Lago Maggiore Wanderführer Michael Müller Verlag - Silke Hertel - E-Book

Lago Maggiore Wanderführer Michael Müller Verlag E-Book

Silke Hertel

0,0
11,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

E-Book zur 1. Auflage 2017 "Anders reisen und dabei das Besondere entdecken: Mit den aktuellen Tipps aus den Michael-Müller-Reiseführern gestalten Sie Ihre Reise individuell, nachhaltig und sicher. Üppige, subtropische Gärten und karge Gipfel, gebändigte Natur und ungezähmte Wildnis, geschäftiges Treiben und absolute Stille, prächtige Belle-Époque-Palazzi und ursprüngliche Bergdörfer. Wer am zweitgrößten See im Südalpenraum die Wanderschuhe schnürt, entdeckt landschaftliche und kulturelle Kontraste. Wanderautorin Silke Hertel nimmt Sie mit auf 35 Entdeckungstouren rund um den See - vom einfachen Höhenweg durch schattige Edelkastanienwälder und vorbei an Gärten mit exotischen Blüten bis hin zur anspruchsvolleren Gipfelbesteigung im Fels. Oft bleibt nach der Tour genügend Zeit, um sich im Lago Maggiore oder in einem der glasklaren Flussgumpen von Maggia oder Verzasca zu erfrischen. Und natürlich, um sich in den zahlreichen Grotti und Ristoranti mit der einheimischen ""cucina nostrana"" zu belohnen."

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 348

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis
Wichtige HinweiseWandern am Lago MaggioreWanderregionen am Lago MaggioreWetter und WandersaisonStein- und Felskunde für WandererPflanzenweltTierweltAusrüstung und VerpflegungNotfall und NotfallnummernDie WanderwegeWanderkartenTourplanung und -durchführungLiteraturtippsTessiner NorduferTour 1: **** Von Monti della Motta zur Cima di SasselloLänge: 9,9 km ■ Gehzeit: 5:10 Std Tour 2: ** Auf dem Sentierone Valle Verzasca nach LavertezzoLänge: 11,7 km ■ Gehzeit: 4:50 Std Tour 3: * Von der Cardada-Bergstation auf die CimettaLänge: 6,9 km ■ Gehzeit: 2:50 Std ■ kinderfreundlichTour 4: ** Von Tegna auf die ColmaLänge: 7,9 km ■ Gehzeit: 3:25 Std ■ kinderfreundlichTour 5: *** Von Costa nach Monte di CominoLänge: 11,3 km ■ Gehzeit: 4:55 Std Tour 6: ** Von Porera über die Alpe di Naccio auf den Pizzo LeoneLänge: 9,1 km ■ Gehzeit: 4:15 Std ■ kinderfreundlichTour 7: ** Von Brissago über Ronco nach AsconaLänge: 10 km ■ Gehzeit: 4:05 Std Tour 8: ** Von Mergugno zur Capanna Al LegnLänge: 5 km ■ Gehzeit: 3:30 Std ■ kinderfreundlichPiemontesisches NordwestuferTour 9: *** Von Sant‘Agata auf den Monte GioveLänge: 8,4 km ■ Gehzeit: 4 Std Tour 10: *** Von Spoccia zum Bivacco Alpe QuadraLänge: 9,9 km ■ Gehzeit: 4:50 Std Tour 11: ** Von Orasso zur Alpe Monte VecchioLänge: 5,8 km ■ Gehzeit: 2:00 Std ■ kinderfreundlichTour 12: ** Von Trarego über den Monte Pian Bello zum Monte CarzaLänge: 12,8 km ■ Gehzeit: 4:20 Std Tour 13: * Von Carmine Inferiore nach Cànnero RivieraLänge: 4,2 km ■ Gehzeit: 1:40 Std ■ kinderfreundlichTour 14: ** Von Piancavallo auf den Monte MorissoloLänge: 5,7 km ■ Gehzeit: 2:25 Std ■ kinderfreundlichHinterland von VerbaniaTour 15: **** Von der Alpe Archia zu Pizzo Marona und Monte ZedaLänge: 14,9 km ■ Gehzeit: 5:50 Std Tour 16: * Von Premeno zum Sasso CorbèLänge: 6,5 km ■ Gehzeit: 2:40 Std Tour 17: *** Von der Capella Porta zum Pian CavalloneLänge: 10,3 km ■ Gehzeit: 4:50 Std Tour 18: * Von Cicogna ins Val PogalloLänge: 8,7 km ■ Gehzeit: 3:00 Std ■ kinderfreundlichTour 19: ** Von Ruspesso auf den Monte FaièLänge: 7,2 km ■ Gehzeit: 3:15 Std ■ kinderfreundlichTour 20: ** Von Mergozzo auf den Mont‘OrfanoLänge: 9,1 km ■ Gehzeit: 4:00 Std ■ kinderfreundlichTour 21: *** Von der Punta Migiandone zur Bergkapelle del Buon PastoreLänge: 19,1 km ■ Gehzeit: 7:35 Std Piemontesisches SüdwestuferTour 22: *** Abstieg vom Mottarone über den Monte Camoscio nach BavenoLänge: 11,9 km ■ Gehzeit: 4:25 Std Tour 23: ** Auf dem Sentiero dei Castagni von Stresa nach BelgirateLänge: 8,7 km ■ Gehzeit: 3:15 Std ■ kinderfreundlichTour 24: ** Aus dem Valle d‘Agogna auf den Monte FalòLänge: 10,8 km ■ Gehzeit: 3:45 Std Tour 25: * Von Fosseno zum Sass dal Pizz und Monte CornaggiaLänge: 5,4 km ■ Gehzeit: 2:15 Std ■ kinderfreundlichLombardisches OstuferTour 26: ** Abstieg vom Sasso del Ferro nach LavenoLänge: 4,7 km ■ Gehzeit: 2:05 Std Tour 27: *** Von Vararo über den Monte Nudo und die Pizzoni di LavenoLänge: 11,7 km ■ Gehzeit: 5:30 Std Tour 28: * Von Caldè zum Froda-WasserfallLänge: 7,6 km ■ Gehzeit: 2:55 Std ■ kinderfreundlichTour 29: * Der Giro del Sole e della Luna in AgraLänge: 5,4 km ■ Gehzeit: 1:50 Std Tour 30: *** Auf dem Sentiero degli Alpeggi zum Monte LemaLänge: 13,5 km ■ Gehzeit: 5:20 Std Tour 31: ** Rund um das Val Viascola zum Bergdorf MonteviascoLänge: 11,7 km ■ Gehzeit: 4:30 Std ■ kinderfreundlichTessiner NordostuferTour 32: **** Vom Pass La Forcora über den Covreto zum Monte PaglioneLänge: 10,5 km ■ Gehzeit: 4:05 Std Tour 33: *** Von der Alpe di Neggia zum Monte Gradiccioli und Monte TamaroLänge: 11,2 km ■ Gehzeit: 5:30 Std Tour 34: ** Von der Alpe di Neggia zum Monte GambarognoLänge: 3,9 km ■ Gehzeit: 2:05 Std ■ kinderfreundlichTour 35: ** Von Sant‘Abbondio zum Maiensäss Monti di CavianoLänge: 5,5 km ■ Gehzeit: 3:15 Std ■ kinderfreundlichÜber dieses BuchIndex
Wandern am Lago Maggiore
Eingerahmt von Bergketten erstreckt sich der Lago Maggiore, der zweitgrößte See Italiens, wie ein blauer Fjord vor dem Panorama der eisbedeckten Schweizer Viertausender. Palmen und blühende Kamelien, blumenübersäte Bergwiesen, bunt leuchtende Herbstwälder, einsame Pfade durch wilde Natur, glasklare Wildbäche in tiefen Schluchten, uralte Bergdörfer mit steingedeckten Häusern und verwinkelten Gassen, malerische Orte mit geschäftigem Treiben, einladende Strandpromenaden und Seebäder, Kirchen und Kapellen mit uralter Tradition, prächtige Villen und herrschaftliche Gärten voll subtropischer Pflanzenpracht - Wanderungen am „Lago“ bieten zu jeder Jahreszeit eine Fülle von Eindrücken.

