Krimi Doppelband 2227 - Alfred Bekker - E-Book

Krimi Doppelband 2227 E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Krimis: Sein Hobby war das Morden (Cedric Balmore) Mörderspiel (Alfred Bekker) Leslie Craven ist Mitarbeiter einer literarischen Agentur und führt ein unauffälliges, zurückgezogenes Leben. Bis er eines Tages verschwindet, nachdem er kurz zuvor von zwei Unbekannten bedroht wurde. Einer der beiden Angreifer findet sich dann wenige Tage später als Leiche im East River wieder. Bount Reiniger wird beauftragt, Craven zu suchen und schon nach kurzer Zeit stellt sich heraus, dass an diesem Mann nichts stimmt - weder Name noch Lebenslauf. Craven lebte unter einer falschen Identität. Je weiter Bount Reiniger in mit seinen Ermittlungen vordringt, desto tiefer gerät Bount Reiniger in den Strudel ebenso mysteriöser wie lebensgefährlicher Ereignisse, die in irgendeinem Zusammenhang mit Cravens Doppelleben stehen. Als Bount Cravens Schwester aufstöbert, lauern ihm Unbekannte auf und er entkommt ihnen nur knapp. Plötzlich gerät der Privatdetektiv in das Visier von Andy Carillo, einer rachsüchtigen Unterweltgröße, mit der Leslie Craven eine offene Rechnung zu haben scheint. Die Ereignisse überschlagen sich. Ein toter FBI-Mann bringt Verwirrung, bevor Bount die richtige Spur findet...

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Seitenzahl: 273

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhaltsverzeichnis

Krimi Doppelband 2227

​Copyright

Sein Hobby war das Morden: Kriminalroman

Mörderspiel

Krimi Doppelband 2227

von Alfred Bekker, Cedric Balmore

Dieser Band enthält folgende Krimis:

Sein Hobby war das Morden (Cedric Balmore)

Mörderspiel (Alfred Bekker)

Leslie Craven ist Mitarbeiter einer literarischen Agentur und führt ein unauffälliges, zurückgezogenes Leben.

Bis er eines Tages verschwindet, nachdem er kurz zuvor von zwei Unbekannten bedroht wurde. Einer der beiden Angreifer findet sich dann wenige Tage später als Leiche im East River wieder. Bount Reiniger wird beauftragt, Craven zu suchen und schon nach kurzer Zeit stellt sich heraus, dass an diesem Mann nichts stimmt - weder Name noch Lebenslauf. Craven lebte unter einer falschen Identität. Je weiter Bount Reiniger in mit seinen Ermittlungen vordringt, desto tiefer gerät Bount Reiniger in den Strudel ebenso mysteriöser wie lebensgefährlicher Ereignisse, die in irgendeinem Zusammenhang mit Cravens Doppelleben stehen. Als Bount Cravens Schwester aufstöbert, lauern ihm Unbekannte auf und er entkommt ihnen nur knapp. Plötzlich gerät der Privatdetektiv in das Visier von Andy Carillo, einer rachsüchtigen Unterweltgröße, mit der Leslie Craven eine offene Rechnung zu haben scheint.

Die Ereignisse überschlagen sich. Ein toter FBI-Mann bringt Verwirrung, bevor Bount die richtige Spur findet...

​Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN

© dieser Ausgabe 2020 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Alles rund um Belletristik!

Sein Hobby war das Morden: Kriminalroman

Cedric Balmore

Die Haustür stand offen. Ein platin blondes Mädchen schluchzte laut. »Warum haben sie es getan?« stammelte sie. »Warum?«

