Kurioses und Besinnliches - Manuel Magiera - E-Book

Kurioses und Besinnliches E-Book

Manuel Magiera

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Beschreibung

Lustige Anekdoten, etwas zum Schmunzeln mit ernstem Hintergrund, herrliche Märchen, zwei nachdenkliche und interessante Biografien zu den Themen 2.Weltkrieg, Schlesien und Transsexualität, sowie erfolgreiche Wettbewerbsbeiträge zum Umweltschutz und weitere gesellschaftsrelevante Geschichten werden in diesem Sammelband präsentiert. Im Einzelnen: 1.Ihr Pharisäer Die Entstehung eines hochprozentigen Nationalgetränks 2.Paulaus an die Epheser Die Verse des Paulus im Hinblick auf den Kampf der Geschlechter: Die Frau sei dem Manne untertan. Zu früh gefreut, liebe Männer, es gibt noch weitere Verse, die eure Frauen jetzt kennenlernen können. 3.Umweltschutz ist doof! Ein verliebter dreizehnjähriger Schüler stellt während der Klassenarbeit das Gegenteil fest. 4.Im VW über die zugefrorene Nordsee Ja, das gab es 1963 wirklich! 5.Hörnum In den Jahren 1958 bis 1966 war das Leben auf Sylt noch etwas anders. Und auch in der Schule musste man in erster Linie gehorchen. Erinnerungen an eine herrliche Kinderzeit. 6.Rübezahls Heimat, Kamenz in Niederschlesien Eine weniger schöne Biografie, die über schreckliche Kriegserlebnisse berichtet und mit dem Verlust der Heimat endet. 7.Die Dubendorfer Eiche Der Bürgermeister einer kleinen Gemeinde steht wehrhaften Gemeinderatsmitgliedern und Bürgern gegenüber. 8.Das erste Mal im Leben Wer kennt sie nicht, die erste große Liebe und die vielen Mädchenträume, die sich um den Märchenprinzen ranken. 9.Tätowierte Kinderhaut Elfie ist Sekretärin bei Kanzler Schmidt und glaubt in Jochen ihren Traumprinzen gefunden zu haben. Eine tragische deutsch-deutsche Geschichte, die vom Krieg, Holocaust, DDR Regime und Mauerfall erzählt. 10.Allahu Akbar Wer das gelesen hat, wünscht sich nur noch, dass es endlich wahr wird. 11. Der verzauberte Prinz 12. Auf glattem Eis geborgen 13. Heiligabend im Wandel der Zeit 14. Marcus, meine Mutter ist transsexuell. (Biografie)

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Seitenzahl: 190

Veröffentlichungsjahr: 2012

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Manuel Magiera begann 2009 Jugendromane und Kinderbücher zu schreiben. Unzählige Beiträge zu Wettbewerben schlossen sich an. Darunter auch die

Kriegserinnerungen seines in Niederschlesien geborenen Vaters. Die erfolgreichsten und schönsten Geschichten, sowie Biografien wurden in diesem Band zusammengefasst.

Manuel Magiera

Kurioses und Besinnliches

Außergewöhnliche Geschichten

2012 Name des Autors: Manuel Magiera

Verlag: tredition GmbH, Hamburg ISBN:978-3-8491-1771-9

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http:// dnb.d-nb.de abrufbar.

Ihr Pharisäer

Paulus an die Epheser

Umweltschutz ist doof! Oder doch nicht?

