Kurt Ahrens - Eckhard Schimpf - E-Book

Kurt Ahrens E-Book

Eckhard Schimpf

0,0
23,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Amateur unter Profis: Die Erfolgsstory einer unbekannten Legende Porsche 917 – bei diesem Wagen fällt den meisten Motorsportfans zuerst das Jahr 1970 ein. Das erste Mal, dass Porsche die 24 Stunden von Le Mans gewann, der Durchbruch für die Marke. Am Steuer saß Hans Hermann, eine Rennfahrer-Legende. Den ersten Sieg eines 917 feierte Porsche allerdings bereits 1969. Kurt Ahrens jr. hieß der heute fast unbekannte Pilot, der das Biest als Erster zähmte. Zusammen mit Joseph Siffert fuhr er beim 1000-km-Rennen von Zeltweg allen davon. Dieses Buch erzählt die einzigartige Geschichte des talentierten Rennfahrers, der daraus aber nie einen Beruf machen wollte. • Kurt Ahrens jr. und der 917: Die Geschichte zweier Porsche-Legenden • Spannendes Interview mit dem vergessenen deutschen Rennfahrer • Umfangreicher Statistikteil mit allen Rennergebnissen • Hochwertiges Geschenk für Autoliebhaber: In Leinen gebunden und mit zahlreichen Fotos aus der Zeit Kurt Ahrens jr., der hochbegabte Amateur der Porsche-Geschichte Wochentags saß er im Schrottbagger, am Wochenende duellierte er sich mit Jochen Rindt, Graham Hill und Jacky Ickx. Häufig sogar siegreich. Mit seinem großartigen Gespür für das Auto hätte er Rennsport-Geschichte schreiben können. Doch für Geld fahren wollte Kurt Ahrens jr. nie. Der Journalist und Motorsport-Experte Eckhard Schimpf kennt den genialen Amateur seit 65 Jahren. Jetzt zeichnet er die Erfolgsstory des Porsche-Werksfahrers nach: von den Anfängen in der Formel 3 bis zu seinem einzigen Formel-1-Start am Nürburgring und seinem Rückzug aus dem Motorsport mit nur 30 Jahren. Das emotionale Porträt einer vergessenen Größe des Porsche-Rennsports!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



ECKHARD SCHIMPF

EINER DIESERVERWEGENEN KERLEKURT AHRENS

Kurt Ahrens junior 1960 in einem Cooper T52 mit Fiat-Stanguellini-Motor im Heck.

Bis zur 18. Stunde lagen Kurt Ahrens und Vic Elford im Porsche 917 (Nummer 25) in Führung bei den 24 Stunden von Le Mans 1970. Dann stoppte sie ein Motorschaden. Der Sieg fiel aber dennoch an Porsche: durch den 917 von Herrmann/Attwood. Unser Bild zeigt die Startphase. Ahrens/Elford (25) vor dem 917 von Siffert/Redman (20) und dem Ferrari 512 von Vaccarella/Giunti (6). Weiter zu sehen die beiden Porsche 917 von Rodríguez/Kinnunen (Nummer 21) und Hobbs/Hailwood (22).

Eifelrennen auf dem Nürburgring 1968. Die erste Startreihe (von links): Jacky Ickx (Ferrari), Piers Courage (Brabham), Kurt Ahrens (Brabham) und Brian Redman (Ferrari).

Eine Art Klassenfoto, entstanden beim Großen Preis von Deutschland 1968 auf dem Nürburgring. Anlass? Allmählich drängten Sponsoren in den Rennsport. In diesem Fall unterstützte der Haushaltswaren-Hersteller Rowenta den Grand Prix. Der Veranstalter AvD zitierte deshalb alle Fahrer zum Gruppenbild – mit Rowenta-Feuerzeugen! Hintere Reihe von links: Bruce McLaren, Denis Hulme, Lucien Bianchi, Jacky Ickx, Graham Hill, Chris Amon, Joakim Bonnier (halb sitzend, in normaler Kluft) und ganz rechts stehend Jochen Rindt. Zweite Reihe (von unten beginnend): Kurt Ahrens, oberhalb von ihm Jean-Pierre Beltoise, dann weiter oben Piers Courage, neben ihm Jackie Oliver, Jo Siffert, Jackie Stewart. Unten (rechts neben Kurt Ahrens) hockend: Silvio Moser und Hubert Hahne.

INHALT

Der Amateur unter den Rennprofis

Horror-Unfall: Mit nur einem Schuh aus dem Wrack

»Rückspiegel brauchen Sie nicht«, sagte Piëch

Die Nacht vor der Tragödie mit Jim Clark

Vater Ahrens Original und wilder Typ

Lebensmodell mit Kindern, Partnern, Enkeln, Urenkeln

Ergebnisse aller Rennen von Kurt Ahrens junior

Im 917: Wie das Wiedersehen mit einem alten Freund

VORWORT

Thank you, Kurt!

Ich habe keine Ahnung warum: Aber nachdem ich mit verschiedenen anderen Copiloten im Porsche-Werksteam gefahren war (wie Dick Attwood, Brian Redman, Jo Siffert, Umberto Maglioli), hatte die Team-Leitung plötzlich die Idee, Kurt und mich 1969 für die 1.000 Kilometer von Spa zusammenzubringen. Im Nachhinein weiß ich: Das war eine gute Entscheidung.

Wir belegten in Spa den dritten Platz und fühlten uns sofort beide »wie zu Hause«. Als Team. Also rundum gut. Was indes keine leichte Aufgabe war, da Kurt kein Englisch sprach (und spricht) und ich praktisch kein Deutsch verstehe. Aber wir hatten nie Probleme, uns zu verständigen. Mit der gelegentlichen Übersetzungshilfe eines der Ingenieure stellten wir fest, dass uns beiden die gleiche Art der Abstimmung unseres Autos gefiel. Training und Tests verliefen also nie mühsam. Wir haben jedes Problem, das hier und da mal auftauchte, beseitigen können. Zwei Wochen nach dem ersten Start in Spa belegten wir bei den 1.000 Kilometern auf dem Nürburgring erneut den dritten Platz, was unsere Partnerschaft endgültig festigte. Kurt fuhr genauso schnell wie ich. Die einzige Schwierigkeit war, dass wir bei den Fahrerwechseln jeweils blitzschnell den Sitz austauschen mussten, denn Kurt war viel kleiner als ich.

Vic Elford, der Allrounder im Motorsport. Gewinner der Rallye Monte Carlo, Formel-1-Fahrer, Sportwagen-Pilot im Werksteam von Porsche

Wir bildeten ein sehr glückliches Team. Was für ein Kaliber der Kurt – von seinen fahrerischen Möglichkeiten her – war, das wusste ich ja aus den Formel-2-Rennen. Es gab also nie eine Diskussion zwischen ihm und mir oder gar Auseinandersetzungen. Eine Tatsache, die Kurt von den anderen Fahrern unterschied, mit denen ich gestartet war. Was das Auto betrifft, waren wir uns immer einig. Wir waren beide gleich gut darin, einen Rennwagen abzustimmen. Nur ein einziges Mal war ich es, der ein mysteriöses Handlingproblem ohne seine Mithilfe lösen konnte. Das war 1970 in Spa. Das ganze Training hindurch waren wir mit unserem 917 unzufrieden, was bei Tempo 300 wahrlich nicht angenehm war. Noch dazu im Regen. Die Sache ließ mir keine Ruhe. So fuhr ich tatsächlich um Mitternacht nochmals auf die Masta-Gerade hinaus (heute wäre das undenkbar) und entdeckte das Problem! Es war ein Riss an der Vorderradaufhängung. Kurt lag längst im Bett, als unsere Mechaniker darangingen und den Defekt beheben konnten. Wir mussten von weit hinten starten und wurden schließlich dennoch Dritte.

Wir waren beide gleich gut darin, einen Rennwagen abzustimmen. Wir hatten nie Probleme, obwohl Kurt kein Englisch spricht

Wie schnell Kurt sein konnte, zeigte sich 1970 in Le Mans. Zwar lese ich in vielen Berichten und Büchern: Trainingsbestzeit Vic Elford. Aber in Wirklichkeit war es Kurt, der unseren 917 auf den ersten Platz fuhr, auf Pole-Position. Wir führten lange, fielen aber dann doch noch aus. Dafür gewannen wir im gleichen Jahr die 1.000 Kilometer auf dem Nürburgring im 908. Ein großer Sieg für Kurt und für mich! Ich sage es in einem Satz: Kurt war der beste Copilot, den ich je hatte.

Leider haben wir außerhalb des Rennsports wegen der Sprachbarriere zwischen uns beiden nicht viel Kontakte knüpfen können. Schade, denn Kurt ist einer der nettesten Typen, die ich je gekannt habe. Auch jetzt, nach all den Jahren und trotz des Sprachproblems, schaffen wir es immer noch, regelmäßig in Verbindung zu bleiben. Danke, Kurt.

Vic Elford

29. Dezember 2020, Plantation/Miami (Florida)

Hockenheimer Fahrerlager-Szene aus dem Jahr 1960. Grasboden, Motorräder, ein interessierter amerikanischer GI. Vorn links der Fiat-Stanguellini von Kurt Ahrens junior, daneben der Cooper von Kurt Ahrens senior. Vater und Sohn sind ganz rechts zu sehen, im Gespräch mit ihren Helfern. Motorräder und Wagen starteten damals noch regelmäßig am gleichen Tag im bunten Programmwechsel.

Der Amateur unter den Profis. Sonntag auf dem Podium in Monza, Montag im Kran auf dem Schrotthof.

Weltklassefahrer: Mit diesem Prädikat klassifizierte früher der Automobilverband FIA vor jeder Saison die 25 besten Rennfahrer der Welt. Von 1968 bis 1970 gehörte auch ein heute fast vergessener Racer zu diesem elitären Zirkel: Kurt Ahrens. Er war einer, der nie das Rampenlicht suchte und nie Profi war – sondern stets als reiner Amateur Rennen fuhr. Dennoch gehörte er zu jenem feinen Kreis der besten Rennfahrer mit Formel-1-Reife. In einer Zeit, als Todesstürze alltäglich waren und Mut eine Tugend. Verwegene Kerle saßen in den Cockpits. Ahrens war einer von ihnen.

Im besten Rennfahreralter von 30 Jahren zog sich Kurt Ahrens junior aus dem Motorsport zurück.

Der gebürtige Braunschweiger ist über 80 Jahre alt und lebt auf einem riesigen Grundstück mitten in der Heide bei Barwedel im Kreis Gifhorn. Der heutigen iPhone-Generation dürfte er sicher unbekannt sein. Aber in der Rennsportszene und bei den Fans historischer Rennen hat der Name Kurt Ahrens noch immer hohen Rang.

Wer die Karriere von Ahrens auf herausragende Erfolge verknappen möchte, der landet mitten in Porsches Rennhistorie. Kurt Ahrens erkämpfte zusammen mit Jo Siffert 1969 den allerersten Sieg des Porsche 917. Diese Sternstunde ereignete sich beim Großen Preis von Österreich in Spielberg-Zeltweg auf dem Österreichring. Dass Kurt Ahrens ein Jahr später auch noch das berühmte 1.000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring auf einem Porsche 908/3 zusammen mit Vic Elford gewinnen konnte, rundet die Porsche-Visitenkarte des Braunschweigers zusätzlich ab.

Kurt Ahrens war ein Rennfahrer der Widersprüche. Obwohl er vom Beginn seiner Laufbahn 1958 bis zum Ende 1970 immer Formel-Rennwagen bevorzugte und fuhr, errang er doch die bedeutendsten Erfolge seiner Karriere in Sportwagen und Prototypen. Und obwohl er immer als Amateur an den Start ging, erzielte er diese Triumphe als Porsche-Werkspilot. Eine weitere Einzigartigkeit: Ahrens fuhr neben Porsche-Rennwagen auch Werkswagen von BMW, Ford, Mercedes und vor allem von Abarth, aber längerfristig binden mochte er sich nie. Er wollte frei sein – ein Privatier; eine in diesem Metier höchst ungewöhnliche Haltung. Genau wie die Tatsache, dass er Formel-1-Angebote hatte, sie aber – bis auf eine einzige Ausnahme – ausschlug. Für solche Originale, für derartige Fahrer, die aus reiner Passion Rennen bestritten, ist im Motorsport schon lange kein Platz mehr. Diese Figuren – wie der Privatier Kurt Ahrens – sind Episoden einer entrückten Vergangenheit.

Solche Originale, die Rennen aus reiner Passion betrieben, sind heute selten

Zu dieser Zwiespältigkeit passt auch sein plötzlicher Rückzug aus dem Motorsport im Spätherbst 1970 – im besten Rennfahreralter von 30 Jahren. Ziemlich unerwartet kam (zumindest für die Racing-Szene) dieser Entschluss, obwohl Kurt Ahrens für die Saison 1971 schon als Pilot für das Team Martini & Rossi Racing angekündigt worden war und er auch ein Angebot von John Wyer (Gulf Racing) hatte. Den Grund für seinen spontanen Rücktritt nannte er mal – mehr gemurmelt als klar formuliert: »Ich wollte überleben.« Nach sekundenlanger Denkpause folgte dann noch dieser Satz: »Ich hatte auch genug von diesem ganzen Stress. Auch die Familie war mir wichtiger.«

Jo Siffert und Ahrens erkämpften beim Großen Preis von Österreich 1969 den allerersten Sieg für den Porsche 917.

Wir beide, Kurt Ahrens und ich, haben Anfang der 70er-Jahre auf seinen Wunsch hin mal in einem alten Rennprogramm geblättert. »Hier, lies mal«, hatte er gesagt. Ich hatte ihn an jenem fernen Tag überreden wollen, für unser neu gegründetes Jägermeister Racing Team zu starten. Das Programm stammte aus dem Jahr 1963 oder 1964 von einem Formel-2-Rennen in Reims. Das Erschreckende: Beinahe die Hälfte der dort verzeichneten Fahrer lebte nicht mehr. Sie waren für Kurt Ahrens Weggefährten gewesen, Konkurrenten oder sogar Freunde wie Jochen Rindt, der sich mit Kurt Ahrens schon 1963 in der Formel Junior gerangelt hatte. Die Liste der tödlich Verunglückten, die wir an jenem Tag im Büro der Ahrens-Schrotthandlung Namen für Namen mit einem Bleistift abhakten, ist unvollständig. Erschütternd ist sie allemal. Aber auch in den Jahren zuvor – seit dem Motorsportdebüt von Kurt Ahrens im Jahr 1958 – starben ja pausenlos Rennfahrer auf den Pisten. Darunter waren zwei oder drei, die Vorbilder und Respektspersonen für Kurt Ahrens gewesen sind – wie etwa Wolfgang Graf Berghe von Trips.