Lug, Trug und ein mörderischer Schwindel - Peter Jokiel - E-Book

Lug, Trug und ein mörderischer Schwindel E-Book

Peter Jokiel

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Beschreibung

Ein Patient wird während der Sitzung von der Polizei aus der Praxis von Peter Bosch verhaftet. Der Psychotherapeut ist vollkommen überrumpelt und kann nicht glauben was man seinem Patienten vorwirft. Dieser soll seinen ehemaligen Arbeitskollegen überfahren haben. Da der Mann im Krankenhaus verstorben ist, wird der Patient von Bosch, unter dringendem Tatverdacht verhaftet. Peter Bosch will der Sache auf den Grund gehen und schaltet sich natürlich in die Ermittlungen ein. Er hat da noch eine ganze Menge ungeklärter Fragen und tritt dabei einigen Leuten ziemlich auf die Füße. Dass sein Freund Dominik plötzlich noch verschwunden ist, macht die ganze Sache noch dramatischer. Lesen Sie den vierten Teil um Peter Bosch und seinen Freunden. Wieder ein Nürnberg Krimi mit Spannung und guter Unterhaltung.

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 227

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Lug, Trug und einmörderischer Schwindel

von Peter Jokiel

Boschs vierter Fall

© 2024 Peter Jokiel

Website: peterjokiel.net

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany

ISBN:

 

Paperback

978-3-384-10151-8

Hardcover

978-3-384-10152-5

E-Book

978-3-384-10153-2

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Kapitel 1 – St. Jobst

Kapitel 2 – Schweinau

Kapitel 3 – Gartenstadt

Kapitel 4 – Gleißhammer

Kapitel 5 – Röthenbach

Kapitel 6 – Gebersdorf

Kapitel 7 – Hafen

Kapitel 8 – Schoppershof

Lug, Trug und ein Mörderischer Schwindel

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Kapitel 1 – St. Jobst

Kapitel 8 – Schoppershof

Lug, Trug und ein Mörderischer Schwindel

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Liebe Krimifreunde,

lesen Sie wieder einen neuen spannenden Fall mit Peter Bosch und seinen Freunden.

Natürlich mit vielen Nürnberger Schauplätzen und mit ganz viel Herz, Hirn und Härte.

Selbstverständlich sind eventuelle Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen, rein zufällig und wirklich nicht beabsichtigt. Fei wärgli!!!

Viel Spaß beim Lesen,

Peter Jokiel

Kapitel 1 – St. Jobst

Ich saß in der kleinen Küche meiner Praxis und konnte nicht glauben, was gerade passiert war. Kriminalhauptkommissarin Schlagmann hatte soeben meinen Patienten Herrn Weigel während unserer Sitzung verhaftet. Gerade als ich mich mitten in der Therapiestunde mit ihm befand, läutete es an der Tür und Frau Schlagmann drängte, in Begleitung eines Kollegen und zwei Streifenpolizisten, in meine Praxis.

Ich war vollkommen perplex und überrumpelt. Genauso erging es auch meinem Patienten, als er die Polizisten sah. Allerdings wollte sich Herr Weigel auf keinen Fall verhaften lassen und zweifelte lautstark die Rechtmäßigkeit der ganzen Aktion an. Zuerst ließ er sich alles haarklein von Frau Schlagmann erklären und verlangte sofort einen Anwalt zu sprechen. Auch ich versuchte beruhigend auf ihn einzuwirken, allerdings schaukelte sich die ganze Sache immer mehr hoch. Es endete mit der gewaltsamen Überwältigung durch die zwei Streifenbeamten und selbst, als Herr Weigel schon Handschellen trug, wehrte er sich noch nach Leibeskräften.

