Krimi Doppelband 2206 - Alfred Bekker - E-Book

Krimi Doppelband 2206 E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Krimis: Die Waffenhändler von Miami (W.K.Giesa) Der rollende Tod (Alfred Bekker) Die Mutprobe einer Jugendgang endet in einem Blutbad. Die Gang-Mitglieder geraten an einen Gangster-Boss, der sich sein Portemonnaie partout nicht abnehmen lassen will. Doch das ist nur der Auftakt für eine Serie von blutigen Ereignissen, die New York erschüttern. Ein brutaler Kampf mächtiger Syndikate entbrennt - und die Ermittler folgen der Spur des Todes.

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Seitenzahl: 252

Veröffentlichungsjahr: 2021

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W.K.Giesa, Alfred Bekker

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Inhaltsverzeichnis

Copyright

Krimi Doppelband 2206 - 2 Action Thriller

​Copyright

​Die Waffenhändler von Miami

DER ROLLENDE TOD

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author /

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

[email protected]

Folge auf Twitter:

https://twitter.com/BekkerAlfred

Erfahre Neuigkeiten hier:

https://alfred-bekker-autor.business.site/

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Alles rund um Belletristik!

Krimi Doppelband 2206 - 2 Action Thriller

Alfred Bekker, W.K.Giesa

Dieser Band enthält folgende Krimis:

Die Waffenhändler von Miami (W.K.Giesa)

Der rollende Tod (Alfred Bekker)

Die Mutprobe einer Jugendgang endet in einem Blutbad. Die Gang-Mitglieder geraten an einen Gangster-Boss, der sich sein Portemonnaie partout nicht abnehmen lassen will. Doch das ist nur der Auftakt für eine Serie von blutigen Ereignissen, die New York erschüttern. Ein brutaler Kampf mächtiger Syndikate entbrennt - und die Ermittler folgen der Spur des Todes.

​Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author /

© dieser Ausgabe 2020 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Alles rund um Belletristik!

