Lange Schatten über Spanien - Marc Wiederkehr - E-Book

Lange Schatten über Spanien E-Book

Marc Wiederkehr

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Beschreibung

Durch einen Zufall entdeckt der Erzähler ein Notizheft seines Onkels Jobin, in dem dieser seine Erlebnisse im Spanischen Bürgerkrieg niedergeschrieben hat. Der Berner André Jobin war im Juli 1936 nach Barcelona gereist, um an der Volksolympiade teilzunehmen. Vom Militärputsch überrascht, wurde er in die Gefechte verwickelt und schloss sich der Miliz im Kampf gegen die Putschisten unter General Franco an. In seinen Erinnerungen schilderte der Onkel den Verlauf und die Brutalität des Krieges, den er in verschiedenen Stationen bis zu dessen Ende 1939 oft an vorderster Front miterlebte. Und er zeigte auf, wie sich die offizielle Schweiz den Kriegsparteien und schliesslich auch ihm selbst gegenüber verhalten hat. Die Geschehnisse werfen bis heute lange Schatten und holen die Gegenwart des Erzählers in ungeahnter Weise ein. Der Roman über den fiktiven Spanienkämpfer Jobin steht stellvertretend für all die wirklichen Geschichten und Schicksale der rund 800 Männer und Frauen aus der Schweiz, die sich für die Zweite Spanische Republik unter Einsatz ihres Lebens den franquistischen Truppen entgegengestellt haben.

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Inhalt

Cover

Impressum

Titel

Unser Onkel

San Pedro de Cardeña

Die Entdeckung

Aufzeichnungen vom Spanischen Bürgerkrieg

April 1939

Juni 1936

Juli 1936

August 1936

November 1936

Dezember 1936

Januar 1937

Februar 1937

März 1937

Juni 1937

Juli – Dezember 1937

Januar – März 1938

April 1938

Juli 1938

September 1938

Februar 1939

Der Brief

Epilog: El Valle de los Caídos

Nachwort des Autors

Betrachtungen von Jaime Siles

Quellenregister – Literatur und Zeitschriften

Quellenregister – Internet

Über den Autor

Über das Buch

Marc Wiederkehr

Lange Schatten über Spanien

Autor und Verlag danken der Kairos-Stiftung, Zürich, für die Unterstützung.

Der Zytglogge Verlag wird vom Bundesamt für Kultur mit einem Strukturbeitrag für die Jahre 2021–2024 unterstützt.

© 2022 Zytglogge Verlag, Schwabe Verlagsgruppe AG, BaselAlle Rechte vorbehaltenLektorat: Tobias WeskampUmschlaggestaltung: Hug & Eberlein, Leipzig

Marc Wiederkehr

Lange Schatten über Spanien

Wie ein Schweizer in den Bürgerkrieg geriet

Roman

Meiner Familie, vor allem meiner Mutter und Onkel Jobin, den zwei liebsten Menschen, die ich (bis anhin) kennenlernen durfte.Speziell meiner Frau, die mir als Sparringspartnerin zu diesem Buch zur Seite gestanden hat und mir allgemein in meinem Leben zur Seite steht.Urs Hallauer, lebende Enzyklopädie und Weinliebhaber, dessen Verbindungsname in dieser Erzählung ein paarmal erwähnt wird.Ein herzliches Dankeschön an Heidi Bono für die Durchsicht des Manuskripts und ihr Gutachten dazu und an David Honegger,der mir bei der Titelwahl geholfen hat.

Die Haupthandlung in diesem Roman ist fiktiv. Die wirklichen Geschichten und Schicksale der rund 800 Männer und Frauen, die sich von der Schweiz aus für die Zweite Spanische Republik in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts eingesetzt haben, lieferten die Basis

Caminante, son tus huellasel camino, y nada más;caminante, no hay camino,se hace camino al andar.Al andar se hace camino,y al volver la vista atrásse ve la senda que nuncase ha de volver a pisar.Caminante, no hay camino,sino estelas en la mar.

Wanderer, nur deine Spurensind der Weg, und weiter nichts;Wanderer, es gibt keinen Weg,der Weg entsteht, wenn man ihn geht,erst im Gehen entsteht der Weg,und wendet man den Blick zurück,so sieht man auf den Pfad,den niemals erneut man je betritt.Wanderer, es gibt keinen Weg,nur Kielwasser im Meer.

ANTONIO MACHADO (1875–1939)

«Las cosas podían haber sucedido de cualquier otra manera y, sin embargo, sucedieron así. – Es hätte auch ganz anders kommen können, und trotzdem sind die Dinge geschehen, wie sie sind.»