Im Volkswagen über die vereiste Nordsee

Hörnum

Rübezahls Heimat-Kamenz in Niederschlesien

Die Dubendorfer Eiche

Das erste Mal im Leben

Tätowierte Kinderhaut

Allahu akbar

Der verzauberte Prinz

Auf glattem Eis geborgen

Heiligabend —Weihnacht daheim und im Wandel der Zeit

Marcus, meine Mutter ist transsexuell

Ihr Pharisäer

1. Platz im Schreibwettbewerb: Kurioses aus meinem Bundesland

Pastor Johannes kniete vor dem Kreuz seines Herrn. Voller Demut sah er den geschundenen Körper Christi an und streckte ihm flehend die Hände entgegen. „Herr hilf mir! Der Alkohol ist des Teufels Werk! Lass nicht zu, dass meine Gemeinde daran zugrunde geht." In gut zwei Stunden würde sich die alte Nordstrander Seefahrerkirche mit den Gläubigen gefüllt haben. Er wollte ihnen am diesjährigen Reformationstag eine Predigt halten, die sie sobald nicht wieder vergessen werden. Und heute, am 31.

Oktober Anno 1870, sollte die gesamte Gemeinde Nordstrand endlich für alle Zeit dem Alkohol abschwören!

Nachdenklich bestiegen die Kirchgänger denn auch an diesem Sonntag wieder ihre Pferde-und Ochsenfuhrwerke. Was der Herr Pastor da von ihnen verlangte, beschäftigte die Bürger doch in den nächsten Tagen und Monaten sehr. Eine Kindstaufe oder gar eine Hochzeit ohne einen Tropfen Alkohol war für sie eigentlich unvorstellbar!

Zwei Wochen später heiratete Bauer Thomsen seine junge Magd Gertrude. Was soll man sagen: Das Fest wurde natürlich eine einzige Katastrophe! Es gab den ganzen Abend nur Tee oder Kaffee und die Hochzeitsgäste verabschiedeten sich allesamt sehr frühzeitig von ihrem frischgebackenen Brautpaar. Nur der alte Pastor Johannes war mit sich zufrieden. Aber so konnte es nicht weitergehen!

Die Nordstrander Frauen beratschlagten, was man tun könnte. Marie, eine sehr erfahrene Dienstmagd, hatte plötzlich eine Idee. Sie nahm eine Tasse, kippte etwas Rum hinein, legte ein Stück Zucker dazu und füllte alles mit Kaffee auf.

Damit man den Alkohol nicht riechen konnte, setzte sie noch ein Sahnehäubchen darüber. Im November feierte man eine Kindstaufe. Und dieser Tag, an dem der Herr die kleine Clara Johanna Petersen bei ihrem

Namen rief, rückte die aus den Fugen geratene Welt der Küstenbewohner endlich wieder gerade. Es wurde ein sehr fröhliches Fest. Die Nordstrander Bürger feierten unbekümmert und ausgelassen bis zum nächsten Morgen.

So vergingen die Wintermonate. Die Einheimischen genossen wieder ihre Dorffeste und Pastor Johannes kniete in seiner Kirche und dankte dem Herrn. Dann nahte das Frühjahr. Aber vorher, am 22. Februar, feierte man traditionell seit dem 17. Jahrhundert den Petritag.

Petrus war der Schutzpatron aller Fischer und am Abend wurden die Walfänger mit einem großen Feuer, der Biike, sowie einem Fest verabschiedet. So geschah es auch am 22. Februar 1871. (Heute hat man den Brauch auf den 21.Februar verlegt.)

Dete Clausen, eine hübsche sechzehnjährige Deern aus Husum, kam zu Weihnachten zu Onkel und Tante auf den Hof nach Nordstrand in Stellung, wie man damals sagte.

Die gefüllten Kaffeetassen standen auf dem Tisch und die flachsblonde Dete nahm behände das Tablett auf. Natürlich bediente sie als wohlerzogenes Mädchen zuerst den Herrn Pastor. Der wunderte sich auch des Öfteren, wie leicht sich die Nordstrander Bürger von den alkoholischen Getränken losgesagt hatten. Er war jedoch ein sehr frommer Mensch und schrieb das tadellose Verhalten seiner Gemeinde sofort der grenzenlosen Güte und Gnade seines Herrn Jesus zu. Während er nun an die nächste Sonntagspredigt dachte, nahm er einen Schluck aus der Kaffeetasse.

