Lasst Blumen morden - Peter Jokiel - E-Book

Lasst Blumen morden E-Book

Peter Jokiel

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Beschreibung

Hauptkommissar Bosch muss seinem Freund Heinz beistehen. Der steht unter Mordverdacht und alle Indizien sprechen gegen ihn. Bosch muss wirklich alle Register ziehen und lässt die Dienstvorschriften dabei außer Acht, um seinem Freund zu helfen. Dabei muss er sich mit einem serbischen Ganoven rumschlagen und auch noch den wahren Mörder finden. Ein typischer Bosch Krimi eben, im Herzen von Nürnberg. Gute Unterhaltung und Spannung ist garantiert. Wie immer eben.

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EPUB
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Seitenzahl: 217

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Lasst Blumen morden

von Peter Jokiel

Boschs zweiter Fall

.

© 2023 Peter Jokiel Website: peterjokiel.net

2. Auflage, Vorgängerausgabe 2019

ISBN Softcover: 978-3-347-99032-6

ISBN Hardcover: 978-3-347-99033-3

ISBN E-Book: 978-3-347-99034-0

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

1 Ziegelstein

2 Schoppershof

3 Rennweg

4 Gleißhammer

5 St. Lorenz

6 Behringersdorf

7 Marienberg

8 St. Jobst

Lasst Blumen morden

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Titelblatt

Urheberrechte

1 Ziegelstein

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Lesen Sie den zweiten Fall von Polizei Pressesprecher Peter Bosch.

Wieder ein Nürnberger Krimi mit Herz, Hirn und Härte.

Alle eventuellen Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind reiner Zufall und nicht beabsichtigt.

Ebenso ist die Handlung natürlich frei erfunden.

1 Ziegelstein

Hannelore war heute nicht gut gelaunt. Schon seit gestern kündigte sich eine leichte Erkältung bei ihr an und machte sie noch mürrischer als sonst. So beschloss sie, heute nicht ins Büro zu gehen und stattdessen lieber von zu Hause aus zu arbeiten. Schon seit geraumer Zeit war es ihr möglich, immer öfter Home-Office zu machen. Schon bei dem Wort drehte sich ihr der Magen um. Sie hasste diese Übernahme von englischen Begriffen in die deutsche Sprache, welche sich aber immer mehr und mehr im allgemeinen Sprachgebrauch breitmachten. Aber das war eben der Lauf der Zeit, und schon anhand solcher Kleinigkeiten merkte sie immer mehr, wie sie sich von der heutigen Generation unterschied. Aber das war ihr egal, sie mochte sowieso keine anderen Menschen und die jüngere Generation schon gar nicht. Weder ihre Kollegen, Nachbarn oder andere Bekannten bedeuteten ihr wirklich was. Sie hatte keinerlei Verwandtschaft und zog sich schon seit langer Zeit immer mehr von ihrer Umwelt zurück. Die einzigen Lieblinge, die sie hatte, waren ihre beiden Siamkatzen

Nachdem sie eben im Büro angerufen hatte und mitteilte, dass sie heute von zu Hause aus arbeiten würde, loggte sie sich mit ihrem Computer im Server der Firma ein.

Somit konnte sie alle Nachrichten sehen, die auf ihrem Rechner im Büro eingingen und wenn sie jemand persönlich sprechen wollte, was nur selten vorkam, konnte man sie ja auch zu Hause erreichen. Als Erstes checkte sie ihre E-Mails und beantwortete ein paar Anfragen. Da sie zu 90 Prozent immer die gleichen Schreiben bekam, antwortete sie schon lange mit einer Standardmail, bei der nur der jeweilige Name ausgetauscht werden musste. Überhaupt war ihre Kommunikation mehr als sachlich. Der eine oder andere würde sogar sagen, sie war die Arroganz in Person. Sie wusste auch, was die meisten, wenn nicht sogar alle, von ihr dachten. Aber die Meinung von anderen war ihr vollkommen egal. Sie war weiß Gott kein Menschenfreund, schon lange nicht mehr.

Das war nicht immer so. Sie stand sogar einmal kurz davor, zu heiraten. Aber seit sie buchstäblich vor dem Traualtar stehen gelassen wurde, zog sie es vor, allein zu bleiben. Und das war sie jetzt schon seit über dreißig Jahren. Allein und verbittert.

