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Dieser Band enthält folgende Krimis: Einer tötete die Engel (Wolf G. Rahn) Killerjagd (Alfred Bekker) Er wusste, dass es für ihn kein Entrinnen gab. Er würde sterben. Noch atmete er, aber im Grunde war er schon so gut wie tot. Die letzten Tage, die letzten Stunden, die letzten Augenblicke... Die Zeit schien ihm geradezu davon zu rasen, seit er den Tag seines Todes auf sich zukommen sah. Jenen Tag, an dem für ihn das Licht ausgehen würde. Vor ihm lag das große schwarze Nichts. Er hatte sich nie gefragt, was danach kam. Er hatte einfach gelebt. Jetzt fragte er es sich fast ständig. Er fragte es auch den Geistlichen, den sie zu ihm schickten. Als sie ihn dann holten, zitterten ihm die Knie. Sie mussten ihn aufrichten und halten. Er wollte etwas sagen. Er wollte es herausschreien, dass er unschuldig war, dass er Claire Levine nicht umgebracht hatte, wusste aber insgeheim, dass das keinen Sinn hatte. Diese Männer machten nur, wozu man sie angewiesen hatte. Alle, die etwas zu dem Fall zu sagen hatten, hatten es gesagt und nun war es eben soweit. Es ging durch lange, kahle Flure. Wie durch Watte hörte er ihre Stimmen, so als wären sie allesamt weit entfernt. "Ich will nicht sterben", ging es dann plötzlich über seine Lippen. Aber es war kein Schrei. Es war nichts weiter, als ein verzweifeltes Flüstern. Er fühlte den eisernen Griff der Wachleute. Seine Hände waren mit Handschellen zusammengekettet. Aber das alles wäre überhaupt nicht notwendig gewesen. Er war viel zu schwach, um sich wirklich zu wehren.
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Seitenzahl: 237
Veröffentlichungsjahr: 2021
Krimi Doppelband 75 - Zwei packende Privatdetektiv-Krimis in einem Band
Copyright
Einer tötete die Engel: N.Y.D. – New York Detectives
Killerjagd
Dieser Band enthält folgende Krimis:
Einer tötete die Engel (Wolf G. Rahn)
Killerjagd (Alfred Bekker)
Er wusste, dass es für ihn kein Entrinnen gab. Er würde sterben. Noch atmete er, aber im Grunde war er schon so gut wie tot.
Die letzten Tage, die letzten Stunden, die letzten Augenblicke... Die Zeit schien ihm geradezu davon zu rasen, seit er den Tag seines Todes auf sich zukommen sah. Jenen Tag, an dem für ihn das Licht ausgehen würde. Vor ihm lag das große schwarze Nichts. Er hatte sich nie gefragt, was danach kam.
Er hatte einfach gelebt. Jetzt fragte er es sich fast ständig. Er fragte es auch den Geistlichen, den sie zu ihm schickten. Als sie ihn dann holten, zitterten ihm die Knie. Sie mussten ihn aufrichten und halten.
Er wollte etwas sagen. Er wollte es herausschreien, dass er unschuldig war, dass er Claire Levine nicht umgebracht hatte, wusste aber insgeheim, dass das keinen Sinn hatte. Diese Männer machten nur, wozu man sie angewiesen hatte. Alle, die etwas zu dem Fall zu sagen hatten, hatten es gesagt und nun war es eben soweit.
Es ging durch lange, kahle Flure.
Wie durch Watte hörte er ihre Stimmen, so als wären sie allesamt weit entfernt.
"Ich will nicht sterben", ging es dann plötzlich über seine Lippen. Aber es war kein Schrei. Es war nichts weiter, als ein verzweifeltes Flüstern. Er fühlte den eisernen Griff der Wachleute. Seine Hände waren mit Handschellen zusammengekettet. Aber das alles wäre überhaupt nicht notwendig gewesen. Er war viel zu schwach, um sich wirklich zu wehren.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN
© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Alles rund um Belletristik!
Wolf G. Rahn
Der Umfang dieses Buchs entspricht 110 Taschenbuchseiten.
Debbie Leigh verschwindet spurlos, und nur eine kurze Nachricht besagt, dass sie in Los Angeles Schauspielerin werden will. Ihre Eltern glauben das nicht und beauftragen den Privatdetektiv Bount Reiniger mit der Suche nach ihrer Tochter. Während der Suche wird Bount immer wieder mit Morden an hübschen jungen Frauen konfrontiert, und er findet einen schrecklichen Zusammenhang zwischen dem Verschwinden von Debbie und den scheinbar unmotivierten Toten heraus.
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Debbie Leigh – sie wird entführt und muss mit Entsetzen feststellen, dass es für sie kein Zurück gibt.
Terence Bloom – als man seinen Freund ermordet, versucht er die Hintergründe aufzuhellen.
Vic Atkins – er hat mehrere Gesichter, doch meist zeigt er das des Teufels.
Marco, Rick, Odysseus – die drei Gangster führen jeden Befehl aus, und ein Menschenleben bedeutet ihnen nichts.