Verwundert über den eigenartigen Geschmack, nippte er erneut an seinem Getränk.

Und auf des braven Pastors Stirn bildeten sich alsbald tiefe Zornesfalten, währenddessen er den Atem anhielt. Dabei weiteten sich seine Augen, bis man das Weiße darin erblicken konnte. Wutentbrannt knallte der ehrwürdige Gottesmann die Tasse mit dem hübschen blauen Friesenmuster auf den Tisch.

Sodann erhob er sich schwerfällig von seinem Stuhl und im großen Saal des Pharisäerhofes, der damals noch "Zum Seehund" hieß, wurde es

augenblicklich mucks Mäuschen still. Pastor Johannes war schließlich eine stattliche Erscheinung mit einer Körpergröße von etwa 1.80 Meter.

„Ihr Pharisäer!", rief er seiner Gemeinde erbost zu.

„Und was geschah dann?" Die sechsjährige Claudia blickte den Nordstrander Bauern Hans Hansen aufmerksam an, nachdem sie seiner spannenden Geschichte lauschen durfte. „Nichts!", antwortete der grauhaarige Mann. „Aber von dem Tag an, hatte das Getränk einen Namen." „Was ist denn nun das Geheimnis dieses Zaubertranks und warum stand der Pastor so wütend auf?", fragte Roman Kaiser neugierig. Der Berliner Lehrer machte gerade zusammen mit seiner Frau Gisela und den Kindern Claudia und Timmi Urlaub auf Nordstrand.

„Uwe, giv uns mol dree Pharisäer vun din Husmarke!" Hans Hansen nickte dem Kröger auffordernd und freundlich zu. „Probeeren geiht över stodeeren, seggn wi hier an de diek!"

Gisela las bereits den auf dem Tisch liegenden Prospekt, während sie ihrem zweijährigen Sohn einen Löffel Eis in dessen weit geöffneten Mund schob. „Hier steht, unten kommt ein Stück Zucker in die Tasse und dann gießt man Rum darauf. Danach wird das Ganze mit Kaffee aufgefüllt und damit man den Rum nicht riecht, kommt noch ein Sahnehäubchen obenauf!" Hans Hansen schmunzelte geheimnisvoll und verteilte die drei gefüllten Tassen auf sich und das junge Lehrerehepaar aus Berlin. „Na denn! Natürlich sagt an der Küste niemand Prost, denn das hätte dem Pastor ja alles verraten. Es heißt nur schlicht: Na denn! Hier gibt es auch eine besondere Regel: Wer sechs Pharisäer getrunken hat, bekommt den Siebenten und den Anruf fürs Taxi umsonst."

„Wissen Sie", meinte Gisela lächelnd, „unsere Kollegen fahren alle mit den Kindern ins Ausland. Aber wir haben uns entschlossen, unseren erst einmal die Schönheit Deutschlands zu zeigen!"

Es wurde ein kurzer, aber sehr vergnüglicher Abend.

„Papa hat heute Nacht die Schönheit Deutschlands gesehen. Mama sagt, er hat einen Kater. Aber er ist so krank, dass er jetzt nicht ans Telefon kommen kann und Dete hat aus Versehen die Tassen vertauscht", meldete die kleine Claudia am nächsten Morgen den überraschten Großeltern nach Berlin.

Viele Jahre später erfuhr sie auch, dass die Pharisäer eine Gruppe Menschen aus der jüdischen Religion waren und bereits 135 Jahre vor Christi Geburt lebten.

Übersetzt heißt Pharisäer die „Abgesonderten." Der Name kam daher, weil sich die Gruppe sehr intensiv um die Einhaltung der Regeln aus den Büchern Mose bemühte und überaus fromm lebte. Zu fromm, wie Jesus wohl später meinte und sie als überheblich und selbstgerecht bezeichnete. Durch diese Kritik, die eigentlich, weil aus dem Munde Jesu gekommen, gar keine war, benutzten viele Christen den Namen später als eine Art Schimpfwort. Jedoch waren und blieben die Pharisäer, die auch als Schriftgelehrte bezeichnet wurden, eine vom Volk sehr geschätzte Laienbewegung.

Paulus an die Epheser

4. Platz im Schreibwettbewerb: Kampf der Geschlechter

Epheser 5, Vers 21 Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn

Epheser 5, Vers 31

Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen und sie werden ein Fleisch sein.

Du Papa, Florians Eltern lassen sich scheiden. Hat Florian denn dann keine Mama und keinen Papa mehr?" Überrascht blicke ich von meiner Lektüre auf und lege die Zeitung beiseite. Florians Eltern sind gute Freunde von uns und unsere Kinder besuchen dieselbe Klasse. Von einer bevorstehenden Trennung höre ich deshalb zum ersten Mal.

„Woher weißt du denn das, Engelchen?", frage ich meine achtjährige Tochter, neugierig und doch mit einem Anflug leichten Unbehagens. Melanie zuckt nur kurz mit den Schultern, während sie unserem Langhaardackel gekonnt und fachfraulich einen Lockenwickler nach dem anderen ins Fell dreht. Mit erstaunten Augen bewundere ich die fast schon stoische Ruhe des Rüden. „Das hat Florian heute in der Schule erzählt.

Seine Mama hat zu seinem Papa gesagt, dass sie nicht sein Untertan ist. Sonst wären sie geschiedene Leute. Papa, was heißt das?"Als Vater muss man lernen sehr flexibel zu denken und ich ahne, was geschehen sein könnte. Der arme kleine Junge hat sicher ein Gespräch seiner Eltern mitbekommen und möglicherweise die falschen Schlüsse daraus gezogen. Mein Freund Marius ist nämlich Diakon und neckt seine Frau gerne mit dem berühmten Paulus Wort aus dem Epheser 5, Vers 22 „Das Weib sei dem Manne Untertan!"

In unserem Bekanntenkreis wurden seit Anfang des letzten Jahres leider schon drei Ehen geschieden und aus allen waren Kinder hervorgegangen, mit denen die unseren gespielt hatten. Natürlich waren sie nun auch verwirrt und konnten nicht begreifen, mit welchen Veränderungen die Freunde plötzlich zurecht kommen mussten. Ich bin Lehrer von Beruf und mir waren die ängstlichen Blicke meiner Tochter nicht verborgen geblieben, wenn eine Auseinandersetzung mit meiner Frau mal etwas heftiger ausfiel. Aber für uns kommt allein schon unseres Kindes wegen eine Trennung derzeit gar nicht in Betracht. Allerdings denke ich auch, dass es für Kinder wichtig ist, wenn sie sehen, wie sich die Eltern nach einem Streit wieder versöhnen. Das Leben ist nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen. Man muss in Partnerschaft und Ehe ständig Kompromisse eingehen. Es kommt darauf an, wie man sich den Herausforderungen des Alltags stellt und ob man bereit ist, mit dem Partner nach konstruktiven Lösungen zu suchen.

Nachdenklich betrachte ich mein Töchterchen, deren blondes Haar hell im Sonnenlicht glänzt.

Sie wird sicher einmal ein sehr hübscher Teenager werden und ich denke bereits mit Grausen daran, dass irgendwann ein fünfzehn oder sechzehnjähriger Junge vor unserem Haus auf sie warten und mir meinen kleinen Sonnenschein in die Disco entführen wird, so wie ich es vor vielen Jahren mit ihrer wunderschönen Mutter getan habe. Unser Hund hat inzwischen die ersten Dauerwellen seines Lebens mit einer wirklich beneidenswerten Ruhe über sich ergehen lassen. „Weißt du was, ich rufe mal bei Florians Eltern an und frage einfach, was da los ist", erkläre ich meiner Süßen spontan und greife mir bereits in der nächsten Sekunde das Handy.

