Krimi Doppelband 2205 - 2 Küsten Krimis - Alfred Bekker - E-Book

Krimi Doppelband 2205 - 2 Küsten Krimis E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Krimis: Der Storch bringt nicht nur Kinder (Rainer Keip) Ein Fall für den Norden (Alfred Bekker) Kommissar Ubbo Norden ermittelt mit seinem Kollegen Jan Slieter in einem Fall von illegaler Giftmüllentsorgung. Ein Schiff, dass den Emder Hafen verlässt, wird aufgebracht. Aber an Bord befinden sich nicht nur Fässer mit Giftmüll, sondern auch die sterblichen Überreste einer seit langem vermissten Frau. Nun nimmt der Fall eine überraschende Wende, denn die Jagd nach dem Mörder ist ein Wettlauf gegen die Zeit.

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Seitenzahl: 208

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Rainer Keip, Alfred Bekker

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Inhaltsverzeichnis

Copyright

Krimi Doppelband 2205 - 2 Küsten Krimis

Der Storch bringt nicht nur Kinder: Ein Küsten-Krimi

Klappentext:

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

Copyright

Ein Fall für den Norden

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author /

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Krimi Doppelband 2205 - 2 Küsten Krimis

Alfred Bekker, Rainer Keip

Dieser Band enthält folgende Krimis:

Der Storch bringt nicht nur Kinder (Rainer Keip)

Ein Fall für den Norden (Alfred Bekker)

Kommissar Ubbo Norden ermittelt mit seinem Kollegen Jan Slieter in einem Fall von illegaler Giftmüllentsorgung. Ein Schiff, dass den Emder Hafen verlässt, wird aufgebracht. Aber an Bord befinden sich nicht nur Fässer mit Giftmüll, sondern auch die sterblichen Überreste einer seit langem vermissten Frau. Nun nimmt der Fall eine überraschende Wende, denn die Jagd nach dem Mörder ist ein Wettlauf gegen die Zeit.

Der Storch bringt nicht nur Kinder: Ein Küsten-Krimi

von Rainer Keip

IMPRESSUM

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E‑Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© Roman by Author

© Cover: Pixabay mit Kathrin Peschel, 2019

Lektorat/Korrektorat: Kerstin Peschel

Nach einer Idee von Rainer Keip und Jörg Munsonius

© dieser Ausgabe 2019 by Alfred Bekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

www.AlfredBekker.de

[email protected]

Klappentext:

Zwei junge Männer stoßen bei ihrer geheimen Suche nach dem großen Schatz mit ihren Metalldetektoren in der Nähe von Kolberg auf einen grausigen Fund, der jedoch zunächst unbekannt bleibt.

Fast gleichzeitig wird im Yachthafen von Stralsund ein Leichenfund entdeckt. Ein Fall für die Mordkommission. Und da es sich bei dem Toten im Hafenbecken um einen Mann mit polnischem Ausweis handelt, wird die Mordkommission Kolberg um Hilfe gebeten. Da liegt es sehr nahe, dass die beiden Ermittler Ewa Stepinska und Falk Möller, die bereits in der Vergangenheit erfolgreich zusammen gearbeitet haben, mit diesem Fall betraut werden. Doch ihre Ermittlungen führen sie bald auf Wege, die ungeahnte Ausmaße annehmen, und die beiden werden ohne Erklärung von diesem Fall abgezogen und in den Urlaub geschickt. Aber sie lassen sich nicht so einfach von diesem Fall abziehen und ermitteln im Verborgenen weiter, nicht ohne sich dadurch in akute Lebensgefahr zu bringen …

Die Handlung dieser Geschichte ist frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.

***

Prolog

Die Bunkeranlage am Strand in der Nähe von Henkenhagen war in ein diffuses, gelbliches Licht getaucht. Oberleutnant Gero von Waldenfels schaute sich noch einmal prüfend um und stellte zu seiner Genugtuung fest, dass von dem geheimen Raum am Ende des Ganges nichts mehr zu sehen war. Die verputzte Mauer sah genau so aus wie alle anderen in der Anlage, trist und unscheinbar. Die Arbeiter, die den Raum mit dem Objekt verschlossen hatten, waren wieder in ihre Baracken in das Konzentrationslager Ravensbrück verbracht worden, wo sie ihrem sicheren Tod entgegengehen würden.

Als er aus dem Bunker nach draußen trat, dämmerte bereits der Morgen und aus der Ferne hörte er das dumpfe Wummern der russischen Artillerie, die sich unaufhaltsam näherte.