​Die Waffenhändler von Miami

W.K.Giesa

Interstate Highway 95, Richtung Süden.
»Orlando Beach«, schwärmte Terence Orville Washburn. »Hübsche Mädchen in knappen Bikinis. Cap Canaveral: Mondraketen. Daytona Beach: Autorennen. Miami…«
»Mörder«, unterbrach Jim Sherman sein Schwärmen.
T.O. Washburn winkte ab. »Das haben die Medien nur aufgebauscht, weil es sich bei den Opfern um ausländische Touristen handelte«, behauptete er. »Nur weil innerhalb kurier Zeit ein paar arme Teufel auf den Highways überfallen und ermordet wurden, ist Florida doch nicht gleich ein Staat von Verbrechern, die anderen mit ihren Autos hinterherrasen und sie rammen…«
Jim Sherman warf einen Blick in den Rückspiegel. »So?« murmelte er. Das Auto mit zwei Insassen, das seit einiger Zeit beharrlich hinter ihnen fuhr, wurde plötzlich erheblich schneller…
***
Auch Jim trat aufs Gaspedal. Aber trotz seiner 450 PS schaffte der bullige Caterpillar-Motor es nicht, den Truck mit seinem schweren Auflieger stark genug zu beschleunigen. Der erdbraune Chrysler Saratoga holte jetzt deutlich auf. Zum ersten Mal war er Jim vor etwa zwei Stunden aufgefallen. Seit dieser langen Zeit hielt er sich immer mehr oder weniger dicht hinter dem »Bison«, wurde langsamer, wenn Jim verlangsamte, und schneller, wenn der »Bison« beschleunigte. Zwischendurch war Jim einmal so provozierend langsam geworden, daß jeder vernünftige Autofahrer den Sattelzug hätte überholen müssen - der Fahrer des Saratoga hatte es nicht getan! Er blieb brav wie ein Schatten hinter dem Truck.
Bis jetzt.
»Was ist los?« fragte T.O. und beugte sich zu Jim hinüber, einen Blick auf die Armaturentafel werfend. Er sah die Nadel des Drehzahlmessers beständig nach rechts wandern. Das bisher gleichmäßige Brummen des hubraumstarken Achtzylinder-Diesels wurde zu einem nervtötenden, rasenden Hämmern. Die Tachonadel zitterte über die erlaubten 65 mph hinweg auf die 70 zu, überschritt sie… Jim umklammerte den großen Lenkradkranz, zog vom rechten auf den linken Fahrstreifen, um eine Kolonne wesentlich langsamer fahrender Trucks und Four-Wheeler zu überholen.
Ein Blick in den Rückspiegel, der leicht zitterte und deshalb ein nur noch unscharfes Bild wiedergab, verriet ihm, daß der erdbraune Chrysler das Tempo mühelos hielt. Wenn ihm , der »Bison« nach einer über zweistündigen Fahrt zuletzt doch zu langsam geworden war, hätte er seinen Überholversuch jetzt ruhig abbrechen können; Jim fuhr mittlerweile fast 75 mph und preßte das große Gaspedal immer noch bis zum Anschlag durch. Der Zeiger des Tourenzählers stand knapp vor der Höchstdrehzahlmarke von 1900 U/min. Der Lärm in der Fahrerkabine des brandroten Kenworth W 900 Conventional war ohrenbetäubend geworden. Das Radio, das T.O. nicht nachreguliert hatte, war nicht mehr zu hören, Aus dem Lautsprecher der CB-Box kam ein im Lärm fast untergehendes Rufsignal; jemand wollte die »Bison«-Crew sprechen.
»Verdammt, Jim, was soll das?« stieß T.O. laut hervor. »Hast du jetzt den Verstand verloren? Willst du die Maschine ruinieren oder uns den Smokeys in die Arme treiben? Geh vom Gas!«
Der blonde Texaner dachte gar nicht daran. Er sah an der Fahrzeugkolonne entlang, die er überholte, und suchte nach einer Chance. Ohne sagen zu können, woher dieses Gefühl kam, flößte ihm der Saratoga höchstes Unbehagen ein. Mit dem Wagen und den zwei Männern darin stimmte etwas nicht!
»Brems ab, Mann!« verlangte der schwarze Shotgun wieder.
Jim sah eine Lücke zwischen zwei vorausfahrenden Trucks; er schätzte, daß der »Bison« mit Auflieger genau dazwischenpaßte. Während er mit der linken Hand das Lenkrad hielt, fischte er mit der rechten das CB-Mikrofon vom Haken. T.O. wollte es ihm aus der Hand pflücken, aber Jim wehrte ihn mit einer Schulterbewegung ab. »Verdammt, ich weiß, was ich tue«, stieß er hervor. Ein Blick zur Digitalanzeige des Gerätes verriet ihm, daß der allgemeine An- und Notrufkanal 19 eingestellt war. Die Lücke, in die der »Bison« paßte, kam immer näher; es wurde Zeit!
Jim drückte auf die Sendetaste, als der fremde Funker, der den rasenden »Bison« ansprechen wollte, für einen Moment schwieg. »Break!« rief er in die Sprechrillen. »Bison an die beiden Kollegen vor mir! Hier ist Jim Sherman vom Bison! Meldet euch, schnell! Das ist ein Notfall!«
Er ließ die Taste los. T.O. sah ihn an, als zweifle er an Jims Verstand. Und vermutlich war er da auf dem I-95 derzeit nicht der einzige…
»Hast du ’ne werdende Mutter an Bord, die du zum Doc bringst?« krächzte es aus dem Empfang. »Du bist der rasende Donnerfalke hinter uns, wie? Schon mal den Begriff Höchstgeschwindigkeit gehört? Oder gibt’s den in der Baumschule nicht, in der sie dir das kleine ABC beigebracht haben…?«
»Rede keinen Stuß, Kollege«, gab Jim zurück. »Bist du der Truck direkt schräg vor mir?«
»Richtig, Stampede-Sherman!«
