Krimi Doppelband 2230 - Alfred Bekker - E-Book

Krimi Doppelband 2230 E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Krimids: In die Falle gelockt (Uwe Erichsen) Feuer und Flamme (Alfred Bekker) Roberto Tardelli, seines Zeichens Mafiajäger, möchte diesmal einen besonders dicken Fisch fangen. Doch natürlich legt ihm der Mob jede Menge Fallstricke und Hindernisse in den Weg. Selbst der Schachzug, als Undercover-Agent zu agieren, hilft Roberto bald nicht mehr weiter. In den Bergen, nahe einer geheimen Heroin-Fabrik, kommt es zum alles entscheidenden Showdown, zu einem Kampf auf Leben und Tod. Er sah die Flammen emporzüngeln, sah, wie sie sich Stück für Stück weiterfraßen. Der Mann hielt einen Moment inne und bewegte sich einen Schritt weiter. In der Rechten hielt er noch den leeren Benzinkanister, den er jetzt mit einer kraftvollen Bewegung davon schleuderte... Als eine Papierfabrik in Flammen aufgeht, muss Bount Reiniger einen Mörder stoppen... Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

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Seitenzahl: 251

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Uwe Erichsen, Alfred Bekker

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Inhaltsverzeichnis

Krimi Doppelband 2230: Zwei Super Thriller in einem Buch!

Copyright

In die Falle gelockt ...

Feuer und Flamme

Krimi Doppelband 2230: Zwei Super Thriller in einem Buch!

Uwe Erichsen, Alfred Bekker

Dieser Band enthält folgende Krimids:

In die Falle gelockt (Uwe Erichsen)

Feuer und Flamme (Alfred Bekker)

Roberto Tardelli, seines Zeichens Mafiajäger, möchte diesmal einen besonders dicken Fisch fangen. Doch natürlich legt ihm der Mob jede Menge Fallstricke und Hindernisse in den Weg. Selbst der Schachzug, als Undercover-Agent zu agieren, hilft Roberto bald nicht mehr weiter. In den Bergen, nahe einer geheimen Heroin-Fabrik, kommt es zum alles entscheidenden Showdown, zu einem Kampf auf Leben und Tod.

Er sah die Flammen emporzüngeln, sah, wie sie sich Stück für Stück weiterfraßen. Der Mann hielt einen Moment inne und bewegte sich einen Schritt weiter. In der Rechten hielt er noch den leeren Benzinkanister, den er jetzt mit einer kraftvollen Bewegung davon schleuderte...

Als eine Papierfabrik in Flammen aufgeht, muss Bount Reiniger einen Mörder stoppen...

Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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In die Falle gelockt ...

von Uwe Erichsen

Der Umfang dieses Buchs entspricht 121 Taschenbuchseiten.

Roberto Tardelli, seines Zeichens Mafiajäger, möchte diesmal einen besonders dicken Fisch fangen. Doch natürlich legt ihm der Mob jede Menge Fallstricke und Hindernisse in den Weg. Selbst der Schachzug, als Undercover-Agent zu agieren, hilft Roberto bald nicht mehr weiter. In den Bergen, nahe einer geheimen Heroin-Fabrik, kommt es zum alles entscheidenden Showdown, zu einem Kampf auf Leben und Tod.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author / Cover by pixabay mit Steve Mayer, 2016

© dieser Ausgabe 2016 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

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Die Hauptpersonen des Romans:

Agostino Glona – Der Mann, der sich selbst überschätzt und deshalb abserviert wird.

Killer Cobb – Sein Mörder, der aber noch andere Leute auf seiner Liste hat und der bei Roberto erstmals an den Falschen gerät.

„Admiral“ Tipton – Auch er will Roberto umlegen lassen, und die Falle, in die er Roberto lockt, ist nahezu perfekt.

Don Lorenzo – Der Mafiaboss, der die geheime 'Fabrik' in den Bergen der Sierra betreibt und über Leichen geht, wenn ihn jemand dabei stört.

Roberto Tardelli – Der Mann, der von Don Lorenzo erbarmungslos mit Hubschraubern gejagt wird und auch in der ausweglosesten Situation verbissen seinen einsamen Kampf gegen die Mafia weiterkämpft.

1

Roberto Tardelli zog das starke Fernglas aus dem Futteral, als die feine Staubwolke über der Felsenwüste erschien. Er hob das Glas an die Augen und stellte es scharf ein.

Schroff und braungesprenkelt stiegen die Hänge der Sierra in den weißglühenden Himmel. Die Luft über der Wüste war unglaublich klar. Es schien keine Entfernungen zu geben. Der schmale Sims, der an den braunen Felsen auf der anderen Seite des Tales klebte, schien zum Greifen nah, und doch war er über vier Meilen entfernt.

Roberto Tardelli hatte Mühe, den Wagen in sein Blickfeld zu bekommen, der wie ein Käfer den schmalen, von Geröll übersäten Sims hinunterkroch. Der maisgelbe Dodge hätte sich besser in der Rushhour einer Großstadt gemacht als in der Sierra de Juarez in Mexiko.

Erst als die geschlossenen Scheiben des Wagens das Sonnenlicht wie Hohlspiegel zurückwarfen, hatte der einsame Beobachter keine Mühe mehr, den Kurs zu verfolgen. Vorsichtig kurvte der Fahrer um die größten Felstrümmer herum, doch viel Spielraum stand ihm für solche Manöver nicht zur Verfügung. Roberto sah deutlich, wie die Vorderräder über einen großen Stein kletterten, wie die Karosserie schaukelte und dann mit der Bodenwanne schwer aufschlug.