Ich holte meinen FBI-Stern aus der Tasche. Die Neugierigen traten nur widerstrebend zur Seite. Ich ging durch die schmale Menschengasse bis in die große quadratische Wohnungsdiele.
Arthur Forsythe, der bekannte Filmkritiker, lag auf dem billardgrünen Bodenteppich.
Er trug einen Smoking, in dessen Revers eine Nelke steckte. Sie war so rot wie das Blut, das das schneeweiße Hemd färbte.
Arthur Forsythe war tot.
***
»Arbeitet die Mordkommission neuerdings nach dem Einmannprinzip?« fragte eine männliche Stimme hinter mir. »Leidet die City Police unter akutem Personalmangel oder macht Ihr Verein gerade Betriebsurlaub?«
Ich warf einen Blick über die Schulter. Der Sprecher war ein etwa fünfundzwanzigjähriger Wichtigtuer mit einem runden Gesicht und kleinen spöttischen Augen.
»Ich gehöre nicht der Mordkommission an«, informierte ich ihn ruhig. »Ich bin FBI-Agent. Ich habe den Funkspruch zufällig unterwegs aufgefangen, nur zwei Häuserblocks von hier entfernt. Deshalb bin ich hergekommen.«
»Ein Lob Ihrem Diensteifer!« sagte er. »Aber wann dürfen wir mit dem Eintreffen Ihrer Kollegen von der City Police rechnen?«
Ich gab dem Schwätzer keine Antwort. »Wer hat das Morddezernat verständigt?« fragte ich. Das platinblonde Mädchen schaute mich an. Ihre großen bernsteingelben Augen schwammen in Tränen.
»Das war ich«, sagte sie. »Vor fünf oder zehn Minuten…«
»Wie heißen Sie?«
»Ich bin Eunice Redcliff.«
»Sie waren dabei, als das Verbrechen geschah?«
Das Mädchen zitterte.
»Ja«, stieß sie hervor und hob fröstelnd die glatten runden Schultern. »Es war schrecklich!« Arty steckte den Schlüssel ins Schloß und machte auf.
Er ging voran, um in der Diele das Licht anzuknipsen. Im nächsten Moment passierte es! Es knallte dreimal hintereinander! Ich schrie und taumelte zurück. Aus der Wohnung kam ein Mann gehetzt. Er jagte an mir vorüber auf den Lift zu. Die Pistole hatte er noch in der Hand.
»Haben Sie ihn erkannt?«
»Nein, alles ging so wahnsinnig schnell. Ich war vor Schreck wie gelähmt. Ich sah den Mann nur von hinten…«
»Haben Sie sich bereits in der Wohnung umgesehen?« fragte ich.
»Nein«, erwiderte sie.
Ich wandte mich an die Gruppe der Neugierigen. Einige der Leute standen in Pyjamas, Bademänteln und Morgenröcken herum. »Sind Sie Hausbewohner?« fragte ich.
»Ja, Sir«, antwortete ein älterer schnauzbärtiger Mann. »Meine Frau und ich hörten den Schrei und die Schüsse, als wir uns gerade hingelegt hatten. Wir warfen uns rasch etwas über und eilten aus der Wohnung, um zu sehen, was los war.«
»Ich saß vor dem Fernseher«, meinte ein stämmiger Mittvierziger. »Der Krimi, der über den Bildschirm flimmerte, war gar nicht übel. Aber der Schrei und die Schüsse, die ich plötzlich hörte, paßten nicht in den Streifen. Ich flitzte ’raus und stolperte förmlich über die junge Dame, die am ganzen Körper zitterte und nach einem Telefon fragte. Wir haben dann gleich die Polizei angerufen!«
Lieutenant Humber vom zweiten Morddezernat traf fünf Minuten nach mir ein. Ich begrüßte ihn und Dr. Raggers, den i Polizeiarzt, und erklärte meine Anwesenheit am Tatort. Die Fotografen und der Arzt machten sich sofort an die Arbeit.
Lieutenant Humber zog ein saures Gesicht. Er wußte, was auf ihn zukam. Ermittlungen in Schauspielerkreisen sind meistens sehr langwierig und diffizil. Der brancheübliche Hang zur Publicity ist der Wahrheitsfindung nicht immer dienlich.
In der Wohnung Forsythes herrschte mustergültige Ordnung. Das Türschloß war unversehrt. Soweit es sich auf den ersten Blick erkennen ließ, war der Mörder mit einem passenden Schlüssel eingedrungen. Offenbar war er nicht gekommen, um etwas zu suchen oder zu stehlen. Er hatte lediglich auf Forsythe gewartet, um ihn beim Eintreten niederzuschießen.
Eunice Redcliff war die einzige Tatzeugin. Lieutenant Humber verhörte sie in Forsythes Arbeitszimmer, einem mahagonigetäfelten Raum, dessen Längswände bis unter die Decke mit dicht gefüllten Buchregalen bedeckt waren. Ein Stenograf und ich verfolgten die Unterhaltung.
»Miß Redcliff, Sie waren mit Mr. Forsythe befreundet?« fragte Lieutenant Humber. Er hatte sich an Forsythes Arbeitsplatz niedergelassen. Die junge Dame saß ihm am Schreibtisch gegenüber. Sie hatte sich inzwischen gefaßt und weinte nicht mehr.
Eunice trug ein schulterfreies Cocktailkleid aus schokoladenbraunem Chiffon. Als einzigen Schmuck hatte sie eine einreihige Perlenkette umgelegt. Der matte Glanz der Perlen vertiefte den Eindruck samtiger Zartheit und Wärme, der von Miß Redcliffs makellosen Schultern ausging.
Alles an diesem etwa zweiundzwanzigjährigen Girl wirkte vollkommen: das Gesichtsoval mit den Jochbeinen, die ungewöhnlich langen dichten Wimpern, die goldfarbenen Augen, der Schwung der weichen Lippen und die edle Linie des schmalen Halses. Eunice Redcliff hatte eine angenehme Stimme. Es war zu merken, daß es eine geschulte Stimme war, das modulationsfähige Instrument einer gelernten Schauspielerin.
»Ja, Lieutenant, er war mein Freund«, erwiderte das Mädchen. »Arty hat viel für mich getan. Ohne seine Fürsprache hätte ich wohl kaum die Chance bekommen, in dem neuen Film von Arne Riceman eine tragende Rolle zu übernehmen. Es wird mein erster Film sein. Bisher höbe ich hauptsächlich in Broadway-Aufführungen mitgewirkt.«
