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Entschlacken von innen und außen mit altindischen Gesundheitspraktiken
Laut der Gesundheitslehre Ayurveda sammelt sich im menschlichen Organismus sogenanntes Ama an: Giftstoffe, die aus ungesunder Nahrung, aber auch ungesunden Gedanken und Verhaltensweisen entstehen. Ama beeinflusst nicht nur den Körper negativ, sondern bedroht auch den inneren Frieden, trübt den Blick und die Sinne und kann einem regelrecht und dauerhaft die Laune verderben.
Yoga hält für diese Zustände eine ganz besondere Abhilfe parat: Die Kriyas, überraschend einfache und überzeugende Techniken, die die fünf Sinne und den Geist reinigen, Spannungen beseitigen und energetische Blockaden lösen. Yogahaltungen, Atemübungen, Mudras (Fingeryoga), Mantras, Visualisierungen und spezifische Reinigungstechniken wie die Nasenspülung oder Entgiftungsbäder werden in diesem mit farbigen Illustrationen und Fotos ausgestatteten Buch genau und leicht nachvollziehbar erklärt.
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Seitenzahl: 238
Veröffentlichungsjahr: 2020
KRIYAS –
DIE REINIGENDE KRAFT DES YOGA
DETOX-PRAKTIKEN FÜR KÖRPER UND GEIST
Aus dem Englischenvon Christina Raftery
Swami Saradananda
© der deutschsprachigen Ausgabe 2020 by Irisiana Verlag, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München
Text: ©Swami Saradananda 2018
Fotos: ©Watkins Media Limited
Design: ©Watkins Media Limited
Artwork: ©Hannah Davies 2018
Die Originalausgabe erschien 2018
in UK und USA unter dem Titel
»The Cleansing Power of Yoga«
by Swami Saradananda.
All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form. First published in 2018 by Watkins, an imprint of Watkins Media Limited.
Hinweis: Das vorliegende Buch ist sorgfältig erarbeitet worden. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder Autorin noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.
Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
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Projektleitung: Inga Heckmann
Übersetzung: Christina Raftery
Lektorat: Sybille Duelli
Herstellung: Angelika Tröger
Satz: Mediengestaltung Vornehm GmbH,
München
Hinweis
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ISBN 978-3-641-25712-5V002
www.irisiana.de
WIDMUNG
Ich widme dieses Buch sowohl meinen Lehrern als auch meinen Schülern, die mich viel gelehrt und mich sehr inspiriert haben.
»apyayantu mamangani vak pranas caksuh srotram atho balam indriyani ca sarvani«
»Mögen meine Glieder, meine Sprache, mein Prana, mein Sehvermögen, mein Gehör, meine Kraft und alle meine Sinne an Stärke gewinnen.«
»OM Shanti Shanti Shanti«
»OM Frieden, Frieden, Frieden.«
Shanti-Mantra, gefunden sowohl in der Kena – Upanishad als auch der Chandogya.
»Durch wen wird dem Verstand die Richtung zu seinen Objekten gezeigt? Wer setzt Prana in Bewegung? Durch wessen Willen finden die Menschen ihre Stimme? Welche Kraft lenkt Auge und Ohr?
Es ist das Ohr des Ohres, der Geist des Geistes, die Rede der Rede, das Prana des Prana, das Auge des Auges. Die Weisen, befreit (vom Sog der Sinne und von falschen Vorstellungen), lassen diese Welt los und werden unsterblich.«
Kena Upanishad, 1.1–2
Einführung
Die Wurzeln der Yoga-Reinigung
Was sind Kriyas?
Reinigung der drei Körper
Die Reinigung von Prana, Ihrer Lebenskraft
Ayurvedische Konstitutionen
Die Sinne und den Geist klären
Sitzhaltungen für die Meditation
So benutzen Sie dieses Buch
Kriyas ins Leben integrieren
1.Das Sehvermögen klären
Reinigung des Sehvermögens – und der Sehgewohnheiten
Augenübungen: Ihr Sehvermögen stärken
Beständiger Blick: Tratak. Den Fokus stärken
Die Augen baden: (Den-)Ausblick erfrischen
Baumhaltung: Vrikshasana. Den Blick festigen
Banyan-Baum: Vatyasana. Hochwachsende Wurzeln
Tanzender Shiva: Natarajasana. Innere Ausgeglichenheit entwickeln
Adler: Garudasana. Sich zu neuen Möglichkeiten aufschwingen
Ins Leere blicken: Bhuchari Mudra. Förderung der Konzentration
Chitra-Meridian-Visualisierung: Die Energie erhöhen
Fokussieren der Augen: Drishti. Den inneren Blick reinigen
Chakra-Bewusstseinsmeditation: Verbindung mit der reinigenden Kraft der Chakras
