Kopfsalat mit Herz gemischt - Ingrid Rathje-Kohn - E-Book

Kopfsalat mit Herz gemischt E-Book

Ingrid Rathje-Kohn

0,0

Beschreibung

Erinnerungen und Erfahrungen aus 80 Jahre Alltags- und Festtags-Leben. Eine bunte Kinderzeit, ein Ereignisreiches Familienleben mit Kindern, Katzen und Hunden. Fantasievolles Fabulieren eigener Gedankenreisen mit Humor und Ernsthafter Nachdenklichkeit. Und immer neue Natur-Eindrücke.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 105

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Kopfsalat mit Herz gemischt

Kopfsalat mit Herz gemischt

Mein buntes Leben

INGRID RATHJE-KOHN

© 2021 Ingrid Rathje-Kohn

Buchsatz von tredition, erstellt mit dem tredition Designer

ISBN Softcover: 978-3-347-45649-5

ISBN E-Book: 978-3-347-53621-0

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Erinnerungen

Nachtgesang

Die Nachtigall war nie zu sehn,

sie wohnte hoch in einer Linde,

und kam ich nachts mal nicht zur Ruh,

sie trällerte dann laut dem Kinde.

Welch süßer Klang in stiller Nacht,

ich kletterte aus meinem Bett,

und hab das Fenster aufgemacht,

und fühlte mich gelöst und nett.

Sie trällerte mich in den Schlaf,

und folgte mir in meinen Traum

vom Märchen von der Nachtigall,

mit Andersen in einem Raum.

Die alte Linde steht nicht mehr,

sie wurde krank und musste gehen,

doch komme ich dort mal vorbei,

ich seh im Geiste sie dort stehen,

und auf der Milchbank unter ihr

da sitze ich in Freundes-Stunden,

sie alle sind auch nicht mehr da,

sind weit verstreut in allen Runden.

Doch nun erinnern wir zu zweit,

denn EINEN hab ich noch gefunden.

Am Telefon sind wir vereint,

denn anders geht es grade nicht,

doch vis-a-vis in Zwischenzeit

wir sahen uns von Angesicht.

Jahrzehnte Abstand durch das Leben,

Gesprächsstoff gab es neu und gut,

nicht nur in alten Zeiten schwelgen

so sehr vertraulich gut das tut.

11.2.2021

Hannes Hofplatz

Das Dorf hat eine Sammelstelle,

wo man sich trifft, dort, wo man spielt,

So oft entspringt an dieser Stelle

ein Lebenswerk, nach dem man zielt.

Von Freund zu Freund, da kann man reden

und weben, wie man Zukunft sieht,

mit bunten Blumen, große, kleine,

´nen Wünschegarten man erfühlt.

Gezählt wird an dem Stamm der Eiche,

und jeder sucht sich sein Versteck,

im Umkreis zweier Bauernhöfe,

da ist man doch nie so ganz weg.

Zur Winterzeit im frühen Dunkel,

da wird Versteck zum Narrenspiel,

wenn man sich duckt im dichten Schatten,

ist Überlisten größtes Ziel.

"Kein schöner Land," wird da gesungen,

wenn man sich trennt zur guten Nacht,

und wenn der letzte Ton verklungen,

dann weht der Wind nur noch ganz sacht.

Doch heimlich bleibt ein Liebespärchen,

stielt noch einmal verborgne Zeit,

weil Eltern das nicht wissen dürfen,

zu jung, zu klein, zu früh gefreit.

Und Morgens stehen volle Kannen

mit Milch, gemolken neu und frisch,

wo spät am Abend muntre Jugend

sich auch Erfundenes auftischt.

Da wird gelacht und fabuliert,

womit man Eindruck schinden kann,

man selbst gestaltet neue Märchen,

die einst geschahen - irgendwann.

22.9.2020

Die Letzten im Dorf

Mein Feuer brannte in mir drin,

doch immer gleich erstickt im Keim.

"So wohlerzogen ich doch bin!

so wohlbehütet ist mein Heim."

Da musst ich mich an Regeln halten,

denn ohne Vater hieß es schnell,

"Da fehlt die feste Manneshand,

das Jugendamt ist gleich zur Stell."