Ich erinnerte mich jetzt schwach, den Namen Eunice Redcliff schon auf Theaterfotos und in Theaterkritiken gesehen zu haben. Zur ersten Garnitur gehörte sie mit Sicherheit noch nicht. Vom Aussehen her hatte sie freilich das Zeug, im Film eine rasche Karriere zu machen. Es schien, als besäße Eunice Redcliff hinter der betörend schönen Fassade eines Glamour-Girls auch genügend Energie, Begabung und Stehvermögen, um ihre Ziele zu erreichen.
»Ist Eunice Redcliff Ihr Künstlername?« erkundigte sich der Lieutenant.
»Nein, so heiße ich wirklich. Ich bin dreiundzwanzig Jahre alt und lebe allein in New York. Ich bewohne ein Einzimmerapartment in Downtown Manhattan. Ich bin nicht nur Schauspielerin, ich arbeite auch als Fotomodell.«
»Ja, Ihr Gesicht kommt mir bekannt vor«, sagte Humber freundlich. Er gehörte zu den Beamten, deren sachlichverbindlicher Ton rasch eine angenehme Verhandlungsatmosphäre schafft. Humber war achtunddreißig Jahre alt. Er hatte unwahrscheinlich blaue Augen und blondes Stoppelhaar.
Sein Lächeln gab ihm einen jungenhaften Anstrich. Es gab jedoch viele Leute, die dieses Lächeln nie zu sehen bekamen. Das waren die Leute, die er jagte. In seinem Beruf, kannte Humber keinen Pardon.
»Betrüblicherweise werde ich manchmal mit Claudia Cardinale verwechselt. Dabei bin ich doch blond. Es wäre mir lieber, die Leute würden endlich nach Eunice Redcliff fragen. Ich habe mein eigenes Gesicht und meine eigene Persönlichkeit. Ich möchte nicht als Abklatsch einer anderen gelten, Lieutenant.«
Humber warf mir einen raschen Blick zu, den ich genau verstand. Der Lieutenant registrierte, daß das Mädchen nach dem ersten Schmerzausbruch nur noch an sich dachte. Vermutlich war sie enorm ehrgeizig und ichbezogen. Der Schock nach der Tat hatte diese Eigenschaft nur vorübergehend in den Hintergrund treten lassen.
»Miß Redcliff, seit wann kennen Sie Mr. Forsythe?« fragte der Lieutenant.
»Seit zwei Monaten.«
»Wo haben Sie sich kennengelernt?«
»Er rief mich eines Tages an. Er hatte mich in einem Stück von Kazan gesehen und war begeistert. Er lud mich ein, mit ihm essen zu gehen. Natürlich nahm ich an! Ich war ganz aufgeregt. Schließlich war Mr. Forsythe eine stadtbekannte Persönlichkeit. Ich bestreite nicht, daß ich mir von seiner Bekanntschaft ein klein wenig Protektion und etwas Förderung erhoffte. Darauf kann man beim Theater einfach nicht verzichten. Nun, meine Erwartungen erfüllten sich sehr bald. Mr. Forsythe hat viel für mich getan. Ich werde in Mr. Ricemans Film…«
»Wie oft sahen Sie Mr. Forsythe?« unterbrach Lieutenant Humber das Mädchen.
»Im letzten Monat etwa zweimal in der Woche.«
»Betrachten Sie sich als seine Freundin?«
»Ich glaube, er war mir sehr zugetan, aber das hatte nicht viel zu sagen. Arty kannte schrecklich viele Mädchen, und die meisten waren ganz versessen darauf, seine Freundschaft zu gewinnen. Im Grunde liebte er wohl nur seine geschiedene Frau.«
»Warum wurde die Ehe geschieden?«
»Ich vermute, daß sich Artys Frau ganz einfach vernachlässigt fühlte.«
»Wo haben Sie den heutigen Abend mit Mr. Forsythe verbracht?« fragte Humber.
»Wir haben uns eine Off-Broadway-Aufführung im Circle-in-the-Square-Theater angesehen. Sie wissen ja, daß Mr. Forsythe sich als eine Art Talentsucher betätigte. Er besuchte häufig Laienbühnen und…«
»Ja, schon gut«, unterbrach der Lieutenant. »Wann verließen Sie mit ihm das Theater?«
»Das war kurz nach dreiundzwanzig Uhr. Wir aßen in einem Lokal am Times Square ein Steak. Arty schlug vor, noch einen Drink in seiner Wohnung zu nehmen. Ich willigte ein. Die Aufführung hatte uns aufgewühlt, und wir brannten darauf, sie zu besprechen. Ich glaube, es dürfte so gegen dreiundzwanzig Uhr vierzig gewesen sein, als wir das Haus betraten und mit dem Lift nach oben fuhren. Arty öffnete die Tür und trat ein. Unmittelbar darauf fielen die schrecklichen Schüsse. Lieutenant, darf ich rauchen?«
»Bitte, Miß«, sagte Humber. Er holte ein Päckchen Luckies aus der Tasche und hielt sie dem Mädchen hin. Eunice zupfte sich eine Zigarette aus der Packung. Der Stenograf gab ihr Feuer. Das Mädchen inhalierte tief und mit zurückgelegtem Kopf. »Ich habe den Mörder gesehen«, sagte sie dann leise. »Er war gut angezogen. Er sah nicht aus wie ein Gangster. Er trug einen Smoking, genau wie Arty.«
»Kann es sein, daß der Mann mit Ihnen ihm Theater war?« erkundigte sich Humber.
»Ich weiß es nicht. Ich bezweifle es. Bei Off-Broadway-Aufführungen geht es nicht sehr zeremoniell zu. Da sieht man selten einen Smoking. Arty machte eine Ausnahme. Für ihn war das eine Berufskleidung. In dem kleinen Theater wäre mir ein zweiter Smoking sicherlich aufgefallen.«
»Smoking trägt der normale theaterinteressierte Sterbliche doch nur bei Premieren, nicht wahr?« fragte Humber. »Hat es heute irgendwo eine solche Premiere gegeben?«
»Wenn ja, dann kann es keine sehr wichtige gewesen sein«, meinte Eunice. »Sonst wäre Arty mit mir dahingegangen. Möglicherweise war der Täter vorher auf einer Party! Vielleicht hat er sie nur für kurze Zeit verlassen, um die Tat zu begehen. Das wäre gar nicht so dumm, nicht wahr, Lieutenant. Dann hätte er nämlich ein Alibi.«
»Wie alt war der Mann?« fragte Humber.