»Es ist Zeit«, sagte Schröder, sein Feldwebel und gleichzeitig sein Adjutant und Freund, der schon im wartenden Kübelwagen saß und zum Aufbruch drängte.

»Auf der Straße nach Kolberg herrscht durch die Flüchtlingsströme das totale Chaos. Dort kommen wir nicht durch und Fahrzeuge werden durch die russischen Iljuschins beschossen.«

»Dann müssen wir durch den Kolberger Wald in Richtung Westen fahren, zumindest müssen wir bis Stettin kommen und uns von dort aus absetzen. Ich hab gehört, dass sich von Schwarzer mit seiner Mannschaft dort aufhält.«

»Was sollen die denn mit Leuten wie uns Gero?«, entgegnete Schröder, der hektisch einem riesigen Schlagloch auswich und seinen Kübel gerade noch auf dem Feldweg halten konnte.

»Hast ja recht Erwin«, sagte von Waldenfels etwas niedergeschlagen. »Die begeben sich in amerikanische Gefangenschaft und mit ihrem Wissen können sie in den USA den Rest ihrer Tage in Ruhe und Zufriedenheit verbringen. Wir müssen schauen, dass wir unsere Haut retten.«

RATSCH BUMM machte es plötzlich und vor dem Kübelwagen tat sich ein großer Granattrichter auf.

»Feldgeschützbeschuss«, schrie Schröder und ein weiterer Einschlag erfolgte direkt neben dem Fahrzeug. Schröder versuchte mit verzweifelten Lenkbewegungen sein Fahrzeug in der Spur zu halten, aber dann erlitt der Kübelwagen einen Volltreffer. Von Waldenfels sah, wie Erwin Schröders Körper wie eine kaputte Gliederpuppe vom Fahrersitz geschleudert wurde und hoch durch die Luft flog. Die Reste des Kübels überschlugen sich und auch er wurde aus dem Fond nach draußen katapultiert. Stöhnend blieb er einen Moment liegt und wollte sich aufrichten, aber sein rechtes Bein versagte ihm seinen Dienst und eine Welle des Schmerzens durchzog seinen Körper. Er blickte auf seinen Fuß, der in einem unnatürlichen Winkel von seinem Bein abstand. Sich auf seinem K98 Karabiner abstützend, wankte er in die Richtung des nahen Waldes, um dort Deckung zu suchen, als er einen russischen T34 Panzer auf sich zurollen sah. Verzweifelt warf er sich in der Hoffnung, dass der Panzer über ihn wegrollen würde, in einen Graben. Der Koloss näherte sich ihm mit einem infernalisch brüllenden Geräusch aus seinem 500-PS-Dieselmotor und als er bereits die Wanne von unten sah, drehte sich das stählerne Ungetüm um seine Achse. Von Waldenfels stieß einen erstickten Schrei aus, der jedoch in der Masse von Erde und Geröll unterging. Dann umfing ihn die Schwärze, welche vor ihm bereits aber Millionen von Menschen in diesem sinnlosen Krieg erlebt hatten.

Pommern im März 1945

1.

Adam war mit seinem Kumpel Filip auf Tour, was bedeutete, dass sie mit ihren Metalldetektoren in der Umgebung von Kolberg unterwegs waren, um nach Militaria aus dem großen Krieg zu suchen.

Die beiden waren erfahrene Sucher und hatten bereits in der Vergangenheit einige Stücke gefunden, die sie auf den einschlägigen Märkten zu Geld gemacht hatten. Am beliebtesten waren Orden und Ehrenzeichen des deutschen Heeres, die sie an Sammler aus Deutschland verkauften. Einmal hatte Filip sogar eine Walther P38 gefunden. Sie war in Ölpapier eingewickelt, tadellos in Schuss gewesen und hatte ihm ein hübsches Sümmchen eingebracht.

Diesmal hatten sie sich einen Bereich vorgenommen, der eigentlich nicht in direktem Zusammenhang mit den Kriegshandlungen stand und daher noch nicht häufig abgesucht worden war. Er lag abseits der großen Flüchtlingsströme, die damals auf der Flucht vor den Russen in Richtung Westen führten. Sie suchten direkt im Wald, was einerseits geringe Erfolgsaussichten auf einen Fund bedeutete, andererseits jedoch, wenn sie einen Fund machten, dieser von der Qualität in einem wesentlichen besseren Erhaltungszustand sein müsste als anderenorts.