»Mir hängt einer im Nacken, aber garantiert kein Smokey! Ein brauner Chrysler, zwei Mann drin«, stieß Jim hervor, während der »Bison« bereits neben dem Auflieger des anderen Trucks war. »Frag nicht, hilf mir. Ich schere knapp vor dir ein und gehe auf dein Tempo, aber ohne Blinker. Der Verfolger wird vorbeijagen. Scher sofort ’raus, statt mir ins abbremsende Heck zu rauschen, und mach die Mühle zu! Ich bremse weiter ab und verschwinde an der nächsten Ausfahrt vom Highway, aber der Typ darf, wenn er erst mal vorbei ist, keine Chance kriegen, selbst wieder zurückzufallen und mich noch zu fassen! Verstanden?«
Der »Bison« erreichte jetzt das vordere Ende des anderen Trucks.
»Stampede-Sherman«, keuchte T.O. fassungslos. »Wie das paßt… mit dir ist wohl der Büffel durchgegangen, wie? Verfolgt?« Er versuchte, über den rechten Rückspiegel etwas zu erkennen, schaffte es aber nicht. Der Chrysler war dicht dran und hing zu weit links.
Der andere Trucker meldete sich wieder. »Du bist irre, Sherman. Das geht nie gut! Was ist, wenn hinter deinem Zweimann-Chrysler noch ein schneller Wagen kommt? Wenn ich ausschere, katapultiere ich den doch über die Grünfläche in die Gegenbahn!«
Jim warf einen Blick in seinen Außenspiegel. »Da ist keiner hinter. Alle anderen sind brav und bleiben im Limit! Du kannst ’rauskommen!«
Da war der rote Kenworth, der seinen Namen »Bison« den beiden rechts und links an die lange Motorhaube gemalten springenden Büffeln verdankte, neben dem Führerhaus des silbergrauen MACK COE. Jim sah die rot-orange-gelben Streifen, das Markenzeichen der »Alamo-Trucking« aus San Antonio. Jemand hatte in geschwungener weißer Schattenschrift »Shark-Killer« unter das Firmenwappen gemalt; in einer anderen Situation hätte Jim darüber schallend lachen können: Das war eine bösartige Anspielung auf den allseits unbeliebten Boss der »Alamo-Trucking«, Derek Lerby, der wegen seines Geschäftsgebarens und seines zähnestarrenden Grinsens »der Hai« genannt wurde.
Jim sah an T.O. vorbei den Fahrer an und hob die Faust mit dem Mikrofon, streckte dabei den Daumen hoch, drehte ihn quer und richtete ihn wieder auf.
Der »Shark-Killer« hob die Brauen, verzog die Mundwinkel und nickte. Er reckte selbst den Daumen hoch.
Er machte also mit, wie Jim erleichtert und T.O. bestürzt erkannte. Der Shotgun im MACK funkte wieder. »Das wird aber trotzdem verdammt haarig, Stampede-Sherman! Was, wenn deine Freunde im Chrysler mithören?«
»Die hören nicht, oder kannst du dir vorstellen, wie man ohne Spargel auf dem Dach im CB mitmischt?« fragte Jim. »Gleich geht’s rund, Erklärungen später!«
Er hakte das Mikrofon wieder ein.
»Auf die Erklärungen bin ich verdammt gespannt«, stieß T.O. hervor.
Der braune Chrysler hing immer noch dicht hinter dem »Bison«. Sekundenlang versuchte Jim sich vorzustellen, daß alles trotzdem nur ein Zufall war. Aber dafür hatte er schon zu viele unglaubliche Dinge erlebt. Ein Gedanke schoß ihm durch den Kopf: Vor kurzem hatten sie sich mit einer seltsamen, geschäftemachenden Sekte angelegt, die über erhebliche Macht und Einfluß zu verfügen schien. Sollte jemand von der Parascience-Sekte ihnen einen Killer auf den Hals geschickt haben? Jim fand keine bessere Erklärung für das Interesse der Verfolger an einem recht harmlosen Truck mit einer noch harmloseren Fracht.
Er zog mit Tempo weiter vor. Zu seinem Erschrecken stellte er fest, daß der Abstand zwischen den beiden Trucks enger geworden war, zwischen die er schlüpfen wollte. Paßte es überhaupt noch, oder mußte er sich einen anderen Plan ausdenken?
Aus den Augenwinkeln sah er, wie T.O. die Fäuste ballte. »Ich habe eine Idee«, stieß der schwarze Shotgun hervor. »Die ist so gut, daß sie glatt von mir sein könnte: Halt mal eben kurz an und laß mich aussteigen, ehe du mit deinem Selbstmordplan weitermachst! Immerhin habe ich im Gegensatz zu dir Alimente für ein Kind zu zahlen!«
Jim blieb auf dem Gas. Er versuchte den Platz abzuchecken, der ihm blieb; da, wo die lange Motorhaube des Kenworth endete, war zwar in Sachen Straßenbelag noch ein toter Winkel von einem Dutzend Meter, aber oben gemessen hörte der Truck genau an der Sichtkante auf. Unglaublich schnell kam der vordere Truck näher. Dessen Fahrer schien von der ganzen Sache nicht einmal etwas mitbekommen zu haben; vielleicht war er nicht auf Empfang, sondern hörte Radio oder döste am Lenkrad - auch das gab’s leider hin und wieder auf so schnurgeraden, langweiligen Strecken.
Ein Blick in den linken Spiegel - da war der schnelle Chrysler immer noch. Rechter Spiegel - es langte noch nicht…
Und wie schnell der vordere Truck jetzt heranflog!
Nun mußte Jim rechts einscheren, wenn sein verrückter Plan aufgehen sollte - und da trat der verdammte Narr vor ihm ahnungslos auf die Bremse! Mochte der Himmel wissen, warum er das tat, aber er wurde plötzlich langsamer, und gerade in dem Moment, wo Jim glaubte, es riskieren zu können, schoß die Front des »Bison« am Aufliegerheck vorbei!