»Ich habe ihn ja leider nur von hinten etwas genauer gesehen. Ich würde sagen, daß er noch jung war, nicht über dreißig. Er bewegte sich schnell und elastisch, und er hatte dichtes dunkles Haar, kurz geschnitten, mit einem tiefen Nackenansatz.«
Das Girl machte eine kurze Pause, um sich weitere Details einfallen zu lassen. Humber warf einige Notizen auf ein Blatt Papier. »Der Mörder hatte ungefähr meine Größe«, fuhr das Mädchen fort, »aber er war nicht so schlank. Um die Taille herum war er ganz schön massiv. Das konnte nicht einmal die Smokingjacke kaschieren.«
»Haben Sie ihn nicht im Profil gesehen, als er den Lift betrat?«
»Einen winzigen Moment, aber das reichte nicht aus, um das Gesicht zu erkennen. Er hatte eine kleine gerade Nase, mehr habe ich nicht mitbekommen.«
»Versuchen Sie sich an die Stirn zu erinnern«, ermunterte sie der Lieutenant.
»Jetzt, wo Sie davon sprechen, fällt mir ein, daß sie ziemlich hoch und etwas vorspringend war.«
»Und das Kinn?«
»Ich weiß es nicht. Es ging alles viel zu schnell. Mehr kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen.«
»Besitzen Sie einen Schlüssel für die Wohnung?«
Die junge Dame errötete. »Nein.«
»Wissen Sie, wer außer Forsythe einen Wohnungsschlüssel hat?« fragte Humber.
»Die Putzfrau, glaube ich. Lieutenant, Sie sehen mich so seltsam an. Ich bin eben rot geworden, nicht wahr? Nun, Arty wollte mir einen Schlüssel geben. Ich habe es abgelehnt.«
»Kennen Sie einige seiner Freunde und Freundinnen, Miß Redcliff?«
»So oft ich mit ihm aus war, hat er mir ein paar Dutzend Leute vorgestellt. Hin und wieder machte er sich später über diese Leute lustig. Arty hatte eine scharfe Zunge. Trotzdem wüßte ich nicht zu sagen, wen er liebte oder haßte. Ich glaube, daß es in seinem Leben nur drei Dinge gab, die er aufrichtig liebte… sich selbst, das Theater, und seine geschiedene Frau Marion.«
»In dieser Reihenfolge?« fragte Humber.
»Ja, das nehme ich an.«
»Beschäftigte Mr. Forsythe eine Sekretärin?«
»Soviel ich weiß, tippte er seine Artikel selber. Sehen Sie, Lieutenant, dort steht ja seine Maschine!«
»Nicht gerade das letzte Modell«, stellte Humber nach einem kurzen Seitenblick auf die alte Underwood fest. »War er in Geldschwierigkeiten?«
»Arty? Das glaube ich nicht! Er gab zwar viel Geld aus, nahm aber auch viel ein. Er war an einigen Theaterproduktionen beteiligt, die gute Kasse machen, und für seine Kolumnen, in mehr als zwei Dutzend namhaften Blättern, erhielt er wöchentlich fast zweitausend Dollar ausbezahlt.«
Ich erhob mich. Ganz allgemein interessierte mich dieser Fall, aber er betraf nicht den Zuständigkeitsbereich des FBI. Ich konnte es mir nicht leisten, mich mit Humbers Problemen zu belasten. Meine Dienststelle litt keineswegs an Arbeitsmangel und ich wünschte am nächsten Morgen frisch und ausgeruht im Office zu erscheinen.
»Das hier ist Ihr Baby, Lieutenant«, sagte ich und winkte Humber grüßend zu. »Ich wünsche Ihnen…« Ich unterbrach mich, weil in diesem Moment einer von Humbers Kollegen den Raum betrat. Er flüsterte dem Lieutenant etwas zu.
Humber hob das Kinn und schaute mich an. »Und es ist doch Ihr Baby, Mr. Trevellian«, sagte er. »Harry Dowling wird es Ihnen im Wohnzimmer zeigen!«
***
Dowling ging voran. Auf dem Wohnzimmertisch lag ein Paket von der Größe eines Ziegelsteins. »Das ist es, Mr. Trevellian«, sagte er und schaute mich aufmerksam an.
Ich ahnte, welche Reaktion er erwartete. »Rauschgift«, sagte ich schlicht. Von Übersee eingeschleustes Rauschgift yvird häufig in diesem orangefarbigen Ölpapier angeliefert. Ich schälte das Papier behutsam ab und stellt fest: Das Paket enthielt zwölf dicke Bündel Fünfzigdollar-Noten. »Auch ’reingefallen!« rief Dowling fröhlich.
Das obere Bündel war brandneu. Die Farbe wirkte ein wenig fad und blaß. Es gab keinen Zweifel, daß es sich um Fälschungen handelte. Die anderen Scheine machten einen echten Eindruck, die Farbe stimmte.
»Falschgeld!« sagte Dowling. »Dreißigtausend Dollar in gefälschten Fünfzigern!«
»Verstehen Sie etwas davon, Dowling?« fragte ich zurück.
»Das sieht man doch«, meinte er.
»Nur beim oberen Bündel. Bei den anderen bin ich nicht so sicher.«
Im Arbeitszimmer klingelte das Telefon. Ich ging zurück. Lieutenant Humber hatte inzwischen den Hörer abgehoben. »Ja?« fragte er.
»Ist alles okay? Kann ich das Zeug abholen?« hörte ich schwach die Stimme aus dem Hörer.
Humber befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge. »Gewiß«, sagte er. »Ich bin zu Hause.«
»Allein?«
Humber schaute mich an. Er dachte an die Neugierigen auf der Straße und im Haus, er dachte an die Polizeiwagen und an die Journalisten, die auf Informationen warteten. »Nicht jetzt«, sagte der Lieutenant. »Wie wäre es in zwei Stunden? Ich habe noch Besuch.«
»Ihre Stimme klingt verändert, Arthur.«
»Finden Sie? Ich habe ein paar Gläschen getrunken. Das wird der Grund sein.«
»Also gut, ich kreuze in einer Stunde auf. Nicht später. Sie können nicht erwarten, daß ich mir noch zwei Stunden um die Ohren schlage.« Es klickte in der Leitung. Der Teilnehmer hatte aufgelegt.