June March – ist Bounts Assistentin und hilft ihm bei seinen Fällen.
Bount Reiniger – ist Privatdetektiv.
Debbie Leigh war schon tropfnass.
Ihr sonst seidiges, schwarzes Haar hing ihr in Strähnen ins Gesicht. Ihr war kalt.
Sie zog den Mantel fester um ihre Schultern und marschierte durch den strömenden Regen zum Bus. Aber sie gab sich keinen Illusionen hin. Dort würde sie warten müssen.
Wie durch ein Wunder tauchte doch noch ein Yellow Cab auf. Der weibliche Cab Driver lachte gut gelaunt, als Debbie den Wagen stoppte.
„Glück gehabt“, sagte die Frau. „Bin gerade frei geworden. Wo soll’s denn hingehen?“
Debbie nannte ihre Adresse und warf den Schlag hinter sich zu. Jetzt fand sie den Regen, der auf das Blechdach hämmerte, plötzlich richtig gemütlich.
Der Wagen fuhr an.
Die Fahrerin brauchte sich hinter ihren männlichen Kollegen nicht zu verstecken. Forsch bearbeitete sie das Gaspedal.
Debbie Leigh wurde Himmelangst. Aber wenigstens saß sie im Trockenen.
Sie befanden sich in Höhe der 72ten Straße, als der Wagen kurz stoppte. Die Türen wurden auf beiden Seiten aufgerissen. Zwei Männer drängten sich neben Debbie, ohne um Erlaubnis zu fragen.
Die Fahrerin räumte freiwillig ihren Platz. Sie stieg in einen olivfarbenen Mercury, der am Straßenrand wartete. Für sie klemmte sich ein Bursche hinters Lenkrad, der alles andere als einen vertrauenerweckenden Eindruck machte.
Bevor Debbie protestieren konnte, raste das Taxi wieder los. Bei der nächsten Kreuzung bog es links ab, und schon nach wenigen Augenblicken wusste sie, dass sie nicht nach Hause gebracht wurde.
„Was hat das denn zu bedeuten?“, fragte sie wütend. Ihre Angst zeigte sie nicht. „Lassen Sie mich sofort aussteigen!“
Der Mann zu ihrer Rechten, ein Kerl mit eisigen Augen und einem zynischen Lächeln, lachte auf.
„Es hat dich niemand gezwungen einzusteigen, meine Süße. Wenn du nicht weißt, was du willst, darfst du uns nicht die Schuld geben.“ Kidnapper! Ganz sicher handelte es sich um eine Entführung. Vielleicht rettete sie ein Bluff. Wenn die Gangster sich keinen Gewinn durch sie versprachen, gaben sie sie vielleicht frei.
Sie lachte gekünstelt,
„Ihr kommt euch wohl sehr schlau vor?“, höhnte sie. „Bildet ihr euch wirklich ein, für mich auch nur einen einzigen Dollar erpressen zu können? Mein Vater ist hoch verschuldet. Dem könnt ihr eher noch mit ein paar Scheinen aushelfen. Und auch sonst wüsste ich keinen, der etwas für mich zahlen könnte. Typisches Anfängerpech! Aber vielleicht lernt ihr es noch. Jeder muss am Beginn Lehrgeld bezahlen.“
Im Rückspiegel fing sie den Blick des Fahrers auf. Ein kleiner, aber gewalttätig wirkender Mensch mit einer entstellenden Narbe unter dem rechten Auge. Er verzog keine Miene. Enttäuschung war ihm nicht anzusehen.
Ihr linker Nachbar fingerte eine Zigarettenpackung aus seiner Jackentasche und klopfte ein Stäbchen heraus.
Er hielt ihr die Schachtel hin.
„Willst du auch eine?“, erkundigte er sich gelangweilt. „Wenn wir dich erst beim Boss abgeliefert haben, gibt es diese Vergünstigungen nicht mehr.“
Debbie rauchte nur gelegentlich. Jetzt aber brauchte sie etwas für ihre Nerven. Sie bediente sich und ließ sich Feuer geben.
Die Handrücken des Mannes waren stark behaart. Vom Nikotin hatten seine Fingerkuppen eine braune Farbe angenommen. Sie rochen widerlich.
Sie überlegte fieberhaft.
Es gab also einen Auftraggeber für die Entführung. Die drei Gangster, die das Taxi zweifellos nur als Tarnung benutzten, konnten keine Entscheidungen treffen.
Aber sie ließen sich vielleicht davon überzeugen, dass sie die Falsche erwischt hatten.
„Ihr werdet Ärger kriegen“, prophezeite sie, während sie an der Zigarette zog. Der Rauch übte eine beruhigende Wirkung auf sie aus. Plötzlich sah sie alles nicht mehr so schwarz. „Wenn euer Boss mich sieht, möchte ich nicht in eurer Haut stecken. Es ist ganz klar, dass ihr den falschen Vogel gefangen habt.“
Sie erhielt keine Antwort. Die Männer redeten auch nicht miteinander. Sie ließen sich nicht irritieren. Offenbar wussten sie genau, dass sie den Gegenwert von ein paar hunderttausend Dollar an Land gezogen hatten. Das waren keine Amateure.