Einen Augenblick später ist Marius am Telefon. Er ruft seine Frau Sabine sofort zu sich, als ich ihm von Florians Verdacht erzähle. Wie erwartet, fallen die beiden aus allen Wolken, bedanken sich immer wieder bei mir für den Anruf und geloben, sofort mit ihrem Sohn zu sprechen, wenn er vom Fußballtraining nach Hause kommt. Erleichtert lege ich den Hörer auf. Melanie hat sich inzwischen in meine Arme gekuschelt und kitzelt mich am Ohr.

„Aber sag mal Papa, warum müssen denn nun die Frauen dem Manne Untertan sein?"

Ich kenne meine wissbegierige Tochter und will gerade antworten, dass sie das gar nicht müssen, als plötzlich meine Ehegattin mit umgebundener Küchenschürze und gespitzten Ohren in der Türe steht. „Was habt Ihr denn für ausgefallene Gesprächsthemen? Meine Tochter wird niemals in ihrem Leben einem Mann Untertan sein, sondern natürlich eine selbstbewusste und emanzipierte Frau werden", höre ich sie mit einem nichts Gutes verheißenden gefährlichen Unterton in der Stimme sagen.

Ich kenne nach neun Ehejahren auch meine Frau und die verschiedenen Klangfärbungen ihrer Stimme. In Augenblicken wie diesem, ist äußerste Präzision vonnöten! Vorsichtig ordne ich deshalb meine Gedanken. Einer Auseinandersetzung mit meiner Gattin sollte man(n) besser aus dem Wege gehen, obgleich auch mir es nicht immer gelingt, die Wogen wieder zu glätten.

„Ich wollte es unserer Tochter gerade erklären. Der Satz des Paulus muss natürlich in seinem ganzen Zusammenhang gesehen werden. Es geht doch darum, dass die Menschen grundsätzlich Gott mehr zu gehorchen haben als dem Menschen.

In Vers 21 heißt es deshalb „Und seid einander Untertan in der Furcht Christi." Dann folgt leider in Vers 22 der unglückselige Ausspruch, dass die Frau dem Manne Untertan sei. Aber in den Versen 25 und 28 relativiert Paulus seine Aussage ja wieder, indem er sagt: „Ihr Männer, liebt Eure Frauen, gleich auch Christus geliebt hat die Gemeinde und hat sich selbst für sie gegeben...

So sollen auch die Männer ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Leib."

Ich möchte nebenbei bemerken, dass meine Frau einige Semester Theologie studiert hat. Sie blickt mir forschend und ziemlich streng in die Augen. Gottseidank kenne ich mich in der Bibel etwas aus. Mit Marius und unserem Pfarrer treffe ich mich des Öfteren zum abendlichen Plausch. Wir sind alle drei einem guten Tropfen Wein nicht abgeneigt und unterhalten uns dabei dann auch gerne über Berufliches. Der Paulus Satz ist natürlich stets ein beliebtes Thema unter bibelfesten Männern.

Meine holde Gattin wendet sich mit gekräuselter Stirn und zusammen gekniffenen Lippen dem Wohnzimmerschrank zu. Schweigend öffnet sie langsam die Schublade mit den Soßenkellen, während ich jede ihrer Bewegungen aufmerksam verfolge.

Man muss bei ihr auf alles gefasst sein, dass weiß ich inzwischen nur zu gut.

Mit verzücktem Blick scheint sie gefunden zu haben, wonach sie suchte. Sie fährt mit abgespreiztem Finger in die Lade, ergreift eine Soßenkelle und dreht sich, besagtes Teil bedrohlich in meine Richtung schwenkend, behände auf dem Absatz um. „Das Essen ist gleich fertig", schmunzelt sie und verschwindet sogleich wieder in der Küche. Melanie krault gedankenverloren an meinem Haaransatz.

Beim Kampf der Geschlechter gibt es keine Gewinner, aber viele Verlierer: Unsere Kinder. Wegen des Paulus Briefes werden meine Frau und ich uns wohl niemals ernsthaft streiten.

Umweltschutz ist doof! Oder doch nicht?

Gedanken eines dreizehnjährigen Schülers Beitrag zum Wettbewerbsthema Umweltschutz

Hi, ich bin Flemming.

Mein Alter: 13 Jahre

Meine Hobbys: Fußball, Skateboard fahren und Mädchen

Ich spiele in der C-Jugend unseres Dorfvereins. Die meisten Jungs in unserem Dorf sind in der Fußballsparte. Wenn ich mal nicht auf dem Sportplatz bin, fahre ich auf meinem Skateboard oder träume von Angelina. Angelina ist eine heiße Braut. Sie ist schon fünfzehn und geht in die achte Klasse. Alle Jungs in meiner Schule sind verrückt nach ihr. Gestern hat sie mich auf dem Schulhof angelächelt. Leute, mir wurde heiß und kalt zur selben Zeit! Apropos Schule. Im Augenblick sitze in der selbigen auf meinem Platz und warte darauf, dass unser Direx endlich das Thema für die Deutscharbeit an die Tafel schreibt. Er rödelt in seiner Tasche herum und kommt nicht zu Potte. Nicht, dass ich mich darüber freue, jetzt zwei Stunden Deutsch schreiben zu dürfen. Auf gar keinen Fall! Es gibt wirklich etwas Besseres: Mit Angelina durch den Wald spazieren, vielleicht. ihr duftendes blondes Haar riechen, ihre Hand streicheln und dann.

Lena schaut gerade zu mir hinüber. Ich glaube, ich lächle mal kurz zurück. Sie sieht eigentlich ganz süß aus, aber sie ist etwas zu jung für mich. Wir kennen uns schon aus dem Kindergarten.

Vielleicht sollte ich trotzdem mal mit ihr durch den Wald.

Da, na endlich! Konnte auch Zeit werden. Und wir haben doch nur zwei Stunden für den Aufsatz! Äh? Häh? Was schreibt der denn da an die Tafel?

„Meine Gedanken zum Umweltschutz"

Hat der sie vielleicht noch alle? Der Direx scheint plötzlich völlig verrückt geworden zu sein. Die anderen blicken auch schon ganz hilflos. Tim zuckt entnervt mit den Achseln. Was ist denn das bloß für ein blödes Thema! Och, Leute! 'Ne Fünf in Deutsch hätte mir gerade noch gefehlt. Die würde sich neben der Fünf in Mathe sicher gut machen. Ob Mum und Dad das auch lustig finden werden?

Umweltschutz?

Gestern machte Mum einen fürchterlichen Aufstand, weil ich die beiden Batterien aus meiner Taschenlampe im Mülleimer entsorgt hatte. „Die gehören in den Sondermüll! Hast du noch nie etwas von Umweltschutz gehört? Was lernt ihr eigentlich heute in der Schule?" Hey, Mum, reg dich ab. Wir schreiben gerade 'ne Deutscharbeit darüber und dein liebster und einziger Sohn ist auf dem besten Wege, sich wieder eine Fünf einzuhandeln!

Ja, Lena, Süße, ich weiß auch nicht mehr als du! Dieses Lächeln! Ich sollte sie wirklich mal zum Eis essen einladen. Aber wenn ich wieder eine Arbeit verhaue, kürzt mir Mum sicher das Taschengeld! Was war denn noch gestern?

Einen Augenblick später fuhren wir dann zusammen mit Dad in die Stadt zum Baumarkt.

Der Zaun muss gestrichen werden und unsere Garage soll auch wieder etwas Farbe sehen. Meine kleine Schwester hat sich als Malerin betätigt und ihre gesammelten Werke aus Filzstift zieren jetzt die rechte Garagenwand. Ich find's gar nicht so schlecht für eine Vierjährige, beim nächsten Mal schenke ich ihr vielleicht eine Spraydose. Dann kann sie schon mal mit echten Graffitis üben!

Als Dad die Farb-und Lackeimer in den Einkaufswagen stellte, ging Mums Keiferei gleich wieder von vorne los. „Die tragen doch nicht das Umweltsiegel, so ein Müll kommt mir nicht ins Haus!"

Mein alter Herr hatte es nur gut gemeint, schließlich waren die Farben im Angebot und meine Mutter jammert ständig herum, dass wir Kinder zu viel Geld kosten und alle sparen müssen. Wie dem auch sei, gegen Mama ist kein Kraut gewachsen. Er musste alles wieder zurückbringen und das ,Richtige' kaufen. Aber mein Dad blieb trotzdem ganz cool. Als alles eingekauft war, fuhren wir noch zum Autohändler. Und da konnte er gleich bei Mama punkten. Sein Wunschauto hatte einen Katalysator, wenig CO2-Ausstoß, die beste Euro-Norm. Es war eben ein besonders umweltfreundlicher Wagen. Zähneknirschend musste sie ihm recht geben. Ja, Vater hatte sie mit ihren eigenen Waffen geschlagen!

Was gibt's denn noch außerhalb der Familie zum Umweltschutz?

Na, der Regenwald in Brasilien muss geschützt werden, damit wir auf der Erde genug frische Luft zum Atmen behalten. Pflanzen assimilieren! Hatten wir gerade in Bio. Mit Licht, Kohlenstoffdioxid und Wasser produziert die Pflanze mittels eines grünen Farbstoffs, den man Chlorophyll nennt, Zucker und Stärke. Dabei wird Sauerstoff frei und den brauchen wir zum Atmen. Man sagt dazu auch Photosynthese. Also in Bio habe ich eine Zwei, da macht mir so leicht keiner etwas vor.

Die Industriebetriebe müssen unbedingt auf der ganzen Welt ihren Co2 Ausstoß verringern. Kohlenstoffdioxid ist ein farbloses und geruchloses Gas, das sich am Boden sammelt, weil es schwerer als Luft ist. Solange es in verdünnter Form vorkommt, ist es für den Menschen nicht gefährlich Aber durch das Verbrennen von Öl und Kohle und beim Autofahren entsteht zu viel Kohlenstoffdioxid. So steigt sein Anteil in der Luft stetig an.

Es saugt viel Wärme auf und trägt dazu bei, dass es in unserer Atmosphäre immer wärmer wird.

Deshalb wird es auch Treibhausgas genannt. Selbst in der Limo ist es drin.

Dadurch sprudeln Cola und

Brause so lustig. Und sogar in Omas Abführzäpfchen ist CO2. Wenn es sich im Hintern auflöst, wird der Darm gedehnt und sie kann wieder aufs Klo gehen. Als ich das zu Hause erzählte, wurde Oma erst einmal böse. Sie dachte nämlich, ich wollte sie veräppeln! Aber Dad war wie immer auf meiner Seite und hat es ihr noch einmal ausführlich erklärt. Wir Männer halten in unserer Familie eben gut zusammen.

Hey, da hab ich ja schon eine ganze Menge für die Deutscharbeit. Den Regenwald und die Luft kann ich nur schwer selbst schützen. Das müssen die Politiker mit ihren Gesetzen machen. Unsere Bundeskanzlerin fährt ja auch immer zur

Klimakonferenz.

Kann ich denn vorher noch selbst etwas für den Umweltschutz tun?

Na klar, auf Mum hören und die gebrauchten Batterien ins Kaufhaus zurückbringen und in die extra dafür vorgesehene Pappschachtel werfen. Papier und Cola-Dosen gehören in den Mülleimer und nicht auf die Erde oder ins Gebüsch. Nur Apfelgehäuse verrotten. Die sind nämlich biologisch abbaubar. Und im Wald nimmt man seinen Müll wieder mit nach Hause und entsorgt ihn dort, wie es sich für einen guten Umweltschützer gehört. Vielleicht kann ich damit auch bei Angelina punkten?

Oder soll ich es doch vielleicht mal mit Lena versuchen?

Auf jeden Fall sollte ich jetzt langsam anfangen, meine Gedanken aufzuschreiben, bevor die zwei Stunden herum sind. Lena lächelt schon wieder. Hab jetzt keine Zeit, Süße! Wenn ich eine Eins schreibe, bekomme ich zehn Euro extra Taschengeld und dann gehen wir beide in die Eisdiele.

Umweltschutz ist doch gar nicht so doof, wie ich erst dachte.

Im Volkswagenüber die vereiste Nordsee

Für alle diejenigen, die sich noch daran erinnern

Die 60erJahre hatten es in sich. Am 04. April 1962, vierzehn Tage vor meinem sechsten Geburtstag, wurde ich mit einer voll beladenen bunten Schultüte im Arm und einem braunen Schulranzen auf dem Rücken in Hörnum mit dem Ernst des Lebens konfrontiert. Im Februar desselben Jahres waren infolge einer schweren Sturmflut an der Nordseeküste viele Deiche gebrochen und vor allem in Hamburg starben in einer einzigen Nacht Hunderte von Menschen. Umso schöner wurde es dann ein Jahr später, im Februar 1963. Eine besondere Wetterlage hatte das Unmögliche möglich gemacht. Die Nordsee war zugefroren!

Ich lebte als Erstklässler mit meinen Eltern in Hörnum auf der Nordseeinsel Sylt. Mein Vater war Zollbeamter von Beruf und so kamen wir nach seiner Versetzung bereits 1958 aus meiner Geburtsstadt Lübeck dorthin. Sylt war und ist bis heute eine Insel im

Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer und normalerweise nur, wenn man nicht per Sportflugzeug oder Ausflugsdampfer anreist, über den Hindenburgdamm mit dem Autoreisezug erreichbar. Von der dänischen Insel Röm kam man auch mit der Fähre nach List übersetzen. In Niebüll wurden und werden die Autos verladen und in Westerland, der Hauptstadt, fährt man wieder von der Rampe herunter. Im Februar 1963 geschah dann etwas, mit dem niemand gerechnet hatte und das in die Geschichte einging. Der Wasserstand im Wattenmeer war extrem niedrig gewesen und ein osteuropäisches Hoch bescherte uns fast neun Wochen lang Dauerfrost. Auf der ruhigen See hatte sich eine ca. 1,50 m dicke Eisschicht gebildet, welche überall fest auf dem Wattboden auflag. Kurzerhand riefen die Sylter die sogenannte Eis-Avus ins Leben. Nördlich des Hindenburgdamms suchten sich die Autofahrer eine Schneise bis ans Meer und fuhren über dieses zum Festland hinüber.

Ich tobte wie alle anderen Kinder aus dem Dorf nach der Schule im Schnee und sauste mit meinem Schlitten die Dünen hinunter. Eines Tages hörte ich, wie meine Eltern von der neuen Straße durchs Watt sprachen. Am Wochenende wollten wir sie ausprobieren. Wir waren inzwischen stolze Besitzer eines hellgrünen VW Käfers geworden. Das Beste an dem Auto war die rückwärtige Kofferablage. Da hinein kletterte ich für mein Leben gern.

Meiner Mutter gefiel das gar nicht. Sie meinte, die Leute würden vielleicht denken, ich müsse dort sitzen. Aber ich bekam sie immer wieder herum und durfte es mir in meiner Höhle gemütlich machen. Nachdem sich meine Eltern dann genauestens bei ihren Bekannten über die An-und Abfahrtwege sowie natürlich die Gefahrlosigkeit erkundigt hatten, ging es los. Die Eis-Avus war tatsächlich von der Straßenbehörde aus Kiel für den Autoverkehr freigegeben worden.

Über Rantum und Westerland fuhren wir Richtung Keitum und dann weiter nach Morsum.