MIGUEL DELIBES (1920–2010), aus dem Roman «El camino» – «Die letzte Nacht im Tal»

«La sombra del ciprés es alargada – Lang ist der Schatten der Zypresse»

Unser Onkel

Im Nachhinein, wenn ich es mir gut überlege, weiss eigentlich niemand so genau, wer unser Onkel Jobin wirklich war. Jener bejahrte Herr, der immer höflich, hilfsbereit und doch manchmal vielleicht auch etwas mühsam im Umgang war. Altersbedingt hatte er Gewohnheiten und Ticks, wie sie sich im Verlauf eines Lebens halt so ansammeln. Zum Beispiel zog er sich die Hosen zurecht, bevor er sich setzte, damit keine Falten entstanden, oder er prüfte stets gewissenhaft mit einer Hin-und-her-Bewegung den Leergang im Auto, bevor er den Motor startete. Alles, was er tat, machte er exakt und pingelig. Er war immer allgegenwärtig in unserer Kindheit, und dies, obwohl Onkel Jobin nicht einmal unser richtiger Onkel war und keinerlei Blutsverwandtschaft mit irgendeinem von unseren Vorfahren aufwies. Aber er gehörte zu unserem Familienkreis. Unsere Grosseltern mütterlicherseits haben wir nie gekannt. Mein Grossvater schied freiwillig aus dem Leben, als meine Mutter noch ein kleines Mädchen war, und meine Grossmutter verstarb an einer unheilbaren Krankheit, kurz nachdem meine Mutter ihren Lehrabschluss absolviert hatte. Sie hatte kaum noch Erinnerungen an ihren Vater oder wollte diese einfach verdrängen. Jedenfalls hatte sie uns selten etwas von ihm erzählt, und weil auch sie weder Geschwister noch Onkel oder Tanten hatte, war Onkel Jobin der einzige lebende «Verwandte» aus dem Familienzweig meiner Mutter.

André Jobin – oder Jobi, wie wir ihn nannten – war ein Bürokollege meiner Eltern. Vielmehr meiner Mutter, die dazumal als Büroangestellte ihre erste Festanstellung bei einer namhaften Kaffeeimportfirma und Rösterei in Bern innehatte. Diese Stelle war ihr nach dem Hinschied ihrer Mutter durch einen Rechtsanwalt, den Ehemann einer Freundin meiner Grossmutter, vermittelt worden. In diesem Unternehmen haben sich meine Eltern kennengelernt, und ich bin dann ein paar Jahre später als ihr erstes von insgesamt drei Kindern auf die Welt gekommen. Meine Mutter arbeitete in der gleichen Abteilung wie Onkel Jobin. Er war für die Abwicklung der Warenimporte aus Zentralamerika verantwortlich. So aus der Perspektive der Zeit glaube ich auch, dass er trotz des Altersunterschieds und des Zivilstands meiner Mutter in sie verliebt war. Ich erinnere mich, dass er sie immer liebevoll und besonders zuvorkommend behandelte. Dieses Thema wurde jedoch zu Hause nie erwähnt, und es ist mir auch nicht bekannt, dass Onkel Jobin konkrete Schritte unternommen hätte, um seine hypothetische Liebe zu meiner Mutter ihr in irgendeiner Form zu bekunden. Im Gegenteil, er verhielt sich stets korrekt gegenüber ihr und meinem Vater. Meine Eltern haben ihn auch nie geduzt, sondern immer mit Herr Jobin angesprochen. Wie dem auch sei, unsere Erinnerungen an Onkel Jobin werden wir drei Geschwister immer in liebenswürdiger Weise mit uns tragen: Der Onkel, der einen Volkswagen Modell Käfer fuhr, stets im Anzug erschien und einst Kettenraucher gewesen war, was sein hinkendes – wie man uns sagte – Raucherbein (dessen genaues Aussehen ich mir nie vorstellen konnte) und eine Lunge, die nicht mehr als zehn Schritte zuliess, ohne dass er eine Pause machen musste, merklich bezeugten, wie auch der Notproviant für sechs Monate potenzieller Krisenzeiten, den er in seinem Einzimmerappartement in Bern hortete.