Wut und Hass hatten ihn plötzlich völlig übermannt und bestimmten sein ganzes Handeln. Ein Gespräch und ein beruhigendes Einwirken auf ihn, waren in diesem Zustand absolut unmöglich. So umgänglich wie er noch vor fünf Minuten in der Sitzung eben mit mir gewesen war, genauso unkontrollierbar und aggressiv zeigte er sich jetzt. Er war kurzzeitig in einem regelrechten Wahnzustand und zeigte durchaus schizophrene Symptome. Jedoch hätte ich dazu noch weitere Gespräche mit Herrn Weigel benötigt, um mir ein genaueres Bild machen zu können.

Als mein Patient, nach der leider doch sehr unschönen Aktion, abgeführt wurde, erklärte mir die junge Kommissarin den Grund für ihr Vorgehen.

„Herr Bosch, Sie können mir glauben, die Beweislage ist eindeutig. Herr Weigel hat vor zwei Tagen seinen ehemaligen Kollegen mit einem Mietwagen überfahren. Der Mann ist heute Morgen seinen Verletzungen erlegen. Sie werden verstehen, wenn ich Ihnen keine Details preisgeben kann. Allerdings könnte er wirklich einen sehr guten Anwalt gebrauchen.“

Ich kannte Frau Schlagmann nun schon seit ein paar Jahren. Wir waren früher ebenfalls Kollegen und ihr Chef, Kriminalrat Köster, war einer meiner engsten Freunde. Auch wenn die erst kürzlich beförderte Hauptkommissarin immer einen sehr reservierten Eindruck machte, so war sie doch eine gewissenhafte und gründliche Ermittlerin und neigte nicht zu voreiligen Schlüssen. Ich konnte mir also sicher sein, dass sie hieb- und stichfeste Beweise hatte und eine Verhaftung in meiner Praxis durchaus als notwendig erachtete. Nach dem kurzen Gespräch verabschiedete sich Frau Schlagmann und ich saß jetzt nachdenklich in meiner kleinen Küche. Da Herr Weigel der letzte Patient für heute war, hatte ich jetzt Zeit, Nürnbergs besten Anwalt anzurufen. Ich wählte die Nummer von Dr. Loßmann und wurde auch gleich durchgestellt.

„Hallo Herr Dr. Loßmann, ich hoffe doch es geht Ihnen gut und Sie sind nicht zu sehr im Stress.“

„Hallo lieber Herr Bosch, schön von Ihnen zu hören. Danke der Nachfrage. Sie wissen ja, solange es Streitigkeiten unter den Menschen gibt, geht einem Anwalt die Arbeit nie aus. Was kann ich denn für Sie tun?“

Nachdem ich ihn kurz ins Bild gesetzt hatte, fragte ich ihn, ob er nicht die Verteidigung von Herrn Weigel übernehmen könnte oder ihm zumindest bei der Vernehmung beistehen würde. Dr. Loßmann sagte mir zu, gleich ins Polizeipräsidium zum Jakobsplatz zu fahren und sich darum zu kümmern. Ich bedankte mich ganz herzlich und wir verabredeten, uns am nächsten Tag nochmal telefonisch auszutauschen.

Allerdings wollte ich nicht so lange auf Einzelheiten warten und nahm mir vor, heute Abend bei Andreas anzurufen. Er war ja nicht nur der Dezernatsleiter der Nürnberger Mordkommission, sondern auch einer meiner besten Freunde. Vielleicht konnte er ja mit ein paar Details rausrücken. Denn um ehrlich zu sein, machte mein Patient Herr Weigel nicht den Eindruck eines eiskalten Mörders auf mich. Im Moment konnte ich aber erst einmal nichts weiter unternehmen und so machte ich mich auf den Heimweg.

Als ich zuhause ankam, war meine Frau mit unseren Söhnen Rene und Alexander und den Hunden im Garten. Seit kurzem hatten wir ein kleines Rudel, das die ganze Familie vollkommen beschäftigte.

