Krisen-Fest - Marit Marschall - E-Book

Krisen-Fest E-Book

Marit Marschall

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Beschreibung

Krisen-Fest- Wie wir aus Lebenslust die Welt retten Krisen-Fest ist ein Trostbuch für alle, die unter dem Schmerz leiden, wie wir Menschen gerade mit der Erde umgehen - und die spüren, dass es anders werden muss. Es lädt dich ein, deine Liebe und Würde als Mensch neu zu entfachen und dich wieder mit deiner tiefsten Lebenskraft zu verbinden. Die Methoden wurzeln in der Permakultur und in der Weisheit indigener Völker weltweit. Krisen werden hier - frei nach Vivian Dittmar - als Übergangsfeste verstanden: als Chancen, in eine neue, heilere Wirklichkeit hineinzuwachsen. Dieses Buch zeigt dir Wege, deine Perspektive auf individuelle und kollektive Heilung auszurichten. Du wirst wieder das ewige Lied der Erde hören, dein inneres Paradies spüren - und erkennen: Du bist die, auf die du gewartet hast. Mögest du in Schönheit gehen. Sei der Heilraum, den die Welt jetzt braucht - und werde Teil der Lösung, nicht mehr Teil des Problems.

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Seitenzahl: 270

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Die Inhalte dieses Buches dienen ausschließlich der Information und Inspiration. Sie ersetzen keine medizinische, psychologische oder therapeutische Beratung oder Behandlung. Die Autorin übernimmt keine Haftung für Schäden, die direkt oder indirekt aus der Anwendung der beschriebenen Methoden entstehen.

Für die nächsten 100 Generationen.

Für alle, die die sind, auf die wir gewartet haben.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Am Anfang war die Frage

Klare Spielregeln

Permakulturdesign

Deine innere Landschaft

Die Analogie des Baumes

Die ethischen Grundpfeiler der Permakultur

Die Permakulturprinzipien

Los geht’s

Wurzel der Bedürfnisse

-Die Arbeit des Bedürfniserkennens

-Schönheit!

Schreiben

Wurzel des Bestandes

Was du ändern kannst

Diese Bedingungen in dir kannst du nicht ändern

Vertrauen in das Wissen der Seele

Liebe

Wurzel der Grenzen und Ressourcen

Wurzel der Sinne

Wurzel der Freiheit

Wurzel der Permakulturdesignerin

Unterer Stamm deines Baumplans

Die Permakulturanalyse deines inneren Gartens

Der grosse Berg - der limitierende Faktor

Rückblick

Ast der Fantasie

Ast der Arbeit

Arbeit an der Erde

Arbeit in deinem Haus

Arbeit in deinem Beruf

Arbeit in deiner Familie

Arbeit mit deinen Freunden

Arbeit an dir

Welche Werkzeuge hast du?

Ast der Elemente und Funktionen

Ast der Zeit

Ast der Namen

Ast der Ökonomie

Der Himmel

Die Frucht

Herbstlaub

Die Ernte

Interview mit Prof. Gerald Hüther

Eine Anleitung für deinen Permakulturgarten

Liste für sinnvolle Adressen und Ideen

unendliche Liebe.

Corona und folgende Pandemien/Epidemien

Nachwort

Die Autorin

Anhang

VORWORT

-Eine Erkenntnis, die viele der vielen Philosophien und Religionen vereint, ist, daß unsere beeindruckende und große Reise des Lebens im Wesentlichen eine Reise nach Innen ist.-

Dieses Buch ist wie eine Landkarte zu verstehen, die wir selbst zeichnen und die uns Menschen einen Weg zeigt, wie wir als Individuum und im Kollektiv wieder ein lebendiges und resilientes Lebewesen im Ökosystem Erde werden. Die Zeit drängt, unsere globale Lage erfordert jetzt unsere ganze Kreativität. Und es gibt schon unzählige beeindruckende Initiativen, die sich für die Gesundheit und Würde unseres Planeten, und damit uns, einsetzen. Aber sind wir als Menschheit nicht immer noch weit von gesunden und resilienten Handlungsstrategien entfernt? Erwarten wir von uns, als intelligente und lebendige Spezies nicht eigentlich etwas anderes? Wo ist unser Gespür für Qualität geblieben? Was ist los? Es ist spätestens seit 1972 bekannt, daß unsere Handlungsweise uns selbst und allen anderen Bewohnern der einzigartigen Biosphäre der Erde massiv schadet.

Wieso weigern wir uns, mit Freude die Verantwortung für dieses Wunder zu tragen? Und die Konsequenzen dieser Realität eines Ökosystems, das nach bestimmten Gesetzen funktioniert, anzuerkennen, als gegeben und nicht verhandelbar? Die Jahreszeiten und Klimazonen und physikalischen Gesetze sind eigentlich wunderbare Orientierungshilfen für unser Leben. Wir sind global aber gerade nicht in der Lage, sie als solche zu verstehen, wir wollen diesen Rahmen erweitern, sprengen.

Versetzen wir uns in die Lage, diesen Rahmen als reine und hilfreiche Information wahrzunehmen, adäquater zu handeln und dankbar für die Rückmeldung zu werden. Die Lösungen anzustreben. Uns nicht länger in ein Problem verbeißen und die Konsequenzen verdrängen, als nötig. Handlungsfähig sein und bleiben. Uns machtvoll fühlen in unseren realen Kompetenzen. Unsere Zukunft heilen und die Zukunft des Planeten heilen. Die Zukunft unserer Nachkommen heilen.