Schwenkte nach rechts, weil Jim im Reflex schon gelenkt hatte - und berührte den anderen Auflieger… fast!
Der Texaner hatte es gerade noch im letzten Moment geschafft, die Lenkbewegung zu korrigieren. Der rasend schnelle »Bison« begann leicht zu schlingern. T.O. öffnete den Mund. Jim ging vom Gas. Der Luftwiderstand ließ den Truck sofort langsamer werden. Jetzt wurde es hinten verdammt eng; der »Shark-Killer« reagierte nicht ganz so schnell. Wenn Jim jetzt, wo’s vorn wieder paßte, einscherte, feuerte er mit seinem Aufliegerheck den Alamo-MACK von der Piste!
»Laß es!« flüsterte T.O.
Da sah Jim im rechten Außenspiegel die Scheinwerfer des »Shark-Killer« zweimal kurz aufflammen; der Alamo-Fahrer, dessen Namen er nicht einmal kannte, hatte folgerichtig reagiert, selbst angebremst und den Platz geschaffen, den Jim brauchte. Sofort zog Jim nach rechts - und bremste seinerseits stark an. Hinter ihm hupte jemand schrill; er sah den Chrysler schlingern, der vom Ausweich-Bremshaken überrascht wurde; vermutlich war er zu dicht aufgefahren. Der MACK-COE schwenkte haarscharf hinter dem Chrysler-Heck sofort auf die linke Spur, saß dem Four-Wheeler donnernd im Nacken.
Als die Straße hinter Jim frei war, stieg er voll auf die Bremse. Rasend schnell verlor der »Bison« jetzt an Tempo. Der Chrysler schoß an der Zugmaschine vorbei. Jim sah, daß der Beifahrer eine M-11 auf dem Schoß liegen hatte, eine jener heimtückischen kleinen Maschinenwaffen, die gerade mal so groß waren, daß man sie wie eine große Pistole im Schulteroder Gürtelholster tragen konnte, und die eine geradezu irrsinnige Feuerkraft und Schußgeschwindigkeit hatten.
Noch ehe der Chrysler-Fahrer begriff, wie ihm geschah, befand er sich bereits neben dem Auflieger des vorderen Trucks, und der Alamo-Trucker schloß dicht hinter ihm auf, so daß ihm keine Chance blieb, seinerseits abzubremsen und vor dem »Bison« einzuscheren. Der »Shark-Killer« trieb ihn förmlich an dem anderen Truck noch vorbei und blieb dann neben ihm.
Jim drosselte aufatmend das Tempo.
»Die nächste Ausfahrt ist unsere«, murmelte er. Erst jetzt brach ihm der Schweiß aus.
***
»Wenn du das nächste Mal wiederjso einen Irrsinn planst, dann sag mir vor Antritt der Fahrt Bescheid«, stieß T.O. hervor. Sein Gesicht war aschgrau. »Dann suche ich mir nämlich einen anderen Partner. Weißt du, daß zwischen unserer Stoßstange und dem anderen Auflieger nicht mal mehr eine Dollarnote Platz gefunden hätte?«
Jim schwieg. Er mußte selbst erst einmal wieder zu sich finden; mühsam kämpfte er gegen weiche Knie und Ellenbogen an.
Der »Bison« wurde noch langsamer. Andere Fahrzeuge, Personenwagen wie Trucks, die er vorhin in rasender Fahrt überholt hatte, zogen jetzt vorbei. Einige hupten wütend, einer zeigte ihm aus dem offenen Cabrio heraus erst das Vögelchen und dann den schlimmen Finger. - Es ließ Jim kalt.
Zwei Meilen weiter war eine Ausfahrt. Jim setzte den Blinker, lenkte den Truck vom Highway herunter und brachte ihn schließlich eine halbe Meile weiter auf einer schmalen Straße kurz vor einer Ortschaft zum Stehen. Er arretierte die Feststellbremse, schaltete den Motor und die Zündung ab und stieg aus.
Mit weichen Knien lehnte er sich draußen an den Kotflügel, drehte sich eine Zigarette und begann zu rauchen.
Irgendwie konnte er es immer noch nicht so richtig glauben, was passiert war. Aber er wußte eines: Er hatte richtig gehandelt.
O
T.O. trat zu ihm und tippte ihn auf die Schulter, um sich bemerkbar zu machen - Jim machte auf ihn einen derart geistesabwesenden Eindruck, als lebe er in einer völlig anderen Welt.
T.O. deutete auf den kleinen Ort. »Hier wollten wir doch ganz bestimmt nicht hin, Partner«, sagte er. »Unser Ziel ist Miami, wenn ich mich nicht irre. Zudem warten der Shark-Killer wie auch ein gewisser T.O. Washburn auf eine Erklärung für diesen haarsträubenden Unsinn. Darf ich dir einen Psychiater empfehlen?«
Jim wandte den Kopf. »Wer sich in die Hände eines Psychiaters begibt, sollte sich auf seinen Geisteszustand untersuchen lassen«, erwiderte er. »Ich bin ganz okay. Die Typen im Chrysler haben uns verfolgt, und sie waren bewaffnet.« Er erzählte von seinen Beobachtungen.' T.O. schüttelte den Kopf. »Und daraufhin begehst du so eine Verrücktheit, die uns Kopf und Kragen hätte kosten können?«
Jim schüttelte langsam den Kopf. »Du kennst mich«, sagte er. »Wenn es zu riskant geworden wäre, hätte ich’s abgebrochen und mir etwas anderes ausgedacht. Aber die wollten uns an den Kragen. Wozu sonst die offen liegende Schnellfeuerwaffe? Ich frage mich nur, warum sie gut zwei Stunden gewartet haben.«
»Mich interessiert vielmehr, wer diese Leute sind - immer vorausgesetzt, du hast keine Gespenster gesehen.«
»Dann hätte ich wohl eher ›Ghostbusters‹ zu Hilfe gerufen«, sagte Jim in grimmigem Spott. »Was hältst du von der Parascience-Society?«