Bei meinem letzten Abenteuer, bei dem ich in die Ermittlungen hineingezogen worden war, lief mir die Rottweiler Hündin Cocco über den Weg. Und da es die Umstände nötig machten, ihr ein neues Zuhause zu geben, nahmen wir sie kurzerhand auf. Unser Schäferhund Spenser war ebenfalls sofort begeistert und so dauerte es nicht allzu lange, bis drei kleine Welpen das Licht der Welt erblickten.

Einen Welpen hatten wir Stefan und seiner Familie gegeben. Einem jungen Mann, den ich therapeutisch betreute und der herzlicher nicht hätte sein können. Die ganze Familie stand noch vor einem Jahr im Mittelpunkt einer Mordermittlung und der Hund Sylvester half allen wieder in die Normalität zu finden.

So blieben Rocky und Adrian bei uns und zusammen mit Spenser und Cocco war hier echt jeden Tag was los. Allerdings brachten wir es nicht übers Herz, einen weiteren Hund abzugeben.

Die Kinder versuchten gerade, den nicht mehr ganz so kleinen Hunden neue Tricks beizubringen. Bevor ich alle begrüßte, blieb ich an der Terrassentür stehen und sah mir das laute Herumtollen meiner Kinder an.

Allerdings fragte ich mich, wer hier wen gerade versuchte zu dressieren. Jedenfalls hatten alle ihren Spaß, was das Wichtigste dabei war. Spenser war der Erste, der mich bemerkte und kam auf mich zu. Danach kamen meine Kinder stürmisch angerannt und Rocky und Adrian verzogen sich an ein schattiges Plätzchen. Es hatte ganz den Anschein, als kam ihnen die Pause gerade recht.

Nachdem ich alle Neuigkeiten aus der ersten Klasse und dem Kindergarten erzählt bekommen hatte, ließen mich die Kinder auch zu Gaby. Meine Frau war gerade in ihrem neuen Gewächshaus beschäftigt und war von dort gar nicht mehr weg zu bekommen.

„Hallo schöne Gärtnerin, wie ich sehe, hast du neue Kräuter angepflanzt. Da bin ich schon auf die erste Ernte gespannt“, begrüßte ich meine Frau mit einem Kuss.

„Hallo mein Schatz, warte nur ab was hier bald alles wächst und gedeiht. Nachdem Rocky und Adrian den halben Garten bereits umgegraben haben, bin ich über das Gewächshaus wirklich froh.“

Ich erzählte Gaby kurz, was heute in meiner Praxis passiert war und dass ich mir aber noch kein eindeutiges Bild darüber machen konnte.

Dazu brauchte ich erst noch mehr Informationen. Herr Weigel war noch nicht allzu lange mein Patient, aber er war doch sichtlich froh darüber, dass er endlich mit jemandem reden konnte. Obwohl ich ihm eigentlich nur mehr zuhörte und ihn hauptsächlich reden ließ. Ich hatte vorher noch keine abschließende Diagnose, bis auf eine offensichtliche psychotische Störung. Jetzt waren jedoch schizophrene Symptome mehr als nur wahrscheinlich. Impulsive Affekthandlungen und aggressives Verhalten, was sich allein schon bei seiner Verhaftung gezeigt hatte. Allerdings traute ich ihm dennoch keinen vorsätzlichen Mord zu. Auch wenn ich es nicht richtig begründen konnte. Aber ich folgte in diesem Fall meinem Bauchgefühl.

Nachdem ich nach dem Abendessen die Kinder ins Bett gebracht hatte, konnte ich endlich bei Andreas anrufen. Ich hatte die Hoffnung, dass mir mein Freund ein paar Fragen beantworten konnte und damit etwas Licht ins Dunkel brachte.

„Schönen guten Abend mein Bester, ich habe schon auf deinen Anruf gewartet“, begrüßte mich Andreas am Telefon.

„Was soll ich sagen, du kennst mich eben zu gut. Aber es wird auch nicht jeden Tag ein Patient in meiner Praxis verhaftet. Da bin ich dann gewissermaßen schon ein wenig neugierig“, gab ich zur Antwort.