An diesem Tag hatten sie, bis auf den Knopf einer deutschen Uniform und ein Verwundetenabzeichen nichts Besonderes gefunden, aber diese beiden Teile waren in einem guten Zustand und brachten mindestens dreißig Euro auf dem Markt. Filip näherte sich mit seiner Sonde dem Waldrand, während sein Freund immer noch den Wald durchstöberte. In der Nähe sah er einen kleinen Feldweg und in einiger Entfernung ein paar Bauern, die mit ihren Traktoren ihre Felder bestellten. Er befand sich in einer kleinen Senke, als sein Metalldetektor anschlug. Es war ein gutes Signal und rasch hatte er die oberste Erdschicht mit seinem Spaten freigelegt.

»Bronze?«, hörte er die Stimme von Adam, der sich ihm von hinten genähert hatte.

»18er Signal. Eisen. Muss was Größeres sein, weil es ziemlich tief liegt. Oder mehrere Teile. Mal sehen, was wir da haben«, antwortete Filip, der ein immer größeres Loch aushob.

»Das Signal ist noch da, aber der Pinpointer spricht noch nicht an«, schnaufte er und beide zusammen schaufelten ein immer größer werdendes Loch. Plötzlich fuhr Adam erschrocken zurück.

»Ist das ein Knochen?«, fragte er seinen Kumpel entsetzt und deutete auf ein graues, von Erde behaftetes längliches Etwas, das langsam zum Vorschein kam.

Filip zog das UFO, das Unbekannte Fundobjekt, vorsichtig aus der Grube.

»Ein Oberschenkelknochen«, sagte er leise, fast flüsternd und sah Adam an. »Machen wir weiter oder holen wir die Polizei?«

»Damit sie uns kassieren können? Du spinnst wohl.«

»Aber wir können den armen Kerl doch nicht da unten liegen lassen.«

»Sagt ja auch keiner, aber da unten ist ein Signal und ich möchte wissen was es ist«, antwortete Filip mit gierigem Blick.

»Na gut, aber wenn wir hier fertig sind, melden wir die Sache anonym, damit der da unten«, und er zeigte auf die Grube »seine letzte Ruhe finden kann.«

Verbissen buddelten sie weiter und immer mehr Knochenteile kamen an die Oberfläche. Zuletzt fanden sie einen Schädel und legten ihn fast ehrfurchtsvoll an die Seite. Danach widmeten sie sich den Habseligkeiten des Toten.

»Eine MP40 und ein K98. Das war dein Signal«, stellte Adam fest, als sie die Waffen vom Dreck des Erdreiches säuberten. Filip betrachtete inzwischen die »Hundemarke« des Toten.

»Gestatten, Gero von Waldenfels, Oberleutnant der Infanteriedivision Köslin«, las er vor und zeigte auf das Skelett, das vor ihnen im Gras lag.

Er blickte zu Adam, der eine recht gut erhaltene Ledertasche aus dem Loch fischte und gerade seinen Inhalt herausholte.

»Gutes deutsches Schweinsleder«, grinste er. »Man kann die Dokumente sogar noch lesen. Kannst du Deutsch?«

»Es geht. Meine Oma war Deutsche und früher haben wir mit ihr nur deutsch gesprochen.«

Filip blätterte die vergilbten Papiere durch und wurde immer schweigsamer.

»Was Besonderes?«, fragte Adam neugierig, doch Filip schüttelte nur ärgerlich den Kopf. Dann legte er die Schriftstücke beiseite und stieß einen Pfiff durch seine Zähne aus.

»Das ist ja ein Ding«, sagte er leise und berichtete Adam von seinem schier unglaublichen Fund.

2.

Eines hatte sich im Leben von Falk Möller in den letzten Wochen und Monaten grundsätzlich geändert. Er wachte nicht mehr mit einem dicken Kopf auf, was daher resultierte, dass er sich an den Wochenenden nicht mehr sinnlos in irgendeiner Bar betrank. Als er die Augen aufschlug, war er völlig klar und hörte neben sich die regelmäßigen Atemzüge von Ewa. Ihre Bettdecke war etwas verrutscht und so genoss er die Ansicht auf ihren runden Po. Was für ein Anblick, grinste er und ließ sich in das weiche Kissen zurückfallen.

