Krimi Doppelband 79 - Alfred Bekker - E-Book

Krimi Doppelband 79 E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Krimis: Der Millionen-Chip (Wolf G. Rahn) Killer ohne Skrupel (Alfred Bekker) Gordon Steigers Vater wendet sich besorgt an den Privatdetektiv Bount Reiniger, denn er befürchtet, dass sein Sohn, der erst vor kurzem aus der Haft entlassen wurde, sich wieder mit zwielichtigen Gestalten trifft und mit denen etwas plant, um zu einer Menge Geld zu kommen. Als die Polizei in Steigers Haus kommt, um den jungen Mann festzunehmen, weil er des Mordes verdächtigt wird, flieht Gordon. Reiniger übernimmt den Fall. Er macht sich auf die Suche nach Gordon, und schon fallen die ersten Schüsse ... Eine brutale Gang kontrolliert das Drogengeschäft in der Bronx - und führt einen erbarmungslosen Krieg gegen die Konkurrenz. Eine Serie von Morden scheint mit diesem Drogenkrieg in Zusammenhang zu stehen - aber FBI Agent Jesse Trevellian hat Zweifel...

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Seitenzahl: 329

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhaltsverzeichnis

Krimi Doppelband 79 - Zwei extra-gute Thriller in einem Buch!

Copyright

Der Millionen-Chip

Killer ohne Skrupel

Krimi Doppelband 79 - Zwei extra-gute Thriller in einem Buch!

Wolf G. Rahn, Alfred Bekker

Dieser Band enthält folgende Krimis:

Der Millionen-Chip (Wolf G. Rahn)

Killer ohne Skrupel (Alfred Bekker)

Gordon Steigers Vater wendet sich besorgt an den Privatdetektiv Bount Reiniger, denn er befürchtet, dass sein Sohn, der erst vor kurzem aus der Haft entlassen wurde, sich wieder mit zwielichtigen Gestalten trifft und mit denen etwas plant, um zu einer Menge Geld zu kommen.

Als die Polizei in Steigers Haus kommt, um den jungen Mann festzunehmen, weil er des Mordes verdächtigt wird, flieht Gordon.

Reiniger übernimmt den Fall. Er macht sich auf die Suche nach Gordon, und schon fallen die ersten Schüsse ...

Eine brutale Gang kontrolliert das Drogengeschäft in der Bronx - und führt einen erbarmungslosen Krieg gegen die Konkurrenz. Eine Serie von Morden scheint mit diesem Drogenkrieg in Zusammenhang zu stehen - aber FBI Agent Jesse Trevellian hat Zweifel...

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

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Folge auf Twitter:

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Der Millionen-Chip

N.Y.D. – New York Detectives

Krimi von Wolf G. Rahn

Der Umfang dieses Buchs entspricht 114 Taschenbuchseiten.

Gordon Steigers Vater wendet sich besorgt an den Privatdetektiv Bount Reiniger, denn er befürchtet, dass sein Sohn, der erst vor kurzem aus der Haft entlassen wurde, sich wieder mit zwielichtigen Gestalten trifft und mit denen etwas plant, um zu einer Menge Geld zu kommen.

Als die Polizei in Steigers Haus kommt, um den jungen Mann festzunehmen, weil er des Mordes verdächtigt wird, flieht Gordon.

Reiniger übernimmt den Fall. Er macht sich auf die Suche nach Gordon, und schon fallen die ersten Schüsse ...

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Ein CassiopeiaPress Buch CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Die Hauptpersonen des Romans:

Evan Hazard - Er tüftelt den Plan für ein Superding aus. Dabei macht er einen tödlichen Fehler.

Gordon Steiger - Er glaubt, auf gewaltlose Art zu Geld zu kommen. Doch schon bald muss er feststellen, dass er sich geirrt hat.

Meek Lewitt und Rocky Bunker - Auf der Jagd nach dem Millionen-Chip nehmen sie auf nichts und niemanden Rücksicht.

Mary Carroll - Sie wünscht sich etwas Abwechslung, aber sie hat sie sich anders vorgestellt.

June March – ist Bounts Assistentin und hilft ihm bei seinen Fällen.

Bount Reiniger – ist Privatdetektiv.

1

Meek Lewitt zog die Handbremse des grünen Packard an und schaltete die Scheinwerfer aus. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er, sich an die plötzliche Dunkelheit zu gewöhnen, die ihn von allen Seiten umfing. Er fragte sich, ob es richtig gewesen war, auf diesen Treffpunkt einzugehen.

In einiger Entfernung brauste der nächtliche Verkehr über den Henry Hudson Parkway. Hier unten bewegte sich nichts. Höchstens eine Ratte, aber selbst die ließ sich nicht blicken.

Der Bursche mit der ungewöhnlich blassen Gesichtsfarbe lehnte sich zurück und zündete sich eine Zigarette an. Er blies den Rauch gegen die Windschutzscheibe und beobachtete die Muster, die sich jetzt bildeten.

Nach seiner Entlassung hatte Meek Lewitt sich als Erstes drei Stangen Zigaretten gekauft. Die hatte er drinnen am meisten entbehrt. Doch für viel mehr hatte sein Geld nicht gereicht. Das sollte jetzt anders werden. Aus diesem Grund traf er sich mit Hazard. Hoffentlich meinte der es auch ernst.

Als sich die Glut bis zur Mitte der Zigarette gefressen hatte, hörte Lewitt einen Wagen. Er lauschte und stellte erleichtert fest, dass der Motor abgestellt wurde. Na endlich! Das wurde aber auch Zeit. Langsam stieg er aus und schloss den Wagen ab. Dann ließ er einen leisen Pfiff hören, auf den er eine ähnlich klingende Antwort erhielt. Er setzte sich in Bewegung. Die Zigarette hing verwegen auf seiner Unterlippe, die Hände steckten tief in den Hosentaschen. So schlenderte er in die Richtung, aus der er den Wagen und den Pfiff gehört hatte.

Ein Schatten schälte sich aus der Finsternis. Das Gesicht des Mannes konnte Lewitt noch nicht erkennen, doch der Gang der Gestalt war unverwechselbar. Evan Hazard schaukelte wie ein Seemann, darüber hatten schon im Gefängnis alle gelacht.

„Da bist du ja endlich“, zischte Meek Lewitt und spuckte den Rest der Zigarette aus, die mit einem Funkenschweif zu Boden fiel.

Der andere grinste überheblich.

„Du kannst den Reichtum wohl kaum noch erwarten, wie? Nur die Ruhe, Mann! Hektik ist der Feind der Million. Diese Weisheit habe ich von meinem Großvater.“

„Pfeif auf deinen Großvater!“, schimpfte Lewitt ungeduldig. „Hätte der ein bisschen mehr Tempo draufgehabt, wäre er damals den Bullen entkommen. Aber was du von der Million sagst, interessiert mich. Du glaubst also tatsächlich, dass eine solche Summe dabei herausspringt?“ Hazard zuckte lässig mit den Schultern.