»Glaubst du im Ernst, die wären dermaßen sauer auf uns, daß sie uns Killer auf den Hals schicken?«
»Immerhin haben wir ihnen letztens in San Antonio bei diesem Country-Music-Festival ganz gehörig den Zopf geölt.«
»Aber nach allem, was ich über diese Sekte gehört und gelesen habe, paßt so ein offener Angriff nicht zu ihnen. Wenn die uns fertigmachen wollen, dann eher, indem sie unsere Hausbank veranlassen, unsere Schecks zu sperren oder ein Rundschreiben an alle Frachtagenturen oder möglichen Privatkunden zu faxen, man möge keine Geschäfte mit uns machen.«
»Man kann Trucker auch ruinieren, indem man sie daran hindert, ihre Fracht heil ans Ziel zu bringen«, erinnerte Jim. »Wir wären nicht die ersten, die von bösen Menschen so fertiggemacht werden.«
»Aber bisher haben wir es immer geschafft, uns gegen böse Menschen zu wehren«, sagte T.O.
Jim nickte. »Eben.«
Den Rest seines selbstgedrehten Glimmstengels in der Hand, kletterte er wieder in den »Bison« und drückte den Stummel im Ascher aus. Da gehörte das Ding hin und nicht auf die Straße, wie es viele Menschen so gedankenlos praktizierten. Immer wieder gab es sogar Autofahrer, die trotz eingebauten Aschenbechers ihre Zigarettenkippe aus dem Fenster des fahrenden Wagens schleuderten; Jim hatte einmal miterlebt, wie ein Motorradfahrer einen noch glühenden Stummel vor die Helmscheibe bekam. Anschließend hatte der Texaner mitgeholfen, den durch den Schreck verunglückten Biker aus dem Straßengraben zu klauben und in den Rettungshubschrauber zu verfrachten.
Er griff nach dem Mikrofon. »Bison ruft Shark-Killer.«
»Ich höre dich, Stampede-Sherman«, kam es zurück; der Alamo-Truck befand sich noch in guter CB-Reichweite. »Du wolltest etwas erklären.«
»Bin gerade dabei.« Jim führte aus, was er auch T.O. schon erzählt hatte; derweil umrundete sein schwarzer Partner den Truck und prüfte routinemäßig die Technik und die Reifen.
»Euer Freund ist eine Ausfahrt weiter abgebogen«, teilte der »Shark-Killer« nach Jims Erklärung mit. »Die, die ihr genommen habt, hat er nicht geschafft, weil er ein bißchen eingekeilt war und ihn keiner ’rausgelassen hat. Aber die nächste hat er dann genommen. Wir haben sein Kennzeichen. Sollen wir’s an die Polizei weitergeben?«
»Prächtige Idee«, erkannte Jim. »Nur zu.«
»Ich weiß zwar nicht, wohin ihr wollt«, fuhr der »Shark-Killer« fort, »aber ihr solltet damit rechnen, daß die Jungs im Chrysler versuchen, euch wiederzufinden. Wenn ich an eurer Stelle wäre, würde ich meinen Streckenplan dementsprechend darauf abstimmen.«
Jim nickte, was sein Gesprächspartner natürlich nicht sehen konnte. »Sicher, Amigo. Du hast was bei mir gut. Wenn wir uns wieder über den Weg laufen, hast du einen Wunsch frei.«
Der Alamo-Trucker lachte. »Du bist doch der Sherman, nicht wahr? Sorg dafür, daß Sharkey Lerby endgültig auf die Nase fällt, und wir sind quitt! Himmel, was war die Arbeit bei der ,Alamo‘ schön, als der alte Corrigan noch lebte… Lerby, diesen Sklaventreiber, muß die Hölle ausgespien haben!«
»Aye, Shark-Killer, und heißen, Dank für die Hilfe«, beendete Jim das Gespräch. Er hatte selbst allen Grund, gegen Lerby zu sein, aber solange der »Hai« ihn in Ruhe ließ, führte auch Jim Sherman keinen Krieg. Immerhin, oft genug hatte Lerby ihm Knüppel zwischen die Beine geworfen… und alte Feindschaft rostet nicht.
Aber im Moment gab es ganz andere Probleme.
Sie mußten ihren Auflieger nach Miami bringen. Und das innerhalb einer gewissen Zeitspanne. Größere Umwege über vielleicht fünfhundert oder tausend Meilen, um Verfolger auszutricksen, waren nicht drin. Allenfalls eine Essenspause am nächsten Truck Stop. Zu mehr reichte die Zeit nicht. Aber dafür wurde dieser Job gut bezahlt.
T.O. stieg ebenfalls wieder ein. »Wie geht’s weiter, großer Meister?«
»Zurück auf den Highway«, sagte Jim. »Wahrscheinlich rechnen sie nicht damit, sondern suchen uns woanders.«
***
»Mag der Teufel wissen, was plötzlich in diese Narren gefahren ist. Als wir überholen wollten, muß der Trucker wohl durchgedreht sein. Ist ’ne ganze Weile mit einem Affenzahn vor uns her, wollte uns nicht vorbeilassen, und als er endlich einscherte, zog ein anderer ’raus und keilte uns zu. Wir hatten Mühe, überhaupt vom Highway wieder ’runterzukommen.«
»Wer saß am Lenkrad?«
»Der Blonde.«
»Sherman also. Vielleicht hat ihm nicht gefallen, daß ihr stundenlang hinter ihm wart. Hat euch vielleicht die harmlosen Touristen auf Urlaubsreise nicht geglaubt. Ihr hättet ein Kennzeichen aus dem Mittelwesten verwenden sollen, keins aus Georgia. Aber das spielt jetzt alles keine Rolle mehr. Wir lösen euch wie abgesprochen ab und übernehmen den Rest der Aktion.«
»Eigentlich müßten sie längst hier vorbeigekommen sein! Die werden doch wohl nicht vom Highway ’runtergefahren sein und nehmen jetzt eine andere Strecke unter die Räder? Dann könnt ihr sie lange suchen…«