Roberto Tardelli lächelte. Es war ein Lächeln, das dem Mann in dem Dodge wenig Gutes verhieß.

Er steckte das Fernglas in das Futteral zurück und verstaute es in der Packtasche an der Seite der schweren Yamaha, einer aufgemotzten Moto Cross Maschine, die er gebraucht in San Diego gekauft hatte. Der unförmige, zünftig verbeulte blaue Helm mit den drei goldenen Sternen oben auf der Kuppel, lag auf dem Sattel. Roberto stülpte den Helm über seinen Kopf und zurrte den Riemen unter dem Kinn fest.

Sofort brach ihm der Schweiß aus allen Poren. Er ließ das Sonnenschutzvisier herabfallen. Von seinem Gesicht war jetzt nichts mehr zu erkennen. Er begegnete seinem Blick im Spiegel der Maschine – er sah aus wie ein Marsmensch. Durch das getönte Visier hatte die Landschaft eine unwirkliche blaugrüne Färbung angenommen.

Er knöpfte die Lederjacke zu – sie war ebenfalls gebraucht gekauft worden, auch die schweren Stiefel und die Beinschützer, der breite Nierengürtel und die wattierten Hosen.

Nur die Luger unter der Jacke gehörte zu ihm.

Er trat den Kickstarter. Die Maschine röhrte auf. Ölgestank wehte unter dem Visier her in seine Nase. Roberto jubelte die Drehzahl probeweise hoch. Der Lärm der schweren Maschine versickerte ungehört in der Weite des öden Landes.

Er drückte die Yamaha vom Ständer, schwang sein Bein über den Tank, setzte sich zurecht. Er zog die Kupplung, legte den ersten Gang ein, ließ die Kupplung kommen.

Gehorsam setzte sich das schwere Gefährt in Bewegung.

Roberto Tardelli lächelte, als er die schmale Felsrinne ansteuerte, durch die er in das staubige Tal zwischen den steilen Gebirgswänden hinunterrollen würde.

Obwohl er unter der dicken Kluft schwitzte, fühlte er sich wohl mit der gebändigten Kraft der leise vibrierenden Maschine zwischen den Schenkeln.

2

Der Dodge hatte die unbefestigte Fahrstraße erreicht, die in engen Windungen durch das Tal des Ojos Negros auf die Nationalstraße nach Ensenada führte.

Die Räder wirbelten den feinen Staub auf, der einen mehligen, knirschenden Belag auf Robertos Zähnen bildete und trotz des Helms in seine Nase und in die Augen drang. Reglos stand der feine braungraue Staub wie ein Schleier in der unbewegten Luft.

Plötzlich verriss der Fahrer des Dodge das Steuer.

Das war für Roberto ein Zeichen, dass der Bursche am Lenker ihn bemerkt hatte.

Roberto drehte auf. Die Show konnte beginnen.

Die Maschine schoss vor. Erschreckt presste der Driver in der Limousine den Fuß aufs Gas. Die breiten Reifen schleuderten feine Steinsplitter gegen den Windspoiler der Yamaha und das dunkle Visier des Helms, wo sie ein hartes Prasseln erzeugten wie Hagelkörner.

Der Dodge begann zu tanzen. Er sprang über eine Rinne, die Reifen verloren für einen Moment den Kontakt mit dem Boden. Dann krachte die Kiste schwer aufs Fahrgestell, die Bodenwanne schrammte über dem Felsen. Funken stoben. Die Kiste schlingerte nach links auf den Abgrund zu.

Unten lag das ausgetrocknete Flussbett des Ojos Negro, der nur für eine kurze Zeit im Frühjahr schäumendes Wasser zur Küste leitete. Dürre Mesquitesträucher und staubige Antilopenbüsche stellten die einzige Vegetation dar.

Der Wagen schlingerte auf die Mitte der einsamen Straße zurück. Der Fahrer versuchte, ihn wieder in die Spur zu zwingen. Für den Moment gelang es ihm. Aber nur eine halbe Meile voraus beschrieb die Straße eine scharfe Rechtskurve.

Roberto rückte auf. Durch die getönte Heckscheibe des Dodge und das farbige Visier des Helms konnte er vom Fahrer nur das krause Haar erkennen. Rücken, Schultern und Nacken wurden von der Sitzlehne mit der hochgezogenen Nackenstütze verdeckt. Roberto erkannte, dass der Fahrer sich angeschnallt hatte.

Da sah sich der Mann kurz um. Das Gesicht hatte sich zu einer Fratze verzerrt. Der Kerl hatte Angst. Todesangst.

Bravo, dachte Roberto. Du sollst schwitzen, du Halunke ...

Würde er sich so verhalten, wie Roberto es sich ausgerechnet hatte?

Der Mann da vorn war Agostino Giona. Einer der ganz wenigen Männer der Mafia, die Zugang hatten zu der 'Fabrik' in den öden Bergen Mexikos, südlich der Grenze von Kalifornien, wo chinesisches Rohopium in hochwertiges, chemisch nahezu reines Heroin verwandelt wurde.