„Nun flipp bloß nicht gleich aus. Wenn Evan Hazard etwas in die Hand nimmt, ist alles genau abgecheckt. Was glaubst du, warum ich so lange an dem Plan herumgetüftelt habe? Jetzt steht er. Ich habe jedes Detail berücksichtigt. Nichts bleibt dem Zufall überlassen. Dafür winkt dann auch die Million. Das sind dreihundert Mille für dich. Hört sich gut an, wie?“

„Nur dreihundert? Na, höre mal! Das ist ja weniger als ein Drittel.“

„Wir sind ja auch zu dritt. Wir brauchen nämlich noch einen Spezialisten. Und dass ich vierhundert Riesen beanspruche, werdet ihr mir wohl nicht verübeln. Schließlich würdet ihr ohne meinen Superplan keinen einzigen Dollar kriegen. Oder?“ Die Frage klang wie eine Drohung.

„Natürlich nicht“, versicherte Meek Lewitt eilig. „Wer ist der andere?“

„Da habe ich mich noch nicht festgelegt. Vorläufig befinden sich vier ausgezeichnete Leute in der engeren Wahl. Bin gespannt, was du von ihnen hältst.“ Er nannte den Namen und blickte seinen Komplizen auffordernd an. Lewitt äußerte sich nicht.

„Das hängt ganz von der Art des Unternehmens ab“, fand er dann. „Du solltest mir endlich mehr darüber verraten. Darauf habe ich einen Anspruch. Schließlich halte ich auch meinen Kopf dafür hin.“

„Deshalb sind wir ja hier“, beruhigte Hazard ihn gemächlich. „Komm, wir setzen uns in meinen Wagen. Es ist nicht nötig, dass uns ein Penner, der hier zufällig nach Zigarettenkippen sucht, belauscht.“

Die Männer gingen zu einem 2000er Lancia und ließen sich in die Polster fallen. Dann begann Evan Hazard dem Partner seinen Plan Stück für Stück auseinanderzusetzen. Er tat das sehr gründlich und beantwortete jede Frage, die Meek Lewitt anschließend stellte.

„Na, bist du nun zufrieden?“, erkundigte er sich selbstbewusst, als auch die letzte Unklarheit beseitigt war. Der andere nickte.

„Das will ich meinen. Du hast da wirklich einen tollen Plan ausgekocht. Ich bin auch sicher, dass alles klappen wird. Nur eins schmeckt mir nach wie vor nicht. Das ist dein Anteil.“

Hazard brauste auf.

„Soll ich etwa nur genauso viel kriegen wie ihr? Schließlich stammt der Plan von mir. Ich bin der Boss.“

Lewitt lachte abfällig und hielt plötzlich einen kurzläufigen Bodeo Revolver in der Faust. Der Lauf zeigte auf den Mann an seiner Seite.

„Du warst der Boss, Hazard. Jetzt brauche ich dich nicht mehr. Deinen Plan können wir auch ohne dich ausführen. Und diesmal bestimme ich die Anteile.“

Evan Hazard wurde bleich. An alles hatte er gedacht, nur nicht daran, sich mit einem Verräter eingelassen zu haben.

„Okay!“, stieß er hervor. „Darüber können wir ja noch einmal reden. Jetzt steck deine Kanone weg und sei vernünftig!“ Gleichzeitig versuchte er, die Faust, die den Revolver hielt, zur Seite zu schlagen, aber Meek Lewitt drückte bereits ab. Er ließ den Stecher erst los, als die Trommel vollständig rotiert war. Hazards Finger krallten sich für einen Moment am Lenkrad fest. Als sie sich wieder lösten, sackte der Körper zur Seite.

Lewitt rutschte hastig zur Tür und stieß sie auf. Er brauchte sein Opfer nicht zu untersuchen. Sechs Kugeln aus dieser Distanz überlebte niemand. Er kehrte zu seinem Packard zurück, startete den Motor und gab Gas. Er fühlte sich prächtig. Seiner Million war er ein gutes Stück näher gekommen.

2

Bount Reiniger gähnte so ungeniert, dass ein Flusspferd vor Neid erblasst wäre. Dies war wieder einer dieser Tage, an denen man besser im Bett blieb, damit nichts schiefgehen konnte.

Angefangen hatte es mit Junes Anruf und ihrer Krankmeldung. Schwere Erkältung.

„Ich stecke dich nur an, Bount, wenn ich ins Büro komme. In zwei Tagen bin ich wieder topfit. Bis dahin schlucke ich Fliedertee und gurgle mit Salbei. Momentan hast du ja sowieso kaum etwas für mich zu tun.“

„Und die Aufstellung für die Versicherung?“, widersprach er.

„Die machst du doch mit links. Alle erforderlichen Daten findest du in meinem Schreibtisch, rechts, zweite Schublade von oben.“

Bei der sprichwörtlichen Ordnungsliebe seiner Mitarbeiterin hatte Bount keine Bedenken, die Unterlagen zu finden. Unglücklicherweise riss er die Schublade so ungestüm auf, dass sie auf dem Fußboden landete und der Inhalt verstreut herumlag. Erst jetzt stellte er fest, dass sich in der hintersten Ecke auch ein Glas mit Pulverkaffee befunden hatte. Der sah auf dem hellen Teppichboden ganz besonders hübsch aus.

Als Bount sich daran machte, die Spuren seines Temperaments zu beseitigen, summte das Telefon. Er schoss in die Höhe und knallte mit dem Kopf gegen die Schublade, die er inzwischen wieder an ihren angestammten Platz befördert und zur Hälfte eingeräumt hatte. Er unterdrückte einen Fluch und schnappte sich den Hörer.

Am anderen Ende der Leitung meldete sich ein Mister Steiger, der mit Verschwörerstimme in die Muschel flüsterte, dass er Bount Reiniger noch an diesem Vormittag unbedingt sprechen müsste.

Der vereinbarte Termin war bereits um drei Stunden überschritten. Steiger war noch nicht auf gekreuzt. Bounts Laune wurde bei der eintönigen Schreibarbeit für die Versicherung nicht gerade besser. Er beschriftete den Briefumschlag und klebte ihn zu. Eigentlich sollte er schnellstens zur Post. Aber wenn Steiger doch noch kam? Also wartete Bount weiter, gähnte, dass die Kiefer krachten, und führte noch einige Telefongespräche.

Eines davon holte seinen Freund Captain Toby Rogers an die Strippe. Es musste an diesem blödsinnigen Tag liegen, aber der Leiter der Mordkommission Manhattan C/II war denkbar schlecht aufgelegt.

