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Dieses E-Buch lädt zu einer unterhaltsamen Reise durch die faszinierende Geschichte der schönen Steine ein. Durch spannende fachliche und kreative Auseinandersetzungen mit den interessanten Welten der Kristalle wird das Trend-Thema zu einer essayistischen Inspirationsquelle für neugierige Ästheten. Beginnend mit den ersten Artefakten der Menschheit verfolgen wir mit interessanten Geschichten und unterhaltsamen Anekdoten die Entwicklung der dekorativen Nutzung von Mineralien und Gesteinen, die sich unaufhörlich durch die Zeit der Steinsetzungen und der prächtigen Kristallgrotten des Barock bis hin zu künstlerischen Experimenten der 60er Jahre und den modernen Trends der Wohndekoration zieht. Fast zielgerichtet scheinen sich dekorative Mineralien ihren Platz als stilvolle Elemente im Interior Design und in der kreativen Gestaltung erobert zu haben. Auf fast achtzig Bildseiten untermalen ästhetische Fotos von mineralistischen Objekten die Inhalte historischer Fakten und stilistischer Auslegungen als zeitgemäßes Pendant der kulturgeschichtlichen Sicht auf naturhistorische Objekte, die allesamt ihren Platz als Solitäre im Wohn-Design finden können.
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Seitenzahl: 96
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Kristalle & Trends
stilgerichtet
Steffen Dettmann
Als Geowissenschaftler mit Hintergrund in Forschung und Handel bereiste der Lübecker mehr als 30 Länder und arbeitete international an mineralogischen und paläontologischen Projekten, war aber immer auch künstlerisch aktiv. Seit einigen Jahren führt er gemeinsam mit seiner Ehefrau Stephanie die Ladengalerie Kristallkontor in der Lübecker Altstadt.
Das Ergebnis seiner fachlichen und kreativen Auseinandersetzungen mit den faszinierenden Welten der Kristalle präsentiert er in diesem Buch als essayistische Inspirationsquelle für neugierige Ästheten.
Steffen Dettmann
Kristalle & Trends stilgerichtet
Essay über den langen Weg dekorativer Mineralien ins Interieur
Cover
Halbe Titelseite
Titelblatt
DER WANDERER: Prolog
KREATIVE MEILENSTEINE
NATUR & KULTUR: Die heilige Geometrie
ZEIT DER STEINSETZUNGEN
AUF DER SUCHE NACH HARMONIE
GONGSHI
SUISEKI
TRENDS DER ANTIKE
PERSIEN UND DIE BERGKRISTALLE
NIBELUNGEN
DIE ZEIT DER WIKINGER
VOM MITTELALTER BIS ZUR WUNDERKAMMER
FUNKELNDE GÄRTEN
MARIENGLAS
VORSTELLUNGSKRAFT, EMOTION & FREIHEIT
DER TRÄUMER
KRISTALLE IN KUNST & LITERATUR
Pioniere der Mineralien-Ästhetik
Die Kunst der Kristallwahl
Das Zusammenspiel von Ästhetik und Funktion
IN SZENE GESETZT
STUDIUM FUNDAMENTALE
Aspekte einer historischen Wertschätzung
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Titelblatt
DER WANDERER: Prolog
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Der lange Weg der schönen Steine, vom ersten Moment des Staunens bis in unsere Zeit, ist von wechselnden Betrachtungen geprägt. Mal standen rein ästhetische Aspekte im Vordergrund, dann wieder rückten kulturell geprägte Bedeutungen und Symboliken, die den Mineralien zugeschrieben wurden, in den Fokus. Dem frühen Austausch edler Steine über weite Strecken unserer Erde ging immer eine unerklärliche Faszination und Wertschätzung voraus, die bis heute anhält.
Jeder Kristall hat seine eigene individuelle Gestalt, erzählt uns durch seine Einschlüsse von seiner Entstehung und inspiriert uns durch seine wunderbare Geometrie. Tausende Mineralien zeigen uns feine Farbspiele, Texturen und Musterungen, die sich vielfach in der kulturell geprägten Umgebung des Fundortes wiederfinden, sei es in traditionellen Trachten, als Verzierung eines Gefäßes oder in regionaltypischen Kunstformen bis hin zur Architektur. Kreativität und Fantasie blühen in vollem Maße auf, wenn es darum geht, mit Mineralien zu gestalten oder von ihnen inspiriert zu werden.
Dieser Streifzug durch die Geschichte der dekorativen Mineralien soll als Quelle der Inspiration dienen, um neugierig einige faszinierende Details näher zu erkunden und zu genießen.
Der Autor mit 7 Monaten in Hollage bei Osnabrück
Als Kinder hatten wir noch kein wissenschaftliches oder historisches Verständnis für Mineralien, aber wir spürten bereits, dass die Welt uns vieles bietet, was es zu entdecken gilt.