Die Einzigen, mit denen sie eben ihr Leben teilte, waren eben ihre beiden Katzen. Es war ein eintöniges Leben, das sie führte aber genauso wollte sie es haben. Seit dem Tod ihrer Eltern vor zehn Jahren, lebte sie wieder in ihrem Elternhaus, einem kleinen Reihenhaus am Heroldsberger Weg in Ziegelstein.

Das kleine Haus befand sich etwas abseits am Ende der Straße. Danach kamen nur noch unbebaute Flächen, auf denen einmal im Jahr die Ziegelsteiner Kirchweih stattfand. Schon allein diese alljährige Veranstaltung, war ihr bereits zuwider und sie verreiste meistens in dieser Zeit. Sie vermied bewusst jeglichen Kontakt zu den Nachbarn und wenn ihr doch einmal jemand begegnete, so kam ihr ein Grüß Gott, nur schwer über die Lippen. Sie beschränkte sich in der Kommunikation mit anderen wirklich auf ein Minimum.

Aber dennoch war Ziegelstein ihr Zuhause. Sie wuchs hier auf und kannte jede Ecke und jeden Winkel. Hier fühlte sie sich wohl und geborgen. Am liebsten hätte sie nur noch von Zuhause aus gearbeitet und sich den Anblick und den Kontakt mit den Kollegen erspart.

Zu ihrem Glück arbeitete sie schon seit über 25 Jahren bei einem Buchverlag als Lektorin, und dort ließ man ihr mehr Freiheiten als den anderen Kollegen. Sie gehörte sozusagen zum Inventar der Firma, andere hätten behauptet, sie gehöre zum alten Eisen. Sie wusste genau, was über sie geredet wurde und dass man eigentlich nur darauf wartete, bis sie in Rente ging. Aber die Arbeit selbst machte ihr ja Spaß, nur eben die Menschen nicht, mit denen sie sich abgeben musste. Und genau das ließ sie jedem spüren, der mit ihr zu tun hatte.

Ihre Hauptaufgabe im Verlag bestand darin, eingehende Manuskripte von so genannten Hobbyschreibern zu sichten und zu bearbeiten. Also zu beurteilen, ob der Verlag dem jeweiligen Autor einen Vertrag zur Veröffentlichung seines Buches anbieten sollte oder eben lieber nicht.

Sie verachtete diese Amateure, und so war es kein Wunder, dass es wirklich nur ganz Wenigen gelang, dass ihr Buch auch gedruckt wurde. Es gab nicht viele Autoren, die ihren wirklich sehr hohen Literaturansprüchen gerecht werden konnten. Die meisten waren einfach in ihren Augen nicht würdig, dass ihr Geschreibe auch noch gedruckt werden durfte.

Natürlich gab es mittlerweile immer mehr Onlineverlage, bei denen man sein Buch sogar kostenlos drucken lassen konnte. Aber erstens sah Hannelore solche Selfpublisher keinesfalls als echte Konkurrenz an und zweitens noch weniger als Alternative zu einem professionellen Verlag, wie dem ihren. Bei diesen Onlineverlagen konnte ja jeder seinen persönlichen Bestseller in die Welt bringen. Dementsprechend beurteilte sie auch die Qualität der dort veröffentlichten Werke. Nein, solche Dilettanten konnten mit ihrem Sachverstand und ihrer fundierten Kritik nicht mithalten. Ihr Verlag war schließlich bekannt für höchste Ansprüche und Qualität.

So war es auch kein Wunder, dass kein Tag verging, an dem nicht Dutzende Manuskripte bei ihr eingingen. Mit einem einzigen Schreiben von ihr, wurden diese Möchtegernautoren aber sehr schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht. So verfasste sie auch heute wieder ein paar Antworten an Menschen, die dachten, sie wären der nächste Stephen King oder die neue Joanne Rowling. Obwohl selbst diese Bestsellerautoren bei ihr mit Sicherheit durchgefallen wären. Ihrer Meinung nach konnte sowieso kein Schriftsteller ihren Lieblingen Schiller und Goethe das Wasser reichen.