»Und ihr sucht dann mit, Freunde. Wenn ihr nicht so blöd gewesen wärt, sie überholen zu wollen… ihr hättet einfach hinter ihnen vom Highway abbiegen sollen.«
»Wir wollten etwas Vorsprung herausschinden, um einen Stopp einzulegen. Hast du schon mal mit voller Blase am Lenkrad gesessen?«
»Ich pumpe mich ja auch nicht vor einer längeren Fahrt literweise mit Kaffee voll! Eh - da hinten fahren sie! Wir hängen uns jetzt dran. Scheinen Pause gemacht zu haben…«
»Weidmannsheil…«
***
Jim Sherman hatte in der Ortschaft eine Stelle gefunden, wo er den Truck wenden konnte; eine Gruppe Kinder unterbrach ihr Spiel und schaute sich das Manöver des roten und chromblitzenden Trucks interessiert an. Offensichtlich verirrten sich trotz der Highway-Nähe nicht oft Trucks in dieses verschlafene Nest, und schon gar nicht, um nur zu wenden. Der »Bison« kehrte auf den I-95 zurück, weiter in Richtung Süden. Am Verkehrsaufkommen hatte sich nichts verändert; es war nach wie vor normal. Erst in etwa einer Stunde dürfte es etwas hektischer werden. Aber dann waren sie selbst vermutlich am Truck Stop ein paar Meilen vor Brunswick, Georgia, und konnten bei einem kräftigen Holzfällersteak und einem Eimer Kaffee die rush hour an sich vorbeifließen lassen.
Als sie die nächste Ausfahrt passierten, an der nach den Worten des »Shark-Killers« der erdbraune Chrysler abgebogen war, sahen beide Trucker sich unwillkürlich um. Aber nirgendwo an den weitgezogenen Aus- und Auffahrtschleifen konnten sie den Wagen entdecken, der dort vielleicht in Lauerstellung gestanden hätte, um die Verfolgung wieder aufzunehmen. Vielleicht stimmte Jims Verdacht, und sie rechneten einfach nicht damit, daß der »Bison« auf den Highway zurückgekehrt war - oder sie hatten einfach aufgegeben. Offen blieb die Frage nach dem Grund für die mehrstündige beharrliche Verfolgung, und warum die Verfolger ausgerechnet jetzt vorgeprescht waren.
Als sie eine Drei Viertelmeile von der Ausfahrt entfernt waren, rollte ein feuerwehrroter, gepflegter Chevrolet Caprice älteren Baujahrs auf den I-95.
»Vielleicht sind’s tatsächlich ein paar Killer, die uns die Sekte auf den Hals gehetzt hat«, sagte T.O. nachdenklich. »Denn wer sollte sonst momentan etwas von uns wollen? Und an der Fracht kann’s auch nicht liegen. Zwanzig Tonnen Telefone im versiegelten Container, wer will die schon haben?«
»Jemand, der es leid ist, daß er sich in seiner Hundertzwanzig-Zimmer-Villa von Raum zu Raum immer noch per Buschtrommel verständigen muß.«
»Ha, ha«, brummte T.O. »Ist dir auch schon mal der Gedanke gekommen, daß die Typen gar nicht uns gemeint haben, sondern jemand anderen verfolgten und den Bison gewissermaßen nur als Sichtdeckung benutzten?«
Jim stutzte, dann schüttelte er den Kopf. »Kann ich mir nicht vorstellen. Die Fahrzeuge vor uns haben im entsprechenden Zeitraum ständig gewechselt. Oder sollte dir ein Fahrzeug aufgefallen sein, das über zwei Stunden gleichbleibend irgendwo vor uns war?«
»Es war nur so ein Gedanke«, meinte der schwarze Hüne. »Wie wär’s - Pause am Truck Stop?«
»Sicher«, sagte Jim. »Wenn ich schon möglicherweise Mörderkugeln entkommen bin, will ich nicht anschließend an Hunger sterben.«
***
Zwei Männer in einem erdbraunen Chrysler, hinter einem von Sträuchern halb überwachsenen Hinweisschild versteckt, sahen sich an. »Verdammt, was jetzt? Fahren wir zurück?«
»Wir bleiben dran. Ein Anpfiff reicht mir. Wenn wir uns weiterhin verfügbar halten, wirkt sich das vielleicht positiv aus. Aber wir sollten tatsächlich das Kennzeichen ändern. Warte mal…«
Sie stiegen aus. Statt der Georgia-Zulassung montierten sie vorn und hinten Schilder, wie sie in Kansas üblich waren. Der Fahrer nahm eine Rolle Klebeband aus dem Kofferraum und verpaßte dem Wagen ein paar deutlich sichtbare Zierstreifen. Dann hebelte er mit einem Schraubenzieher die Typenschilder am Heck aus ihren Befestigungen, zog auch da in voller Kofferraumbreite einen Klebestreifen über die Bohrlöcher und hatte damit dem Wagen ein etwas verändertes Aussehen gegeben. Nur geringfügig, aber vielleicht reichte es.
»Und laß, verdammt noch mal, deine Knarre verschwinden! Ich kann ja noch verstehen, daß du in dein Spielzeug vernarrt bist, aber deshalb brauchst du’s nicht so offen zu tragen, daß man es von einer Truck-Kabine aus sehen kann!« fauchte der Fahrer.
»Mann, die Trucker haben anderes zu tun, als uns ins Auto zu gucken«, maulte der andere. »Was jetzt?«
»Jetzt machen wir uns eben wieder auf den Highway, sehen zu, daß wir in erreichbarer Nähe bleiben und schaffen es vielleicht, zwischendurch auch mal einen Happen zwischen die Kiemen zu hebeln. Ein Dutzend Meilen von hier soll ein Truck Stop sein. Da gibt’s immer gutes und preiswertes Essen.«
»Und wenn die Trucker da auch gerade pausieren?«
»Wir parken ja nicht da, wo die Trucks stehen. Und ich glaube kaum, daß sie unsere Gesichter erkennen. Wenn du deine Kanone nicht offen mit dir ’rumschleppst, kann uns keiner was.«