Einer unserer wunderbaren Vordenker, Richard Buckminster Fuller, hat vor ca. 50 Jahren gesagt: „Die Menschheit wird das 21. Jahrhundert nur gemeinsam oder gar nicht überleben.“ Für „Ressourcenohren“ ist das keine Drohung, sondern eine weise Vorhersage, die wir uns beherzt zu eigen machen sollten. Dieses „Menschheitsempfinden“ ist mehr als zeitgemäß. Jetzt in den Krisen erleben wir es besonders stark, daß wir zusammenrücken. Dieses Gefühl auf den Planeten auszuweiten ist das Gebot der Stunde. Das ist die Lebensqualität, die wir jetzt ersehnen und tatsächlich etablieren können. Unsere innere Ausrichtung auf die konsequente Lebensqualität ist, was uns noch fehlt. Mit diesem Buch kannst du dich darin schulen und ausbilden, deine Bedürfnisse als gesundes Ökosystem wieder zu spüren, deine Gedanken, dein Fühlen und dein Handeln an dem Maßstab der Prinzipien der Ökosysteme zu prüfen und auszurichten. Dieses Korrektiv macht zutiefst zufrieden und lässt dich verbunden sein. Verbunden mit deinem Lebensimpuls und mit dem deiner Umgebung. Es lässt deinen Output kongruent sein mit dem, was das Leben braucht. Du kannst damit deine ganze Qualität auf diesem schönen Planeten ohne Reue ausleben und verschenken und damit jede Sekunde zur Heilung beitragen.

Mit diesem Buch stelle ich die Methode des Permakulturdesigns für uns Menschen (nicht für einen Garten) zur Verfügung, die es uns ermöglicht, handlungsfähig zu werden im individuellen und im globalen Sinn. Wir alle wissen, daß es höchste Zeit ist, die Grenzen der Ökosysteme, ja, die Grenzen unseres Planeten zu akzeptieren, anzusehen und unser Leben darin einzurichten. Das bedeutet mehr Freiheit, Würde, Reichtum und Gesundheit für jeden von uns. Denn wir wissen, nur in einem gesunden Ökosystem gibt es auch gesunde Bewohner. Wir können unsere Lebensqualität deutlich erhöhen.

Da wir so viele sind, hat unser Denken, Fühlen und Handeln einen immensen Einfluss auf unsere Gegenwart und die Zukunft unseres Lebens.

Denn die Tatsache, daß wir Hände haben, macht uns Menschen zu potentiellen Gestaltern. Wie wäre es, wir nutzten dieses Potential für die gesunde Zukunft unserer Erde? Wie wäre es, wir nutzten auch noch unsere Wunderwerkzeuge Geist und Herz und würden zu Gestaltern, die das Angesicht der Erde wieder zu einem Freudenfest machen? Wir Menschen haben die Methoden und das Potential und die Sehnsucht danach. In diesem Buch erfährst du, wie du beides anwendest und zu einem Gestalter der Zukunft im freudvollsten Sinn wirst.

R. Buckminster Fuller hat auch gesagt: „Wir sind die Designer der Zukunft, nicht ihre Opfer.“

Wir Menschen haben richtig Mist gebaut und jetzt machen wir es besser. Die Natur zeigt uns wie. Sie schenkt uns in jeder ihrer Facetten eine Analogie für unser Sein. Lesen wir wieder in der Natur, wie in einem Buch, daß uns offenbart wurde um integriert zu sein und zu handeln.

Aus der derzeitigen globalen Krise kommen wir heraus, wenn wir uns der Lösung zuwenden. Das können wir. Bill Mollison, der Gründer der Permakultur hat für uns die Prinzipien extrahiert, die die Ökosysteme so erfolgreich machen, auch in Krisen. Wir Menschen sind auch ein Ökosystem, das auf diesem Planeten jeden Lebensraum nutzen und feiern kann. Wir können auch resilient, ressourcenschonend und voller Lebenslust auf der Erde leben, im Überfluss und ohne es auf Kosten anderer Lebewesen zu tun!

Permakulturdesign heisst eine Methode, um für uns Menschen das Leben zu gestalten, wie wir als intaktes Ökosystem auf der Erde leben können. Eine Gestaltung, ein Design, das wir sowohl auf unser Lebensumfeld, und was noch viel wichtiger ist, auf unsere innere Landschaft anwenden. Denn mittlerweile bin ich mir sicher, dass wir unsere Auswirkung auf den Planeten nur verändern, wenn wir unsere innere Ausrichtung verändern. Wenn wir unsere Haltung ändern. Wenn in uns nicht die Basis für Veränderung liegt, spüren wir sie nicht und können sie nicht umsetzen.

Wir können jetzt unser inneres Paradies, welches wir nicht mehr bewohnen, wieder entdecken und feiern. Es ist eine vielversprechende Zukunftsvision, die wir uns nur selbst schenken können. Wir sind ein intaktes Ökosystem!