Dass die Zeiten sich seitdem aber geändert haben und es die beiden Dichter und Poetenfreunde es heute wahrscheinlich auch schwerer hätten, ließ sie als Argument bei Diskussionen mit Kollegen oder ihrem Chef nur widerwillig gelten. Sie war gerade wieder an einem Antwortschreiben, bzw. an der Zerstörung eines Traumes eines Menschen, als es an der Tür läutete. Mürrisch, aber auch neugierig, wer da vor der Tür stand, ging sie zur Haustür. Durch den Türspion sah sie einen Mann mit einem riesigen Blumenstrauß. Das heißt, sie vermutete, dass es sich um einen Mann handelte, denn erkennen konnte sie die Person nicht wirklich. Sie sah nur jemanden mit einer Baseballmütze, denn vom Gesicht konnte sie überhaupt nichts erahnen. Der überdimensionale Blumenstrauß verdeckte ab der Schulter die Person dahinter gänzlich.

Irritiert öffnete sie die Tür und wollte schon sagen, dass der Mann sich wohl in der Adresse geirrt hat. Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, fragte der Mann knapp: „Sind Sie Frau Lorentzer?“

„Ja bin ich, aber ich glaube nicht, dass …“

Noch bevor sie den Satz zu Ende sprechen konnte, stieß der Fremde ihr den Blumenstrauß, mit den Blüten voran, gegen die Brust.

Hannelore war vollkommen überrumpelt. Sie spürte plötzlich einen stechenden Schmerz, und dann nichts mehr. Sie spürte nicht, wie die lange Klinge in ihr Herz eindrang und sie sah auch nicht das Blut, das sich auf ihrer Bluse ausbreitete. Sie war schon tot, bevor sie auf den Boden sank. Der Fremde behielt den Blumenstrauß weiter in der Hand und zog das in den Blumen versteckte Messer wieder aus der Leiche.

Er drehte sich wortlos um und ging einfach weiter. Es war Mitte Februar, der Himmel und die Straßen waren grau in grau. Der Mann mit dem großen bunten Blumenstrauß war da schon sehr auffallend. Ebenso die Art, wie er die Blumen hielt. Er umklammerte sie so fest mit seiner Faust, dass ihm die Fingerknöchel spannten. Alles an ihm war angespannt und nervös. Inständig hoffte er, dass ihm jetzt niemand entgegenkam.

Aber zu seinem Glück war in diesem Moment niemand auf dem Gehweg unterwegs. Mit schnellen Schritten ging er in Richtung Bierweg. Keiner, der ihn so laufen sah, hätte ihn für einen Mörder gehalten. Jedenfalls nicht von Weitem. Ebenso wenig, wie man das große Messer in dem Blumenstrauß vermutet hätte.

Aber es war ihm sowieso vollkommen gleichgültig, ob man ihn sah oder nicht. Er wollte nur nicht geschnappt werden, bevor er mit seinem Vorhaben fertig war. Er bog um die nächste Straßenecke zum Bierweg und stieg in sein Auto. Obwohl er sich mittlerweile ziemlich weit vom Tatort entfernt hatte, glaubte er beim Einsteigen einen Schrei gehört zu haben. Wahrscheinlich hatte gerade jemand die Leiche entdeckt. Er warf den Blumenstrauß mit dem Messer auf den Rücksitz und fuhr mit einem leichten Schmunzeln zufrieden weg.

Ich bearbeitete gerade eine Mitteilung für die Presse über einen versuchten Autodiebstahl von letzter Nacht. Dieser konnte zum Glück von den Kollegen nicht nur verhindert werden, sondern der vermeintliche Täter wurde auch noch vor Ort verhaftet. Dass der Kerl, zu unserem Glück, zu blöd war, den Wagen kurzzuschließen, ließ ich lieber unerwähnt. Gerade als ich so im Schreiben war, läutete mein Telefon.

„Guten Morgen Peter, gerade kam ein Anruf, es gibt eine Leiche in Ziegelstein. Wir fahren gleich los, bitte sei so gut und komm mit. Wenn die Presse davon Wind bekommt, musst du mir diese Aasgeier vom Leib halten“, teilte mir Andreas Köster, leitender Ermittler der Mordkommission, mit.