Der Pistolero versenkte die M-11 mißmutig im Ablagefach. »Man gönnt mir ja sonst nichts«, brummte er verdrossen.
Der Fahrer löste den Wagen aus dem Sichtschutz und fuhr auf den Highway. Nur wenig später tauchte ein Polizeiwagen hinter ihnen auf. Der Patrol-Car kam schnell, scherte hinter dem Chrysler ein - und zog dann wieder auf die Überholspur, um sich den Wagen und seine Insassen von der Seite her anzusehen. Der Fahrer des Chrysler wandte den Kopf, lächelte die Cops freundlich an und winkte leutselig. Der Streifenwagen beschleunigte und fuhr jenseits der erlaubten Höchstgeschwindigkeit weiter.
»Verdammt, die Trucker haben uns schon die Polizei auf den Hals gell hetzt«, stieß der Fahrer hervor; er lächelte nicht mehr und erlaubte sich jetzt auch den Luxus eines dezenten Schweißausbruchs. »Wenn wir nicht das Kennzeichen getauscht und den Wagen optisch ein bißchen retuschiert hätten…«
»Dazu deine Frechheit, die Cops einfach anzugrinsen«, sagte der Pistolero. »Mach dir nicht in die Hosen. Ich hätte die M-11 aus dem Fenster geworfen und sie mir später wiedergeholt. Was hätten sie uns denn anhaben können? Höchstens, daß wir hundert Meilen lang hinter einem bestimmten Truck her gerollt sind. Und das hat Uncle Sam bisher noch nicht verboten, oder habe ich da eine Gesetzesnovelle verpaßt?«
»Du bist mir eine Spur zu leichtsinnig«, murmelte der Fahrer des Chrysler.
***
Jim lenkte den »Bison« schwungvoll auf das Truck Stop-Gelände. Ein Blick auf die Tankanzeige verriet ihm, daß es noch nicht erforderlich war, die beiden großen Dieseltanks wieder zu befüllen. Der Treibstoff reichte allemal bis Miami und noch ein erhebliches Stück weiter. Und bis dahin gab’s noch genügend Möglichkeiten zum Nachtanken.
Aber ein wenig Proviant einzuholen, wäre nicht schlecht.
Hinter ihnen war ein roter Chevrolet Caprice eingebogen. Er zog an den Trucks vorbei, um nahe an den Gebäuden zu stoppen. Jim zuckte mit den Schultern. Es kam durchaus vor, daß sich Fourwheeler auf Truck Stops verirrten, wenn auch nicht unbedingt zum Tanken - die Zapfpistolen preßten den Diesel mit einem solchen Tempo in die Einfüllstutzen, daß keine PKW-Tankentlüftung da mitkam und der Tank nicht nur den Diesel, sondern auch gleich die ganze Zapfpistole ausspuckte - wegen des Luftstaudrucks. Aber nicht nur Trucker wußten das oft erstklassige, meist preiswerte Essen zu schätzen.
Jim parkte den »Bison« ein. Die Reihe der nebeneinanderstehenden Trucks war absolut frontbündig -keine Zugmaschine stand auch nur einen Zentimeter vor oder hinter der gedachten Linie; die insgesamt vierzehn Trucks boten so ein prachtvolles Bild. Gerade rollte ein fünfzehnter auf das Gelände und schloß sich an. Jim und T.O. stiegen aus und sperrten die Kabine sorgfältig ab.
Ein anderer Truck, ein MACK COE mit den Farben der »Alamo-Trucking«, verließ gerade das Gelände; »Bison« und »Shark-Killer« hatten sich knapp verpaßt. »Schade«, brummte T.O. »Jetzt kannst du den beiden keine Coke ausgeben.«
»Ein andermal«, winkte Jim ab. »Man rollt sich ja immer mal wieder über die Zehen. Außerdem schont’s heute die Spesenrechnung.«
Sie schlenderten auf den langgestreckten Flachbau zu, der Serviceeinheiten für Mensch und Technik bot. Zwei Telefonzellen gab’s, eine besetzt, die andere defekt, eine Schaufenstergalerie des Shops, der Zubehör für Truck und Trucker verkaufte, und dann kam der Restaurationsbereich. Gerade wandte T.O. sich um und sah einen weiteren Truck einparken. »Schau mal da«, stieß er Jim an. »Da hat noch einer ’nen INCA-Trailer auf der Gabel.«
Der rote GMC-Conventional-Truck, Typ Bison, optisch etwas bulliger gestaltet als der Kenworth unserer Freunde, kam schnaufend und zischend zum Stehen. Am Auflieger prangte die gleiche Beschriftung wie an dem des »Bison«: Die leicht schräg gestellten Buchstaben INCA, wobei das A Ähnlichkeit mit einer aztekischen Stufenpyramide besaß. Den I-Punkt symbolisierte eine Aztekensonne. Darunter zog sich etwas kleiner, aber in der gleichen fetten Schrägschrift und mit den gleichen Symbolen versehen der Schriftzug INTERNATIONAL CARGO, Miami, Florida. Dazu Fax- und Telefonnummer und schließlich der Slogan: Täglich nach Mexico und Guatemala - wo sehen Sie ein Problem?
Das Problem sah Jim allenfalls darin, daß eine Firma mit diesem Anspruch eigentlich eine eigene Fahrzeugflotte haben sollte, statt Verträge mit -zig unabhängigen Truckern abzuschließen. Für die freien Trucker war es natürlich wunderbar, mit einer so großen Firma möglichst ins Dauergeschäft zu kommen. Und INCA zahlte nicht gerade schlecht.
Dennoch war Jim skeptisch. INCA schien noch nicht lange auf dem Markt präsent zu sein, hatte also vermutlich die Anlaufschwierigkeiten noch längst nicht überstanden. Erst nach drei, vier Jahren ließ sich sagen, ob eine Firma auf einigermaßen soliden Beinen stand oder zum Futter für den Pleitegeier wurde.