Drei Monate waren vergangen, seit sich die beiden bei einem Einsatz in Kolberg kennen- und lieben gelernt hatten. So oft es ging, verbrachten Falk und sie ihre Zeit miteinander und meistens war er bei Ewa und ihrer Tochter Iga in Kolberg. Mit dem Kind gab es wegen ihrer Beziehung überhaupt keine Probleme, was natürlich Ewa, als ihre Mutter, am meisten freute und weswegen sie am Anfang ihrer Beziehung etwas Bedenken hatte. Aber Iga hatte Falk von Beginn an in ihr kleines Herz geschlossen und auch Falk mochte die Kleine sehr, die wie eine Miniaturausgabe ihrer Mutter aussah.

An diesem Wochenende passte Ewas Mutter Jolanta auf sie auf und Ewa war alleine nach Stralsund gefahren. Beide hatten sich auf dieses Wochenende, das sie nur für sich hatten, gefreut. Eigentlich hatten beide vorgehabt, schick essen zu gehen, aber am Ende waren sie doch im Bett gelandet. Das Sexuelle kam bei ihnen beiden immer etwas kurz, da Ewa strikt dagegen war, mit Falk zu schlafen, wenn Iga nebenan in ihrem Zimmer lag. Zu sehr erinnerte sie das an ihrer eigene Kindheit und Pubertät, als sie mit ihren Eltern in einer winzigen Zweiraumwohnung lebte und die Geräusche ihrer Eltern zwangsläufig mitbekam, wobei ihr Vater keinerlei Rücksicht auf das Kind genommen hatte.

Falks Hand glitt über die seidenweiche Haut ihres Pos und Ewa schaute ihn mit verträumtem Lächeln über ihre Schulter an.

»Guten Morgen, Schatz«, säuselte sie, drehte sich vollends zu ihm um und sah ihm in die Augen.

Falk strich ihr zärtlich eine blonde Strähne aus ihrem Gesicht.

»Guten Morgen, Liebes. Gut geschlafen?«

»Nicht besonders viel, aber den Rest der Nacht wie ein Stein«, grinste sie und glitt mit ihrer Hand über seinen Körper.

Nach der Total-Katastrophe ihrer Ehe mit ihrem Ex-Mann Antek hätte sie niemals gedacht, dass es ihr jemals vergönnt sein würde, sich noch einmal in einen Mann zu verlieben, aber schon als sie Falk das erste Mal in der Lobby des Hotels »New Skanpol« gesehen hatte, war es um sie geschehen. Anfangs hatte sie sich wegen ihrer Gefühle ihm gegenüber noch gesträubt, aber dann wurde ihr innerer Widerstand immer schwächer, besonders als sie bemerkte, wie liebevoll Falk mit ihrer Tochter umging. So hatte sie sich ein Familienleben vorgestellt und war restlos glücklich in ihrer neuen Beziehung.

Das Schrillen ihres Diensthandys riss sie aus ihren Gedanken und fast gleichzeitig ertönte der Klingelton auf Falks Handy. Die beiden schauten sich an.

»Zufall?«, fragte Ewa.

»Ich glaube nicht an Zufälle«, antwortete Falk und griff, wie auch Ewa zu seinem Mobiltelefon.

*

»Moin Falk. Ich störe dich ja nur ungern, aber wir haben einen neuen Fall«, hörte er die Stimme seines Vorgesetzten und Freundes Werner Nübel. »Ist das Ewa, die im Hintergrund telefoniert?«, fragte er nun mit leicht belustigter Stimme.

»Ja. Ihr Diensthandy ging zur gleichen Zeit«, antwortete Falk und schaute zu ihr hinüber, die aufgeregt mit jemandem auf Polnisch diskutierte. »Um was geht es?«

»Ihr habt beide wieder einen Fall. Wahrscheinlich spricht sie gerade mit Kaminski.«

Kaminski war Ewas neuer Vorgesetzter, nachdem man ihren Ex-Chef Grabowski wegen Verdacht der Korruption in den hintersten Winkel Polens versetzt hatte.