Die Mutter mahnt, seid lieb und nett,

will manches ungereimt auch sein,

begegnet allen mit Respekt,

und findet euch auch mal darein,

dass sie mit Fingern auf euch weisen,

wenn in dem Dorf es läuft was schief.

Wenn Mutter augen um euch kreisen,

dann weiß sie, wie es mit euch lief.

Und wir beherzten diese Wahrheit,

denn wir erlebten es gar oft,

dass Polizei und Nachbarsleute

mit Zorngewalt sich was erhofft.

" 'Ehrbare' Leute sahen es,"

so donnerte es wie besessen,

als dann die Wahrheit kam heraus?

Entschuldigung ward da "vergessen"!

So kränkend war es für die Mutter,

dies "Ehrbar" galt ja nicht für sie,

gesetzestreu und pflichtbesessen,

so sollt es sein, und so war SIE.

Die Armut war für sie ein Makel,

und jede Kränkung traf sie hart,

drum wollt sie es den Leuten zeigen,

hat eisern für ein Haus gespart.

Ein Herzenswunsch im Kinderheim,

ein eignes Haus mit Gartenzaun,

das sollte es im Leben sein,

nicht nur mit Lego wollt sie baun.

Mit Willen und mit viel Geduld,

und noch ein bisschen Glück dabei,

sie legte Mark für Mark zurück,

im Haus mit Garten ward sie frei.

29.9.2020

Unverhofft

Und kommst du auf der Lebensreise

in eine altbekannte Schneise,

da steht auf einmal wer vor dir,

so wunderbar: du bist noch hier!

Hat dich entdeckt in Schwarz auf Weiß:

"Dich kenn ich doch, weiß, wie du heißt,

die alten Zeiten werden hell,

ich schreib dir gleich, jetzt auf der Stell."

So wundersam versinken Jahre,

so vis-a-vis seid ihr euch nah,

es stehen auf die Kindertage,

lebendig sind sie wieder da.

So altbekannt und dennoch neu.

Vertrauen wächst und helle Freude,

als Kinder mochtet ihr euch schon,

und noch viel schöner ist es heute.

17.6.2020

Sonntags-Schule

War vor der Schule kurz vor acht,

Hausmeister hat mich ausgelacht,

was machst du hier so ganz alleine,

ist SONNTAG heut, komm in die Beine

und ab nach Hause, heut ist frei.

Ich schleich mich fort, schäm mich dabei.

Hab doch gedacht, wie toll ich bin,

als erste in der Schule drin.

Gepackt den Ranzen mit der Tafel,

die Mamma war grad nicht zu sehn,

geh ich auch in die erste Klasse,

kann doch allein zur Schule gehn.

Jetzt schleich ich mich ganz schnell nach Haus,

den Ranzen leg ich ab im Flur,

geh rein zum Frühstück, setz mich hin,

als hätt ich and´res nie im Sinn.

Die Mutter sagt, "wo warst du nur?"

- - "War nur ne kleine Morgentur!"

14.3.2021

Een Ledderbüx

Mien gröttste Wunsch as lüttje Deern

dat weer, dat wull doch keen een höörn,

een Ledderbüx mit Büxenklapp,

vun Hans, mien Broder, ik se schnapp.

Oh-haua-ha, denn weer wat los,

nie gönnt he mi de Ledderhoos.

De Ledderbüx weer ook nich echt,

ut Ledderflicken keem de trech,

so richtig een ut Bayernland

de weer to düür, laat mi an Land.

Und bruun weern all de lütten Flicker,

ik föhl mi dormit liekes schicker.

De Schirmmütz sett ik op mien Kopp,

dat lange Haar steek ik mi op,

versteek dat ünner düsse Mütz,

weer Bengel nu mit Ledderbüx.

Wat schall de Fledderkraam von Kleed,

dat wull ik nich, nu weets Bescheed !

9.10.2020

Nur ein Bild

Ein Bild an der Wand,

es gab mir Bericht,

die Augen so lebhaft,

sie sahen nur mich,

von wo ich auch schaute,

da sah er mich an,

er wollt mir was sagen,

ich glaubte daran.

