Leben, Liebe, Licht & der Tod - Yvonne Elisabeth Reiter - E-Book

Leben, Liebe, Licht & der Tod E-Book

Yvonne Elisabeth Reiter

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Beschreibung

Wenn das Leben verrücktspielt... ist das Motto der acht magischen Kurzgeschichten aus der Reihe: Leben, Liebe, Licht & der Tod. Was passiert, wenn wir urplötzlich durch die Wildnis unseres Lebens streifen? Sie zwingt uns auf die Knie und lehrt uns das Überleben. Doch dort haust auch die Veränderung. Sie hegt und pflegt uns mit ihrem Charme an Glück. Entscheidungen wechseln ihre Perspektive. Nichts ist mehr, wie es einmal war. Wir sinnieren und reflektieren, wobei uns der Schatten die Erkenntnis bringt. Er offenbart unsere Stärken und trainiert uns für den verschlungenen Pfad durchs Lebenslabyrinth. Nur im Antlitz der Katharsis erleben wir die heilende Erfüllung. Die acht Kurzgeschichten regen zum Nachdenken an. In ihnen steckt die Weisheit vieler besonderer Menschen und Kulturen. Daher inspirieren sie zu einem sinnreichen Leben und besitzen die Kraft, die eigene Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen. Im Überblick: 1. Eins im Sein 2. Indiras Melodie 3. Die Wölfin in mir 4. Flamme des Lichts 5. Luitpold 6. Ganesha, hilf! 7. In der Puppe Stille 8. Die Amsel singt Ich freue mich, dass Du meine Geschichten auserwählt hast und wünsche Dir viel Spaß beim Lesen

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Seitenzahl: 117

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Eins im Sein

Dunkelheit überfällt mich. Sie ist anders und mit Nichts zu vergleichen. Sie nimmt mich ein, sanft wie eine schwarze Wolke. Doch die Harmonie trügt. Verwirrung tritt ein. Sie drängt sich mit ungeklärten Fragen in mein Bewusstsein.

»Was ist los?«, flehe ich um Klarheit.

Bilder flackern auf. Sie durschneiden die Finsternis mit einer unerträglichen Härte.

Ich sehe ein klares Wasser, das sich allmählich schwarz färbt. Die Sonnenstrahlen schwinden im Dunkeln. Eine Plastiktüte verhängt sich an meinem Bein, während ich tiefer und tiefer in den Ozean eintauche.

Ein Mann packt mich heftig am Arm. Er zieht mich nach oben. Licht erhellt meine Umgebung, berührt das Wasser mit seiner blau färbenden Kraft.

Der Fremde hievt mich mit Hilfe einer jungen Frau auf ein mir unbekanntes Segelboot. Dabei entdecke ich an meinem Hinterkopf eine aufklaffende Wunde.

»Woher kommt das Loch in meiner Schädeldecke?«, staune ich fassungslos.

Die Frau checkt meinen Puls. Sie beginnt sofort mit einer Herzdruckmassage, gefolgt von einer Mund-zu-Mund-Beatmung.

Ich spüre nichts. Es geht mir gut.

Der Mann kniet sich tropfnass neben mich. Sein Blick ist kalt. Seine Gedanken quälen mich, da er mich als betrunkene, leichtlebige Frau ansieht.

Ich will ihn vom Gegenteil überzeugen. Doch ich kann keinen Laut von mir geben.

Gleichzeitig wird mir mit einer unerschütterlichen Harmonie bewusst, dass ich tot bin.

Die Frau verspürt eine starke Motivation, mich ins Leben zurückzuholen. Je mehr Zeit verstreicht, desto intensiver ihre Bewegungen.

„Warum atmet sie nicht?!“, ruft sie verzweifelt.

Derweilen fühle ich weder Hast noch Unruhe, als ob ich mit dem Geschehen nichts zu tun hätte. Es ist schön hier, wo auch immer ich bin. Es ist warm. Ich fühle mich geborgen. Eine Leichtigkeit nimmt mich ein, die mir zugleich eine unbeschreibliche Freiheit schenkt.