„Gib mir die Adresse und ich fahr gleich los“, antwortete ich knapp.

Ich schrieb mir die Adresse auf und klopfte in der Tür von Frau Wachter. Sie war die leitende Polizeisprecherin und meine direkte Vorgesetzte. Nachdem ich kurz Bescheid gab, machte ich mich auf den Weg. Zum Glück war, außer natürlich am Hauptbahnhof, nicht viel Verkehr und über den Rathenauplatz und die Äußere Bayreuther Straße kam ich gut durch nach Ziegelstein.

Es war nicht notwendig, Blaulicht und Sirene einzuschalten. Zwölf Minuten später war ich schon vor Ort. Zum Glück hatten die Kollegen der Polizeiinspektion Ost bereits die Straße abgesperrt und den Tatort durch das Aufstellen von weißen Trennwänden vor neugierigen Blicken abgeschirmt. Die Spurensicherung war im Einsatz, und auch Andreas und Frau Schlagmann waren bereits vor Ort. Ich ließ mir einen kurzen Bericht über das Geschehen geben und klärte ab, was wir gleich der Presse mitteilen wollten und was lieber noch nicht. Da ich bereits die ersten Journalisten ausmachen konnte, war es Zeit, mich den Fragen zu dem Fall zu stellen.

Mittlerweile war ich ja nicht nur zum Kriminalhauptkommissar befördert worden, sondern jetzt auch der stellvertretende Chef der Polizeipressestelle. Aufgrund des letzten Falles, den ich mit Andreas Köster und meinem Freund Dominik gelöst hatte, ist es bei uns ganz gut gelaufen. Wie gesagt, ich wurde befördert, ebenso Andreas, der jetzt Erster Kriminalhauptkommissar war. Aber am besten von uns hatte es Dominik getroffen. Mein Kumpel wurde versetzt und durfte jetzt jeden Tag trainieren und die jungen Kollegen für den Streifendienst fit machen.

Offiziell nannte sich das Polizeiliches Einsatzverhalten und fand in der Kornburger Straße statt. Mit anderen Worten, er war jetzt Ausbilder und schleifte die jungen Kollegen im Nahkampf. Und wer bei Dominik trainierte, der war auch wirklich für den Einsatz auf der Straße bereit.

Außerdem hatte mein bester Freund endlich seine Nicole geheiratet. Somit nahm unser letzter gemeinsamer Einsatz für alle ein glückliches Ende. Jedenfalls für die meisten. Die ganze Wahrheit über den Ausgang des Falles kannten allerdings nur Dominik und ich. Und dabei würde es auch bleiben.

Als ich mich vor die Absperrung stellte, wurde ich sofort von den jeweiligen Medienvertretern mit Fragen bombardiert. Zu meinem Leidwesen waren nicht nur Zeitungsjournalisten da, sondern auch zwei Kamerateams. Diese waren in der Regel noch penetranter als die Kollegen von der schreibenden Zunft. Nach einem Blitzlichtgewitter und dem Blenden durch die Kameralampen, die man locker als Flutlicht beim nächsten Clubspiel hätte verwenden können, fing ich mit meinem Statement an.

„Guten Tag meine Damen und Herren. Für die, die mich noch nicht kennen, ich bin Hauptkommissar Bosch von der Polizeipressestelle. Heute um 9.30 Uhr wurde eine leblose Person hier am Heroldsberger Weg aufgefunden. Da wir von einem Tötungsdelikt ausgehen müssen, übernimmt die Mordkommission die Ermittlungen. Zur Todesursache möchte ich zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Angaben machen. Wir müssen die Obduktion dazu abwarten. Wie Sie hinter mir sehen können, ist die Spurensicherung noch nicht abgeschlossen, und die Befragung möglicher Zeugen läuft ebenfalls noch. Aus diesem Grund möchte ich Sie bitten, die Kollegen nicht zu behindern und sich bitte bis morgen zu gedulden. Ich bin sicher, wir können Ihnen bis dahin dann mehr Informationen zur vorliegenden Tat geben. Bitte haben Sie hierfür Verständnis“, beendete ich meinen kleinen Vortrag.

