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Kurz sind sie, die Geschichtchen in diesem kleinen Band. Aber auch kurzweilig, ungewöhnlich, überraschend und inspirierend. Lesen Sie und lesen Sie vor! Lassen Sie sich, ob zu mehreren oder alleine, anregen zum Nachdenken und Weiterdenken! Und vor allem: Haben Sie viel Freude!
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Seitenzahl: 64
Veröffentlichungsjahr: 2020
B.-P. Liegener
Körper
und kürzere kurze Geschichten
© 2020 Bernd-Peter Liegener
Umschlaggestaltung B.-P. Liegener
Verlag und Druck: tredition GmbH,
Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-347-10073-2
Hardcover:
978-3-347-10074-9
e-Book:
978-3-347-10075-6
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Inhaltsverzeichnis
Widmung
Vorwort
Körper
Der Läufer
Der Lehrer
Begegnung
Druck
Traumfrau
Der Stall
Das Kind
Widmung
Auch am Anfang dieser kleinen Sammlung von Geschichten und Geschichtchen soll eine Widmung stehen. Natürlich gibt es viele Menschen, die es verdient hätten hier besonders erwähnt zu werden. Wenn ich zum Beispiel an alle denke, von denen ich etwas gelernt habe, komme ich auf unglaubliche Zahlen. Allein die Lehrerinnen und Lehrer aus Grundschule, Gymnasium, mehreren Studien und unzähligen Fort- und Weiterbildungen zu zählen, ergäbe eine nicht niedrige dreistellige Zahl. Aber auch von anderen Menschen, die mir begegnet sind, Eltern, Verwandten, Freunden und Bekannten, Mitschülern und -studenten, Kollegen, Patienten und letztlich auch denen, denen ich versucht habe, etwas beizubringen, habe ich unendlich viel gelernt. Diejenigen, die mir Freude und Glück beschert haben, sind sicherlich genauso viele. Man sollte gar nicht glauben, wie viele Leute einem etwas Gutes getan haben. Auch wer und was mich inspiriert oder gefördert hat, hätte eigentlich eine Erwähnung verdient. Wenn ich aus all jenen jetzt eine Person auswähle, so deshalb, weil ich mich schon lange voll für sie entschieden habe. Darum habe ich sie geheiratet, und sie wird immer das Wichtigste auf der Welt für mich bleiben.
Also widme ich dieses Büchlein voller Glück meiner geliebten
Mechi, Mechtus oder Mechthild.
Vorwort
Körper! Dies ist nicht nur der Titel der ersten Kurzgeschichte (oder ist es eine Kurznovelle?) dieses Bändleins, sondern auch gewissermaßen Programm des gesamten Büchleins. Natürlich: Es geht hier- zumindest meistens- um Menschen, und Menschen bestehen nun einmal aus Körper und Geist. Wie das mit der Seele ist, wissen wir nicht so genau. Tatsächlich geht es aber in fast allen Geschichten um das Verhältnis von Menschen zu ihrem Körper oder dem eines anderen Menschen, sei es auch nur im Gedanken an körperliche Züchtigung zur emotionalen Erleichterung eines Pädagogen oder zur intellektuellen Entwicklungsförderung seines Eleven. Und selbst im tierischen Weihnachtsgeschichtchen darf man sich über die Selbstverständlichkeit von körperlichen Begrifflichkeiten Gedanken machen. Dieses Buch endet wie ein gutes Jahr mit Weihnachten. Gerade in der letzten Kurzkurzgeschichte werden wir mit den möglichen Auswirkungen realer und gefühlter Körperlichkeit- in diesem Falle der Geschlechtlichkeit- konfrontiert. Auch wenn das sehr modern klänge, geht es mir hier nicht um Gender-Correctness, sondern einfach nur darum, sich über alles Gedanken zu machen. Vielleicht ist das sogar in einer moderaten Version dasselbe… Als letzte Bemerkung sei mir erlaubt etwas klarzustellen: Manche Geschichte könnte den Eindruck erwecken, dass ich Sport und körperlich- seelischen Begegnungen kritisch gegenüberstehe. Zu viel Negatives erwächst aus entsprechenden körperlichen Betätigungen in meinen Geschichtchen. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Ich bin ein durchaus positiver und körperbetont freudiger Mensch! Gerade weil ich durch und durch Optimist bin, sind jedoch die nicht so glatt verlaufenden Aktivitäten meiner Protagonisten das Besondere. Und über Selbstverständliches lohnt es sich nicht wirklich zu schreiben… Ich wünsche allen, die sich an das Lesen dieses Büchleins machen, viel Freude, viel Nachdenken und ein gesundes, positives Verhältnis zu ihrem Körper. Und dem der Anderen!
Körper
Was ich hier auf den nächsten Seiten erzähle, hat sich tatsächlich so zugetragen. Es war Anfang der Neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts, und wenn es damals schon in dem Umfang Internet und Handys gegeben hätte wie heute, wäre all dies möglicherweise nicht so passiert. Ich werde versuchen alles so wiederzugeben, wie ich es damals erlebt habe. Der Grund, weshalb ich das Ganze erst jetzt zu Papier bringe, wird im Laufe des Berichtes immer klarer werden. Auch jetzt, während ich diese Geschichte niederschreibe, weiß ich nicht, ob es richtig ist, sie an die Öffentlichkeit zu bringen. Andererseits wird es durch die rasanten Entwicklungen in allen Bereichen unseres Lebens immer wahrscheinlicher, dass mehr und mehr Menschen Ähnliches erleben wie mein Freund Richard. Dann seien Sie vorbereitet!
Prolog
Natürlich war meine Abreise etwas überstürzt gewesen. Ich hätte mir wirklich die Zeit nehmen sollen, Ric anzurufen oder ihm wenigstens einen Brief zu schreiben, Helena hatte ich ja auch einen geschrieben. Aber sie war ja auch ein Teil meines Problems und Ric eben nicht. Die schöne Helena hatte mir den Kopf verdreht, und wenn das auch nicht gerade zum Einsturz der Mauern von Troja geführt hatte, so doch immerhin zu einer heftigen Erschütterung der Fundamente meines Lebens. Bindung, Ehe, Kinder- plötzlich stand all das im Raum. Ausgerechnet gleichzeitig mit dieser neuen Stelle, die ich mit unterschwelligen Angstgefühlen antreten hätte wollen oder sollen, dann aber eben doch nicht angetreten habe. Merkwürdig wirklich, dass ich das nicht mit Ric besprochen habe. Sonst hatten wir immer alles einander mitgeteilt und miteinander geteilt. Richard Altmann. Kennengelernt hatten wir uns in der ersten Gymnasialklasse, und von Anfang an hatten wir gewusst, dass wir zusammengehören. Wir saßen an einem Tisch, wir hatten dieselben Freunde, die gleichen Hobbies, wir lasen die gleichen Bücher- mehr und mehr wuchsen wir zusammen. Auch im Denken und Sprechen wurden wir uns immer ähnlicher. Wir hatten ähnliche Vorstellungen und Ideen, die gleiche Ausdrucksweise und Wortwahl, ja sogar unsere Schrift und unsere Stimmen glichen einander schließlich so sehr, dass man sie kaum auseinanderhalten konnte. Einmal haben wir sogar voller Übermut eine Klassenarbeit mit dem jeweilig anderen Namen abgegeben. Keiner hat es bemerkt und wir haben uns noch lange darüber amüsiert. Bald nannte man uns nur noch Ric und Rob und da wir etwa die gleiche Statur hatten und auch öfter mal aus Spaß die Klamotten tauschten, galten wir als so etwas wie Zwillinge. Wenn wir uns aus dem Urlaub Briefe schrieben, war das eher so wie Tagebuch führen: wir redeten gewissermaßen gleichzeitig miteinander und mit uns selbst. Wann immer es Probleme gab, besprachen wir sie miteinander, halfen einander, waren für uns da. Das war auch so geblieben, als wir längst getrennte Wege gingen. Wie damals, als ich meinen ersten Job am ersten Tag hingeschmissen hatte. Mit Ric konnte ich das besprechen, er hatte auch später immer Verständnis für mein eher rastloses Berufsleben. Dabei war er selbst grundsolide: Ric, der Bänker. Seit Jahren bei der gleichen Bank. Früher hätten wir beide nicht gedacht, dass einer von uns mal so einen trockenen Beruf ergreifen würde, aber Ric hat ihn mit Leben gefüllt. Was er mir im Lauf der Zeit so an Erlebnissen aus seinem Beruf erzählt hat, hat wahrlich nicht viel mit Langeweile zu tun! Und er hatte Ehrgeiz entwickelt! Nicht nur in der Bank hatte er es zu einer ziemlich einflussreichen Position gebracht, nein auch im Sport wollte er es wissen. Wir trafen uns zwar noch ein bis zweimal pro Woche zum Fitnesstraining, aber das reichte ihm nicht aus. Fast täglich trainierte er alleine und schon lange passten ihm meine Jacketts nicht mehr. Aber auch das, eben einfach alles, besprachen wir miteinander. Und jetzt war ich so sang- und klanglos vor meinen Problemen geflohen, hatte sie nach Griechenland mitgeschleppt, alleine herumgewälzt, durchgeknetet und zerkaut, und war gar nicht auf die Idee gekommen Ric mit einzubeziehen. Ein kurzes Urlaubskärtchen hatte gereicht, um mein schlechtes Gewissen ihm gegenüber ein wenig zu beruhigen, aber jetzt, als ich zuhause gleich zwei Umschläge mit seiner - mit unserer Schrift darauf vorfand, machte es mit beinahe lähmender Vehemenz wieder auf sich aufmerksam. Ich stellte meinen Rucksack ohne ihn auszupacken in den Flur und öffnete sofort den ersten seiner Briefe.
Erster Brief
Lieber Rob,