Debbie Leigh wurde merklich ruhiger. Sie rauchte gelassen und lehnte sich zurück.
Ihr Vater würde jede Forderung erfüllen.
Die Frage war nur, ob man sie danach freiließ. Kidnapping war eine heiße Sache. Selbst wenn sie den Boss nicht zu sehen bekam, war sie doch in der Lage, ihre drei Entführer der Polizei zu beschreiben. Und auch die Frau, obwohl sie die nicht besonders genau betrachtet hatte.
Würden die Gangster dieses Risiko eingehen? War es nicht sicherer, sie umzubringen und irgendwo zu verscharren oder ins Wasser zu werfen?
Debbie spürte wieder ihre nasse Kleidung. Ihre Befürchtungen bereiteten ihr Unbehagen. Sie durfte keinen Fehler begehen.
„Noch ’ne Zigarette?“, hörte sie den Mann neben sich fragen.
Mechanisch griff sie danach. Wie eine Verdurstende trank sie den Rauch in sich hinein. Erst bei der vierten Zigarette keimte in ihr der Verdacht auf, dass wesentliche Bestandteile dieses beruhigenden Tabaks aus Thailand oder Pakistan stammten.
Sie wurde schläfrig.
Ganz nebenbei nahm sie wahr, dass sie sich den Außenbezirken der Stadt näherten. Ihr war jetzt alles egal.
Bount Reiniger wartete, bis sich das Ehepaar einigermaßen beruhigt hatte. Er konnte die Erregung verstehen. Sollte es sich tatsächlich um eine Entführung handeln, war Sorge angebracht.
Aber wenn ein zwanzigjähriges Mädchen nicht nach Hause kam, boten sich zum Glück noch harmlosere Gründe an. Besonders dann, wenn die Verschwundene ausgesprochen hübsch war, wie das Foto vor ihr bewies.
Hugh Leigh rang um Fassung. Er war Geschäftsmann und als solcher hart und nüchtern im Denken. Doch als seine Tochter am Vortag nicht nach Hause gekommen war und sich auch nicht gemeldet hatte, hatte auch er die Nerven verloren.
„Das hat sie noch nie getan“, versicherte er mühsam.
Seine Frau Stevie neben ihm weinte.
„Hat Ihre Tochter in letzter Zeit neue Bekanntschaften gemacht, von denen sie Ihnen erzählt hat?“, wollte Bount wissen.
„Da ist eigentlich nur Bud Hiller“, antwortete Stevie Leigh schluchzend. „Aber den kennt sie schon seit vier Monaten.“
„Kennen Sie ihn auch?“
„Nein. Aber wir wissen, wo er wohnt.“
„Ich nehme an, Sie haben dort bereits angerufen“, vermutete Bount.
Hugh Leigh nickte. „Wir haben ihn aber nicht erreicht. Auch in der Universität ist er nicht erschienen.“
„Könnte es nicht sein, dass die beiden mal ein paar ungestörte Tage verleben wollen?“
„Ja“, bestätigte die Frau zögernd, „aber das hätte uns Debbie gesagt. Sie weiß, dass wir nicht aus dem vorigen Jahrhundert stammen.“
Bount Reiniger hatte erfahren, dass die Leighs vorläufig noch nicht die Polizei informiert hatten. Sicherheitshalber. Sie wussten, dass Kidnapper darauf allergisch reagierten, und sie wollten die Sicherheit ihrer Tochter nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.
Eine Lösegeldforderung war bisher noch nicht eingegangen. Niemand hatte sich mit den Eltern der Verschwundenen in Verbindung gesetzt.
Aber das konnte noch kommen. Hugh Leigh war durchaus in der Lage, die Wünsche von Kidnappern zu erfüllen. Sein Betrieb, in dem er Damenstrumpfhosen und Wäsche herstellte, lief nicht schlecht, wie er betont hatte.
Bount notierte sich eine Menge Adressen, die für Debbie Leigh irgendeine Bedeutung hatten. Er würde sie alle abklappern. Aber er hoffte, dass sich die Sorge der Leighs schon bald als unbegründet herausstellte.
Wenn er etwas nicht mochte, dann waren das Entführungen. Dies und Geiselnahme brachten ihn auf die Palme, weil sich Gangster dabei an unschuldige Menschen heranmachten und mit der Angst der Angehörigen spielten. Kidnapping war ein dreckiges Geschäft.
Vor allem wollte Bount sich aber um diesen Bud Hiller kümmern. Seinen Namen hatte er dick unterstrichen.
Bud Hiller wohnte in der 110ten Straße West. Nicht weit von der Columbia Universität entfernt. Auf Bounts Läuten öffnete allerdings niemand.
In dem Haus war es alles andere als ruhig, aber die Musik, die jetzt etwas leiser wurde, drang doch ganz eindeutig aus Hillers Wohnung.
Radios oder Abspielgeräte veränderten ihre Lautstärke nur in seltenen Fällen selbsttätig. Also musste jemand an einem Knopf gedreht haben.