Eunice Redcliff starrte den Lieutenant großäugig an. Humber warf den Hörer auf die Gabel. »Da ist jemand, der etwas abholen möchte. In einer Stunde. Ich möchte den Burschen kennenlernen. Wir müssen es erreichen, daß die Luft rein ist, wenn er kommt. Entschuldigen Sie mich, bitte. Ich spreche mit den Reportern. Wenn die erst einmal verschwunden sind, wird es draußen schnell ruhig werden.« Er stand auf und verließ das Zimmer.
»Ich verstehe das alles nicht«, sagte Eunice nervös. »Wer war der Anrufer, und was will er abholen?«
Ich ignorierte die Frage und erkundigte mich, ob Mr. Forsythe noch Besuch erwartet hatte. »Mir ist davon nichts bekannt«, erwiderte das Mädchen.
»Gehörte es zu Mr. Forsythes Angewohnheiten, mit Geld sehr leichtsinnig umzugehen?«
»Er war sehr großzügig, falls Sie das meinen sollten. Das bedeutet nicht, daß er sich übers Ohr hauen ließ. Er achtete auch darauf, daß niemals Geld in der Wohnung herumlag.«
»Warum sagen Sie das? Danach habe ich nicht gefragt.«
»Es fiel mir gerade so ein«, meinte das Mädchen erstaunt. Ich trat an die Maschine und schlug ein paar Buchstaben an. »Wann hat Mr. Forsythe seinen letzten Artikel geschrieben?« wollte ich wissen.
»Das weiß ich nicht. Mir ist nur bekannt, daß er verpflichtet war, dreimal in der Woche seine Kolumne abzuliefern.«
»Besitzt er eine zweite Maschine?«
»Davon weiß ich nichts. Ich habe ihn schon ein paarmal wegen des alten Klapperkastens geneckt, aber Arty sagte, er könne gar nicht auf einer anderen Maschine schreiben. Mit diesem Monstrum wäre er groß und berühmt geworden. Das stimmte ihn dankbar und ein wenig sentimental. Für ihn war diese Maschine ein Talisman, ein Gefährte aus harten, entbehrungsreichen Jahren. Er hätte sich wohl niemals von ihr getrennt.«
»Das verstehe ich«, sagte ich. Humber kam zurück. »Das wäre erledigt«, meinte er und wandte sich an das Mädchen. »Sie können jetzt nach Hause fahren, Miß Redcliff. Natürlich werden wir Sie noch brauchen.« Er äußerte ein paar verbindliche tröstende Worte und brachte das Mädchen hinaus.
»Mr. Trevellian, wie gefällt sie Ihnen?« erkundigte er sich, als er eine Minute später am Schreibtisch Platz nahm.
»Sie ist sehr hübsch, und sehr karrierehungrig«, erwiderte ich.
»Gute Grundlagen, um in ihrer Branche voranzukommen«, sagte Humber und steckte sich eine Zigarette an. »Was sagen Sie zu dem Falschgeld, Mr. Trevellian?«
»Bleiben wir noch einen Moment bei Eunice Redcliff. Lassen Sie sie allein nach Hause fahren?«
Der Lieutenant lächelte dünn. »Das schon, aber einer meiner Leute wird ihr unauffällig folgen und ihre Wohnung im Auge behalten. Der Mörder weiß, daß er von Eunice gesehen worden ist. Das könnte ihn noch nachträglich zu einer Kurzschlußhandlung bewegen. Ich möchte in dieser Hinsicht kein Risiko eingeh en.«
Sein Lächeln vertiefte sich, aber es wirkte nicht heiter, sondern eher traurig. »Eunice Redcliff soll dem amerikanischen Theaterleben erhalten bleiben!« Er blickte auf die Uhr. »In fünfzig Minuten erwarten wir einen Besucher, Mr. Trevellian. Er wird das Geld abholen wollen. Ich bin neugierig, wie er auf unsere Anwesenheit reagiert!«
***
Larry Hopkins trat auf die Bremse. Der Wagen kam zum Stehen. Hopkins kurbelte das Fenster herab und betrachtete die Menschenansammlung vor Forsythes Haus. Er zählte drei Polizeiwagen und eine Ambulanz. Die Träger schoben eine Bahre in den Ambulanzwagen. Sie war mit einem weißen Laken bedeckt, unter dem sich die Konturen eines menschlichen Körpers abzeichneten.
Hopkins fuhr langsam weiter. Er fand eine Parklücke und hielt. Er stieg aus, ging zu Fuß zurück und mischte sich unter die neugierige Menge.
»Weitergehen, bitte!« sagte ein Cop. Der Ambulanzwagen fuhr los. Einige Reporter mit großen Pressekameras kamen aus dem Haupteingang. Sie eilten zu ihren Wagen und brausten ab.
Hopkins hörte sich an, worüber die Leute sprachen, und erfuhr dabei den Namen des Toten. Dann ging er zu seinem Wagen. Er hatte feuchte Hände, als er auf den Starter drückte und losfuhr. Das mußte ausgerechnet heute passieren!
Larry Hopkins war noch bis vor kurzem ein Spieler gewesen, nicht gerade einer der bekanntesten in der City, aber auch kein kleiner Fisch. Dann hatte er Ginny Barter geheiratet, und auf einmal war es mit seinem Spieltalent vorbei gewesen. Er hatte sich sofort umgestellt und war bei Spencer Hoogan eingestiegen. Hoogan hatte immer Verwendung für clevere, aufgeweckte Burschen wie ihn.
Es war Hopkins nicht ganz leicht gefallen, sich auf das disziplinierte, straffe Leben einzustellen, das die Zugehörigkeit zu einem Syndikat erforderte, doch allmählich hatte er auf seine Weise daran Geschmack gefunden.
Spencer Hoogan war ein mächtiger Mann. Er honorierte gute Arbeit sehr großzügig und gab jedem eine Chance, der genügend Grips und Energie hatte, um sich innerhalb der Syndikatsorganisation einen Platz an der Sonne zu erobern.
Ja, bei Spencer Hoogan war man gut aufgehoben. Niemand wagte es, sich mit einem von Hoogans Leuten anzulegen. Das war eines der vielen Tabus, die die Mitglieder der New Yorker Unterwelt respektierten.
Larry Hopkins fuhr nach Long Island hinaus. Seine Laune verschlechterte sich dabei zusehends. Hopkins war ein Mann mit Phantasie. Er konnte sich leicht errechnen, wie Hoogan auf die Nachricht von Forsythes Tod reagieren würde.