Bisher hatte es nur Gerüchte über den Standort dieser Fabrik gegeben. Ihre Lage war so geheim, dass nicht einmal ein Mann wie Agostino Giona seine Babysitter mitbringen durfte, wenn er der geheimen Fabrik einen Kontrollbesuch abstattete.

COUNTER CRIME war es nach langwierigen Ermittlungen und aufwendigen, geduldig betriebenen Beobachtungen gelungen, die Lage der 'Fabrik' näher zu bestimmen.

Sierra de Juarez, fünfundsiebzig Meilen südlich des Grenzortes Mexicali, dreißig Meilen östlich von Ensenada. Die 'Fabrik' belieferte nahezu alle Mafia Familien, die sich mit dem Handel von Rauschgift befassten, mit Heroin. Mit reinem Heroin, das jeder nach seinem Gutdünken streckte.

Die illegale Fabrik in Mexiko wurde von einem der jüngeren Mafiosi betrieben, einem Kerl der neuen Generation – der Bursche verfügte über Hochschuldiplome gleich dreier Fakultäten, dafür besaß er jedoch keinerlei Skrupel, nur Ehrgeiz. In San Diego führte dieser Knabe ein Luxusdasein. Für die Behörden galt er als absolut tabu, er rangierte so etwa gleich hinter dem Präsidenten. Er hieß Virgil Maiotti und hatte sich einen Platz in der Society – in der High Society erobert. Es hieß, dass er beabsichtigte, für die Wahl zum Bürgermeister von San Diego zu kandidieren.

COUNTER CRIME wollte ihm den Teppich unter den Füßen wegziehen und gleichzeitig dem Rauschgifthandel einen entscheidenden Schlag versetzen. Der Befehl, den Roberto Tardelli von Colonel Myer erhalten hatte, war deshalb ebenso schlicht wie eingängig.

Zerstören Sie die Fabrik!

Ein Mann allein. In einem fremden Land. Nur auf sich gestellt. Angewiesen auf seine Intelligenz, seine Zähigkeit, seinen Mut.

Der Motor war der Hass. Der Hass auf die Mafia, die das Leben seines Vaters und seiner Schwester ausgelöscht und sein eigenes Leben in eine Bahn gezwungen hatte, die ihm zuwider war.

Der Dodge schlingerte auf die Kurve zu. Das Bremslicht flackerte wie ein krankes Auge, das Heck wedelte. Die rechte Flanke schrammte am Felsen entlang. Blech verformte sich, kreischte. Roberto grinste böse. Agostino hatte schon jetzt die Hosen voll.

Der Dodge war hinter der Biegung verschwunden. Roberto legte sich in die Kurve, drehte auf, holte erneut auf. Die Straße fiel jetzt ziemlich steil zur Küste hin ab. Weit voraus konnte er tiefblau das Meer erkennen.

Alles war voller Staub. Die hintere Stoßstange des Dodge befand sich nur wenige Yards vor seinem Vorderrad.

Agostino riss das Steuer nach rechts. Wieder schepperte die Flanke über die scharfen Felsvorsprünge. Der Wagen bekam einen heftigen Stoß und trieb nach links hinüber, dorthin, wo sich der Straßenrand übergangslos mit dem Geröllhang verband. Die linken Räder sackten weg.

Die Bodenwanne krachte über Steine, die ganze Auspuffanlage wurde abgerissen.

Roberto ließ sich zurückfallen. Nur eine Viertelmeile voraus traf die unbefestigte Bergstraße auf die Betonstraße nach Ensenada. Er musste die Sache zum Abschluss bringen, bevor doch jemand aufmerksam wurde. Roberto musste auf jeden Fall ein Rendezvous mit der mexikanischen Polizei vermeiden.

Er zielte auf den rechten Hinterreifen und zog ab.

Der Reifen wurde sofort von der Felge zerquetscht. Der Dodge neigte sich nach links. Die Schnauze wies bereits abwärts. Der Wagen rutschte von der Straße und trieb inmitten einer Gerölllawine den Abhang hinunter. Staub stieg auf.

Roberto hatte sein Motorrad angehalten. Er sah dem abrutschenden Wagen nach, bis er unten liegenblieb. Steine kollerten den Hang hinab. Ein schartiger Felsbrocken knallte gegen die Beifahrertür. Es wurde still. Sehr still.

Da flog die Fahrertür auf. Durch den grauen Staub erkannte Roberto eine Bewegung.

Agostino Giona stieg aus. Schwankend rannte er davon, auf die Betonstraße zu. Der in der Luft hängende Staub verzerrte die Konturen seiner schwammigen Gestalt.

Roberto stützte den linken Arm auf den Lenker der Yamaha und legte das rechte Handgelenk in die geöffnete Linke. Er zielte sehr sorgfältig, denn die Schüsse sollten dem Mafioso Angst einjagen, ihn aber keinesfalls treffen.

Zweimal schnell hintereinander drückte er ab.

Agostino Giona hörte die donnernden Detonationen und ließ sich fallen. Reglos blieb er liegen. Ein schwitzender, von Todesängsten geschüttelter Gangster, der anderen gegenüber noch nie Erbarmen gekannt hatte.

Roberto steckte die Kanone weg. Er legte den Gang ein und gab Gas.

Mit röhrendem Donnern brauste er davon.