Natürlich wollten sich die Journalisten mit dieser, zugegebenermaßen etwas spärlichen Auskunft nicht zufriedengeben, aber viel mehr wussten wir ja selber nicht. Auch macht es keinen Sinn irgendwas von sich zu geben, ohne es durch Fakten belegen zu können. Ebenso sind irgendwelche Mutmaßungen vollkommen unangebracht.

Und erfahrungsgemäß ist es nie verkehrt, bei Pressemitteilungen immer etwas zögerlich mit Infos zu sein. Mehr erzählen konnte man später immer noch. Nachdem ich mich den zahlreichen Fragen zwar stellte, aber nichts Wesentliches hinzufügte, gab die Meute auch irgendwann nach.

Es gab kurz nochmal ein kleines Gerangel von Seiten der Kameraleute und den Fotografen, als die Leiche abtransportiert wurde, denn jeder wollte entweder ein Bild schießen, oder eben einen kleinen Ausschnitt für die Nachrichten filmen. Aber als der Leichenwagen abfuhr, beruhigte sich die Szene gleich wieder und die Menge löste sich auch nach und nach auf.

Ich versprach für morgen um 10 Uhr eine Pressekonferenz bei uns im Präsidium zu geben und machte mich dann wieder auf den Weg ins Büro. Natürlich hatten wir bis morgen jetzt alle Hände voll zu tun. Nicht nur, dass ich meine Chefin Frau Wachter und unseren neuen Polizeipräsidenten Herrn Baumgärtner unterrichten musste, ich musste mich auch nochmal mit Andreas über die Herausgabe von Informationen unterhalten. Was mussten wir mitteilen, was konnten wir erzählen, und was sollten wir auf gar keinen Fall preisgeben.

Das war bei jedem Fall immer ein schmaler Grat zwischen transparenter Informationspolitik und ermittlungstaktischer Zurückhaltung von Fakten. Während eine Ermittlung noch läuft oder gerade erst begonnen hat, kann man nicht immer alle Karten gleich auf den Tisch legen. Jedenfalls wurde ich schon im Büro von Frau Wachter erwartet und gab ihr einen kurzen Lagebericht. Gemeinsam gingen wir dann zu unserem obersten Chef, Polizeipräsident Baumgärtner, und erklärten das Geschehen.

„Guten Tag Frau Wachter, Herr Bosch. Bitte nehmen Sie doch Platz. Herr Bosch, Sie waren ja eben am Tatort. Was genau wissen wir denn bis jetzt?“, begann der Polizeipräsident.

„Nun ja, viel wissen wir noch nicht. Heute um 9:30 Uhr ging ein Notruf ein. Hier wurde der Zentrale mitgeteilt, dass am Heroldsberger Weg eine leblose Person liegt. Die Mitteilerin war eine Nachbarin der Toten, eine Frau Bachmüller. Diese fand die Leiche in der offenen Eingangstür liegend, vor dem Haus der Toten. Es handelt sich um eine Frau Hannelore Lorentzer, 58 Jahre alt und eben wohnhaft am Heroldsberger Weg. Laut der ersten Untersuchung des Rechtsmediziners wurde Frau Lorentzer erstochen. Dies wollte ich jedoch der Presse zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht mitteilen. Hier warte ich erst noch den Obduktionsbericht ab, der uns bis morgen früh vorliegt. Obwohl der Bericht dies wahrscheinlich bestätigen wird. Es war offensichtlich ein Stich ins Herz, bei dem der Tod sofort eintrat. Die Spurensicherung ist noch vor Ort, und mögliche Zeugen und Nachbarn werden zurzeit befragt. Offensichtlich handelte es sich nicht um einen missglückten Raubüberfall oder um eine Beziehungstat. Zum einen, wurde Frau Lorentzer an ihrer Haustür erstochen, und zum anderen, betrat wahrscheinlich der Täter nicht das Haus. Zumindest wurde auf den ersten Blick nichts gestohlen, und die Spurensicherung fand bis jetzt auch keine Hinweise darauf, dass sich jemand, außer Frau Lorentzer selbst, im Haus befand. Nach der ersten Einschätzung muss die Frau beim Öffnen der Haustür sofort erstochen worden sein. Es gibt keinerlei Kampf- oder Abwehrspuren. Frau Lorentzer wurde augenscheinlich von ihrem Mörder überrascht. Die einzige Ungereimtheit bei der Leiche sind ein paar Blütenblätter, die auf ihrer Kleidung zu finden waren. Das würde zwar auf eine Beziehungstat hindeuten, aber nach den ersten Aussagen von Nachbarn lebte sie allein und sehr zurückgezogen. Eine genauere Einschätzung dazu kann uns vielleicht schon morgen der Kollege Köster geben. Hier werden alle Personen des Umfeldes von Frau Lorentzer noch befragt. Also, Nachbarn, Arbeitskollegen, etwaige Verwandten etc.“ Damit beendete ich meinen Vortrag erst mal.

