Kopftuchfrauen - Petra Stuiber - E-Book

Kopftuchfrauen E-Book

Petra Stuiber

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Beschreibung

Welche Frauen tragen Kopftuch und warum? Die Journalistin Petra Stuiber hat mit zehn dieser Frauen gesprochen, die ihr Kopftuch aus religiösen, traditionellen oder ästhetischen Gründen tragen. In »Kopftuchfrauen« bekommen sie eine Stimme und ein Gesicht. Als Symbol für die seit Jahren plakativ geführte Integrationsdebatte dient häufig das Kopftuch. Immer wieder werden angebliche und tatsächliche Probleme im Zusammenleben von Migrantinnen und »Inländern« über dieses Stück Stoff abgehandelt. Aber nicht nur Musliminen tragen Kopftuch, es kommt auch aus christlichen, traditionellen und ästhetischen Gründen - zum Beispiel nach einer Chemotherapie - zum Einsatz. Manch alte Bäuerin fühlt sich ohne Kopftuch genau so nackt wie eine Ordensschwester. Und dennoch: Mittelalterliche Männer dominieren den Diskurs um die »Kopftuchmädchen«, welche »die Türken« angeblich am laufenden Band produzieren (Thilo Sarrazin) und die mit ihren »Bildungsdefiziten« eine ganze Volkswirtschaft in den Ruin treiben (Neuköllner Bürgermeister Buschkowsky). Wenn überhaupt, kommen Frauen in diesem Diskurs nur reaktiv vor. Oft sind es dann nicht einmal jene Frauen, die selbst Kopftuch tragen. Das Buch stellt Frauen vor, die Kopftuch tragen, zeigt, wie sie leben und wie sie denken - und versucht so, die Aufregung um ein kleines Stück Stoff ein wenig zu beruhigen.

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Petra Stuiber

KOPFTUCHFRAUEN

Ein Stück Stoff, das aufregt

Petra Stuiber

KOPFTUCHFRAUEN

Ein Stück Stoff, das aufregt

Czernin Verlag, Wien

Gedruckt mit Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien,Wissenschafts- und Forschungsförderung (MA 7)

Stuiber, Petra; Kopftuchfrauen – Ein Stück Stoff, das aufregt / Petra Stuiber Wien: Czernin Verlag 2014 ISBN: 978-3-7076-0496-2

© 2014 Czernin Verlags GmbH, Wien Fotos: Katharina Roßboth Lektorat: Eva Steffen Umschlaggestaltung: sensomatic Satz: Burghard List Produktion: www.nakadake.at ISBN E-Book: 978-3-7076-0496-2 ISBN Print: 978-3-7076-0495-5

Alle Rechte vorbehalten, auch das der auszugsweisen Wiedergabe in Print- oder elektronischen Medien

Für

Kopftuchträgerinnen,

Kopftuchbefürworterinnen,

Kopftuchgegnerinnen,

Verkopfte, Kopfgesteuerte und Kopfwehgeplagte

und für alle starken Frauen, die täglich mit dem Kopf durch die Wand wollen,

sowie für Florian und Dominik, denen ich möglichst viele dieser interessanten Frauen in ihrem Leben wünsche.

VORWORT

Am Anfang war Unbehagen. Ein durchaus professionelles Unbehagen, um genau zu sein. 2007 hatte ich die Leitung des Chronik- und Wien-Ressorts im »Standard« übernommen – eine anspruchsvolle Aufgabe, die ein reiches Bouquet an Themen umfasst: Taifune in Amerika, Überschwemmungen in Südostasien, Hochwasser in Österreich und Deutschland, die Katastrophe von Fukushima, Kriminalfälle, Asylproblematik, Gesundheitsfragen, Kommunalpolitik, Menschenrechts- und Gleichstellungsfragen, und: das breite Thema Migration und Integration. Immer wenn es dabei um Frauen geht, stehen Journalisten vor einem Bebilderungsproblem: Gibt man im hauseigenen elektronischen Fotoarchiv »Muslimin« ein, erhält man als Ergebnis oft Marktszenen mit stark verhüllten, altmodisch gekleideten Frauen, die erkennbar um billigere Ware feilschen. Oder man findet alte Frauen in wallenden Gewändern auf den Bänken der städtischen Parks. Oder man sieht Frauen mit Kopftuch, die sich im Sprachkurs abmühen. Wie man es auch dreht und wendet, wo man auch sucht und versucht – immer poppt vor allem und zuallererst das Klischeebild auf.