3

In Santo Tomas südlich von Ensenada, einem kleinen Küstenort, hatte er eine verfallende Lehmhütte gemietet. Die Hütte lag am Rand der ehemaligen Fischerstadt. Fischer gab es in Santo Tomas schon lange nicht mehr, dafür beherbergte sie jetzt einen besonderen Schlag von Touristen ausgeflippte Manager, frustrierte Künstler, amerikanische Wehrdienstverweigerer, Hippies, Spinner aller Sorten. Tagsüber verkrochen sie sich in ihren Höhlen, den Bretter und Wellblechbuden oder in den Zelten, die sie zwischen den Olivenbäumen oder am Strand aufgestellt hatten. Abends und nachts bevölkerten sie die Strände.

Äußerlich unterschied sich Roberto nicht im mindesten von ihnen, auch wenn er wie einer der Rocker oder Hell’s Angel aussah, die oben in den Bergen leben sollten. Doch diese Straßenwölfe traten in Rudeln auf. Ein einzelner Motorradhippie signalisierte im Allgemeinen wenigstens friedliche Absichten.

Diesen Ort hatte Roberto Tardelli als seinen eigentlichen Stützpunkt gewählt.

Er bog von der Hauptstraße ab und rollte in mäßigem Tempo an einem Tomatenfeld vorbei. Weit im Süden tuckerte ein altersschwacher Traktor zwischen den staubbedeckten Pflanzen einher. Sonst war kein Mensch zu sehen. Ein schwarzer, bösartig aussehender Köter döste am Straßenrand in der Sonne.

Die Hütte verfügte über eine eigene Zufahrt, die von den anderen Lehmhäusern nicht eingesehen werden konnte. Roberto schob die Maschine sofort in den windschiefen Verschlag, der früher einmal als Bootsschuppen und Lagerraum für die Fischernetze gedient hatte.

Als er die Tür hinter sich Schloss, entfaltete er eine fieberhafte Tätigkeit.

Er zog die dicke Motorradkluft aus. Nur mit der Unterhose bekleidet lief er nach draußen zum Brunnen. Er zog einen mit Wasser gefüllten Eimer herauf und wusch sich notdürftig. Dann ging er ins Haus.

Sein Anzug lag auf dem Rohrstuhl bereit. Er zog sich an, wobei er auf den guten Sitz des Hemdkragens achtete. Er ging noch einmal in den Verschlag zurück, wo er die Luger holte. Er steckte sie in die Feder klammer, die er am Gürtel trug.

Wenig später schlenderte Roberto über die verlassene Dorfstraße auf den Platz vor der Kirche zu. Die Kirche hatte einen plumpen Turm. Der Lehmputz war größtenteils abgeblättert. Von den blass roten Ziegeln des Turmdaches waren die meisten ins Innere gefallen.

Die Tür der cantina, des einzigen Lokals in diesem Teil des Ortes, stand offen. Roberto schlüpfte durch den Schnurvorhang. Nach der blendenden Helligkeit draußen schloss er kurz die Augen. Es roch nach gebratenem Fisch und Tequila, nach billigem Parfüm und Schweiß.

Auf der Bank hinter der Theke lag ein Mann. Er hatte einen fleckigen Hut über sein Gesicht gelegt. Unter dem Hut drangen laute Schnarchtöne hervor.

Roberto hob den Hut an. Das Schnarchen ging unverändert weiter. Die vollen Lippen des Mannes zitterten, die Schnurrbartenden zitterten, und die Nasenflügel ebenfalls. Das schwarze Haar klebte schweißfeucht in der Stirn.

Roberto hob eine leere Flasche an und knallte sie auf die Theke.

Das Schnarchen setzte einen Moment aus, ging dann umso heftiger weiter. Roberto schüttelte den Mann, wobei er einen schrillen Pfiff ausstieß.

„Madre de dios!“ Wie von der Tarantel gestochen fuhr der Bursche in die Höhe. Die Augen waren geöffnet, doch der Blick war leer, kehrte erst langsam in die Gegenwart zurück. Der Schwarzhaarige wischte sich über das Kinn. Es war unrasiert und kratzte laut. „Francisco! Hast du mich erschreckt!“

Roberto, der sich hier der Einfachheit halber Francisco nannte, lächelte, ohne sich seine Ungeduld anmerken zu lassen. Wer es eilig hatte, stieß bei diesen Menschen auf passiven Widerstand. Er kannte Amado, den Besitzer der cantina, inzwischen gut genug um zu wissen, wie er ihn nehmen musste. Er lächelte in das zerknitterte Gesicht hinein.

„Entschuldige“, sagte er. „Ich hätte dich niemals gestört, wenn nicht etwas Schlimmes geschehen wäre ...“ Amados sanfte braune Augen nahmen einen bekümmerten Ausdruck an. „Du verlässt uns, Francisco?“ Roberto schüttelte den Kopf. „Du meinst, weil ich mich in Schale geworfen habe? Nein, nein ... Ich habe ein Telegramm bekommen“, behauptete er dann. „Ein Freund von mir ist in Not, verstehst du?“

Amado nickte. Er tastete nach einer vollen Flasche Tequila, dem Tröster in allen Lebenslagen.

„Ich muss nach Ensenada, und zwar schnell. Mein Freund wartet dort auf mich …“

„Ts, ts“, machte Amado. „Der Bus ist weg ...“

„Ja, der Bus ist weg ...“ Roberto nahm das Glas, das Amado ihm hinschob. Er leerte es auf einen Zug und schnalzte genießerisch mit der Zunge, dabei mochte er das Zeug gar nicht. „Und das Motorrad hat einen Platten.“

„Ts, ts“, machte Amado erneut. „Ich würde dir ja meinen Wagen geben ...“

Dieses Angebot hatte Roberto hören wollen. Doch was sollte die Möglichkeitsform? Er starrte sein Gegenüber an.

