel locker in der Hand.

»Selbstredend, Eure Hoheit.« Von Pfistermeister navigierte eilig, aber gemessen um den Esstisch in Sophies Behelfswohnzimmer, auf dem sie Säckchen mit farbigen Pigmenten, unterschiedliche Pinsel, eine Flasche Leinöl, eine mit Terpentin und eine Mischpalette gestapelt hatte.

»Habt Ihr geklopft?« Sophie tupfte ein wenig Lapisblau in den halb fertigen Alpsee. Dann verglich sie ihn durch das weit geöffnete Fenster mit dem Original, das unten im Tal in der Mittagssonne lag, gesäumt von Bäumen und herrlich gelegen vor den schroffen Ammergauer Alpen, die sie jedes Mal aufs Neue beeindruckten.

»Mehrfach, Eure Hoheit.« Von Pfistermeister postierte sich direkt vor ihrer Staffelei.

Sophie schenkte ihm nur einen flüchtigen Blick, bevor sie sich wieder ihrem Bild widmete. Sie wusste, wie er aussah: klein, mittleren Alters, mit ergrauendem Spitzbart, Halbglatze, über die ein paar graue Haarsträhnen gebürstet waren, und Brille. Seine übliche Kleidung aus grauem Gehrock, dunklen Hosen und Lackschuhen war geschäftsmäßig und konservativ, wie es sich für einen der höchsten Beamten Bayerns gehörte. Doch sein gehetzter Gesichtsausdruck und die steile Falte über der Nasenwurzel verhießen ein drohendes politisches Inferno – mal wieder.

»Laut genug?«, fragte Sophie. Wenn sie ehrlich war, hatte ihr Bild nicht viel Ähnlichkeit mit der Landschaft zu ihren Füßen. Irgendetwas passte nicht.

»Das Holz hat von der Wucht gezittert«, übertrieb von Pfistermeister.

»Tatsächlich?« Ihr See hatte die Form eines schiefen Eis, anders als der echte. Vermutlich war es das, was sie störte. Oder doch die Farbe?

Von Pfistermeister hustete leise und vorwurfsvoll. Er faltete das Taschentuch und steckte es in die Brusttasche.

»Ja?« Endlich schenkte Sophie ihm einen aufmerksamen Blick.

»Er weigert sich, die Tür zu öffnen. Er ist zu müde.« Von Pfistermeisters lange Nase zuckte beim Sprechen, was die Brille darauf wackeln ließ.

»Und? Warum darf er nicht müde sein?«

»Er ist der König. Wir brauchen ihn.«

»Aber es ist erst ein Uhr. Mittag.« Sophie betonte das letzte Wort, nur für den Fall, dass das Sonnenlicht draußen von Pfistermeister nicht genug Hinweise auf die Tageszeit gab. »Kann die Sache nicht warten, bis er wacher ist?«

»Die Angelegenheit duldet keinen Aufschub, Eure Hoheit. Es ist eine regelrechte Katastrophe.« Von Pfistermeister holte das Taschentuch wieder hervor und zerknüllte es in der Hand.

»Das sagt Ihr jeden Tag.« Sophie strich etwas Blau von ihrem rechten Daumen und Zeigefinger an dem Kittel ab, den sie über ihrem Kleid trug. »Gestern war es eine Katastrophe, weil ...« Sie machte eine Pause. »Was war es gestern doch gleich?«

»Aber heute ist es eine größtmögliche Katastrophe«, überging er ihre Frage. »Ein Desaster mit einem großen D, sozusagen.«

»Wieso?«

»Weil von Geersen, der preußische Sondergesandte, schon seit drei Stunden unten auf den König wartet.«

»Soweit ich weiß, macht der Sondergesandte das nicht zum ersten Mal.«

»Das nicht. Aber anscheinend nimmt er es Seiner Majestät übel, dass der ihn letzte Woche versetzt hat und stattdessen ausgeritten ist. Er hat gedroht, die Verhandlungen abzubrechen und unverzüglich abzureisen. Also, der Sondergesandte, nicht Seine Majestät.«

»Und was denken Sie, meint von Geersen es wirklich ernst?«

»Er hat in meiner Gegenwart seinen Diener gebeten, die Koffer zu packen, und eine Kutsche bestellt.«

»Ist das alles?«

»Nein. Er hat Reiseproviant angefordert«, sagte von Pfistermeister so bedeutungsschwanger, als verkünde er die Bergpredigt.

»Oha«, machte Sophie unbeeindruckt. Es war die Farbe. Die stimmte nicht. Da musste noch mehr Blau in die Mitte des Sees. Sie tupfte erneut etwas davon auf die Leinwand, schüttelte aber mit gerunzelter Stirn den Kopf, als sie das Ergebnis betrachtete.

»Oha?« Von Pfistermeister wirkte, als ob er gleich einen Herzinfarkt bekäme. »Oha?« Seine üblicherweise tiefe Stimme sprang in die Höhe.

»Was soll ich sagen? Seine Majestät mag es nicht, unter Druck gesetzt zu werden, und wenn von Geersen meint, es eilig zu haben, dann ...« Sophie schnappte sich die Mischpalette und tunkte den Pinsel ins Weiß. Vielleicht schaffte sie es damit, den Schaden auszubessern, den sie eben am Ammersee verursacht hatte.

Von Pfistermeister warf die Hände in die Höhe, wobei das Tuch auf den Teppich flatterte. »Wenn er abreist, waren die letzten Monate umsonst. Ihr müsst mit Seiner Majestät reden, Eure Hoheit. Er muss den Sondergesandten empfangen. Unverzüglich.«

»Ich?« Sophie schaute von Pfistermeister dabei zu, wie er das Taschentuch aufhob und es zum zweiten Mal einsteckte. Sein Rekord lag bei sechs Mal in einer Viertelstunde. »Wieso immer ich? Was ist mit Euch oder von der Pfordten?« Sie kannte und schätzte von Pfistermeister seit ihren Kindertagen. Er hatte ihr oft genug mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Zudem war ihr bewusst, dass er mit seiner Aufgabe als Kabinettssekretär ein schweres Los gezogen hatte. Alle Anfragen an Ludwig gingen über von Pfistermeisters Tisch, und den Hauptteil seiner grauen Haare und diversen nervösen Marotten verdankte er der Tatsache, dass es fast unmöglich war, Ludwig dazu zu bringen, sich mit diesen Anfragen zu beschäftigen. Dennoch war sie entschlossen, sich nicht wieder in eines der ministeriellen Dramen um ihren ehemaligen Verlobten verwickeln zu lassen. Denn das endete regelmäßig damit, dass sie selbst den Ärger hatte. Entweder mit Ludwig oder mit einem seiner Minister und manchmal auch mit allen gleichzeitig.

»Auf Euch hört er«, sagte von Pfistermeister in ihre Überlegungen hinein.

»Wie bitte?« Sophie legte die Palette wieder auf den Tisch.

»Der König hört auf Euch.« Von Pfistermeister zog erneut sein Taschentuch heraus.

»Das halte ich für ein Gerücht.« Sophie blieb unschlüssig vor ihrem Bild stehen. Jetzt hatte der Ammersee in der Mitte einen weißen Fleck, was aussah, als ob es an einer Stelle auf den See geschneit hätte – und das, obwohl die Bäume drumherum in voller Pracht standen. Sie seufzte. Bei Augusto wirkte es so leicht, wenn er zum Pinsel griff. Wieso war es das nicht, wenn sie es versuchte?

»Das letzte Mal war es aber so.« Irgendetwas schien von Pfistermeister an seinem Taschentuch zu stören, denn er schüttelte es energisch aus.

»Das war Zufall. Das Mal davor hat er mich rauskomplimentiert und anschließend fünf Tage gemieden. Und von der Pfordten hätte es fast geschafft, ihn zu überreden, mich nach Hause in die Verbannung zu schicken«, entgegnete Sophie.

»Damit stehen die Chancen immerhin fünfzig zu fünfzig. Mich hat er die letzten zehn Male hinausgeworfen. Und das ist zurückhaltend geschätzt.« Von Pfistermeister musterte sie eindringlich, steckte das Tuch ein und faltete die Hände vor der Brust dramatisch zum Gebet. »Bitte, Eure Hoheit. Wenn die Verhandlungen scheitern, dann hat der König gerade noch genug Geld, um die nächsten sechs Monate zu überstehen. Und das ohne die immensen Kosten der Baustelle.« Er machte eine vage Geste in Richtung der Neuen Burg Hohenschwangau und schauderte theatralisch. »Das Ganze ist ein Albtraum. Allein das Abtragen des alten Schlosses hat Unsummen verschlungen – und erst die Sprengungen des Felsgesteins, um Platz für die irrsinnige Grundfläche des neuen Schlosses zu schaffen. Nicht zu reden von all diesem neumodischen Unsinn, den Seine Majestät plant, wie Heizungen, Aufzüge und was weiß ich. Es ist aberwitzig.«

»Ich dachte, Ludwig hat Einnahmen von über zwei Millionen Gulden pro Jahr? Das kann doch nicht alles aufgebraucht sein.«

»Doch.«

»Wie geht das?«

»Der exaltierte Lebensstil, die vielen privaten Bediensteten, der aufgeblähte Verwaltungsapparat, die diversen Baumaßnahmen, sein Mäzenatentum ...«

»Ihr meint Wagner?«, unterbrach Sophie ihn, bevor er ewig so weitermachen konnte.