Jobin stammte aus dem Berner Seeland, war Hornbrillenträger, roch nach Naphthalin, wie dazumal für uns alle älteren Leute, war ledig und wahrscheinlich zeit seines Lebens ein Einzelgänger und ein einsamer Mensch. Umso mehr freute er sich jeweils auf seinen wöchentlichen Besuch bei uns zu Hause. Auch wir freuten uns, wenn er kam, weil wir wussten, dass Onkel Jobin uns Kindern immer eine kleine Überraschung mitbrachte. Meistens handelte es sich um einen Zustupf zu unserem Taschengeld. Ich erhielt jeweils etwas mehr als meine zwei jüngeren Schwestern, eine Tatsache, die meine Mutter stets vertuschen wollte, damit sich niemand benachteiligt fühlte. Onkel Jobins Besuchstage bei uns in der Provinzstadt verliefen immer nach dem gleichen Prozedere: Seine Ankunft wurde von unserer enthusiastischen Begrüssung umrahmt. Danach versteckte Jobi seine Mitbringsel in unseren Zimmern, und wir machten uns sofort daran, sie zu suchen. Stolz präsentierten wir Kinder ihm nachher unsere neuesten künstlerischen Zeichnungen, Schularbeiten, Noten von Examen oder spielten ein neu einstudiertes Stück auf dem Klavier vor. Darauf folgten das Mittagessen und ein langer Nachtisch mit Gesprächen zwischen unserem Onkel und meiner Mutter (hie und da auf Französisch, damit wir Kinder nichts verstanden, weil es sich wahrscheinlich um unsere Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenke handelte). Zum Abschied winkten wir am Fenster, und der Onkel machte sich noch bei Tageslicht auf die Rückfahrt auf der alten Landstrasse nach Bern; seine Ankunft in seiner Wohnung wurde mit einem unbeantworteten und einmaligen telefonischen «Glöggle» bestätigt.

So war unser Onkel Jobin, wie wir ihn kannten. Er starb, als ich siebzehn Jahre alt war. Natürlich waren wir alle traurig über den Hinschied, und sein Begräbnis auf einem Berner Friedhof war die erste Beerdigung, an der ich teilnahm. Ich mag mich noch erinnern, dass nur etwa ein halbes Dutzend Leute anwesend war. Meine Mutter war die einzige Erbin des bescheidenen Nachlasses. Mit Onkel Jobins Tod ging eine Etappe unserer Kinder- und Jugendzeit zu Ende, und während mehr als dreissig Jahren bis zur Niederschrift dieses Buches, in denen es unzählige Ereignisse in meinem Leben gab, waren die Erinnerungen an Jobi unberührt in einem Archiv meines Gedächtnisses abgelegt gewesen.

San Pedro de Cardeña

San Pedro de Cardeña ist eine Klosteranlage im Norden von Spanien. Mitten in einer typischen kastilischen Landschaft erhebt sich ein alter Bau, den man auf einer Überlandstrasse vom etwa zehn Kilometer entfernten Burgos her erreicht. Heute wird das Kloster vom Benediktinerorden geführt. Rund ein Dutzend Mönche sind in der Abtei präsent und gehen ihrer Berufung nach.

Einer jener Ordensbrüder hatte uns an einem lauen Sonntagnachmittag im Spätsommer empfangen und uns freundlicherweise einen Teil des Klosters gezeigt. Nach dem Rundgang durch die Hauptkirche führte uns der Mönch in eine Nebenkapelle, in der während Jahrhunderten der spanische Nationalheld Rodrigo Díaz de Vivar – El Cid – und seine Gattin Doña Jimena in einem Sarkophag geruht hatten. Die Steinhüllen sind heute noch zu besichtigen. Der Mönch wies uns darauf hin, dass die säkularen französischen Truppen bei ihrer Exkursion auf die iberische Halbinsel Anfang des neunzehnten Jahrhunderts die Kultur- und Kirchengüter schwer verunstaltet hätten und deshalb von den Gesichtern auf dem Steinsarg keine Konturen mehr zu sehen seien. In der Zeit nach seinem Tod im ausgehenden elften Jahrhundert wurde die Legende um El Cid zu nationalistischen Zwecken mythologisiert und geformt, und das Kloster von San Pedro de Cardeña wurde zu einer richtigen Kultstätte. Das Ehepaar Díaz de Vivar wurde jedoch im Jahre 1835 in die nahe gelegene Kathedrale von Burgos umgebettet. Für El Cid, der in unzähligen siegreichen Schlachten gegen die Maurenstämme zog und eine wichtige Integrationsfigur für die Vereinigung des kastilischen Königreichs darstellte, war die majestätische Kathedrale von Burgos würdiger und trug mehr zu seiner Aura bei als eine abgelegene kleine Klosterkapelle.