»Eine Leiche im Yachthafen. Ein Angler hat sie entdeckt und die Wasserschutzpolizei alarmiert. Der Mann hatte einen polnischen Ausweis dabei, wobei wir davon ausgehen, dass dieser eine Fälschung ist. Er sieht ganz und gar nicht wie ein Pole aus, ist eher ein südländischer Typ. Keine Ahnung, womit wir es hier zu tun haben, aber da können uns die polnischen Kollegen bestimmt weiterhelfen.«

»Und da eine polnische Kriminalkommissarin zufällig vor Ort ist, kann sie dann gleich mit einsteigen.«

»So hatte ich mir das gedacht. Deshalb hab ich Ewa bei ihrem Vorgesetzten angefordert. Ihr beide seid doch ein unschlagbares Team«, sagte Nübel und Falk konnte sein Grinsen am anderen Ende der Leitung förmlich spüren. »Kaminski weiß nichts von euch beiden?«

»Warum sollen wir das an die große Glocke hängen? Nein, nur Jurek weiß natürlich Bescheid.«

Zwischen Ewas Kollegen Jurek Bonk, seiner Frau Magda und ihnen hatte sich in den letzten Monaten eine Freundschaft entwickelt. Jurek war ein Mann nach Falks Geschmack, genauso unkonventionell und etwas unangepasst wie er und auch die beiden Frauen verstanden sich recht gut. Zudem hatten sie ebenfalls eine Tochter, Kasia, die ein Jahr älter als Iga war.

»Die Leiche ist noch an der Fundstelle?«

»Ja. Ich dachte, dass ihr euch bestimmt ein Bild von dem Ganzen machen wollt.«

»Gut, dann fahren wir zum Hafen und schauen uns das mal an. Später kommen wir dann ins Präsidium.«

»Ich warte dann auf euch«, hörte er Nübels Stimme und legte auf.

Ewa hatte ihr Telefonat ebenfalls beendet und schaute Falk an.

»Wir haben einen neuen Fall«, resümierte sie kurz, sprang aus dem Bett und begab sich in Richtung Badezimmer, während Falk noch im Bett blieb und ihr nachschaute.

Ihm war etwas unwohl bei dem Gedanken, dass er mit Ewa zusammen, wie hatte Nübel es praktisch formuliert, ein Dreamteam bildete. Sicher, bei ihrem ersten gemeinsamen Einsatz waren sie erfolgreich gewesen und schon dort gab es für sie beide lebensbedrohliche Situationen. Aber nun war es etwas anders. Ewa war nicht mehr nur eine Kollegin sondern auch die Frau an seiner Seite. Es war schon gut, dass außer Jurek in ihrer Dienststelle in Kolberg niemand etwas von ihrer Beziehung mit dem deutschen Kommissar wusste. Nübel ging ein gefährliches Spiel ein, wenn er die beiden in einen gemeinsamen Einsatz schickte und gegen die ungeschriebenen Regeln verstieß. Zu viele Komplikationen konnten sich ergeben, aber andererseits agierten die beiden vorsichtiger, als es sonst der Fall war.

Ewa gegenüber ließ er sich nichts anmerken, als sie aus der Dusche kam und sich rasch ankleidete. Falk gab ihr einen flüchtigen Kuss, um nun seinerseits im Bad zu verschwinden.

Eine Viertelstunde später waren sie unterwegs und trafen nach kurzer Zeit in der Marina ein.

*

Ziemlich am Ende des Steges sahen sie die Leute der Spurensicherung und die Konturen eines Körpers, der unter einem großen weißen Tuch lag.

»Moin Falk«, begrüßte ihn Jutta Dittrich, die für diesen Fall zuständige Gerichtsmedizinerin. Jutta und er kannten sich schon viele Jahre und sie reichte ihm wortlos einen Kaffee rüber. Sie war eine kleine, korpulente Frau von Mitte fünfzig mit kurzen, dunkelbraunen Haaren.

»Kommissar Ewa Stepinska von der Mordkommission Kolberg«, stellte er Ewa vor.

»Moin«, brummelte Jutta und reicht ihre die Hand. »Könnt ihr in Polen fliegen?«, grinste sie.

»Ich bin eigentlich privat hier in Stralsund, aber Nübel hat sich mit meinem Chef kurzgeschlossen und Schwupps bin ich wieder im Einsatz«, lächelte Ewa.

Jutta schaute zuerst Falk und dann sie schräg von der Seite an.

»Macht was ihr wollt, Kinder«, sagte sie mit einem schelmischen Grinsen.

»Was haben wir?«, fragte Falk, während Ewa am Kaffee nippte.

Jutta schlug das Tuch zurück und die beiden schauten in das bleiche Antlitz eines vielleicht fünfundzwanzigjährigen Mannes.

»Das ist aber jetzt kein Pole«, stellte Falk fest, als er dessen scharfgeschnittene Gesichtszüge und sein dunkelbraune Hautfarbe betrachtete.