„Kann ich mir denken. Allerdings ist die Sachlage wirklich eindeutig. Herr Weigel wurde vor drei Monaten entlassen. Er hat damals bereits lautstark Morddrohungen gegen einen Kollegen ausgesprochen und wurde da schon handgreiflich. Später hat er sogar noch Anzeige gegen seine frühere Firma wegen angeblichen Betrugs erstattet. Allerdings wurde die Sache von der Staatsanwaltschaft nicht weiterverfolgt. Die Anschuldigungen waren zu verworren und ungenau, um ein Ermittlungsverfahren einzuleiten. Dies wurde ihm auch vor zwei Tagen schriftlich von der Staatsanwaltschaft mitgeteilt. Daraufhin hat er sich einen Mietwagen geliehen und hat seinen ehemaligen Kollegen vor dessen Haus in der Praterstraße überfahren. Heute Morgen ist dieser leider seinen Verletzungen erlegen. Frau Schlagmann ermittelte von Anfang an an dem Fall, konnte aber erst heute die Verleihfirma ausfindig machen und somit Herrn Weigel identifizieren. Zwar hat er einen falschen Führerschein vorgezeigt, ist aber zu dem Mietwagenverleih mit seinem eigenen Auto gefahren. Sein Kennzeichen ist auf dem Überwachungsvideo eindeutig zu sehen. So hat Frau Schlagmann ihn schnell ermitteln können. Frau Weigel hat uns dann den Tipp mit dem Termin bei dir gegeben. Dies war wirklich der beste Ort für eine Verhaftung, da du ja auch noch zur Not therapeutisch auf ihn einwirken hättest können. Jedenfalls war so der Plan. Leider war Herr Weigel aber weder kooperativ, noch zugänglich. Selbst auf dem Präsidium hat er noch Randale gemacht. Wir haben ihn erst einmal in Einzelhaft verfrachtet. Morgen wird er sich hoffentlich zu dem Fall äußern.“

So einfach wie Andreas den Fall schilderte, so eindeutig war auch die Beweislage. Allerdings stellte sich mir die Frage, was jemanden wie Herrn Weigel dazu brachte, jemanden einfach zu überfahren. Ich kannte ihn noch nicht so lange, er hatte erst die dritte Therapiestunde bei mir. Andererseits hatte ich gerade heute den Eindruck, ihm durchaus helfen zu können. Jedenfalls bis zu seiner Verhaftung. Da war er auf einmal wie ausgewechselt. Was jedoch wiederum zu einer Schizophrenen Störung passte.

Bevor Frau Schlagmann kam, machte er auf mich einen nahezu erleichterten und gelösten Eindruck.

Kurze Zeit später, war er aber nicht mehr wieder zu erkennen. Er stritt bei seiner Verhaftung auch überhaupt nichts ab. Ganz im Gegenteil. Es hatte ganz den Anschein, als war er einfach nur froh darüber, seinen Widersacher überfahren zu haben, und dass dieser auch wirklich tot war. Ihm fehlte zu seiner Tat jegliches Unrechtsbewusstsein oder Bedauern. Was auch wieder auf eine schwere psychische Störung hindeutete.

Ich bedankte mich bei Andreas für die Aufklärung und sagte ihm, dass ich Herrn Weigel übermorgen, also am Freitag, in der Untersuchungshaft besuchen wollte. Andreas versprach, es meinem Patienten auszurichten. Als kleines Dankeschön lud ich ihn und seine Familie für Samstag zum Essen ein. Da wir ja jetzt ein kleines Rudel beherbergten, war es besser, alle kamen zu uns und wir konnten unbeschwert zusammen essen. Gerade Rocky und Adrian waren noch unglaublich neugierig und mussten alles erkunden, was in einem Lokal allerdings doch etwas anstrengend sein konnte. Da hatte ich eindeutig noch etwas Erziehungsarbeit vor mir. Aber ich arbeitete daran. Somit war alles besprochen und ausgemacht. Jetzt musste ich nur noch Gaby davon erzählen und natürlich Dominik anrufen. Er und seine Frau Nicole gehörten praktisch ebenso zur Familie und durften selbstverständlich bei keiner Feier fehlen. Vielleicht hatte ja auch Victor Lust zu kommen. Seit unserem gemeinsamen Fall im letzten Jahr, gehörte er mittlerweile auch zu unserem engeren Kreis, auch wenn er mehr nach seinen eigenen Gesetzen lebte. Diese befanden sich zwar meist in einer Grauzone, aber auf sein Wort war absolut Verlass, und Dominik und ich betrachteten ihn als einen wahren Freund.