Reinigen Sie Ihre Chakras mit Licht: Zum Klären der Energie
2.Verbesserung Ihrer Kommunikation
Erweitern Sie Ihren Hörsinn – Finden Sie Ihren Klang
Bienenatmung: Bhramari Pranayama. Den Geist von innerem Geplapper befreien
Der gähnende Löwe: Simha Kriya.–Zur Reinigung des Halsbereichs
Schulterstand: Sarvangasana. Kreative Blockaden entfernen
Nackenübungen: Spannungen abbauen
Reinheit der Sprache: Sich von Wertungen und Stress befreien
Freiwilliges Schweigen: Mauna. Rückzug und Erholung
OM chanten: Nadanusandhana. Stärkung des Nervensystems
Siegreicher Atem: Ujjayi. Die Kehle stimulieren und Ängste beruhigen
Die Ohren baden: Das Hörvermögen erhöhen
Klangreinigung: Die Chakras baden
Die Kehle reinigen: Vishuddhachakra-Meditation. Positive Kommunikation fördern
3.Tiefere Atmung
Maximieren des Geruchssinns und der Lebensfreude
Nasenreinigung: Neti. Die oberen Atemwege befreien
Reinigender Atem: Kapalabhati. Befreiung der Atemwege
Wechselatmung: Anuloma Viloma Pranayama. Ausgleich und Aufbau von Energie
Klären der Energiekanäle: Samanu. Den Energiefluss fördern
Reinigung mit Mantra, Farbe und Atem: Sagarbha. Ihr Potenzial steigern
Beruhigende Atemzüge: Sitali und Sitkari Pranayama. Das System erfrischen
Ölreinigung der Nase: Nasya. Die Klarheit des Geistes fördern
Ayurvedische Gesichtsmassage: Neu erstrahlen
Erden und Loslassen: Muladharachakra-Visualisierung. Jeden Moment genießen
4.Sich selbst nähren
Reinigung der Verdauung: Alles schmecken, was das Leben zu bieten hat
Reinigung von Zähnen, Zunge und Zahnfleisch: Den Geschmackssinn stärken
Ölziehen: Kaval Dharnam. Schädliche Bakterien beseitigen
Zungenübungen: Spannungen reduzieren
Reinigende Ernährung: Für mehr Gleichgewicht von Geist und Körper
Fasten: Pause und Heilung für Ihr System
Reinigung der Leber: Das System von Giftstoffen befreien
Yogische Darmreinigung: Shank-Prakshalana. Das Verdauungssystem entlasten
Reinigung des oberen Verdauungstraktes: Dhauti. Gute Darmgesundheit fördern
Den Bauch durchkneten: Nauli. Zur Stärkung des gesamten Körpers
Reinigen des unteren Verdauungstraktes: Basti. Neustart für Ihr System
5.Ihre Verbindung zu anderen stärken
Sensibilisierung der Haut: Für mitfühlende Berührung
Sauna und Dampfbad: Svedhana. Förderung eines gesunden Energieflusses
Trockenbürsten: Die Vitalität steigern
Yogapraxis mit Wassertrinken: Das System durchspülen
Entgiftungsbäder: Entspannung bewirken
Reinigung mit Warm- und Kaltwasser: Zur Anregung der Durchblutung
Entgiftende Geste: haucha Mudra. Neue Verbindung mit Ihrer inneren Essenz
Reinigung der Handchakras: Sensibilisierung der Handflächen
Reinigende Geste: Apana Mudra Das Immunsystem stärken
Reinigung des Anahatachakras: Hrid Dhauti. Körperliche Unreinheiten freisetzen
Anahatachakra-Meditationen: Loslassen und vergeben
Reinigungsritual: Achamana. Vorbereitung auf die Yogapraxis
Pranayama mit dem Gayatri Mantra: Reinigung mit Klang
6.Das Leben vereinfachen
Den Geist reinigen und mit erhabenen Gedanken füllen
Reinigung des Ajnachakras: Das Dritte Auge klären
Entgiftung negativer Emotionen: Zur Wiederherstellung von Gleichgewicht und Zufriedenheit
Reinigung des Selbstbildes: Fördern Sie Ihr persönliches Wachstum
Raum und Verstand klären: Das Leben vereinfachen
Reinigung des Raumes mit Licht: Arati. Ihre Umgebung mit guter Energie versehen
Den Raum durch Räuchern oder mit Kräutern reinigen: Unerwünschte Energie verschwinden lassen
Reinigende Pflanzen: Die reinigende Kraft der Natur
Ihre Motive reinigen: Karma Yoga. Über sich hinauswachsen
7.Reinigungsrituale
Empfehlungen für allgemeines Wohlbefinden
Programme bei speziellen Gesundheitsthemen
Glossar
Literatur
Register
Danksagung
Ein yogischer Lebensstil ist im Grunde einfach und besteht zu einem großen Teil in positivem Denken. Er reicht weit über die allgemeinen Körperhaltungen, die die meisten Menschen unter »Yoga« verstehen, hinaus, und umfasst ebenso die Reinigungspraktiken, die im Sanskrit als »Kriyas« bekannt sind. Sie zeigen einen natürlichen Weg, um Spannungen, körperliche Unreinheiten und energetische Blockaden zu beseitigen, die Sie daran hindern könnten, strahlend gute Gesundheit zu genießen.
Obwohl es sich um ein Buch über Yoga handelt, sind die meisten der darin enthaltenen Übungen nicht dazu gedacht, Ihre Kraft oder Flexibilität zu erhöhen. Sie können durchaus anders sein als alle anderen Yogaübungen, die Sie vielleicht gewöhnt sind – und doch werden Sie sich, wenn Sie anfangen, diese Reinigungsrituale regelmäßig durchzuführen, vielleicht stärker und beweglicher fühlen. Wenn Sie Ihren Körper reinigen, werden Sie feststellen, dass sich Ihre Gesundheit verbessert. Wenn das Gleiche mit dem Geist geschieht, werden Sie sich immer klarer, freundlicher und fröhlicher fühlen. Sie werden anfangen zu erkennen, dass Glück nicht von äußeren Objekten und Umständen kommt, die nur wenig flüchtige Freude bereiten, sondern aus dem tiefsten Inneren Ihres eigenen Wesens.
Die yogische Reinigung hat auch im 21. Jahrhundert viel zu bieten. Sie ist hilfreich, wenn es gilt, Spannungen abzubauen, adäquat zu essen, gut zu schlafen oder sich ausreichend auszuruhen, wenn man sich ständig gestresst fühlt oder regelmäßig versucht ist, über seine Grenzen zu gehen. Sie ist effektiv, wenn man in einer Stadt lebt, mit anderen Menschen zusammenarbeitet, in Restaurants und Geschäfte geht oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln reist – immer dann, wenn es fast unmöglich ist, von negativen Energien anderer Menschen nicht beeinflusst zu werden. Darüber hinaus ist unsere Umwelt mit Schadstoffen und Lärm verunreinigt. Dies alles trägt zu einem erhöhten Stressniveau bei, das Ihren Körper schwächen kann. Wenn Sie sich in Ihrer Haut nicht wohlfühlen, kann eine Erkrankung daraus resultieren, und dann kann selbst eine »normale«, Asana-betonte Yogapraxis nicht die innere Freude hervorrufen, die Yoga verspricht.
Kriyas wirken aktiv, indem sie Ihren Körper von angesammelten Verunreinigungen befreien und die feinstofflichen Energiekanäle stärken, die die Schnittstelle zwischen Ihrem physischen Wesen und den Denkprozessen bilden. Die folgende Integration kann bei der Vorbeugung und Heilung einer Reihe von chronischen Erkrankungen hilfreich sein.
Sie brauchen nicht viel Zeit, um Kriyas zu üben – es ist zum Beispiel einfach, sie in die Morgenroutine einzubauen. Unabhängig davon, ob Sie bereits Yogahaltungen oder andere Varianten praktizieren, sind Kriyas immer wirksam. Beziehen Sie auch die Reinigung mit ein, wird eine ausgewogene Kombination von Asanas, Kriyas und einer vollwertigen, pflanzenbasierten Ernährung auf dem Weg zu einem ganzheitlichen Wohlbefinden sehr wertvoll sein. Der erreichte Zustand wird dann mehr sein als die simple Abwesenheit von Krankheiten. Neben dem Gefühl der körperlichen Reinheit kann sich geistige Klarheit entwickeln. Kurz: Ich hoffe, dass Sie einige der Reinigungspraktiken in diesem Buch in Ihren Alltag aufnehmen und über ihre positive Wirkung staunen werden.
Swami Saradananda
»Je mehr sich unser Körper und Geist entwickeln, nimmt der in ihnen eingebettete Ausdruck zu.« Swami Vishnudevananda, Das große illustrierte Yoga-Buch
WÜRDE IHNEN DIE YOGISCHE REINIGUNG GUTTUN?
Wenn Sie eine der folgenden Fragen mit Ja beantworten, werden Sie im Buch Techniken finden, die Ihnen helfen:
Möchten Sie Ihre allgemeine Gesundheit und Ihr Wohlbefinden verbessern?
Müssen Sie körperlichen Stress und Ängste abbauen?
Haben Sie Konzentrationsschwierigkeiten?
Möchten Sie Ihren Geist, Ihren Körper und Ihre Umgebung von Ballast befreien?
Haben Sie morgens einen dicken Belag auf der Zunge?
Ermüden Sie leichter als früher oder fehlt Ihnen zunehmend die Ausdauer?
Fehlt es Ihnen an gesunder Motivation?
Möchten Sie Ihr Energieniveau erhöhen?
Möchten Sie Ihre Schlafqualität verbessern?
Haben Sie oft Erkältungen oder wiederkehrende Kopfschmerzen?
Essen Sie regelmäßig Junkfood, Zucker und koffeinhaltige Getränke?
Fühlen Sie sich oft schwer und aufgebläht?
Leiden Sie unter chronischer Verstopfung oder anderen Verdauungsproblemen?
Möchten Sie Ihr Immunsystem stärken?
Haben Sie Schwierigkeiten, sich selbst gesunde Grenzen zu setzen?
Anliegen dieses Buches ist es, die Lehren des Yoga in ihrer traditionellen und modernen Ausprägung in die Alltagssprache zu übertragen – besonders was die Reinigung von Körper und Geist (Sanskrit: Shaucha) betrifft. Ich möchte Sie mit einfachen Hinweisen inspirieren, sie in Ihr Leben zu integrieren. Der Entgiftungsprozess hilft, Körper, Geist und Emotionen von angesammelten »Verunreinigungen« zu befreien, die unerwünschte Auswirkungen auf Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden haben können. Viele Lifestyle-Programme bieten ähnliche Entgiftungsstrategien, vom Fasten über die Vermeidung bestimmter Lebensmittel bis hin zur Reinigung der Ausscheidungsorgane – aber keine reicht so tief in die Reinigung aller Ebenen wie die Yogatradition, die Sie ermutigt, Ihren Körper als Gefährt oder Tempel Ihrer Seele zu sehen.
Beim indischen Yogagelehrten Patanjali ist zuerst von Shaucha die Rede: In dem klassischen Text, dem Yoga Sutra, entstanden in der Zeit zwischen 200 v. Chr. und 400 n. Chr., stellte er die Prinzipien dieser Wissenschaft zusammen. Darin beschreibt er einen achtgliedrigen Pfad, um Lebensfreude zu erreichen und aus dem größtmöglichen Potenzial schöpfen zu können. Von allen Wegen des Yoga ist Patanjalis psychologischer Ansatz der wissenschaftlichste und leicht in einen modernen Lebensstil integrierbar. Selten wurde der menschliche Geist so gründlich analysiert oder der Umgang mit menschlichen Schwächen so prägnant dargestellt. Obwohl uralt, sind Patanjalis acht Prinzipien kraftvolle Werkzeuge, um mit vielen Belastungen des modernen Lebens umzugehen.
Um Beschreibungen der konkreten Techniken zur Entgiftung von Geist und Körper zu finden, müssen wir die Hatha-Yoga-Texte konsultieren. Sie entstanden im Mittelalter und bieten einen Leitfaden zur energetischen und körperlichen Reinigung. Mitte des 15. Jahrhunderts legt die sogenannte Hatha Yoga Pradipika die Shat Kriyas mit ihren sechs Reinigungstechniken fest, während der praktischste und systematischste Text, die im 17. Jahrhundert verfasste Gheranda Samhita, 21 verschiedene Kriyas anbietet. Indische Yogis des 20. Jahrhunderts, darunter Dhirendra Brahmachari und Swami Satyananda, entwickelten traditionelle Übungen weiter und machten sie bekannter.
PATANJALIS ACHTGLIEDRIGER PFAD DER REINIGUNG
Patanjalis Yoga Sutra ist bis heute der Standardleitfaden für einen authentischen yogischen Lebensstil. Wenn Sie seinen Empfehlungen folgen, werden Sie sehr wahrscheinlich viel Weisheit und eine friedlichere Einstellung erlangen – auch wenn die völlige Erleuchtung noch in weiter Ferne scheint! Laut Patanjali verfügen wir alle über enorme mentale und psychische Ressourcen, von denen viele praktisch unerschlossen unter der Oberfläche des bewussten Geistes liegen. Im Yoga Sutra entwirft er einen Prozess der Selbsterforschung, der Ihnen helfen kann, auf diese »Superkräfte« zuzugreifen und persönliche Veränderungen zu bewirken. Das von ihm beschriebene System basiert auf einem festen Fundament aus Ethik, Moral, Körperhaltung und Atemkontrolle sowie Möglichkeiten, die Sinne von der Fokussierung auf äußere Objekte zurückzuziehen. Nur wenn unsere Basis stabil ist, lehrt er, können wir einen erfolgreichen Überbau aus Konzentration und Meditation entwickeln. Patanjalis Yoga umfasst acht (Sanskrit: ashta) Elemente oder Teile (anga), die Körper und Geist reiner, flexibler und stärker machen:
1Yamas: Anleitung, was nicht zu tun ist und vermieden werden soll, von der Gewalt bis zur Lüge. Hier handelt es sich um Grenzen und ethische Richtlinien, die sowohl Ihre Yogapraxis als auch die Art und Weise, wie Sie mit anderen Menschen umgehen, bestimmen. Die Yamas können Ihnen helfen, Ihr Leben zu vereinfachen, damit Sie in Frieden mit sich selbst und der Welt um Sie herum sein können.
2Niyamas: Anleitung, was zu tun ist, vom einfachen Leben bis zum Selbststudium. Diese Prinzipien handeln von Selbstdisziplin und regeln Ihre Einstellung sowie Beziehung zu sich selbst. Das Berücksichtigen der Niyamas gibt Ihnen eine positive Möglichkeit, Verantwortung für Ihr Handeln zu übernehmen.
3Asana: einen »festen Sitz« finden oder in einer Position verweilen können, die entspannt, stabil und bequem ist. Die regelmäßige Praxis von Yogahaltungen (Sanskrit: Asanas) bereitet Körper und Geist auf die Meditation vor.
4Pranayama: Steuerung und Verlängerung Ihrer feinstofflichen Energie (Prana), beginnend mit dem physischen Atem.
5Pratyahara: Rückzug der Sinne und Bewegung der mentalen Energie nach innen. Hilft, den Geist auf die Meditation vorzubereiten.
6Dharana: Konzentration
7Dhyana: Meditation; Erfahrung des inneren Friedens
8Samadhi: Erleuchtung oder der überbewusste Zustand, in dem die Einheit aller Dinge erfahren werden kann; Aufgehen im Absoluten
Patanjali empfiehlt nicht, eine Yogapraxis mit Körperhaltungen oder sitzender Meditation zu beginnen. Stattdessen beginnt er mit den ethischen Hinweisen, die im Sanskrit als Yamas und Niyamas bekannt sind. Warum sind die ersten Schritte auf dem Weg des Yoga mit positivem Verhalten verbunden? Weil es wichtig ist, dass Sie neben Ihrem Körper und Geist auch Ihre Motive klären.
Es wird angenommen, dass die meisten Menschen zwischen fünf und zehn Prozent ihres geistigen Potenzials nutzen. Das Beginnen einer Yogapraxis kann dazu führen, viele Ihrer latenten Fähigkeiten zu verbessern. Wenn sich diese entwickeln, wird Ihr Geist mächtiger. Ohne spirituelle Integrität und Disziplin können solche neu gefundenen Geisteskräfte ablenken und Sie sowie andere auf negative Weise beeinflussen. Die traditionellen Rishis oder Yogagelehrten waren sich der natürlichen Tendenz bewusst, dass starke Geister schwächere Persönlichkeiten kontrollieren. Da sie erkannten, dass Macht korrumpiert, stellten sie sicher, dass die ersten Schritte auf dem Weg des Yoga – die Yamas und Niyamas – Geist, Körper und Motive reinigten und damit eine solide Grundlage für eine ausgewogene Praxis schufen.
Die Yogapraxis kann auch dahingehend wirken, Ihr Karma (die Folgen vergangener Handlungen) zu verstärken, Ihren spirituellen Fortschritt zu beschleunigen und die Notwendigkeit ethischen Verhaltens zu betonen. Die Yamas und Niyamas sind jedoch keine harten Regeln, sondern eine Beschreibung des menschlichen Potenzials. Sie weisen einen Weg, mit tieferer Integrität und Freude zu leben.
Persönliche Einschränkungen, die als Yamas bekannt sind, helfen Ihnen, die Art und Weise zu regulieren, wie Sie mit Ihrer Umwelt und anderen Menschen in Kontakt sind. Die Ehrfurcht, die Sie dem täglichen Leben entgegenbringen, verstärkt Ihren Sinn für die Heiligkeit allen Lebens.
Ahimsa: Gewaltlosigkeit oder Unterlassung von Verletzungen. Ahimsa ist die ultimative Waffe eines starken Menschen. Indem Sie in Ihren Handlungen, Worten und Gedanken freundlich und mitfühlend sind, reinigen Sie jede Aggression in Ihrem Wesen.
Satya: Wahrhaftigkeit, Verzicht auf Lügen. Wahrhaftigkeit und Ahimsa gehören immer zusammen. Der Versuch, sich auf die Wahrheit im weitesten Sinne einzulassen, ist nicht immer einfach, aber die Suche nach ihr reinigt den Geist und die innere Entschlossenheit.
Asteya: Nicht-Stehlen. Das bedeutet, auf Veruntreuung und Eifersucht zu verzichten; es geht darum, nichts zu wollen, was nicht rechtmäßig Ihnen gehört.
Aparigraha: Nicht-Gier. Eine Form des Nicht-Besitzens, die allumfassend ist, von der Ablehnung von Bestechungsgeldern bis hin zur Vermeidung von Habgier. Sie kann als Befreiung von starren gesellschaftlichen Vorgaben angesehen werden oder als Leben ohne überflüssigen Besitz.
Brahmacharya: Nicht zulassen, dass Ihr Geist auf der Sinnesebene verweilt. Bei diesem Yama geht es um Selbstbeherrschung und die Fähigkeit, dem äußeren (und nach unten gerichteten) Sog der Sinnlichkeit zu widerstehen. Brahmacharya verwandelt körperliche Energie (Ojas) in spirituelle Brillanz (Tejas).
Diese fünf Prinzipien sind spirituelle Anleitungen, um Ihre Instinkte und Emotionen besser zu steuern und die positivsten Wege zu finden, sich auf sich selbst zu beziehen. Die erste der Niyamas, in Saucha (Reinigung auf allen Ebenen), ist die relevanteste für dieses Buch.
Shaucha: Innere und äußere Sauberkeit, die eine klare Umgebung für die Yogapraxis schafft, während Sie gleichzeitig Herz und Verstand von ungesunden Bindungen oder Obsessionen reinigen. Sie umfasst die körperliche Sauberkeit und zusätzlich die mentale Klarheit und Sprechen ohne emotional aufgeladene Sprache.
Santosha: Zufriedenheit. Bei diesem Niyama geht es darum, mit dem, was man ist, glücklich zu sein und gleichzeitig inneren Frieden und spirituelles Wachstum zu fördern.
Tapas: Strenge oder freiwillige Einfachheit. Allein durch den Versuch, ein einfacheres Leben zu führen, »verbrennt« man körperliche, geistige und emotionale Unreinheiten.
Svadhyaya: Selbststudium. Bei diesem Niyama geht es nicht um eine intellektuelle Sammlung von Informationen, sondern um den Versuch, unsere innere Natur besser zu verstehen.
Ishvara-Pranidhana: Die Idee loslassen, dass man vom Rest der Natur getrennt sei. Mit dieser Einstellung praktizieren Sie die Hingabe an eine höhere Macht, wie auch immer Sie sie verstehen.
Ob Sie bereits Yoga praktizieren, darüber nachdenken, damit zu beginnen, oder sich einfach mehr Klarheit in Ihrem Leben wünschen: Reinigungsübungen können Ihnen helfen, Ihre Ziele zu erreichen, Ihren Widerstand gegen positive Veränderungen zu reduzieren und Ihnen eine neue Perspektive zu geben. Die in diesem Buch erwähnten Methoden sind Werkzeuge, die sowohl auf der Yogamatte als auch auf dem Meditationskissen Unterstützung bieten können.
Die meisten Yogatraditionen und auch viele Schulen des modernen, dynamischen Yoga umfassen mehr als nur die Körperhaltungen (Asanas). Sie enthalten auch Atemübungen (Pranayama), energetische Verdichtungen (Mudras), Energieverschlüsse (Bandhas), Meditationen (mit Schwerpunkt auf den Chakras) und Reinigungstechniken (Kriyas). Alle diese Praktiken dienen dazu, die Meridiane oder Energiekanäle zu reinigen und zu stärken. Durch sie fließt die feinstoffliche Energie oder Lebenskraft (Prana). Sie arbeiten daran, Prana in den Energiekanälen zu zentralisieren und Ihre »Schwingungsebene« zu erhöhen, was Ihren Geist und Körper sensibler und intuitiver werden lässt. Das regelmäßige Üben von Kriyas hilft, das Schwingungsniveau in so kurzer Zeit wie möglich zu erhöhen sowie das schlummernde Potenzial, die sogenannte Kundalini, zu wecken und von statischer Energie in einen dynamischen Zustand zu verwandeln.
Um die Bedeutung von Reinigungsübungen zu verstehen, kann es hilfreich sein, eine Metapher aus der Elektrotechnik zu verwenden. Einige Stoffe, darunter Kupfer, sind gute Stromleiter, aber wenn sie durch Verunreinigungen beschädigt werden, reduziert sich die Leitfähigkeit. Ebenso gibt es, wenn Ihre physischen und energetischen Körper Verunreinigungen enthalten, einen größeren Widerstand gegen den gesunden Energiefluss. Durch das regelmäßige Praktizieren von Reinigungsübungen entfernen Sie Unreinheiten und stellen die Leitfähigkeit wieder her.
Es ist einfach, ein oder zwei Kriyas in den Alltag aufzunehmen. Wenn sie zur Gewohnheit werden, fügen Sie einfach ein oder zwei weitere hinzu. Tatsächlich praktizieren Sie einige der Kriyas schon, indem Sie Ihre Hände waschen und sich regelmäßig duschen. Eine einfache Erweiterung wäre, die Hände nach dem gewohnheitsmäßigen Waschen 10 bis 20 Sekunden lang kräftig zu schütteln.
Fühlen Sie sich nicht unter Druck gesetzt, zu viel Yoga-Reinigung auf einmal zu machen: Intensiveres Üben bringt nicht unbedingt bessere Ergebnisse.
Gemäß der Hatha Yoga Pradipika gibt es im Yoga sechs klassische Reinigungen für den Körper: Sie wirken auf den oberen Verdauungstrakt (Dhauti), den Dickdarm (Basti), die Nasengänge (Neti), die Augen und die Vorderseite des Körpers (Tratak), den Bauch (Nauli) und die Atemwege (Kapalabhati). Alle sechs Übungen werden von erfahrenen Yogis sehr geschätzt.
Darüber hinaus empfiehlt die Yogaphilosophie energetische »Siegel«, die sogenannten Mudras, die Prana in eine reinigende Richtung leiten, sowie bestimmte Bandhas oder körperliche »Verschlüsse«, die Prana in positiven Kanälen halten. Hierfür werden Sie im ganzen Buch Beispiele finden.
Die wirksamsten Zeiten für Reinigungsübungen sind in der Morgen- und Abenddämmerung, wenn die Atmosphäre mit einer besonderen spirituellen Kraft aufgeladen ist. Es empfiehlt sich ebenfalls, vor dem Essen zu üben. Moderne Lebensstile erschweren es oft, bei Sonnenauf- und -untergang zu praktizieren. Entscheiden Sie sich daher vielleicht für eine Zeit, in der Sie nicht in alltäglichen Aktivitäten gefangen sind und Ihr Geist sich auf die jeweilige Praxis konzentrieren kann.
Viele Menschen finden es bequem, morgens, vielleicht beim Aufwachen, Kriyas zu praktizieren; Ihr Geist ist zu diesem Zeitpunkt noch in einem »reinen« Zustand und noch nicht in die Abläufe des Tages eingebunden. Oder Sie möchten am Abend üben, nachdem Sie die Sorgen des Tages abgelegt haben und sich in Ruhe der Reinigung Ihrer inneren Umgebung widmen können.
Alternativ kann das Üben später am Abend eine effektive Möglichkeit sein, den Geist zu reinigen, bevor Sie schlafen gehen. Mit einem durch Kriyas beruhigten und gereinigten Geist können Sie feststellen, dass Sie schneller in den Tiefschlaf fallen, sich effektiver ausruhen und sich am Morgen wirklich energetisiert fühlen.
Jeder Tag ist ein guter Tag zum Reinigen. Aber der Wechsel der Jahreszeiten – wenn der Sommer zum Herbst und der Winter zum Frühjahr wird – gilt als die beste Zeit für eine intensivere Klärung und um die Giftstoffe der letzten Monate abzutragen.
Oftmals sagen die Menschen, sie würden gerne eine Reinigungspraxis entwickeln, haben aber keine Zeit. Wann immer Ihnen dieser Gedanke in den Sinn kommt, erinnern Sie sich daran, dass Sie dadurch eher effizienter arbeiten und schlafen werden, was Ihre Produktivität am Ende sogar erhöht.
Die Yogaphilosophie spricht vom Modell der drei Körper: Es besteht aus dem physischen Körper, dem Astralkörper und dem Kausalkörper. Jeder einzelne ist feinstofflicher und weniger leicht zu begreifen als der vorherige.
Der konkreteste der drei Körper ist derjenige, der Ihnen am vertrautesten ist: Ihr physischer Körper, aus verstoffwechselter Nahrung entstanden und nach seinem Tod wieder in den Stoffwechselzyklus zurückkehrend – so weit die Vorstellung der Yogis. Sie können ihn durch folgende Praktiken reinigen:
•Yogahaltungen (Asanas)
•Insbesondere diese Reinigungsübungen (Kriyas): Neti, Nauli, Dhauti, Basti, Kapalabhati, Tratak
•Eine »reine« Ernährung und gelegentliches Fasten
Wie die meisten Menschen, die sich für Yoga interessieren, erkennen Sie wahrscheinlich, dass größere Dimensionen des Lebens jenseits der »Realität« des physischen Körpers liegen. Der astrale oder feinstoffliche Körper ist der zweite Körper. Er ist derjenige, von dem angenommen wird, dass er wiedergeboren wird – dadurch, dass er bei der Geburt einen neuen physischen Körper erhält. Der Astralkörper umfasst Ihre Persönlichkeit sowie Gedanken, Vorlieben und Abneigungen – all Ihre nicht-physischen Qualitäten und Emotionen. Während sie den physischen Körper stark beeinflussen, haben Emotionen ihren Platz in Ihrem Astralkörper, ebenso wie Geist, Intellekt und die feinstoffliche Energie, die Yogis Prana nennen. Weiterhin hat der Astralkörper drei »Hüllen« oder Schichten, die im Sanskrit als Koshas bekannt sind.
Die erste Schicht oder Lebenshülle, Pranamaya Kosha, enthält Ihre feinstoffliche Energie oder Lebenskraft sowie die Kanäle, durch die sie fließt (Nadis), und die Zentren (Chakras), die diese Energie empfangen und übertragen. Diese »ätherische Doppelhülle« liegt Ihrem physischen Körper am nächsten. Ihre Energie durchdringt ihn, so wie sich Wasser in einem Schwamm verteilt. Hier erleben Sie Empfindungen wie Hunger, Durst, Hitze und Kälte. Mit den folgenden Übungen können Sie diese Schicht Ihres Astralkörpers reinigen:
•Pranayama-Techniken zur Atemregulierung
•Auf »reine« Weise sprechen: kein Klatsch und Tratsch, sagen, was man meint, und meinen, was man sagt
•Freiwilliges Schweigen oder Mauna
•Chakra-Reinigungstechniken und Chakra-Meditation
•Wiederholen eines Mantras
Die zweite Schicht des Astralkörpers, die Manomaya Kosha, ist die intellektuelle Schicht, auf der Sie Emotionen von Wut bis Aufregung erleben. Die Sinne sind hier verankert, ebenso wie der Geist mit seinen bewussten, unbewussten und instinktiven Teilen. Durch psychologische und sensorische Ablenkungen, Anhaftungen an vergangene Erfahrungen, Bindung an die Bedürfnisse des Körpers und Vorwegnahme zukünftiger Ereignisse kann diese Schicht blockiert werden. Hier können folgende Übungen helfen:
•Yogahaltungen (Asanas) mit entspannter Atmung, um Geist und Emotionen zu beruhigen
•Pranayama und Singen
•Selbstlose Taten oder Karma Yoga.
•Pratyahara (Rückzug der Sinne).
•Achtsamkeit und Meditation
Die dritte Schicht des Astralkörpers, die Vijnanamaya Kosha, umfasst Ihren Intellekt (Buddhi) und den Sinn für Individualität (Ahamkara): Ihr Ego oder das, worüber Sie sich selbst definieren. Dadurch entsteht die Trennung vom universellen Bewusstsein. Wenn Sie an innerer oder spiritueller Arbeit interessiert sind, können Sie Intellekt und Ego hierdurch reinigen:
•Selbstlose Taten oder Karma Yoga
•Positives Denken und Meditation
•Selbsterforschung und langfristiges Selbststudium
Gemäß der Yogaphilosophie verfügen wir auch über einen »kausalen« oder »Samenkörper«, in dem Karma (Folgen vergangener Handlungen) sowie feinstoffliche Eindrücke aus diesem und früheren Leben gespeichert sind. Er enthält auch den Samen, der Talente und Neigungen, Ihre Gefühlspalette und körperliche Erscheinung bestimmt. Außerdem hat Ihr Kausalkörper eine Schicht, die »Glückshülle« oder Anandamaya Kosha, in der Sie Freude erleben. Auf diese Weise kann der Kausalkörper gereinigt werden:
•Meditation
•Selbstlose Taten oder Karma Yoga
Es gibt eine feinstoffliche Energie, die den physischen Körper umgibt und energetisiert. Yogis umschreiben sie mit dem Sanskritwort Prana. Obwohl sie durch den physischen Körper fließt und ihn belebt, handelt es sich nicht um physische Energie oder eine Materie: Prana unterscheidet sich sehr von den elektrischen Strömen, die sich als Impulse durch unser Nervensystem bewegen.
Prana fließt durch feinstoffliche Kanäle, die als Nadis bekannt sind. Es wird geschätzt, dass etwa 72 000 Nadis die feinstoffliche Verdrahtung Ihres Astralkörpers bilden. Für Yogapraktizierende sind drei Nadis von besonderem Interesse: Ida, links von der Wirbelsäule, Pingala, rechts von der Wirbelsäule, und der Sushumna-Kanal in der Mitte, nahe der Wirbelsäule.
Um das Konzept zu verstehen, können wir die Nadis als Straßen in einem Autobahnsystem visualisieren, die es dem Verkehr (dem Prana) ermöglichen, sich zu bewegen. Eine Kreuzung, an der sich zwei oder mehr Straßen treffen, neigt eher zur Verstopfung als ein gerader, ununterbrochener Abschnitt der Autobahn. Je mehr Straßen zusammenkommen, desto wahrscheinlicher ist ein Stau.
Jeder Ort, an dem sich die großen Nadis kreuzen, wird als Chakra bezeichnet, ein Knotenpunkt lebendiger Energie. Viele kleinere Chakras werden als Akupunkturpunkte verwendet. Punkte, an denen sich mehrere Nadis kreuzen, werden als Neben- oder Haupt-Chakras bezeichnet. Die sieben großen Chakras befinden sich entlang des Sushumna Nadi. Jedes von ihnen fungiert als Organisationszentrum, das Energie empfängt, assimiliert und ausdrückt, und ist stark mit unterschiedlichen Sinnesempfindungen, Emotionen und Qualitäten von Geist und Körper verbunden. Jedes von ihnen arbeitet an einem anderen wertvollen Teil des menschlichen Bewusstseinspuzzles. Daher ist es besonders wichtig, die Chakra-Energieknoten frei zu halten, damit Prana ungehindert durch das Nadi-System fließen kann. Yogis haben verschiedene Übungen entwickelt, um die Nadis und Chakras zu öffnen und zu reinigen – zugunsten einer lebendigen Gesundheit brauchen wir einen ungehinderten Fluss von Prana im ganzen Körper.
Als Schnittstelle zwischen Ihrem physischen Körper und seinem ätherischen Pendant, dem Pranamaya Kosha, können Chakras als mehrdimensionale Ballungen strahlender Energie betrachtet werden. Da jedes Chakra in einer unterschiedlichen Frequenz schwingt, nimmt seine Reinigung eine andere Form an.
1 Wurzelchakra (Muladhara) an der Basis Ihres Körpers, wird mit Erdung und Sicherheit assoziiert und ist Sitz einer unermesslichen, kraftvollen Energie, bekannt als Kundalini. Es ist mit Ihrem Geruchssinn verbunden.
Reinigen mit: dem Erdelement, einschließlich dem Essen von erdenden pflanzlichen Lebensmitteln. Essen Sie nur bei Hunger, anstatt emotionale Bedürfnisse zu erfüllen. Lassen Sie zusätzlich Ängste und negative Gewohnheiten los.
2 Sakralchakra (Swadhisthana) um die Mitte des unteren Rückens, verkörpert kreative Energie und ist der Sitz Ihrer Sexualität, Pläne und Wünsche. Es ist mit Ihrem Geschmackssinn verbunden.
Reinigen mit: dem Wasserelement; reines Wasserfasten, Saunagänge oder Dampfbad, warme Bäder mit Mineralsalzen. Auch durch Loslassen von Schuld und Scham.
3 Das Solarplexuschakra (Manipura) ist das Kraftzentrum Ihres Körpers sowie der Ort Ihres Verdauungsfeuers und Ihrer Willenskraft. Es ist mit dem Sehvermögen verbunden.
Reinigen mit: Yoga-Drehhaltungen, aktiven (feurigen) Aktivitäten wie Laufen oder Tanzen, Essen mit Freunden teilen. Auch durch Loslassen von entmutigenden Gedanken sowie Wut.
4 Das Herzchakra (Anahata) steht für Mitgefühl und Liebe. Es ist mit Ihrem Tastsinn verbunden.
Reinigen mit: dem Luftelement, einschließlich Tiefenatmung und Pranayama