Wenn er dazu in der Lage war, konnte man auch von ihm erwarten, dass er sich an die Wohnungstür bemühte.
Bount stemmte den Daumen wieder gegen den Klingelknopf und blieb beharrlich.
Gemäß dem alten Sprichwort „stetes Klingeln nervt das Trommelfell“ zeichneten sich bald erste Erfolge ab. Die Musik wurde jetzt endgültig abgedreht. Jemand fluchte verhalten, kam dann aber doch, um sich den Störenfried genauer anzusehen.
Die Tür wurde einen Spalt geöffnet.
Bount sah einen Mann von knapp dreißig Jahren, der in diesem Aufzug unmöglich die Vorlesungen an der Universität besuchen konnte.
Er trug lediglich ein Badetuch um die Hüften und eine unwirsche Miene auf dem Gesicht. Ein bisschen wenig für einen Jünger der Wissenschaften.
„Mister Hiller?“, vergewisserte sich Bount.
Der Mann zeigte ungehalten auf das Namensschild über der Klingel und blaffte: „Sie werden ja wohl noch lesen können, oder? Ist das alles, was Sie wissen wollten?“
Bount blieb höflich.
„Eigentlich habe ich nur schnell zwei Fragen an Debbie. Dann sind Sie mich wieder los.“
Der andere kniff die Augen zusammen und wollte die Tür zuschlagen.
In dem Moment schob Bount aber schon seinen Schuh dazwischen. Das konnte ihm zwar Ärger einbringen, doch er hatte den Eindruck, dass sich der Jüngere viel eher vor Ärger fürchtete.
„Sie haben vergessen, mich hineinzubitten, Mister Hiller“, sagte er mit gewinnendem Lächeln.
„Zischen Sie ab! Ich kenne keine Debbie.“
„Debbie Leigh. Sie haben sie vor vier Monaten kennengelernt. Ein hübsches Girl, das Sie unmöglich schon vergessen haben können. Zumal ich sie vorhin gehört habe. Machen Sie also keinen Zirkus! Es geht um eine Erbschaft. Ich muss das Mädchen unbedingt sprechen.“
„Wirf die Leinen los!“ Bud Hiller zeigte sich zu keiner Einigung bereit. „Hier ist keine Debbie Leigh.“
„Darf ich nachsehen?“
„Nein!“
Bount stemmte sich gegen die Tür und erwies sich stärker als der andere, zumal dieser sein Handtuch krampfhaft festhielt.
„Mein Name ist Reiniger“, stellte er sich vor. „Ich befasse mich intensiv mit Verbrechen aller Art. Verschwundene Mädchen interessieren mich besonders.“
Er ging an Bud Hiller vorbei, obwohl dieser lautstark protestierte.
Als er die gegenüberliegende Tür aufstieß, empfing ihn ein schriller Aufschrei.
Er blickte in ein Schlafzimmer, in dem ein ausladendes Bett stand. Darauf lag eine Blondine und bemühte sich, schnellstens ihre Blöße zu bedecken.
Bount murmelte eine Entschuldigung und zog sich zurück. Fragend sah er den Wohnungsinhaber an.
„Debbie wird nicht gerade erfreut sein, wenn sie das erfährt“, befürchtete er. Dass es sich bei der Blondine nicht um die Gesuchte handelte, stand fest. Debbie Leigh besaß pechschwarze Haare. Sie war auch besser proportioniert.
Bud Hiller fasste ihn vertraulich am Arm.
„Hör zu, Reiniger“, raunte er. „Wir Männer müssen zusammenhalten. Penny braucht von Debbie nichts zu erfahren. Sie macht mir sonst die Hölle heiß. Und umgekehrt ist es genauso. Ich gebe dir zwanzig Dollar, und dann vergisst du, was du hier gesehen hast.“
„Von deinen zahlreichen Freundinnen interessiert mich nur Debbie“, stellte Bount richtig. „Ihre Eltern fürchten, dass sie entführt wurde. Und wenn du nicht willst, dass dich die Polizei gründlich durchleuchtet, solltest du mir schleunigst alles verraten, was du darüber weißt.“
Bud Hiller bekam eine Gänsehaut. Das Handtuch wärmte nicht besonders. Vor allem aber ließ ihn der Gedanke frösteln, mit Kidnapping in Verbindung gebracht zu werden. Das fand er gar nicht lustig.
„Entführung ist doch Quatsch“, meinte er zögernd.
„Wann hast du sie zuletzt gesehen?“
„Vorgestern. Ich habe mich jeden zweiten Tag mit ihr getroffen.“
„Und die restlichen Tage mit Penny? Nach meiner Rechnung wäre dann aber heute Debbie an der Reihe. Irgend etwas stimmt scheinbar mit deiner Buchführung nicht. Oder mit deiner Aussage. Zieh dich an! Wir fahren zur Polizei.“
„Penny ist noch seit gestern hier“, behauptete Hiller. „Deshalb habe ich heute ja auch die Vorlesungen versäumt. Debbie sehe ich erst abends.“ Das konnte stimmen. Musste aber nicht.
