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Zwei transsexuelle Frauen versuchen ihr Leben zu bewältigen und geraten plötzlich unter Mordverdacht. Josie wurde noch als Studentin von ihrem Gutachter Marius von Dossenheim vergewaltigt, der seine zumeist transsexuellen Patientinnen immer wieder sexuell belästigte. Ihre Freundin Martina war ein katholischer Priester, als sie Josie kennen lernte. Sie brach alle Brücken hinter sich ab und ging ihren eigenen schwierigen Weg. Als Autorin versucht Martina, die einst Martin hieß, den Frauen auf ungewöhnliche Weise zu helfen, doch von Dossenheim kommt dabei ums Leben. Hat Josie sich endlich an ihrem Peiniger gerächt? Zum Nordkrimiaward geschrieben, spielt diese spannende Geschichte auch in der Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins und beschreibt die einzigartige Landschaft. Hauptkommissar Bernd Clausen ist passionierter Segler. Er bekommt es mit einem kniffligen Fall zu tun, der ein spektakuläres, unerwartetes Ende nimmt
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Seitenzahl: 40
Veröffentlichungsjahr: 2013
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Manuel Magiera
Tod in Kiel
Beitrag zum Nordkrimiaward
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Tod in Kiel
Impressum neobooks
Martina Behrens sitzt vor dem PC und unterbricht einen Moment ihre Schreibarbeit. Die Schriftstellerin sieht aus dem Fenster. Von hier oben im vierten Stock ihres Wohnhauses in Schilksee hat sie einen herrlichen Ausblick auf die Kieler Förde. Bei guter Witterung kann sie sogar bis zum Marineehrenmal nach Laboe schauen. Der erste Novembersturm peitscht gerade über die tobende See und auf den Wellen tanzen kleine Schaumkronen. Bei diesem Wetter wagt sich allerdings nicht einmal ein Hund hinaus. Auch die sonst so gut besuchte Promenade vor dem Haus ist menschenleer. In Norddeutschland gibt es natürlich kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung, wie man dort sagt. Martina erinnert sich schmunzelnd an diese Worte, die Josie, ihre beste Freundin, lachend äußerte, als die beiden am letzten Samstag, während eines gemeinsamen Spazierganges in Friedrichsort auf der Mole, plötzlich vom Regen überrascht wurden. Martina und Josie lernten sich vor zehn Jahren in Kiel kennen. Zu dieser Zeit studierte Josie in Kiel Germanistik. Nach ihrem Studium zog sie wieder in ihre Geburtsstadt Husum zurück. Ein besonderes Ereignis begründete damals ihre Freundschaft. Nun besuchen die beiden Frauen einander, so oft es ihre Zeit erlaubt. Martina wendet sich wieder ihrem neuen Kriminalroman zu.
Dieser beginnt vor zehn Jahren mit dem Tod des renommierten Kieler Mediziners Professor Dr. Carsten Lohmeyer. Der Achtundfünfzigjährige hatte einen schweren Unfall, bei dem sein Auto die Leitplanken auf der Holtenauer Hochbrücke durchbrach und dann tief hinab in den Nord-Ostsee Kanal stürzte, nicht überlebt. Der Sexualwissenschaftler war auf Geschlechtsidentitätsstörungen spezialisiert und galt unter den Kollegen als Fachmann für Transsexualität. Er fertigte auch die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Gutachten für das Amtsgericht an, wenn jemand einen Antrag auf Vornamens-und Personenstandänderung gestellt hatte.
Transsexuelle Menschen leben in der tiefen inneren Gewissheit, nicht dem biologischen, sondern dem Gegengeschlecht anzugehören. Es ist ein langer schwerer Weg, um psychische Identität und Körper in Einklang zu bringen. Neben den rechtlichen und medizinischen Hürden ergeben sich oft gesellschaftlich Probleme, da vielerorts noch Unwissenheit über die Störung besteht. Wenn sich Transsexuelle outen, verlieren sie z.B. häufig erst einmal ihren Arbeitsplatz und sind dann meistens auf finanzielle staatliche Hilfe angewiesen. Das Verhalten von Familie und Umwelt reicht über Unverständnis bis hin zu direkter Anfeindung und Diskriminierung. Eine im männlichen Körper geborene Frau, wird von der Umwelt dann nicht selten alslächerlich wahrgenommen, wenn sie die ersten zaghaften Versuche unternimmt, sich auch wie eine Frau zu schminken und zu kleiden. Carsten Lohmeyers Gutachten waren wichtig für das Amtsgericht, damit diesesüber die beantragte Änderung des Vornamens und des Personenstandes entscheiden konnte. Den medizinischen Behandlungsteil regelten die Krankenkassen. Wenn eine Frau dann operiert in ihrer neuen Rolle lebte, benötigte sie natürlich auch neue Ausweispapiere. Die sich an den Professor wendenden Patienten waren somit auf sein Gutachten und damit auf seine Mithilfe angewiesen. Der Arzt kannte das Dilemma der Frauen und nutzte deren Situation schamlos aus.
Martina weiß, worüber sie schreibt. Sie selbst lebte bis zu ihrem vierzigsten Lebensjahr in männlicher Rolle, bevor es ihr endlich gelang, auch äußerlich eine Frau zu werden. In ihrem Roman verbindet sie absichtlich Realität mit Fiktion, dahingehend, dass der Kern ihrer eigenen Geschichte und vor allem der ihrer Freundin Josie, erhalten bleibt, sie jedoch Namen und Personen ändert. So hat sie es mit Josie abgesprochen.
Lohmeyer pflegte regelmäßig zur Beichte zu gehen. Zwischen dem Priester Sven und Carsten Lohmeyer entwickelte sich ein Vertrauensverhältnis. So bemerkte Sven, welch’ ärztliches Fachwissen der Professor besaß. Und da beide von Berufs wegen zum Schweigen verpflichtet waren, fing der Priester an, dem Arzt von seinem eigenen Problem zu erzählen. Sven fühle sich schon seit frühester Kindheit als Mädchen, aber im streng katholischen Elternhaus war Transsexualität ein Tabu. Er war innerlich zerrissen. Dem Wunsch, das Gefängnis seines männlichen Körpers endlich verlassen zu können, stand sein Glaube entgegen. Zudem liebte er seine Tätigkeit als Priester. Die Gemeinde aufgeben? Kein Seelsorger mehr sein? Sven kämpfte gegen sich und gegen Gott. Darauf hin bot Lohmeyer ihm an, zu ihm in seine Villa zu kommen, um dort unerkannt Frauenkleider tragen zu können. Dankbar nahm Sven das Angebot des Professors an, und würde seiner weiblichen Seele auf diese Weise etwas Beruhigung verschaffen können. Dachte er...