Langdistanz - Mein erstes Mal - Arne Bensiek - E-Book

Langdistanz - Mein erstes Mal E-Book

Arne Bensiek

4,9

Beschreibung

Der Ironman gehört zu den größten Herausforderungen, denen sich ein Sportler stellen kann: 3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Rad fahren und zum Schluss ein Marathon – alles zusammen in einem einzigen Wettkampf. Tagesspiegel-Autor Arne Bensiek erschien diese Distanz anfangs unüberwindbar. Dann meldete er sich einfach für den Ironman in Frankfurt an. In seinem Buch „Langdistanz – Mein erstes Mal“ beschreibt Arne Bensiek den Kampf gegen Schwächen, Zweifel, aber auch Verbissenheit. Um nichts dem Zufall zu überlassen, trifft er Profis und Experten, trainiert mit ihnen und holt sich wichtige Tipps. Herausgekommen ist kein trockenes Trainingshandbuch, sondern eine ganze Sammlung informativer Anekdoten, die als wöchentliche Kolumnen zwischen Januar und Juli 2014 im Berliner Tagesspiegel erschienen sind. Dieses Buch ist eine unterhaltsame Liebeserklärung an den Triathlon in seiner anstrengendsten und skurrilsten Form. Wer sich auf den Weg zur ersten Langdistanz macht, erfährt in „Langdistanz – Mein erstes Mal“ von der Ernährung über die Psyche bis hin zum richtigen Einfetten alles, was es braucht, um mit einem Lächeln zu trainieren und über die Ziellinie zu laufen. Dieses Buch versüßt definitiv jede Vorbereitung und jedes Trainingslager.

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präsentiert

Arne Bensiek

Langdistanz: Mein erstes Mal

Skurriles vom Weg zur Ironman-Europameisterschaft in Frankfurt

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

Widmung

Für Valérie

Zitat

„Triathleten sind die Zierde jeder Nation: Sie sind zäh, fleißig, lustig, shoppen jede Volkswirtschaft aus der Krise und sehen auch noch toll aus. Gegen einen Ironman können Bayreuth, Hollywood und Wacken einpacken.“

Achim Achilles

Vorwort

Ist mir eigentlich noch zu helfen? Mein größter sportlicher Traum ist eine unglaubliche Qual. Ein Wettkampf, der mir alles abverlangen wird, der sich mindestens elf Stunden hinziehen wird – freiwillig bis zum Gipfel der Erschöpfung. Mein Traum, das steht fest, findet am 6. Juli 2014 in Frankfurt am Main statt, der Ironman Germany, die Europameisterschaft der Ironman-Serie über die Triathlon-Langdistanz: 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und dann 42,195 Kilometer Laufen – eins nach dem anderen, ohne Pause. Alles nur für den schmeichelnden Titel „Ironman“?

Dafür allein würde vermutlich niemand ein ganzes Jahr lang trainieren, sich frühmorgens vor der Arbeit aus dem Bett schälen, im Dunkeln laufen gehen, nach Feierabend ins überfüllte Schwimmbad hetzen und die Wochenenden bei Wind und Wetter im Rennradsattel verbringen.

Wozu also dann? Für mich ist dieser Wettkampf das ultimative moderne Abenteuer, ein langer Weg mit vielen Hindernissen auf der Strecke und auch in mir selbst. Das Ziel zu erreichen, wäre ein Sieg über das mir heute noch Unvorstellbare.

Seit meinem 16. Lebensjahr ist da noch eine Rechnung offen: Mein erster Versuch, die Disziplinen Radfahren (30 Kilometer Mountainbike) und Laufen (vier Kilometer) miteinander zu verbinden, endete mit dem schlimmsten Schmerz meines Lebens. Zurück zu Hause, harrte ich wimmernd, tränennass und völlig bewegungsunfähig eine halbe Ewigkeit mit zwei Oberschenkelkrämpfen aus. Bis mein großer Bruder aus der Schule kam, mich erst mal auslachte und dann zur Badewanne trug und mit heißem Wasser abbrauste. Welch Schmach! In welchem Rahmen ließe sie sich also besser sühnen als bei dem König der Wettkämpfe?