»Laut Ausweis heißt er Tomasz Krutin und ist in Lodz geboren, Alter: sechsundzwanzig. Gestorben ist er an einer Schusswunde im Rückenbereich«, erklärte Jutta und wies mit ihrem Finger auf die Eintrittswunde, die zweifellos tödlich war und gab den Ausweis weiter an Ewa, die diesen eingehend studierte.

»Menschenschmuggel«, hörten sie ihre Stimme aus dem Hintergrund. Beide, sowohl Jutta als auch Falk, schauten sie überrascht an. »Der Ausweis ist eine Fälschung, aber eine sehr gute. Was guckt ihr mich so an. Meint ihr, das läuft nur von Süd nach Nord über die Balkanroute? Seitdem die fast zu ist, überlegen sich die Schlepper neue Wege. Ja, die gibt es auch noch, obwohl zurzeit fast nur noch über die Schiffsflüchtlinge berichtet wird. Bringt wahrscheinlich mehr Aufmerksamkeit. Aber Tatsache ist, dass die Schlepper auch über Land nach wie vor Illegale nach Westeuropa bringen, nur haben sich die Routen geändert. Wir haben schon lange ein paar Familien arabischer Abstammung in unserem Visier, die ganz legal in Polen leben und das schon seit der Zeit, bevor die Flüchtlingswelle 2015 über Europa hereinbrach.«

»Darauf wär ich nie gekommen«, schüttelte Falk mit dem Kopf.

»Es sind nicht diese Massen, aber sie kommen stetig und fallen kaum auf. Und einen von ihnen habt ihr wahrscheinlich gerade aus dem Wasser gefischt. Irgendetwas muss da schiefgelaufen sein, da auch wir mit einem Mord in diesen Kreisen noch nie zu tun hatten. Sie agieren normalerweise äußerst vorsichtig und unauffällig. Im Übrigen sind das nicht die Flüchtlinge, die wirklich Schutz brauchen. Das sind Leute, die richtig viel Geld dafür bezahlen und es auch können, weil sie nicht aus den Kriegsgebieten des Nahen Osten kommen. Die kommen oft direkt aus den Emiraten oder aus Saudi Arabien, wo sie mit einer Einladung eines fiktiven Verwandten in Polen ganz legal einreisen können und dann folgt die illegale Einreise nach Deutschland.«

»Meinst du, sie sind mit einem Schiff über die Grenze gekommen?«

»Möglich. Das wäre sehr unauffällig und relativ sicher. Es fahren ständig Freizeitkapitäne über die Ostsee, hüben wie drüben, und niemand kümmert sich darum, es sein denn, wir bekommen einen Tipp. Normalerweise meldet man sich nur in der Hafenmeisterei an, wenn man in Polen oder hier in Deutschland anlegt.«

Jutta Dittrich hatte inzwischen ihre Ausrüstung zusammengepackt.

»Morgen früh, wenn ich ihn auf dem Tisch habe, kann ich euch mehr sagen. Aber die Todesursache steht für mich schon fest.«

»Für uns ist es interessant, ob er sich schon länger hier in Deutschland aufgehalten hat, oder aber gerade über die Grenze gekommen ist«, sagte Falk.

»Vielleicht gibt uns sein Mageninhalt weitere Auskünfte. Kommt morgen Mittag rein. Dann müsste ich ihn fertig obduziert haben.«

Sie verabschiedeten sich von Jutta und begannen damit, die Boote abzuklappern, die sich in der Nähe befanden. Den Hafenmeister hatten sie gebeten, ihnen eine komplette Liste von den Bootseignern zu besorgen, deren Schiffe sich in der Marina befanden.

»Meinst du, dass man ihn gerade hier über Bord gehen ließ?«, fragte Ewa Falk skeptisch.

»Irgendwo müssen wir ja anfangen. Vielleicht hat irgendjemand etwas Auffälliges gesehen oder gehört. Wir müssen uns auch über die Strömungsverhältnisse, die hier herrschen, kundig machen. Ob Kwiatkowski uns dabei helfen kann?«

»Bestimmt. Mit ihm haben wir ja gute Erfahrungen gemacht und die Daten werden über die Ländergrenzen hinaus abgeglichen«, antwortete Ewa und folgte Falk über den Steg.

Ein paar der Freizeitskipper sahen neugierig zu ihnen herüber und Falk stellte seine Fragen, aber niemandem war etwas Besonderes aufgefallen.