So gesehen waren die unsäglichen Sprachbilder, die Thilo Sarrazin in seinem viel diskutierten und kritisierten Türken-Bashing-Buch »Deutschland schafft sich ab« bemühte, nicht so weit hergeholt. Türke ist gleich Gemüsehändler bzw. Kopftuchfrauen bzw. kleine Kopftuchmädchen bzw. schlicht bzw. ungebildet – so lauten die Gleichungen und so sieht auch das Bild aus, das sich die Öffentlichkeit von Frauen mit Migrationshintergrund macht, besonders wenn sie Musliminnen sind, vor allem wenn sie Kopftuch tragen.

Wer genauer hinblickt, dem bietet sich ein differenzierteres Bild der »Kopftuchfrauen«: Da gibt es die Aufsteigerinnen und jene, die den Anschluss verlieren; es gibt eine wachsende Anzahl an Akademikerinnen mit Migrationshintergrund und das (wachsende) Problem, dass junge Männer aus der »Community« in Sachen Bildungsaufstieg zunehmend zurückbleiben. Es gibt die Traditionalistinnen und die radikal Modernen, die Komplizierten und die einfach Gestrickten, die Konservativen und die Progressiven.

Zugleich stellt man überrascht fest, dass es im eigenen Bekanntenkreis zwar durchaus Menschen mit Migrationshintergrund gibt – aber keine einzige Frau mit Kopftuch. Man fragt sich warum, schließlich hält man sich selbst für aufgeklärt und tolerant. Man fragt herum: überall dasselbe Bild. Nicht nur die gesellschaftliche Durchmischung von alteingesessener und Migrationsbevölkerung funktioniert nur zögerlich. Offenbar bleiben die Katholiken, selbst wenn sie längst aus der Kirche ausgetreten sind, genauso unter sich wie die Muslime. Es gibt zwar den institutionalisierten Dialog zwischen den Konfessionen, aber privat findet er nur selten statt.

Dieses Buch ist der Versuch, die Frauen hinter dem Klischee zu zeigen. Es soll nicht nur die aktuelle »Kopftuchdebatte« in Deutschland und Österreich einordnen, es will Menschen in ihren konkreten Lebenssituationen beschreiben und aufzeigen, dass die Kopfbedeckung nicht das bestimmende Element im Umgang miteinander sein darf. Im Gegenteil – wie die Begegnungen im Zusammenhang mit diesem Buch zeigen, die alle ähnlich verliefen: Erst wurde über das Thema »Kopftuch« gesprochen, doch sobald die Unterhaltung tiefer ging, wurde dieses völlig nebensächlich. Am Ende debattierten wir über Politik, Film, Musik, Kunst im Allgemeinen, Religion, Kindererziehung und die eigene Familie – und immer wieder »Frauenfragen«. Und wir stellten spannende Parallelen und Unterschiede fest, deren Erörterung befruchtend war.

Gleichzeitig erinnerte ich mich an meine Großmütter, die beide auf dem Land gelebt und im Alltag immer Kopftuch getragen hatten: weil es windig war, damit kein Haar in der Suppe oder im Strudelteig landete, weil es der Herr Pfarrer in der Kirche gerne sah, weil einfach keine Zeit war zum Friseur zu gehen – oder weil man gerade vom Friseur kam und die neue »Welle« möglichst lange bewahren wollte. Das Kopftuch war im Österreich der frühen 1970er-Jahre weit verbreitet. Das hat sich in den vergangenen Jahrzehnten, zumindest in der Alltagskultur, gewandelt, doch fremd ist unserem Kulturkreis, der sich für so aufgeklärt hält, die Bedeckung des weiblichen Haares beileibe nicht.

So entstand die Idee, das muslimische Kopftuch mit dem nicht-muslimischen zu verknüpfen – und es gleichwertig und gleichberechtigt als eine Form der Bekleidung zu zeigen, für die sich Frauen entscheiden. Auf diese Weise entstanden zehn spannende Porträts von Frauen, gläubigen und »ungläubigen«, prominenten und weniger bekannten, jüngeren und älteren, die außer ihrem Geschlecht eigentlich nur eines gemeinsam haben: dass sie im Alltag ständig oder zumindest häufig Kopftuch tragen (oder eine Zeitlang trugen).