„Aber das Benzin ist alle.“

Roberto schloss die Augen. In seinen Ohren rauschte das Blut. Wenn er nicht vor Agostino Giona in Ensenada eintraf, war alles umsonst gewesen. Der sorgsam eingefädelte Plan nur noch einen Dreck wert. Monatelange Vorarbeiten umsonst. Denn wenn seine Aktion jetzt platzte, würde Giona rasch dahinterkommen, dass die Szene draußen in der Felsenwüste getürkt gewesen war.

„Kein Tropfen mehr?“, fragte Roberto heiser. Er hatte fest mit Amados Volkswagen gerechnet. Der Käfer war zwar uralt, aber das einzige Fahrzeug weit und breit, auf das man sich verlassen konnte. Nur – ohne Benzin lief selbst ein Volkswagen nicht.

„Nein. Emilio bekommt erst nächste Woche wieder eine Lieferung.“ Großer Gott! Emilio besaß die einzige Zapfsäule westlich der Schnellstraße.

„Ich habe einen Reservekanister in meinem Schuppen“, sagte Roberto hastig. „Ich hole ihn.“

Amado kratzte sich am Kopf. Er runzelte die Stirn, leckte sich die Lippen, trank ein Glas Tequila. Roberto wischte sich die feuchten Handflächen an der hellen Hose ab. Amado fühlte sich überrumpelt. Entscheidungen solcher Tragweite wollten durchdacht sein.

„Mein Freund wartet“, sagte Roberto. „Gib mir den Schlüssel.“

Amado kramte unter der Theke herum. Schließlich fand er den Zündschlüssel. Aufatmend nahm Roberto ihn in Empfang.

„Die rechte Tür klappert, und ich glaube, die Lenkung zieht etwas nach links. Die Handbremse funktioniert nicht. Und wenn du vom dritten in den vierten Gang schalten willst, musst du zwischenkuppeln. Aber sonst“, versicherte Amado, „ist der Wagen prima in Ordnung …“

4

Der Wagen schaffte die Strecke nach Ensenada in weniger als fünfzehn Minuten. Roberto bog kurz vor der Stadt in das weitläufige Gelände einer Raststätte ein. Er parkte den Volkswagen in der Nähe der Tankstelle. Als er sicher war, dass er nicht beobachtet wurde, betrat er das Restaurant. Eine der beiden Telefonkabinen im Vorraum der Toilette war frei. Er betrat die Zelle und schloss die Tür hinter sich. Er wählte eine Telefonnummer in Ensenada. Es meldete sich jemand auf Spanisch.

„Hotel Miranda! Was können wir für Sie tun, Señor?“

„Verbinden Sie mich mit Mr. Gionas Suite“, sagte Roberto.

„Augenblick, Señor ...“

Roberto wartete. Giona konnte noch nicht zurückgekehrt sein. Seine Babysitter würden sich am Swimmingpool vergnügen, aber einer musste das Telefon bewachen.

„Ja?“, meldete sich eine Stimme. Sehr kühl, sehr knapp.

„Hör mir jetzt sehr genau zu, Amigo“, sagte Roberto, „was ich sage, sage ich nur einmal ...“

„Hören Sie, wenn das ein Witz sein soll ...“

„Hast du mich so schlecht verstanden? Ich sagte, du sollst mir genau zuhören! Dieses ist ein Anruf aus San Diego, und was ich zu sagen habe, ist ein Befehl vom Boss. Ihr sollt sofort abreisen sofort! Und euch heute Abend um elf Uhr in der Garage einfinden.“

Die 'Garage' war das Hauptquartier der Hitmen in San Diego. Von dort aus wurden die Sicherheitsmaßnahmen für die 'Fabrik' jenseits der Grenze gesteuert. Die 'Garage' wurde von COUNTER CRIME überwacht. Roberto war es gelungen, zwei Wanzen in das Gebäude zu schmuggeln.

„Mann, was soll das? Wer sind Sie?“

„Seit wann flüstern wir Namen ins Telefon?“, konterte Roberto.

„Aber Agostino ...“

„Agostino? Wer ist Agostino?“ Robertos Stimme wehte wie ein eisiger Hauch durch den Draht. Er konnte sich vorstellen, wie der Bursche am anderen Ende des Drahtes erschauerte.

„Wenn das so ist ...“

„Ja, so ist es. Es gibt keinen Agostino mehr. Denkt daran – um elf Uhr werdet ihr in der Garage erwartet.“ Roberto legte auf. Ein dünnes Lächeln spielte auf seinen Lippen.

Die Kerle würden ein höllisches Tempo vorlegen müssen, wenn sie rechtzeitig in San Diego eintreffen wollten.

Sie würden es nicht schaffen. Unter keinen Umständen. Denn an der Grenze hinter Tijuana würden zwei höfliche Herren stehen, die sich als Beamte der Einwanderungsbehörde ausweisen würden. Sie würden eine Unstimmigkeit in den Pässen der drei Gorillas entdecken und die Herren erst einmal am Betreten der Vereinigten Staaten hindern.