Und so war es immer,

mein Vater und ich,

so fern und so nah,

so herzlich und schlicht.

Das Bild an der Wand,

und ich in dem Zimmer,

wenn ich dort allein war,

dann sprachen wir immer.

Dann warn wir zusammen,

mein Vater und ich,

verschollen in Russland,

das zählte dann nicht,

wir sahen uns an,

so verbunden der Blick,

ich spürte die Liebe,

für mich war das Glück.

Verschollen in Russland,

er war nie mehr da,

kam nie mehr zurück,

doch war immer mir nah.

27.10.2020

Ein Bild an der Wand

Du bist gegangen,

als ich es nicht sah,

doch immer wieder

bist du mir noch nah.

Ein Blick aus den Augen

vom Bild an der Wand,

so viele Jahre

hab ich dich gekannt.

Du warst mir so nah

hab nie dich gesehn,

du warst so weit fort,

wie sollt ich´s verstehn,

ich lebte durch dich,

du hast mich gemacht,

die Nähe von dir

von mir nur erdacht.

Und immer noch toben

die Kriege der Welt,

werden noch Menschen

zum Kämpfen bestellt,

und immer noch bleiben

die Kinder zurück,

und haben daheim noch

sein Bild nur im Blick

26.1.2021

Lauf, lauf. lauf

Die Reeperbahn, so lang, so lang,

die Beine kurz, das Herz schlägt bang,

spät bin ich dran, wie schon so oft,

Bus fährt zu spät? - so oft gehofft!

Der Ranzen rummst auf meinem Rücken,

die Seitenstiche furchtbar zwicken,

da vorne geht die Straße Quer -

DA fährt der Bus, ich atme schwer.

Er pünktlich war, der blöde Bus,

drei Stunden ich jetzt warten muss.

Der Lehrer sagt: "Noch ist es Zeit,

die Haltestelle ist nicht weit,

ich hab an euch noch eine Frag´,

und du gehst erst, wenn ich es sag!"

Ich war doch nur ein kleines Kind,

und Lehrerbeine länger sind,

war viel zu oft zu spät am Bus,

so ohne Geld kein Hochgenuss.

Durchwanderte die ganze Stadt,

auch wenn es nass war oder glatt.

Da gab es noch die alten Läden,

kein Supermarkt war da am Start,

da wuchsen keine Kaufhausfäden,

wo Unterhaltung hat die Art.

Doch Eines hatten diese Tage,

am Abend ging es über Land.

Da fuhr der Bus mich bis nach Hause,

wenn ich auch abends heim erst fand.

Die Hausaufgaben macht ich nicht,

kam ich dann dran am nächsten Tag

und sollte geben den Bericht,

dann wusste ich, was ich jetzt sag.

"Für schriftlich hatte ich noch Zeit,

doch im Geschichtsbuch noch zu lesen,

dazu mein Kopf war nicht bereit

ich bin zu spät zu Haus gewesen !"

8.10.2020

Meine Oma

Meine Oma rauchte Pfeife,

und sie hatte sogar zwei,

eine kurze, handgerechte,

eine schlanke noch dabei,

und sie rauchte Zigaretten

mit der Spitze langgemacht,

dass der Rauch nicht kam ins Auge,

am Gesicht vorbeigebracht.

Meine Oma konnte singen,

dunkle Stimme ALT und klar,

und die hat sie sich erhalten,

als sie schon war siebzig Jahr.

Schwarzes Haar bis hoch ins Alter

immer glatt und hochgesteckt,

runde Brille von der Kasse,

weil die Sehkraft sie geneckt.

Meine Oma konnte spielen:

"Mensch, du ärgerst dich doch nicht?"

Schummeln war nicht angesagt,

so die Oma ernsthaft spricht,

doch ward Oma rausgeworfen

kurz vorm Heim, zu unsrer Lust,

flog das Spiel mit allen Klötzen

quer durchs Zimmer voller Frust.

So gesittet, so vernünftig,

Oma kannte jede Norm.