Im Moment verhalten wir uns nur bedingt wie eines, aber wir können uns wieder ausrichten. Wir können durch unsere wiederhergestellte innere gesunde Ausrichtung, auch das Außen wieder umgestalten in gesündere Strukturen. Das neue Normal etablieren. Davon ausgehend, daß unsere individuelle Entwicklung unser Wirken in der Welt maßgeblich ausmacht. Und damit die aktuelle Krise und jede Krise bestehen und nutzen, weil wir am Leben und handlungsfähig sind. Dieses Buch ist eine handfeste Anleitung dafür, uns wieder wie ein intaktes Ökosystem zu fühlen und entsprechend zu handeln.

Marit Marschall

AM ANFANG WAR DIE FRAGE

"Man ändert nie etwas, indem man die bestehende Realität bekämpft. Um etwas zu ändern, baut man ein neues Modell, das das bestehende Modell überflüssig macht."

- R. Buckminster Fuller

Weil unsere Spezies, der Mensch, ein hochkompetentes Lebewesen ist, haben wir diesen Planeten Jahrtausende erfolgreich belebt. Erfolgreich, weil es uns und die anderen Bewohner noch gibt. Die erfolgreichen Methoden haben wir uns von Generation zu Generation überliefert. Die Menschen haben in intakter Art und Weise Jahrtausende gemeinsam mit allen anderen Arten den Planeten bewohnt. Derzeit sind unsere Methoden jedoch weit weniger erfolgreich und wir schwächen uns und alle anderen Bewohner des Planeten. Dafür gibt es keinen einzigen plausiblen Grund.

Und damit wir nicht mehr tatenlos zusehen, wie die Grundlage unserer Kinder und zukünftigen Enkel riskiert wird, begeben wir uns auf die Reise, möglichst viel nachhaltiges Wissen und Erfahrung zu sammeln, um uns wieder kompetent zu fühlen.

Dank deiner Ausdauer, Fantasie und Resilienz wirst du wieder zu jenem hochkompetenten Lebewesen, als welches du geboren bist.

Dieses Buch ist natürlich nur ein winziger Ausschnitt dieses großen Informations- und Erfahrungsschatzes. Die Sammlung ermächtigt dennoch dazu, unser Denken, Fühlen und Handeln grundlegend zu überdenken und zu überprüfen, um unserem Bedürfnis gerecht zu werden, diese Erde als kompetentes Lebewesen zu bewohnen und unseren Kindern und deren Kindern eine wunderschöne, gesunde Erde zu vererben.

Wer von uns möchte ein Leben leben, indem wir Entscheidungen aus Angst oder Mangelgefühl fällen? Wir vermeiden es, wenn es möglich ist.

Es ist uns auch jetzt in Bezug auf unsere Krise auf der Erde möglich. Wir können jetzt nur aus Liebe zum Leben, das uns geschenkt wurde, diese Erde schützen und die Ökosysteme und damit uns selbst mit am Leben erhalten.

Wenn wir uns jetzt für das Leben und seine Prinzipien entscheiden, können wir es aus Fülle und Liebe und Freiheit tun.

Ich glaube fest an unsere Liebe und an unsere Vernunftfähigkeit. Ich habe im Laufe meiner Arbeit von sehr vielen Menschen erfahren, daß sie sich genau danach sehnen, sich endlich wieder als integeres Lebewesen auf der Erde zu fühlen. Zu erleben, daß wir Menschen nicht nur die ignoranten, destruktiven Elemente auf unserer Erde sind. Es gibt so viele Menschen, die dies empfinden. Und die dies schon umsetzen. Und es fühlt sich nicht gut an, sich das einzugestehen. Viele vermeiden diese Tatsache aus Angst davor, sich schlecht zu fühlen. Aber wenn wir eines aus der Vergangenheit lernen konnten, dann doch das: Nur weil wir Gefühle vermeiden zu fühlen, geht es uns nicht besser oder gehen wir einen einfacheren Weg. Im Gegenteil, meistens gehen wir gar nicht weiter, weil uns unsere Nicht-Gefühlten-Gefühle an unserem Leben hindern.

Irgendetwas (unsere Nicht-Gefühlten-Gefühle?)hindert uns im Moment noch daran, unsere Grenzen anzusehen und konsequent zu handeln. Wir ahnen, daß es ganz anders sein könnte, daß es sich bedeutend richtiger anfühlen könnte. Und wir wissen, daß wir unser Handeln grundlegend ändern müssen.

Ich denke, nur weil wir nicht wissen wie, tun wir es nicht. Uns fehlt einfach nur die Landkarte.

Erst wenn wir wissen, wie unser Weg aussieht, können wir ihn gehen.

Permakultur ist eine, dieser Landkarten. Mit genug Spielraum für komplexes, individuelles, sinnvolles Leben. Sie zeigt uns, wie es geht, sich wie ein intaktes Ökosystem zu verhalten. Sie ist die Methode, nach der alle Ökosysteme der Erde so andauernd und selbstorganisiert leben, wie sie es tun.

Eine Tatsache, weswegen unser aktuelles System so anfällig, instabil und sogar destruktiv ist, also sich selbst abschaffen möchte, erklärt uns eine Aussage der Permakultur:

Ein (Öko-) System ist dann stabil, wenn es aus mindestens drei vernetzten Elementen besteht. Im Moment sind wir Menschen, ein Ökosystem mit ziemlich viel Einfluss, auf nur zwei vernetzte Elemente beschränkt: Kopf und Körper. Unsere Seele oder unser Herz wird im Moment viel zu wenig in die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Prozesse miteinbezogen. Das schwächt das große System, die Erde, und jedes andere System darauf, also das Wasser, die Luft, die Tiere, Pflanzen, Pilze, den Boden und natürlich auch uns, denn unser Handeln passt nicht zum Ökosystem Erde und hat sehr viel Einfluss im Moment.