Bount ließ keinen Zweifel offen.
„Bei Entführung schaltet sich das FBI ein. Die erwischen so ziemlich jeden. Auch wenn du nur davon gewusst hast, bist du mit dran. Wenn du also was zu sagen hast, spuck’s lieber gleich aus. Du sparst dir ’ne Menge Unannehmlichkeiten.“
Bud Hiller biss sich auf die Unterlippe. Energisch schüttelte er den Kopf.
„Ich habe nichts damit zu tun. Entführt? Mein Gott! Wer kann denn so etwas tun? Ich kann es nicht glauben. Ich melde mich, falls ich Debbie heute sehe.“
„Wann würde das denn sein?“
„So gegen acht. Wir wollen eine Disco unsicher machen.“
Bount gab ihm seine Karte.
Bud Hiller bekam große Augen. „Du bist ja tatsächlich ’n richtiger Detektiv. Mann, dann ist das also kein schlechter Witz? Verdammt! Du schätzt mich vielleicht falsch ein. Die Weiber fliegen nun mal auf mich. Das kennst du bestimmt. Du siehst ja auch ganz passabel aus. Ich wäre doch blöd, würde ich nicht nehmen, was sich mir bietet. Aber das mit Debbie tut mir leid. Ehrlich! Oder glaubst du mir nicht?“
„Das spielt keine Rolle“, antwortete Bount. „Jedenfalls werde ich dich im Auge behalten. Und wenn ich dir etwas nachweisen kann, wirst du dich an ein unbequemeres Bett gewöhnen müssen.“
Bount suchte noch Debbie Leighs Freundinnen auf, die bereits von deren Mutter informiert worden waren.
Keine hatte eine harmlose Erklärung für das Verschwinden. Es gab aber auch keinen Verdacht.
Bount tappte auf der Stelle.
Obwohl er den Leighs hatte versprechen müssen, nicht die Polizei einzuschalten, hielt er es für richtig, sich wenigstens mit Toby Rogers zu unterhalten.
Toby war nicht nur Leiter der Mordkommission Manhattan C/II, er war auch Bounts Freund. Deshalb konnte er mit ihm sprechen, ohne befürchten zu müssen, damit gleich die gewaltige Polizeimaschinerie in Gang zu setzen.
Der Captain hatte einen weitaus besseren Überblick über die aktuellen Verbrechen in der Stadt als er selbst. Vielleicht erhielt er von ihm einen brauchbaren Anhaltspunkt.
Der Dicke befand sich gerade im Stress und hatte wenig Zeit für ein gemütliches Gespräch. In seinem Büro ging es rund. Anscheinend hatte die New Yorker Unterwelt gerade wieder blutig zugeschlagen.
Bount setzte sich auf den Besucherstuhl und zündete sich eine Pall Mall an. Dabei spitzte er seine Ohren, konnte aber nicht herausbekommen, was eigentlich los war. Nur dass es um einen Mord ging, war klar. Anscheinend hatte man eine Frauenleiche aus dem Hudson gefischt. Scheußliche Sache!
Als sich die ärgste Aufregung gelegt und Captain Rogers alle erforderlichen Anordnungen getroffen hatte, konnte er sich seinem Besucher widmen.
„Du kommst in einem ungünstigen Moment“, stellte er fest. „Bei uns ist wieder mal der Teufel los.“
„Frauenmord?“
„Selbstmord oder Unglücksfall scheiden aus. Die Ärmste konnte schon identifiziert werden, weil sie als entführt gemeldet worden war.“
Bei Bount Reiniger schlug eine Glocke Alarm. „Entführt? Um wen handelt es sich?“
„Kathy Fire. Sie wohnte erst seit einem Vierteljahr in unserer Stadt, weil sie hier einen Job bekommen hatte. Den hatte ihr ihr Verlobter beschafft, mit dem sie auch die Wohnung teilte. Vor zehn Tagen verschwand sie, und ihr Verlobter alarmierte uns. Sie rief ihn zwar schon einen oder zwei Tage später an und bat ihn um Verständnis. Angeblich hatte sie an der Westküste einen besser bezahlten Job gefunden. Sie wollte sich wieder bei ihm melden. Aber sie ließ nichts mehr von sich hören, und ihr Verlobter traute auch dem Frieden irgendwie nicht. Es war nicht Kathys Art, einfach fortzufahren. Seine Befürchtungen haben sich bestätigt. Offensichtlich hatte sie New York gar nicht verlassen. Bevor man sie in den Hudson warf, hat man sie erschossen. Von den Tätern fehlt bisher jegliche Spur.“
„Hast du ein Foto von ihr?“, wollte Bount wissen.
Toby Rogers hatte die Akte vor sich liegen. Darin waren Fotos von der Lebenden und der Toten enthalten.
Sie musste sehr attraktiv gewesen sein. Und noch nicht alt. Höchstens fünfundzwanzig.
„Du hast doch was auf dem Herzen“, vermutete der Captain.