Am nächsten Morgen schnappte ich mir unser Hunderudel und ging erst einmal eine Runde zum Rechenberg. Seit einiger Zeit hatte ich mich zum Frühaufsteher entwickelt und begann den Tag mit einer sehr zeitigen Gassirunde. Es war einfach entspannter für den Rest der Familie, wenn der Morgen nicht gleich mit Hundegebell und dem Kampf um irgendwelche Schuhe begann. Dahingehend hatten wir nämlich ebenfalls noch etwas Training mit unseren halbwüchsigen Vierbeinern vor uns, die es liebten, in herumstehende Turnschuhe zu beißen.

Ich nahm mir vor, demnächst bei unserer Polizeihundestaffel anzurufen und mit Rocky und Adrian vielleicht zum Training hinzugehen. Normalerweise wäre dies ja unmöglich, aber als ehemaliger Kollege, mit immer noch guten Verbindungen zu allen Dienststellen, war da bestimmt was machbar. Und was so ein Training ausmachte, sah man ja an Spenser. Er war früher auch in der Grundausbildung der Hundestaffel.

Als ich wieder nach Hause kam, saßen alle bereits am Frühstückstisch und Gaby erzählte den Kindern gerade von dem Besuch, der am Samstag kam. Natürlich war da die Vorfreude sofort groß und Rene und Alexander machten bereits Pläne, was sie mit den Kindern von Andreas alles spielen wollten. Ich hatte gerade noch Zeit für eine Scheibe Toast und einen Schluck Kaffee, bevor ich Alexander zum Kindergarten fahren musste. Rene lief immer zusammen mit zwei Klassenkameraden selber in die Bismarckschule. Nicht einmal bei dem größten Mistwetter wollte er gefahren werden. Er war ja jetzt schon sechs Jahre alt und damit kein Baby mehr, wie er uns immer wieder voller Stolz mitteilte.

Da ich heute nur drei Patienten hatte, nahm ich Spenser und Cocco mit in meine Praxis. Es war wirklich leichter, wenn wir das Rudel aufteilten. Meine kleine Psychotherapeutische Praxis war gegenüber vom Sankt Jobst Friedhof in der Äußeren Sulzbacher Straße und bestand nur aus einer kleinen Küche, einem noch kleineren Bad und einem größeren Zimmer, das mir als Behandlungszimmer diente. Alles überschaubar, aber durchaus gemütlich und behaglich. Beim Eintreffen verzogen sich die Hunde gleich auf ihre Decken in der Küche und dösten vor sich hin. Beide waren vollkommen entspannt. Weder beim Läuten an der Tür noch beim Begrüßen der Patienten, gaben sie einen Mucks von sich. Die meisten bemerkten ihre Anwesenheit überhaupt nicht. Jetzt musste ich nur noch Rocky und Adrian in diesen Zustand bringen, damit sie auch mal in die Praxis mitkonnten. Ich hatte noch etwas Zeit bis zu meinem ersten Behandlungstermin und rief bei Dr. Loßmann an.

„Hallo Herr Dr. Loßmann, nochmals vielen Dank für die schnelle Hilfe. Konnten Sie sich gestern einen ersten Eindruck von dem Fall verschaffen?“, wollte ich wissen.

