Leben der kleinen Toten - Pierre Michon - E-Book

Leben der kleinen Toten E-Book

Pierre Michon

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Beschreibung

In »Leben der kleinen Toten« gelingt es Pierre Michon auf wunderbare Weise, Menschen aus kleinen, meist bäuerlichen Verhältnissen zu porträtieren, ohne ihrem Elend auch nur eine Spur von malerischer Idylle anhaften zu lassen. Die Tragik der Schicksale, die so besonders bewegen, rührt daher, daß inmitten dieses Elends plötzlich die Ahnung von einer anderen Welt auftaucht, der Traum vom Reichtum oder vom Wissen – und aus dieser Zerrissenheit zwischen dem Erahnten und dem Gelebten entsteht eine Sehnsucht, die den Menschen, so geringfügig ihre Existenz auch sein mag, Größe verleiht.

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Seitenzahl: 314

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Leben der kleinen Toten, Pierre Michons erstes Buch, ein Reigen von Lebensgeschichten, ist zu einem Klassiker der französischen Gegenwartsliteratur geworden. Dem Autor gelingt es auf wunderbare Weise, Menschen aus kleinen, meist bäuerlichen Verhältnissen zu porträtieren, ohne ihrem Elend auch nur eine Spur von malerischer Idylle anhaften zu lassen. Ihre Tragik, die so besonders bewegt, rührt daher, daß inmitten des Elends plötzlich die Ahnung einer anderen Welt auftaucht, ein Traum vom Reichtum oder vom Wissen – und aus der Zerrissenheit zwischen dem Erahnten und dem Gelebten entsteht eine Sehnsucht, die den Menschen, so geringfügig ihre Existenz auch sein mag, Größe verleiht.

Pierre Michon, geboren 1945, lebt in Nantes. Er wurde 1984 mit Leben der kleinen Toten bekannt. Weiterhin erschienen auf deutsch die Erzählungen Rimbaud der Sohn (BS 1437), Die Grande Beune (BS 1463) und Die Elf (BS 1474). »Um nicht aus dem Traum zu erwachen, möchte man sofort von vorn zu lesen beginnen«, schrieb Jochen Schimmang (Frankfurter Allgemeine Zeitung) über

Pierre Michon

Leben der kleinen Toten

Die Originalausgabe erschien 1984 unter dem TitelVies minuscules bei Gallimard, Paris.

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2013

© der deutschsprachigen Ausgabe

Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2004

© Éditions Gallimard, 1984

© des Nachworts Anne Weber 2003

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des

öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form

(durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren)

ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert

oder unter Verwendung elektronischer Systeme

verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Satz: Hümmer GmbH, Waldbüttelbrunn

Umschlag: Konzept von Willy Fleckhaus

Unglücklicherweise glaubte er,

LEBEN DES ANDRÉ DUFOURNEAU

Schreiten wir voran in der Genese meiner Eitelkeiten.

Habe ich unter meinen Vorfahren einen stolzen Kapitän, einen frechen jungen Marineoffizier oder einen grimmig schweigsamen Sklavenhändler vorzuweisen? Im Osten des Suez einen unter dem Korkhelm in die Barbarei zurückgekehrten Onkel, Breeches an den Beinen und Bitterkeit auf den Lippen, eine stereotype Figur, wie sie die jüngeren Sprosse der Familie gerne zu den Ihren zählen, ebenso die Dichter, die Abtrünnigen, all jene in ihre Ehre, ihren Argwohn und ihre Erinnerung verbissenen Entehrten, welche die schwarze Perle der Stammbäume bilden? Irgendeine koloniale oder seemännische Vorgeschichte vielleicht?

Die Provinz, von der ich rede, hat keine Küsten, Strände oder Klippen; kein schwärmerischer Molukke oder hochmütiger Moko* hat hier je den Ruf des Meeres gehört, wenn der Westwind es von weit her holt und, um sein Salz erleichtert, auf die Kastanien schüttet. Und doch sind zwei Männer, die diese Kastanien gekannt, die vor einem Schauer unter ihnen Zuflucht gesucht, die dort vielleicht geliebt und jedenfalls geträumt haben, aufgebrochen, unter ganz anders gearteten Bäumen zu arbeiten und zu leiden, ohne ihre Träume zu stillen, vielleicht noch einmal zu lieben oder einfach zu sterben. Von einem dieser Männer hat man mir erzählt; an den anderen glaube ich mich zu erinnern.

An einem Sommertag des Jahres 1947 trägt mich meine Mutter auf ihrem Arm unter die große Edelkastanie von Les Cards, an jene Stelle, wo man plötzlich den bis dahin von der Mauer des Schweinestalls, von Haselsträuchern und Schatten verdeckten Gemeindeweg münden sieht; das Wetter ist schön, meine Mutter trägt wohl ein leichtes Kleid, ich brabbele; auf dem Weg geht einem Mann, der meiner Mutter fremd ist, sein Schatten voran; er bleibt stehen; er schaut; er ist bewegt; meine Mutter zittert ein wenig, das Ungewöhnliche setzt seine Fermate in die munteren Geräusche des Tages. Schließlich tritt der Mann heran, stellt sich vor. Es ist André Dufourneau.

Später sagte er, er habe geglaubt, in mir, noch genauso infans und schwach, das kleine Mädchen wiederzuerkennen, das meine Mutter war, als er fortging. Dreißig Jahre und der gleiche Baum, welcher derselbe war, und das gleiche Kind, welches ein anderes war. 

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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