Blick vom Aussichtspunkt auf die Magadinoebene (Tour 34)

Nur wenige Meter über dem See taucht man in eine andere Welt ein - in eine ursprüngliche, leise und entschleunigte Welt. Der bekannte Schriftsteller, Literatur-Nobelpreisträger und in der Luganer Nachbarschaft lebende Hermann Hesse beschrieb dies im Jahr 1927 treffend: „Und sobald man die Nähe der Hotels und die paar beliebtesten Ausflugsstraßen hinter sich lässt und in das steile, raue Bergland eindringt, dann ist man außerhalb Europas und außerhalb der Zeit“.
Da viele Wanderungen in diesem Führer als Halbtagestouren konzipiert sind, kann man sich fast immer beim Bad im See von den Anstrengungen erholen oder das kulturelle und kulinarische Angebot erkunden. Und dieses ist überaus vielfältig, haben doch gleich drei Regionen Anteil am See - der Schweizer Kanton Tessin und die beiden italienischen Regionen Piemont und Lombardei. Jede der drei Regionen besitzt ihre unverwechselbaren Traditionen, Feste und köstlichen Spezialitäten.
Zahlen und Fakten zum Lago Maggiore
Der Lago Maggiore liegt auf 195 m ü. M. und misst von Magadino im Norden bis Sesto Calende im Süden 66 km. Die breiteste Stelle erreicht das von Gletschern ausgeschliffene Seebecken mit 12 km bei Baveno am Borromäischen Golf. Die Ufergesamtlänge beträgt 166 km. Die größte Tiefe erreicht der Lago Maggiore mit 372 m zwischen Ghiffa und Porto Valtravaglia.
Die Gesamtfläche von 212,5 km² verteilt sich auf den Schweizer Kanton Tessin und die italienischen Regionen Lombardei (Ostufer) und Piemont (Westufer). Mit 42 km² nimmt dabei das im äußersten Norden gelegene Schweizer Gebiet den kleinsten Anteil ein. Der wasserreichste der über 80 Zuflüsse ist der Ticino, der bei Magadino im Norden in den See fließt und ihn bei Sesto Calende im Süden wieder verlässt.
Wanderregionen am Lago Maggiore
Die Wanderregionen am Lago Maggiore lassen sich recht gut auf Grundlage der Regionsgrenzen und der topographischen Gegebenheiten unterscheiden. Da die meisten meiner Leser von Norden kommen und auf der Gotthard- oder San-Bernardino-Route an den Lago Maggiore reisen, beginnt dieser Wanderführer auch mit dem Schweizer Teil und arbeitet sich von hier aus am Westufer nach Süden, lässt dort die flache, unspektakuläre Hügellandschaft aus und wendet sich am Ostufer wieder nach oben in den schweizerischen Nordostteil.
Tessiner Nordufer mit Centovalli, Maggia- und Verzasca-Tal (Schweiz/CH): Nördlich von Locarno und Ascona streben die Tessiner Alpen in den Himmel. Gegliedert werden sie von tief eingeschnittenen Tälern, die sich ideal von Locarno aus ideal erkunden lassen. Nordöstlich befindet sich der von einer 220 m hohen Staumauer versperrte Taleingang des Valle Verzasca. Steile Berghänge mit zahlreichen Wasserfällen säumen den smaragdgrünen Wildfluss. Ein reizvoller Wanderweg, der Sentierone Valle Verzasca (→ Tour 2) führt durch das gesamte Tal bis zum letzten bewohnten Ort. Östlich des Taleingangs erhebt sich über der Magadino-Ebene das Felshorn des Sassariente - zusammen mit dem über eine Riesenmauer bezwingbaren Nachbargipfel der Cima di Sassello (→ Tour 1) eine lohnende Bergtour für trittsichere Wanderer. Parallel zum Valle Verzasca zieht hinter Locarno das Vallemaggia - das größte Tal der italienischen Schweiz - mit seinen zahlreichen Seitentälern in die Tessiner Alpen hinein. Am Beginn des langen Bergkammes, der die beiden Täler von-
Das Nationalpark-Projekt Locarnese
Anders als die Alpenländer Deutschland, Österreich und Frankreich besitzt die Schweiz derzeit nur einen einzigen Nationalpark im Engadin. Dies soll sich in den nächsten Jahren ändern. Um die Jahrtausendwende rief die Schweizer Naturschutzorganisation Pro Natura alle Schweizer Gemeinden dazu auf, die Machbarkeit eines weiteren Nationalparks zu prüfen. Nach einer mehrjährigen Planungsphase wurden zwei realistische Projekte forciert: der Parc Adula rund um das Rheinwaldhorn zwischen Graubünden und dem Tessin sowie der Parco Nazionale del Locarnese im Hinterland von Locarno. 16 Jahre nach Planungsbeginn ist der Parc Adula im November 2016 per Abstimmung gescheitert. Acht der 17 Parkgemeinden sprachen sich gegen das Projekt aus, zu groß war die Skepsis vor Umweltbürokratie und massiven Einschränkungen in der Kernzone des Parks. Übrig geblieben ist nun nur noch das Nationalpark-Projekt Locarnese. Doch auch dieses hat in der Vergangenheit Federn gelassen: im Jahr 2009 stand das Projekt nach dem Ausstieg von Cevio im oberen Maggiatal - der mit Abstand größten, am Park beteiligten Gemeinde - kurz vor dem Aus. Glücklicherweise konnten im Gegenzug das Centovalli, das Onsernonetal und die Seegemeinden Brissago, Ronco sopra Ascona und Ascona für den Park gewonnen werden. Der projektierte Park erstreckt sich nun von den Brissago-Inseln im Lago Maggiore bis nach Bosco Gurin, 35 km vom subtropischen Seeufer bis zum alpinen, 2863 m hohen Wandfluhhorn bzw. Pizzo Biela. Frühestens Ende 2017 stimmen die beteiligten Gemeinden über die Realisierung des Nationalparks ab.