Wir Menschen sind auch ein Ökosystem. Das können wir uns gar nicht bewusst genug machen. Wir sind ein Ökosystem, das in jeder Situation sein Denken, Fühlen und Handeln in Echtzeit an die entsprechenden Umstände anpassen kann und will. Wir sind ein sensibles Wesen, das immer in der Lage ist zu interagieren und erwartet, dies zu dürfen. Sein Inneres mit dem Äußeren abzugleichen. Jede Sekunde unseres Lebens ist existenziell von den unzähligen Kreisläufen auf der Erde abhängig. Wir Menschen bilden eine große Lebensgemeinschaft mit allem, was auf diesem Planeten lebt. Unsere Lebensbedürfnisse sind komplett der Natur angepasst und wir sind ihr in allen Abläufen unseres Daseins ausgeliefert. Wir sind in absoluter Abhängigkeit von ihr. Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht etwas essen, das in der Sonne und auf der Erde gewachsen ist und vorher von Insekten bestäubt wurde. Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht mehrmals ein Bedürfnis nach Wasser haben, das vom Himmel auf die Erde gefallen ist und in den Bächen und Flüssen der Erde ins Meer fließt, und ohne das es gar kein Leben gibt auf der Erde. Es vergeht keine Sekunde, in der wir nicht die Luft ein- oder ausatmen, die die Pflanzen und der Ozean für uns atembar gemacht haben. Wir Lebewesen teilen uns diesen Planeten samt seiner Atmosphäre, alles was darauf wächst, alles was in der Luft lebt und alles, was im Wasser schwimmt.

Wir tragen in uns die gleichen Bedürfnisse an das Leben, wie die meisten Lebensformen um uns herum. Wir wollen kommunizieren, essen, trinken, dazugehören, uns fortpflanzen, wir sind neugierig, wir mögen Schönheit, wir werden müde, wir suchen Schutz vor Kälte, vor Regen und vor Gefahr. Unser Lebenswille ist immens groß. Wir sind ein untrennbarer Teil dieses Organismus Erde.

Auch wenn unsere Überlieferungen verloren sind und Gesellschaftsnormen zu einem unüberschaubaren und starren Labyrinth gewachsen sind und uns von der Natur trennen: Die Lebensprinzipien sind immer in uns verankert, sie sind nur überlagert und verschüttet von Gewohnheiten und Ansichten, die wir gelernt haben.

Wir spüren, was unserem innersten Wissen entspricht und was nicht. Wir wissen wie und wir können uns erinnern.

Die Methode, wie wir uns am leichtesten wieder erinnern und ausrichten, ist einfach, sie ist den Ökosystemen abgeschaut und wir können sie jederzeit anwenden und damit nicht mehr Teil des Problems sein. Wir können jetzt ein Teil der Lösung werden. Die Erde, die Steine, die Tiere, die Pilze und die Pflanzen warten die ganze Zeit schon ungeduldig auf uns. Es wird Zeit. Jetzt erinnern wir uns an unsere gesunde Ausrichtung und übernehmen unsere Verantwortung, die wir als Bewohner und Teil des Ganzen tragen.

Diese Ausrichtung muss in uns stattfinden. Keiner kann es uns abnehmen.

Und das wäre ja auch schade, denn es ist zutiefst befriedigend! Unsere Entscheidung ebnet den Weg, macht es möglich, wieder Teil zu werden. Sonst nichts.

Das Ziel ist unsere bewusst gewählte innere Ausrichtung auf die gesunden Lebensgesetze.

Entwickeln wir diese starke Vision, entscheiden wir uns in dieser echten Krise für unser Potential. Stärken wir unsere Kompetenz, zu entscheiden, welche Zukunft etablieren wir jetzt? Worauf lenken wir unsere Ausrichtung als Menschen auf der Erde? Das ist die Frage des Augenblicks. Die Frage eines Anfangs, um einen Weg einzuschlagen, den wir wirklich gehen wollen. An dieser sensiblen Schwelle befinden wir uns gerade alle.

Wir sind jetzt an dem machtvollen Punkt angelangt uns zu fragen:

Wer will ich gewesen sein?

Diese Frage betrifft jetzt jeden Einzelnen. Jede. Jeden. Denn wir sind ein Gesamtorganismus.

Und wäre es nicht wunderbar, wir Menschen wären jetzt in der Lage uns ganz bewusst und konsequent auf eine weise Entscheidung zu einigen? Das wäre jetzt genau der richtige Augenblick dafür, uns für eine geheilte Zukunft zu entscheiden.