Wir setzten unseren Rundgang fort, und unser Führer zeigte uns Kirchenschätze und Dokumente, die für die westliche Kulturentwicklung in Europa nicht unbedeutend waren. So etwa Handschriften des zwölften Jahrhunderts aus dem Skriptorium, dessen Abschriften sich nicht nur im Nationalen Archäologiemuseum in Madrid, sondern unter anderen auch im New Yorker Metropolitan Museum of Art befinden. Trotz der interessanten Ausführungen hatte ich schon bald automatisch meinen passiven Empfangsmodus eingeschaltet (ich kann seit meiner Universitätszeit niemandem mehr als eine Dreiviertelstunde aktiv zuhören, es sei denn, es geht um ein musikalisches Thema oder ich bin in einem Konzert) und überliess die Fragen an den Benediktiner meiner Frau. Nach dem romanischen, dem gotischen und dem barocken repaso der Klosterarchitektur öffnete unser Führer eine kleine Tür hinter dem Hochaltar. Ein schmaler und schlecht beleuchteter Gang führte uns in ein Hinterzimmer, in dem sich zwei weitere Schauvitrinen mit Kunstschätzen befanden. Obwohl kein Fenster zu sehen war, hatte ich das Gefühl, einen leichten Luftzug zu spüren. Während einiger Sekunden fühlte ich ein unbeschreibliches Unbehagen in jenem schummrigen Raum hinter den dicken Klostermauern und mit dem weiss gekleideten Kapuzenmönch neben uns, der nicht innehielt, mit seinem reich bestückten Schlüsselbund zu spielen, als wäre er Petrus persönlich. Ein paar Schritte weiter, am anderen Ende des Raumes, befand sich eine Wendeltreppe. Meine Frau ging auf sie zu, um sie genauer zu betrachten, als der Mönch schroff darauf hinwies, diese Treppe sei nicht begehbar und wir könnten hier nicht weitergehen.

«Wohin führt diese Wendeltreppe?», fragte meine Frau.

Sie hob hervor, dass jenes Objekt ein architektonisches Kunstwerk sei, das einer streng geometrischen Anordnung folge und, aus der Froschperspektive betrachtet, einem versteinerten Ammoniten gleiche.

«Die Treppe führt in einen anderen Trakt des Klosters, der leider nicht für die Öffentlichkeit zugängig ist. Wollen wir zurückgehen?», fuhr der Mönch fordernd fort.

Ich wachte aus meinem Passivmodus auf und fragte ihn, ob ich ein Foto von der Treppe machen dürfe.

«Selbstverständlich», entgegnete der Mönch. «Stellen Sie sich unten hin und versuchen Sie, die zentrale Achse der Wendeltreppe zu fotografieren. Sie werden sehen, dass diese Perspektive etwas Unendliches und Vollendetes für unsere Sinne darstellt.»

Ich folgte der Anweisung und stellte mich an der untersten Treppenstufe hin, um mit meinem Smartphone ein oder zwei Fotos zu machen. Da ich nicht gleich mit dem Resultat zufrieden war, versuchte ich es erneut, diesmal aber von einer etwas anderen Position aus. Ich legte das Gerät auf einen Steintritt, der etwa auf meiner Hüfthöhe war. Dabei bemerkte ich einige von Hand in die Treppenstufen eingekerbte, gut sichtbare Inschriften. Daten, Namen und Vornamen spanischer Herkunft, aber auch solche mit englischen, deutschen und französischen Provenienzen. Etwas naiv fragte ich, ob jene Inschriften noch von Napoleons Truppen stammten. Der Mönch antwortete mir aber nicht und machte mit seinem Schlüsselbund ungeduldig Anstalten, den Raum wieder zu verlassen und die Tour zu beenden.

«Warten Sie noch einen Augenblick», bat ich ihn. «Ich möchte noch ein letztes Foto schiessen.»

Der Wunsch wurde mir gewährt, und ich fotografierte auf Anleitung meiner Frau hin noch einmal die Wendeltreppe und die eingekerbten Namen. Wir gingen zurück zum Hochaltar, wo sich der Ordensmann bekreuzigte, verliessen gemeinsam die Klosterkirche und traten hinaus auf den Vorplatz, der mit zahlreichen Ausflüglern besetzt war. In seiner missionsfreudigen Art verwies uns der Mönch auf den Souvenirladen, in dem Artikel aus der klösterlichen Eigenproduktion zu guten Preisen angeboten würden. Wir dankten ihm für die Führung, entschlossen uns aber, direkt zum Auto zu gehen, um möglichst schnell die Heimreise nach Madrid anzutreten, die, wie wir wussten, wegen des sonntäglichen Staus zurück in die Grossmetropole länger dauern würde.

«Was meinst du, warum kann man die restlichen Trakte des Klosters nicht besichtigen?», fragte ich meine Frau und fuhr fort:

«Die Klosteranlage ist ausgedehnt, und der Mönch hat uns bloss die Kirche und ein paar Nebenräume gezeigt. Die Abtei ist aber sicher drei- bis viermal grösser. Auch der Umschwung um das Kloster ist sehr grosszügig.»

«Es kann sein, dass die restlichen Räume architektonisch nichts Sehenswertes zu bieten haben oder vielleicht auch nicht restauriert sind. Vermutlich befinden sich hinter dem romanischen Kreuzgang auch nur die Schlafgemächer und die Arbeitsstätten der Mönche, die ja nun wirklich nichts Interessantes darstellen und zur Privatsphäre des Ordens gehören.»

Ich gab mich mit der Erklärung zufrieden, startete den Motor, schaltete das Navigationsgerät ein und programmierte es auf unsere Heimadresse (243 Kilometer).