„Ich kann Ihnen keine Einzelheiten verraten, allerdings gehe ich davon aus, dass Sie die Ermittlungsakte ebenfalls kennen. Die Beweislage lässt eine Freilassung aus der Untersuchungshaft unter diesen Umständen nicht zu. Ich versuche Herrn Weigel so gut ich kann zu vertreten, allerdings halte ich eine Betreuung Ihrerseits durchaus für hilfreich und auch absolut notwendig. Herr Weigel war selbst mir gegenüber gestern sehr feindselig. Was eine anwaltliche Vertretung natürlich durchaus erschwert“, erklärte er mir.

„Ich danke Ihnen wirklich sehr für Ihre Bemühungen. Morgen werde ich Herrn Weigel besuchen. Selbstverständlich betreue ich ihn auch in der U-Haft weiterhin. Trotz der eindeutigen Sachlage, halte ich ihn nicht für einen kaltblütigen Mörder. Irgendwas muss ihn einfach dazu gebracht haben, zu glauben, seinen ehemaligen Kollegen überfahren zu müssen. Vielleicht erhalte ich ja morgen eine Antwort auf diese Frage“, gab ich zurück.

Jetzt musste ich mich aber erst einmal meinen anderen Patienten widmen, und die verdienten ebenfalls meine ganze Aufmerksamkeit.

Gegen 13 Uhr verabschiedete ich für heute meinen letzten Patienten und ging mit Spenser und Cocco erst einmal eine Runde spazieren. Wir liefen den Thumenberger Weg herunter und waren in Windeseile am Pegnitztal Ost. Dieses Fleckchen Naturschutzgebiet war einfach Idylle pur. Sogar Schafherden traf man da öfter an. Nach ein paar Stunden Therapiegesprächen bekam ich so wieder den Kopf frei und kam unterwegs auch oft auf die richtigen Diagnosen und Ansätze für meine Patienten.

Allerdings ging mir der Fall von Herrn Weigel nicht mehr aus dem Kopf und ich versuchte zu verstehen, was ihn wohl dazu bewogen hatte, einen Menschen kaltblütig zu überfahren. Für so eine entsetzliche Tat, musste es einfach ein unglaublich starkes Motiv geben. Und genau das wollte ich herausfinden.

Obwohl ich zwar jetzt schon seit ein paar Jahren nicht mehr bei der Polizei war, steckte irgendwo immer noch ein Kriminalist in mir. Da konnte ich einfach nicht aus meiner Haut. Ich wollte morgen ja Herrn Weigel in der Untersuchungshaft besuchen und hoffte, dass er mir einige Fragen beantwortete.

Aber vielleicht konnte ich ja heute schon etwas in Erfahrung bringen. Also rief ich kurzerhand bei seiner Frau an. Nachdem ich kurz mit Frau Weigel telefonierte, war sie bereit für ein persönliches Gespräch mit mir. Da die Weigels in der Dr.-Carlo-Schmid-Straße wohnten, unweit der Montessori Schule, stand ich wenig später vor der Tür. Die Familie wohnte in einer netten Erdgeschoßwohnung und eine adrett gekleidete Frau um die vierzig begrüßte mich.

„Guten Tag Frau Weigel, entschuldigen Sie bitte, aber da ich gerade beim Gassigehen war, komme ich in Begleitung. Ich hoffe, es stört Sie nicht“, begrüßte ich sie und legte meinen ganzen Charme in die Waagschale.

„Die zwei sind ja Zucker. Bitte kommen Sie doch herein. Jenny, kommst du bitte mal“, rief Frau Weigel nach ihrer Tochter.

Als die zwölfjährige Tochter zur Tür kam, waren meine Hunde sofort die Hauptattraktion. Ich dagegen wurde von dem Mädchen vollkommen ignoriert. Spenser und Cocco wurden herzlich begrüßt, gestreichelt und sofort in die Wohnung gezogen. Ich wurde dabei nur beiläufig wahrgenommen.