Obgleich Jim und T.O. in letzter Zeit ziemlich oft im Süden der USA unterwegs gewesen waren, hatten sie kaum einmal einen INCA-Trailer gesehen. Daß jetzt gerade einer auf das Gelände rollte, war schon verblüffend.
Den Broker, der ihnen die Fracht vermittelt hatte, hatte Jim nach der Solidität der Firma befragt. Der Frachtagent schien solche Nachfragen zu kennen; wortlos händigte er Jim die Fotokopie eines Gutachtens aus, das von einem namhaften Wirtschaftsprüfer abgefaßt war, dem Jim immerhin fast bedenkenlos zu trauen gewillt war. Danach war INCA solide. »Sehen Sie, Sherman, bei dem guten Geld, das INCA verspricht, wird selbst unsereiner mißtrauisch. Und wenn ich einige Male Trucker in eine Falle schicke, spricht sich das doch unter euch herum, und ihr kommt nicht mehr zu mir, sondern geht zu meiner Konkurrenz, die an vermeintlich ehrlichere Auftraggeber vermittelt…«
Das konnte Geschwätz, aber auch eine ehrliche Meinung sein. Jim hatte den Job akzeptiert; man konnte es ja mal ausprobieren. 15 % Anzahlung gleich, der Rest per Barscheck bei Anlieferung des Containers am Miami-International-Airport.
Ein versiegelter Container, vollgestopft mit Telefonen und Telefonanlagen, die nach Mittelamerika sollten. Ab Miami per Luftfracht. Jim hatte aufgeschnappt, daß die INCA auch den Land- und Seeweg nutzen ließ; es fuhren auch Trucks quer durch Mexico nach Guatemala und weiter. Sie hatten nun die kurze Route zum Airport bekommen, und angesichts dessen, daß Jim die INCA noch nicht gut genug kannte, schien ihm das effektiver, als gleich auf einen langen und möglicherweise risikoreichen Trail geschickt zu werden.
Immerhin blieb die Frage offen, weshalb die INCA sich nicht an eine größere Spedition band, beispielsweise an die »Ryland Trucking Company«, die »Alamo-Trucking« oder Barclays »Highway-Rider« - nach dem Tod seines alten Herrn hatte der Trucker Steve Barclay unter dem CB-Namen seines eigenen Trucks aus vier Fahrzeugen des Familienunternehmens deren vierzig gemacht und zählte damit schon nicht mehr zu den ganz Kleinen im Lande. Ähnlich wie seinerzeit Ryland, der Highway King, fuhr auch Steve Barclay mit seinem Partner Barry Winwood immer noch selbst; Jim war den beiden zwar noch nicht begegnet, aber ein gemeinsamer Bekannter, Grym Stonewall mit seinem aus Deutschland stammenden Truck, hatte ihm einmal von Barclay erzählt.
Wenn ein einzelner Trucker ausfiel, mußte INCA umständlich Über Frachtagenturen nach Ersatz suchen. Eine größere Firma regelte das intern, ohne daß INCA sich hätte Sorgen machen müssen.
Trotzdem setzte INCA auf die Unabhängigen. Sicher nicht aus sozialem Engagement…
»Wieder eine offene Frage«, murmelte Jim und begriff erst, laut gedacht zu haben, als T.O. mit einem freundlichen »Häh?« wissen wollte, was er sich da in seinen nicht vorhandenen Bart brabbelte. Jim winkte ab.
»Na schön, dann kaufe ich ein paar vertrocknete Brötchen, zwei Kaffeebohnen und eine Tüte Duldsamkeit für morgen ein«, beschied ihm T.O. und setzte sich ab in Richtung des kleinen Lebensmittel-Ladens neben dem großen Trucker-Store. Jim sah dem heranschlendernden GMC-Trucker entgegen, der sich als Johnny Stein entpuppte. Sie kannten sich eher flüchtig, waren sich nur einige Male begegnet. Stein stammte wie Jim aus Texas, war der Sohn eines jüdischen Einwanderers, der aus Nazi-Deutschland geflüchtet war, und einer Farbigen. Trotz seiner mittlerweile 50 Lebensjahre sah er mit seiner samtbraunen glatten Haut und den jettschwarzen Augen um ein Drittel jünger aus und verdrehte den Girls allein durch sein Auftauchen schon die Köpfe. Dabei war er grundsolide, verheiratet und hatte einen Sohn, der es bei der US-Army inzwischen zum Lieutenant-Commander gebracht hatte und Daddys ganzer Stolz war.
Wenn Jim keine andere Erinnerung an Johnny Stein hatte, dann aber die an dessen beglückt leuchtende Augen, als er von seinem Junior erzählte, damals, als sie den Wirt einer Kneipe in San Antonios downtown zur Verzweiflung gebracht hatten, weil der weniger Bier im Lager hatte als seine Gäste Durst in der Kehle. Da hatte Johnny gerade die Beförderung seines Sohnes gefeiert. Ganz zufällig hatten ein paar Dutzend »RTC«- und »Alamo«-Trucker Johnnys Glück geteilt, und am anderen Tag hatten der alte Jefferson Corrigan und der Highway King unabhängig voneinander fast im gleichen Wortlaut geflucht, weil ihre Fahrer sehr, sehr krank waren.
Auch Jim und T.O. hatte diese Feier eine Fracht gekostet, weil sie beide mit Restalkohol im Blutspiegel anderntags nicht in der Lage gewesen waren, sich hinters Lenkrad zu setzen. Allein der Kopfschmerz beim Gedanken daran, sich an der Griffstange hochzuziehen und schwungvoll auf den Sitz katapultieren zu müssen, und dann die Erschütterungen und der Lärm beim Zuschlägen der Tür… Ein Bett, ein Eisbeutel, saure Gurken und eine Toilettenschüssel hatten sich da als wesentlich sympathischere Umwelt erwiesen…