KLARE SPIELREGELN

Wir werden gezeugt, geboren und wachsen in einem riesengroßen Organismus, der Erde heißt und schon uralt ist. Dieser Organismus hat die großartige Fähigkeit, sich, für unser Zeitverständnis, unendlich lange selbst zu erhalten und zu erneuern. Das kann er, weil alle Teile des Ganzen, die in diesem großen Organismus am Leben sind, dies auch können und in Echtzeit miteinander kooperieren. Das ist unbeschreiblich komplex und fantastisch. Wir finden diese Qualität im Kleinen, wie im Großen. In den Ökosystemen der Erde beziehen sich die Lebewesen immer aufeinander und unterstützen ihren Lebensraum mit ihrer ganzen Ausrichtung. Ihr Leben lang. Gejagt werden oder Absterben ist ebenso ein Unterstützungsprozess, wie fressen und ausscheiden oder in der Erde graben und Blätter fallen lassen. Jedes Atom ist im natürlichen Kreislauf inbegriffen und bewegt sich darin von einer Form zur nächsten. Das Leben ist dadurch unendlich resilient und stark. Es feiert jeden Augenblick mit Wachstum, Veränderung, Flexibilität, Kommunikation und Hingabe.

Die Spielregeln auf unserer Erde, in lebenden Systemen, und der ganze Planet ist eines, sind ausgelegt auf die absolute Kooperation jedes Mitspielers. Ausgelegt auf den Ausgleich von Verbrauch und Nachwachsen der Ressourcen. Ausgelegt auf das Wissen der einzelnen Mitspieler, daß sie nur gemeinsam das Spiel spielen können oder gar nicht.

Zu allen Zeiten war dies so, und auch jetzt ist es so. Doch im Moment sind wir in einer Situation, in der es besondere Handlungskompetenzen eines Teiles der Ökosysteme, uns Menschen, braucht.

Wir haben um uns ein extrem verwundbares und unlebendiges System aufgebaut. Ein System, welches zu starr, unflexibel, und nicht den Lebensgesetzen untergeordnet ist. Dadurch stellt es eigentlich keine Option auf Dauer auf diesem Planeten dar, auf dem die Spielregeln andere sind. Es ist durch seine unlebendige Struktur in einem lebenden Organismus über kurz oder lang zum Scheitern verurteilt. Es ist wie ein Fremdkörper, der (mit uns) abgestoßen wird. Dieses derzeitige Ungleichgewicht führt dazu, daß sich die Natur in einem Wandel befindet. Arten sterben aus, die bisher, jede Einzelne, zum Erhalt und Gedeihen unserer Ökosysteme beigetragen haben. Unsere Luft, ein lebenswichtiges Gut, ist nicht mehr rein, unser Wasser, das größte Ökosystem auf diesem Planeten, wird unerbittlich ausgebeutet und misshandelt. Unser Klima verändert sich. Unsere Böden sind zum Teil nur noch vertrocknetes leeres Substrat, und kein vor Leben strotzender Organismus.

Wir Menschen haben unsere Kompetenz vergessen und sind nicht mehr fähig, unsere eigene Lebensgrundlage zu erhalten. Und wir wissen, daß das völlig irre ist. Wir haben höchstwahrscheinlich die Schwelle überschritten, oder zumindest erreicht, an der unser Gleichgewicht kippen kann. Wollen wir wirklich einfach nur dabei zu sehen, oder zu beschäftigt sein, um irgendetwas dagegen zu unternehmen?

Wir sind Lebewesen mit Bewusstsein und tragen die Verantwortung für unsere Handlungen. Wenn wir unsere Verantwortung ernst nehmen, brauchen unsere Handlungen jetzt eine Korrektur. Unsere Handlungen brauchen wieder die Ausrichtung auf die Spielregeln, die auf der Erde gelten. Unsere Handlungen sind die Wegbereiter der Zukunft.

Wir sind im Moment sehr viele. Deswegen haben unsere Handlungen auch so große Auswirkung. Und unsere Handlungen entspringen unseren Bedürfnissen, unseren Gedanken und unseren Gefühlen. Kommen wir dem auf die Spur.

In diesem Buch betrachten wir unsere individuelle und kollektive Zukunft und Zukunftsfähigkeit.

Es geht darum, uns wieder anhand der Prinzipien der Lebenskreisläufe zu orientieren und zu entwickeln, die wir beim Beobachten der natürlichen Prozesse entdecken. Die Permakultur gibt eine klare Anleitung dafür, einem Ökosystem entsprechend zu leben, der Lebendigkeit gerecht zu werden. Und damit krisenfest im besten Sinne zu werden.

Wir können uns jetzt dafür entscheiden, unsere blaue Perle, die Erde, wieder als unsere unersetzliche Lebensgrundlage zu erkennen und sie zu schonen. Sie zu behandeln, wie unser geliebtes Zuhause. Uns wieder an ihre Spielregeln erinnern und danach handeln. Und wo nötig, sie wie eine Patientin zu behandeln, die durch Zeit und Ruhe und Zuwendung Gesundheit entwickeln kann. Damit schenken wir uns ebenfalls die Gesundheit, die wir vermissen.

Doch solange wir uns nicht ermächtigen, wird nichts passieren. Wenn wir noch länger warten, verpassen wir unseren Auftritt.

Erinnern wir uns an unsere gesunde Wahrnehmung und an unsere Intuition, die wir immer in uns tragen, um uns als Ökosystem zu verstehen und uns auf die Werte zu besinnen, die alles Leben teilt.

Mit diesen Werten als unerschütterlichem Kompass werden wir wieder ein intakter Teil des Ökosystems Erde und damit im wahrsten Sinne des Wortes krisenfest - jede Krise offenbart uns ihren Sinn und ihr Potential. Wir machen uns auf den Weg des großen Wunders, das jede Sekunde auf diesem Planeten passiert: Das Leben.

Es wird zu einer sinnvollen, echten Kompetenz, das Leben und unsere Lebensgrundlage, die Erde, als Geschenk zu genießen und resilient zu sein, wenn wir uns dafür entscheiden. Unser Inneres widerstandsfähig zu fühlen, egal, was um uns herum zu toben scheint. Diese Wahrheit unabhängig zu fühlen, autark und stark zu sein, mit der Haltung, die Erde und das Leben und damit uns selbst zu schützen und das Leben zu ehren. Verbinden wir uns mit den Menschen, mit denen wir diese Ausrichtung teilen.

Die Pflanzen, das Wasser, die Pilze, die Steine und Tiere tun die ganze Zeit nichts anderes. Natürlich sagen wir Menschen: Die können ja nicht anders. Aber wir können auch nicht anders. Unser Lebensprinzip funktioniert auch so.

Hier und jetzt entwickeln wir die Kompetenz, ein gesundes Ökosystem zu werden. Wir werden an unsere Fragen geführt, in unsere innere Landschaft, entwickeln eine persönliche Landkarte, die uns Kompass ist für den Weg. Hier und jetzt findet unser „Designprozess“ nach Permakulturprinzipien statt.

Krisen meistern wir wie die anderen Ökosysteme, wenn wir uns auf die Bedürfinsse und Ressourcen konzentrieren. Wenn uns immer bewusst ist: Das Leben ist ein Geschenk. Es ist heilig und unantastbar. Nichts und niemand kann uns dies absprechen.

Ich habe viele Jahre daran geforscht und gefeilt und die Erfahrung vieler Teilnehmer gesammelt und das Feedback eingearbeitet. Es ist eine konsequent individuelle Reise, die wir mit diesem Buch ermöglichen und dokumentieren können.

Am Ende befindest du dich auf dem Weg als krisenfeste Weltenbürgerin und trägst deine Verantwortung für dein und das große Leben.

Es ist nicht so kompliziert, wie es sich vielleicht anhört. Fangen wir einfach an.

PERMAKULTURDESIGN

„Wir alle sind aufgerufen, Architekten der Zukunft zu sein, nicht ihre Opfer.“

-R.Buckminster Fuller

Permakulturdesign ist eine Anleitung für das Gestalten des Lebens auf der Erde nach Bedürfnissen.

Bill Mollison hat die Permakultur (der Name kommt von „permanent agriculture - widerstandsfähige, langlebige, dauerhafte Landwirtschaft) schon in den 1970er Jahren als Antwort auf die Probleme der Agrarindustrie und die steigende Bevölkerungsanzahl erkannt und ausgearbeitet. Er hat beim Beobachten intakter Ökosysteme über einen großen Zeitraum hinweg, den Prozess entdeckt, der in der Natur ununterbrochen stattfindet: alle Bewohner ernähren sich permanent von dem Lebensraum dem sie angehören, ohne ihn zu erschöpfen. (Das schafft nur der zivilisierte Mensch, First Nation Kulturen haben sogar aufbauende Landnutzung beherrscht).

Permakulturdesign ist eine Gestaltungsmethode, die uns Perspektiven gibt, unsere wundervolle Natur sinnvoll mit zu gestalten. Mit allen Lebewesen, einschließlich unserer komplizierten Spezies. Nicht mit der Annahme, die Natur verbessern zu können, sondern mit der Annahme, den Ertrag zu steuern und so einfach und natürlich an unsere Lebensgrundlage zu kommen.

Bill Mollison hat beim Beobachten gesunder Ökosysteme herausgefunden, nach welchen Prinzipien sie leben. Daraus hat er zusammen mit David Holmgren einen Prozess abstrahiert, den wir anwenden können, wollen wir Projekte, Landschaften oder unser Inneres wieder in ein intaktes Ökosystem umwandeln. Durch das Darunterlegen dieses Musters (des Musters eines intakten Ökosystems, also den Prinzipien, die es zum Erblühen bringen) können wir beginnen, dessen Eigenschaften in unserem Projekt zu etablieren, Stück für Stück. Das Design entwickeln wir, indem wir den lebendigen Prozess, der die ganze Zeit in lebenden Systemen, also auch uns, stattfindet, erkennen, zulassen und steuern, wo nötig.

Eine Beschreibung dieses Prozesses heißt: Vobredimet. Das sind die Anfangsbuchstaben von

1. Vision or Goal

2. Observe

3. Boundaries

4. Resources

5. Evaluation

6. Design

7. Implement

8. Maintain

9. Evaluate

10. Tweak

Oder Survey SADIM: (Begutachtung, Beobachtung), Analysis (Analyse), Design (Design), Implemantation (Umsetzung), Maintenance (Pflege).

Am Anfang jedes Designs lebender Systeme steht also die genaue Beobachtung des Prozesses, der sehr komplex ist. Wenn wir das Muster des Prozesses verstanden haben und erleben, sind wir erst in der Lage, ihn auch zu gestalten, zu designen. Sinnvoll einzugreifen, wo es nötig ist. Das ist eine hohe Kunst. Wir tendieren dazu, viel zu stark zu intervenieren. Wir scheinen unser Feingefühl verloren zu haben. Wir denken zu schnell. Beobachtung braucht Zeit und alle Sinne. Die Erde ist vor allem sinnlich wahrzunehmen. Aber wir haben ja unsere Sinnesorgane, genau dafür. Im Lauf der Jahre haben viele Permakulturdesigner erlebt, daß die Prinzipien der Ökosysteme auch für uns, als Partizipierende der Natur, gelten. Daraus hat sich die „soziale Permakultur“ entwickelt. Die Anwender der Permakultur bezogen die Prinzipien nun auch auf die Menschen, die mit dem Land arbeiten und zusammen leben.