Ich brauche keine Wiederbelebung. Doch die angehende Ärztin gibt nicht auf. Immer wieder drückt sie meinen Brustkorb im Wechsel mit einer Atemspende tief ein.

„Hör auf“, bittet sie ihr Mann eindringlich, und ich stimme ihm zu.

Ich danke ihr ohne Worte für ihren Einsatz.

Sie jedoch will mich retten, auch um ihrer selbst willen.

Da eröffnet sich mir ein intensives Licht, woraus mir unaufhörlich Liebe zuströmt. Es ist einzigartig schön.

Eine Sehnsucht erfüllt mich, ganz und gar in die Quelle des Lichts einzutauchen. Dennoch blicke ich zurück auf meinen leblosen Körper.

»Was geht hier vor?«, frage ich mich erneut. »Stehe ich auf der Schwelle ins Jenseits, mit der Möglichkeit für eine Rückkehr? Muss ich mich jetzt und auf gleich entscheiden oder ist es bereits beschlossene Sache?«

Mein Körper erscheint mir völlig erschöpft. Ich bedanke mich bei ihm als treuen Begleiter.

Dann drehe ich mich um und gehe einen Kieselweg inmitten einer grünen Wiese auf das Licht zu. Dabei wird es intensiver. Die Harmonie der Liebe überflutet mich.

Ein Lichtspiel beginnt, worauf erneut Bilder aufflackern. Es ist eine weitere Szene aus meinem Leben, jedoch ist es dieses Mal eine, die mir bekannt ist.

Ich sehe meinen Mann und mich auf eine herrschaftliche Yacht steigen. Sie gehört Karl, einem alten Freund meines Mannes. Wir haben darauf schon viele Wochenenden an der französischen Riviera verbracht. Manchmal zu zweit, mit den Kindern oder mit Karl und seiner verstorbenen Frau.

Auch jetzt ist es wie so oft sonnig. Ich bin guter Laune, so wie es mein Mann ist. Wir verabschieden uns von unseren beiden Kindern, die sich auf ein sturmfreies Wochenende freuen.

Gleichzeitig nähert sich Karls neue Freundin. Die hübsche, junge Blondine stolziert selbstbewusst auf dem Steg entlang.

Mein Mann zwinkert ihr eigenartig vertraut zu.

Ein schmerzhafter Stich fährt durch meinen Körper. Ich bin neidisch auf ihr junges Alter, ihre Schönheit und ihr unerschütterliches Selbstbewusstsein, was ich nie mein eigen nennen konnte.

Sie begrüßt uns freundlich, wenn auch kurz angebunden und ohne sich bei uns vorzustellen.

Danach läuft Karl auf uns zu.

Der Film reißt ab und beginnt Stunden später erneut zu laufen.

Ich sitze vergnügt auf der Badeplattform der Yacht, sodass meine Füße ins sprudelnde Wasser hängen. Neben mir ist Karl. Wir sprechen angeregt über das neue politische Europa.

Karl ist ein gutaussehender Mann in seinen Fünfzigern. Ich mag ihn. Er ist intelligent, gutherzig und mitfühlend. Ohne meinen Mann wäre ich bestimmt verliebt in ihn.

Im Hintergrund nähert sich von uns unbemerkt seine Freundin. Ich weiß nun, dass sie Gisela heißt. Sie scheint nett zu sein, dennoch glaube ich, dass dies nur an der Oberfläche besteht. Sie ist mir suspekt.

Gisela hält einen Baseballschläger in der Hand, der mir unbekannt ist. Mein Mann navigiert derweilen das Schiff. Er dreht sich nach uns um und beobachtet Gisela mit einem angespannten Lächeln auf den Lippen.

Sie erreicht uns, doch wir bemerken sie immer noch nicht. Wir diskutieren lautstark über Merkel und Macron.

Dann holt sie aus.

Karl stöhnt laut auf. Er fällt ins Wasser.