„Wenn du nur anrufst, um ein paar von deinen geistreichen Sprüchen loszuwerden“, schnaufte er angriffslustig, „dann lass dir gesagt sein, dass manche Leute ihre Sandwiches durch harte Arbeit verdienen müssen.“

„Tatsächlich?“, konterte Bount. „Wer hat dir das zugetragen?“

„Ich spreche von den unterbezahlten Polizeikulis“, präzisierte der schwergewichtige Captain. „Während du faul auf der Bärenhaut liegst und nur die pünktliche Überweisung deiner Honorare überwachst, müssen wir uns mit Killern übelster Sorte herumschlagen. Und anstatt froh sein zu dürfen, wenn sich die Typen einmal gegenseitig umlegen, sind wir auch noch gezwungen, die Täter zu ermitteln und ihnen den Mord nachzuweisen. Wenn dann aber ehrliche Bürger unsere Hilfe brauchen, fehlen uns die Zeit und die Leute, um uns darum zu kümmern. Es ist zum Heulen.“

Bount gab eine unpassende Bemerkung über weinende Männer von sich und sah ein, dass auch Toby heute nicht zu seiner Aufheiterung beitragen konnte. Also beendete er das Gespräch, angelte sich - nach einem erneuten Blick auf die Uhr - den Brief für die Versicherung und verließ das Büro. Dieser Steiger sollte ihm doch mal kreuzweise ... Schließlich hätte er ja wenigstens anrufen können.

Auf dem Weg zum Lift überfielen ihn düstere Gedanken.

Konnte es nicht sein, dass der Mann an einem zweiten Anruf gehindert wurde? Möglicherweise kam für ihn jede Hilfe, die er sich von einem Privatdetektiv erhofft hatte, zu spät. Mit dieser Vision im Kopf stürmte Bount in den Fahrstuhl, kaum dass sich die Tür geöffnet hatte. Prompt prallte er mit einem Mann zusammen, der im Begriff war, die Kabine zu verlassen. Sie murmelten beide eine Entschuldigung und drängten sich aneinander vorbei.

Als sich die Tür schon fast wieder geschlossen hatte, durchzuckte Bount ein plötzlicher Gedanke. Er machte kehrt und knallte zum zweiten Mal gegen den Fremden, der es sich ebenfalls anders überlegt hatte und unbedingt wieder in den Lift wollte.

„Mister Steiger?“

„Mister Reiniger?“

Bount grinste. Hatte er also tatsächlich recht gehabt. Steiger grinste nicht. Sein Gesicht blieb so grämlich, als hätte er soeben einen negativen Steuerbescheid erhalten.

„Ich muss mich für meine Unpünktlichkeit entschuldigen, Mister Reiniger. Das ist sonst nicht meine Art.“

„Es ist sonst auch nicht meine Gewohnheit, Leute über den Haufen zu rennen. Ich hatte in der Tat nicht mehr mit Ihnen gerechnet. Gehen wir in mein Büro! Hier im Aufzug gibt es ja nicht einmal Stühle.“

Es gelang Bount nicht, dem Mann ein Lächeln zu entlocken. Wahrscheinlich hatte sich dessen Sekretärin auch krankgemeldet. Die Folgen konnte gerade Bount sich bestens ausmalen.

Als sich die Männer gegenübersaßen, bot Bount seinem Besucher eine Pall Mall an, die dieser jedoch ablehnte.

„Rauchen ist ein Laster, das leider von vielen auf die leichte Schulter genommen wird.“

„Wie recht Sie haben, Mister Steiger. Dann verschmähen Sie sicher auch meinen Bourbon.“

„Ich trinke nie.“

„Sehr vernünftig!“, lobte Bount und verzichtete ebenfalls auf sein geliebtes Stäbchen. Er versuchte, das Anliegen des Mannes mit der Halbglatze zu erraten. Um eine Frau ging es vermutlich nicht. Es war nur schwer vorstellbar, dass Steiger ausgerechnet durch diese Leidenschaft in Bedrängnis geraten wäre.

„Es handelt sich um meinen Sohn Gordon“, begann sein Gegenüber nach kurzem Zögern.

Aha! Wo es einen Sohn gab, musste auch - wenigstens einmal - eine Frau im Spiel gewesen sein. So konnte man sich täuschen.

„Ich habe mich immer bemüht, ihn zu einem ehrlichen Menschen zu erziehen“, fuhr Steiger gepresst fort. „Immer wieder habe ich ihm die Folgen des lasterhaften Lebens vor Augen geführt. Leider hatte ich nur mäßigen Erfolg. Gordon geriet an der Universität an einen Burschen, der ihm einredete, dass es einen leichteren Weg gäbe, sein Geld zu verdienen als ausgerechnet durch ehrliche Arbeit. Seinen plötzlichen Wunsch nach einem schweren Motorrad erfüllte ich ihm selbstverständlich nicht. Dafür setzte ich ihm eindringlich die damit verbundenen Gefahren auseinander. Trotzdem fuhr er eines Tages mit einer 1000er Maschine vor. Er wollte mir weismachen, er habe sie auf Abzahlung gekauft. Aber ich fand in seinem Schrank die quittierte Rechnung über den gesamten Betrag. Es war mir unverständlich, wie Gordon an eine derartige Summe gekommen sein sollte. In meiner eigenen Kasse stellte ich keinen Fehlbetrag fest. Die Antwort wusste die Polizei, die meinen Sohn zwei Tage später verhaftete. Vor einem Monat wurde er aus dem Gefängnis entlassen.“ Gerald Steiger atmete schwer und biss die Zähne zusammen. Über diese familiäre Schande zu sprechen, fiel ihm offensichtlich schwer.

Bount wartete geduldig. Es war klar, dass nicht diese Beichte der Zweck des Besuches war. Möglicherweise wurde Steiger, der aus dem Nichts ein gutgehendes Maklerbüro aufgebaut hatte, mit dem Fehltritt seines Sprösslings erpresst. Wer vertraute sein Geld schon einem Mann an, in dessen Familie man es mit fremdem Eigentum nicht so genau nahm?

„Sie werden fragen, warum ich Ihnen diese alten Geschichten erzähle“, fuhr Gerald Steiger nach einer Weile mühsam fort. „Das will ich Ihnen sagen. Ich habe Grund zu der Annahme, dass Gordon aus seinem Fehler nicht gelernt hat. Zwar hat er mir während seiner Haft immer wieder beteuert, aus Schaden klug geworden zu sein, doch das glaube ich jetzt nicht mehr.“

„Und warum nicht?“

„Gordon trifft sich mit Leuten, deren Namen er mir verheimlicht. Er erhält Anrufe, die er in einer Weise entgegennimmt, als sollte ich nicht erfahren, worüber er sich unterhält. Er kommt seit drei Tagen erst mitten in der Nacht nach Hause und tischt mir das Märchen von einer angeblichen Freundin auf, die aber mit Sicherheit nicht existiert. Frauen gegenüber war Gordon schon immer eher unbeholfen.“

Kein Wunder, dachte Bount. Schließlich hat ihm sein Vater bestimmt jede Freude als Laster angeprangert. So ganz unschuldig bist du nicht, mein Lieber, dass dein Sohn aus dem bürgerlichen Leben ausgebrochen ist. Laut sagte er: „Nach dem Gefängnisaufenthalt hat er sicher einiges nachzuholen, Mister Steiger. Daraus gleich ein Verbrechen abzuleiten, erscheint mir übereilt.“

Gerald Steiger nickte und griff in seine Brusttasche.