Ich gehe in diesem Buch noch einen Schritt weiter: Wir wenden die Prinzipien der Permakultur nicht nur auf unser Zusammenleben, sondern auf unsere „innere Landschaft“ an. Wir „designen“ uns, als Individuum, unser Innenleben, unsere Ausrichtung, unseren inneren Garten. Und kommen so natürlich in die größte Eigenverantwortung.

Um dich dir als Ökosystem nähern zu können, wendest du ganz einfach den klassischen Permakulturdesignprozess an dir an. Er ist sehr einfach. Zuerst beobachtest du ganz genau deine innere Landschaft, deine Bedürfnisse, dann analysierst du und danach kannst du loslegen mit der Gestaltung nach Permakulturprinzipien und anhand der ethischen Grundpfeiler der Permakultur. Du designst die Landschaft in deinem Innern. Du entdeckst und entwirfst deine Landkarte. Denn du bist ja schon, du hast die ganze Zeit schon nach irgendwelchen Prinzipien gelebt, die findest du jetzt heraus und dann gleichst du sie den Permakulturprinzipien Stück für Stück an.

Dabei stellst du bei der Evaluation deines Designs während oder nach der Umsetzung fest: Was findest du vor, was lebendig, lebenstauglich ist und was ist unbelebt, starr, anderen Prinzipien unterworfen als denen der Ökosysteme? Dann weißt du, was du in der nächsten „Runde“ verändern musst. Und so geht die Spirale immer weiter. Du entwickelst deinen Weg im Anwenden und veränderst, wo nötig. Der Prozess bleibt immer dynamisch.

Es fühlt sich vielleicht neu und ungewöhnlich an, am Anfang, aber es lohnt sich! Du wirst Behüter der natürlichen Gesetze und auch gleichzeitig Deinem ureigensten Wesen gerecht. Denn du bist ein Wesen, das sich intuitiv (seit der Zeugung) den Naturgesetzen anvertrauen kann, das Lebensprozesse anerkennt und in Einklang mit dem Werden und Vergehen alles Natürlichen ist. Es ist nötig, daß du dich dabei mit den tiefen eigenen Bedürfnissen und Lebensfragen konfrontierst. Daß du dich ganz kennenlernst, wirklich ansiehst und anerkennst. Du streckst deine Wurzeln ganz tief in die Erde und verbindest dich.

Dein wunderbares Bewusstsein und die Möglichkeit des Gestaltens ist ein Geschenk für diese große Aufgabe! Um deinen „inneren Garten“ so zu erforschen und zu bearbeiten, daß er in der Lage ist, dir den größtmöglichen Ertrag für dein Dasein in Fülle zu geben, darum geht es in diesem Prozess. Zu erkennen, wo liegen Deine Ressourcen, deine versteckten Talente, deine Kraft, in Verbindung mit allem Leben.

Deine Gedanken und Vorstellungen spielen bei diesem Prozess eine sehr große Rolle. Sie designen deinen Alltag zu einem großen Anteil.

Deine innere Landschaft zeigt sich dir, wenn du sie ansehen willst. Sie ist da und wartet auf dich und deine Handlungsbereitschaft.

Denn bisher tun wir zwar im Außen schon sehr viel, aber unsere innere Landschaft bleibt uns unbekannt und ungeliebt und das führt zu unserer empfundenen Diskrepanz zwischen unserem Fühlen und Handeln. Wir können nicht im Außen für eine gesunde, heile Welt sorgen und in unserem Innern bleiben wir abgeschnitten oder schlecht versorgt und eine wüste Wildnis. Jetzt können wir dies ändern und durch unsere gereifte innere Haltung, durch unser Anerkennen unserer Würde, das Außen effektiver und konsequenter endlich in die grundlegende Nachhaltigkeit führen.

Der Schritt in die größte Selbstliebe ist dabei die Grundlage. Die geheilte Beziehung zu uns selbst. Das Anerkennen unserer Innenwelt mit allem was ist und erkennen von dem was nicht ist.

DEINE INNERE LANDSCHAFT

So, wie die Erde sich sichtbar repräsentiert, so trägst du in deinem Innern eine Landschaft, ein riesengroßes Land. Jede Regung, jedes Gefühl, jede Emotion, jeder Gedanke und jedes Verhaltensmuster hat eine Entsprechung in deinem inneren Garten. Wenn du es lernst, deinen Garten voller Staunen und Interesse zu betrachten und zu beobachten, ist es ganz einfach deine Landschaft auch zu gestalten, also deine Ausrichtung, deine Haltung deinem inneren Paradies gegenüber zu steuern und bewusst zu erleben.