Unsere Neugier und unsere Liebe zum Detail veranlassten viele von uns dazu, Steine zu sammeln – sei es am Strand während eines Spaziergangs oder bereits gezielt beim Kauf. Wir ordneten unsere Schätze sorgfältig in Setzkästen an oder stellten sie auf Regale oder unsere Schreibtische, um uns immer wieder daran zu erfreuen oder sie als kleine Glücksbringer in unserer Nähe zu haben.
Halit, Searles Lake, Trona, Kalifornien, USA
Es ging nicht um ihren materiellen Wert, sondern einfach um die Freude, die wir beim Betrachten empfanden. Diese Liebe zu Steinen kann ein Leben lang anhalten und sogar zu einer tiefen Leidenschaft für Mineralien und Gesteine führen. Denn auch als Erwachsene können wir uns immer noch von ihrer Schönheit und Geschichte faszinieren lassen. Ihre zeitlose Noblesse bildet gerade im heutigen ästhetischen Kontext die Grundlage für eine sensible und künstlerische Einbindung dieser staunenswerten Naturobjekte in zeitgemäße Inneneinrichtungen.
DER WANDERER
Prolog
Durch meine langjährigen beruflichen Aktivitäten und die damit verbundenen Reisen habe ich von Freunden den Beinamen ”Wanderer” erhalten. Dieser Name ist für mich bis heute ein Symbol meiner anhaltenden Neugierde und meiner offenen Haltung, durch die ich mein Leben ständig wie ein wachsendes Mosaik bereichere. Ich sehe mich selbst als jemanden, der zwischen verschiedenen Kulturen, Menschen und Erfahrungen wandert.
Während meines fünfjährigen Aufenthalts im Norden Schwedens, wo die dunklen und langen Winter vorherrschen, berührte mich die fast minimalistische Klarheit der Landschaftsstrukturen, die in den sieben Monate währenden Wintern unter einer eisigen Schneedecke reduziert waren, zutiefst. Die subtilen Farbnuancen und das glitzernde Spiel der Eiskristalle in der weißen Umgebung dienten als Inspiration für meine eigene Wohnraumgestaltung, denn die Schönheit der Natur kann nicht nur im Freien, sondern auch in der Kunst und der Gestaltung von Innenräumen zum Ausdruck gebracht werden. Regionaltypisch richtete ich mich mit klassischen Möbeln aus der gustavianischen Ära ein und setzte mich intensiv in Sundborn mit den Werken des stilbildenden Künstlerpaares Carl und Karin Larsson auseinander, die die Natur als zukunftsweisenden Bestandteil ihrer Kreativität betrachteten.
In dieser einzigartigen Umgebung offenbarte sich mir die Schönheit und Eleganz der zurückhaltend kunstvoll verzierten, weiß gefassten Möbel, die wie maßgeschneidert für die individuelle Präsentation meiner kostbaren Mineralien wirkten. Es war ein wahrhaft harmonisches Zusammenspiel von Kunst, Ästhetik und Wohnkultur, welches mir ein tiefes Gefühl von Zufriedenheit und Freude schenkte.
Als wissenschaftlich ausgebildeter Experte der Mineralienbranche erkannte ich schon vor vielen Jahren, dass die Schönheit der Natur nicht nur professionell betrachtet werden sollte, sondern auch in unseren Wohnräumen eine große Rolle spielen kann. Mit Passion, Gespür und Kreativität entwickelte ich daraufhin meinen eigenen Stil, der für mich eine neue Facette des Interior Designs darstellt und möglicherweise zu einem zukünftigen Trend werden könnte. Mein Ziel war es, eine harmonische Verbindung zwischen der Ästhetik der Natur und zeitlos schöner Wohnraumgestaltung zu schaffen. Um diesem eigenen Stil einen aussagekräftigen Namen zu geben, habe ich mit der Wortschöpfung ”mineralistisch” einen sehr treffenden Interpretationsansatz gefunden.
In der eleganten Kombination mit weiß gefassten Möbeln vermitteln funkelnde Kristalle ein Gefühl von Ruhe, Harmonie und Geborgenheit.
Selenitdruse, Rio Grande do Sul,Brasilien
Die Raumgestaltung ist geprägt von skandinavisch hellen Möbeln und Kristallen, die in allen Wohnbereichen zu finden sind. Sie ist eine liebevolle Hommage an die Natur und das Leben. Die Umsetzung des Designs basiert auf konzeptioneller Klarheit und subtiler Konsequenz. Meine Intention ist es, ein Lebensgefühl zu vermitteln, in dem die Leichtigkeit des Seins mitschwingen darf. Der mineralistische Stil ist somit nicht nur ein ästhetischer Ansatz, sondern auch eine Philosophie, die uns daran erinnert, dass wir als Teil eines großen Ganzen der Natur verpflichtet sind und uns an ihrer Schönheit erfreuen dürfen.