Bount rückte mit der Sprache heraus.
„Sollen wir diesen Bud Hiller beobachten?“, fragte Toby Rogers.
Bount schüttelte den Kopf. „Das wird nicht nötig sein. Der Junge hat nicht die Nerven für einen solchen Coup. Außerdem ist es durchaus denkbar, dass Kathy Fire sterben musste, weil ihr Verlobter die Polizei eingeschaltet hatte.“
„Denkbar“, gab der Dicke zu, „aber die Gangster hatten sich mit dem Mann ja überhaupt nicht in Verbindung gesetzt. Es sieht eher so aus, dass das Mädchen gar nicht gewaltsam entführt wurde. Vermutlich geriet sie an einen Zuhälter oder etwas in dieser Preislage. Als sie sich dann absetzen wollte, wurde sie zum Schweigen gebracht.“
Bount konnte sich mit dieser Theorie nicht anfreunden, hatte ihr aber nichts entgegenzusetzen.
Er bat Toby, den Computer nach Bud Hillers Charakter zu fragen, und der Captain veranlasste es.
Eine Viertelstunde später hatten sie die Antwort.
„Betrug, Hochstapelei und versuchter Heiratsschwindel“, las Toby Rogers vor. „Ein strebsamer Mann mit höheren Ambitionen. Warum sollte er nicht eine Stufe auf der Leiter des Verbrechens höher geklettert sein?“
„Das werden wir wissen, falls entsprechende Forderungen bei den Leighs eingehen“, meinte Bount.
Er verabschiedete sich nach einiger Zeit. Toby hatte ihm nicht weiterhelfen können.
In seinem Büro strahlte ihn June March an. Sie war bester Laune.
„Du hast einen Auftrag verloren“, verkündete sie so heiter, als handelte es sich bei dieser Nachricht um einen Lotteriegewinn. „Debbie Leigh ist wieder aufgetaucht.“
Bount atmete auf. Während der Fahrt hierher hatten ihn schwere Befürchtungen gedrückt.
„Wo hat sie denn gesteckt?“, erkundigte er sich.
„Sie steckt noch immer, aber sie hat ihre Eltern angerufen. Von Los Angeles aus. Sie hat es sich in den Kopf gesetzt, dort eine Filmkarriere zu starten. Da sie fürchtete, damit zu Hause auf Widerstand zu stoßen, ist sie heimlich abgereist. Mister Leigh bittet dich um deine Rechnung. Er ist sehr erleichtert, dass es seiner Tochter gutgeht.“
„Ich fürchte“, sagte Bount, „dazu hat er nicht den geringsten Grund.“
Er berichtete June, was er von Toby Rogers erfahren hatte, und nun sah auch sie deutlich die Parallelen.
„Du hast also den Verdacht, Debbie Leigh könnte einem Zuhälterring in die Hände gefallen sein.“
„Dafür sprechen die ausbleibenden Lösegeldforderungen. Wenn das Mädchen nicht mitspielt, wird man es demnächst auch aus dem Wasser ziehen.“
„Aber könnte es nicht trotzdem sein, dass in diesem Fall alles ganz harmlos ist?“, meinte die Blondine hoffnungsvoll.
Bount nickte. „Natürlich könnte es das. Ich habe aber nicht die Absicht, mich darauf zu verlassen.“
Bount fuhr zu den Leighs und ließ sich haargenau die Umstände des Telefongesprächs mit ihrer Tochter erzählen.
Sie hatte vor ungefähr zwei Stunden angerufen und sich für ihr rücksichtsloses Verhalten entschuldigt.
„Sie hat sich in den Kopf gesetzt, ohne Protektion durch ihren Vater Karriere zu machen“, berichtete Hugh Leigh voller Stolz.
„Haben Sie ihre Adresse in L.A.?“
Der Unternehmer hatte sie notiert. Es handelte sich um ein kleines Apartment in der Yale Street, das sie mit einer Gleichaltrigen teilte.
Bount bat, das Telefon benutzen zu dürfen.
„Sie hat noch kein Telefon“, erklärte Leigh. „Sie hat von einer Agentur aus angerufen. Eine Stellenvermittlung.“
„Ich möchte trotzdem telefonieren“, beharrte Bount. Er war noch längst nicht beruhigt.
Er rief Toby Rogers an und bat diesen, Nachforschungen anzustellen, ob das Mädchen tatsächlich an der angegebenen Adresse bekannt war. Ihm würde man die Auskunft nicht verweigern.
Während er auf den Bescheid wartete, bat er, sich Debbies Zimmer ansehen zu dürfen.
Auch das wurde ihm gestattet.
Es war die typische Bude einer Zwanzigjährigen. Grelle Poster klebten an den Wänden. Eine Hifi-Anlage stellte das Herz des Zimmers dar. Die Plattensammlung beinhaltete die neuesten Hits.
Auf einem flachen Tisch stand ein gerahmtes Foto von Bud Hiller. Der Bursche wirkte auf dem Bild richtig brav.
„Hat Ihre Tochter denn jemals den Wunsch geäußert, zum Film zu gehen?“ fragte Bount.