Die wilde, zauberhafte Berglandschaft im Hinterland von Locarno soll zum Nationalpark werden

einander trennt, wacht aussichtsreich die 1671 m hohe Cimetta (→ Tour 3) über dem See, dank ihren Attraktionen das ideale Wanderziel für Familien. Bei Klettern sind die steilen Felsplatten von Ponte Brolla am Taleingang des Vallemaggia beliebt. Oberhalb des Klettergebietes wartet mit der 795 m hohen Colma (→ Tour 4) ein herrlicher, wenig frequentierter Aussichtspunkt auf Wanderer.
Bergbahnen im Centovalli
Drei kleine Seilbahnen verbinden den Talgrund des Centovalli mit den oben gelegenen Alpen und Bergdörfern und ermöglichen tolle Wanderungen. Während die Pendelbahn ab Verdasio am Nordhang nach Rasa emporschwebt, dem letzten autofreien Bergdorf des Tessins, führen die Bahnen Verdasio - Monte di Comino und Intragna - Pila - Costa zu Bergweilern auf sonnigen Hangterrassen am Südhang.
Funivia Verdasio - Rasa: ganzjähriger Betrieb, 9-13/14.20-18 Uhr alle 20 Min.; hin/zurück 12 sFr., erm. 8 sFr., Funivia Verdasio - Monte di Comino: Mitte Nov. bis Mitte März Winterpause, Juni bis Sept. 9-18.30 Uhr alle 30 Min., Sa/So/Fei schon ab 8.30 Uhr, Okt. 9-18 Uhr, März und Nov. 9-12.30/14-17 Uhr, April und Mai werktags 9-12.30/14-17.30 Uhr, Sa/So/Fei 9-18 Uhr; hin/zurück 18 sFr., erm. 11 sFr. Funivia Intragna - Pila - Costa: Betrieb Anfang März bis Mitte Nov., tägl. 9-12.40/14.30-18.10 Uhr alle 20 Min. (an jedem 1. Mi im Monat wegen Revision geschlossen); hin/zurück 12 sFr., erm. 8 sFr. Alle Seilbahnen sind gut mit der Centovalli-Bahn erreichbar, außerdem Parkplätze an den Talstationen.
Von Locarno in Richtung Westen erstreckt sich das Centovalli, ein von Schluchten durchzogenes, dicht bewaldetes Tal. Der Fluss Melezza hat sich hier im Laufe von Jahrmillionen tief in die Berge eingeschnitten. Drei kleine Bergbahnen verkürzen die Aufstiege zu aussichtsreich gelegenen Alpen und Weilern wie Costa, Monte di Comino (→ Tour 5) und Rasa. Während der breite, zerklüftete Kamm des Pizzo Ruscada das Centovalli vom Valle Onsernone im Norden trennt, grenzt das 2188 m hohe Gridone-Massiv das Tal vom Lago Maggiore im Süden ab. Mehrere Sträßchen führen vom Seeufer weit an den Hängen empor und ermöglichen den genussvollen Aufstieg zu fantastischen Aussichtslogen wie dem Rifugio Al Legn (→Tour 8) und dem Pizzo Leone (→ Tour 6). Mehr als 1000 m weiter unten schlängelt sich der Höhenweg von Brissago nach Ascona (→ Tour 7) durch die bewaldeten Bergflanken des Gridone-Massivs und bietet eine Wanderung in mediterranem Ambiente.
Piemontesisches Nordwestufer mit Val Cannobina (Italien/I): Der Gridone markiert die Staatsgrenze zwischen dem Schweizer Tessin und dem italienischen Piemont. Auch das piemontesische Nordwestufer wird von diesem höchsten Gipfel am See dominiert. So ist der Monte Giove (→ Tour 9), der aussichtsreiche Hausberg von Cannobio, ein südlicher Ausläufer des Gridone-Massivs. Bei Cannobio mündet das lange, üppig grüne Wildbachtal Valle Cannobina in den See. Ursprüngliche Bergdörfer wie Cursolo, Orasso und Spoccia sowie ein Netz aus alten Saumwegen machen das touristisch wenig erschlossene Tal zu einem überaus lohnenden Wanderrevier. Zu Fuß lässt sich ein uralten Kulturlandschaft entdecken wie auf dem Lehrpfad zur Alpe Monte Vecchio (→ Tour 11) sowie abgeschiedene Hütten inmitten fantastischer Natur wie das Bivacco Alpe Quadra (→ Tour 10) auf der Gridone-Südseite. Südlich von Cannobio liegt in einer geschützten Bucht Cannero Riviera. Beide Orte sind durch einen alten, reizvollen Saumweg miteinander verbunden, der das mittelalterliche Dorf Carmine superiore passiert (→Tour 13). Oberhalb von Cannero Riviera lädt der lange Bergrücken zwischen Cima Tondone und Monte Carza (→ Tour 12) zu einer Kammwanderung durch Farnwiesen und Wälder ein. Faszinierende Tief- und Weitblicke beschert der 1410 m hohe Monte Morissolo (→ Tour 14), der von Verteidigungsstellungen aus dem Ersten Weltkrieg überzogen ist.

Blick von der Piazza Cavour über den Lago di Mergozzo (Tour 20)

Hinterland von Verbania mit Val d'Ossola und Val Grande-Nationalpark (Italien/I): 15 km südlich der Schweizer Grenze liegt Verbania. Die größte Stadt am See ist für ihre botanischen Gärten und Parks bekannt. Südlich davon mündet der aus dem breiten Ossola-Tal kommende Fluss Toce in den Lago Maggiore und der See weitet sich zum Borromäischen Golf. Inmitten des Toce-Deltas sticht der Granitkegel des Mont’Orfano (→ Tour 20) sofort ins Auge. Im Ersten Weltkrieg war der Granitkegel von strategischer Bedeutung, und noch heute überziehen Militärwege und Stellungen seine Flanken. Der Berg trennt das verkehrsreiche Toce-Tal vom beschaulichen Lago di Mergozzo mit dem gleichnamigen Ort. Fast 1200 Höhenmeter über dem kristallklaren See erhebt sich der Gipfel des Monte Faiè (→ Tour 19).
Dank einem weit hinauf führenden Sträßchen ist der herrliche Aussichtsgipfel auch für Normalwanderer gut zu erreichen. Jenseits prägt der mächtige, 2161 m hohe Monte Massone die Landschaft. Auf seiner Ostseite schlängeln sich geschichtsträchtige Wege bergauf zu einer einsamen Bergkapelle (→ Tour 17) in fantastischer Panoramalage.
Wild und unwegsam - der Nationalpark Val Grande
Schroffe Gebirgszüge, wilde Schluchten, dichte Wälder, verlassene Almen und uralte Pfade - der 1992 gegründete Val-Grande-Nationalpark im piemontesischen Hinterland des Lago Maggiore ist ein Paradies für Naturliebhaber und Fans von abenteuerlichen Trekkingtouren.
Das größte Naturschutzgebiet Italiens und die größte zusammenhängende Wildnis der Alpen erstreckt sich auf einer Fläche von 146 Quadratkilometern zwischen dem Val d’Ossola, dem Valle Cannobina und dem Valle Vigezzo. Das namengebende Val Grande ist eine 9 km lange Schlucht im Südwesten des Gebiets, die im Nordosten vom Riserva Integrale del Pedum begrenzt wird - der Kernzone des Parks, die nur mit Bewilligung und zu Forschungszwecken betreten werden darf.
Früher wurde auf der heutigen Parkfläche intensiv Forst- und Almwirtschaft betrieben. Im Rahmen des sogenannten „Rastrellamento“, bei dem im Juni 1944 15.000 deutsche Soldaten und 2.000 italienische Faschisten die Partisanentruppen im Val Grande aufspürten und gnadenlos niedermetzelten, wurde die Infrastruktur im Gebiet größtenteils zerstört und die Bevölkerung wanderte ab. 1969 schloss die letzte bewirtschaftete Alpe und das Gebiet war fortan sich selbst überlassen. Die vom Menschen geprägte Kulturlandschaft wurde von der Natur zurückerobert - Steige und Siedlungen verfielen, Weiden verwilderten und die vom raubbauartigen Holzeinschlag gezeichneten Wälder erholten sich. Wer heute abseits der wenigen, regelmäßig unterhaltenen Hauptrouten des Parks unterwegs ist, kann somit - gute Orientierung und entsprechende Bergerfahrung vorausgesetzt - unvergessliche Tage in ungezähmter Natur verbringen.