Es ist dort so vielfältig, wie die Natur um dich herum es ist. Du findest höchstwahrscheinlich alten Baumbestand, auch jungen, es ist wild und unzugänglich, woanders lieblicher und ruhiger. Es gibt nasse Zonen, trockene, bergige, flachere. Es wachsen Laub-, aber auch Nadelbäume, überall wachsen Stauden, Sträucher, Blumen, findest du Lichtungen, Wege, auch Wind, Sonne und Sturm und natürlich den Ozean. Alles, was du dir vorstellen kannst, was es in den „echten“ Ökosystemen der Erde auch gibt.

Diese Landschaft repräsentiert deine Komplexität durch ihren Bewuchs und ihre Formen, ihr Klima. Es ist meist eine Momentaufnahme, oder Nahaufnahme, die beim nächsten Erforschen wieder ganz anders sein kann. Du kannst dort Altbestand entdecken, Du kannst roden, neu pflanzen. Dein ganzes Leben lang wird es sich verändern und lebendig sein.

Es gilt, genau zu beobachten, genau zu erfassen, was dich ausmacht, was du bist und was du werden willst und wie du das erreichst. Als ich selbst meine innere Landschaft das erste Mal besuchte und damit krisenfest wurde, war ich 17. Es war Ende November. Ich lag in einem verwaisten Haus in Frankreich in einem Bett und hatte vermutlich eine Nierenbeckenentzündung. Tage zuvor war ich, viel zu dünn angezogen, abends dorthin getrampt. Die Freunde, die ich zu treffen hoffte, waren nicht da, aber das Haus stand immer offen. Also blieb ich, obwohl niemand dort war. Als ich mich Schlafen legte, hatte ich brennende Schmerzen im Rücken. Die darauffolgenden Tage lag ich im kalten Haus und bewegte mich nicht aus dem Bett. Ich konnte nichts tun vor Schmerzen, konnte auch keinen Ofen anheizen. Ich aß nichts und ich trank nichts.

In der zweiten oder dritten Nacht im Bett, ich hatte keinerlei Zeitempfinden mehr, sah ich alles, was bisher in meinem Leben geschehen war, innerlich an. Es war wie eine Reise, ich stand auf einem Hügel und hatte freie Sicht auf alles, was passiert war. Ich konnte frei entscheiden, wie ich jetzt, in einem Zwischenraum zwischen Leben und Tod, mit Verletzungen oder bestimmten Situationen umgehen wollte. Von dieser Warte aus, war ich bereit mit allem in Frieden zu kommen, nichts zu behalten, was mich in Unruhe brachte. Ich war in einem völlig friedlichen Zustand. Ich rechnete damit, zu sterben.

Meine innere Landschaft eröffnete sich mir als ein vollfunktionales intaktes Ökosystem, welches durch nichts und niemand aus der Ruhe zu bringen war. Es war stabil, andauernd und in Balance. Ich fühlte überall hinein, betrachtete alles in Ruhe und konnte entscheiden, wie ich mit allem umgehen wollte.

Ich erkannte in diesen Stunden, daß es nichts, aber auch wirklich nichts gibt, was unsere Erdengemeinschaft ernsthaft infrage stellen, geschweige denn beenden kann. Kein Stolz, kein Missverständnis, keine Meinungsverschiedenheit. Nichts, von dem ich dachte, es bedroht Beziehung, war stärker als unsere Verbindung. Wir sind eine Lebensfamilie und das macht Sinn.

Im Angesicht dieser existenziellen Herausforderung, des Todes, empfand ich unsere Erdengemeinschaft sehr intensiv und klar. Verständnis füreinander und das Anerkennen der unterschiedlichen Bedürfnisse, also unsere Verbindung, war uns tief eingegeben und dies zu empfinden, war der große Friedensraum in mir. Nicht nur innerhalb unserer biologischen Familie, sondern auch auf uns Menschen als Spezies bezogen und darüber hinaus auf alles Leben bezogen waren wir stark verbunden. Ich erkannte, daß alle Lebewesen sich nach Stillen der Bedürfnisse und Schutz ihres Lebens sehnen. Wir alle sind ohne ein Gramm eigenen Zutuns zum Leben gekommen und ein Wunder.

Etwas verwandelte sich in dieser Nacht in mir: Alles bisher erlebte bekam eine neue Ausrichtung, ich erlebte ALLES in mir, meine innere Landschaft, aus einer anderen Perspektive. Ich besah mir mein Leben, meine Beziehungen, meine Entscheidungen und meine Meinungen im Angesicht des Todes. Es war heilend. Wie ein unendlich großer Raum, in den alles problemlos hineinpasst ohne Widerstände. Ich hatte meine Prioritäten erkannt, war unendlich stark und autark in meiner Ausrichtung geworden. Der Tod als Meister hatte mich die wesentlichen von den unwesentlichen Dingen, die uns so oft beschäftigen, zu unterscheiden gelehrt. Ich hatte ein ganz klares Gespür bekommen, für das, was mein Leben ausmacht und dieses Gespür sollte mich nicht wieder verlassen. In dieser Nacht spürte ich deutlich, was die lebensfördernden Prozesse sind, und was sinnlos oder sogar lebensgefährdend ist. Ich spürte, dass ich meine Kraft und Ausrichtung nur noch lebens- und damit friedensfördernden Prozessen schenken wollte. Ich schloss in dieser Nacht mit meinem geliebten Leben ab, ich hatte meine innere Landschaft ganz angenommen. Ich schlief ein. Am nächsten Morgen wachte ich auf und war schmerzfrei. Ich stand auf und trampte nach Hause.