Hoogans Haus lag in der Nähe von Glen Cove, am Seacliff Drive. Es war ein großes Haus, vornehm und gediegen, eingebettet in einen riesigen Park, der gleichzeitig als Schutzwall gegen neugierige Blicke diente. Das Grundstück war umzäunt. Hopkins hielt vor dem Portal und stieg aus. Den Motor ließ er laufen. Er drückte auf den Klingelknopf und sagte das Kennwort in die Sprechanlage. Das Portal öffnete sich elektrisch. Hopkins fuhr über die schmale Zufahrtsstraße bis vor die Haustür.
Ein Butler ließ ihn ein. Larry Hopkins grinste matt. Der Butler war typisch für Hoogans Hang zu englischer Vornehmheit. Hoogan saß im sogenannten grünen Salon. Er pokerte mit Dick Powers, seiner rechten Hand, sowie Allan Hunter und Freddy Winston, zwei bulligen Burschen, die zu Hoogans Leibgarde gehörten.
Hopkins Augen leuchteten auf. Für ein paar Sekunden vergaß er die schlechten Nachrichten, die er brachte. Die Aussicht auf ein Spielchen belebte und faszinierte ihn noch immer. Er trat an den Tisch und blieb stehen. Der Butler zog sich zurück. Hoogan blickte kurz hoch. Die anderen Männer starrten auf ihre Karten. »Full House!« sagte Spencer Hoogan triumphierend. Er legte die Karten auf den Tisch und lachte. Dann strich er das Geld ein, das in der Tischmitte lag. Es waren siebzig Dollar. »Meine schönste Beschäftigung!« fuhr er grinsend fort. »Kassieren! Es gibt auf dieser verdammten Welt nichts Schöneres, stimmt’s, Jungens?«
Er blickte Hopkins an. »Du bist pünktlich, Larry«, lobte er. »Da wir gerade vom Kassieren sprechen… wo hast du die Lappen?«
Hopkins zuckte die Schultern. »Ich dachte, ihr wüßtet es schon. Jemand hat Forsythe erschossen. Er ist tot.«
Wie auf Kommando starrten alle vier Männer Hopkins an. Sie saßen unter der grünen Schirmlampe, die nur das Rund des Spieltisches ausleuchtete. Der übrige Raum lag im Dunkel. Larry Hopkins merkte, daß er zu schwitzen begann.
»Eine ganz verrückte Geschichte!« sagte er und spürte, daß er viel zu schnell sprach. »Ich habe Forsythe angerufen und ihm mein Kommen angekündigt. Er sagte, ich solle in zwei Stunden kommen. Seine Stimme klang komisch, irgendwie fremd und verändert. Jetzt weiß ich, warum. Ein Bulle war am Apparat. Jedenfalls kam mir das ganze gleich ein wenig seltsam vor. Ich fuhr also los, um den Grund herauszufinden… und da sah ich die Cops vor dem Haus, die Neugierigen, die Reporter und die Bullenfahrzeuge…« Spencer Hoogan stand auf. Er ging zum Wandschalter und knipste die Zimmerbeleuchtung an. Hoogan war ein großer muskulöser Mann. In seinen besten Jahren hatte er sich mit jedem Preisboxer messen können, aber jetzt, mit achtundfünfzig, neigte er etwas zur Fülle. Er war stiernackig und häßlich. Trotzdem konnten seine Züge mühelos einen rustikalen Charme ausstrahlen, der seine Geschäftspartner oft genug bezauberte. Im Moment war von diesem Charme nichts zu spüren. Er starrte Hopkins aus kleinen dunklen Augen prüfend an. »Das ist interessant«, sagte er. »Jemand hat also Forsythe erschossen. Wann?«
»Ich habe keine Ahnung. Ich war doch nicht dabei!«
»Du weißt, daß er tot ist.«
»Na und? Ich sah, wie sie die Leiche aus dem Hause brachten! Ich mischte mich unter die Menge und hörte, was passiert war. Ich konnte nicht gut nach Details fragen. Das wäre aufgefallen!« Hoogan setzte sich. Er holte aus seinem grauen Anzug ein Etui aus Alligatorenleder und entnahm ihm eine sehr dunkle Zigarre. Dick Powers beugte sich beflissen nach vorn und gab seinem Boß Feuer. Hoogan nickte träge und wandte sich wieder Hopkins zu.
»Du hast dich gut eingeführt, Larry«, sagte er mit dunkler, etwas schleppender Stimme. »In zwei Monaten hast du gezeigt, was in dir steckt. Jetzt solltest du das erste Mal beweisen, daß man sich auf dich verlassen kann.«
»Ich weiß«, sagte Hopkins nervös. »Deshalb bin ich doch so wütend über mein Pech!«
»Dein Pech?« echote Hoogan lauernd. »Du denkst vielleicht, ich hätte versagt. Aber es war doch ausgemacht, daß ich nicht vor Mitternacht bei ihm anrufe, nicht wahr?«
»Das war ausgemacht«, bestätigte Hoogan wütend.
Hopkins schwitzte. Es ärgerte ihn, daß er nicht zum Sitzen aufgefordert wurde. Die mißtrauischen, höhnischen und auch feindseligen Blicke der Männer machten ihn nervös: War es denn seine Schuld, daß Forsythe ermordet worden war?
»Was weiß man von dem Täter?« fragte Hoogan.
»Nichts. Er ist entkommen.«
»So ein Pech für die Polizei!« spottete Hoogan.
Hopkins runzelte die Augenbrauen. Er hatte es gelernt, niemals Furcht zu zeigen, auch wenn er sie empfand. Er glaubte an eine gewisse Vorwärtsstrategie, an die Flucht nach vorn.
»Was soll das heißen? Ihr glaubt doch nicht etwa, daß ich ihn hopp genommen habe?«
Hoogan betrachtete tiefsinnig das glühende Ende seiner Zigarre.
»Überlegen wir doch einmal, ob das für dich ein lohnender Coup gewesen wäre, Larry. Du erschießt Forsythe und reißt dir das Geld unter den Nagel, immerhin runde dreißigtausend Dollar…«
»Blüten!« unterbrach Hopkins aufgebracht. »Was hätte ich damit beginnen sollen?«
»Sie ausgeben. Unter die Leute bringen. Eintauschen. Fünfundzwanzigtausend Dollar von dem Packen sind so perfekt gefälscht, daß es kein Problem sein dürfte, die Scheine an den Mann zu bringen.«
»Das ist doch verrückt!« verteidigte sich Hopkins. »Ihr kennt mich doch! Ich habe es nicht nötig, wegen eines Haufens wertloser Blüten einen Mord zu begehen!«