Im April präsentieren sich die höchsten Gipfel des Val Grande noch tief verschneit - in der Mitte der Monte Zeda (Tour 9)

Östlich des Val d’Ossola dehnt sich die Bergwildnis des Val-Grande-Nationalparks (→ Kasten) aus. Von Cicogna, dem einzigen ganzjährig bewohnten Dorf im Park, führt eine bequeme Wanderung auf kühner Trasse zum einstigen Holzfällerdorf Pogallo (→ Tour 18). Deutlich anspruchsvoller sind die Touren zum Monte Zeda (→ Tour 15) - mit seinen 2156 m einer der besten Aussichtsgipfel am Lago Maggiore - und zum 1564 m hohen Pian Cavallone an der Ostgrenze des Parks. Auf der sonnigen Hochebene von Premeno im Hinterland von Verbania führt eine kurze, einfache Wanderung auf den aussichtsreichen Wiesenhügel Sasso Corbè (→ Tour 16).
Piemontesisches Südwestufer mit Mottarone-Massiv (Italien/I): Am Borromäischen Golf reihen sich die beliebten Ferienorte Baveno und Stresa aneinander, weiter im Süden folgen Belgirate und Lesa. Im Hinterland erstreckt sich zwischen dem Lago Maggiore und dem westlich davon gelegenen Lago d’Orta das Vergante. Die höchste Erhebung des bewaldeten Berggebiets bildet der 1491 m hohe Mottarone (→ Tour 22). Der erstklassige Aussichtsberg oberhalb von Stresa ist von zwei Bergstraßen und einer Seilbahn erschlossen.
Südlich des Mottarone locken noch zwei niedrigere Gipfel mit herrlichen Ausblicken, bevor die Berge in Richtung Po-Ebene in eine sanfte Hügellandschaft übergehen. Durch schattige Laubwälder und über sonnige Wiesen gelangt man unschwierig auf den 1080 m hohen Monte Falò (→ Tour 24) oder den 922 m hohen Monte Cornaggia (→ Tour 25). Ein lohnender Höhenweg für alle Jahreszeiten ist der Sentiero dei Castagni (→ Tour 23) zwischen Stresa und Belgirate.
Lombardisches Ostufer mit Valle Veddasca (Italien/I): Im Gegensatz zum Westufer mit seinen zahlreichen Villen, Grandhotels und Parks präsentiert sich das mit Laubwäldern überzogene Ostufer rauer und ursprünglicher. Manchmal wird es deshalb etwas abfällig auch „sponda magra“(„mageres Ufer“) genannt. Vielen Wanderern kommt die Ruhe und Beschaulichkeit jedoch entgegen.
Südlich von Laveno dehnen sich hügelige Endmoränen aus, dazwischen die Seen Lago di Varese, Lago di Monate und Lago di Comabbio. Ab Laveno dominieren dann die Vareser Voralpen mit den Tälern Valcuvia, Valtravaglia und Val Veddasca das Hinterland des Lago Maggiore. Weithin sichtbar ist der steil über dem Hafen von Laveno aufragende Sasso del Ferro (→ Tour 26), den man mit einer originellen Kübelbahn erreicht. Nordöstlich des Sasso del Ferro erlauben die drei Gipfelchen der Pizzoni di Laveno (→ Tour 27) und der 1235 m hohe Monte Nudo eine abwechslungsreiche, aussichtsreiche Kammüberschreitung. Üppig grüne Vegetation mit Farnen und Lianen erwartet den Wanderer weiter nördlich am versteckten Froda-Wasserfall (→ Tour 28) bei Caldè. Zwischen den beiden Touristenorten Luino und Maccagno liegt auf einer Sonnenterrasse 400 m über dem See der Ort Agra mit seinen beiden Rundwegen zu großartigen Aussichtspunkten (→ Tour 29). Ein weiterer Parade-Aussichtsberg der Vareser Voralpen ist der 1621 m hohe Monte Lema (→ Tour 30). Der durch eine Seilbahn von der Schweizer Seite erschlossene Grenzgipfel ist bei Wanderern und Mountainbikern gleichermaßen beliebt.
Auf eine Besonderheit trifft man im wildromantischen, engen Valle Veddasca, das von Maccagno nach Nordosten emporzieht und im oberen Drittel bereits zum Schweizer Kanton Tessin gehört. Hier klammern sich die Häuser von Monteviasco (→ Tour 31) an den steilen Hang, das nur über eine Mulattiera mit unzähligen Stufen oder per Seilbahn erreichbar ist. Vom Valle Veddasca führt ein schmales Sträßchen zum Sattel La Forcora. Dank dieser „Aufstiegshilfe“ lässt sich der Bergrücken zwischen dem Monte Sirti und dem Monte Paglione (→ Tour 32) als genussvolle Halbtagestour überschreiten.