„Und was halten Sie davon?“ Er schob Bount ein zusammengefaltetes Blatt Papier über den Schreibtisch. Wenn Bount eine Namensliste oder vielleicht den Grundriss einer Bank erwartet hatte, so wurde er enttäuscht. Der Zettel enthielt lediglich eine simple Rechenaufgabe, die jemand schriftlich gelöst hatte. Das Ergebnis lautete zweihundertfünfzigtausend Dollar. Es war dick unterstrichen und mit mehreren Ausrufezeichen versehen.

„Ich nehme an, Sie haben es bei Ihrem Sohn gefunden“, vermutete Bount.

Gerald Steiger bestätigte das aufgeregt.

„Das ist nur eine Fotokopie. Das Original entdeckte ich unter seinem Kopfkissen. Wissen Sie, was das ist? Gordon plant eine große Sache, und sein Anteil daraus beträgt eine Viertelmillion.“

Bount blieb gelassen.

„Das sieht zwar auf den ersten Blick so aus, kann aber genauso gut eine ganz harmlose. Erklärung haben.“

„Okay, Mister Reiniger. Niemand wäre darüber glücklicher als ich. Aber ich möchte Sie bitten, das für mich herauszufinden. Gordon darf kein zweites Mal abrutschen. Dann fängt er sich nie wieder. Er ist so leicht für etwas zu begeistern. Im Gefängnis hat er zweifellos Leute kennengelernt, die ihm irgendwelche Flöhe ins Ohr gesetzt haben. Bedenken Sie, dass diese Rechnung von einer vollen Million ausgeht. Das kann kein Taschendiebstahl sein. Es geht um eine ganz üble Sache. Mindestens Erpressung. Kidnapping vielleicht, Rauschgift oder gar Mord.“

Gerald Steiger starrte an Bount Reiniger vorbei. Seine Augen waren stumpf, als würde er schon nicht mehr leben. Seine Hände zitterten leicht.

„Sie haben mir noch nicht gesagt, wofür Ihr Sohn verurteilt wurde? Das Motorrad kann er ja wohl nicht gestohlen haben, wenn Sie eine Rechnung darüber fanden.“

„Die Maschine nicht, aber das Geld dafür. Er nahm es aus dem Wandsafe einer Firma, in der er einen guten Job hatte. Achttausend Dollar. Ich kann es noch immer nicht fassen.“

„Was erwarten Sie konkret von mir? Soll ich Ihren Sohn ins Gebet nehmen?“

„Das würde nichts nützen. Das habe ich bereits mehrfach getan. Er lacht nur und behauptet, ich sähe Gespenster. Er sagt, ich könne unbesorgt sein. Er würde mir schon bald das tollste Mädchen als Schwiegertochter vorstellen. Beobachten Sie ihn! Folgen Sie ihm auf Schritt und Tritt! Finden Sie heraus, was er plant, und verhindern Sie es!“

Bount stellte noch verschiedene Fragen. Vor allem bat er um ein Foto des Jungen.

„Hat er schon wieder einen Job?“

„Als Zeitungsausfahrer. Dabei verdient er natürlich nicht viel.“

„Ich würde mir gern einmal sein Zimmer ansehen.“

„Dann kommen Sie am besten gleich mit“, schlug Gerald Steiger vor. „Gordon ist heute nicht zur Arbeit gefahren. Das ist auch der Grund, warum ich Sie so lange warten ließ. Der Junge ist äußerst misstrauisch. Ich fürchtete, er würde mir heimlich folgen und herausfinden, dass ich ihn beobachten lassen will. Er hat erst sehr spät das Haus verlassen. Ich bin sicher, dass er sich wieder mit diesen Halunken trifft, die ihn endgültig in den Sumpf ziehen wollen.“

„Es könnte sich um Mithäftlinge handeln, die ungefähr zur gleichen Zeit entlassen wurden“, überlegte Bount laut.

„Daran habe ich auch schon gedacht. Die Gefängnisdirektion verweigert mir darüber aber jede Auskunft.“

„Macht nichts. Das kriege ich schon heraus.“ Bount erhob sich und nahm seine Jacke von der Stuhllehne. Wenn sein Auftraggeber recht behielt, würde er keine leichte Nuss zu knacken haben.

3

Es war nur ein bescheidenes Haus, das Gerald Steiger mit seinem Sohn bewohnte. Sein Maklerbüro war in der unteren Etage untergebracht. Der Hausherr führte seinen Besucher unverzüglich in das Zimmer seines Sohnes, das sich im oberen Stockwerk befand.

Gordon Steiger lag auf einem Sofa in Fensternähe und schoss in die Höhe. Sein Vater erschrak. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sein Sohn schon wieder zu Hause war.

„Du bist schon wieder ...?“

„Sie sind uns hoffentlich nicht böse“, schnitt Bount ihm das Wort ab, „dass wir so einfach bei Ihnen eindringen. Ihr Vater ist so freundlich, mir die Räume zu zeigen. Ich trage mich mit der Absicht, ein ganz ähnliches Haus zu kaufen. Hübsch haben Sie es hier. Darf ich?“ Er schritt seelenruhig zum Fenster und schaute hinaus.

Die Aussicht war alles andere als hübsch. Ein winziger, mäßig gepflegter Garten, gegenüber ein riesiger Parkplatz, dahinter ein Supermarkt und eine Discothek. Bount schielte zu dem Tischchen neben dem Sofa. Dort lagen einige Papiere, die zum Teil beschrieben, zum Teil mit flüchtigen Skizzen bedeckt waren.

„Was soll das, Dad?“, fauchte Gordon und blitzte seinen Vater an. „Könnt ihr nicht wenigstens anklopfen?“

„Ich wusste nicht, dass du zu Hause bist. Es dauert ja nicht lange, Gordon.“

„Verdammt! Dann hätte ich ja gleich bleiben können, wo ich war, wenn die Schnüffelei hier weitergeht. In meinem Zimmer hat keiner etwas zu suchen. Hörst du? Keiner!“

Bount trat vom Fenster zurück und betrachtete den Wütenden.

Gordon Steiger war zirka einen Kopf kleiner als er und sehr schlank, beinahe mager. Kein Wunder. Die Verpflegung in den amerikanischen Gefängnissen enthielt nicht übermäßig viel Fett. Das Haar war kurz geschoren. Schmale Lippen unterstrichen seinen Zorn, der auch aus den hellblauen Augen blitzte.

Von Gerald Steiger wusste Bount, dass Gordon vierundzwanzig Jahre alt war. Man hätte ihn aber auch schon auf Anfang dreißig schätzen können. Die Zeit hinter Gittern hatte ihn altern lassen.

„Es tut mir wirklich leid“, erklärte Bount, dachte aber nicht daran, das Zimmer zu verlassen. „Wie ist es hier im Winter? Kann man den Raum gut heizen?“ Dabei bemühte er sich, wenigstens den Sinn einer Skizze zu erfassen, doch es schien sich um ein technisches Gerät zu handeln, unter dem er sich nichts vorstellen konnte.

Gordon Steiger sprang auf und stampfte mit dem Fuß auf den Boden. Er raffte die Papiere zusammen und stopfte sie in eine dünne Aktentasche, die neben dem Sofa lehnte.

„Haltet ihr mich eigentlich für total bescheuert?“, schrie er wutentbrannt. „Interessent für’n Haus, wie? Das ich nicht lache! Mit solchen Typen kenne ich mich inzwischen aus. Ein Schnüffler ist das. Das haben mir die Jungs schon vorher prophezeit. Wenn man erst mal im Bau war, wird man das Geschmeiß nie mehr los. Die rennen einem die Bude ein und lassen salbungsvolle Sprüche vom Stapel. Sie haben die Taschen voller guter Ratschläge, die sie großzügig verschenken. Nur einen gescheiten Job gibt dir keiner, und Geld hat auch noch niemand gebracht. Darum musst du dich schon selbst kümmern. Ist ja auch nicht schwer. Du raubst ’ne Bank aus und verbringst den Rest deiner Tage auf Hawaii.“

„Was fällt dir ein, Mister Reiniger so zu beleidigen?“, schimpfte Gerald Steiger lahm. Er hatte einen Fehler begangen und wusste nun nicht, wie er die Scherben wieder kitten sollte.

„Ach, Reiniger heißen Sie? Dann sind Sie bestimmt der Knabe, mit dem mein Vater heute morgen telefoniert hat. Ich dachte mir gleich, dass irgendeine Schweinerei dahintersteckt. Mein eigener Vater traut mir nicht. Kein Wunder! Ich bin ja ein Zuchthäusler. Der Schandfleck auf der blütenweißen Weste eines Mannes, der jedem Laster den Kampf angesagt hat. Rauchen Sie etwa, Mister Reiniger? Haben Sie was mit Weibern? Dann lässt Dad Sie bestimmt keinen Dollar verdienen. Sie gehören dann nämlich zum Unkraut unserer Gesellschaft.“

„Gordon!“ Gerald Steiger wurde nun ebenfalls wütend. „Es ist wirklich unnötig, mit deiner Vergangenheit auch noch zu kokettieren. Vor allem interessiert aber sie Mister Reiniger nicht im Geringsten. Er will ein Haus kaufen. Weiter nichts. Entschuldigen Sie bitte das unmögliche Betragen meines Sohnes, Mister Reiniger. Ich zeige Ihnen jetzt die anderen Räume.“

„Sehr freundlich von Ihnen“, würgte Bount hervor und folgte dem älteren Mann auf den Flur.

Sie gingen die Treppe hinunter. Gerald Steiger machte ein schuldbewusstes Gesicht.

„Das ist mir sehr unangenehm, Mister Reiniger.“

,.Darum geht es nicht“, antwortete Bount. „Ihr Sohn ist kein Dummkopf. Er hat den Braten gerochen. Es wird nun nicht mehr ganz leicht sein, ihn unauffällig zu beobachten. In seiner augenblicklichen Verfassung erwarte ich auch nichts von einem Gespräch mit ihm. Haben Sie die Papiere gesehen, die er in die Aktentasche gesteckt hat? Die interessieren mich. Ich fürchte allerdings, dass er sie mitnehmen wird, sobald er aus dem Haus geht.“

Diese Vermutung bestätigte sich. Gordon Steiger stürmte Sekunden später die Treppe hinunter und schlug krachend die Haustür hinter sich zu. Er hastete durch den Vorgarten, ohne sich umzusehen. Sicher ahnte er, dass er beobachtet wurde. Die Aktentasche klemmte unter seinem Arm. Er eilte zur Bushaltestelle und sprang auf den Wagen, der gerade anfuhr.

„Wollen Sie nicht hinterher?“, fragte Gerald Steiger erstaunt, als Bount keine Anstalten machte, dem Jungen zu folgen.

„Das wäre sinnlos. Er rechnet jetzt damit und würde mich sofort bemerken. Unsere einzige Chance besteht darin, dass ich die Rolle des angeblichen Hauskäufers weiterspiele und ihn in Sicherheit wiege. Ob er darauf hereinfällt, bleibt abzuwarten. Wir können nur hoffen, dass dieser eventuelle Millionen-Coup nicht von heute auf morgen ausgeführt wird. So etwas braucht in der Regel eine gründliche Vorbereitung. Wie weit diese gediehen ist, wissen wir allerdings nicht. Auf jeden Fall sehe ich mir nun endlich das Zimmer an. Und Sie passen auf, dass Ihr Sohn mich nicht wieder dabei überrascht.“

Bount lächelte, als er die mit winzigen Kaugummikügelchen vor den Schranktüren und Schubfächern befestigten Haare entdeckte. Gordon Steiger rechnete also damit, dass sein Zimmer während seiner Abwesenheit auf den Kopf gestellt wurde. Bount löste vorsichtig die Haare, wusste aber schon im Voraus, dass er in den Kästen und Fächern nichts Interessantes finden würde. Anschließend klebte er die Haare wieder davor.

Nichts! Kein Hinweis, keine Spur.

Sicherheitshalber schaute Bount auch noch hinter den Schränken und sogar unter dem Teppich nach. Auch im Papierkorb wurde er nicht fündig. Erst ein Blick unter das Sofa, auf dem Gordon gelegen hatte, ließ Hoffnung aufflackern. Da lag ein Blatt Papier. Es war ganz nach hinten gerutscht und kaum zu sehen.

Bount legte sich auf den Bauch und holte es hervor. Staubwolken hingen daran. Interessanter aber war die Freihandskizze darauf. Auf den ersten Blick handelte es sich lediglich um die Baugruppe irgendeiner Maschine oder eines Gerätes. Doch dann entdeckte Bount Details, die ihm bekannt vorkamen. Er pfiff durch die Zähne. Davon brauchte er unbedingt eine Kopie. Das Original wollte er wieder zurücklegen. Gordon würde es sonst womöglich vermissen und die entsprechenden Schlüsse ziehen.

„Ich habe in meinem Büro ein Kopiergerät“, erklärte Gerald Steiger eifrig und betrachtete die Zeichnung, ohne etwas damit anfangen zu können. „Glauben Sie, dass das wichtig ist?“

„Zumindest mache ich mir meine Gedanken, wenn ich bei einem jungen Mann das skizzierte Innenleben eines Geldschrankes finde. Ich bin ziemlich sicher, dass es sich um einen Teil des Schließmechanismus irgendeines Safetyps handelt.“

„Eines Casket?“, fragte Gerald Steiger erregt.

„So gut kenne ich mich nun auch wieder nicht aus. Wie kommen Sie überhaupt darauf?“

„Gordon arbeitete als Mechaniker bei dieser Firma, bevor - äh - das passierte.“

Bounts Augen wurden klein.

„Er dürfte sich also zumindest mit den Casket-Produkten bestens auskennen. Ein Safe-Spezialist. Wenn wir jetzt noch in Erfahrung bringen, wo überall Geldschränke dieser Firma stehen, bleiben nur noch ein paar tausend Möglichkeiten übrig.“

Bount fertigte einige Fotokopien an und brachte die Skizze in das Zimmer des Verdächtigen zurück. Bevor er sich verabschiedete, legte er Steiger ans Herz, den Jungen in der nächsten Zeit in Ruhe zu lassen.

„Rollen Sie das Thema nicht wieder auf! Tippen Sie auf der Maschine einen an mich gerichteten Brief, der auf irgendwelche Immobilien Bezug nimmt, und lassen Sie ihn herumliegen. Geben Sie Ihrem Sohn das Gefühl, ihm zu vertrauen. Aber lassen Sie mich sofort wissen, wenn sich neue Verdachtsmomente ergeben. Falls Sie sich von Gordon belauscht fühlen, erzählen Sie mir am Telefon einfach irgend etwas. Ich weiß dann Bescheid und nehme mit Ihnen Kontakt auf. Im Übrigen sollten Sie die Ruhe bewahren. Auch diese Skizze ist noch kein Beweis für ein geplantes Verbrechen.“

„Was werden Sie jetzt tun, Mister Reiniger? Wir können doch nicht abwarten, bis irgendwo in dieser Stadt ein Geldschrank geknackt wird. Dann ist es zu spät.“

Bount nickte.

„Deshalb will ich auch vorher handeln. Sie hören wieder von mir.“

Mit dieser Antwort war Gerald Steiger keineswegs zufrieden. Doch er erhielt keine andere. Bount verabschiedete sich und ging zu seinem Wagen. Er wusste, dass er keine Zeit verlieren durfte.

4

Bount fuhr zu Toby Rogers, obwohl er damit rechnen musste, von ihm an die Luft gesetzt zu werden. Doch die Laune des Captains hatte sich in der Zwischenzeit etwas gebessert. Als er die Tür zu seinem Büro öffnete, rang er sich sogar ein Lächeln ab, auch wenn es mächtig gequält wirkte.

„Tut mir leid, dass ich dich vorhin so angebissen habe“, knurrte er.

„Vergeben und vergessen“, versicherte Bount gnädig.

Toby machte ein Gesicht wie eine Bulldogge.

„So friedfertig? Dann willst du bestimmt etwas von mir. Aber das sage ich dir gleich: Ich habe keine Zeit. Ich muss heute noch einen Bericht abliefern, in dem ich nach Möglichkeit den Namen des Mörders, zumindest aber des dringend der Tat Verdächtigen nenne. Mach das mal, wenn du keinen blassen Schimmer hast, wer den Halunken voll Blei gepumpt haben könnte. Wenn so ein Ganove ins Gras beißt, kommen in der Regel tausend Leute in Betracht. Meine Männer verhören wie die Irren. Wenn du die Protokolle liest, bist du davon überzeugt, dass in Manhattan die Gangster längst ausgestorben sind. Eine Spielweise für Engel. Es fehlt nur noch, dass sie sich durch ein Versandhaus Heiligenscheine beschaffen.“

„Warum ist der Tod dieses Mannes von solcher Bedeutung? Sagtest du nicht, dass es sich um einen Verbrecher handelt?“

„Der hatte in seinem Leben schon mehr gesiebte Luft geatmet, als du dir träumen lässt. Ein ganz schwerer Junge. Und unverbesserlich. So einer hätte nie wieder frei herumlaufen dürfen. Jedenfalls sprach eine Menge dafür, dass er ein ganz großes Ding plante. Die Kollegen von der Sprengstoff-Abteilung hatten sogar ständig zwei Mann auf ihn angesetzt, um herauszufinden, was er im Schilde führte. Der Kerl hat sie aber abgeschüttelt, und prompt überlebt er das nicht. Ich weine ihm keine Träne nach. Der Haken ist nur: Was wird aus seinem Vorhaben? Führen das nun andere aus? Wenn Dynamit im Spiel ist, hört der Spass auf. Da sind oft genug ein paar Unbeteiligte die Leidtragenden. Attorney Brown befürchtet sogar, dass sich der Bursche ein paar politischen Querköpfen verdingt hatte. Du kannst dir denken, dass in solchen Fällen alles rotiert.“

„Kümmert sich nicht das FBI darum?“, wunderte Bount sich. „Das ist doch ihr Ressort.“

„Du weißt doch, wie das ist. Wenn’s erst mal irgendwo gekracht hat, sind das FBI und die CIA plötzlich superklug und überhäufen uns mit Vorwürfen. Wenn wir aber vorher einen Verdacht äußern, verlangt man hieb- und stichfeste Fakten von uns. Na, und die will Brown aus diesem Grunde schriftlich von mir haben. Der Alte lässt sich eben nicht gerne auf den Teller spucken.“

„Okay!“, meinte Bount. „Ich gebe zu, dass ich nicht in deiner Haut stecken möchte. Du hast aber auch Vorteile. Zum Beispiel erhältst du anstandslos Informationen, die normalen Sterblichen verwehrt werden.“

Toby Rogers winkte müde ab.

„Habe schon verstanden. Du willst mich wieder einmal als Auskunftei benutzen. Aber wie schon gesagt, wenn du mehr wissen willst als nur die nackte Feststellung, dass es draußen regnet, muss ich dich auf morgen vertrösten. Vor diesem verdammten Bericht geht nichts. Es sei denn ...“ Er blinzelte Bount verschlagen an.

„Es sei denn was?“

„Du leihst mir deine reizende Sekretärin für ein paar Stunden aus. Ich habe in unserem ganzen Saftladen noch keine Frau kennengelernt, die einen Satz so vieldeutig formulieren kann wie sie. Wenn June mir den kleinen Gefallen tut, gewinne ich bestimmt ein paar Minuten Zeit, in denen ich mich dir erkenntlich zeigen kann.“

„June ist krank. Die fällt für mindestens zwei Tage aus. Du kannst sie ja nach Dienstschluss besuchen, wenn du dich unbedingt mit Bazillen eindecken willst.“

Toby schaute Bount düster an.

„Das hätte ich mir denken können. Alles machst du kaputt. Sogar solch ein Prachtgeschöpf. Pass auf! Lass mir deine Fragen hier! Ich kümmere mich darum, sobald ich Zeit finde.“

„Die Frage ist schon formuliert. Ich will nur wissen, wer ungefähr zur gleichen Zeit wie ein gewisser Gordon Steiger aus dem Gefängnis von Kingston entlassen wurde. Das war vor einem Monat. Ruf mich gleich an, sobald du es weißt! Ich schreibe dir hier den Namen noch mal auf. Bei deinem Gedächtnis kann man ja nie wissen.“

Bevor Toby Rogers nach dem Aschenbecher greifen konnte, um ihn als Wurfgeschoss zweckzuentfremden, verdrückte Bount sich vorsichtshalber. Er wollte Toby nicht länger aufhalten. Umso schneller würde er seine Information bekommen. Unabhängig davon wollte er selbst sein Glück bei der Gefängnisdirektion in Kingston versuchen. Er glaubte aber an keinen Erfolg. Zumindest würde es eine Menge Rückfragen geben, die viel Zeit kosteten.

Bount fuhr nach Hause und hörte seinen Anrufbeantworter ab. Es war nichts Wichtiges auf dem Band. June hatte angerufen. Sie langweilte sich und stellte in Aussicht, doch schon morgen wieder im Büro zu erscheinen. Bount lächelte und wählte ihre Nummer. Er bestellte ihr von Toby schöne Grüße und versicherte ihr, dass sie durch nichts zu ersetzen sei, aber dass er sie umgehend hinauswerfen würde, falls sie es wagte, seinen Atembereich zu verseuchen.

„Ruhe dich getrost ein bisschen aus. Ich komme ganz gut ohne dich zurecht. Momentan trete ich ohnehin auf der Stelle.“ Er informierte sie kurz über den neuesten Fall, mit dem er betraut worden war, und wünschte ihr gute Besserung.

Anschließend suchte er die Nummer der Firma Casket heraus und rief dort an. Dort war aber schon Feierabend. Die Vermittlung war nicht mehr besetzt. Der Pförtner nahm das Gespräch entgegen.

„Rufen Sie morgen wieder an, Sir“, schlug der Mann vor. „Jetzt sind nur noch die Putzfrauen hier.“

„Dann geben Sie mir bitte die Privatnummer Ihres Personalchefs, des Verkaufsleiters oder des Herrn, der für die Fertigung verantwortlich ist.“

Er hörte meckerndes Lachen.

„Sonst haben Sie keine Wünsche mehr, wie? Sind Sie von der Feuerwehr?“

„Wie kommen Sie darauf?“

„Anderen Leuten darf ich die Privatnummern der Herren nicht geben. Tut mir leid.“ Er legte auf.

Bount ärgerte sich. Er war nahe daran, ein zweites Mal zu wählen und dem Mann etwas mehr Höflichkeit beizubringen. Doch dann sagte er sich, dass der Pförtner eben seine Vorschriften hatte und es gut war, wenn es auch ein paar Leute gab, die sich an ihre Anweisungen hielten. Er nahm sich vor, morgen gleich in aller Frühe erneut sein Glück zu versuchen.

Dann zog er die Fotokopie aus seiner Jackentasche und legte sie vor sich auf den Schreibtisch. Sehr viel konnte er damit nicht anfangen. Die Eingeweide eines Safes bestanden aus einer komplizierten Elektronik, die auf der primitiven Skizze allerdings nur angedeutet war. Für einen versierten Geldschrankknacker musste die Zeichnung jedoch mit Sicherheit eine große Hilfe sein.

Das Telefon schlug an. Bount hoffte, dass es vielleicht doch noch Toby war, und meldete sich erwartungsvoll.

„Steiger“, nannte der Anrufer gedämpft seinen Namen.

„Steiger?“, fragte Bount tastend. Der Mann sprach sehr leise. Wahrscheinlich wurde er wieder belauscht.

„Sie wissen doch, Mister Reiniger. Es geht um meinen Sohn Gordon.“

„Natürlich, Mister Steiger. Können Sie reden, oder wollen wir uns irgendwo treffen?“

„Ist nicht nötig, Sie verdammter Schnüffler!“, tönte es jetzt schrill aus der Muschel. „Ich habe kein Bedürfnis, Sie zu sehen. Ich wollte mich nur vergewissern, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege. Ich habe alle Reinigers im Telefonbuch überprüft und tatsächlich einen Privatdetektiv darunter gefunden. Jetzt weiß ich, dass Sie der Typ sind, der angeblich ein Haus kaufen möchte. Hören Sie! Nur weil ich ein paar Monate gesessen habe, bin ich noch längst nicht schwachsinnig geworden. Ich weiß nicht, warum sich mein alter Herr Sorgen um mich macht. Ich kann Ihnen jedenfalls versichern, dass Sie absolut unbegründet sind. Mir wäre es sehr lieb, wenn Sie den Auftrag zurückgeben würden. Es könnte mir nämlich sehr schaden, wenn die Firmen, bei denen ich mich um einen Job bemühe, erfahren, dass bei uns die Schnüffler ein und aus gehen. Ich will nicht ewig nur Zeitungen ausfahren, sondern möchte wieder in meinen früheren Beruf zurück. Vermutlich wissen Sie, dass ich Geldschränke gebaut habe.“

„Ich glaube, Ihr Vater erwähnte das. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Wir sollten uns in Ruhe zusammensetzen und alles besprechen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich Ihnen bei der Arbeitssuche behilflich sein kann.“

„Damit Sie mich besser kontrollieren können, was?“

„Würde ich denn dabei etwas entdecken, was Sie geheimhalten wollen?“

„Bestimmt nicht, was Sie oder mein Vater erwarten. Ich bin es nur endgültig leid, ständig bevormundet zu werden. Sie haben ja keine Ahnung, was es heißt, der Sohn eines solchen Spießers zu sein. Da müssen Sie schon das Gerät ausschalten, wenn über die Mattscheibe ein Western flimmert. Es könnte ja ein bisschen wild zugehen. Ich habe die Nase voll. Endgültig! Und was Ihre Nase angeht, Mister Reiniger, so kann ich Ihnen nur raten, sie in Ihren eigenen Dreck zu stecken. Sonst könnte es passieren, dass Sie demnächst einen Schönheitschirurgen brauchen.“

Bount gab sich Mühe, den Aufgebrachten zu besänftigen, bis er merkte, dass ihm keiner mehr zuhörte. Der Junge hatte längst aufgelegt.

Bount rief sofort seinen Auftraggeber an und informierte ihn darüber, dass das Versteckspielen überflüssig geworden war. Von Gerald Steiger erfuhr er, dass Gordon von auswärts angerufen hatte.

„Er ist noch nicht nach Hause gekommen. Wahrscheinlich taucht er erst wieder mitten in der Nacht auf.“

„Kennen Sie die Lokale, in denen er sich für gewöhnlich aufhält?“

„Früher kannte ich sie. Jetzt hat er sie gewechselt.“

„Macht nichts. Ich werde schon herausfinden, was wir wissen wollen.“

Vorläufig war das aber nur ein frommer Wunsch.

5

Mitten in der Nacht riss das Telefon Bount aus den schönsten Träumen. Verschlafen tastete er nach dem Hörer und erkundigte sich, wo es denn brennen würde.