Sportlich ist mein größter Triumph bisher stets gewesen, Wettkämpfen ein Schnippchen zu schlagen. Mehr rausholen, als ich an Training investiert habe, so die Devise. Ich liebe es, zu laufen, ich liebe Herausforderungen, aber Trainingspläne sind mir ein Graus. Damit schafft es jeder, dachte ich bei allen meinen fünf Marathons im Ziel selbstgerecht. Ich spiele regelmäßig Fußball und gehe ein- oder zweimal die Woche laufen. Das war’s. Als Student habe mich ein Jahr lang in einem Triathlon-Verein versucht und dort zwei Volkstriathlons bestritten. Die Krönung war meine erste Olympische Distanz (1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen), bei der ich als einer der Letzten überglücklich ins Ziel kam – empfangen von enttäuschten Blicken meiner Mannschaftskameraden. Da ich niemanden mit meinem Vergnügen belasten will, habe ich es danach einfach allein versucht. Vor ein paar Monaten habe ich mich an meine erste und einzige Mitteldistanz (1,9/90/21) gewagt. Das Schwimmen war eine Katastrophe, aber das Glückgefühl im Ziel war so groß, dass mich der Traum vom Ironman seitdem nicht mehr losließ.

Bisher habe ich mir jedes Jahr stets einen größeren Laufwettkampf zum Ziel gesetzt. Mittlerweile bringe ich es neben den besagten Marathons auch auf zehn Hermannsläufe (30 Kilometer durch den Teutoburger Wald). Doch während eine hin und wieder fahrlässige Trainingsgestaltung bei einem einzelnen Lauf mit etwas Talent noch gutgeht, reicht das beim Ironman nicht ansatzweise aus. Die Ironman-Fachliteratur, die ich in einem ersten Anflug von Gewissenhaftigkeit und Sorge gewälzt habe, rät zu einem ganzen Jahr Vorbereitung mit zwölf Stunden Training pro Woche. Das reicht fast, um einen neuen Beruf zu lernen. Wer nicht mindestens so viel investiert, solle gleich im Bett bleiben, heißt es da weiter.

Fest steht: Mit jeder Trainingseinheit, die ich mir aus Gemütlichkeit spare, verschaukle ich mich selbst. Die Rechnung dafür bekomme ich im Wettkampf, vielleicht wieder in Form von Oberschenkelkrämpfen, vielleicht im Scheitern. Die Zeit der Schnippchen, der Selbstgerechtigkeit muss vorbei sein – und irgendwie fühlt sich dieser Zwang sogar ganz gut an.

Dass das Bestehen in diesem Wettkampf möglich ist, beweisen Tausende jedes Jahr allein in Deutschland, die wenigsten von ihnen sind Profis, die meisten berufstätige Hobbysportler wie ich. Anfang Juli ist es soweit. Noch ein halbes Jahr liegt zwischen mir und meinem Traum. Noch nie habe ich mich auf einen Tag, auf eine Sache so lange und intensiv vorbereitet. Werde ich dabei aber zum Kauz – oder bin ich das vielleicht schon? Wer kann mir auf meinem anstrengenden Weg helfen?

Die Erfüllung des Ironman-Traumes wird meinen Alltag verändern und sicher auch mich, den 30-jährigen Läufertypen, der sich vor mehr als zehn Jahren mal ein ganz vernünftiges Rennrad gekauft hat, aber über die Schwimmeigenschaften einer Wasserlinse verfügt. Mir dürfte also definitiv zu helfen sein. Die Suche nach einem Schwimmtrainer hat offiziell begonnen.

1. Laktat lügt nicht

Warum 800 Kilometer doch nicht genug sind.

„Ich sitze nicht hier und behaupte, dass das, was Sie vorhaben, gesund ist“, sagt Robert Margerie. Vergeblich suche ich Verständnis in seinem Blick. „Wir sollten nur sicherstellen, dass Sie für das, was Sie da vorhaben, gesund sind“, schiebt der Sportmediziner hinterher. Ein Ironman ohne das Okay vom Arzt wäre zu riskant und dumm, deshalb bin ich zum Zentrum für Sportmedizin nach Berlin-Zehlendorf gefahren. Doktor Margerie, selbst Marathonläufer, genießt unter Sportmedizinern und Athleten einen sehr guten Ruf. Das Zentrum, in dem er arbeitet, ist für seine umfassende Leistungsdiagnostik bekannt.

Bevor ich zum Belastungs-EKG aufs Laufband darf, prüft Margerie meine Beweglichkeit und enthüllt gleich erste Probleme. „Oh je, ich sehe schon“, klagt er, als ich versuche, bei durchgestreckten Knien mit den Fingerspitzen den Boden zu berühren. Unter mir könnte ein Bobby-Car parken, ich würde nicht an die Hupe kommen. 20 Jahre im Fußballverein haben mir keine Profikarriere beschert, dafür stark verkürzte Muskeln in den Oberschenkeln und Waden.

Ich versuche, von meinen Defiziten abzulenken, prahle kurzerhand mit meiner frischen Marathonbestzeit von knapp über drei Stunden. Der Arzt nickt noch anerkennend, da folgt der nächste Schock: „Sie sind nur 800 Kilometer im letzten Jahr gelaufen?“ Die Sorgenfaltenstirn des Experten kontere ich naiv: „Insofern keine schlechte Leistung, oder?“ Ich muss lernen, dass es mit Blick auf den geplanten Ironman mindestens 2000 Trainingskilometer hätten sein sollen. Jetzt bin ich besorgt.

Das Laufband soll Klarheit über meine Verfassung bringen. Laktat lügt nicht. Verkabelt mit Sensoren, fixiert von einem swingerclubfähigen Netzhemd und gesichert durch ein Haltegeschirr, trabe ich los. Eine Kunststoffmaske versorgt mich mit Sauerstoff und misst Atemfrequenz und -volumen. Die Übung dauert so lange, wie der Patient durchhält. Los geht es mit läppischen 2,5 Metern pro Sekunde, alle drei Minuten hält das Band an, eine Dame quetscht für die Laktatmessung Blut aus meinem Ohrläppchen. Dann folgt die nächste Belastungsstufe. 34 Minuten später fühle ich mich wie kurz vor dem Ersticken. Der Teppich unter mir rast mit 4,75 Metern pro Sekunde. Genauso schnell läuft der Schweiß. Puls 203, die Beine glühen, meine Augen klammern sich an die Topfpflanze auf der Fensterbank. Ein letzter Versuch von Selbsthypnose. Stufe zehn ist mein Ende. Schluss.

Geduscht trete ich eine halbe Stunde später bei Doktor Margerie zur Zeugnisausgabe an. Die guten Nachrichten gibt es zuerst: Mein internistischer und orthopädischer Status sei unauffällig, keine Probleme beim Blutdruck, das Herz schlage regelmäßig. Altersbezogen hätte ich eine sehr gute maximale Laufleistung gezeigt. Dann folgen mahnende Worte. Wo bei sehr gut trainierten Ausdauersportlern – wie Langstrecken-Triathleten – der Laktatwert lange stabil bleibe, steige er bei mir sofort an. Die Pulskurve sei ebenfalls zu hoch. „Ihnen fehlt die Grundlagenausdauer“, ist Margeries Urteil. Bisher habe ich immer nur das Gegenteil gehört.

„Medizinisch steht dem Ironman nichts im Weg, aber ich würde Ihnen raten, eher zwanzig als zwölf Stunden pro Woche zu trainieren“, sagt der Arzt, als sei das im Bereich des Möglichen. „Bis zum 6. Juli ist nicht mehr viel Zeit.“ Außerdem sei Erholung wichtig. Ungläubig frage ich, wie das bei dem Pensum möglich sei. Zur Regeneration solle ich die Disziplin Schwimmen nutzen, da dort die Belastung am geringsten sei – am besten täglich. „Täglich?“ Er nickt und grinst.

Immerhin ist hier nicht gemeint, sich im Berliner Liquidrom zu transzendentalen Klängen, gestützt von Schwimmnudeln, im Dunkeln durch die Liebenden treiben zu lassen. Margerie merkt, dass er mich mit seinen Ratschlägen einschüchtert, und nimmt den Zettel mit meinen Testergebnissen zur Hand. „61 Milliliter je Kilogramm pro Minute“, referiert er und lächelt. Meine maximale Sauerstoffaufnahme sei weit überdurchschnittlich. „Einen solchen Wert erwarten wir sonst eher von Bundesligaspielern.“ Der verständnisvolle Blick, da ist er doch noch. Wenn mir das Training erst mal zum Hals raushängt, das schwöre ich mir, muss mich die Erkenntnis aufbauen: Ich schwimme zwar noch nicht wie Paul Biedermann, aber ich atme schon wie Marco Reus.

2. Mit Goliath im Schwimmbecken

Wie ich begann, mir einen Baumstamm vorzustellen.

Mein Hilfeschrei ist gehört worden, aber die Helfer rechnen mit dem Schlimmsten. „Nichtschwimmerbecken?“ Ich bin irritiert. Am Telefon will ich einen Termin für eine erste Trainingseinheit unter fachkundiger Aufsicht arrangieren, da fällt das vernichtende Wort. Wenn ich schon darauf bestünde, ohne Vorbesprechung in Badehose anzurücken, höre ich, dann könne man mir nicht versprechen, mich im großen Trainingsbecken zu Wasser zu lassen. Das behindere den Betrieb. Ein super Schwimmtrainer werde sich meine Versuche mal anschauen, verspricht man mir immerhin. Ich akzeptiere, was bleibt mir übrig?

Wie eine Kathedrale wirkt die Schwimmhalle der Wasserfreunde Spandau im Berliner Olympiapark. Mein Blick wandert hoch zum Zehn-Meter-Turm, und dann fällt er auf meine Bestimmung, das Nichtschwimmerbecken, mickrig und leer. Ich will mich schon in Bewegung setzen, da sagt Trainer Sven: „Bahn eins“, und zeigt auf die andere Seite des Beckens. Unbändig wühlt sich dort ein Schwimmer mit pechschwarzer Schwimmbrille durchs Wasser. „Das ist Sebastian, Silbermedaillengewinner über 1500 Meter bei der Schwimm-EM 1993 in Sheffield“, erklärt Sven. Später habe er Freiwasserwettkämpfe über bis zu 25 Kilometer bestritten. „Wenn du ganz rechts bleibst, darfst du neben ihm schwimmen.“

Aufgeregt steige ich in das geweihte Wasser von Bahn eins und kraule los. Um Goliath nicht in die Quere zu kommen, schwimme ich so weit außen, dass mein Arm immer wieder gegen die Begrenzungspfähle am Beckenrand schlägt. Draußen schleicht mein neuer Wasserfreund Sven neben mir her. Vier Bahnen, 100 Meter. So lange schaut er sich das Ganze an, dann hat er genug gesehen für ein ganzes Referat und stoppt mich: „Du musst deine Arme länger machen“, geht es los. „Stell dir vor, vor deinem Kopf schwimmt ein Baumstamm, über den du greifen musst.“ Außerdem solle ich länger gleiten, nicht so hektisch mit meinen Beinen strampeln, die Arme auf dem Weg nach vorne locker halten, die Hände dabei zu Schaufeln formen, schneller ausatmen – und eine getauchte Rollwende wäre auch besser. „Aber so schlecht sieht es echt gar nicht aus“, behauptet er trotzdem, ohne rot zu werden.

Mit den Ratschlägen im Kopf schwimme ich wieder los. Ich greife über das Holz vor meinem Kopf, immer und immer wieder, halte meine Beine ruhig, versuche länger zu gleiten. Eine halbe Bahn, da bemerke ich, dass ich nicht mehr atme. Ich habe es vergessen. Zu viele Gedanken. Erschrocken frage ich mich, wie viele Ratschläge mehr es gebraucht hätte, um mich zum Ertrinken zu bringen.

Noch ein paar Bahnen mehr, dann bittet mich Sven aus dem Wasser und zum Gespräch. Was ich denn beim Ironman erreichen wolle, fragt er mich. „Beim Schwimmen nicht in Panik geraten und auch nicht tot aus dem Wasser kommen“, antworte ich. Panik ist nicht unrealistisch, wenn sich wie beim Ironman Germany rund 2400 Schwimmer gleichzeitig in Bewegung setzen. Die 3,8 Kilometer durch den See haben mehr von Wasserball und Kampf als vom gediegenen Bahnenschwimmen. Es wird geschlagen und getreten – egal ob mit Absicht oder nicht.

Statt mir ein Probetraining bei den Wasserballern des Vereins anzubieten, empfiehlt Sven: „Da helfen nur Trainingseinheiten und Vorbereitungswettkämpfe im Freigewässer.“ Der Berliner Schlachtensee sei dafür ein geeigneter Ort. „Sehr klares Wasser.“ Zwar gebe es dort einen Riesenwels, der schon Hunde gefressen habe, aber als Raubfisch jage der keine Wasserlinsen, sagt er und grinst. Selbst sei er dort als Jugendlicher schon oft geschwommen. Von 17 bis 19 habe er auch Freiwasserwettkämpfe über bis zu 18 Kilometer bestritten, mit 1600 Trainingskilometern pro Jahr. „Triathleten, das sind für mich damals die Gescheiterten gewesen“, sagt er. Die, die es bei den Schwimmern nicht gepackt hätten. Mittlerweile ist er 33, hauptberuflicher Schwimmtrainer an einer Eliteschule des Sports, und denke anders darüber.

Bevor ich mit ihm einen weiteren Trainingstermin ausmache, will ich von ihm wissen, wo ich mich auf einer Skala zwischen einem Nichtschwimmer und Michael Phelps zu besten Zeiten befinde. „Genau in der Mitte“, sagt Sven. Ich hake nach: Um einen Nichtschwimmer auf mein Niveau zu bringen, brauche er also genauso viel Zeit, um aus mir einen Michael Phelps zu machen? Er relativiert: „Sagen wir so: Du schwimmst besser als der durchschnittliche Besucher in öffentlichen Bädern am Warmbadetag.“

3. Überdosis Berg

Wie die Pyrenäen in mein Wohnzimmer kamen.

Ich wurde gewarnt. Eine Trainingseinheit im eigenen Wohnzimmer sei der Höhepunkt der Langeweile. Er spreche aus leidvoller Erfahrung, meinte mein Kumpel Bernd kürzlich, eigentlich ein Radfanatiker. Ich konnte einfach nicht auf ihn hören. Denn wo ist die Alternative, wenn der Schnee seit Tagen jedes Radtraining unmöglich macht? Also habe ich mir eine Rolle besorgt, mit der ich mein Rennrad zwischen Sofa und Bücherregal aufbocken und losstrampeln kann. Damit es nicht zu öde wird, habe ich das Premiummodell vom Marktführer Elite geordert – Name: Real Power – und obendrein mit Bier und Pizza meinen Sportsfreund Tim geködert. Als ich im kurzen Raddress die Tür öffne, schallt sein Lachen durchs Treppenhaus. „Im Wedding sind Leute schon für weniger verprügelt worden“, warnt er, als ich ihn eilig in die Wohnung ziehe.