Roberto verließ das Gebäude. Draußen war es sehr heiß. Er steuerte einen unauffälligen braunweißen Chevrolet Concour an, der unter schattenspendenden Eukalyptusbäumen stand.

Er schloss den Wagen auf, setzte sich hinein und fuhr nach Ensenada. Dort hatte er in einem Motel unweit des kleinen Flugplatzes einen einfachen Bungalow gemietet. Dort würde er warten. Wie die Spinne im Netz.

Die Lunte brannte.

5

„Fährt die Kiste nicht schneller?“, heulte Agostino Giona. Er hämmerte auf die Fensterkante.

Der Fahrer sah ihn aus großen Augen an. „Señor?“, fragte er betroffen. Der Lastwagen dröhnte. Durch die offenen Fenster strich der Fahrtwind.

„Ah, Mann, fahren Sie! Fahren Sie!“ Er wusste, dass der armselige Bauer ihn nicht verstand. Er hatte mit so einem klapprigen Gemüsewagen vorliebnehmen müssen. Denn niemand sonst hatte gehalten, als er endlich die Küstenstraße erreichte. Niemand. Die hochnäsigen amerikanischen Touristen nicht, und die wenigen Mexikaner schon gar nicht. Wer hielt schon an, wenn da eine fette, schwitzende Gestalt am Straßenrand winkte, ein Mann mit zerrissenem Anzug und staubbedeckten Schuhen. Erst als er auf die Idee verfallen war, mit einer Dollarnote zu winken, hatte jemand angehalten. Ein stinkender Bauer mit seinem alten Ford.

Agostino starrte aus dem Fenster. In seinem Innern war alles leer, wie erstorben.

Die Felder auf der rechten Seite der Straße wiesen ein üppigeres Grün auf. Über den Rasenflächen kreisten die Wassersprenger. Flache, schneeweiß leuchtende Gebäude lagen in hübschen Vorgärten. Riesige Reklamewände säumten die Straße. Ihre Beschriftung wies auf die Bars und die unzähligen Motels der Stadt hin, in denen der amerikanische Tourist sich wohlfühlen sollte.

Agostino Giona verzog das Gesicht. Er hasste die Hitze und den Staub, er hasste sogar das Meer, das auf der linken Seite wie ein blauer Spiegel bis zum Horizont reichte.

Vor einem Motel stand ein Taxi. Die Fahrgäste stiegen gerade aus.

„Halt!“, schrie Agostino dem überraschten Bauern zu. „Anhalten! Stopp!“

Erschreckt trat der verwirrte Mann auf die Bremse. Ratternd kam der Wagen zum Stehen. Agostino Giona drückte dem Mann noch einen Dollar in die Hand, dann stieg er aus.

„Adios, Señor!“, rief er.

„Ach, fahr doch zur Hölle, du Schnecke!“, knurrte der Mafioso gereizt. Wütend schmetterte er die Tür ins Schloss. Er watschelte auf das Taxi zu. Der Fahrer wollte soeben abfahren.

„He!“, schrie Agostino. „He! Du verdammter Halunke! Warte gefälligst!“ Er riss die hintere Tür auf und. ließ sich auf die Sitzbank fallen. Der Kunststoffbezug war glühend heiß.

Gern hätte er das schwarze Jackett ausgezogen, doch das ging nicht, weil er ein Schulterholster trug. In dem Holster steckte ein 32er Colt. Warum musste er auch schwarze Anzüge tragen, dachte er.

„Hotel Miranda. Aber schnell! Pronto! Vite! Mach schon!“

„Si, Señor, schnell. Ich verstehe.“ Der Fahrer gab seinem Taxi die Sporen, und die Kiste schoss davon.

Das Miranda lag nicht weit vom Strand entfernt. Palmen wiegten sich in der leichten Brise. Die Wagen, die auf den Parkplätzen der Hotels und Motels standen, trugen amerikanische Kennzeichen.

Die Reifen des Taxis knirschten über die mit Muschelkalk bestreute Hoteleinfahrt. Agostino drückte dem Fahrer ein paar Scheine in die Hand, dann sprang er aus dem Wagen und rannte zu der Depandance hinüber, wo er und seine Boys eine ganze Suite bewohnte. Das Haus lag hinter blühenden Mimosen Büschen. Er rannte über den geplatteten Weg, wobei der Schweiß in hellen Bächen über sein Gesicht rann. Glitzernd wie ein kostbares Juwel lag der Swimmingpool in einer schattigen Mulde. Unter dem Laubengang saßen die anderen Gäste, plaudernd, lachend. Der Mixer hinter der Bar hantierte mit dem Shaker.

Agostinos Mund war knochentrocken. Er verdrängte den Gedanken an einen kühlen Drink. Er stürmte in das Haus, rannte nach rechts, stieß die Glastür zu dem kleinen Flur auf, an dem seine Räume lagen.

Er drehte den Knauf zu seinem eigenen Living Room.

Die Tür ließ sich nicht öffnen.

Er spürte einen warnenden Stich in der Herzgegend. Er ging weiter. Hinter der nächsten Tür befand sich sein Schlafraum. Er drehte den Knauf, wuchtete seine Schulter gegen das Holz.

Nichts. Die Tür war verschlossen.