»Du wußtest,daß Forsythe das Geld im Hause liegen hat«, stellte Hoogan nüchtern fest.
»Das wußten auch noch andere!«
»Zum Beispiel?«
Hopkins schluckte. »Na, ihr alle!«
»Jetzt wird er keß«, murmelte der bullige Allan Hunter drohend. Er hatte eine niedrige Stirn und zusammengewachsene Augenbrauen. Man sah es ihm an, daß Kampf und Schlägereien sein Element waren. Er hungerte förmlich danach, sich auf diesem Gebiet mal wieder hervortun zu können.
»Es ist ja noch nicht mal ’raus, daß er wegen des Geldes ermordet wurde!« meinte Hopkins rauh.
»Wegen der dämlichen Artikel ja wohl kaum«, sagte Dick Powers, Hoogans rechte Hand, mit einem Blick zu seinem Boß.
»Also los, Larry«, sagte Hoogan friedlich. »Du hast es versucht. Ich kann das verstehen. Dreißigtausend Dollar sind kein Dreck. Da kann man schon mal schwach werden.«
»Mensch, Boß… ich habe mit der Sache nichts zu tun! Ich wollte das Geld abholen, mein Wort darauf! Ich würde es mir nicht mal im Traum einfallen lassen, Ihnen in den Rücken zu fallen. Ich bin doch kein Selbstmörder!« schrie Larry Hopkins verzweifelt.
Hoogan grinste und zeigte dabei seine festen, aber ziemlich tabakgelben Zähne. »Sieh mal einer an. Du kennst genau das Risiko. Aber du warst ein Spieler, nicht wahr? Spielernaturen bleiben sich immer gleich. Sie können ohne Nervenkitzel nicht leben.«
Hopkins holte das Taschentuch aus dem Anzug und wischte sich damit das Gesicht ab, obwohl er wußte, daß alles, was er tat und sagte, als Eingeständnis seiner Schuld gewertet werden konnte. Powers meinte prompt: »Angstschweiß ist eine häßliche Sache, was?«
»Ich möchte euch mal in meiner Lage sehen!« meinte Hopkins und steckte das Taschentuch ein.
»Setz dich, Larry«, sagte Hoogan mit sanfter Stimme. Hopkins gehorchte. Er nahm auf einem Stuhl Platz, ohne deshalb ein Gefühl der Erleichterung zu empfinden. Er war lange genug Syndikatsmitglied, um zu wissen, daß Hoogans milde Welle Unheil bedeuten konnte. Immer, wenn die Stimme des Bosses besonders sanft und weich wurde, drohte Gefahr.
»Natürlich hättest du mit den Piepen türmen können«, meinte Hoogan ruhig. »Aber das war, dir zu gefährlich. Du kennst meinen Einfluß. Du wußtest, daß ich dich gekriegt hätte, irgendwann, irgendwo. Also mußtest du dir etwas einfallen lassen, um das Geld auf eine scheinbar sichere Weise an dich zu bringen. Du schaltetest Forsythe aus, weil du glaubtest, wir würden nicht so weit gehen, dir einen Mord wegen der Blüten zu unterstellen!«
Larry Hopkins sprang auf. »Ich habe es nicht getan! Es ist lächerlich, mir das in die Schuhe zu schieben. Ich habe das einfach nicht verdient!«
»Was du verdienst, bestimmen wir!« sagte Hoogan. Er blickte Powers an. »Was hältst du davon, Dick?«
Powers Gesicht blieb leer und ausdruckslos. Er hatte eine etwas näselnde unangenehme Stimme. »Es war schon immer meine Devise, einem Spieler nicht über den Weg zu trauen«, erklärte er. »Diese Burschen ändern sich nicht. Sie spielen immer falsch. Es liegt in ihrer Natur.«
»Das ist eine Lüge!« schrie Hopkins wütend.
Hoogan lächelte. »Immer mit der Ruhe, mein Junge. Du kennst doch Forsythe, nicht wahr? Wer sollte wohl ein Interesse daran gehabt haben, ihn um-, zubringen?«
»Das weiß ich nicht. Aber er hatte bestimmt eine Menge Feinde. Er hat täglich ein paar Filme verrissen und einige Darsteller durch den Kakao gezogen!«
»Deshalb bringt man keinen um.«
»Er wäre nicht der erste Schreiberling, dem das zustößt.«
»Jaja, natürlich. Das klingt ganz plausibel. Aber dummerweise hatte Forsythe, als das Unglück geschah, gerade dreißigtausend Dollar im Hause.«
»Ein Zufall«, erwiderte Larry schwach.
»Vielleicht, aber ich glaube nicht an derlei Zufälligkeiten. Du etwa, Larry?«
»Nein«, gab Hopkins nach kurzem Überlegen zu. »Es wird schon wegen des Geldes gewesen sein. Aber ich habe nichts damit zu- tun, das schwöre ich!«
»Du sitzt hier nicht vor der Grand Jury«, sagte Hoogan spöttisch. »Wir sind ganz unter uns. Wir wollen nur die Wahrheit herausfinden… und das werden wir, Larry, mein Wort darauf!«
»Ihr kennt die Wahrheit bereits«, sagte Hopkins matt. Er setzte sich wieder.
Dick Powers zog eine Nagelfeile aus der Brusttasche seines Jacketts. Er begann am Daumennagel Seiner linken Hand herumzuschaben. »Wir denken in einigen Punkten sehr altmodisch«, sagte er langsam. »Spencer und ich halten nicht viel von diesen langatmigen Befragungen. Wir haben herausgefunden, daß ein bißchen Härte den Prozeß erheblich beschleunigt und verkürzt.« Er streckte die Hand aus und betrachtete prüfend den manikürten Nagel. »Ich denke, daß du mich verstehst.«
Natürlich verstand Hopkins. Sein Atem ging rascher. Er hatte nicht den Mut, die beiden Gorillas anzusehen. Die warteten nur darauf, mit ihm Ball spielen zu können. Hopkins war nicht feige, aber er fürchtete die Folter. Er hatte eine panische Angst vor Hoogans brutalen Leibwächtern. »Das ist nicht euer Ernst!« stieß er keuchend hervor. »Ihr könnt doch nicht einen von euch wie einen Lumpen behandeln!«
»Allan und Freddy«, sagte Powers nach einem Seitenblick auf seinen Boß und schob die Nagelfeile in die Tasche zurück. »Er gehört euch!«