Das Mädchen hatte, genauso wie ihre Mutter, in letzter Zeit einiges mitgemacht. Und da ich nichts Aufmunterndes sagen konnte, sagte ich lieber nichts. Meine Hunde wurden von Jenny in die Küche bugsiert und erst einmal mit Wasser versorgt. Das war mir ganz recht, denn so konnten Frau Weigel und ich erst einmal ungestört miteinander reden.

„Entschuldigen Sie bitte Herr Bosch, aber meine Tochter leidet gerade sehr unter der ganzen Sache. Möchten Sie vielleicht einen Kaffee?“

Es war offensichtlich, dass auch Frau Weigel mehr als angespannt war und sie nur schwer die Fassung halten konnte. Ich wurde ins Wohnzimmer geleitet und nahm auf einer sehr eleganten Ledercouch Platz.

Ein Blick auf die Einrichtung sagte mir, dass hier großer Wert auf hochwertige Möbel gelegt wurde. Alles machte den Eindruck, als wären es Designerteile, jedoch fehlte irgendwie jegliche Wärme und Behaglichkeit.

„Vielen Dank, Frau Weigel. Ich möchte Sie nicht unnötig stören“, lehnte ich das Angebot dankend ab.

„Wie ja schon am Telefon gesagt, werde ich versuchen, Ihren Mann nach Möglichkeit in der Untersuchungshaft weiterhin zu betreuen. Jedoch hatte ich die Hoffnung, etwas mehr über ihn erfahren zu können. Ich kann mir nicht vorstellen, was ihn zu der ihm vorgeworfenen Tat motiviert haben könnte. Vielleicht können Sie mir da irgendwie weiterhelfen?“, erklärte ich mein Anliegen.

„Ich weiß wirklich nicht, wie ich Ihnen helfen könnte. Die Polizei hat mich auch schon befragt und ich kann mich nur wiederholen. Seit mein Mann vor einem halben Jahr plötzlich angeblich irgendwelche Ungereimtheiten in seiner Firma entdeckt hat, war er wie ausgewechselt. Zuerst erzählte er von einem groß angelegten Betrug, allerdings konnte er nichts davon beweisen. Er erstattete sogar Anzeige gegen seinen Chef, aber auch das führte zu nichts. Es kam auch zu einer Auseinandersetzung mit dem Kollegen, den er jetzt überfahren hat. Daraufhin hatte die Firma ihm dann gekündigt. Er sah in der ganzen Sache eine Verschwörung und fühlte sich seitdem auch verfolgt. Und als er seinen Ex-Kollegen zufällig auf der Straße traf, ging er schon wieder auf ihn los. Er war einfach nicht mehr er selbst. Aus diesem Grund drängte ich ihn ja zu einer Therapie. Ich habe ihm bereits gesagt, wenn er so weitermacht, werden Jenny und ich ihn verlassen. Glauben Sie mir, es wurde immer schlimmer mit ihm und wir hielten es einfach nicht mehr aus.“

Frau Weigel kämpfte während des Erzählens sichtlich gegen die Tränen an. Ich versuchte sie etwas abzulenken und wechselte das Thema.

„Sie haben einen sehr exklusiven Geschmack, wie ich sehe. Ihre Einrichtung ist sehr stilvoll.“

Das war das höchst mögliche Urteil, das ich über ihre Möbel abgeben konnte, ohne dabei zu lügen.

„Das ist alles Jochens Geschmack, es musste alles seinen Vorstellungen entsprechen, sonst war er immer sofort beleidigt. Alles musste hochwertig und von einer bekannten Marke sein, egal ob es Möbel oder Klamotten waren. Er legte auf wirklich alles den allergrößten Wert. Wir sind jetzt seit fünfzehn Jahren verheiratet, aber in den letzten Jahren hat er sich so sehr verändert. Und seine Entlassung hat dem Ganzen dann noch die Krone aufgesetzt. Ich weiß wirklich nicht, wie lange ich das alles noch ausgehalten hätte.“

Frau Weigel hatte sich wieder gefangen und ich hatte den Eindruck, als wollte sie sich endlich einmal alles von der Seele reden. Es hatte sich wohl in letzter Zeit so einiges bei ihr angestaut. So erfuhr ich von der bereits seit längerem kriselnden Ehe und dem schwierigen Verhältnis zwischen Vater und Tochter.