Rosenquarz, Ramaratina, Madagaskar
Das helle Ambiente wird durch einfallendes Sonnenlicht und das sich damit ändernde Spiel von Schatten betont. In diesem Wohnambiente harmoniert der florale Grünton des Minerals Népoui† besonders gut mit Pflanzendekorationen. Die polierten Freiformen des Minerals zeigen aufgrund ihrer Labradoreszenz immer wieder neue Facetten.
Népouit, Pomalaa, Sulawesi, Indonesien
Halit‚ Bad Hersfeld, Deutschland
KREATIVE MEILENSTEINE
Trends des dekorativen Umgangs mit Steinen in Geschichte und Kultur
Vor rund 200.000 Jahren trat der Homo sapiens, der moderne Mensch, anatomisch identisch mit uns heute, erstmals in Afrika auf. Er hinterließ uns sein bislang ältestes Zeugnis seiner Kreativität - ein kunstvoll gestaltetes Stück Stein. Dieses Gestein zeichnete sich durch äußerst präzise geometrische Muster aus, die mit rotem Ocker sorgfältig aufgetragen wurden. Dieses erstaunliche Fundstück stellt das älteste bekannte Beispiel für Kunst in der Geschichte der Menschheit dar und wird auf ein Alter von etwa 75.000 Jahren geschätzt. Es zeugt von der bemerkenswerten kreativen Fähigkeit des Homo sapiens, die schon in seinen frühesten Tagen existierte. Diese Entdeckung lässt uns eindrucksvoll erkennen, wie tief verwurzelt unsere künstlerische und kreative Natur als Spezies ist.
Die Fähigkeit der frühen Menschen, Kunstwerke zu schaffen, gilt als Beweis für ihre Fähigkeit zum abstrakten Denken und wird sogar mit der sukzessiven Entwicklung unseres Sprachvermögens in Verbindung gebracht.
Bisher sind dreidimensionale, figurative Darstellungen nur aus Europa bekannt, doch es gibt zahlreiche Beweise dafür, dass unsere Vorfahren auch in anderen Teilen der Welt künstlerisch aktiv waren. Obwohl wir verzierte Höhlenwände von zahlreichen Darstellungen kennen, deuten archäologische Funde sehr klar darauf hin, dass unsere Vorfahren wahrscheinlich eher in den Eingängen der Höhlen lebten. Dort wurden viele Artefakte gefunden, die darauf hindeuten, dass Steine nicht nur zu praktischen Zwecken verwendet wurden.
Steine, welche bei archäologischen Ausgrabungen im nahen Umfeld historischer Stätten und Gräbern gefunden wurden, lassen vermuten, dass das Sammeln von Mineralien und Gesteinen schon in vorgeschichtlichen Zeiten von frühen Menschen praktiziert wurde. Das Motiv für dieses Verhalten liegt zwar weitgehend im Dunkeln, doch deutet vieles auf eine tief verwurzelte menschliche Faszination für Mineralien hin.
Zweiseiter (Faustkeil), Flint, Steilmoor bei Ahrensburg, Deutschland
Trad. Skulpturen, Obsidian, Teotihuacán, Mexiko
Möglicherweise haben die frühen Menschen Mineralien aufgrund ihrer ungewöhnlichen Form als eine Art Talisman wahrgenommen oder einfach nur ihre unerklärliche Schönheit verehrt.
Im Jahr 2008 entdeckte ein Forscherteam um den Archäologen Nicholas J. Conard von der Universität Tübingen im Alb-Donau-Kreis bei Schelklingen, etwa 15km westlich von Ulm im Süden Deutschlands gelegen, die Venus von Hohlefels. Mit diesem bedeutenden Fund konnte das Alter der bis dahin ältesten bekannten menschlichen figurativen Kunst mehrere Jahrtausende zurückdatiert werden und bewies, dass Kunstwerke schon während der gesamten Zeit des Aurignac vor etwa 35.000 Jahren hergestellt wurden. Die sechs Zentimeter große Figur wurde zusammen mit Werkzeugen aus Stein, Knochen und Elfenbein geborgen, die von den ersten Bewohnern des in Europa ansässigen Homo sapiens verwendet wurden.
Die Venusfigur gilt unter Wissenschaftlern als das früheste Beispiel für diese Art figürlicher Darstellung, wenn auch noch nicht aus Stein.
Eine ähnliche, aber schon gänzlich aus Stein geschnitzte Figur ist eine 1988 im niederösterreichischen Galgenberg bei Stratzing gefundene Frauenstatuette aus Serpentin, die auf ein Alter von 31.800 Jahren datiert wurde. Ebenfalls aus Österreich stammt die etwa 30.000 Jahre alte Venus von Willendorf, eine beindruckend feine Steinschnitzkunst aus Oolith.