Die beiden Leibwächter erhoben sich. Sie waren nicht sehr groß, aber die knapp sitzenden Anzüge verrieten deutlich, welche Muskelpakete unter dem Stoff saßen.
Hopkins fürchtete das kalte grausame Glitzern in den Augen dieser Männer fast noch mehr als ihre körperlichen Kräfte. Die beiden Männer kamen um den Tisch herum auf ihn zu.
Hopkins sprang auf. Sein Stuhl fiel um. »Rührt mich ja nicht an!« schrie er und wich einige Schritte zurück. Die Männer folgten ihm. Allan Hunter schlug zuerst zu. Seine Faust landete genau in Hopkins Magengrube.
Hopkins krümmte sich. Er bekam einen zweiten Schlag auf die Schläfe. Vor seinen Augen drehten sich feurige Kreise. Es dauerte einige Sekunden, ehe das wilde Farbenspiel verblaßte und mit dem Schmerz verebbte.
»Du hast noch eine Chance, Larry«, sagte Hoogan mit provozierender Sanftheit. »Dir dürfte inzwischen klargeworden sein, daß wir dich durchschauen. Ich rate dir gut, Larry. Verzichte auf die alberne Komödie und sage uns die Wahrheit. Du ersparst dir damit eine Menge Ärger.«
»Ich habe ihn nicht umgebracht! Ich habe das Geld nicht gestohlen! Ich bin doch nicht verrückt, Boß! Warum wartet ihr nicht ab, was die Zeitungen schreiben? Vielleicht haben sie den Mörder schon geschnappt!« schrie Hopkins. Er zitterte am ganzen Leibe.
»Bringt ihn in den Keller, Boys«, entschied Powers, ohne die Stimme zu heben. »Der Boß und ich geben euch zwanzig Minuten Zeit.«
Allan Hunter grinste. »Die brauchen wir nicht, was, Freddy? Ich wette, unser Freund Hopkins singt schon nach fünf Minuten ganze Arien!«
***
Am nächsten Morgen saßen mein Freund Milo Tucker und ich dem Chef in seinem Office am Schreibtisch gegenüber.
»Der Anrufer kam leider nicht«, schloß ich den ersten Teil meines Berichtes über die Ereignisse der letzten Nacht. »Offenbar hatte er Lunte gerochen.«
Das Telefon klingelte. Mr. McKee nahm den Hörer ab und meldete sich. Er hörte mehr als eine Minute zu und legte dann auf, ohne mehr als ein »Dankeschön!« gesagt zu haben. Sein Gesicht hatte einen nachdenklichen Zug angenommen.
»Das war das Labor«, informierte er uns. Sie haben eine Prüfung des Falschgeldes gemacht. Alle Scheine sind falsch nicht nur das eine Päckchen mit der auffälligen Farbabweichung. Das sind anscheinend Probedrucke, bei denen eine Technik verwendet wurde, mit der man nicht zufrieden war. Das restliche Falschgeld ist das Produkt einer technischen Meisterleistung. Man hat dabei eine alte Methode zu einer erstaunlichen Perfektion entwickelt. Amerika ist das einzige Land der Erde, das sämtliche Banknotenwerte im gleichen Format druckt. Das hat die Herren Fälscher schon immer gereizt, die kleineren Noten zu bleichen und dann das Originalpapier mit höheren Werten zu bedrucken. Damit entfiel für die Fälscher das sehr diffizile Problem der Papierbeschaffung. Sie machten einfach aus Eindollarscheinen Hundertdollarscheine.
In der Praxis ergaben sich dabei freilich fast unüberwindliche Schwierigkeiten. Die Bleichprozesse griffen das Papier an und veränderten die Oberflächenstruktur, so daß auch Laien schon am Griff fühlten, daß etwas nicht stimmte. Das Geld, das gestern in Mr. Forsythes Wohnung gefunden wurde, ist nach einem völlig neuen Verfahren gebleicht und bedruckt worden. Das Papier hat dabei seine Struktur nicht verändert. Es fühlt sich durchaus echt an. Der Druck selbst ist makellos, es gibt keine erkennbaren Abweichungen, keine Fehler. Nur unter der Quarzlampe ist zu erkennen, daß die Noten auf alten Dollarscheinen gedruckt worden sind. Das Labor und die Männer vom Falschgelddezernat sagen übereinstimmend aus, daß es sich um die ausgereiftesten Fälschungen der letzten Jahrzehnte handelt. Die Spezialisten sind der Meinung, daß sich dahinter ein ungeheures technisches Können verbirgt. Sie vermuten, daß ein ausländisches Spezialistenteam die Arbeit leistet, und daß man diese erste Sendung gleichsam als Versuchsballon hat auf steigen lassen.«
Milo und ich blickten einander an. Es bedurfte nicht vieler Worte, um die Bedeutung der aufgeführten Fakten zu erkennen.
»Angesichts der akuten Gefahren, die eine unbekannte Gruppe von Verbrechern unserer Wirtschaft und unserer Währung zufügen kann, möchte ich Sie bitten, den Fall unverzüglich zu übernehmen und mit Vorrang zu behandeln«, sagte Mr, McKee. »Sie sind dabei der Unterstützung des Falschgelddezernates und aller anderen Dienststellen sicher. Alle diese Ermittlungen unterliegen bis auf weiteres der Geheimhaltungspflicht. Es hat keinen Zweck, die Bevölkerung aufzuschrecken, solange wir nicht wissen, ob das Geld überhaupt in Umlauf gelangt ist.«
»Ein Glück, daß Lieutenant Humber den Reportern gegenüber den Geldfund verschwiegen hat«, sagte ich.
»Lieutenant Humber ist ein tüchtiger Mann. Er hat eine Nase für kluge Entscheidungen«, meinte Mr. McKee. »Ich bin sicher, daß Sie in Zusammenarbeit mit seiner Abteilung schnell zu brauchbaren Ergebnissen kommen werden.«
»Wenn ich die Situation richtig beurteile, stellt sich zunächst die Frage nach der Herkunft des Geldes«, meinte Milo. »Mr. Forsythe können wir leider nicht mehr fragen. Seltsam ist nur, daß der Täter das Geld ignoriert hat.«
»Es lag im Kühlschrank, und zwar im Tiefkühlfach«, sagte ich. »Lieutenant Dowling stolperte darüber, als er sich eine Dose Bier aus dem Schrank holen wollte.«