»Derselbe hat im letzten Jahr mehr gekostet als der Unterhalt all unserer Schlösser«, murrte von Pfistermeister.

»Jetzt dramatisiert Ihr aber, oder?«

»Ein wenig«, gab er zu und tastete an seiner Brusttasche nach dem Taschentuch, ließ es dann jedoch stecken. »Aber Richard Wagner ist teurer als die Staatsausgaben für zehn Minister zusammen. Und wofür? Ein paar laute, theatralische Opern?«

»Danach frage ich Ludwig sicher nicht«, wehrte Sophie bestimmt ab.

»Das müsst Ihr auch nicht. Aber die Preußen bieten unter der Hand viel Geld für den Fall, dass wir uns einig werden. Bitte. Ihr seid Seiner Majestät Cousine, beste Freundin und Vertraute.« Von Pfistermeister holte jetzt doch wieder sein Taschentuch heraus und tupfte sich damit die Stirn ab. Er näherte sich seinem Rekord. Langsam machte Sophie sich Sorgen um ihn.

»Ich möchte Euch wirklich helfen.« Sie legte den Pinsel auf die Ablage an der Staffelei. »Aber auch auf die Gefahr hin, dass das egoistisch klingt: Ich kann nicht nach Hause. Eher springe ich mit Anlauf aus dem Fenster.« Sie war froh, dass sie von Pfistermeister gegenüber so offen sein konnte. Er würde es für sich behalten, darauf konnte sie zählen.

»Das wäre zweifellos sehr schade«, entgegnete von Pfistermeister ungerührt, aber mit einem Funken trockenen Humor.

»Besten Dank«, entgegnete Sophie ebenso trocken.

»Keine Ursache. Und ich denke, Ihr könnt beruhigt sein. Eure Mutter wird Euch nicht gegen den Wunsch Seiner Majestät nach Hause holen, solange hier nichts Ungebührliches geschieht. Und der König liebt Euch wie seine eigene Familie, die Ihr ja auch seid. Daran ist nichts Unschickliches, und er würde Euch nie heimsenden, wenn Ihr dies nicht wünscht.«

»Es wäre schön, wenn meine Mutter das ebenfalls so sehen könnte«, sagte Sophie. »Ich bin erst zwei Wochen hier, und sie hat mir schon zwei Mal geschrieben und gefragt, wann ich denn endlich wieder nach Possenhofen käme. Und das, obwohl sie mir versprochen hat, dass ich den Sommer hier verbringen darf. Von der Pfordten scheint Mama erneut auf die Unschicklichkeit meines Besuchs aufmerksam gemacht zu haben.«

»Apropos Schicklichkeit«, sagte von Pfistermeister und schaute in Richtung der Tür zur Mädchenkammer, die sich rechts an das Wohnzimmer anschloss. »Wo ist eigentlich Euer Ehrenfräulein? Sollte Erika nicht bei Euch sein?«

»Die habe ich zum Einkaufen ins Dorf geschickt.« Sophie unterdrückte ein zufriedenes Lächeln. Sie hatte ihrer Kammerfrau so viele Aufgaben aufgetragen, dass sie bestimmt einige Stunden weg sein würde.

Von Pfistermeister schmunzelte. Sophie vermutete, dass ihm nicht entgangen war, dass sie auffällig häufig ohne ihr Ehrenfräulein anzutreffen war und das besagte Ehrenfräulein fast jeden Tag aufwendige Einkaufslisten ausgehändigt bekam, deren Erledigung viel Zeit in Anspruch nahm.

»Wenn es Euch beruhigt«, sagte von Pfistermeister, »dann unterstütze ich Euch, falls von der Pfordten wieder gegen Euch intrigiert.«

»Sicher?« Sophie hob zweifelnd die Augenbrauen.

»Großes Kabinettssekretärsehrenwort.« Von Pfistermeister machte einen angedeuteten Diener.

»Und werdet Ihr auch Ludwig gegenüber für mich sprechen, falls er mir meine Intervention übel nimmt?«

Von Pfistermeister wurde bleich und nestelte wieder an seiner Brusttasche herum.

Sophie seufzte. »Ich ziehe meinen Kittel aus und wasche mir die Hände.«

Zwanzig Minuten später klopfte Sophie zweimal lang und viermal kurz an der Tür zu Ludwigs Schlafgemach, dem sogenannten Tassozimmer. Während sie auf eine Antwort wartete, starrte sie abwesend auf das dunkle, mit schwarzen Metallstreben verstärkte Holz, das sie immer an eine Tür in einer mittelalterlichen Festung erinnerte. Wie hatte es von Pfistermeister nur wieder geschafft, dass sie hier war und nicht oben in ihren Gemächern beim sorglosen Malen von Landschaften, die vermutlich eine Sechsjährige besser hinbekommen hätte?

»Ich bin es. Sophie«, rief sie nach einer gefühlten Minute, was eigentlich unnötig war, da Ludwig sie natürlich an ihrem verabredeten Klopfzeichen erkannte. »Kann ich hereinkommen?« Sie klopfte erneut im festgelegten Takt und wartete.

Von drinnen kam ein dumpfer Schlag, wie etwas Schweres, das auf dem Boden aufprallte.

»Ludwig?« Sophie lauschte und zählte stumm bis zehn. Dann drückte sie die Tür auf, die unverschlossen war.

König Ludwig II. von Bayern stand mit ausgestreckten Armen in der Mitte seines geräumigen Schlafzimmers und schien die Decke anzubeten. Von dieser schimmerte matt ein aus dem darüberliegenden Stockwerk beleuchteter, künstlicher Sternenhimmel, der das Zimmer in eine ewige Sternennacht tauchte. Ludwig selbst hatte die Idee zu der Installation gehabt, die ihm zu jeder Tages- und Nachtzeit seit Jahren einen Schlaf unter den Gestirnen ermöglichte. Etwas, worum Sophie ihn beneidete und was sie begeisterte. Und nicht nur sie. Die Besucher und selbst die Bediensteten des Schlosses flüsterten über die Großartigkeit des Sternenhimmels, und fast alle hätten viel dafür gegeben, sich ihn selbst einmal ansehen zu können. Doch Ludwig schützte seine Privatsphäre mit notorischem Eifer, daher war es nur wenigen vergönnt. Sophie selbst gehört zu ihnen und schätzte sich glücklich deswegen. Sie war privilegiert, das wusste sie.

Sie kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Zum Glück sorgte ein goldener Kronleuchter, der an einer quer durchs Zimmer gespannten massiven Kette hing, für mehr Licht. Die zusätzliche Beleuchtung war nötig, da momentan sämtliche Vorhänge geschlossen waren und nur durch die Ritzen ein wenig Tageslicht hereindrang. Das gedämpfte Licht reichte zumindest aus, um die prächtige Wandbemalung des Zimmers zu offenbaren, die in leuchtenden Farben das Gedicht »Das befreite Jerusalem« von Torquato Tasso illustrierte. Auch wenn Sophie das Kunstwerk schon oft gesehen hatte, nahm seine Schönheit sie immer wieder aufs Neue gefangen. Doch heute wurde sie durch Ludwigs Mops Siegfried abgelenkt, der etwas hinter sich herziehend rechts unter Ludwigs reich verziertem Holzbett verschwand.

Auf dem Tisch an der Wand daneben lag der umgekippte, leere Papageienkäfig, dessen Tür offen stand. Auf dem Boden befanden sich ein wenig Sand aus dem Inneren des Käfigs und eine Tischlampe, die der Käfig beim Umfallen heruntergefegt haben musste. Ein großer Schrank, dessen Tür ebenfalls offen stand, komplettierte die Einrichtung auf der linken Seite des Zimmers.

»Ja?« Ludwig wandte sich Sophie zu, ohne die Arme herunterzunehmen. Seine schwarzen Haare hingen ihm in die Stirn. Das Schlafanzugoberteil war hochgerutscht, sodass ein wenig blasser Bauch zu sehen war, und einer seiner Pantoffeln fehlte.

»Darf ich eintreten, Ludwig?« Sophie blieb kurz an der Tür stehen, die sie hinter sich geschlossen hatte, weil Ludwig es nicht schätzte, wenn Bedienstete von draußen in sein Zimmer schauen konnten.

»Bitte.« Ludwig ließ die Arme sinken, bückte sich und zog auch noch den zweiten Pantoffel aus.

Sophie kam näher und beobachtete ihn dabei schweigend. Ludwigs Stimmungsschwankungen waren legendär. An manchen Tagen war er der beste Freund, den man haben konnte: loyal, klug und kreativ. An anderen hieß es, rasch in Deckung zu gehen. Welcher Tag war heute?

Ludwig richtete sich mit dem Pantoffel in der Hand auf. Er wirkte entspannt und lächelte sogar, auch wenn er Schatten unter den Augen hatte. Seine Laune schien also trotz des Besuchs des Sondergesandten nicht schlecht zu sein.

»Was hat er da?« Sophie nickte erleichtert in Richtung Bett, unter dem der Mops vor sich hin knurrte und ab und zu jaulte.

»Meinen anderen Schuh zum Mittagessen«, sagte Ludwig. »Hilfst du mir?«

»Ihn wiederzuholen?« Sophie fragte sich, wie sie in ihrem sperrigen Kleid mit der Krinoline unters Bett passen sollte.

»Den Schuh? Nein, nicht nötig«, winkte Ludwig ab.

»Nicht?«

»Mein letztes Paar hat ihm nicht geschadet.«

»Ganz wie du meinst. Aber wobei soll ich dann helfen?«

»Dabei.« Ludwig zeigte mit dem Pantoffel nach oben. Auf dem Kronleuchter trippelte etwas Grün-Gelbes auf und ab: Ludwigs Amazonenpapagei Brunhilde.

»Was kann ich tun?« Sophie legte den Kopf in den Nacken.

»Wedele mit dem Pantoffel«, bat Ludwig. »Das lenkt sie ab, sodass ich sie ergreifen kann. Warte auf mein Zeichen.« Er warf Sophie den Pantoffel zu, die ihn geschickt auffing, und zog einen filigranen Stuhl mit elegant geschwungenen Beinen unter den Kronleuchter.

Sophie zögerte, als sie seine Absicht erkannte.

»Stimmt was nicht?« Ludwig verharrte, einen Fuß auf dem Stuhl.

»Ist der Stuhl nicht ein wenig zu ...« Sophie suchte nach dem passenden Wort. »... zart?«

»Wie meinen, meine Beste?«

»Ich meine ...« Sie brach ab. Ludwig war außerordentlich empfindlich, wenn es um sein Gewicht ging, weil er seit Kurzem bei einer Größe von knapp über ein Meter neunzig beinahe hundertzehn Kilo wog. »Die Sitzfläche ist etwas zu klein, um darauf zu stehen, oder?«, improvisierte sie. Sophie selbst fand Ludwig nicht zu dick, aber er war in einer Familie aufgewachsen, die körperliche Zucht schätzte und zugleich erwartete. Sein Vater war vor seinem Tod ein passionierter Jäger gewesen. Seine Mutter war trotz ihres mittlerweile fortgeschrittenen Alters immer noch eine begeisterte und sehr fähige Bergsteigerin. Eine Leidenschaft, die Ludwig im Gegensatz zur Jagd teilte. Allerdings war seine Leidenschaft für Süßigkeiten mindestens genauso groß wie die für das Klettern und Wandern.

»Ich bin sicher, das wird reichen.« Ludwig kletterte mühsam auf den Sitz, auf dem seine nackten Füße gerade so nebeneinander passten, und richtete sich etwas wackelig auf, was ihn fast auf Augenhöhe mit dem Papagei brachte. Der stutzte eine Millisekunde und trat flatternd den Rückzug auf die höher gelegene Befestigungskette an, bevor Ludwig ihn packen konnte. »Nun dann.« Ludwig gab Sophie einen Wink und verlor prompt das Gleichgewicht. Er ruderte mit den Armen.

Sophie eilte zu ihm und ergriff ihn von unten fest an einer Hand. »Alles in Ordnung?«

»Selbstverständlich«, sagte Ludwig würdevoll und hielt sich mit der anderen Hand an der schwankenden Kette über ihm fest. »Darf ich bitten?« Er ließ Sophie los.

»Richtig.« Sophie trat ein wenig von ihm zurück und schwenkte den Pantoffel.

Siegfried kam unter dem Bett hervorgeschossen und umkreiste Sophie schnaufend und mit dem ganzen Körper wedelnd. Brunhilde hingegen starrte regungslos aus einem Auge auf Ludwig herunter und hielt das andere geschlossen, während die Kette sie hin und her schaukelte.

»Merde alors«, murmelte Ludwig, der jetzt mit dem ganzen Stuhl vor und zurück wankte.

»›erde alorsss«, krächzte Brunhilde.

»Wann hat sie das gelernt?« Sophie stoppte mitten in der Bewegung.

»Gerade.« Ludwig hielt nur mit Mühe sein Gleichgewicht. »Sie ist sehr gelehrsam. Nur das mit den Ms klappt partout nicht.« Er packte mit der zweiten Hand die Kette, wodurch er noch mehr ins Schwanken geriet.

»Ich fürchte, wir brauchen eine neue Idee.« Sophie sah sich schon gegenüber von der Pfordten und von Pfistermeister erklären, weshalb der bayrische König sich in ihrer Gegenwart den Hals gebrochen hatte. »Darf ich es einmal versuchen?« Sie hielt ihm erneut die Hand hin. Ludwig ergriff sie, nachdem er die Kette vorsichtig losgelassen hatte. Sie stemmte sich mit aller Kraft gegen sein Gewicht, wartete, bis er auf sie gestützt sicher herabgestiegen war, und drückte ihm den Pantoffel in die Arme.

»Und nun?« Er runzelte die Stirn.

Sophie lächelte aufmunternd, löste ihr kostbares silbernes Armband mit den Rubinen und hielt es Brunhilde hin. »Schau mal«, sagte sie so lockend wie möglich zu ihr.

Der Vogel neigte den Kopf und öffnete das andere Auge, bewegte sich aber nicht.

»Was soll das werden, meine liebste Sophie?« Ludwig versuchte, den an ihm hochspringenden Siegfried davon abzuhalten, sich den zweiten Pantoffel zu schnappen.

»Sie ist eine Elster«, erklärte Sophie.

»Ich bin mir sicher, dass sie ein Papagei ist. Da, nimm, du Gierschlund.« Ludwig warf Siegfried seine Beute zu, der damit so schnell durch den Raum sauste, wie das auf seinen kurzen Beinchen möglich war.

»Sie liebt alles, was glitzert. Ist dir das noch nicht aufgefallen?«

»Nicht, dass ich wüsste.« Ludwig klang nachdenklich.

»Dann warte nur ab.« Sophie ließ den Schmuck demonstrativ weiter hin und her baumeln, ging langsam zum metallenen Käfig und stellte ihn mit der freien Hand auf. Zum Glück war der meiste Sand im Vogelbauer geblieben. »Na, komm. Ist alles deins«, flötete sie Brunhilde zu und legte das Armband auf den Sand.

Der Papagei kam zögernd auf der Kette herangetrippelt. Doch dann siegte die Gier. Er flog nach unten, kletterte in den offenen Käfig und nahm das Armband in den Schnabel.

»Das hätte ich als Nächstes versucht«, behauptete Ludwig.

»Natürlich«, entgegnete Sophie sanft, während sie die Tür des Käfigs schloss.

Ludwig trat heran. »Willst du das nicht wiederhaben?«

»Eigentlich nicht. Das Armband ist ein Geschenk von Herzog Alençon.«

»Verstehe.« Ludwig sah sie mit einer Mischung aus Schuldbewusstsein, Mitleid und Zuneigung an, wie immer, wenn es um ihren potenziellen neuen Verlobten ging. »Möchtest du ein neues? Ich kann dir etwas Schönes machen lassen. Bitte, lass mich dir etwas schenken«, sagte er eifrig.

»Das ist nett von dir, Ludwig, mein Lieber. Aber es ist wirklich nicht erforderlich. Ich habe mehr als genug Schmuck.«

»Schuck«, warf Brunhilde dazwischen, die das Armband mit dem Schnabel im zentimeterdicken Sand des Käfigs verscharrte.

»Schmmmuck«, sprach Sophie ihr langsam und deutlich vor.

Brunhilde nickte, zog es jedoch vor, zu schweigen.

»Das lernt sie noch. Rate mal, was ich als Nächstes mit ihr trainieren werde.« Ludwig wippte auf den Zehenspitzen.

»Was denn? Singen?«

»Apportieren. Die Arbeit mit Siegfried hat mich darauf gebracht.« Er rieb sich freudig die Hände, dann schaute er wieder zu Brunhilde. »Und bist du sicher, was den Schmuck angeht? Meine Goldschmiede sind erstklassig.«

»Sicher. Aber ich danke dir von Herzen.«

»Na gut.« Ludwig räusperte sich und besann sich kurz. »Was führt dich eigentlich zu mir? Ich dachte, du widmest dich heute deiner Kunst? Also, nicht, dass ich mich nicht freuen würde, dich zu sehen. Denn das tue ich.« Er lächelte sie warm an.

»Pfi hat mich aufgespürt.« Sie lächelte zurück. Sie war froh, dass sie zu ihrer alten Vertrautheit zurückgefunden hatten, die während ihrer Verlobung arg gelitten hatte. »Und das, obwohl ich mich oben in den Gemächern versteckt hatte, die du mir netterweise überlassen hast. Er schickt mich, um mit dir zu reden.«

Ludwig stöhnte.

»Ich weiß«, beschwichtigte ihn Sophie. »Aber er sagt, es sei wichtig.«

»Das denkt er immer, und nie stimmt es.«

»Von Geersen hat gedroht, abzureisen, wenn du ihn heute nicht empfängst.«

»Das tut er sowieso nicht.«

»Seine Koffer sind gepackt, die Kutsche ist bestellt.«

»Pah.« Ludwig winkte ab.

»Er hat Reiseproviant geordert.«

Ludwig stutzte. »Dann könnte er es tatsächlich ernst meinen. Aber selbst wenn ...« Er stemmte die Hände in die Hüften. »Wofür habe ich meinen Finanzminister? Und Pfi und Pfo? Können die nichts alleine regeln?«

»Von Geersen muss direkt mit dir sprechen. Die Sache ist wohl delikat. Anweisung von Bismarck, sagt Pfi.« Sophie bewunderte Brunhildes Energie. Der Papagei hatte das Armband bereits in eine sandige Anhöhe verwandelt, unter der es hier und da rot funkelte.

»Ich will nicht mit ihm reden. Er ist ein einfältiger Mensch, der nur an das nächste Mahl denkt und von wahrer Größe keine Ahnung hat. Man stelle sich vor, er mag nicht einmal Wagner. Wagner! Ein Tor, wer dieses wahre Genie nicht erkennt.« Ludwig streckte die Brust raus und stellte sein rechtes Bein durchgedrückt zur Seite. Das tat er immer, wenn er königlich wirken wollte.

»Aber er ist nun einmal Bismarcks Repräsentant für die schweren Fälle.« Sophie beugte sich zum Käfig herunter, um zu bewundern, dass das Armband endlich einen löblichen Zweck gefunden hatte.

»Die schweren Fälle?«, echote Ludwig. »Es ist wohl eher so, dass Bismarck seinen Schwiegersohn in spe mit aller Macht fördern will.«

Sophie schaute überrascht wieder auf. »Das wusste ich nicht. Wirklich? Nicht doch, Brunhilde.« Brunhilde grub das funkelnde Armband wieder aus und zog es mit dem Schnabel auf dem Käfigboden im Kreis herum, vermutlich auf der Suche nach dem noch idealeren Versteck.

»Ja, wie man sieht, ist der große Bismarck nicht über ein bisschen Nepotismus erhaben.« Ludwig betrachtete ebenfalls Brunhildes Aktivitäten.

»Interessant. Ich habe mich schon öfter gefragt, warum von Geersen seine Stellung innehat. Ohne ihm zu nahe treten zu wollen, aber er macht manchmal einen wenig inspirierten Eindruck. – Da.« Sophie wies auf eine Stelle im Käfig, die nicht anders war als die anderen, ihr aber dennoch gut erschien. »Und bitte viel Sand darüber.«

Brunhilde schien zu verstehen, denn sie begann augenblicklich damit, das Armband an besagtem Punkt zu verbuddeln.

»Gut so, Brunhilde«, lobte Ludwig. »Und was von Geersen angeht«, sagte er zu Sophie, »so hast du das ausgezeichnet und sehr diplomatisch umschrieben. Ich hätte ihn mit Freude schon hundertmal des Landes verwiesen, wenn ich nur könnte. Er ist ein Dummkopf und so langatmig, dass es einem das Wasser in die Augen treibt. Aber ich muss mich mit ihm abfinden, weil Bismarck es so will.« Er strich sich durch die Haare und glättete sie. »Wo wir gerade von Landesverweis sprechen: Wagner ist aus München zu Besuch gekommen. Er wohnt unten im Dorf. Wusstest du, dass er eine ganz hinreißende neue Oper komponiert hat? Ein Heldenepos erster Güte. Er hat sie mir heute Nacht vorgestellt. Mir allein. Als Erstem auf der ganzen weiten Welt. Und dann haben wir geredet, bis der neue Tag begann. Er ist ein treuer, werter Freund.« Ludwig strahlte.

»Wenn er hier ist, ist Geld umso wichtiger«, murmelte Sophie vor sich hin. Brunhilde hörte kurz auf zu graben und schaute andächtig zur Herzogin. Offenbar stimmte sie mit ihr überein.

»Du musst dir das neue Werk anhören«, fuhr Ludwig unbeirrt fort. »Die Geschichte, die Musik. Du wirst begeistert sein. Heute Abend? Im Festsaal?«

»Sehr gern.« Sophie schenkte dem König ein ehrliches Lächeln sowie einen angedeuteten Knicks als Dank. Sie mochte Wagners Musik fast genauso gern wie Ludwig. Nur mit Wagners Charakter hatte sie ein Problem. »Aber meinst du, du kannst vorher ...«, versuchte sie es erneut.

»Ist das wirklich nötig?« Ludwig schob die Unterlippe nach vorne, das Strahlen war verschwunden.

»Ich fürchte.« Sophie tätschelte seinen Oberarm. »Aber wir machen es so angenehm wie möglich für dich.«

»Wie soll das gehen?«

»Du könntest zum Beispiel deine schöne Uniform anziehen, die blaue, die du so magst.«

»Vielleicht. Aber ich will nicht alleine mit ihm reden.«

»Pfi wird da sein und ungefähr ein halbes Dutzend andere, um dich zu unterstützen, Ludwig. Du bist nicht allein.«

»Pfff«, stieß Ludwig zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, plötzlich rot im Gesicht. »Unterstützen? Ha!« Er reckte den Zeigefinger in die Luft. »Um mich zu kontrollieren und zu gängeln wohl eher. Eure Majestät hier, mein König da und alles mit diesem angespannten Gesichtsausdruck, der bedeutet, dass sie Angst haben vor dem, was ich als Nächstes sage oder tue. Diese Heuchler.« Er fuchtelte wild mit dem Zeigefinger, sodass Sophie vorsorglich einen Schritt zurückging. »Und worum geht es ihnen?«, machte Ludwig davon unbeeindruckt weiter. »Nicht um Würde, nicht um Anstand, Ehre oder Ruhm. Ganz zu schweigen von der Kunst. Es geht immer nur um Geld, Geld, Geld.«

»Aber denk doch, was du mit dem Geld alles schaffen kannst«, wandte Sophie ein. »Welche herrlichen Bauten. Die Neue Burg Hohenschwangau wird ein Wunder.« Das war nicht geschmeichelt. Sie hatte die Pläne gesehen und war verzaubert.

Ludwig atmete tief durch. »Du hast recht.« Er senkte den Finger. »Ich habe übrigens über einen Namen für sie nachgedacht. Neue Burg Hohenschwangau trifft es nicht. Das ist zu banal, zu unauffällig. Meine neue Burg wird etwas nie zuvor Dagewesenes sein, ein Traum von Heldentum und Edelmut in Stein. Das muss sich im Namen wiederfinden.«

»Und an welchen hast du gedacht?« Sophie suchte auf dem Nachttisch nach den Sonnenblumenkernen, um Brunhilde zu belohnen, die das Armband wieder vollständig vergraben hatte.

»Ich habe noch keine überzeugende Idee. Aber wie ich schon sagte, es muss den Odem von Rittern und alten Mythen haben. Heilige Gralsburg? Parzifalpalast?« Ludwig rieb sich die Stirn. »Ah, taugt alles nichts. Hast du einen Einfall?«

»Nicht spontan. Aber ich denke gern darüber nach.« Sophie drehte sich zu Ludwig.

»Ausgezeichnet. Dann bin ich jetzt bereit für von Geersen. Aber nur, weil du mich gebeten hast. Und ich gehe nicht ohne Freunde. Du musst mitkommen. Ich brauche dich.« Ludwig dachte nach. »Und Wagner auch.«

»Wagner?«, rutschte es Sophie erschrocken heraus.

»Ich schätze seine Meinung, das weißt du doch«, entgegnete Ludwig missmutig.

»Ich gebe deinem neuen Sekretär Bescheid«, sagte Sophie schicksalsergeben.

Kapitel 2

Auszug aus dem Tagebuch Ludwigs des II.:

»Oh Herr, mach, dass ich die verdammten Preußenhunde ruhig und mit Gleichmuth ertrage, so, wie es Dein Wille ist. Gib mir unendliche Geduld, ewige Langmuth und überwältigende Kraft, sie nicht bei Wasser und ohne Brot in den Kerker zu werfen. (Notiz: Ursula bitten, mir frische Pralinen ins Verhandlungszimmer zu bringen!!!)«

»Beeil dich!« Ludwig zog den Bauch ein. »Los, los, die verräterischen Preußen warten.«

»Sehr wohl, mein König.« Ludwigs Privatdiener Karl kniete vor Ludwig und versuchte, die Knöpfe an der dunkelblauen Uniformjacke zu schließen. Die rechte Jackenseite glitt ihm aus den Fingern, sodass der starre Stoff über Ludwigs Körpermitte aufklaffte und das helle Seidenhemd darunter zum Vorschein kam. »Sie scheint ein klein wenig zu spannen, Eure Majestät.« Karl kam langsam in die Höhe. Er war jetzt im vierundsechzigsten Jahr, und langsam nagte der Zahn der Zeit an ihm. Etwas, das unter anderem daran sichtbar wurde, dass sein ehemals blondes Haar nunmehr fast weiß war und die vielen Sommersprossen in den tiefen Falten auf seinen Wangen verschwanden.

»So ein Unsinn«, entgegnete Ludwig. »Die habe ich erst vor ein paar Monaten zur Trauung von der Tochter von dieser – wie war noch ihr Name? – getragen. Diese verrückte Gräfin mit dem schlechtesten Orchester der Welt. Das, bei dem die erste Geige mich in den Wahnsinn getrieben hat. Du weißt schon.«

»Die mit dem schönen Gartenpavillon, den Ihr beim Empfang bewundert habt?« Karl stand jetzt aufrecht und reichte Ludwig eben bis zur Brust.

»Genau. Da passte die Jacke jedenfalls wunderbar.« Ludwig strich sein Haar zurück, das ihm in die Stirn fiel. Er mochte es so; langes Haar war heldenhaft. Tristan hatte sicher langes Haar gehabt.

»Barischka?«, überlegte Karl.

»Wie bitte?«

»Der Name der Gräfin, Eure Majestät.«

»Karlchen«, seufzte Ludwig. »Jetzt halt dich bitte nicht mit Nebensächlichkeiten auf. Meine Uniform passt nicht. Und diesen Preußenhunden trete ich absolut nicht in Zivil entgegen.« Er warf sein Haupt in den Nacken. »Mögen sie das volle Gewicht meiner Macht spüren und meine Hoheitlichkeit und Würde bewundern.« Sein Nacken knackte vernehmlich. Er senkte den Kopf vorsichtig wieder. Das war beileibe nicht der richtige Tag, um sich die Glieder auszurenken. Er würde seine ganze Konzentration brauchen, um diesen diplomatischen, mit zuckrigsüßen Zungen parlierenden, aber dennoch heimtückisch täuschenden Verbrechern nicht auf den Leim zu gehen.

Zumindest waren seine zauberhafte Sophie und der großartige Wagner bei ihm, um ihm den Rücken zu stärken. Aber es war immens wichtig, dass er wie der König von Gottes Gnaden aussah, der er war.

»Wo ist meine Ersatzuniform?«, besann er sich. »Die mit dem hohen Kragen und den schönen goldenen Tressen.«

»Bei der Schneiderin, Eure Majestät.«

»Wieso das?«

»Sie muss ...« Karlchens Blick huschte abwesend über Ludwigs Bauch, dann spitzte er kurz die Lippen, wie immer, wenn er nachdachte. »Sie muss vom Schnitt her der letzten Mode aus Paris angepasst werden.«

»Neue Mode?« Nun war Ludwig interessiert.

»Die Taille wird bei Herren jetzt mehr betont«, erklärte Karl.

»Verstehe. Das ist natürlich wichtig.« Ludwig schaute an sich herab. Seine Taille war rank wie eh und je, es war gut, die zu betonen. Sein Bauch hingegen ... Der mochte ein ganz klein wenig mehr sein als vor ein paar Monaten. Aber nur minimal. Kaum der Rede wert. Und sicherlich nicht so viel, dass die Jacke nicht mehr schloss. Das musste andere Ursachen haben. Und er kannte sie. »Hat die Schneiderin die Uniform wieder enger gemacht?«, fragte er inquisitorisch.

»Nicht, dass ich wüsste, Eure Majestät.«

»Das hast du auch gesagt, als sie meinen Frack enger genäht hat.«

»Das stimmt, Eure Majestät.«

»Ich habe ihr das letzte Mal ausrichten lassen, sie möge das nicht ohne meinen ausdrücklichen Wunsch tun. Das war ein königlicher Befehl, keine Bitte.« Ludwig pochte das Blut in den Schläfen. Wie konnte es sein, dass seinen Wünschen nicht entsprochen wurde? Auch wenn es sich nur um ein Kleidungsstück handelte. Das war Hochverrat!

»Ich leite Eure Order erneut weiter, Majestät.« Karlchen spähte in den geöffneten Kleiderschrank, dann verschwand er mit dem Oberkörper darin.

Ludwig machte zwei Schritte zu seinem Nachttisch, auf dem eine Kristallschale voll mit frischen Pralinen stand. Wenn er daran dachte, diesem hinterhältigen von Geersen entgegentreten zu müssen, knurrte sein Magen. Er wählte mit Bedacht eine der größten Pralinen. Schokoladenkrokant, seine Lieblingssorte. Ursula, der besten Köchin der Welt, sei Dank war er damit immer bestens versorgt. Er schob sich zwei Pralinen gleichzeitig in den Mund. Die Stärkung hatte er bitter nötig.

»Hier, Eure Majestät«, sagte Karl hinter ihm.

»Bitte?« Ludwig drehte sich mit vollem Mund um, nachdem er eine dritte Praline hineingesteckt hatte.

»Das hier wird helfen, Eure Majestät.« Karlchen hielt eine Leibbinde aus silbrig glänzendem Stoff in der Hand. Methodisch begann er, deren lange Bahnen abzuwickeln.

»Wobei, wenn ich fragen darf?« Ludwig tastete nach einer weiteren Praline, ohne hinzusehen.

»Das wird auch in dieser Uniform Eure Taille betonen.« Karl streifte mit einem kurzen Blick die halb leere Kristallschüssel und legte das silberne Gewebe ordentlich aufs Bett. Der Stoff war abgewickelt mehrere Meter lang. »Darf ich?« Er machte Anstalten, Ludwig die Jacke auszuziehen.

»Wenn du meinst, Karlchen.« Ludwig schlüpfte mit seiner Hilfe aus dem Uniformrock.

»Das wird wunderbar aussehen, heldenhaft, wie Ihr seid.« Karl bettete den Rock vorsichtig aufs Bett, nahm die Leibbinde, umrundete Ludwig mehrmals und schlang ihm dabei die Stoffbahnen um den Oberkörper.

»Hoffentlich wie Tristan«, murmelte Ludwig.

»Natürlich.« Karlchen war damit fertig, Ludwig einzuwickeln, und hielt die losen Stoffenden fest. »Haltet die Luft an, Majestät«, sagte er, nachdem er hinter Ludwig getreten war. Mit einem Ruck zog er die Stoffenden nach hinten.

»Au.« Ludwig ließ den Atem stoßweise aus den Lungen entweichen. »Das ist zu fest. Merde alors.«

»Das muss so sein.« Karl ließ nicht nach, sondern verstärkte den Zug noch ein wenig.

»Ich bekomme keine Luft.« Ludwig wurde es schwummrig. Er stützte sich schwer auf dem Nachttisch ab, was dazu führte, dass dieser unter seinem Gewicht leicht wackelte. Brunhilde, davon aufgeschreckt, hüpfte in ihrem Käfig von ihrer Sitzstange und trippelte um den kleinen Sandberg herum, der das Armband verbarg. Sie kam näher ans Gitter, von wo aus sie den glitzernden Stoff sehnsüchtig betrachtete.

»Nichts da«, sagte Ludwig mit gepresster Stimme. »Du hast schon das Armband.«

»So.« Karl machte einen festen Knoten, der Ludwig schmerzhaft in die Nieren drückte. »Perfekt.« Er half dem König in die Jacke und konnte die Knöpfe nun mühelos schließen.

Es klopfte dreimal lang, dreimal kurz. Das war Paul Lohmanns Klopfzeichen. Siegfried, der bislang reglos, das Kinn auf den Pfoten, vor der Tür gelegen und geschlafen hatte, sprang auf und bellte.

»Herein!«, rief Ludwig über das Bellen hinweg.

Die Tür öffnete sich, und Paul Lohmann, Ludwigs neuer Privatsekretär, verbeugte sich vor Ludwig. Er ließ Richard Wagner ein und schloss die Tür wieder von außen. Siegfried stürzte sich auf Wagner und hängte sich knurrend an dessen rechtes Hosenbein.

»Treuer Freund. Großer Meister. Wie froh bin ich, Euch zu sehen.« Ludwig eilte auf Richard Wagner zu und schüttelte ihm die Hand.

»Es ist mir eine Ehre, Eure allergnädigste Majestät.« Wagner deutete eine Verbeugung an, schüttelte gleichzeitig Ludwigs Hand und versuchte, Siegfried mit energischen Fußbewegungen loszuwerden. Wagner war offenbar beim Mittagessen gewesen, als Ludwigs Sekretär ihn geholt hatte, denn Wagners weißes Hemd unter dem dunklen Gehrock hatte einen Soßenfleck knapp unter dem Kragen.

»Aus«, sagte Ludwig streng zu Siegfried, der Wagners rechtes Hosenbein verblüffenderweise tatsächlich losließ. Aber nur, um sich anschließend das linke zu schnappen und daran zu zerren.

»Kommt.« Ludwig bückte sich, löste Siegfrieds Zähne vom Hosenbein, hob ihn auf und führte Wagner über den Flur in sein gegenüberliegendes Büro, das klein und dunkel war. Er hatte noch ein großes, prächtiges zur Repräsentanz, aber das mochte er nicht. Es hatte seinem Vater gehört und erinnerte zu sehr an das strenge Regiment, das dieser über Ludwigs Kindheit geführt hatte. Das hier hingegen war ganz nach seinen Vorstellungen und mit den neuesten technischen Errungenschaften ausgestattet.

Ludwigs aktueller Liebling war eine Schreibmaschine, die erst seit ungefähr einem Jahr patentiert war und die er sich extra aus Amerika hatte besorgen lassen. Er benutzte sie zwar kaum, fand aber, dass sie auf seinem Edelholzsekretär durchaus Eindruck machte. Auf einem Tisch vor dem einzigen Fenster stapelten sich die Bauzeichnungen und Ausstattungskataloge für die neue Burg und den Umbau des königlichen Eisenbahnwagens im letzten Jahr. Im Schrank hinter dem Schreibtisch verwahrte Ludwig seine umfangreiche Sammlung von Tage- und Notizbüchern, in denen er akribische Aufzeichnungen von allem, was ihn interessierte, anfertigte. Das waren meistens Theater- und Musikaufführungen, aber auch sein Alltagsgeschäft, wenn es denn ausnahmsweise spannend war.

Ludwig schob die ordentlichen Türmchen ungelesener Depeschen beiseite, die der Haustelegrafist dreimal am Tag auf dem Schreibtisch ablegte, ließ sich dahinter nieder und nahm Siegfried auf seinen Schoß, der sich zusammenrollte und die Augen schloss.

Wagner setzte sich ihm gegenüber und schlug die Beine übereinander. »Es ist eine große Freude, Euch zu sehen, Eure verehrte Majestät.« Die Frage, warum er hier war, schwang mit.

»Ich brauche Eure Unterstützung, mein bester Freund.«

»Wie kann ich Euch dienen, hochgeschätzteste Majestät?« Wagner neigte das geniale Haupt.

»Dieser fürchterliche von Geersen will schon wieder eine Audienz. Und ich muss sie ihm gewähren.« Ludwig wären beinahe die Tränen in die Augen getreten. Dieser begnadete Meister, ein Talent, das nicht von dieser Welt war, war dennoch bereit, alles stehen und liegen zu lassen, um ihm, Ludwig, zu Diensten zu sein. Und dabei war Wagner nicht einmal Bayer. Er stammte aus Leipzig. Um zu verhindern, dass ihn die Emotionen übermannten, tätschelte Ludwig Siegfrieds strammen Rücken.

»Weshalb?«

»Weil Pfi nicht davon abzubringen ist, dass ich dabei sein und den Vorsitz führen muss. Er hat sogar meine Cousine Herzogin Sophie deswegen eingespannt.«

»Und ich soll ebenfalls dabei sein?« Wagner richtete sich im Sitzen auf.

»Natürlich, treuer Meister. Ihr seid meine größte Stütze.«

»Geht es wieder um die dreimal verfluchte Vorherrschaft von Preußen im Bund?« Wagner wurde zornesrot. Ludwig bezog ihn in viele politische Entscheidungen mit ein. Daher war Wagner stets auf dem Laufenden.

»Ich fürchte. Und Ihr habt recht: Die ganze Sache ist verflucht.« Ludwig suchte in seiner Schreibtischschublade nach Streichhölzern, fand aber keine.

»Aber Ihr werdet ihnen nicht nachgeben, nicht wahr?« Wagner verfolgte abwesend Ludwigs Bewegungen.

»Natürlich nicht. Diese Schande! Nicht auszudenken. Habt Ihr Streichhölzer, werter Freund?« Ludwig schloss die Schublade energisch.

Wagner klopfte seine Taschen ab. »Nein, leider nicht im Moment, Eure Majestät. Aber ich werde vor unserem Treffen mit den Preußen welche besorgen lassen.«

»Hätten die verfluchten Österreicher nur nicht unseren gemeinsamen Krieg gegen diese Hunde verloren. Dann wäre ich jetzt nicht in dieser Zwickmühle und Bismarck ausgeliefert. Aber die Österreicher mussten ja unbedingt ihre altmodischen Gewehre benutzen. Und das gegen meinen ausdrücklichen und wohlwissenden Rat! Kein Wunder also, dass wir so sang- und klanglos untergegangen sind. Ich hätte stärker darauf dringen müssen«, sagte Ludwig aufgebracht. Er brauchte wirklich dringend eine Zigarette. Sofort.

»Das war nicht Euer Versagen, Eure Majestät. Sie hätten nur gleich beim ersten Mal auf Euch hören müssen, wie es sich gehört. Aber sie haben es schändlicherweise nicht getan.« Wagner strich das Hemd samt Soßenfleck glatt. Bratensoße mit Rotwein. Ziemlich sicher.

»Ich weiß, ich weiß. Aber nun ist das Unglück nun mal geschehen. Was soll ich tun? Bismarck bearbeitet mich Tag und Nacht. Er droht mir. Er schmeichelt mir. Und von Geersen bietet unter der Hand Geld. Als ob ich mir meine Ehre abkaufen ließe. Indiskutabel.« Ludwig setzte Siegfried ab und erhob sich. Irgendwo hier musste sein brandneues, hochmodernes Taschenfeuerzeug sein.

»Allein der Gedanke, dass man seine Ehre verkaufen könnte, macht, dass mir übel wird.« Wagners kantiges Kinn schob sich in einer Geste der Empörung nach vorne.

»Menschen wie wir werden häufig verkannt. Glaubt mir, ich weiß, wovon ich rede.« Ludwig ging um den Schreibtisch herum. Da war das Feuerzeug ja. Hinten auf dem Tisch mit den Bauzeichnungen.

»Ihr habt so recht«, bestätigte Wagner. Er verstand Ludwig eben. »Mir geht es wie Euch einzig um meine Kunst und darum, diese der Nachwelt zu erhalten. Und ich werde genau wie Ihr von diesen Zahlenmenschen auf das Schlimmste angefeindet.«

»Funkenberg verkennt Euch, das ist wahr«, sagte Ludwig, der genau wusste, wen Wagner mit »Zahlenmensch« gemeint hatte. »Wenn ich nur wüsste, wie ich es ihm erklären soll. Aber vielleicht bietet sich nach unserem Termin eine Gelegenheit zu einem Gespräch zu dritt. Ich bin sicher, er wird Vernunft annehmen.«

»Funkenberg wird heute also auch anwesend sein?« Wagner klang, als ob er mit zusammengebissenem Kiefer sprach.

»Natürlich. Er ist mein Finanzminister.« Ludwig nahm das Feuerzeug, zündete sich eine Zigarette an, die er aus seinem Taschenetui genommen hatte, und steckte Feuerzeug und Etui ein. Die brennende Zigarette zwischen den Fingern, kam er zurück zu Wagner, stieg über Siegfried und setzte sich.

Wagners Miene war eindeutig verstockt.

»Ich möchte, dass Ihr heute Eure Animositäten beiseitelasst, bester Freund. Die Preußen sind der Gegner, und gegen den müssen wir geschlossen zusammenstehen. Wie ein Mann«, sagte Ludwig besänftigend, nachdem er einen Zug genommen hatte.

»Selbstverständlich, Eure Majestät. Doch ob der Herr Minister dies auch weiß, ist fraglich.« Wagner betonte das Wort »Minister« in eindeutig anklagender Art und Weise.

»Ich kann Funkenberg nicht nach Belieben ablösen«, antwortete Ludwig auf den unausgesprochenen Vorwurf. »So gern ich Euch diesen Gefallen tun würde, lieber Freund. Aber der Ministerrat hat dem nicht zugestimmt. Doch seid beruhigt.« Er hielt die zigarettenfreie Hand in die Höhe, bevor Richard Wagner etwas sagen konnte. »Irgendeine Lösung werde ich finden.« Er verschwieg lieber, dass er den Ministerrat durchaus hätte überstimmen können. Aber Funkenberg war ein zwar irritierender, aber fähiger Minister, und Ludwig war sich nicht sicher, ob er ihn wirklich ablösen lassen wollte.

Er seufzte kaum hörbar, nahm noch einen Zug und stieß den Rauch durch die Nase aus. Warum nur musste er sich überhaupt mit diesen leidigen Themen beschäftigen? Alles, was er wollte, war, sich in der Weite der Natur auszuruhen und vielleicht das ein oder andere Bauwerk zu errichten. Mehr nicht.

»Danke, Eure Majestät. Das macht mich glücklich.« Wagner wirkte trotz der guten Worte nicht gänzlich zufrieden. Aber vielleicht brauchte er auch nur eine Zigarette.

»Doch die dringlichsten Punkte zuerst. Was soll ich von Geersen sagen? Ich kann nicht Ja sagen und darf nicht Nein sagen«, kam Ludwig wieder auf den Punkt, der ihn gerade am meisten beschäftigte.

»Lasst mich das übernehmen. Ich werde so viel Unruhe stiften, dass es zu keiner Entscheidung kommen wird.« Wagner atmete sehnsüchtig den Rauch von Ludwigs Zigarette ein.

»Ich hatte gehofft, dass Ihr das sagen würdet.« Endlich bot Ludwig auch Wagner eine Zigarette an und gab ihm das Feuerzeug. »Aber macht kurzen Prozess. Ich will heute noch ausreiten. Das Wetter ist herrlich. Und heute Abend schuldet Ihr mir und Sophie ein Konzert, auf das ich schon sehnlichst warte.«

Kapitel 3

Das Zimmer, das Ludwig für ungeliebte Geschäfte nutzte, lag im Erdgeschoss im Versorgungstrakt und war dementsprechend schlicht. Es gab keine wunderbaren Historiengeschichten an den Wänden wie in den anderen Räumen im Schloss, sondern nur schmucklose Mauern. An einer von ihnen hing ein riesiges Porträt – Ludwig in jüngeren Jahren in blauer Uniformjacke, mit goldenen gestickten Ornamenten am Kragen und breiter Schärpe über der Brust, die mit einer kostbaren diamantenbesetzten Brosche verziert war.

Direkt unter dem Bild befand sich sein thronähnlicher Sessel aus rotem Samt, auf dem Ludwig jetzt in Person in ebenjener Uniform saß, die er auf dem Bild trug, nur, dass sie jetzt ein wenig um seinen Bauch spannte. Sein Sessel war der einzige, der über einen gepolsterten Sitz und eine gepolsterte Lehne verfügte. Die Gäste mussten mit harten Stühlen vorliebnehmen, die um einen langen Tisch gruppiert waren, an dessen Kopfende der König den Vorsitz führte.

Sophie wusste, dass Taktik hinter dem ungemütlichen Ambiente steckte: Ludwig hätte andere und ungleich schönere Räume zum Repräsentieren gehabt, aber er wollte seine ungeliebten Besucher davon abhalten, zu verweilen. Sie rutschte auf ihrem harten Sitz hin und her und fragte sich, wie lange sie noch durchhalten musste. Die Zusammenkunft dauerte bereits zwei Stunden, und es war sterbenslangweilig. Zudem war die Stimmung angespannt. Alle gingen quasi auf emotionalen Zehenspitzen, weil Ludwig offenkundig gereizt vor sich hinbrütete und eine Zigarette nach der anderen rauchte. Sophie war dankbar, dass man alle Fenster geöffnet hatte, aber auch so war der Rauch schwer auszuhalten. Sie schaute aus dem Fenster zu ihrer Rechten, das auf einen umschlossenen Innenhof mit einem Springbrunnen führte. Sie lauschte dem leisen Plätschern des Wassers und spürte die warme Luft, die von draußen hereinkam. An diesem Brunnen an der frischen Luft wäre sie jetzt deutlich lieber gewesen als hier in diesem stickigen Zimmer.

Sie gab sich einen Ruck und konzentrierte sich. Ludwig wollte nach solchen Treffen oft von ihr hören, was sie über die Anwesenden dachte. Ihn interessierte dabei weniger ihre Meinung zu politischen Fragen als vielmehr ihre Einschätzung der charakterlichen Qualitäten der jeweiligen Gäste. Er meinte, sie hätte ein gutes Gespür dafür. Aber natürlich fragte er sie so etwas nur unter vier Augen. In der Öffentlichkeit verbat er sich Ratschläge.

Sie musterte die Runde unauffällig, denn Damen starrten nicht. Sie war die einzige Frau, wie fast immer, seitdem Ludwigs Mutter sich aus der aktiven Politik zurückgezogen hatte. Links von ihr saßen von Pfistermeister und der Außenminister Althofen, der eine Akte und Papier auf dem Tisch vor sich hatte und mitschrieb. Daneben saßen der Finanzminister Funkenberg samt Assistent, der seinem Chef gerade mit einem Streichholz Feuer gab, damit der sich seine Pfeife anzünden konnte. Der wiederum hörte aufmerksam Wagner und von Geersen zu, die auf der anderen Seite des Tisches das Wort führten.

Sophies Blick blieb an von Geersen hängen. Er war ein hagerer Mann um die dreißig mit vollem blondem Haar und beeindruckendem Schnauzbart mit gezwirbelten Enden, dem man nicht ansah, dass er ständig aß. Ihrer Meinung nach war er weder besonders attraktiv noch besonders charmant, und wenn er sprach, war seine Redeweise leise und eintönig, wie Ludwig vorhin zu Recht angemerkt hatte. Sophie war sich allerdings nicht so sicher, ob er wirklich so ein Dummkopf war, wie Ludwig meinte. Keiner erhielt sich Bismarcks Gunst über einen längeren Zeitraum, wenn er nicht fähig war. Und vielleicht hatte von Geersen einen geheimen Charme, den nur Bismarcks Tochter zu schätzen verstand. Zu wünschen wäre es ihr.

»Wir wollen eine schriftliche Proklamation, dass Bayern Preußen die Kaiserkrone anträgt«, leierte von Geersen mit seiner unglaublich monotonen Stimme.

»Anträgt?« Wagner sprang aufgebracht neben von Geersen auf. »Anträgt? Als ob das große Bayern von Gottes Gnaden Preußen um einen Gefallen bittet?« Er begann eine Rede über Bayerns Geschichte und seinen Ruhm, begleitet von ausufernden theatralischen Gesten. Das war typisch für Wagner. Er fühlte sich ständig berufen, als Sprachrohr des Königs aufzutreten, obwohl ihn keiner darum gebeten hatte. Aber der König ließ ihn gewähren.

Von Geersen öffnete den Mund und erwiderte etwas, was Sophies Gehirn allerdings nur als Rauschen meldete. Sie verlor sich in der Betrachtung von Wagners grobkantigem Gesicht mit der zu markanten Nase und den wilden Haaren, die am Hinterkopf in Strähnen abstanden. Wieso der Mann ein Frauenheld mit vielen Eroberungen war, erschloss sich ihr einfach nicht. Und das nicht nur, weil er klein war. Er war egozentrisch, verschlagen, geizig und davon überzeugt, dass sein unbestreitbares Talent ihn dazu berechtigte, über Leichen zu gehen. Was konnte man als Frau an einem solchen Menschen nur anziehend finden? Und was fand Ludwig an ihm? Sie versuchte, ihre Aufmerksamkeit wieder auf von Geersen zu richten, was ihr jedoch vollständig missglückte, da er so einschläfernd vor sich hin schwadronierte. Die Worte »Österreich«, »Vorherrschaft« und »Norddeutschland« trieben an die Oberfläche ihres Bewusstseins und versanken wieder.

Ludwig hatte ihr erklärt, dass Bismarck ganz Deutschland vereinen wollte. Natürlich unter der Vorherrschaft von Preußen, dem Bayern quasi ausgeliefert war, seitdem es den letzten Krieg an der Seite von Österreich verloren hatte. Er hatte noch mehr erklärt, aber sie hatte das alles wieder vergessen. Sie konnte verstehen, dass Ludwig sich für Politik nicht interessierte. Es war einfach nur öde. Es juckte ihr in den Fingern, aufzustehen und den versammelten wichtigen Herren einen derben Witz zu erzählen oder ihnen ein lächerliches Ständchen zu bringen. Und das nur, damit endlich etwas passierte, was nicht so ermüdend war. Außerdem sollten sie sich alle nicht so ernst nehmen.

Der Gedanke an die mögliche Reaktion ihrer Mutter ließ sie allerdings erschauern. Kaum jemand war so mutig, ihren Gram auszuhalten, schon gar nicht Sophie. Sie hielt sich ihr Taschentuch unter die Nase, das mit Pfefferminz getränkt war. Von dem vielen Rauch bekam sie zu allem Überfluss nun auch noch Kopfschmerzen. Wenn das noch lange so ging, würde sie wieder einen ihrer Migräneanfälle erleiden, die sie tagelang ans Bett fesselten.

Von Pfistermeister neigte sich zu ihr. »Wollen Eure Hoheit vielleicht ein paar Schritte vor die Tür machen? Das hier dauert sicher länger.« Sophie nickte dankbar und erhob sich. Sie ging zu Ludwig, flüsterte eine leise Entschuldigung, die er mit einem Nicken akzeptierte, und verließ den Raum. Im Flur wandte sie sich in Richtung Küche. Sie brauchte frische Luft und einen Kaffee. In umgekehrter Reihenfolge.

Mehr als eine Stunde später machte Sophie sich auf den Weg zurück. Sie hatte sich von der Köchin Ursula, einer alten Vertrauten seit Kindertagen, einen starken Kaffee brauen lassen, war danach ein wenig um den Alpsee geschlendert und hatte sich auf einen großen Stein am Ufer gesetzt. Dort hatte sie das Schwanenpaar betrachtet, das in dieser Ecke des Sees sein Revier hatte. Es war so herrlich in der warmen Nachmittagssonne gewesen, dass sie länger verweilt hatte als beabsichtigt. Jetzt hatte sie ein schlechtes Gewissen Ludwig gegenüber, der ihre Unterstützung gewollt hatte. Doch wenigstens fühlte sie sich gestärkt und fähig, wenn nötig ein paar weitere fade Stunden mit von Geersen auszuhalten. Insgeheim hoffte sie allerdings, dass die Herren sich ergebnislos vertagt hatten.

Etwas außer Atem nach dem Aufstieg zum Schloss, das auf einer felsigen Anhöhe thronte und dessen gelber Hauptbau mit den drei Rundtürmen ihr schon von Weitem entgegengeleuchtet hatte, nickte sie dem wachhabenden Gardisten am Eingang zu. Der salutierte zackig und hätte dabei fast sein Gewehr verloren, das er vor der Brust in Habachtstellung hielt. Sophie verkniff sich ein Lächeln und betrat das Innere des Palastes.

In der Eingangshalle kam Augusto di Trabanti mit einer Leinwand auf sie zu, die fast so groß war wie er selbst. Sophie beschleunigte ihre Schritte in dem Wunsch, ihm möge nicht auffallen, dass sie ihn gesehen hatte.

»Principessa!«, rief er laut.

Damit war ihre Chance zur Flucht dahin. Sophie rollte innerlich mit den Augen, blieb aber stehen, bis er herangekommen war.

»Es tut mir leid, dass ich unseren Termin versäumt habe, aber der König wünschte meine Anwesenheit andernorts«, kam sie Beschwerden zuvor.

»Das hat selbstverständlich Vorrang, Principessa.« Augusto stellte mit einem Ächzen die schwere Leinwand mit der bemalten Seite zu ihr ab, hielt das Bild mit ausgestreckten Armen fest und spähte über den Rand zu ihr herüber. Er war um die siebzig, mit seinen 1,50 Metern einen halben Kopf kleiner als Sophie, übergewichtig und wirkte mit seinem weißen Bart, den lebhaften dunklen Augen und rosigen Wangen wie ein italienischer Weihnachtsmann. Er verstand sich als Universalgelehrter und Künstler und hing so ziemlich jeder okkulten Lehre an, die man sich denken konnte. Seine und Ludwigs Zeit vertrieb er sich am liebsten mit aufwendigen Experimenten, von denen eines das Esszimmer in Flammen hatte aufgehen lassen und ein anderes beinahe die liebe Köchin Ursula vorzeitig in den endgültigen Ruhestand im Himmel geschickt hätte. Trotzdem war er im Hofstaat beliebt, denn er war witzig und loyal. Auch Sophie hätte seine Gegenwart geschätzt, wenn nicht ausgerechnet ihre Mutter ihn damit beauftragt hätte, ein Gemälde von ihr für den Herzog von Alençon zu fertigen.

»Was kann ich für Euch tun? Sicherlich wollt Ihr nicht, dass ich hier im Foyer für Euch sitze?«

»Ich bin fertig. Ihr müsst mir nicht mehr Modell sitzen. Aber bitte schaut es Euch an.« Augustos Deutsch war trotz seiner italienischen Geburt perfekt. Es hatte sogar einen leichten bayrischen Akzent.

Sophie ging ein wenig zurück, um das Ganzkörperporträt besser inspizieren zu können.

»Wie findet Ihr es? Fühlt Ihr Euch gut getroffen?« Er stützte das Kinn auf der Leinwand ab. Sein Bart war an einer Seite versengt, und wenn Sophie sich nicht täuschte, fehlten auch Teile seiner üblicherweise buschigen Augenbrauen. Sie schwieg vor Verblüffung. »Principessa?«, erinnerte er sie.

Sophie kniff die Augenlider zusammen. Sie war leider tatsächlich gut getroffen. Man sagte, sie sei attraktiv, sogar schön, mit ihren dunkelbraunen Haaren, den hellblauen Augen, der schmalen Nase und den elegant geschwungenen Lippen, aber sie fand sich allenfalls durchschnittlich. Lieber wäre sie eine exotische Schönheit gewesen. Aber woher die exotische Schönheit nehmen, wenn alle Vorfahren gute Bayern waren? Zumindest trug sie auf dem Gemälde ihr weißes Lieblingskleid mit der Schmuckbordüre, dessen hochgeschlossenes enges Oberteil und ausgestellter Rock ihre schmale Taille betonten. Aber das war Stolz, und Stolz war Sünde, behauptete zumindest ihre Mutter.

»Es ist ausgezeichnet getroffen, Augusto. Aber musste es wirklich dieses Format sein? Hätte eine Fotografie nicht dem gleichen Zweck gedient und wäre einfacher herzustellen gewesen?«, sagte Sophie missgestimmt.

»Die Herzogin besteht auf einer persönlichen Geste. Und eine Fotografie wäre das ihrer Ansicht nach nicht«, erklärte Augusto wie schon bei den Dutzenden anderen Gelegenheiten, bei denen sie diese Debatte bereits geführt hatten. »Wollt Ihr, dass ich dem Bild noch etwas hinzufüge?«

»An was denkt Ihr?«

»Vielleicht eine Rose, als Zeichen Eurer Zuneigung, oder das Rubinarmband, das der Herzog Euch hat zukommen lassen? Das würde ihm deutlich machen, wie erfreut Ihr darüber wart.«

»Ich verzichte.« Sophie dachte mit Genugtuung daran, wo sich das Armband befand. »Es sei denn, Ihr wollt ein paar Tränen hinzufügen.«

»Ich fürchte, dann würde ich des Honorars für meine Arbeit verlustig gehen.«

»Dann lassen wir es einfach so, wie es ist.«

»Selbstverständlich. Wenn Ihr wollt, zeige ich Euch zum Zeichen meiner Reue, wofür ich das Geld aus dem Auftrag Eurer Mutter verwenden werde.« Er kicherte, wobei sein langer Bart wippte.

»Wofür denn?« Sophie war wider Willen neugierig.

»Ich habe ein Fahrrad mit einem Antrieb entwickelt.«

»Meint Ihr ein Laufrad?« Sophie kannte den Begriff »Fahrrad« nicht. Das musste etwas Neues sein.

»Nein, es ist zum Treten mit den Füßen.« Augusto machte rotierende Bewegungen mit den Händen und stützte währenddessen das Bild mit dem Bauch ab. »Nur mit einem Motor. Ich habe die Entwürfe von Michaux genommen und den Antrieb verbessert, der auf Dampf basiert.«

»Auf Dampf?«

»Ja, wie bei den Dampfomnibussen in England. Nur kleiner. Die ersten Tests sind größtenteils gelungen. Auch wenn ...« Er strich sich über den versengten Bart. »Nichts Großes entsteht ohne kleine Opfer, richtig?« Augusto zwinkerte ihr zu.

»Da habt Ihr wahrscheinlich recht.« Sophie versuchte, nicht zu lachen, als vor ihr das Bild von Augustos Funken schlagendem Bart auftauchte. Sie räusperte sich.

»Ihr seid immer willkommen, es Euch anzusehen.« Augusto zwinkerte ihr nochmals gut gelaunt zu und nahm das Bild unter theatralischer Anstrengung wieder hoch. »Ich schicke das Porträt dann an die Herzogin Ludovika in Possenhofen.«