Die Entdeckung

Nach jenem Ausflug in den Norden von Spanien kehrten wir wieder in unseren Alltag zurück. Die Wochen vergingen ohne spezielle Ereignisse, bis mich an einem Mittwochmorgen meine Frau im Büro anrief.

«Hör mal, wo hast du die Fotos von Burgos? Ich suche diese Wendeltreppe vom Kloster, weisst du noch?»

«Ich denke, dass diese Fotos irgendwo in unserem Datenfriedhof auf der Festplatte unseres Computers ruhen. Ich lege alle Fotos periodisch dort ab. Schau doch mal nach und such nach dem Datum des Ausflugs.»

Meine Frau bedankte sich für den Tipp. Zehn Minuten später rief sie mich wieder an und fragte:

«Hast du mir nicht mal von eurem Onkel Jobin erzählt? Sein Name steht hier eingeritzt in der Wendeltreppe des Klosters von San Pedro de Cardeña.»

Ich ging nicht gross darauf ein und entgegnete, dass ich unbedingt noch die Eingabe des Budgets unserer Firma beenden müsse und wir ja die Bilder nach dem Nachtessen in aller Ruhe anschauen könnten. Als ich nach der Arbeit zurück nach Hause fuhr, kam mir in den Sinn, was mir meine Frau am Telefon mitgeteilt hatte. Warum brachte sie wohl meinen Onkel mit San Pedro de Cardeña in Verbindung? Wir nahmen unser Nachtessen ein und kommentierten die aktuellen Tagesgeschehnisse. Unser Sohn brachte wieder einmal eine ungenügende Note in Mathematik nach Hause, unsere Tochter hatte ihren Schülerausweis verloren und brauchte unsere Unterschriften in einem Formular für die Neubestellung des Dokuments, die Reinigungsfrau konnte an jenem Tag nicht vorbeikommen, weil ihre Mutter zu Untersuchungen ins Spital eingeliefert worden war, das Meerschweinchen fing sich auf unerklärliche Weise eine Erkältung ein, und der Schatzmeister der amtierenden Regierungspartei veruntreute nachweislich Millionen an öffentlichen Steuergeldern und war immer noch auf freiem Fuss.

Nachdem es im Haus ruhig geworden war, startete meine Frau den Computer und suchte das erwähnte Bild von der Wendeltreppe. Tatsächlich fanden wir unter den zahlreichen Inschriften, gut leserlich, den Namen ANDRÉ JOBIN und das Jahr 1938 in Klammern. Auch andere Namen, Jahresdaten und Sprüche waren zu lesen:

CHARLES COUBERT, FRANÇOIS BEQUET, JAMES CANAGHAN, PAUL WANZEL, FRANK PAPP, BOB DOYLE, JAVIER NIETO, 1937, 1938, 1939, 1940, «VIVA LA LIBERTAD», «ABAJO EL FASCISMO», «VENCEREMOS».

«Diese Inschriften stammen aus der Zeit des Bürgerkriegs und sind von Personen eingeritzt worden, die auf der republikanischen Seite standen», meinte meine Frau und fuhr fort:

«Obwohl der Krieg eigentlich 1939 beendet wurde.»

«Ja, das könnte sein», erwiderte ich und dachte laut nach:

«Es gibt aber zwei Tatsachen, die mir nicht so logisch vorkommen: Erstens, was haben diese Inschriften in einem Kloster zu suchen, und zweitens, wie soll ich den Bogen spannen von diesem ANDRÉ JOBIN (1938) zu meinem Onkel Jobin? Ich denke, dass sich der erste Zweifel schnell lösen lässt ...»

Ich öffnete Wikipedia, um etwas mehr Hintergrundinformationen über San Pedro de Cardeña zu erfahren.

Tatsächlich handelt es sich um ein wichtiges Kloster, wie wir ja schon wussten, nicht nur vom architektonischen Standpunkt, sondern von den geschichtlichen Ereignissen her, die dort stattgefunden hatten: moslemische Angriffe, El Cid, napoleonische Truppen, Desamortisation im achtzehnten Jahrhundert, und – siehe da – von 1936 bis 1940 war es ein Konzentrationslager für Kriegsgefangene.

«Unglaublich!», rief ich aus.

«Ein Kloster, das als Gefängnis missbraucht wurde.»

Wie konnte dies mit der katholischen Moralvorstellung der erzkonservativen Franco-Faschisten in Vereinbarung gebracht werden? Der erste Zweifel war also geklärt. Während und kurz nach Beendigung des Spanischen Bürgerkriegs wurde das Kloster zu einem Gefangenenlager umgenutzt. Gemäss der Information aus dem Internet wurden dort Tausende von Franco-feindlichen Soldaten und Zivilpersonen inhaftiert, für Zwangsarbeiten eingesetzt oder einfach eingesperrt, bis sie abgeurteilt, ausgetauscht oder erschossen wurden. Logisch, dass diese unrühmliche Tatsache nicht im offiziellen Klosterführer erwähnt wird. Sicherlich hat man nach der Auflösung des Konzentrationslagers versucht, alle Spuren zu verwischen.