Stevie Leigh musste verneinen. Sie gab aber zu bedenken, dass sich die Berufswünsche ihrer Tochter schon mehrfach geändert hatten.
„In ihrem Alter ist das normal“, fand sie.
„Haben Sie die Stimme Ihrer Tochter am Telefon hundertprozentig erkannt?“, wollte Bount wissen.
Die Frau bestätigte es spontan.
„Ich habe selbst mit ihr gesprochen. Sie klang keineswegs so, als würde jemand mit einem Revolver hinter ihr stehen. Sie war ganz ruhig. Es tut uns leid, dass wir Sie umsonst bemüht haben, Mister Reiniger.“
„Mir nicht, Mistress Leigh. Falls es wirklich umsonst war.“
Toby Rogers meldete sich überraschend schnell. Er brachte keine gute Nachricht.
„Die angegebene Adresse gibt es tatsächlich in Los Angeles“, berichtete er. „Es handelt sich aber um kein Apartmenthaus, sondern um ein reines Bürogebäude. Eine Debbie Leigh ist dort nicht bekannt. Das Mädchen ist auch vorläufig nicht in der Stadt gemeldet, was aber nichts besagen will. Die Kollegen bleiben mit mir in Verbindung. Sobald sie etwas in Erfahrung bringen, geben sie mir Bescheid.“
Bount bedankte sich und gab sein neu erworbenes Wissen an das Ehepaar Leigh weiter.
„Aber sie hat angerufen“, trumpfte der Strumpfhosenfabrikant auf. „Warum hätte sie das tun und uns trotzdem anlügen sollen? Wir haben vielleicht die falsche Hausnummer notiert. Das kann doch vorkommen.“
„Wenn Sie Recht behalten, bin ich der letzte, der das bedauert. Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Mister Leigh.“
„Schießen Sie los! Man hat Sie uns als seriösen Vertreter Ihrer Berufsgattung empfohlen. Wir vertrauen Ihnen und glauben nicht, dass Ihnen nur an ein paar Tagessätzen liegt.“
„Ganz sicher nicht. Ich werde nach Los Angeles fliegen und dort Ihre Tochter suchen. Zuerst nehme ich mir die Yale Street vor und dann sämtliche Agenturen, die sich mit der Vermittlung von Schauspielern befassen. Ich werde die Schauspielschulen durchkämmen und zu den Studios fahren. Ich werde mich in den Künstlerlokalen herumtreiben und die Lokale aufsuchen, die sich ein Mädchen ohne Geld leisten kann. Wenn sich Ihre Tochter in Los Angeles befindet, werde ich sie entdecken. Geben Sie mir drei Tage!“
Hugh Leigh sah seine Frau fragend an. Er las ihr stummes Einverständnis von den Augen ab.
„In Ordnung!“, sagte er. „Und sparen Sie nicht mit Telefongebühren. Ich möchte, dass Sie mich mindestens alle fünf Stunden anrufen und über Ihre Erfolge unterrichten. Sollte sich Debbie in der Zwischenzeit wieder bei uns melden, werden wir Ihnen das mitteilen. Wir sagen auch Ihrer Assistentin Bescheid. Oder nehmen Sie sie mit?“
„Nein, sie bleibt hier und steht Ihnen zur Verfügung. Wenn Sie mir jetzt noch ein paar neuere Fotos Ihrer Tochter geben, kann ich mit der Suche beginnen.“
Bount erhielt die gewünschten Bilder und rief June an, damit sie ihm ein Ticket nach Los Angeles besorgte.
Ein ganzer Kontinent trennte ihn von dieser Stadt. Er wollte eine Frau unter drei Millionen Einwohnern und einer erklecklichen Anzahl von Touristen aufstöbern.
Bount hatte sich eine Menge vorgenommen.
Edmund Jackson zwinkerte mit den Augen, obwohl er so fett war, dass er sie kaum zubekam.
„Tut mir leid, dass ich dich verabschieden muss, Terry. Ich habe da einen ganz steilen Zahn aufgerissen. Den möchte ich in aller Ruhe testen. Bei aller Freundschaft, aber dabei bist du im Weg.“
„Kann ich verstehen, Ed. Stellst du mir die Superfrau wenigstens mal vor?“
Der Dicke lachte dröhnend, dass die Flaschen in der Hotelbar klirrten.
„Damit du sie mir ausspannst, was? Kommt nicht in Frage. Das ist eine geschlossene Veranstaltung. Sei nicht böse. Wenn du von Kalifornien zurückkommst, kannst du uns vielleicht schon zur Verlobung gratulieren.“
„Donnerwetter!“ Der Freund staunte. „Dich hat’s aber mächtig gepackt. Vom Heiraten habe ich dich noch nie reden hören.“
„Man muss eben erst die Richtige finden.“
Terence Bloom zog seine Stirn kraus.
Sein Freund lachte wieder.