Doch im Spiel ward sie lebendig,

freier Sinn lief auf zur Form.

Unsre Kinderaugen fielen fast

aus unsren Köpfen raus:

Sprachlos standen Münder offen -

heute klatsche ich Applaus!

10.1.2021

Westminster-Gong

Die Uhr mit Gong und Kling-bum-bum,

nahm einmal es so lauthals krumm:

Es schepperte vor unserm Fenster,

war Gilde nur und nicht Gespenster,

da schlug die Uhr um Mitternacht,

wir haben uns den Spaß gemacht:

Gezählt mal jeden Schlag der Uhr,

ob schneller sie als Gilde-Tour,

dann kamen wir zum zwölften Schlag,

und EHRLICH, wie ich es euch sag -

der zwölfte Schlag war grad bezwungen -

da ist die DREIZEHN noch erklungen.

Wir schauten uns bedeppert an,

bei uns schlug´s DREIZEHN -

irgendwann.

Und glaubt ihr´s, oder glaubt es nicht,

die nackte Wahrheit aus mir spricht,

das Läutewerk war abgestellt,

und einmal wieder zugesellt,

da war wohl übrig noch ein Schlag,

als das Gebimmel nicht behagt,

und wir gestoppt das Bim-Bam-Bum,

drum schauten wir jetzt ganz schön dumm.

25.10.2020

Liebe Schwiegermutter

Königsberg, oh deine Klopse,

ich vor Freude einmal hopse,

lecker fand ich sie auch schon

vor der Schwiegermutter Kohn.

Denn die Mutter hier aus Kiel,

machte sie auch gut und viel.

Omama aus Königsberg,

warst an Höhe nur ein Zwerg,

doch ich liebte diesen Drops,

meinen Königsberger Klops.

22.10.2020

Nachtmahr

Wie es blitzt und wie es donnert,

Regen peitscht durch Ritzen schon,

dunkle Ängste machen Beute,

Nachtmahr fordert üblen Lohn.

Zieht sich Nahrung aus den Zeiten

in dem Reetgedeckten Haus,

du verbirgst vor deinen Kindern,

dass das Wetter dich so graust.

Doch die Jahre mildern Ängste,

liebst das Himmelsfeuerwerk,

manchmal stockt dir schier der Atem,

und dann fühlst du dich als Zwerg.

Wenn die Luft erfüllt mit Tosen,

Regenplatschen, Lichtersturm,

spürst in jeder Zelle Leben :

Mensch, du bist doch nur ein Wurm !

7.7.2020

Das Lied der Nachtigall

Oh, welch ein Klang zu früher Stunde,

das Dorf liegt noch im tiefen Schlaf,

es wehen sanfte, warme Winde,

ich hab das Fenster aufgemacht.

Viel heller als das leise Rauschen

der Lindenzweige über mir

erklingt die Nachtigall betörend

und schlaf-verwehrend um halb vier.

Die Lindenbäume sind verschwunden,

die Bank darunter ist nicht mehr,

das Lied der Nachtigall verklungen,

die Zeit kennt keine Wiederkehr.

So schön die Amseltöne klingen

am frühen Morgen in der Stadt,

die Nachtigall hoch in der Linde

die stille Nacht verzaubert hat.

13.9.2020

Kein Valentin

Valentin, ach Valentin,

was alle machen, will ich nicht,

so sagte einst mein lieber Mann

wenn fordernd so die Werbung spricht.

So viele Tage gab es doch,

die ohne Etikett und Brauch,

so wunderbar und unverhofft

er mit nem Blumenstrauß reinschaut.

Ganz ohne Zellophan-Papier

und ohne Schmuck und Briefchen dran,

nur mit verschmitztem Lachgesicht

so kam mein lieber Mann hier an.

Ein Blumenstrauß vom Wegesrand

mit Zeit und Liebe selbst gepflückt,

so bunt gemischt und liebevoll

hat er so oft mein Herz entzückt.

14.2.2021

Noch Zeit

Ach, so alt bin ich doch schon?

Achtzig ist fast schon in Sicht.

Bin die alte Oma Kohn,

klar mach ich´s mir so auch nicht.