«Und der Name deines Onkels?», hakte meine Frau nach.

«Das ist sicher ein Zufall. Jobin ist in der welschen Schweiz und in anderen frankophonen Ländern ein gängiger Name. Ich würde ihn nicht gerade mit Meier oder Müller im deutschsprachigen Raum gleichsetzen, doch ich denke, dass der Name ziemlich geläufig ist. Zudem ist mir nicht bekannt, dass Onkel Jobin eine Verbindung zu Spanien hatte und in der Vergangenheit politisch aktiv war. Er war ja nur ein normaler Büroangestellter.»

«Trotzdem könntest du der Sache nachgehen», drängte meine Frau und fuhr fort: «Du bist ja geschichtsinteressiert und wolltest stets mehr über den Spanischen Bürgerkrieg erfahren und den Gründen nachgehen, wie es zum Konflikt gekommen ist und welche Folgen er bis in die Gegenwart gehabt hat.»

«Stimmt, aber jetzt bin ich müde, und morgen muss ich früh im Büro sein, weil ich verschiedene Sitzungen vorzubereiten habe. Ich werde bei Gelegenheit meine Eltern fragen, ob es da eine Lücke in Jobis Biografie gibt, die ich bisher nicht gekannt habe.»

Die Geschichte liess mich trotzdem nicht los. Noch am nächsten Tag, zwischen einem längeren Telefongespräch mit unserer Firmenzentrale in London und einer Budgetsitzung mit meinem Vorgesetzten, rief ich meine Mutter an und wollte wissen, ob sie einen möglichen Zusammenhang zwischen unserem Onkel Jobin und Spanien sehe.

«Jobin und Spanien?», antwortete sie. «Das kann ich kaum glauben. Herr Jobin war meines Wissens gar nie lange im Ausland. Vielleicht besuchte er einmal Paris, aber ich glaube nicht, dass er viel weiter gekommen war. Er hing sehr am Berner Oberland und am Seeland und ist in seinen Jugendjahren auch viel mit dem Rennvelo unterwegs gewesen. Aber ins Ausland ...? Warum willst du das wissen?»

Ich erzählte ihr von unserem Ausflug vor einigen Wochen nach Burgos und der Entdeckung der Inschriften.

«Ja», fügte ich hinzu, «ich bin zum gleichen Schluss gekommen. Theoretisch könnte es ja sein, dass er sich in seinen jungen Jahren, wie viele andere Schweizer dazumal, für die Republikaner im Spanischen Bürgerkrieg engagiert hat, aber ich denke, dass wir dies wüssten, es wäre doch ein wichtiges biografisches Ereignis gewesen und sicher bei Gelegenheit bei uns zu Hause zur Sprache gekommen. Ich glaube auch nicht, dass mein Vater es geduldet hätte, einen angeblichen Linken in unserer Familie aufzunehmen.»

«Wann kommst du wieder einmal in die Schweiz?»

«Bald, Mutter. In vierzehn Tagen haben wir ein Meeting in Zürich, und ich werde bei euch übernachten.»

Zwei Wochen später flog ich ins verregnete Zürich. Wir hatten ein Treffen mit allen europäischen Niederlassungen unserer Unternehmensgruppe. Die Veranstaltung hielten wir in einem Hotel in der Nähe des Hauptbahnhofs ab. Nach dem ersten Tag war auch ein Nachtessen eingeplant, das ich aber ausliess. Ich nahm stattdessen den Zug und fuhr zu meinen Eltern. Wie immer, wenn ich zurück nach Hause kam, bereitete meine Mutter ein reichhaltiges und typisch schweizerisches Gericht vor. Wahrscheinlich glaubte sie, dass ich, nach so vielen Jahren Ausland, in Sachen Rösti und Geschnetzeltes irgendwie auf Entzug wäre. Mein Vater öffnete eine gute Flasche Rotwein und berichtete über die aktuellen Ereignisse aus der Provinzstadt. Nach dem Nachtessen half ich meiner Mutter beim Abwaschen.

«Du hast mich doch kürzlich nach Onkel Jobin gefragt.»

«Ja, ich wollte wissen, ob es irgendeinen Zusammenhang gibt zwischen Onkel Jobin und Spanien.»

«Das kann ich mir kaum vorstellen. Doch als ich kürzlich im Estrich aufgeräumt habe, ist ein Reisekoffer zum Vorschein gekommen, in dem persönliche Sachen von Herrn Jobin aufbewahrt sind. Der Notar, der nach Jobis Hinschied das Testament eröffnete, übergab mir damals das Erbstück. Ich weiss nicht, warum wir den Koffer nie geöffnet haben. Vielleicht aus sentimentalen Gründen oder auch nur darum nicht, weil wir stets hundert andere Sachen um die Ohren hatten und dieser dann mit den Jahren in Vergessenheit geraten war.»