Panik schnürte ihm die Kehle zusammen. Seine Knie wurden weich, als er sich an der Wand entlang schleppte zur dritten Tür. Dort hausten die Gorillas. Drei Kerle. Danilo, Michele und Cobb. Seine Leibwache. Sein Statussymbol innerhalb der Organisation. Doch nicht nur das. Er war schon wer. Er brauchte die Kerle. Denn sein Job erforderte Burschen, die ihre Kanonen, Messer und Fäuste nicht nur zur Dekoration mit sich herumschleppten. Er selbst hatte sie ausgesucht. Sie waren ihm treu ergeben.

Meinte er jedenfalls.

Auch die dritte Tür war verschlossen.

Agostino Giona schleppte sich nach draußen. Im Haus war es angenehm kühl gewesen. Die Hitze traf ihn wie ein Schlag mit einem feuchten Tuch. Er blinzelte, als ihm beißend der Schweiß in die Augen rann. Hinter einem gelbblühenden Strauch blieb er stehen und peilte zum Swimmingpool hinunter. Im Wasser aalten sich zwei süße Bienen und ein blonder Beau. Die Leute am Rand des Beckens schauten ihnen gelangweilt zu. Unter dem Dach in der Nähe der Bar hatten die älteren Gäste Platz genommen.

Seine Bodyguards waren nirgendwo zu entdecken.

Er schwankte auf das Hauptgebäude zu. Erschreckt blieb er stehen, als er die vielen Menschen unter dem Vordach bemerkte. Gerade war ein Bus angekommen, und die Mitglieder irgendeines verdammten Bowlingclubs oder eines Schrebergartenvereins bevölkerten gackernd den Platz.

Was war, wenn der Killer sich irgendwo hier herumtrieb?

Unsinn, sagte er sich, der Killer musste ihn für tot halten, wäre er sonst abgerauscht?

Doch ein Rest Unsicherheit blieb und machte ihm gehörig zu schaffen.

Zögernd näherte er sich dem dreistöckigen Bau mit der kitschigen rosa Fassade. Er quetschte sich inmitten schnatternder Weiber durch die Drehtür und walzte dann durch die Halle. Rücksichtslos schob er sich auf das Pult zu wo zwei Clerks sich abmühten, die Wünsche der Neuankömmlinge zu erfüllen.

Agostino winkte mit einer Zehndollarnote. Ein glutäugiger Lackaffe von Clerk wurde aufmerksam. Agostino drückte einen grellbunt gekleideten Touristen zur Seite, und als der ihn wütend anfuhr, starrte der Mafioso den Mann nur stumm an. Der Tourist erschrak vor der Drohung, die in diesem Blick lag.

Der Gangster gab dem Clerk das Geld, der es blitzschnell verschwinden ließ.

„Ich dachte, Sie kommen nicht mehr, Sir“, sagte der Bursche.

„Wie kommen Sie darauf?“

„Ihre Angestellten haben es gesagt. Sie haben bezahlt und sind abgefahren.“

„Einfach so?“, fragte Agostino betroffen.

„Pardon, Sir, was sagten Sie?“

„Ach, nichts“, murmelte der Mafioso abwesend. „Nichts ... Sie haben keine Nachricht für mich hinterlassen?“

„Nein, Sir. Stimmt etwas nicht?“, erkundigte sich der Hotelangestellte besorgt.

„Oh, doch, es ist alles in Ordnung.“ Er bemühte sich um ein Lächeln. Es missriet. „Ein Missverständnis, verstehen Sie? Mein Gepäck ...“

„Das haben die Herren mitgenommen.“

Agostino nickte. „Dann ist es gut“, behauptete er. Und den anderen Wagen hatten sie auch mitgenommen. Verflucht. „Besorgen Sie mir ein Taxi. Aber schnell.“

„Sehr wohl, Sir, wenn Sie solange Platz nehmen möchten.“

„Ich warte gleich draußen.“

Agostino Giona quetschte sich wieder nach draußen, obwohl ihm die Hitze dort sehr zusetzte.

Aber der Fluchtinstinkt riet ihm, das Freie zu suchen.

6

Das Motel hieß El Pilar und breitete sich scheinbar ohne feste Umrisse entlang der alten Küstenstraße aus. Jenseits der hässlichen Bretterwände, die man als Schallschutz gegen den Lärm der vielbefahrenen Küstenstraße errichtet hatte, lag der kleine Flughafen der Stadt, der viel von privaten Piloten, aber auch von den kleinen Luftkutschern benutzt wurde, die zu jedem Weekend die Touristen von San Diego, Los Angeles oder Pasadena herüberbrachten.

Roberto hatte die Fenstertüren seines Bungalows weit geöffnet. Er lag in der Tür, die Füße auf einen Hocker gelegt, und sah auf die dunkelgrüne Wand der Oleanderbüsche. Das Meer war weit entfernt. Er konnte nur die gefächerten Wipfel der Palmen sehen und die hohen schimmernden Betonburgen mit den gleichförmigen Apartments, die Tausende von Amerikanern als ihr zweites Zuhause betrachteten, als ihre Fluchtburgen vor der erbarmungslosen Zivilisation, dem Stress, dem Dreck. Mehrmals im Jahr glaubten sie, der Enge und dem anderen Ungemach im Norden zu entfliehen. Dann fielen sie hier ein, hockten aufeinander, betranken sich mit billigem Schnaps, stopften Steaks vom Grill in sich hinein und reisten als Kolonne wieder zurück in die Tretmühle.