„Ich sehe dir an, was du denkst, Terry. Wenn ein hübsches Mädchen dieses fette Schwein heiratet, tut sie es nur, weil er steinreich ist.“
„Nun ja …“
„Na, wenn schon! Mir ist ’ne Junge, Hübsche lieber, die auf mein Geld scharf ist, als ’ne Alte, Hässliche, mit der ich nur im Dunkeln auf die Straße gehen kann. Ich kann nicht erwarten, um meiner selbst Willen geliebt zu werden. Das macht mir nichts aus. Wenn ich mir eine Frau kaufen muss, dann kaufe ich sie eben.“
„Weiß sie, wie reich du bist?“
„Das weiß ich ja selbst nicht mal ganz genau, Terry. Ich habe mir für sie eine kleine Überraschung ausgedacht. Sie soll sich ihr Verlobungsgeschenk selbst aussuchen.“
Er klopfte mit der flachen Hand gegen die Jackentasche, in der sich ein flaches Etui beachtlicher Größe abzeichnete.
„Geiz kann man dir nicht nachsagen“, stellte Terence Bloom fest und trank sein Glas leer.
Er rutschte vom Barhocker und schlug dem Dicken auf die Schulter.
„Alles Gute, du Schwerenöter! Ich rufe dich mal an. Muss doch schließlich wissen, ob ich bald für ein Hochzeitsgeschenk sparen muss.“
Edmund Jackson verließ mit ihm die Bar. Er begleitete ihn bis zu seinem Wagen und kehrte dann um.
Dass sich Edmund noch besorgt nach ihm umdrehte und den Kopf schüttelte, bevor er den Motor startete und losfuhr, nahm er nicht mehr zur Kenntnis.
Seine Aufmerksamkeit wurde voll und ganz durch eine atemberaubend verführerische Frau in Anspruch genommen, die einem Taxi entstieg und lächelnd auf ihn zueilte.
Er zog unwillkürlich den Bauch etwas ein, was aber lediglich seiner Rückseite zugute kam.
Er breitete seine Arme aus und begrüßte sie mit einem Schmatzen.
„Du bist pünktlich, Liebste“, flötete er. So konnte er sonst nur schmeicheln, wenn es darum ging, den Preis für eine Baumwollplantage zu drücken.
„Ich werde dich doch nicht warten lassen“, schmeichelte sie zurück. „Der Tag ist mir sehr lang geworden. Ich konnte es kaum noch erwarten, dich zu sehen.“
„Ist das wahr, Jessy?“ Sein Kehlkopf hüpfte aufgeregt auf und ab.
Sie schlang stürmisch die Arme um seinen Hals oder jedenfalls um jene Stelle, an der sich bei anderen Männern der Hals befand. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange, die sich vor Erregung rötete.
„Ich habe eine Überraschung für dich“, sagte er heiser.
„Was ist es?“, wollte sie neugierig wissen und schmiegte sich an ihn.
„Das kann ich dir nicht auf der Straße zeigen, Jessy. Gehen wir hinauf. Ich habe eine Flasche Champagner aufs Zimmer bestellt. Nur für dich. Ich bleibe lieber beim Bourbon. Der ist nicht so süß.“
„Du verwöhnst mich, Ed.“
Eng umschlungen betraten sie das Hotel. Es war das teuerste in Jonesboro.
Mit dem Lift fuhren sie zur vierten Etage, gingen ein paar Schritte den Gang entlang und verschwanden hinter der Tür mit der Nummer vierhundertsechzehn.
Es war eine ganze Suite.
Edmund Jackson hatte Vorbereitungen getroffen. Ein bisschen Stimmung musste sein. Atmosphäre. Die war er dem süßen Ding schuldig.
Sie tranken ein paar Gläser und rückten dichter zusammen.
Edmund Jackson griff in seine Tasche und zog das Etui heraus. „Mach es auf!“, bat er. „Du hast die freie Auswahl.“
Jessy ließ den Verschluss aufschnappen und stieß einen Ruf des Entzückens aus.
Vor ihr lagen verschiedene Ringe, zwei Armbänder und mehrere Ketten. Alle Schmuckstücke funkelten und blitzten nur so vor Diamanten und anderen Juwelen. So etwas hatte das Mädchen bisher nur auf Abbildungen oder im Film gesehen.
Fassungslos strich sie mit dem Finger über die Kostbarkeiten. Dann wurde sie ernst.
Sie erhob sich mit einem Ruck und ging zur Tür.
Edmund Jackson starrte ihr ungläubig hinterher.
„Wohin willst du?“
„Ich gehe, Ed. Du hast eine schlechte Meinung von mir. Du glaubst, du müsstest mir teure Geschenke machen. Du willst mich nur für ein paar Tage. Danach ist alles vorbei. Ich will deine Ketten und Ringe nicht, weil ich dich liebe und nicht dein Geld.“
Der Dicke wuchtete sich von dem Sofa hoch und holte sie ein. „Du irrst dich“, beteuerte er. „Ich möchte dich heiraten. Es hängt nur von dir ab.“
Das Mädchen starrte ihn sekundenlang an. Ihre schwarzen Augen leuchteten. Dann fiel sie ihm aufschluchzend um den Hals.