„Ich habe es geahnt“, keuchte der Anrufer. „Mord! Mein Sohn ist ein Killer.“

Es war natürlich Gerald Steiger. Bount brauchte geraume Zeit, bis er sich Gehör verschaffte.

„Nun mal ganz langsam der Reihe nach“, verlangte er. „Was ist passiert? Wen hat Gordon umgebracht?“

„Das weiß ich nicht. Irgendeinen Strolch, der mit ihm zusammen im Gefängnis war.“

„Hat er Ihnen das erzählt?“

„Wer? Gordon? Natürlich nicht. Die Polizei war hier und wollte ihn festnehmen. Aber er ist geflohen. Das ist wohl der beste Beweis.“

„Die Polizei?“ Jetzt war Bount hellwach. Das wollte er ganz genau wissen.

Er erfuhr, dass gegen drei Uhr zwei Polizeiwagen vor dem Haus gehalten hätten. Gordon war erst seit wenigen Minuten zu Hause. Während die Männer an der Tür läuteten, stieg der Junge durch eines der hinteren Fenster und verschwand in der Dunkelheit.

„Die Cops spielten verrückt und durchsuchten das ganze Haus. Sie wollten mich gleich mitnehmen, weil ich angeblich Gordon zur Flucht verholfen hätte. Dabei hatte ich das selbst nicht gemerkt. Sie erklärten mir, dass er im dringenden Verdacht stände, einen Kerl namens Evan Hazard erschossen zu haben. Den Namen hatte ich noch nie gehört. Man sagte mir aber, dass die beiden im Gefängnis im gleichen Trakt untergebracht waren. Sie hatten auch hin und wieder Streit. Dieser Hazard wurde nur zwei Wochen vor Gordon entlassen. Das hat die Polizei jetzt ermittelt.“

„So!“, sagte Bount böse. „Hat sie das? Und ich erfahre das so ganz nebenbei.“

„Bitte?“, fragte Gerald Steiger verwirrt.

„Vergessen Sie’s! Das kläre ich an anderer Stelle. Was geschah weiter?“

„Die Polizisten suchten nach der Mordwaffe. Eine 41er. Ungewöhnliches Kaliber, wie man mir erklärte. Davon verstehe ich nichts. Ich habe in meinem ganzen Leben noch keine Waffe in der Hand gehalten, und auch Gordon habe ich zur Gewaltlosigkeit erzogen. Deshalb kann ich ja auch nicht fassen, dass er ...“

„Noch ist nichts bewiesen, wenn ich Sie richtig verstanden habe.“

„Was heißt das schon? Sie beweisen es ihm. Das haben sie gesagt. Da kann er noch so empört leugnen. Da hilft ihm nichts.“

„Vielleicht tut er das gar nicht.“

„Und ob. Er hat beteuert, noch nie einen Menschen absichtlich verletzt oder gar getötet zu haben. Angeblich besitzt er auch keine Schusswaffe. Und an diesen Hazard will er sich nur dunkel erinnern.“

Bount stutzte.

„Moment mal! Sagten Sie nicht, Gordon sei geflohen, bevor die Polizisten ihre Anschuldigungen vorbringen konnten? Woher weiß er dann überhaupt von dem Mord?“

„Von mir natürlich. Er rief mich kurze Zeit später an und machte mir heftige Vorwürfe. Er sagte, ich sei an allem schuld. Hätte ich Sie nicht beauftragt, ihn zu beobachten, hätten Sie ihm nicht die Polizei auf den Hals gehetzt.“

„Ich?“ Bount platzte mit seiner Verblüffung heraus. „Was, um alles in der Welt, habe ich mit den Aktivitäten unserer Polizei zu tun?“

„Das habe ich ihn auch gefragt, aber er sagte, er wisse das besser. Sie wollten Ihren Auftrag möglichst mühelos erfüllen. Das ginge am einfachsten, wenn Sie ihn wieder unter irgendeinem Vorwand ins Gefängnis schickten. Ich hielt ihm dagegen, dass Mord nicht irgendein Vorwand sei. Da sagte er erst eine Weile überhaupt nichts. Dann musste ich ihm genau erzählen, weswegen er überhaupt beschuldigt wurde. Anfangs lachte er. Dann hat er getobt und mir geschworen, dass ich ihn nie wiedersehen würde. Er wolle nicht der Sohn eines Mannes sein, der ihm einen kaltblütigen Mord zutraue.“

„Das heißt, er kommt nicht mehr nach Hause.“

„Das befürchte ich, Mister Reiniger. Nun ist alles aus. Gordon taucht unter. Sie werden seine Spur nie wieder finden. Dafür jagt ihn die Polizei, und später wird es heißen: auf der Flucht erschossen.“

Bount räusperte sich.

„Vor allem dürfen wir jetzt nicht die Nerven verlieren, Mister Steiger. Habe ich noch Ihren Auftrag?“

„Wozu?“, fragte der Makler müde. „Was können Sie jetzt schon noch tun?“

„Man kann immer noch etwas tun“, erklärte Bount entschlossen. „Das mindeste ist, die Wahrheit herauszufinden. Wenn Ihr Sohn diesen Hazard erschossen hat, wird er dafür einstehen müssen. Aber nur dann. Außerdem ist da immer noch die Sache mit dem möglichen Millionencoup. Die dürfen wir auch nicht aus den Augen verlieren. Jetzt erst recht nicht, denn Gordon braucht viel Geld, wenn er für längere Zeit untertauchen will.“

„Ich bin so verzweifelt“, gestand Gerald Steiger. „Was habe ich nur falsch gemacht?“

Darüber zu diskutieren, fand Bount müßig. Diese Frage stellten sich Eltern immer wieder, wenn ihre Sprösslinge nicht so handelten, wie sie das erwarteten. Waren sie zu milde oder zu streng? Wer wusste schon ein Patentrezept und konnte zudem noch alle schädlichen Einflüsse ausschalten, die das Produkt ihrer Erziehung negativ zu beeinflussen drohten?

„Es ist wichtig, herauszufinden, wo sich Ihr Sohn auf hält“, sagte Bount mit Nachdruck. „Falls er wieder anruft, müssen Sie versuchen, ihn in ein längeres Gespräch zu verwickeln. Horchen Sie ihn nicht aus. Das merkt er und reagiert sauer. Sichern Sie ihm eine faire Untersuchung zu. Sagen Sie ihm, dass Sie ihn nicht für einen Mörder halten, selbst wenn das die Unwahrheit ist. Achten Sie auf Hintergrundgeräusche, die Rückschlüsse auf sein Versteck zulassen. Bitten Sie ihn, sich wieder bei Ihnen zu melden. Bieten Sie ihm Hilfe an, ohne sie ihm aufzudrängen. Tun Sie alles, was ein Vater nur tun kann, um seinen Sohn zu retten!“

„Er ruft nicht wieder an“, behauptete Steiger seufzend. „Ich fühle es. Es war ein Abschied für immer. Er hat sämtliche Brücken eines ehrlichen Lebens hinter sich abgebrochen.“