Und sie hatte auch nicht mehr die Kraft und den Willen, ihrem Mann in seiner schwierigen Situation beizustehen. Ganz im Gegenteil. Frau Weigel verurteilte ihren Mann für sein rücksichtsloses Verhalten. Sie konnte seine Beweggründe einfach nicht verstehen und es war ihr letztlich auch egal. Ihr Mann hatte mit seiner Tat die Familie vollends zerstört und sich keinerlei Gedanken um sie und die Tochter gemacht.

Frau Weigel hatte vor, mit ihrer Tochter aus Nürnberg weg zu ziehen und erst einmal in Memmingen bei ihren Eltern unter zu kommen. Das dürfte ihrer Meinung nach hoffentlich weit genug weg sein, um einen Neuanfang zu beginnen. Aus ihrer Sicht war dies auch vollkommen nachvollziehbar. Wie auch immer das Motiv von Herrn Weigel aussah, es konnte doch nicht das Wohl der gesamten Familie überwiegen.

„Was genau hat Ihr Mann eigentlich in der Firma gearbeitet?“, fragte ich nach.

„Er war Buchhalter. Und eigentlich ist es gar keine Firma, sondern ein Gemeinnütziger Verein oder irgend sowas. Die sammeln Spenden für ein Projekt in Afrika und haben da sogar einige bekannte Nürnberger Persönlichkeiten als Unterstützer.“

Ich bedankte mich ganz herzlich für die offene und ehrliche Unterhaltung und machte mich auf zum Gehen. Vom Flur aus warf ich einen Blick in die Küche und sah Spenser und Cocco dösend unterm Küchentisch. Jenny saß daneben am Boden und streichelte beide sanft.

„Vielen Dank, dass du dich so lieb um die beiden gekümmert hast. Leider müssen wir aber jetzt gehen.“

„Sind Sie von der Polizei?“, wollte Jenny wissen.

„Nein, aber ich betreue deinen Vater und hoffe, dass ich ihm helfen kann.“

„Versprechen Sie es?“

„Ich kann dir nur versprechen, dass ich es versuche und mein Bestes geben werde.“

Damit verabschiedete ich mich endgültig. Auf ein Zeichen hin erhoben sich Spenser und Cocco und wir verließen Mutter und Tochter. Auf dem Heimweg dachte ich noch über die Familie nach, und bedauerte die Tragödie. Wieder einmal wurden einfach die falschen Prioritäten gesetzt, anstatt sich gemeinsam auf das wirklich Wichtige im Leben zu konzentrieren.

Bei Herrn Weigel kamen dann offensichtlich noch Enttäuschung innerhalb der Ehe, gekränkter Stolz und letztendlich ungerechte Behandlung im Job dazu. Und schon dachte er, keinen anderen Ausweg mehr zu kennen. Dass er durch seine Tat nicht nur ein Leben auf dem Gewissen hatte, sondern auch seine Familie damit zerstört hatte, wurde ihm wahrscheinlich erst jetzt so langsam bewusst. Aber dass er seinen ehemaligen Kollegen so sehr gehasst hatte, dass er ihn zuerst auf der Straße attackierte und ihn später sogar überfuhr, ging schon sehr weit über eine mangelnde Impulskontrolle hinaus.

Ich war schon gespannt, ob er mir morgen eine Erklärung für sein Handeln geben konnte. Jedenfalls hatte ich fest vor, Herrn Weigel zumindest in der Untersuchungshaft weiterhin zu betreuen. Schließlich hatte ich es ja seiner Tochter versprochen.

Dominik: