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Kubinke und die tätowierten Frauen: Kriminalroman Harry Kubinke Roman von Alfred Bekker Der Umfang dieses Buchs entspricht 119 Taschenbuchseiten. Drei Frauen wurden ermordet und später tätowiert aufgefunden. Doch diese Morde wurden nie aufgeklärt. Jahre später findet man erneut eine Frauenleiche mit der gleichen Tätowierung. Hat der Mörder wieder zugeschlagen? Doch warum diese lange Pause? Das fragen sich die beiden Ermittler Harry Kubinke und Rudi Meier, die diese Morde aufklären und den Mörder überführen wollen. Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jack Raymond, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.
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Seitenzahl: 136
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Kubinke und die tätowierten Frauen: Kriminalroman
Alfred Bekker
Published by Alfred Bekker, 2021.
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Kubinke und die tätowierten Frauen: Kriminalroman
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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Bathranor Books, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
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Harry Kubinke Roman
von Alfred Bekker
Der Umfang dieses Buchs entspricht 119 Taschenbuchseiten.
Drei Frauen wurden ermordet und später tätowiert aufgefunden. Doch diese Morde wurden nie aufgeklärt. Jahre später findet man erneut eine Frauenleiche mit der gleichen Tätowierung.
Hat der Mörder wieder zugeschlagen? Doch warum diese lange Pause?
Das fragen sich die beiden Ermittler Harry Kubinke und Rudi Meier, die diese Morde aufklären und den Mörder überführen wollen.
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Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jack Raymond, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.
Es war dunkel und hatte zu regnen begonnen. Beate Michels schaltete die Scheibenwischer ihres zweitürigen Honda Civic ein. Die junge Frau folgte der Autobahn Richtung Norden. Der letzte Stopp lag noch keine zehn Meilen zurück. Sie hatte getankt, in der Autobahn-Raststätte einen Kaffee getrunken und ein Sandwich gegessen.
Aber seit diesem Stopp schien irgendetwas mit den Reifen nicht zu stimmen. Die Befürchtung wurde schließlich zur Gewissheit. Hinten links war keine Luft mehr drin.
„So ein Mist!”, schimpfte Beate vor sich hin und fuhr an den Straßenrand. Einen Moment lang überlegte sie, ob sie gleich einen Pannendienst anrufen oder sich den Schaden erst einmal selbst ansehen sollte.
Beate ließ schließlich das Smartphone in der Handtasche und stieg aus. Eine Fehlentscheidung, denn genau damit hatte ihr Mörder gerechnet ...
Der Nieselregen sorgte dafür, dass Beate schon nach kurzer Zeit die Haare an der Stirn klebten. Der Reifen hinten links war platt. Und hinten rechts hatte ebenfalls schon viel Luft verloren. So weiterzufahren war unmöglich.
Wie kann das sein?, fragte sie sich.
Die Reifen waren neu, die letzte Inspektion noch nicht lange her. Vielleicht bin ich in irgendetwas Spitzes hineingefahren, überlegte sie. Aber sie hatte nichts dergleichen bemerkt.
In diesem Augenblick hielt ein weiteres Fahrzeug am Straßenrand. Es war ein Geländewagen mit Kuhfänger vor dem Kühler. Auf der Haube hob sich der Schatten eines geschwungenen Stierhorns ab.
Aber all das konnte Beate im nächsten Moment schon nicht mehr sehen. Der Fahrer des Geländewagens blendete nämlich das Licht auf. Beate wurde so stark geblendet, dass sie für einen Augenblick mehr oder weniger blind war.
Der Fahrer des Geländewagens stieg aus. Den Motor seines Wagens ließ er laufen. Wie ein dunkler Schatten näherte er sich. Beate wich zurück.
„Kann ich Ihnen irgendwie helfen?”, fragte eine schneidend klingende Männerstimme.
„Ich weiß nicht ... eigentlich ...”
„Ist etwas mit Ihren Reifen?”
„Einer ist platt, der andere wird es bald sein. Ich verstehe das nicht ...”
Der schattenhaft sichtbare Mann kam noch näher. Im Gegenlicht der Scheinwerfer seines Geländewagens war er nur als dunkler Schemen zu erkennen. Er zog jetzt irgendetwas unter seiner Kleidung hervor.
Beate konnte es nicht genau sehen. Aber im nächsten Moment blitzt das Mündungsfeuer einer Waffe auf. Es war kein Schussgeräusch zu hören. Nur ein Laut, der an ein leichtes Niesen erinnert.
Die erste Kugel traf Beate genau mitten in der Stirn. Sie stützte sich noch auf den Kotflügel ihres Wagens, ehe sie zusammenbrach und regungslos auf dem regenfeuchten Boden liegen blieb.
Der schemenhafte Killer näherte sich. Er blickte auf sie hinab und ließ die Waffe mit dem langgezogenen Schalldämpfer unter seinem dunklen Mantel verschwinden.
Er trug Latexhandschuhe. Mit einem sehr kräftigen Griff packte er die Tote unter den Armen und schleifte sie grob hinter sich her. Wenig später hob er sie in den Kofferraum seines Geländewagens. Dort war bereits alles mit Plastikfolie ausgelegt, so dass er ihren Körper jetzt leicht darin einwickeln konnte. Als er damit fertig war, stellte er fest, dass er aus der Nase blutete. Mehrere rote Tropfen waren bereits herabgefallen.
„So ein verfluchter Mist”, murmelte er. Er holte ein Taschentuch hervor, um sich die Nase abzuwischen. Es war allerdings gar nicht so einfach, die Blutung zu stoppen. Immer wieder begann die Blutung von Neuem. Immer wieder. Es hörte nicht auf. Er wandte sich zur Seite. Blut tropfte jetzt auf den Boden.
Schweinerei, dachte er.
Eine volle Minute lang musste er das Taschentuch vor die Nasenlöcher pressen, ehe es endlich aufhörte.
Es wird immer schlimmer!, ging es ihm durch den Kopf. Aber damit hatte er insgeheim gerechnet. Die Ärzte hatten es ihm nämlich vorhergesagt. Es gehörte zum normalen Verlauf seiner verfluchten Krankheit und alles in allem war das Nasenbluten noch eher eines der harmloseren Symptome. Die wirklich schlimmen Dinge würden wohl noch kommen.
Der schattenhafte Killer nahm zum Schluss dann noch eine Decke, die er über die Leiche der Frau legte. Dann schloss er den Kofferraum.
Später lag die Leiche auf einem Tisch in einem nur sehr spärlich beleuchteten Kellerraum. Eine Glühbirne an der kahlen Decke war die einzige Lichtquelle. Das sehr leise Surren verstummte, als die Tätowiermaschine nun abgeschaltet wurde. Der Mörder legte jetzt sie zur Seite und betrachtete sein entstandenes Kunstwerk, das er in die zarte Haut der jungen Frau gestochen hatte. Ein Schriftzug aus ziemlich verschnörkelten Fraktur-Lettern zog sich vom Gesäßansatz bis hinauf zum Schulterblatt und bildete dabei dann eine gewundene Schlangenlinie.
Ein mattes Lächeln zeichnete sich jetzt in die blassen Züge seines Gesichts.
Gut sieht das aus, fand der blasse Mann.
Etwas kitzelte in der Nase. Vorsorglich griff er nach einem Papiertaschentuch. Aber entgegen seiner Befürchtung setzte das Nasenbluten nicht wieder ein.
Eine ganze Weile stand er dann da und betrachtete den Rücken der Toten.
Es ist immer so schnell vorbei, dachte er bedauernd. Er hatte es wirklich genossen, jeden einzelnen dieser verschnörkelten Buchstaben in die Haut dieser jungen Frau zu stechen. Jetzt galt seine Aufmerksamkeit vor allem einer Frage. Wo sollte er den Leichnam hinbringen? Es musste ein Ort sein, an dem man sie auf jeden Fall schnell finden würde. Schließlich sollte die Botschaft, die er auf den Rücken dieser Frau gestochen hatte, gesehen werden.
Später fuhr er zum Ortsausgang von Almstedt in Niedersachsen. Eine einzige Straße führte durch den Ort, die Bahnhofsallee. An ihr waren die Häuser und Geschäfte wie an einer Perlenkette aufgereiht. Ein kleines Nest abseits der großen Verkehrswege. Ein Nest, von dem bisher wohl noch nie jemand etwas gehört hatte, der weiter als vierzig Kilometer von Almstedt entfernt lebte.
Aber das sollte sich nun ändern ...
Jahre später ...
„Beate Michels war wohl das erste Opfer des sogenannten Tattoo-Killers, wie man ihn später nannte”, erläuterte uns Kriminaldirektor Hoch. Der Chef unsrer Abteilung im BKA hatte die Hände in den tiefen Taschen seiner Flanellhose. Die Hemdsärmel waren hochgekrempelt, die Krawatte hing ihm locker um den Hals.
Mein Kollege Rudi Meier und ich saßen ihm in seinem Büro gegenüber. Es ging um einen so genannten Cold Case, eine kalten Fall, der nach vielen Jahren plötzlich wieder verdammt heiß geworden war. Ein Serienkiller, dessen Mordserie vor Jahren aus einem nicht ermittelbaren Grund abgebrochen hatte und jetzt mit zwei neuen Taten nach dem alten Muster wieder aktiv geworden war. Zwei grausame Morde innerhalb sehr, sehr kurzer Zeit. Und es stand zu befürchten, dass er damit noch keineswegs genug hatte.
Ein Fall, der klassischerweise wohl in unsere Zuständigkeit fiel. Schon deshalb, weil die Taten ja in unterschiedlichen Bundesländern begangen worden waren.
Mörder halten sich leider ungern an Zuständigkeitsgrenzen.
Ist eben so.
Kriminaldirektor Hoch deutete auf das Bild auf dem Flachbildschirm. Es zeigte eine junge Frau, so Ende zwanzig.
„Beate Michels stammt, genau wie alle anderen Opfer der ersten Serie aus Almstedt, Niedersachsen beziehungsweise der näheren Umgebung dieses Ortes”, erläuterte Kriminaldirektor Hoch. „Aufgefunden wurden die Frauen allerdings an sehr unterschiedlichen Orten in mehreren Bundesländern. Und eines der Opfer war zwei Monate vor seiner Ermordung nach Börneburg gezogen.” Kriminaldirektor Hoch machte eine Pause und wandte sich uns zu. „Jetzt hat es zwei neue Fälle innerhalb kürzester Zeit gegeben. Die Art und Weise der Tatbegehung stimmt exakt mit den Almstedt-Morden überein, dass es eigentlich kaum einen Zweifel darüber geben kann, dass es sich um denselben Täter handelt.”
„Aber die Frauen aus den zwei neuen Fällen stammen nicht aus diesem Nest in Niedersachsen?”, vergewisserte ich mich.
Kriminaldirektor Hoch schüttelte den Kopf.
„Nein, das ist richtig. Allerdings legen die bisherigen Ermittlungen nahe, dass die Herkunft der Frauen auch nicht das entscheidende Kriterium war, das zu ihrer Auswahl führte. Aber lassen Sie mich zu Beate Michels zurückkommen. Sie ist das erste Opfer gewesen und alle Elemente, die bei den späteren Taten eine Rolle spielten, sind bei diesem Verbrechen bereits vorhanden.” Kriminaldirektor Hoch betätigte eine Fernbedienung, woraufhin wir ein weiteres Bild gezeigt bekamen. Es zeigte einen am Fahrbahnrand abgestellten Honda Civic. Es war deutlich zu sehen, dass mit den Reifen etwas nicht stimmte. Einer war vollkommen platt, der andere hatte auch bei weitem zu wenig Luft, um sich damit noch in den Verkehr trauen zu können.
„Die damaligen Ermittler nehmen folgenden Tathergang an: Der Täter hat seinem Opfer aufgelauert und es beobachtet. Vermutlich an einer nahegelegenen Tankstelle mit Raststätte hat er einen unbeobachteten Moment genutzt, um dafür zu sorgen, dass die Reifen Luft verlieren. Nach ein paar Kilometern muss Beate Michels bemerkt haben, dass mit dem Reifendruck etwas nicht in Ordnung war und fuhr an den Fahrbahnrand. Wenig später muss der Täter aufgetaucht sein. Er hat sein Opfer mit einer kleinkalibrigen Waffe getötet. Er verwendete ein Teilmantelgeschoss, das den Körper nicht durchdringt. Und das hatte seinen makaberen Grund.” Kriminaldirektor Hoch zeigte uns eine weitere Aufnahme. Sie zeigte den Rücken von Beate Michels, wie auf der Bildunterschrift zu sehen war und war offenbar im Sektionsraum der Gerichtsmedizin aufgenommen worden.
„Vom Satan gezeichnet”, las Rudi den Satz, der sich in Fraktur-Buchstaben vom Gesäß-Ansatz bis zum Schulterblatt hinaufzog.
„Die Leiche von Beate Michels wurde am Ortseingang von Almstedt abgelegt”, berichtete Kriminaldirektor Hoch. „Sie war bekleidet und war sitzend an ein Straßenschild gelehnt worden. Das war zwei Tage nachdem ihr Wagen am Rand der Autobahn gefunden wurde.”
„In der Zwischenzeit hat der Täter ihr die Tätowierung beigebracht”, murmelte ich.
Kriminaldirektor Hoch nickte.
„Jedes Opfer bekam diesen Spruch auf den Rücken. Die Gestaltung wich manchmal etwas voneinander ab. Aber es gibt ein paar Eigenarten, die diesen Schriftzug unverwechselbar machen.” Kriminaldirektor Hoch zoomte den Schriftzug näher heran. Ein A nahm jetzt den gesamten Bildschirm ein. „Sehen sie die zusätzlichen Schwünge, an deren Enden ein kleiner Schlangenkopf zu sehen ist?”
„Ja”, nickte ich.
„Dieses Detail wurde in den Medien nie erwähnt. Es wäre explizites Täter-Wissen und hätte eventuell helfen können, den Täter zu überführen. Die neuen Fälle haben dieselben Schwünge, die nach Ansicht unserer Sachverständigen wirklich sehr individuell sind.”
„So besteht kein Zweifel daran, dass die zwei neuen Fälle vom selben Täter begangen wurden?”, hakte ich nach.
„Sie haben die Einzelheiten natürlich in den Dossiers. Und unser Ermittlungsteam Erkennungsdienst in Quardenburg wird jeden Stein noch einmal umdrehen, da können Sie sicher sein. Und was die neuen Fälle angeht, sind die Untersuchungen natürlich noch nicht vollkommen abgeschlossen.” Kriminaldirektor Hoch atmete tief durch und fuhr dann fort: „Aber wenn Sie mich fragen, dann kann es eigentlich keinen Zweifel daran geben, dass es derselbe Täter war.”
„Was ist mit der Waffe und den Projektilen?”, fragte Rudi.
„Tja, der Tattoo-Mörder scheint eine vorsichtige Person zu sein. Er hat für jede Tat eine neue Waffe benutzt. Auch dazu finden Sie Einzelheiten in den Unterlagen. Immer dasselbe Kaliber, immer ein Teilmantelgeschoss, damit auf dem Rücken keine Austrittswunde entsteht, die es ihm sein Tattoo-Kunstwerk wohl verdorben hätte und immer mit Schalldämpfer. Das haben die Untersuchungen an den Projektilen eindeutig ergeben.”
„Immer derselbe Schalldämpfer?”, fragte Rudi.
Ebenso wie ein Pistolenlauf hinterlässt auch ein Schalldämpfer am Projektil ganz charakteristische, quasi individuelle Veränderungen, die wie ein Fingerabdruck verwendet werden können. Ein Schalldämpfer ist genauso eindeutig identifizierbar wie eine Waffe - und natürlich eine bestimmte Kombination aus Schalldämpfer und Waffe.
Kriminaldirektor Hoch schüttelte den Kopf.
„Wie ich schon sagte, dieser Täter war sehr vorsichtig. Er hat jedes Mal einen anderen Schalldämpfer verwendet.”
„So leicht ist es aber nicht, in Deutschland Waffen zu kaufen. Da wundert es mich ehrlich gesagt, warum der Täter eine Waffe nicht mehrfach benutzt”, sagte ich.
„Vermutlich deshalb, weil die Täter die Möglichkeiten, die unsere Labors inzwischen zur Identifikation und Zuordnung von Waffen und Projektilen haben, nicht unterschätzen”, vermutete Kriminaldirektor Hoch. „Wie auch immer, der Täter macht es uns nicht leicht. Schon bei den bisherigen Ermittlungen gingen die hinzugezogenen Polizeipsychologen davon aus, dass es sich um eine sehr vorsichtige Person handelt. Möglicherweise wirkt der Täter nach außen sehr unscheinbar, was es ihm erleichtert, sich seinen Opfern zu nähern, da er von niemandem als Bedrohung wahrgenommen wird.”
„Was könnte der Grund dafür sein, dass seine Serie eine Unterbrechung erfuhr?”, fragte ich.
Kriminaldirektor Hoch hob die Augenbrauen.
„Da kommen eben die üblichen Dinge infrage: Gefängnisaufenthalt, ein Aufenthalt im Ausland, veränderte Lebensumstände, die dafür gesorgt haben, dass kein subjektiver Auslöser für die Taten mehr vorhanden war.”
„Und was könnte ein solcher Auslöser in diesem Fall gewesen sein?”, fragte ich. „Ich meine, wer seinen Opfern ‘gezeichnet vom Satan’ auf den Rücken sticht, scheint wohl von einer Art morbider Mission erfüllt zu sein.”
„Ein wahnhaft veränderter Charakter liegt bei diesen Tatumständen wohl nahe”, sagte Kriminaldirektor Hoch. „Die Ermittler gingen zuerst von einem satanistischen Hintergrund aus. Jemand, der sich für auserwählt hält, im Auftrag des Satans irgendwelche Dinge zu tun, die dann ein neues Zeitalter einleiten sollen oder etwas in der Art. Mir liegt allerdings jetzt ein Gutachten eines Profilers aus Quardenburg vor, der zu einem abweichenden Urteil kommt.”
„Inwiefern?”, fragte ich.
„Die Analyse ist Ihrem Datenmaterial beigefügt”, sagte Kriminaldirektor Hoch. „Im Wesentlichen geht es darum, dass die Zeichnungen auf dem Rücken der Frauen beurteilt und interpretiert werden. Das Gutachten kommt zu dem gut begründeten Schluss, dass es sich um einen Täter mit sehr ausgeprägter Zwangsstörung handelt. Es könnte sein, dass er beispielsweise Büroklammern und Bleistifte abzählt, oder zwanghaft den Linien der Fugen auf dem Bürgersteig folgt oder sich zwanghaft wäscht. Seine Taten gehören demnach zu einem zwanghaften Ritual.”
„Und was haben dann die Tätowierungen damit zu tun?”, fragte Rudi.
„Die große Exaktheit, mit der die Details ausgearbeitet wurden, ginge weit über gewöhnliche Pedanterie hinaus.” Kriminaldirektor Hoch zuckte ratlos mit den Schultern. „Sie können davon halten, was Sie wollen, es ist eben nur ein Gutachten. Der Profiler, der es angefertigt hat, ist noch ziemlich jung und gilt als aufsteigender Stern seiner Zunft. Er lehrt jetzt in Quardenburg, und die Arbeit war seine Promotion.”
„Vielleicht sollten wir uns mal mit ihm unterhalten”, meinte Rudi.
Den Rest des Tages verbrachten Rudi und ich in erster Linie in unseren Büros im Hauptpräsidium. Wir telefonierten viel. Mit den Kollegen in Hannover, zu dessen Zuständigkeitsbereich Almstedt gehörte, ebenso wie mit den Kollegen aus Reichenberg, wo das letzte Opfer dieser Serie gefunden worden war.
Die Frau war auf einem Spielplatz gefunden worden. Der Täter hatte sie auf eine Bank gesetzt. Ein vorbeikommender Jogger hatte sie entdeckt. Man konnte nur froh sein, dass um die Zeit noch keine Kinder dort gewesen waren. Ich fragte mich, wie krank man sein musste, um so etwas zu tun.
Ansonsten machten Rudi und ich uns mit den Einzelheiten dieser Mordserie vertraut, soweit dazu Erkenntnisse vorlagen.