Roberto nahm das Glas auf, das griffbereit neben seinem Liegestuhl stand. Orangensaft mit Eis. Er trank, setzte das Glas wieder ab. Sein Jackett hing am Fensterriegel. Die Luger klemmte zwischen seinen Beinen. Die Vordertür hatte er abgeschlossen und verriegelt. Der Tanz konnte losgehen.

Die Schatten wurden länger, und die schwere warme Luft kühlte sich ein wenig ab. Natürlich verfügte Robertos Bungalow über ein Klimagerät, doch die Kiste summte ziemlich laut, und so zog er es vor, bei geöffneter Fenstertür auf seinen Besucher zu warten.

Er hörte die tapernden Schritte, lange bevor die massige Gestalt auf dem mit rissigen Platten bedeckten Weg erschien. Roberto nahm das Glas in die linke Hand, mit der rechten packte er den Kolben der Luger. Die Beine zog er ein wenig an. Noch einmal ließ er seinen Blick über die Umgebung schweifen.

Die winzige Parzelle hinter seinem Bungalow konnte von den anderen Grundstücken aus nicht eingesehen werden. Er hatte es mehrmals überprüft, und er hatte sich überzeugt, dass nur zwei der vier Bungalows, die an seine Parzelle grenzten, vermietet waren. Die Gäste waren Amerikaner. Keine Touristen.

Einer von ihnen betrieb unten in der Nähe der großen Parkplätze am Strand einen Kiosk, in dem er amerikanische Zeitschriften und schwedische Pornohefte verkaufte. Der andere war ein Kaufmann aus Frisco, der während der Sommermonate alle paar Wochen herüberkam um den Hippies die Handarbeiten abzukaufen, mit denen sie sich über Wasser hielten hübsche Ledergürtel oder von indianischen Motiven inspirierten Silberschmuck.

Der Besucher bog um die Ecke. Erschreckt blieb er stehen, als er Roberto erblickte, der ruhig in seinem Liegestuhl lag und an dem kühlen Drink nippte. Die Eiswürfel klickten leise gegen das Glas. Robertos Hand lag locker zwischen seinen Beinen.

„Was wollen Sie, Giona?“, fragte Roberto grob.

Agostino Giona glich einem fetten, ängstlichen Gespenst. Der Schweiß hatte helle Linien in das staubgepuderte Gesicht gegraben. Seine hängenden Wangen zitterten, aus den herabgezogenen Mundwinkeln rann der Sabber. Aus kleinen, schwimmenden Äuglein starrte er auf Roberto Tardelli hinab, während er langsam näher herankam. Der Anzug hatte seine letzte Form verloren. Wie wahllos zusammengenähte Putzlappen schlotterte er um die massige Gestalt.

Erfreut stellte Roberto fest, dass Giona dabei war, sich in eine geradezu selbstmörderische Panik hineinzusteigern. Der Mafia-Jäger kam nicht umhin, Colonel Myers Menschenkenntnis zu bewundern. Bisher hatte der Mann von COUNTER CRIME Agostino Gionas Reaktionen absolut präzise eingeschätzt.

„Sie haben recht gehabt“, gestand der Mafioso kleinlaut. „Sie sind hinter mir her ...“ Er sah sich um. Gionas Hemdkragen war dunkel vom Schweiß. Der Kopf drehte sich zurück. Flehend sah er Roberto an. „Ich ... haben Sie einen Schluck zu trinken für mich? Mann, ich bin total fertig!“

Roberto glitt geschmeidig vom Liegestuhl. Wie zufällig gewährte er dem anderen einen Blick auf die schwere Luger. Er zerrte das Sitzmöbel von der Schwelle und bedeutete Giona, hereinzukommen.

Der Mafia-Gangster atmete hörbar auf, als er sich im Inneren des Bungalows befand. Roberto steckte die Luger gut sichtbar in die Klammer an seinem Gürtel. Er wandte seinem Besucher den Rücken zu, doch er hatte die Flaschen und die Eisbox so gestellt, dass er den Raum im Spiegel über der Kommode genau überblicken konnte.

Agostino Giona hatte keinen üblen Trick auf der Pfanne. Nicht die Spur eines Verdachts regte sich bei ihm. Er kam nicht auf den Gedanken, dass der angebliche Killer, der ihn draußen in der Wüste gejagt hatte, Roberto Tardelli gewesen sein könnte.

Pardon, natürlich nicht Roberto Tardelli. Für ihn nannte sich der Mafia-Jäger ganz anders. Rod Dovani aus Cleveland, Ohio. Caporegime aus der 'Familie' des Don Sergio Tucci. Robertos Background war astrein abgecheckt worden.

Er schaufelte eine Handvoll Eis in ein Glas, kippte großzügig Gin darüber und füllte mit Orangensaft auf. Er drehte sich um und reichte Agostino das Glas.

Der Mafioso grapschte das Glas, setzte es an die Lippen und schlabberte seinen Inhalt in sich hinein wie ein Verdurstender. Er leerte es mit einem einzigen Zug.

Danach bekam er Magenkrämpfe. „Man sollte so kalte Getränke nicht hastig hinunterstürzen“, tadelte Roberto. „Das ist nicht gesund.“ Agostino Giona verzog das Gesicht. Ihm mochte aufgehen, dass ein Magengeschwür bei ihm wohl kaum noch eine Chance hatte, sich in Ruhe zu entwickeln.