Das Ziel dieses Buches ist, Vorurteile zurückzudrängen und möglichst Viele dazu zu bewegen, die Sache der Frauen als eine zu betrachten und dafür zu arbeiten, zu argumentieren, zu kämpfen – über alle Grenzen hinweg.

Alle vorliegenden Texte wurden nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und die Fakten gecheckt. Sollten sich dennoch Fehler oder Ungenauigkeiten eingeschlichen haben, bitte ich dies zu entschuldigen. Es handelt sich nicht um einen wissenschaftlichen Titel zum Thema, im Mittelpunkt stehen die persönlichen Geschichten und Hintergründe, die einen Blick hinter die Theorie gewähren sollen.

Zu den Gesprächen mit den in diesem Buch porträtierten Kopftuchträgerinnen hat mich die kluge junge Fotografin Katharina Roßboth begleitet, die wunderbare, einfühlsame und sensible Frauenbilder herstellte. Dafür meinen innigsten Dank – ohne ihre Kunst wären meine Frauen-Geschichten halb so interessant.

Meine besondere Dankbarkeit gilt aber den porträtierten Frauen selbst. Sie haben außerordentlichen Mut bewiesen, indem sie ihr Leben, ihre Gedanken und ihre Werthaltungen vor einer Öffentlichkeit ausbreiten, deren Reaktion im Voraus nicht abzuschätzen ist. Sie haben sich geöffnet und ihr Innerstes (und damit Verletzlichstes) gezeigt. Nicht viele Frauen, zumal wenn sie nicht beruflich bedingt regelmäßig in der Öffentlichkeit stehen, sind dazu bereit. Ich verneige mich vor so viel Courage und bin nicht sicher, ob ich diese, umgekehrt, bewiesen hätte. Ich danke auch jener Frau, die ihren Namen nicht im Buch lesen wollte, weil ihr bei dem Gedanken, was ihre Familie und ihre Freunde sagen könnten, doch mulmig wurde.

Ich wünsche allen, die an »Kopftuchfrauen« beteiligt waren, alles Gute, auch den wunderbaren Frauen im Czernin Verlag, die ein anfangs etwas konfuses Konzept zum Leben erweckt haben. Und ich danke meinem Mann und meinen Kindern, die – jeder auf seine Weise – am Entstehen dieses Buches einen wesentlichen Anteil hatten.

Ihnen allen sei mein Lieblingssatz von Barbara Frischmuth gewidmet: »Ich möchte meine eigene Version von Wirklichkeit haben und riskieren, dass ich mich irre, und zulassen können, dass mich etwas berührt, an dessen Vorhandensein ich eigentlich nicht glaube.«

(aus: »Kopftänzer«)

Petra Stuiber

Wien, Frühjahr 2014

DAS KOPFTUCH – EIN »AUFREGENDES« STÜCK STOFF?

Über Kopftücher, Schleier und Verhüllung

Ein Glossar zur textilen Aufregung

Wenn zwei über »das Kopftuch« sprechen, kann es sein, dass sie von völlig unterschiedlichen Bedeckungen des weiblichen Haupthaares sprechen.

Wikipedia, das selbst ernannte Internet-Lexikon, liefert eine höchst puristische Definition: »Ein Kopftuch ist ein dreieckiges oder zu einem Dreieck gefaltetes Stück Stoff, mit dem der Kopf bedeckt wird. Es kann auf verschiedene Arten, unter dem Kinn, im Genick, unter dem Kinn gekreuzt und im Nacken geknotet (oder auch ohne Knoten) auf dem Kopf getragen werden. Für das Tragen eines Kopftuches gibt es vielfältige Gründe: Schutz vor der Witterung (Kälte, Hitze, Wind, Sonne), aus religiösen bzw. kulturellen oder hygienischen Gründen (Letzteres vor allem in Küchen und Krankenhäusern), damit die Haare bei der Arbeit nicht stören (teilweise auch als vorgeschriebener Arbeitsschutz), um diese vor Verschmutzung (durch Staub etc.) zu schützen, zur Abdeckung der Haare, als Zierde oder als modisches Accessoire. Zu vielen Frauentrachten gehört ein Kopftuch.« Wikip edia merkt an: Meist werden Kopftücher von Frauen und Kindern getragen, aber es gibt auch Kopftücher für Männer.

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