Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Ein Ausdauerlauf für die Lachmuskeln: Witzige Cartoons über das Laufen und andere Probleme Ob allein oder gesellig in der Gruppe, auf der Jagd nach Geschwindigkeitsrekorden oder wie eine Dampflok schnaufend querfeldein – eines haben alle Läufer gemeinsam: Die Liebe zum Laufen natürlich. In diesem etwas anderen Laufbuch widmet sich Philipp Jordan den Pain Points des Sports, die alle Läufer kennen. Mit einem Augenzwinkern hält er sämtliche Themen von der Ausrüstung bis zum Laufen im Dunkeln, von Intervalleinheiten bis Yoga, vom Joggen mit Hund bis zum Laufurlaub in amüsanten Kolumnen und Comics fest. Ob Sprinter oder Marathoni, Lauf-Influencer oder Barfußläufer – in den kurzen Geschichten und Illustrationen kann sich jeder wiederfinden. • Lustige Anekdoten und launige Comics rund um das Laufen als Sport und Lebensstil • Aus der Feder von "fatboysrun"-Autor und -Podcaster Philipp Jordan • Knackiges Know-how vom Laufprofi in kurzen Kolumnen, Zeichnungen und Cartoons • Ideales Geschenk für Läufer und Sportenthusiasten mit Humor Diese Comics sind die beste Ausrede für Laufpausen und Trainingsausfälle Philipp Jordan hat bereits mehrfach bewiesen, dass er mit Geschichten unterhalten kann. Seine Bücher wecken bei Tausenden die Motivation zum Laufen, sein Podcast "fatboysrun" gehört mit monatlichen Downloadzahlen im fünfstelligen Bereich zu den größten Laufpodcasts in Deutschland. In seinem neuen Buch vereint er seine Erzählkunst mit dem Talent für das Zeichnen und schafft unterhaltsame Kurzgeschichten, die jeden Laufenthusiasten mindestens zum Schmunzeln bringen. Eine erheiternde Liebeserklärung an das Laufen in jeder Form!
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 158
Veröffentlichungsjahr: 2022
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
PHILIPP JORDAN
ATEMLOSE ANEKDOTEN, NÜTZLICHES KNOW-HOW UND KULTIGE COMICS
DELIUS KLASING VERLAG
VORWORT
WILLKOMMEN IM CLUB!
Comic: Neulich an der Haltestelle
LAUFEN – EINE LIEBESERKLÄRUNG
Gedicht: Der Schweißperlenkönig
Comic: Endlich wieder Volxläufe
DAS EINMALEINS DES LAUFENS
Comic: Chronologie eines Marathons
PACK DIE LAUFHOSE EIN! LAUFEN IM URLAUB
Comic: Wir sind die Schönsten!
TYPISCH
Werbung: Der neue Mike – Hyperflight
DER INNERE SCHWEINEHUND – DES LÄUFERS HAUSTIER
Werbung: Der neue Mike – Hyperflight 2
SCHNELLIGKEIT
Werbung: Der neue Mike – Hyperflight 3
(K)EINEN PLAN HABEN
Comic: Neulich in der Kaffeepause
LAUFEN MIT ANGST
Comic: Who let the Dogs out?
ES KOMMT EBEN DOCH AUF DIE LÄNGE AN
Comic: Winter is Coming
MEDITATION ALS AUSGLEICH?
NEUES JAHR, NEUES LÄUFERGLÜCK
Gedicht: Ich laufe gern
Comic: Gestern am Verpflegungsposten
Werbung: Powerpampe
UND TÄGLICH LÄUFT DAS MURMELTIER
Werbung: Powerpampe
LAUFEN – EINE SUCHTKRANKHEIT?
LET’S GO VOLKSLAUF!
Werbung: Powerpampe
DAS RENNEN ZUR STARTLINIE
Werbung: Powerpampe
WIE DIE ZIGARETTE DANACH
Werbung: Powerpampe
Comic: Der Tag danach
DEN SCHMERZ UMARMEN
Comic: Die ultimativen Laufalbträume
SPIEL NICHT MIT DEN SCHMUDDELKINDERN
ALLER GUTEN DINGE SIND ZEHN
BLASEN UND ANDERE WEHWEHCHEN
SCHLAPPSCHWANZINTERVALLE
IN DER RUHE LIEGT DIE KRAFT
SPIEGLEIN, SPIEGLEIN AN DER WAND, WIE SCHÖN SIND WIR LÄUFER?
WAS BRAUCHT MAN SCHON?
MANCHMAL IST EINFACH ALLES ZUM KOTZEN
Comic: Neulich irgendwo in Kalifornien
SCHUHFETISCH
LAUFFILME
Hallo Du da! Egal, ob Du jung oder alt, dick oder dünn, Männlein oder Weiblein, durchwinterter Ultraläufer oder blutiger Anfänger bist: Für mich bist Du auf jeden Fall ein Teil der Laufsportcommunity, und ich bin hocherfreut und dankbar, dass Du dieses Buch in Händen hältst.
Das Laufen verbindet uns alle, egal ob Du nur einmal in der Woche eine kurze Runde drehst, oder täglich einen Marathon läufst. Du bist Läufer, sobald Du Dich laufend bewegst.
Das Laufen ist in den letzten zehn Jahren zum festen Bestandteil meines Lebens geworden. Es hat mich gerettet. Vielleicht nicht vor dem Tod, aber doch zumindest vor Übergewicht, Unwohlsein, Unausgeglichenheit und Gefühlen des Unglücklichseins. Das mag vielleicht pathetisch und überzogen klingen, aber jedes Mal, wenn ich verletzungsoder motivationsbedingt über einen längeren Zeitraum hinweg nicht laufen kann, wird mir genau das deutlich vor Augen geführt.
In diesem Buch sind eine Menge Gedanken niedergeschrieben, die ich mir im Lauf der Jahre über verschiedene Aspekte unseres Sports gemacht habe. Vor mehr als fünf Jahren fragte mich Ralf Kerkeling, ob ich nicht regelmäßig eine Glosse für das Magazin »AktivLaufen« übernehmen wolle. Seitdem habe ich das Schreiben lieben gelernt. Und als Christian Bruneß mir dann auch noch anbot, in der »Laufzeit« Comics zu veröffentlichen, wurde ich nach vielen Jahren wieder mit einer alten Liebe zusammengeführt. Denn ich habe schon als Kind oft und viel Comics gezeichnet.
Und nun hältst Du also das gebündelte Ergebnis in deinen Händen. Ein Sammelsurium aus Gedanken und Zeichnungen, manchmal ernsthaft und kritisch, manchmal humoristisch und grenzwertig, aber immer mit dieser einen Gruppe im Hinterkopf. Meiner Gruppe. Den laufenden und schwitzenden Menschen. Die, die durch Parks wackeln, auf der Tartanbahn spurten, auf dem Laufband im Fitnessstudio hecheln oder im Trabschritt Berge erklimmen.
Aber auch blutige Laufeinsteiger dürfen sich angesprochen fühlen. Es geht nicht um das wie weit, sondern um das wie. Und sofern man losläuft, hat man das Ziel schon erreicht. Laufen! Einfach die Schuhe schnüren und raus. Dem Bewegungsdrang, der tief in uns steckt, nachgeben.
Loslaufen. Ob bis zur nächsten Straßenecke, dem Ziel des örtlichen Stadtlaufs oder dem Horizont. Einfach loslaufen! Ins Schwitzen kommen. Sich lebendig und glücklich fühlen.
Das Laufen hat mir so viel geschenkt, dass ich dieses Glück, manchmal sehr zum Leidwesen meiner Mitmenschen, mit geradezu missionarischem Eifer unbedingt weitergeben möchte. Ich hoffe dieses Buch vermittelt meinen Enthusiasmus. Vielen Dank für Dein Vertrauen und viel Spaß beim Lesen. Und wer weiß, vielleicht begegnen wir uns ja mal an irgendeinem Start oder auf irgendeinem Trail. Ich freu mich drauf!
GENDERVERMERK:
In diesem Buch wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und andere Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich mitgemeint, soweit es für die Aussage erforderlich ist.
Alles Negative hat etwas Positives! Wenn die ganze Coronamisere einen positiven Aspekt hat, dann doch wohl den, dass sie uns einen Haufen neuer Laufkollegen beschert hat. Plötzlich scheint der Mensch seinem Urinstinkt zu gehorchen, seinen Bewegungsdrang zu fühlen und sich in Laufschuhe zu zwängen, um das Freie zu suchen. Man sieht sie in Parks, in der Natur und entlang der Straßen. Teilweise verrät die Ausrüstung die neu entdeckte Liebe zum Laufsport, manchmal ist es der Laufstil oder die Figur. Ich werde wohl sicher auch sehr oft für einen Neueinsteiger gehalten (und das liegt leider nicht an meiner Ausrüstung!).
Viele von »den Neuen« werden irgendwann nach der Pandemie von ihrem Alltag geschluckt werden und das Laufen wieder an den Nagel hängen. Aber es werden sicher auch einige dabeibleiben. Und denen möchte ich folgende Zeilen widmen.
Hallo, Du bist also der oder die Neue. Es fühlt sich noch alles ein wenig fremd an in dieser Laufwelt. Aber keine Angst, wir beißen nicht, wir riechen nur ab und zu etwas streng nach Schweiß. Zuerst sollte man Dir aber gratulieren. Du hast Dir einen tollen Sport ausgesucht, den man fast immer und überall ausüben kann. Kein Studio oder Platz vonnöten. Kein spezielles Gerät, nur Du, Deine Schuhe und Deine Kleidung.
Du bist noch in den Flitterwochen! Eine tolle Zeit. Dein Körper wird sich rasant verändern. Die Fortschritte sind schnell zu spüren und zu sehen, die Distanzen werden größer und die Gehpausen seltener. Die Lust aufs Laufen wird bald täglich in dir aufkommen. Du bist jetzt Läufer. Yeah! Egal wie schnell Du läufst, egal wie weit Du läufst: Wenn Du läufst, bist Du Läufer. Eigentlich ziemlich logisch.
Es gibt massig Auswahl im Laufsport. Trail, Kurzstrecke, Marathon, Hindernislauf oder gar Ultramarathon. Egal für welche Disziplin Du Dich entscheiden wirst, überall muss man im Grunde nur eine Sache machen: einen Fuß vor den anderen setzen.
Go for Goals! Wer die neu gefundene Liebe nicht einschlafen lassen will, sollte eine erste Laufveranstaltung buchen oder sich zumindest ein Ziel setzen.
Bei den meisten fängt es mit einem 5- oder 10-Kilometer-Lauf an. Das ist sozusagen die Einstiegsdroge. Vielleicht kommst Du ja irgendwann auch auf das harte Zeug (Marathon und Ultramarathon) und bleibst da hängen. So eine erste Laufveranstaltung kann durchaus spannend sein, aber um Dir gleich die größte Angst zu nehmen: Du wirst mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht als Letzter ins Ziel kommen (wobei man dann meist einen richtig tosenden Applaus bekommt). Man kann aber auch ein völlig erfülltes Laufleben haben, ohne je einen Wettkampf mitgemacht zu haben. Egal was Du Dir aussuchst, es kann eine große Hilfe sein, das Training diszipliniert anzugehen.
Du brauchst zum Laufen nicht mal jemand anderen! Man kann das Laufen herrlich allein genießen. Endlich Ruhe. Keine nervigen Arbeitskollegen, keine Partner, keine Kinder (mein Anwalt hat mir geraten, an dieser Stelle deutlich zu machen, dass ich all meine Partnerinnen und deren Kinder trotzdem sehr mag) – einfach nur Du, die Natur und der Rhythmus Deines gleichmäßigen Schrittes. Man muss auf niemanden warten. Man kann immer völlig spontan kurz eine Runde drehen.
Man kann aber auch das genaue Gegenteil machen. Wer gerade mal keine Bock auf sich selbst hat und sowieso durch ein langes tiefes Tal des social distancing gewandelt ist, sucht sich einfach einen Laufpartner, mit dem er sich gemütlich unterhalten und somit ablenken kann. Oder man schließt sich einem der vielen Lauftreffs an, die es mittlerweile in jeder Stadt gibt. Die ganz Harten melden sich direkt in einem Sportverein an und lassen sich von sadistischen Trainern auf der Bahn beim Intervalltraining bis an die Schmerzgrenze pushen. Und unglaublicherweise macht selbst das irgendwie Spaß.
Noch ein paar Worte, die ich Dir mit auf den Weg geben möchte. Lass Dich vor allem nicht von all den Informationen erschlagen, mit denen Du zugeschüttet wirst. Nahrungsergänzungsmittel hier, Raumfahrttechnologie in einem Laufschuh da – all das ist erstmal nicht so wahnsinnig wichtig. Ich war auch nie ein Freund dieser Regeln und Etiketten, die man als Läufer beherzigen soll. Aber ein paar Tipps will ich Dir trotzdem mit auf den Weg, auf den Lauf, geben:
Egal wie schön warm man gerade ist, es ist nie wirklich nötig, an der Ampel wartend auf der Stelle zu joggen.
Auch wenn sich das Gerücht (gerade unter Kampfsportlern) hartnäckig hält, man verbrennt nicht extra viel Fett, nur weil man extra viel schwitzt. Der dicke Kapuzenpulli kann also gern zuhause im Schrank bleiben. Erschrick nicht, wenn in einer Laufgruppe jemand lautstark ein Lüftchen lässt und alle so tun, als wäre nichts geschehen. Eine der schönsten Nebensächlichkeiten des Laufsports ist, dass wir nach der Devise »Alles raus, was keine Miete zahlt« leben. Aber bitte nicht, wenn man an der Spitze läuft.
Wenn Dir Dein Leben lieb ist, dann lauf auf Landstraßen lieber auf der linken Seite. So hast Du den Verkehr immer im Blick und kriegst nicht jedes Mal einen Herzkasper, wenn eine Oma auf dem E-Bike mit 50 Sachen nur wenige Zentimeter an Dir vorbei brettert.
Wir Läufer grüßen und duzen uns. Man darf aber gern im Park in der Großstadt auf das Grüßen verzichten. Jeder Mensch ist einzigartig und anders, und Du weißt meist am besten, was Dir guttut. Das fängt beim Laufschuh an und geht beim Energiegel weiter. Wenn Du Dich mit etwas wohl fühlst, kann es nicht falsch sein. Probieren geht über Studieren!
Laufbücher, Zeitschriften und Filme machen Lust auf mehr. Du wirst nebenbei zum Fachmann und inspirierst und motivierst Dich.
Bei längeren Läufen IMMER Klopapier mitnehmen! Ein paar Blatt in einer kleinen Plastiktüte reichen schon, können einem aber das Leben retten. Glaubt mir, ich musste das auf die harte Tour lernen.
Lass es nicht einschlafen! Es gibt immer mal Formtiefs und faule Zeiten, aber die kleine Runde geht immer. Wer sich Laufdates setzt, wird gar nicht erst in ein Laufloch fallen.
Und jetzt raus mit Euch. Glaubt mir, wenn Ihr dranbleibt, werdet Ihr ungekannte Glücksmomente erfahren. Ihr werdet vor Freude heulen, Ihr werdet fluchen und manchmal sogar lachen. Ich übertreibe kein bisschen, wenn ich behaupte, dass das Laufen mein Leben verändert, es besser und mich zu einem glücklicheren Menschen gemacht hat. Das wird es bei Euch auch schaffen. Versprochen!
Man kennt das zur Genüge: Jemand fragt auf einer Party oder einem anderen Smalltalk-tauglichen Event, was man für einen Sport treibt. Man antwortet dann, dass man läuft. Oft folgt Unverständnis oder Abwinken. Grundsätzlich sollte man das gut nachempfinden können, denn jeder war mal Nichtläufer. Und die wenigsten haben gute Erinnerungen an das Warmlaufen im Sportunterricht. Im Gegensatz zu Surfern, Mountainbikern oder Teamsportlern haben wir Läufer es schon wesentlich schwerer, den Spaß an unserem Sport anderen begreifbar zu machen. Ich möchte versuchen in Worte zu fassen, was ich am Laufen so liebe. Und ich versuche das so, wie ich es dem Gast auf besagter Party erklären würde.
Klar, ich könnte ihm von der Natur vorschwärmen. Von den wunderschönen Aussichten, die dem Auge geboten werden, wenn man zu früher Morgenstunde Flora und Fauna genießt. Wenn die Sonne alles in dieses orange, fast magische Licht taucht und man wilden Tieren begegnet, denen man sich seltsam verbunden fühlt. Könnte reden über die verschiedenen Bilder, die die Jahreszeiten und Witterungen auf die Hausstrecke pinseln. Jahreszeiten, die man vorher nur auf der Wetter-App mitgekriegt hat. Ich könnte von den Gerüchen erzählen, die der Frühling schenkt. Den Gratisfreuden eines Nadelwaldes, der mit einem süßlich harzigen Duft unsere Nase umschmeichelt. Vom Geruch des Laubes, das im Herbst den Weg bedeckt. Weiterhin könnte ich von dem Vogelgezwitscher schwärmen. Im Grunde der Soundtrack eines jeden Läufers. Dem Specht, dessen Trommeln durch den Wald hallt, den Fröschen, die einen nahen Teich ankündigen, oder dem herrlichen Sound eines reißenden Baches. Um richtig dick aufzutragen, könnte ich dann von den tollen Lauffreundschaften erzählen. Den vielen Stunden, in denen man sich Freud und Leid geteilt hat. Den Lauftreffs, bei denen alle dazu gehören, egal ob dick, dünn, schnell oder langsam. Ich könnte versuchen, das Gefühl in Worte zu fassen, das einen überkommt, wenn man bei einem großen Stadtlauf vom Publikum und dem Applaus getragen wird. Von den Bands am Wegesrand, den vielen freiwilligen Helfern, den mit viel Liebe und Fleiß gemalten Schildern und dem Zieleinlauf. Ich könnte dann mindestens nochmal so lang über die gesundheitlichen Vorteile schwadronieren. Die vielen falschen Vorurteile ausräumen. Könnte die Person mit dem Gewichtsverlust ködern. Aber, hey, irgendwie würde ich es mir dann doch viel zu einfach machen. Ich möchte versuchen, über das Gefühl des Laufens selbst zu sprechen. Nicht über das Drumherum. Es muss doch möglich sein, den rein körperlichen Spaß auf ein paar Sätze runterzubrechen.
Erstmal möchte ich das Laufen definieren. Denn wir neigen dazu zu vergessen. Wie schon angesprochen, muss man sich in die Lage eines nicht laufenden Menschen versetzen. Wie war das noch gleich damals? War der erste Lauf vergleichbar mit dem, was man heute empfindet? Sicherlich nicht. Es gibt einen Unterschied zwischen Laufen und Laufen. Selbst ich, der das Laufen liebt wie kein Zweiter, kann einen Unterschied sehen. Wenn ich an einem Sonntagmittag mit meinen Kids spazieren gehe und spontan beim Versteckspiel 100 Meter rennen muss, ist das alles andere als angenehm. Ich stehe dann schwer atmend hinter einem Baum und versuche, nicht gesehen zu werden. Mein Herz pocht. Wäre ich Nichtläufer, wäre die Vorstellung, das länger am Stück zu machen, alles andere als verlockend. Noch schlimmer waren die ersten Laufversuche. Meist geht man es viel zu sportlich an, rennt förmlich los, und zehn Minuten später steht man an der nächsten Laterne und tut so, als ob man ganz dringend etwas dehnen muss. Been there, done that. Komischerweise scheinen Nichtläufer sich das Laufen so vorzustellen, nur dann halt mehrere Stunden am Stück. Leider muss man sich das Laufen oder vielmehr die Lauffreude aber eben hart erarbeiten. Und das, was wir dann empfinden, versuche ich in Worte zu fassen. Es ist der Grund, warum ich das Laufen so liebe.
Das Gefühl des Laufens beginnt für mich, wenn ich warm werde. Es ist die Schwelle, bei der wir vergessen, dass wir einen Fuß vor den anderen setzen. Es ist der Moment, in dem die Maschine anfängt zu – na, was wohl – zu laufen. Wie eine Dampflock, die sich erst ächzend und zischend und unter großem Gequietsche in Gang setzt und wenn sie die Stadt langsam verlässt, fast gemütlich vor sich hin rattert. Denn Laufen heißt nicht, dass man die ganze Zeit leidet, kämpft und an das Laufen selbst denkt. Das tun wir im Wettkampf oder bei Intervall- und Tempoläufen, nicht aber, wenn wir einfach nur vom Laufen reden. Laufen fängt für mich dann an, wenn der Körper läuft und ich mich oben in meinem Kopf – wie in dem Führerhaus einer Lokomotive – gemütlich auf eine Liege legen, in die Welt hinausschauen und meinen Gedanken freien Lauf lassen kann. Es ist der Automatismus, dem Atmen nicht unähnlich, der erst durch das nicht mehr Wahrnehmen der eigentlichen Tätigkeit dafür sorgt, dass man eben diese genießen kann. Klingt extrem verschwurbelt, ist aber in meinen Augen sehr essenziell.
Und jetzt kommt ein anderer wichtiger Faktor dazu: die Zeit. Denn das Laufen kann man nur echt erfahren und vollkommen genießen, wenn man länger als fünf Minuten in diesem gottgleichen Zustand verweilt. Eigentlich sogar wesentlich länger. Dann fängt irgendwann der Schweiß zu fließen an. Die Wangen werden rot, die Beine durchblutet. Jetzt fängt es an, dieses Laufgefühl. Es hat was von Schweben oder gar Fliegen (auch wenn jemand, der zum Beispiel mich dabei beobachten würde, wahrscheinlich nie diese Worte wählen würde). Es ist ein einzigartiges Gefühl, das den Körper durchströmt. Vielleicht kommen wir nur so dem Tier, das wir ja eigentlich sind, am nächsten. Und selbst die Schwerleibigen unter uns werden bestätigen können, dass man eine herrliche Leichtigkeit verspürt. Über Stock und Stein rollt man dann. Fast als ob man eine Superkraft besitzt, die alle anderen (nämlich die Nichtläufer) nicht haben.
Ich hörte mal von einem Taschendieb, der auf der Flucht sofort aufgab, als sein Verfolger rief, dass er Marathonläufer sei. So viel zum Thema Superkraft. Dieser Zustand des Wohlbefindens wird, wie alles Schöne der Welt, erst richtig spürbar, wenn er kurz nicht anwesend ist. So zum Beispiel bei einer Pinkelpause oder an einer Kreuzung (und BITTE, nicht auf der Stelle traben an der Ampel!). Ich fühle mich dann immer, als ob ich gerade von einem Karussell gesprungen wäre. Als ob ich eine aufregende Achterbahnfahrt vorzeitig beenden musste. Wenn man dann da so steht, den Herzschlag angenehm pochen spürt, die schnelle Atmung wahrnimmt. Die Zeit, ach, die ganze Welt kurz wie eingefroren wirkt. Völlige Stille bis auf den Körper, die Atmung, die Beine, der Schweiß – all das möchte wieder auf das Karussell springen und weiterfahren. Wieder zurück in diesen animalischen Zustand der Bewegung. Diese Stille im Kopf, die das Rattern der Lokomotive begleitet. Eine Symbiose aus Action im Körper und Idylle im Schädel. Und wenn die Ampel dann auf Grün springt oder man sein Geschäft erledigt hat, kommt der Zug langsam wieder ins Rollen. Es kann weiter gehen, das Wunder, das wir mal Jogging genannt haben. Und wenn man dann am Ende seiner Runde angekommen ist und die letzten paar Hundert Meter nochmal extra auf die Tube drückt, spürt man förmlich, wie einen das Adrenalin durchflutet. Die Glückshormone sprudeln durch das Corpus. Man ist im Flow. Es läuft.
Genau wie dieses Laufgefühl nicht gleich mit dem ersten Schritt beginnt, hört es nicht mit dem letzten Schritt auf. Wie in einen leichten Rausch ist man gebettet, während man sich dehnt, seine Beine wieder dazu zwingt, dieses langweilige Gehen zu vollführen. Aber das Hochgefühl dauert oft viele Stunden an. Anstatt Energie zu rauben, gibt es uns Energie. Jetzt frage ich mich, ob der Gast auf eingangs angesprochener Party mich nicht für völlig irre halten würde. Ich frage mich, ob ich der Einzige bin, der so fühlt. Ich denke, mit dem Laufen ist es wie mit der Liebe. Man kann sie schwer jemandem beschreiben, der sie nie gefühlt hat. Und viele Dichter sind am Versuch gescheitert, sie in Worte zu fassen. Jeder Versuch ist es wert, aber möglicherweise kann man darin nicht erfolgreich sein. Das ist ja das Schöne an der Liebe. Und am Laufen.
Wer hechelt so spät durch Nacht und Wind?
Es ist ein Läufer, du riechst ihn bestimmt
Des Schweißes Aroma eilt ihm voraus
Aus nächster Nähe ein wahrer Graus
Seine Stirnlampe wirft einen Strahl durch die Nacht
Koffein und Zuckerpampe halten ihn wach
Die Schuhe sind matschig, die Beine voll Dreck
Und er läuft noch nicht mal vor jemandem weg
Für viele ein Rätsel, dieser joggende Mann
Warum tut er sich das hier bloß freiwillig an?
Wofür die Strapazen? Was soll das denn hier?
Anstatt auf der Couch hängen mit Chips und Bier
Er ist schon jenseits des Marathons, doch er gibt nicht auf
Weder Schmerzen noch Hunger bremsen seinen Lauf
Er meistert manch Gipfel und durchläuft manches Tal
Körperlich und mental, es ist oft eine Qual
Doch bei Sonnenaufgang erreicht er sein Ziel