An den Hängen des Monte Gambarogno hoch überm See (Tour 34)

Tessiner Nordostufer mit Monte Gambarogno-Massiv (Schweiz/Ch): Die Riviera del Gambarogno, wie der Abschnitt auch genannt wird, erstreckt sich über 10 km vom Seeanfang bei Magadino bis zur italienischen Grenze bei Zenna. Endlose Edelkastanienwälder überziehen die steilen Hänge, die vom Seeufer mehr als 1500 Höhenmeter emporsteigen. Die meisten Orte sind entweder eng an den See und die Uferstraße gebaut oder liegen auf Hangterrassen. Viele Dörfer besitzen an den Berghängen sogenannte Monti - idyllische, aussichtsreiche Almsiedlungen, die einst feste Stützpunkte beim Auftrieb des Viehs auf die Hochalmen waren und Namen wie Monti di Caviano (→ Tour 35), Monti di Sant’Abbondio oder Monti di Gerra tragen.
Von Vira, dem hübschen historischen Zentrum der Riviera del Gambarogno, schlängelt sich eine kurvenreiche Bergstraße hinauf zum 1395 m hohen Passo di Neggia, dem idealen Ausgangspunkt für die Besteigung des 1734 m hohen Monte Gambarogno (→ Tour 34) oder des 1962 m hohen Monte Tamaro (→ Tour 33). Beide Gipfel belohnen mit traumhaftem Panorama.
Wetter und Wandersaison
Klima-Charakteristik: Der Lago Maggiore ist berühmt für sein ganzjährig mildes, insubrisches Klima. Dieser nach dem keltischen Stamm der Insubrer benannte Klimatyp ist typisch für die großen Südalpenseen ist. Er zeichnet sich durch eine hohe Niederschlagsmenge, sehr viele Sonnentage und eine relativ hohe, ausgeglichene Temperatur aus. Möglich werden diese Vorzüge durch die geschützte Lage des Sees und sein enormes Wasservolumen von 37 Kubikkilometer, das in der kalten Jahreszeit als riesiger Wärmespeicher fungiert. Im Winter schirmen die Alpen den See von nordatlantischen Störungen und von kalten Winden ab. Im Sommer prallen milde, feuchte Südwestströmungen gegen den Alpensüdhang und bringen der Region ergiebige Niederschläge.
Temperaturen und Niederschläge: Die niedrigsten mittleren Tiefsttemperaturen am See werden im Januar erreicht. Mit 0,0 Grad in Verbania und 0,8 Grad in Locarno liegen sie - anders als in der Po-Ebene - nicht unter dem Gefrierpunkt. Durch den Klimawandel werden die Winter am See noch milder. Seit den 70er-Jahren nahm beispielsweise die Anzahl der Frosttage in Locarno um rund die Hälfte ab. So zeigt das Thermometer hier nur noch an durchschnittlich 30 Tagen pro Jahr Werte unter Null. Besonders mild ist es auf den Brissago-Inseln, wo nur an durchschnittlich 14 Tagen Frost herrscht.
Die Sommer am See sind heiß, durch die häufigen Winde (→ Tramontana und Inverna) jedoch selten drückend. Mit einer durchschnittlichen Höchsttemperatur von 26,9 Grad in Verbania und 27,1 Grad in Locarno ist der Juli der wärmste Monat . In den letzten Jahrzehnten hat die Zahl der Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad zugenommen. Die mildernde Wirkung des Sees zeigt sich an der geringeren Jahresschwankung (Unterschied zwischen niedrigstem und höchstem Monatsmittel) im Vergleich zur Po-Ebene. Im Herbst und Winter gibt die Wasserfläche des Lago Maggiore Wärme an die Luft ab, im Frühjahr und Sommer wirkt sie abkühlend.
Auf Grund der enormen Höhenunterschiede von fast 2000 m auf wenigen Kilometern gibt es in der Region beträchtliche Klimaunterschiede. Wer vom See zu den Gipfeln hinaufsteigt oder mit einer der Bergbahnen emporschwebt, merkt schnell, dass das Klima mit zunehmender Höhe deutlich rauer wird. So liegt die mittlere Juli-Höchsttemperatur auf der 1.671 m hohen Cimetta - dem Hausberg von Locarno - nur noch bei frischen 16,6 Grad. Auf den Gipfeln sind auch im Sommer nachts durchaus Fröste möglich.
Die Region ist mit reichlich Niederschlägen gesegnet. Trotz der hohen Niederschlagssummen (1897 mm/Jahr in Locarno) ist der Lago Maggiore für seine vielen Sonnenstunden bekannt - beachtliche 2300 sind es pro Jahr in Locarno (zum Vergleich Zürich mit 1700). Eigentlich ein Widerspruch, doch die großen Mengen fallen oft geballt in heftigen Regengüssen und Gewittern, nach denen sich rasch wieder die Sonne zeigt (→ Land unter in Locarno). Diese Kombination aus Feuchtigkeit, Wärme und Licht ist die Grundlage für die üppige insubrische Flora. Besonders niederschlagsreich sind die Südstaulagen, wenn ein Tiefdrucksystem feuchte Luft vom Mittelmeer gegen die Südalpen drückt. An der Gebirgsbarriere werden die Luftmassen zum Aufstieg gezwungen, ergiebige Niederschläge sind die Folge. Diese Wetterlage sorgt auf der Alpennordseite für den berühmt-berüchtigten Föhn. Genau gegensätzlich - mit bester Fernsicht, stürmischem Wind und Sonnenschein über mehrere Tage hinweg - präsentiert sich das Wetter bei Nordföhn, wenn sich also ein Tief auf der Nordseite der Alpen staut.
Anders als im Mittelmeergebiet mit ausgeprägtem Winterregen und trockenen Sommern fallen am Lago Maggiore zwischen Mai und Oktober die meisten Niederschläge. Die Winter am See präsentieren sich im Gegensatz zum Mittelmeer trocken und sonnenreich. Mit durchschnittlich 15 heiteren Januartagen kann etwa Locarno punkten.
Lago-Winde Tramontana und Inverna: Bei stabilem Hochdruckwetter wehen am See zwei lokale Winde. Die Tramontana setzt morgens ein und bläst bis etwa 10 Uhr aus dem Norden, die Inverna setzt üblicherweise zwischen 13 und 14 Uhr ein und bläst von Süden. Kehrt sich die Richtung der Inverna im Tagesverlauf um oder setzt der Wind aus, so deutet dies auf eine Wetteränderung hin. Weniger deutlich ausgeprägt als Tramontana und Inverna sind die sogenannten Montive - schwache Winde, die in der Nacht oder in der Dämmerung über den See streichen. Sie wehen von den Bergen durch die in den See mündenden Täler und tragen Namen wie Cannobino, Bozzasca und Mercuraghina.
Land unter in Locarno
Bei Süd- und Südwestwetterlagen wirkt das Hinterland des Lago Maggiore wie ein großer Sammeltrichter für Niederschläge. Das riesige Einzugsgebiet des Sees mit 6562 Quadratkilometer im Vergleich zu seiner Oberfläche von „nur“ 213 Quadratkilometer hat zur Folge, dass der Lago Maggiore sehr sensibel auf extreme Niederschläge reagiert. Hohe Pegelstände und Überschwemmungen sind daher keine Seltenheit. Besonders hart traf es die Region im Jahr 2000. Zwischen dem 11. und 17. Oktober gingen im südlichen Alpenraum extreme Dauerregen nieder. Diese führten zum stetigen Anstieg des Seepegels. Am 13. Oktober um Mitternacht überschritt das Wasser die kritische Marke von 195 m ü. M., in der Nacht auf den 17. Oktober erreichte es den Höchststand von 197,57 m und damit Rekordniveau im 20. Jahrhundert. Vom Hochwasser am stärksten betroffen war Locarno. Die komplette Seepromenade, die Piazza Grande sowie zahlreiche Wohngebiete standen unter Wasser, die Bevölkerung musste sich mit Booten fortbewegen. Allein in Locarno beliefen sich die Schäden auf mehr als 40 Millionen Franken.
Wandersaison: Bei entsprechender Tourenauswahl erstreckt sich die Wandersaison am Lago Maggiore über das ganze Jahr. Und jede Jahreszeit hat hier ihre eigenen, besonderen Reize. Es lohnt sich also, den Lago auch einmal abseits der üblichen Wandermonate zu besuchen. Die großen Höhenunterschiede am See erlauben ein Wandern „zwischen den Jahreszeiten“ - zwischen schneebedeckten Gipfelregionen und blühenden Ufern. Faszinierende Kontraste inbegriffen! Außerdem lässt es sich bei allzu großer Hitze am See gut in höhere Lagen flüchten, wo die Temperaturen deutlich angenehmer sind.
Herbst: Die schönste Wanderzeit ist sicherlich der Herbst, der in der Region von September bis teils in den Dezember hinein dauert. Stabile Hochdruckwetterlagen versprechen in dieser Zeit klaren Himmel und phantastische Fernsicht. Zwischen Ende Oktober und Anfang November kommt zudem die Herbstfärbung von Buchen, Birken und Lärchen hinzu. Der „Indian Summer“ verwandelt die Wälder in den höheren Lagen in ein Feuerwerk aus Rot, Gelb und Gold. Auch reichlich Essbares findet sich am Wegesrand - Esskastanien und Pilze haben jetzt Hochsaison. Einziger Nachteil zu dieser Jahreszeit ist die kürzere Tageslänge, v. a. wenn man längere Touren liebt.
Winter: Auch die Wintermonate haben ihren Reiz. Oft sind die Temperaturen so mild, dass man in einem der Cafés am Ufer sitzen und die Sonne genießen kann. Die meisten Touristen sind abgereist und Ruhe regiert. Wer sich mit Wanderungen unterhalb von etwa 1000 m begnügt, kann auch im Winter herrliche Touren unternehmen. Beispiele dafür sind die Höhenwege über dem See (Touren 7, 13, 23). Durch das fehlende Blätterdach kommt man nun selbst im Wald in den Genuss toller Ausblicke. Nach einem Wintereinbruch im Januar oder Februar kann es vorkommen, dass kurzzeitig auch die Uferregionen schneebedeckt sind, dies ist jedoch eher die Ausnahme. Besonders romantisch ist die Weihnachtszeit, wenn allerorts die Gassen geschmückt sind und sich die Weihnachtsbeleuchtung im See spiegelt. Beachten sollte man bei einem Wanderurlaub im Winter jedoch, dass viele Restaurants und Hotels zu dieser Zeit geschlossen haben und damit nur eine begrenzte Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung steht.

Nordseitig Schnee, südseitig trockene Wiesen - typische Situation am Pizzo-Leone-Ostrücken im Frühling (Tour 6)

Frühling: Wer die Blütenpracht am Lago Maggiore in ihrer ganzen Schönheit erleben will, plant seinen Wanderurlaub am besten im Frühjahr. Der Reigen beginnt bereits Anfang März mit Mimosen, Forsythien und Christrosen, bald darauf folgen Kamelien, Magnolien und Azaleen. Im Mai blühen auf zahlreichen Bergwiesen die Narzissen (→ Touren 10, 30). Nicht versäumen sollte man zu dieser Jahreszeit den Besuch eines der zahlreichen botanischen Gärten am See. Die landschaftlichen Kontraste sind im Frühling besonders ausgeprägt - während am Ufer die Vegetation üppig sprießt, präsentieren sich die Gipfel noch schneebedeckt. In den Straßencafés herrscht reges Treiben und auf den aussichtsreichen Pisten von Cimetta und Mottarone tummeln sich die Skifahrer. Die Luft ist oft kristallklar und die Fernsicht ausgezeichnet. Ab Mitte März taut der Schnee auf den Südhängen ab. Im April lassen sich südseitig bereits erste Gipfel bezwingen, während die Nordseiten der Berge noch gefroren sind. Im Mai zieht sich der Schnee auch in den Hochlagen rasch zurück und gibt vielfältige Tourenmöglichkeiten frei. Allerdings ist der Mai auch der Monat mit den meisten Niederschlagstagen.
Sommer: In den warmen Monaten kann eine Wanderung in tieferen Lagen auf Grund der hohen Temperaturen schnell schweißtreibend werden - dafür wartet aber anschließend die verdiente Abkühlung im See oder in einem der glasklaren Gebirgsbäche. Im Lauf des Tages verhindert Dunst oft den ersehnten Tief- und Weitblick. Vor allem bei langen Touren sollte man die Gewittergefahr (→ „Alpiner Wetterbericht“) im Hinterkopf behalten, die meist am Nachmittag ansteigt. Ein weiterer Wermutstropfen im Sommer ist der Touristenrummel, besonders im August zur italienischen Haupturlaubszeit sind die Uferstraßen verstopft und Parkplätze Mangelware. Doch auch diese Jahreszeit hat für den Wanderer ihre positiven Seiten: Im Frühsommer blühen die Bergwiesen, Alpenrosen, Ginster und Goldregen (→ Tour 8) tauchen die Hänge in leuchtende Farben, und die Temperaturen sind auch in den alpinen Lagen angenehm mild.
Alpiner Wetterbericht: Eine zuverlässige Wettervorhersage für die Region liefert das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz mit seinem Wetterbericht für die Alpensüdseite und das Engadin unter www.meteoschweiz.ch. Italienischsprachig, aber ebenfalls sehr genau ist die Wetterprognose von www.3bmeteo.com.
Stein- und Felskunde für Wanderer
Vor etwa 200 Millionen Jahren zerbrach der Superkontinent Pangäa in mehrere Platten. In der Folge begannen die europäische und die afrikanische Platte auseinanderzudriften. In den Zwischenraum zwischen den Platten drang Meerwasser ein und es entstand das sogenannte Thetys-Meer. In dem zunächst seichten Küstenmeer bildeten sich durch Bewegungen der Erdkruste tiefere, durch Landbrücken getrennte Sedimentationsbecken - genannt Helvetikum, Penninikum, Ostalpin und Südalpin. In diesen Becken lagerten sich kalkhaltige Muschel- und Korallenschalen sowie Sand, Ton und Schotter ab. Diese Sedimente wurden im Laufe der Zeit durch Druck und Hitze zu den Gesteinsarten umgewandelt, aus denen heute der Großteil der Alpen besteht.
In der Kreidezeit vor etwa 130 Millionen kehrte sich die Triftbewegung um, und der afrikanische Kontinent begann, sich auf den europäischen zuzubewegen. Die ozeanischen Gesteine des Tethys-Meeres wurden zusammengeschoben und tauchten unter das Festland des afrikanischen Kontinents ab. Vor etwa 50 Millionen Jahren kam es schließlich zur Kollision der Kontinente. Bei der nun einsetzenden, sogenannten alpidischen Faltung wurden unter Einwirkung unvorstellbar großer Kräfte teils 100 m dicke Gesteinsmassen zusammengefaltet und über andere Platten geschoben. Die gefalteten Gesteinsplatten übten auf Grund ihrer großen Dichte einen starken Druck nach unten in den Erdmantel aus. Als Ausgleich dieses Drucks kam es zur Aufwölbung von Gesteinen aus der Tiefe und zur Gebirgsbildung, die bis heute anhält.

Vom Wasser modellierter Gneis in der Verzasca (Tour 2)

Die Kollisionszone der afrikanischen und der europäischen Platte zieht sich als 700 km lange Störungslinie, die sogenannte periadriatische Naht, von West nach Ost durch die Alpen. Ein Teilstück dieser „Naht“ ist die Insubrische Linie. Sie verläuft am nördlichen Lago Maggiore vom Passo San Jorio durch die Magadino-Ebene und über die Cimetta (→ Tour 3) ins Centovalli und markiert die Grenze zwischen den Süd- und den Zentralalpen. Durch die Plattenkollision kam es hier zu gewaltigen Gesteinsverschiebungen: das Nordtessin wurde um ca. 25 km gegenüber dem Südtessin angehoben und um rund 60 km gen Osten versetzt. Gesteinspakete aus bis zu 120 km Tiefe - aus dem heißen Erdmantel - gelangten dabei an die Erdoberfläche. Das erklärt, warum nördlich der Insubrischen Linie besonders viele metamorphe Gesteine zu finden sind, also Gesteine deren Struktur beziehungsweise Mineralbestand durch hohe Druck- und Temperatureinwirkung tiefgreifend verändert wurde.
Besonders landschaftsprägend ist der durch Metamorphose aus Granit oder Sandstein entstandene Gneis - am Nordende des Lago Maggiore begegnet man ihm auf Schritt und Tritt. Im Verzascatal (→ Tour 2) beispielsweise hat der Fluss den Gneis zu eindrucksvollen Felsformationen mit wunderschöner Bänderung geschliffen. Auch als Baustoff ist dieses graue Gestein allgegenwärtig - es verleiht den Steinhäusern der Bergdörfer ebenso Charme und Charakter wie den Kapellen, Brücken und Brunnen am Wegesrand. Vielerorts dient der Gneis auch als Belag für kunstvoll angelegte Wege und Pfade. Eingelagert im Gneis finden sich weitere metamorphe Gesteine wie Glimmerschiefer, Marmor oder der aus Basalt entstandene schwarz-weiß gesprenkelte Amphibolit.
Südlich der Insubrischen Linie - d. h. in den Südalpen - wurden die Gesteine während der alpinen Gebirgsbildung vor 50 Millionen Jahren kaum verformt. Hier dominieren Magmatite wie Granite und Porphyre (Gesteine, die durch Erstarrung von Magma im Erdinneren bzw. durch Abkühlung und Erstarrung von Lava an der Erdoberfläche entstehen) sowie Sedimentgesteinsabfolgen aus dem Zeitalter der Trias. Zudem kommen Gneise und Glimmerschiefer vor, die bereits bei der variszischen Gebirgsbildung vor etwa 320 Millionen Jahren entstanden waren. Am Massiv des Monte Gridone (→ Touren 6 und 8) trifft man außerdem auf seltene Gesteinsarten wie Serpentinite, Peridotite und Metagabbro. Es handelt sich dabei um Magmatite aus dem oberen Erdmantel mit geringem Silizium- und hohem Magnesium- und Eisenanteil. Zu erkennen sind diese Gesteine an ihrer dunkelgrünen bzw. ockergelben Färbung.
Am Westufer des Lago Maggiore existieren zahlreiche Steinbrüche, in denen Granit abgebaut wird. Zu den wichtigsten Granitsorten Italiens zählen der Rosa Baveno an den Hängen des Monte Camoscio (→ Tour 22) und der Bianco Montorfano bei Mergozzo (→ Tour 20). Ebenfalls von großer Bedeutung - wenngleich auch heute nicht mehr im Handel - ist der Candoglia-Marmor aus dem unteren Val d’Ossola (→ Tour 21). Das weiß-rosafarbene Gestein wird ausschließlich für den laufenden Erhalt des Mailänder Doms gewonnen.
Im Südosten des Lago Maggiore zwischen Porto Valtravaglia und Sesto Calende treten die südlichen Kalkalpen mit ihren Gipfeln wie Sasso del Ferro (→ Tour 26), Monte Nudo (→ Tour 27) und den Pizzoni di Laveno (→ Tour 27) in Erscheinung. Zu Füßen des steil aufragenden Felsenkaps der Rocca di Caldè sowie in Ispra zeugen heute noch alte Kalkbrennöfen von der einstigen Nutzung dieses Gesteins.
Die Entstehung des Lago Maggiore: Die Entstehung des Lago Maggiore geht - wie die aller oberitalienischer Seen - auf die Eiszeiten zurück. Vor etwa 500.000 Jahren kühlte sich das Klima ab und riesige Gletscher schoben sich aus den Alpen nach Norden und Süden. Der Tessin- und der Toce-Getscher hobelten das heutige Becken des Lago Maggiore aus. Die von den vorstoßenden Eismassen mitgerissenen Gesteine wurden von den Gletschern zerrieben und als Seiten- und Endmoränen abgelagert. Vor etwa 10.000 Jahren - am Ende der Würm-Eiszeit - zogen sich die Gletscher wieder in die Alpen zurück. In dem vom Eis ausgeschürften U-Tal mit seinen steilen Flanken wurde das Schmelzwasser der Gletscher aufgestaut, da die sanften Hügel der Endmoränen nördlich von Sesto Calende als natürlicher Damm fungierten. Der Wasserspiegel des Lago Maggiore stieg und stieg, bis der Druck des Wassers sich einen Weg durch die Endmoränenlandschaft bahnte und der heutige Ausfluss des Ticino am Südufer entstand. In der Folgezeit begannen die in den See mündenden Gebirgsflüsse, das Seebecken mit Sedimenten aufzufüllen. Besonders gut zu sehen ist dieser Prozess am Nordende des Sees, wo die Flüsse Ticino, Verzasca und Maggia ausgedehnte Deltas erschaffen haben und immer noch erschaffen. Im Mittelalter lagerte der Toce an seiner Mündung in den See so viel Gesteinsmaterial ab, dass er den Westarm des Lago Maggiore abschnitt. Als Folge entstand der heutige Lago di Mergozzo. Ähnliches wird in der Zukunft dem Nordende des Sees widerfahren, denn das 6 Quadratkilometer große Maggia-Delta hat unter dem Wasserspiegel schon lange den Gegenhang erreicht.

Feuerlilie, Kochscher Enzian und Salbeiblättrige Zistrose

Pflanzenwelt
Steigt man vom Ufer des Lago Maggiore hinauf zu den Gipfelregionen, durchwandert man innerhalb von Stunden verschiedenste Klimazonen der Erde. Grund dafür sind unter anderem die gewaltigen Höhenunterschiede von fast 2000 m auf kleinster Fläche. Die Vielfalt der Lebensräume zwischen der Uferregion mit mildem, insubrischem Klima (→ „Klima und Wandersaison“) und den Bergregionen mit rauem Gebirgsklima sowie die starken Unterschiede zwischen Nord- und Südhängen ermöglichen einen enormen Artenreichtum, der Wanderer auf Schritt und Tritt begleitet.
Insubrische Flora (Seeufer bis etwa 1000 m): Dank dem wintermilden, äußerst niederschlagsreichen und sonnigen insubrischen Klima gedeiht eine üppige Vegetation, die sich von der mediterranen Pflanzenwelt unterscheidet, die an trockene Sommer angepasst ist. Neben den typischen Pflanzen Mitteleuropas finden wir an den Ufern des Lago Maggiore mediterrane, subtropische und atlantische Arten sowie zahlreiche ostasiatische Neophyten (→ „Invasion der Neophyten“).
Vom Seeufer bis in etwa 1000 m Höhe überziehen auf sauren Böden Kastanienwälder mit Eichen, Birken, Schwarzerlen und Eschen die Hänge. Die Edelkastanie war in der Region ursprünglich nicht heimisch, sie wurde vor etwa 2000 Jahren von den Römern eingeführt. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts dienten ihre Früchte, die Maroni, den Bewohnern der Region als Grundnahrungsmittel, das witterungsbeständige Holz war als Baumaterial geschätzt. Inzwischen wurde die Esskastanie als Delikatesse wiederentdeckt. Streift man im Herbst durch die Wälder stolpert man regelrecht über die glänzenden Nussfrüchte und ihre stachligen Hüllen. Für die Gewinnung der Esskastanien wurden die Esskastanien früher in sog. Selven angepflanzt, Hainen mit bis zu 30 m hohen, weit ausladenden Bäumen, zwischen denen im Sommer das Vieh weidete. Vielerorts erzählen heute noch verwilderte Anlagen mit uralten Baumriesen von dieser Nutzungsform (→ Touren 2, 9, 11, 13, 23). Typische Vertreter im Unterwuchs der artenarmen Kastanienwälder sind Ginster, Schneeweiße Hainsimse und Salbeiblättrige Zistrose (→ Tour 4).
Invasion der Neophyten
Auch am Lago Maggiore geht die Klimaerwärmung nicht spurlos vorbei - die Winter werden milder, die Vegetationsperiode länger und die Anzahl der Frosttage sinkt. Diese veränderten Klimabedingungen erlauben es, dass sich in Gärten und Parks angepflanzte, immergrüne Ziergehölze in natürlichen Wäldern ausbreiten und etablieren können. Ein typischer Vertreter dieser Neophyten (ursprünglich gebietsfremde Pflanzenarten) ist die Chinesische Hanfpalme. Während sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die ursprünglich im Norden Indiens und Thailands beheimateten Palmen nicht gegen die Vegetation durchsetzen konnten, trifft man heute in den südexponierten Wäldern über dem See auf zahlreiche verwilderte Exemplare (→ Tour 4). Da diese Palmenart in vielen Regionen der Erde im Grenzgebiet der Palmenverbreitung angepflanzt wird, dient sie Forschern als pflanzlicher Indikator und Zeuge der globalen Klimaerwärmung. Weitere immergrüne Neopyhten, die den Ausbruch aus den Gärten in die Wälder geschafft haben, sind Lorbeerkirsche, Echter Lorbeer, Falscher Kampferbaum, Japanisches Geißblatt, Japanisches Pfaffenhütchen und Japanischer Liguster. Im Gegensatz zu den sommergrünen Arten haben die Immergrünen auf Grund ihres ganzjährigen Blattkleides den Vorteil, bereits bei einigen Grad über Null Photosynthese betreiben und wachsen zu können. An Südhängen klettern die Exoten bereits in eine Höhe von etwa 600 m ü. M., an Nordhängen bis ca. 400 m empor. Während die immergrünen Pflanzen in den 50er-Jahren nur im Unterwuchs der Wälder zu finden waren, dringen sie heute bereits in die mittleren und höheren Baumschichten vor. Setzt sich die Entwicklung so fort, sind die exotischen Gewächse zukünftig in der Lage, die heimischen Laubbäume zu verdrängen.
Auf Kalkböden stehen dagegen artenreiche Laubmischwälder, in denen die Eiche dominiert. Neben Flaumeiche, Stieleiche, Traubeneiche und Zerreiche prägt eine Vielzahl wärmeliebender Gehölze das Bild dieser Wälder - Hopfenbuche, Blumenesche, Goldregen (→ Touren 8 und 21), Blasenstrauch, Perückenstrauch, Kornelkirsche, Weichselkirsche, Weißdorn, Ulme, Linde und Stechpalme (u. a. Touren 13, 35) sind nur einige davon. Im Unterwuchs fühlen sich u. a. die weiß blühenden Christrosen und der stachelige, mit roten Beeren geschmückte Mäusedorn (→ Tour 13) wohl. Wo der Wald von Menschen gerodet wurde, dehnen sich Weinberge, Obst- und Gemüseplantagen, Getreidefelder, Wiesen und Weiden für die Viehhaltung sowie prächtige Gärten (→ „Gärten zum Verlieben“) mit üppiger Vegetation aus.

Gefräßige Birke

Gebirgsflora (ab etwa 1000 m): An die Edelkastanienwälder schließen sich bis in eine Höhe von etwa 1400 m ü. M. Birkenwälder, große Haselnussbestände und ausgedehnte Buchenwälder an. Diese spenden auf vielen Wanderungen nicht nur willkommenen Schatten, sondern versprechen im Herbst auch eine reiche Pilzernte. Auf Nadelwälder trifft man oberhalb von etwa 1400 m. Sie bestehen vorwiegend aus Lärchen, daneben wachsen Fichten, Weißtannen und Kiefern. In den Bergwäldern blühen Schwalbenwurz-Enzian, Blauer Eisenhut, Große Sterndolde, Wald-Storchschnabel, Akelei, Wald-Veilchen, Alpenveilchen und viele weitere Arten. Zwischen Ende Oktober und Anfang November tragen die Birken, Buchen und Lärchen ihr buntes Herbstkleid und tauchen die Landschaft in leuchtende Gelb- und Rottöne.
Durch die großflächige Rodung für landwirtschaftliche Nutzflächen, die um 1850 ihren Höhepunkt erreicht hatte, wurde die obere Waldgrenze nach unten gedrängt und die Region der alpinen Rasen stark vergrößert. Heute sind viele schlecht erreichbare Almen in Steillagen aufgelassen und der Wald erobert das einstige Kulturland zurück. Besonders offensichtlich wird dieser Prozess im Val-Grande-Nationalpark (→ Touren 15, 17, 18