Noch bevor ich reagieren kann, lähmt mich ein unermesslicher Schmerz am Hinterkopf. Die Wucht des Aufpralls zwingt mich vorne über ins Wasser zu fallen.

Der Schmerz überwältigt mich. Ich will an die Oberfläche gelangen, mein Körper jedoch will sich nicht bewegen.

Da öffne ich meine Augen und sehe Karl hektisch strampeln. Blut läuft aus seinem Kopf. Dennoch schafft er es an die Oberfläche.

Mit aller Kraft tue ich das gleiche.

Als ich endlich Luft holen kann, fährt die Yacht direkt auf Karl zu. Ein dumpfer Schlag folgt. Die Welle nimmt mich voll und ganz ein, zieht mich nach unten.

Karl ist tot. Ich spüre es deutlich, als ob sein Todeskampf sanft in Harmonie übergeht.

Ich schlage wild mit den Füßen, während die Yacht überschnell den Ort des Verbrechens verlässt.

In der Nähe liegt vor einer Insel ein kleines Segelboot auf Anker. Eine junge Frau und ein Mann mittleren Alters sonnen sich auf dem Deck, als die Yacht mit lauter Musik an ihnen vorbeirauscht.

Die Wellen treffen das Boot mit Wucht.

Der Mann ärgert sich über das unhöfliche Verhalten und stellt sich an den Bug, um die Yacht auszumachen, als er in der Ferne unruhiges Wasser entdeckt.

Er sieht mich durch ein Fernglas um mein Leben kämpfen.

Als sich das Segelboot nähert, bin ich bereits auf dem Weg in die Tiefe des Ozeans. Ich genieße meine Abfahrt.

Ohne Groll und Wut wird mir bewusst, dass mein Mann und Gisela ein Paar sind. Karl und ich mussten gehen, weil Macht und Geld aus unseren Familien stammen.

»Was, wenn ich zurückgehe?«, bin ich im Zweifel.

Doch der Film reißt nach meiner Rettung erneut ab, wobei er Jahre zurückspringt.

Ich bin eine aufstrebende Wirtschaftsanwältin, verliebt über beide Ohren. Mein Objekt der Begierde stammt von einem alten Adelsgeschlecht ab, wenn auch verarmt. Er ist attraktiv, gewieft und ebenso in mich verliebt. Unser erster Urlaub führt uns nach Nizza. Dort erleben wir das absolute Liebesglück.

Ich spüre meine brennende Leidenschaft für ihn und stelle mir vor, dass uns das Band der Ewigkeit vereint.

Schlagartig ziehen zwei Jahre dahin, bis zu meiner ersten Schwangerschaft. Es geht mir gut. Ich freue mich unendlich auf unseren Sohn.

Dann endet mein Lebensfilm. Das Licht hüllt mich behutsam ein. Dennoch ist der von mir zurückgelegte Kieselweg klar erkennbar.

Fragen über Fragen drängen sich in meinen Geist. Sie überfordern mich, wenn auch die Harmonie unantastbar bleibt.

Auf einmal lasse ich mein irdisches Dasein los. Ich will ganz ins Licht eintauchen. Auf keinen Fall will ich die Harmonie und Geborgenheit missen. Sie tun mir gut. Ich bin überglücklich. Es ist das Paradies.

Mein letzter irdischer Lebenswille versiegt im Nichts.

Ich setze zum Sprung an. Doch ich fliege nicht. Ich bin nicht reif für das Sein im Licht.

Eine Enttäuschung überfällt mich, als mein Lebensfilm in chronologischer Reihenfolge vollständig vor mir abläuft.

In der Harmonie beurteile ich mein Handeln anders. Dabei eröffnet sich mir eine unbeirrbare Klarheit, die eine schonungslose Selbsterkenntnis mit sich bringt.

Ich bestand Prüfungen, doch machte ich noch mehr Fehler.

Ein Wirrwarr an Gefühlen durchdringt mein Sein. Keine Entschuldigung kann mein Denken und Verhalten ändern. Ich will es in Ordnung bringen. Dafür muss ich zurück.

Für einen Moment hadere ich mit der unvermeidbaren Entscheidung, worauf mir Szenen aus früheren Leben meine unerledigten Aufgaben offenbaren.

Die vollkommene Vereinigung mit dem Licht muss wohl oder übel warten.

Das Verbrechen an der französischen Riviera geht durch die Presse. Die Polizei hat zwei Verdächtige in U-Haft. Es sind meine Retter, die laut überlebender „Opfer“ Karls Yacht überfielen.

Im Krankenhaus kläre ich die Lüge auf. Ein netter Staatsanwalt lauscht dem Gespräch. Ich erfahre, dass Karl bereits in den ersten Wochen eine überhöhte Lebensversicherung für Gisela abschloss, die ihm am Ende das Leben kostete.

Die Kenntnis geht einher mit Trauer, weil ich sein gutes Herz und unerschütterliches Vertrauen zu Menschen stets schätzte.

Dann bittet mich der Staatsanwalt noch einmal im Detail die Vorgänge auf dem Segelboot zu schildern. Er misstraut meiner Wiedergabe aus der Vogelperspektive. Doch sie stimmt eins zu eins mit der Aussage meiner Retter überein.

Ich bin froh, dass jede Einzelheit stimmt. Es ist der Beweis für die Existenz der anderen Welt. Es gibt sie und sie wird mich erneut in sich aufnehmen, wenn meine Zeit hier auf der Erde zu Ende geht.

Die andere Welt ist mir unbeschreiblich schön erschienen. Sie ist beruhigend, wohlwollend und harmonisch. Sie will uns nur das Beste. Sie besteht aus reiner Liebe, die uns beschützt und in den Mantel der Geborgenheit hüllt.

Dort wurde mir jedoch ebenso klar aufgezeigt, dass wir nicht sterben müssen, um sie wahrzunehmen. Die andere Welt wohnt in unserer eigenen Mitte. Dort sind wir mit ihr verbunden. Wir sind eins und diese Einheit stärkt uns im Hier und Jetzt.

Zusammen sind wir unschlagbar. Nichts kann uns mehr davon abhalten, unsere Wünsche und Träume zu verwirklichen. Wir sind intuitiv und bärenstark. Wir sind die Meister unserer Aufgaben und die Diener einer friedvollen Welt.

Glück, Erfolg und Fülle dürfen einkehren. Mit Bedacht müssen wir auf nichts verzichten. Wir dürfen teilen und wir berühren Herzen. Und in schweren Zeiten können wir uns in der allumfassenden Einheit selbst heilen. Sie trocknet unsere Tränen.

Das Licht der bedingungslosen Liebe besteht aus einem Netz an Verbindungen. Hand in Hand sind wir nie allein.

Indiras Melodie

Indira sitzt im Lotus-Sitz auf der Fensterbank. Ihre Augen sind geschlossen. Show me love von Krishna Das durchflutet sanft ihre Ohren, ihren Kopf, ihren Hals, ihre Brust, ihren Bauch, ihr Gesäß, bis hin zu den Zehenspitzen.

Behutsam nimmt sein Gesang ihr Herz ein, dehnt den Raum der Liebe aus und erweicht alle negativen Gefühle, die schmerzhaft in ihrer Brust sitzen.

Sie meditiert seit sie ein Kind ist. So kann sie mühelos beide Füße auf ihre Oberschenkel legen, um ohne Anstrengung aufrecht zu sitzen. Sie fühlt sich wohl. Ihr Herz signalisiert ihr Ruhe, Geborgenheit und All-Eins-Sein. Folglich reagiert ihr vegetatives Nervensystem. Sie entspannt.

Ihr Nacken gibt alle Schmerzen ab. Kein schwarzer Funke hat mehr die Kraft zu brennen. Sie ist eins mit ihrer inneren Mitte, dem Universum, allem was dazu gehört.

Trotzdem ziehen immer wieder donnernde Gedankenblitze durch ihren Kopf. Sie bestehen aus einer ihr vertrauten Angst. Doch das ihr sonst so panische Gefühl erscheint ihr gerade eben fremd, als ob die Angst lediglich ein dunkles Gespenst aus der Vergangenheit wäre.

Dann konzentriert sie sich auf den Raum ihres Herzens. Sie will ihn ausdehnen. Ihr Herz in Frieden betten.

Für den Moment gelingt es ihr auch. Dennoch weiß sie, dass es vorerst in der Mediation bleibt. Zu sehr belasten sie die vielen Baustellen in ihrem Leben. Sie kann ihnen nicht mehr entweichen.

Da zieht ihre Kindheit wie ein schwarzer Schatten durch den Raum ihres Herzens. Das alte, verkrachte Waisenhaus an der Ostküste Indiens zeigt sich grau in grau. Die Kinder wirken träge, zu müde fürs Leben.

Indira entdeckt sich allein im Schlafraum. Sie kauert in der Ecke. Tränen laufen wie kleine Bäche über ihre Wangen. Einige Wunden bluten, andere sind vertrocknet und wiederum andere vernarben sich.

Die Tür geht auf. Die Sonne scheint in den dunklen Raum und nimmt ihr die Sicht. Sie zittert und beißt sich auf die Lippe. Blut läuft in ihre Mundhöhle.

In der Lichtquelle sieht sie schemenhaft die Gestalt einer ihr unbekannten, blonden Frau.

„Bist du Indira?“, hört sie eine sanfte Stimme mit Akzent fragen.

Sie nickt.

Die Frau nimmt sie an der Hand. Ohne einen Blick zurück verlässt sie die Waisenhaus-Hölle.

Am Flughafen umarmt die blonde Frau Indira, gefolgt von einem Kuss auf die Wangen und die Stirn. Sie ist von den liebevollen Berührungen überwältigt. Noch nie umarmte oder küsste sie ein Mensch.

Klein Indira will die Frau nicht verlassen. Sie will bei ihr in Indien bleiben. Dennoch steigt sie in das Flugzeug mit unbekanntem Ziel ein.

Am Himmel angekommen, fühlt sie sich frei. Ihre schmerzenden Glieder erweichen. Sie lächelt und vertraut der fremden Frau, die sie zum Abschied so liebevoll küsste.

Indira schreckt auf, die Musik ist zu Ende. Sie atmet tief ein und aus.

Am selben Tag besucht Indira voller Hoffnung eine Galerie in München. Es ist die einzige Kunsthandlung, bei der sie ihr Glück noch nicht versuchte. Doch sie will ihre Bilder ausstellen. All ihre Leidenschaft steckt darin. Sie will die Herzen der Menschen berühren und ihre Wände schmücken.

Aus irgendeinem Grund jedoch will ihr niemand eine Chance geben. Ihre Internetseite wird so gut wie nie besucht. Ihre mehr oder weniger illegalen Ausstellungen auf der Straße waren erfolglos und ihre Sozial-Media-Präsenz stellte sich als Flopp heraus.

Dazu kommt ihr introvertierter Charakter, der es ihr in diesem Business nicht leicht macht. Es mangelt ihr an Selbstdarstellung, auch weil es für sie um ihre Bilder geht. Dahinter will sie sich verstecken, nur die Pinselführung übernehmen.

Trotzdem begrüßt Indira die Besitzerin der Galerie mit einem offenen Lächeln. Die vornehme Frau will ihr geschäftig ein Bild verkaufen. Als sich Indira mit ihrer Mappe vorstellen will, winkt die Galeristin unhöflich ab. Ohne ein weiteres Wort lässt sie Indira allein stehen.

Ein älterer Gast zwinkert ihr zu. Er fühlt sich offenbar von ihrer außergewöhnlichen Schönheit angezogen.

Wut steigt in ihr auf.

Sie verlässt die Galerie. Mit schnellen Schritten läuft sie durch Schwabing, Straße über Straße. Sie will ihren Schmerz hinter sich lassen, ihre Angst vor der Zukunft, ihre Sorgen und ihre Einsamkeit.