Obwohl es schon spät und ich müde vom Arbeitstag war, fragte ich meine Mutter, ob es ihr etwas ausmachen würde, mir den Koffer zu zeigen. Wir gingen in den Estrich hinauf und fanden den verstaubten braunen Lederkoffer in einer Ecke des Zimmers. Ich richtete eine Spotlampe auf das Objekt und öffnete ihn. Neben einer manuell aufziehbaren Armbanduhr, einem halben Dutzend Bücher, einem vergilbten Familienfoto aus der Zeit der Jahrhundertwende, einem Etui mit Schreibinstrumenten und Jobis Hornbrille fanden wir auch ein schwarzes Notizheft und einen blauen, umrandeten Briefumschlag aus dünnem Papier, der mit dem Stempel «Luftpost» versehen und an Señor André Jobin, Avenida 7, Calle 11, San José – Costa Rica adressiert war.

Ich öffnete zuerst das Notizheft und begann zu lesen.

Aufzeichnungen vom Spanischen Bürgerkrieg

April 1939

Wenn man den ganzen Tag nichts anderes zu tun hat, ausser drei Mahlzeiten einzunehmen, sich zu waschen, den einstündigen Rundgang im Hof zu absolvieren und zu schlafen, hat man viel Zeit, um nachzudenken. Eigentlich zu viel Zeit, und man muss aufpassen, dass man nicht, auf sich selbst gestellt und verlassen, in dunklen Gedanken und mit belastenden, traumatischen Erinnerungen dem Wahnsinn verfällt. Darum habe ich mich entschlossen, zu schreiben und dies während den nächsten Wochen zu einer geistigen Routine zu machen, damit die Gehirnströme aktiv bleiben und meine Geschichte nicht vergessen geht. Die Niederschrift dieser Aufzeichnungen soll mir auch als Therapie dienen, um das Erlebte aus der zeitlichen und räumlichen Distanz zu verarbeiten und einen Schlussstrich unter die Ereignisse dieses Abschnitts meines Lebens zu setzen. Die unendlichen Stunden, die ich nun voll und ganz mit meinen Erinnerungen teile, helfen, mir Klarheit zu verschaffen über das, was geschehen ist. Alle Alpträume vom Krieg müssen ein für alle Mal raus aus meinem Gedächtnis und dürfen nie wiederkehren. Nur auf diese Weise kann ich weiterleben.

So widersprüchlich es tönt, ich kann mich ja nicht einmal über die Haftbedingungen hier in der Anstalt Witzwil beklagen. Ich erlebte andere, überaus schlimmere Umstände in der Verwahrung. Das Divisionsgericht 3 in Bern hat mich wegen fremdem Kriegsdienst zu drei Monaten Gefängnis und zu zwei Jahren Aberkennung meiner politischen Rechte verurteilt. Obwohl der Schuldspruch entwürdigend war, ist das Strafmass insofern mild ausgefallen, als der Richter mir zugutehielt, weniger aus ideologischen Motiven, sondern wegen Arbeitslosigkeit und infolge Überredung nach Spanien gezogen zu sein. Trotzdem hätte ich, laut Urteil, die Wehrkraft der Schweiz geschwächt und gegen den zweiten Spanienbeschluss des Bundesrates vom August 1936 verstossen, indem ich Kriegsdienste für einen fremden Staat geleistet hätte.

Juni 1936

Es war der 30. Juni 1936. Ein Unglück kommt selten allein, sagt man. Zwei Ereignisse hatten mich an jenem Tag erschlagen.

Ich wurde arbeitslos. Die weltweite wirtschaftliche Depression, die der Schwarze Montag von 1929 ausgelöst hatte, hinterliess lange und tiefe Spuren, auch in der Schweizer Wirtschaft. Die Exporte meiner Uhrenfabrik waren auf einen historischen Tiefpunkt gefallen. Fabrikarbeiter, aber auch Büroangestellte wie ich wurden von einem Tag auf den anderen auf die Strasse gestellt. Eine Anstellung zu finden war schwierig, da alle Betriebe ihre Belegschaft reduzierten und die Perspektiven auf einen Aufschwung der Wirtschaft durch die politischen Unstabilitäten in den Nachbarländern verblasst waren.