»Wundert mich nicht«, knurrte Falk, als er zusammen mit Ewa das Gebäude der Hafenmeisterei ansteuerte. »Gaffen, bis ihnen der Kopf vom Hals fällt, aber selbst bloß nicht in etwas hineingezogen werden.«

»Meinst du, bei uns werden nicht die drei Affen gespielt?«, kicherte Ewa und boxte ihm in die Seite, als sie das Gebäude betraten.

Der Hafenmeister hatte ihnen bereits eine Liste der Boote ausgedruckt, die seit gestern im Hafen lagen. Falk überflog die Liste der Namen der Eigner, aber die meisten von ihnen waren Angehörige des hiesigen Yachtclubs. Lediglich fünf Schiffe waren Fremdanleger und nur zwei kamen aus Polen.

»Das eine ist der Segler dort hinten am Ende des Steges«, sagte der Hafenmeister und zeigte auf ein Segelschiff von etwa zwanzig Metern Länge. »Das andere ist ein Motorboot von zwölf Metern, eine Familie mit zwei Kindern.«

»Wem gehört das Segelschiff?«

»Moment, haben wir gleich. Die Taurus gehört einem Stanislaw Szymanski aus Danzig. Macht mit dem Schiff wohl einen Ostseetrip mit seinen Freunden. Die haben gestern Abend ganz schön gebechert.«

»Sie kennen sich doch hier bestens aus«, meldete sich Ewa. »Wenn hier etwas angeschwemmt wird, aus welcher Richtung kommt hier in der Regel die Strömung?«

»Sie spielen auf den Toten an. Nun, nur von Norden aus Richtung Hiddensee, das ist eine Insel nördlich von hier. Aus dem Kubitzer Bodden fließt die Strömung hierher.«

»Den kenne ich. Dort bin ich mit meinem Vater oft zum Segeln rausgefahren. Ist es da immer noch so einsam? War schon ewig nicht mehr dort.«

»Ist es. Da gibt es nur ein paar Bauernhöfe und ein paar Katen.«

3.

Falk und Ewa bedankten sich für die Auskünfte und fuhren ins Präsidium, wo sie von Werner Nübel und seinem Kollegen Robert Schröder begrüßt wurden.

»Du brauchst dich nicht zu bedanken, Ewa«, grinste Nübel sie an, als er ihr die Hand gab und sie ihn freundschaftlich knuffte.

Nübel hatte sie bei ihrem ersten Zusammentreffen sehr schätzen gelernt. Eine Frau, die Falk, zumindest etwas, an der Kandare hielt, musste schon was Besonderes sein und sein erster Eindruck von ihr hatte sich voll bestätigt. Mit ihrer ruhigen, besonnen Art bildete sie in dem Zweiergespann einen Gegenpol und Nübel hoffte, dass sein Freund in ein ruhigeres Fahrwasser geriet, was auch für dessen Job galt. Mit seiner aufbrausenden und forschen Art hatte sich Falk nicht nur Freunde auf seiner Dienststelle gemacht und Nübel hatte ihm schon des Öfteren die Haut gerettet.

»Du willst doch nur, dass ich auf ihn aufpasse, damit er keinen Blödsinn anstellt«, kicherte Ewa und Falk verzog sein Gesicht zu einem schiefen Grinsen.

»Gib’s ruhig zu. Werner hat dich extra damals auf mich angesetzt, so als eine Art weiblicher Romeo«, lachte er nun.

Falk wurde gleich wieder ernst, gab den beiden einen ersten Lagebericht und teilte ihnen Ewas Vermutung hinsichtlich der Herkunft des Toten mit.

»In Berlin gab es vor ein paar Jahren eine Razzia, die sich mit genau demselben Thema befasste. Damals wurden ein paar Festnahmen getätigt, aber seitdem habe ich nichts mehr davon gehört.«

»Sie sind sehr vorsichtig und diejenigen, die hier nach Deutschland verbracht werden, werden mit erstklassigen Papieren ausgestattet und kriechen unter die Fittiche der Clans.«

»Und um ganz sicher zu gehen, werden wohl auch einige per Schiff über die Grenze gebracht«, warf Falk ein. »Da fällt mir ein; ich muss noch ein Gespräch mit Jutta Dittrich führen.«

Falk entfernte sich von der Gruppe und wählte Juttas Privatnummer.

»Hatte ich nicht etwas von morgen Mittag gesagt?«, meldete sich die Gerichtsmedizinerin leicht knurrig, als sie Falks Nummer auf ihrem Handydisplay erkannte.

»Ja, ich weiß. Aber ich wollte von dir nur etwas über den ungefähren Todeszeitpunkt wissen.«

»Der hat nicht länger als zwanzig Stunden im Wasser gelegen.«

»Das reicht mir schon. Danke für die Auskunft, Jutta.«

»Mach ich doch gern«, antwortete sie mit etwas versöhnlicher Stimme.

Falk ging zurück zu den anderen, die über eine Seekarte von der Umgebung Stralsunds gebeugt standen.

»Jutta sagt, dass der Tote nicht länger als zwanzig Stunden im Wasser gelegen hat. Also muss er hier«, und er deutete auf einen Bereich oberhalb der Marina, »ins Wasser gekommen sein.«

»Das wäre der Bereich um den Kubitzer Bodden«, stellte Schröder fest.«

»Hat dein Cousin eigentlich noch den kleinen Jollenkreuzer?«, fragte Falk an die Adresse von Nübel gerichtet.

»Hat er. Wollt ihr beide euch dort einmal umsehen?«

»Kann ja nicht schaden. Vielleicht hat jemand etwas Ungewöhnliches beobachtet, zumal dort immer viele Boote unterwegs sind.«

Nübel führte ein kurzes Telefonat und zwei Stunden später waren Falk und Ewa unterwegs auf dem Strelasund in Richtung Kubitzer Bodden. Der Jollenkreuzer, den Ingo, Nübels Cousin, ihnen zur Verfügung gestellt hatte, war ein 28er und acht Meter dreißig lang. Es war ein altes Schiff, aber innen sehr geräumig, mit je einem Schlafplatz auf beiden Seiten, in der Mitte einem Tisch, der ebenfalls zum Schlafplatz umfunktioniert werden konnte, einer kleinen Kombüse und genügend Stauraum ausgestattet.

Sie hatten guten Wind unter dem Kiel und das Wetter war genau richtig für einen Segeltörn. Viele Boote, meist Segler, waren auf dem Wasser. Ewa lag in ihrer Unterwäsche auf dem vorderen Bootsdeck und genoss die Sonne auf ihrem Körper. Falk stand am Ruder und bald fuhren sie in den Bodden ein.

»Du weißt schon, dass wir dienstlich unterwegs sind«, grinste er, als sie sich ins Heck des Segelbootes bewegte.

»Wir sind doch undercover«, lachte sie und zog sich ihr T-Shirt über. »Was ist das für eine Insel dort?«

»Liebitz. Ein Naturschutzgebiet. Aber die ist zu weit weg, als dass unser Opfer dort über Bord gegangen sein könnte. Wenn man die Strömung berechnet, muss es irgendwo hier passiert sein.«

Falk steuert das Boot in die Nähe des Ufers und erblickte nicht weit weg ein Sportboot, das in einer kleinen Bucht vor Anker lag. Als sie sich langsam näherten, sahen sie ein älteres Pärchen, das es sich auf zwei Liegestühlen auf dem Vordeck bequem gemacht hatte.

»Guten Tag«, rief Falk zu den beiden hinüber. »Dürfen wir Sie kurz stören?«

»Sie stören nicht«, rief der Mann zurück und warf ein paar Fender über die Steuerbordseite des Motorbootes. Falk legte das Segelboot längsseits und der Mann half ihnen an Bord.

»Mein Name ist Falk Möller, Kripo Stralsund und das ist meine Kollegin Ewa Stepinska«, stellte er sich vor.

»Heinz Hohenstein und meine Frau Regina. Haben Sie kein Geld mehr für Benzin oder warum fahren Sie jetzt auf einem Segelboot?«, grinste er.

»Nichts dergleichen«, lachte Falk und der Mann forderte sie auf, sich zu setzten. »Kaffee?«

»Lieber was Kaltes«, sagte Ewa und Regina brachte ihnen ein Radler.

»Was können wir für Sie tun?«

»Wie lange sind Sie schon hier?«, fragte Falk, der, obwohl unter Freizeitschiffern üblich, nicht ins Du gefallen war, da sie ja dienstlich unterwegs waren.

»Seit vier Tagen. Wir fahren ein bisschen in der Gegend herum, aber abends kommen wir immer wieder hierher zurück. Die Bucht ist ideal und auch die Mücken halten sich in Grenzen.«

»Haben Sie beide hier etwas Auffälliges beobachtet. Ein größeres Schiff zum Beispiel, das hier auch geankert hat.«

»Nein, geankert hat hier keiner.«

»Und das Schiff, das vorgestern Abend dort hinten gelegen hat?«, meldete sich Regina.