„Vielen Dank Herr Bosch. Ich hoffe, genau wie Sie, dass wir morgen schon mehr Erkenntnisse haben werden. Jedenfalls war es richtig von Ihnen, noch nicht alle Informationen weiterzugeben. Auch bei der morgigen Pressekonferenz werden wir uns ebenfalls noch etwas bedeckt halten“, kam als Antwort von Herrn Baumgärtner.

Unser Polizeipräsident war erst seit vier Wochen im Amt, sodass wir uns alle noch kein richtiges Bild von ihm machen konnten. Er war Anfang 50, etwas kleiner als ich, mit schmaler Figur, dafür aber mit wachen Augen. Während man mit ihm sprach, hatte man das Gefühl, als würde er einen analysieren. Konnte aber auch nur Einbildung sein. Jedenfalls waren Frau Wachter und ich schon gespannt darauf, wie er sich als Polizeipräsident bei seinem ersten Mordfall verhielt. Ich würde es ja morgen auf der Pressekonferenz erleben.

Mit diesen Worten war die kleine Sitzung beendet, und ich ging mit Frau Wachter wieder zu unserer Abteilung zurück. Meine Chefin ging in ihr Büro und ich in meines, das gleich daneben lag. Ich musste noch mit Andreas telefonieren, um zum einen den Stand der Dinge zu erfragen, und zum anderen mit ihm abzusprechen, welche Strategie er verfolgte. Aufgrund seiner Einschätzung war es eben wichtig, Informationen preiszugeben oder lieber nicht. Zwar war es nicht anzunehmen, dass er schon einen Verdächtigen hatte, aber auch so sollten manche Details besser unter Verschluss bleiben.

Allein die Sache mit den Blütenblättern gab schon zu denken. Hatte der Täter vielleicht doch Blumen dabei? Wenn dies so wäre, dann spräche das wohl doch für eine Beziehungstat. Aber es hatte keinen Sinn, hier zu spekulieren. Außerdem war das ja auch nicht mein Job. Ich musste nur koordinieren, der Mordkommission den Rücken freihalten und ganz nebenbei uns alle gut dastehen lassen. Machte ich doch alles mit links. Nachdem ich mit Andreas telefoniert hatte, erfuhr ich auch schon die ersten Ergebnisse der Spurensicherung. Hier war es sehr seltsam, dass auf einigen der Blütenblätter Blut vom Opfer gefunden wurde.

Auf der einen oder anderen Blüte wäre das noch erklärbar gewesen. Der Täter hätte die Blumen in der Hand halten können, es kam aber statt zur Versöhnung zum Streit, der Täter drehte durch und stach zu. Nicht schön, aber plausibel. Aber es wurden auch Blumenstängel gefunden, eben eingetaucht im Blut. Und jetzt wurde es seltsam. Wenn ein Blumenstängel so voll mit Blut war, dann ist das Blut nicht nur darauf getropft. So wie es sich für die Spurensicherung darstellte, wurde ein Blumenstrauß regelrecht auf die Stichwunde gedrückt. Aber wieso sollte jemand so etwas machen? Das ergab irgendwie keinen Sinn.

Noch dazu wurden keine Blumen am Tatort gefunden. Also musste der Täter sie wieder mitgenommen haben. Nachdem ich so nachdachte und an meinem Kaffee nippte, kam mir eine Idee. Normalerweise hätte ich mich mit vagen Vermutungen zurückgehalten, aber erstens war Andreas mein Freund und zweitens war ich mir völlig sicher, dass meine Eingebung richtig sein musste. Also habe ich nochmal kurz bei der Mordkommission angerufen.

„Mordkommission, Apparat Köster, Guten Tag“, meldete sich Frau Schlagmann.

„Hallo allerbeste Frau Schlagmann. Bosch hier, ich grüße Sie herzlich. Eigentlich wollte ich ja Andreas sprechen“, begrüßte ich die Kollegin.

„Der Chef ist leider schon wieder unterwegs. Sie können ihn aber am Handy erreichen, oder Sie nehmen mit mir vorlieb. Kann ich irgendwas für Sie tun, Herr Bosch?“

„Andreas hat mir vorhin den vorläufigen Bericht der Spurensicherung durchgegeben. Das mit dem Blut auf den Blütenblättern und den Blütenstängeln ist schon irgendwie seltsam. Sie werden es nicht glauben, aber ich bin mir sicher, das Messer war im Blumenstrauß und der Täter hat damit zugestoßen. Nur so erklären sich die Spuren“, gab ich meine Weisheit weiter.

„Sehe ich genauso. Ich konnte mich zwar noch nicht mit dem Chef darüber unterhalten, aber die Idee hatte ich auch schon. Ist zwar ziemlich untypisch, aber eigentlich die einzige logische Erklärung. Und wenn es so gewesen sein sollte, war es ein geplanter Mord. Was wiederum ein vollkommen neuer Ansatz ist. Sie sehen schon, wir sind hier nicht ganz untätig und denken ebenfalls mit“, kam als Antwort.

„Schon gut, ich wollte nicht als Klugscheißer dastehen. Aber toll, wenn Sie auch auf diese Möglichkeit gekommen sind. Ich schau morgen vor der Pressekonferenz nochmal kurz bei Ihnen vorbei. Schönen Feierabend noch.“ Ich legte auf und machte ebenfalls Feierabend.

Ein Gespräch mit der Kollegin Schlagmann war immer irgendwie frostig. Sie war eine ganz hervorragende Beamtin und ein Ass, wenn es um Recherche ging, aber Kommunikation war echt nicht ihr Ding. Obwohl sie seit unserer ersten Begegnung etwas auftaute, würde sie keinen Preis für Nettigkeit oder Sympathie gewinnen. Sie machte meist einen gestressten und genervten Eindruck und redete nur wenn sie musste. Fast so, als wäre ihr jedes Wort, das über ihre Lippen kam, zu viel. Ich schrieb dies allerdings auch ein wenig ihrem Alter zu. Mit Mitte zwanzig konnte sie sich ja noch entwickeln. Heute konnte ich beim besten Willen nichts mehr tun und nahm mir dafür vor, am nächsten Tag zeitig bei Andreas und Frau Schlagmann vorbeizuschauen. Wie ich Andreas kannte, hatte er bestimmt schon eine Ahnung, in welche Richtung der Fall sich entwickelte. Aber diesmal war ich ja nicht an den Ermittlungen beteiligt.

Nicht wie beim letzten Fall, bei dem wir als Team ermittelten. Ein wenig dachte ich natürlich schon an letztes Jahr zurück, und ich hätte mich auch fast um eine Versetzung zur Mordkommission beworben. Aber wie immer kommt eben alles anders als man denkt. Ich wurde befördert, und Gaby wurde schwanger. Das hatte meine Pläne dann doch wieder umgeworfen. Aber ich bereute meine Entscheidung keine Sekunde lang. Ich ging heim zu meiner schwangeren Frau und meinem Sohn. Als ich die Haustür aufschloss, rannten mir mein Sohn und unser Hund Spenser bereits entgegen. Rene zog mich ins Wohnzimmer und Spenser wuselte um mich herum. Auf dem Sofa lag Gaby und lächelte mich an.

„Hallo Schatz, schön dass du da bist. Tut mir leid, ich konnte noch nichts kochen. Heute geht’s mir nicht so gut.“

„Was ist los? Nur übel oder noch was anderes? Soll ich Dr. Adler anrufen?“, fragte ich besorgt nach.