Gerade eben an jenem Tag, an dem ich über meine Entlassung informiert wurde, verliess mich auch meine Verlobte. Ich fand unter meiner Zimmertüre eine kurze Notiz von ihr, in der sie mir mitteilte, dass sie an jenem Morgen mit dem Zug abgereist sei. Leider könne sie mir nicht sagen, wohin die Reise gehe, weil sie nicht wolle, dass ich ihr nachfahren würde. Sie sei wohlauf, aber fest entschlossen, nicht mehr zu mir zurückzukehren und Bern zu verlassen. Es tue ihr schrecklich leid, mich auf diese Weise sitzenzulassen, aber sie habe vor, zu sich selbst zu finden und endlich nach ihren eigenen Idealen, frei und von niemandem abhängig zu leben und ein neuer Mensch zu werden. Ein abrupter Schlussstrich unter unsere Beziehung sei der einzig mögliche Weg, jenes Lebensprojekt zu verwirklichen.

«Ich hoffe, du findest deinen Weg auch, André. Mach’s gut, mein Lieber», hatte sie lakonisch mit ihrer einwandfreien und sauberen Reinschrift auf ein Stück Papier geschrieben.

Tief gekränkt verliess ich mein Mietzimmer und lief verwirrt, in Gedanken versunken, durch die Gassen der Altstadt. Drei Jahre waren wir zusammen, und ich war sehr an sie gebunden gewesen, hatte ihr jeden Wunsch erfüllt und sie mehr geliebt als jemanden zuvor. Ich konnte ihren Entschluss nicht nachvollziehen, und die Begründung für die Trennung kam mir wirr vor. Wir hatten uns beinahe täglich getroffen, und hie und da, wenn ich wusste, dass meine Vermieterin nicht im Hause war, trafen wir uns auch auf meiner Bude. Wegen ihr war ich auch in die Gewerkschaft eingetreten. Wohl weniger aus politischer Überzeugung als mehr aus dem Wunsch, zu einer Gemeinschaft zu gehören und zusammen für etwas zu kämpfen. Ich wagte kaum zu denken, wie es nun weitergehen sollte. Zurück in mein Heimatdorf zu gehen war keine Alternative. Was hätte ich dort auch gemacht? Ich hätte mich geschämt, in meinem Alter wieder nach Hause zurückzukehren, und zu meinem Vater hatte ich seit Jahren eine distanzierte Beziehung. Er hatte es nie akzeptiert, dass ich mich mit einer Aktivistin des Gewerkschaftsbundes verlobt hatte und im Schweizerischen Metall- und Uhrenarbeitnehmerverband mitwirkte.

Ich suchte das Restaurant Falken an der Münstergasse auf, mit der festen Absicht, mein Elend im Schnaps zu ertränken. Nach dem fünften Glas, ich war schon ziemlich benebelt, trat Hans Dobler ins Restaurant und setzte sich an meinen Tisch. Hans kannte ich, seit ich vor fünf Jahren nach Bern gezogen war. Er war ein athletisch gebauter Mann, vergifteter Sportler wie ich und Mitglied der Gewerkschaft. Zudem war Hans auch in der Schweizerischen Kommunistischen Partei aktiv. Wir hatten oft ausgiebige Velotouren ins Berner Seeland unternommen. Einmal fuhren wir sogar zusammen nach Genf, um an einem Kongress teilzunehmen. Hans war bis vor sechs Monaten als Metallarbeiter tätig gewesen, war aber im Sog der Massenentlassungen ebenfalls arbeitslos geworden. Soviel ich wusste, hatte er sich seit seiner Entlassung mit Gelegenheitsarbeiten durchgeschlagen, aber keine feste Anstellung mehr gefunden. Als Hans mich so bekümmert am Tisch sitzen sah, mussten wir keine grossen Worte verlieren. Er schätzte die Situation richtig ein und wusste sofort, was passiert war.

«Auch auf der Strasse, André? Jetzt trifft es auch euch Büroangestellte, nicht wahr?»

Ich nickte abwesend, und er setzte sich neben mich.

«Es gibt immer Lösungen im Leben. Ich weiss, das ist ein schwacher Trost. Aber schau mich an. Seit ich aus meinem langjährigen Fabrikbetrieb entlassen wurde, habe ich etliche andere Arbeiten angenommen, die nichts mit meinem gelernten Beruf zu tun hatten. Ich war sogar während zwei Wochen Türsteher im Hotel Schweizerhof. Das nur, um mich über Wasser zu halten und mein Zimmer zu bezahlen. Irgendwie wird es weitergehen. Wir haben doch einen starken Rückhalt von der Gewerkschaft. Die wird uns helfen.»

«Ich bin nicht so optimistisch wie du, Hans. Mein Leben hat keinen Sinn mehr. Ich bin allein und weiss nicht, wie es weitergehen soll.»

«Schau mal, welches Informationsblatt mir heute in der Zentrale in die Hände gekommen ist.»

Dobler nahm ein zerknittertes Papier hervor, auf dem mit grossen Buchstaben geschrieben stand: Olimpiada Popular Barcelona, del 19 al 26 de Julio del 1936, und erklärte euphorisch: