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Leben mit Gott II setzt Guru Sri Subramaniums persönlichen Bericht über sein Leben fort, als er London verliess und eine monastische, multireligiöse Gemeinschaft in den Hügeln von Wales gründete. Er beschreibt, wie es dazu kam und die vielen Herausforderungen, die er zu bewältigen hatte, während er sich gleichzeitig strikt verpflichtete, sich nicht mit dem Materialismus einzulassen. Es ist ein Buch, das viele faszinierende Einblicke bietet, nicht nur über das Wachstum von Skanda Vale, sondern auch über seine eigene spirituelle Reise und seine bemerkenswerte Wandlung von einem glühenden Verehrer von Lord Subramanium zu dem der Göttlichen Mutter. Ausgehend von seinen eigenen Erfahrungen und Offenbarungen zeigt er dann einen Weg auf, wie wir durch eine Partnerschaft mit Gott auch Empfänger von Gottes Gnade und Führung in unserem Leben sein können.
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Seitenzahl: 302
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Guru Sri Subramanium wurde am 30. Oktober 1929 in eine wohlhabende und privilegierte Sri Lankische Familie geboren. Sein Vater war Arzt, seine Mutter eine grosse Seherin. Das war ein Hintergrund von Wissenschaft und Spiritualität, der eine sehr wichtige Rolle in seinem Leben spielte.
Er ließ sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Grossbritannien nieder und war der Gründer der „Gemeinschaft der vielen Namen Gottes“. In den Hügeln von Wales errichtete er einen Ort der Gottes-Verehrung und des Rückzugs, genannt Skanda Vale.
Für den Menschen besteht der wahre Zweck der Geburt darin, seine Göttlichkeit zu entdecken, und wenn man sich an die Welt klammert, ist es eine traumatische Erfahrung, diese Göttlichkeit zu entdecken.
Der Wille, von dem der Mensch sich so besessen fühlt, ist genau das Hindernis, in das der Mensch verstrickt ist - seine egozentrische Natur. Ich habe keinen Willen. Ich bin ein Werkzeug des Herrn. Er sagt mir, was ich tun soll, und ich gehorche. Aufgrund dieses Gehorsams haben wir Skanda Vale aus dem Nichts erschaffen. Ich habe den Herrn nie in Frage gestellt, und das ist es, was in der heutigen Welt fehlt.
Jeder komplizierte Schritt in deinem Leben sollte vom Herrn befohlen werden. Du musst zuhören und sehen, herausfinden, ob du dir etwas einbildest, oder ob es echt ist. Darum geht es in diesem Buch - wie man sich Gott nähert, wie man Gott erkennt und nicht, wie man an Gott glaubt, und wie man mit der Gnade Gottes arbeitet.
Guru Sri Subramanium (1929 – 2007)
TEIL I GRUNDSTEINLEGUNG
Kapitel Eins
Ankunft in Wales
Die Orthodoxen haben mich verstossen
Die Herausforderungen waren vielfältig
Konfrontation mit dem Widerstand
Wir sind gekommen, um Dharma zu etablieren
Es ging darum, sich zu behelfen
Kapitel Zwei
Die Wege trennen sich
Abkopplung von der Geschäftswelt
Sister Annabel und Sister Topsy
Formulierung von Regeln: ein franziskanischer Ansatz
Skanda Vale ist ein Zufluchtsort für alle Lebewesen
Kapitel Drei
Aufbau eines Zentrums
Ich musste diszipliniert sein
Satyam, Dharma, Prema, Shanti
Lernen von anderen Organisationen
Ungewissheit macht einen besseren Mönch
Erfolg erfordert Hingabe
Die Benennung der Gemeinschaft
Nichts wird ohne Gottes Zustimmung getan
Hingabe ist das Markenzeichen der Spiritualität
Kapitel Vier
Die Gemeinschaft nimmt Gestalt an
Die Notwendigkeit von Disziplin und Regeln
Die Schwere eines Gelübdes
Der undisziplinierte Brother
Die liebeskranke Sister
Der Hintergrund meiner Familie
Mein Hintergrund verschafft mir Vorteile
Wichtigkeit der Präsentation
Fürsorge für Drogenabhängige
In die Köpfe der Menschen schauen
Selbstloser Dienst an Gott
Kapitel Fünf
Heilige und Persönlichkeiten
Der Umgang mit heiligen Männern
Sri Sathya Sai Baba
Die Sai Organisation
Die Zweiteilung der Religionen
Die Verehrung von Persönlichkeiten
Swami Premananda Materialisierung von Lingams
Göttliche Wesen haben auch eine menschliche Seite
Weitere Materialisationen
Kräfte helfen beim Bau von Skanda Vale
TEIL II TRANSFORMATION
Kapitel Sechs
Die Ankunft der Göttlichen Mutter
Meine Verbindung mit Lord Subramanium
Die Ankunft der Göttlichen Mutter
Warum Sie kam
Der Herzinfarkt
Das Essen von Todeskappen-Pilzen
Meine Mutter und die Göttliche Mutter
Tieropfer
Schwarze Magie
Die dämonische Kraft Sunyandevata
Beschäftige dich nicht mit niedrigen Kräften
Kapitel Sieben
Tempel und Rituale
Der Tempel von Lord Subramanium
Der Tempel von Sri Ranganatha
Die Entwicklung von Skanda Vale wurde von Gott eingeleitet
Orthodoxie hemmt spirituellen Fortschritt
Skanda Vales 'Orthodoxie'
Unsere Verehrung begann sehr einfach
Gurus haben einen schlechten Ruf
Reisen ins Ausland
Kapitel Acht
Murtis und Reliquien
Die Murtis und Reliquien von Skanda Vale
Bilder entstehen durch Kraft und Hingabe
Die Kobra und der Tempel des Herrn in Badulla
TEIL III DER SPIRITUELLE WEG
Kapitel Neun
Eine spirituelle Reise beginnen
Mein Leben in der Welt des Theaters
Bei Spiritualität geht es um Exzellenz
Der Umgang mit Vorurteilen
Alles war eine Herausforderung
Diskriminierung ist ein Kennzeichen der Spiritualität
Das Leben ist der wahre 'Guru'
Die tierische Natur im Inneren
Gott zu erkennen erfordert Vorbereitung
Verfeinerung und Beherrschung der Sinne
Karma und die Aura
Kapitel Zehn
Wie man Gott kennen lernt
Manifestationen und das Problem der Sprache
Deine Energie ist die Einladungskarte zu Gott
Um Gott zu kennen, teile deine innersten
Gedanken mit
Mutters Vollmond Pujas
Shakti für die Gläubigen
Die Formen, die wir verehren, sind Wege zu Gott
Intellektualisierung von Gott ist ein Fehler
Kapitel Elf
Die Offenbarung Gottes
Die Heiligen waren meine Freunde
Evolution bedeutet Opfer, Hingabe und Dienst
Ich habe nie über Gottes Manifestationen gesprochen
Mutter nahm mich mit auf eine Zugreise
Das Leben lehrt dich 'Offenbarung'
Lord Vishnu und 'Vishnu Loka'
Lord Shiva und das Telegramm
Ich bin ein Rishi
Oberflächliche Vorstellungen von Gott sind ein Hindernis
Gott zu erkennen erfordert Engagement
Religion ist kein Glaube, sie ist eine Erfahrung
Christus war die Verkörperung der Liebe
Die Qualitäten des Christentums
Das Privileg, Gott zu kennen
Ich kann mein Schicksal sehen
Die Gefahr der Arroganz
Die Verstrickung in den Materialismus ist Teil der Evolution
Die Vergänglichkeit des Lebens
Gehen Sie eine Partnerschaft mit Gott ein
Kapitel Zwölf
Die Erfahrung Gottes
Mystik wird missverstanden
Das alte Handwerk der Stromleitungen
Die Kraft der Tempel
Hilfe bei Gesundheitsproblemen
Verantwortung für unser Handeln übernehmen
Wir sind mit Gott verbunden
Atma und Paramatma
Die göttliche Mutter ist die Heilerin, nicht ich
Karma muss richtig sein
Göttliche Erfahrungen sind nicht eingebildet
Wir hatten Gottes Autorität, um Tempel zu bauen
Der Herr wohnt im Skanda-Tal
Der Mensch ist so privilegiert
Die magnetische Kraft von Paramatma
Manifestationen Gottes sind schnell wie das Licht
Das Gefühl der Zeitlosigkeit
Die Erfahrung der Desintegration
Die Aufregung und Dramatik einer spirituellen Erfahrung
Wir verehren das Unbeständige
TEIL IV VERGANGENHEIT, GEGENWART & ZUKUNFT
Kapitel Dreizehn
Eine Partnerschaft mit Gott
Der Rat der Swamis
Justin und seine Abreise
"Sei du selbst, Gott kennt dich gut".
Um Massstäbe zu setzen, musst du ein Beispiel geben
Jeder ist göttlich
Sei frei von Anhaftung
Mein Blick auf die Vergangenheit ist scharf
Frühere Inkarnationen
Der Drang zur Wiedergeburt
Der Ramakrishna-Orden
Die Gelegenheit, spirituell voranzukommen, ist jetzt
Die Befreiung kann nur durch
Selbstanstrengung erfolgen
Kapitel Vierzehn
Die Bedeutung von Skanda Vale
Die Gründung des Dharma
In meinem Leben ging es um Einfachheit
Alles dreht sich um Exzellenz
Selbstloser Dienst wird von einem Mönch verlangt
Unserer war ein schrittweiser Ansatz
Wir sind eine moderne, fortschrittliche Organisation
Die Bedeutung von Sparsamkeit und Einfachheit
Gott durch das Hospiz dienen
Skanda Vale ist kein Wunder
Ich verändere mich mit der Kraft Gottes
Das Leben in der modernen Welt ist eine entmutigende Erfahrung
In meinem Leben geht es darum, die Verbindung zwischen Gott und der Menschheit aufzuzeigen
Was ist der "Wille" Gottes?
Dem Willen Gottes folgen
In Wahrheit gibt es keinen Osten oder Westen
Nachwort
Glossar
1. Sie haben sich dazu entschlossen, mit mir in Wales zu sein-Brother Ian, Sister Rosemary, Brother Henry, Brother Justin, ich, Joe und Brother Holger
2. Sister Topsy
3. Sister Annabel
4. Pen-y-Garn
5. Unsere wachsende Gemeinschaft feiert den Besuch meiner Mutter
6. Meine Mutter bei ihrem letzten Besuch in Skanda Vale
7. Ein glückliches Wiedersehen - Swami Premananda und ich
8. Swami Shanmukhananda und ich
9. Mama - die Beziehung, die ich zu ihr hatte, war sehr wichtig
10. Die Salbung von Sri Ranganatha am Tag Seiner Ankunft
11. Sri Ranganatha und seine Begleitgottheiten: Lord Hanuman (links), Brahma (hinten) und Lakshmi (rechts)
12. Meine Mutter und ich mit Joe in Badulla, die den Pujari treffe
13. Lord Shiva als Nataraj, Herr des kosmischen Tanzes
14. Lord Vishnu Murti
15. Buddhistische Ikonen im alten Murugan-Tempel (ca. Anfang der 1980er Jahre)
16. Pattini Devi
17. Der christliche Schrein im alten Murugan-Tempel (Anfang der 1980er Jahre)
18. The ‘Royal Subramanium’ Murti
19. Unser erster Rat der Swamis: Swami Kamalananda (Bruder Henry), Swami Karunananda (Bruder Peter), Swami Suryananda (Bruder Michael), ich selbst, Swami Ishwarananda (Bruder Daniel) und Swami Brahmananda (Bruder Alex)
20. Geniesse den einen Moment mit dem Tempelelefanten Valli
21. Besuch des Sri-Ranganatha-Tempels während seiner Errichtung
Es war schon eine Herkulesaufgabe, überhaupt in Wales anzukommen, aber vor allem, uns als Gemeinschaft zu etablieren und eine Stiftung zu gründen. Das Werk, das ich in Earl`s Court begonnen hatte, nämlich ein sicheres Fundament frei von Materialismus zu schaffen und Hilfestellung zu leisten, für das Verständnis, dass Spiritualität frei und kostenlos sei, wollte ich in Wales weiterverfolgen. Ich hatte Zeit darauf verwendet, mit Leuten zusammenzukommen und sie zu unterrichten, für sie zu kochen und mich um sie zu kümmern, in der Hoffnung, sie zu einem geordneten Leben, mit spiritueller Ausrichtung zu bringen. Viele Leute mit verschiedener Nationalität kamen und gingen. Die Gruppe aus Sri Lanka war regelmässig zu unsern Pujas gekommen, aber, wie so viele andere, kamen sie, weil sie etwas anderes als Spiritualität wollten. Sie kamen, um Gott etwas zu geben, damit sie eine Gegenleistung von ihm erhielten. Sie spendeten etwas, um eine besondere, grosszügige Gnade vom Herrn zu erhalten, und das war`s dann. Was sie für sich erstrebten war nicht das, was ich für sie wollte. Statt ihrer, waren es die Europäer, die wirklich Zeit darauf verwendeten, von mir etwas zu lernen, und so ist es auch hier in Skanda Vale.
Sie haben sich dazu entschlossen, mit mir in Wales zu sein-Brother Ian, Sister Rosemary, Brother Henry, Brother Justin, ich, Joe und Brother Holger
Manche Asiaten wollten mich in ein strenges orthodoxes System einspannen, aber das wollte ich nicht, weil das nicht echte Spiritualität ist. Was sie wollten, war in eine grosse Ladung „Mumbo Jumbo“ (nichtssagende Oberflächlichkeit) eingepackt, was nichts mit Spiritualität zu tun hat. Traditionen sind wunderbar, ich liebe Tradition sehr, wenn sie gute Eigenschaften bewahrt, aber nicht, wenn sie zum Selbstzweck wird, sozusagen, „um es einfach zu tun“. In Sri Lanka haben Tempel viele Traditionen, ebenso wie in Indien, doch durch solche Traditionen kommt das ganze System der Unberührbarkeit zu Stande. Traditionen haben auch die Annahme geschaffen, dass man nur über den Priester, der irgendwie ein Übermensch wäre, zu Gott finden kannst. Einer solchen Meinung wollte ich hier in Gross-Britannien keinen Vorschub leisten. Ich wollte, dass die Leute realisieren, dass sie ohne mich, zu Gott gehen können. Deshalb wollten viele Hindus orthodoxer Ausrichtung anfänglich nichts mit mir zu tun haben, und ich genoss das. Es freute mich, dass sie nicht kamen, ganz einfach, weil mir das nur noch mehr Probleme gemacht hätte und daher nicht hilfreich gewesen wäre. Aber jetzt, nachdem wir nach Skanda Vale gekommen sind, sind alle zurückgekommen zu uns, weil sie unsere Organisation schätzen. Meine Grundhaltung in Skanda Vale ist, nicht nur die Mitglieder der Gemeinschaft, sondern alle Menschen der Erde einzuschliessen. Niemand ist ausgeschlossen.
Ich denke, die wirkliche Herausforderung, die wir in Earl`s Court hatten, war, die Europäer, die mit mir zusammenkamen, auf einen spirituellen Weg zu bringen, weil ich mit dieser Gruppe das Fundament für die Entwicklung einer universellen Glaubensgemeinschaft in Skanda Vale legen konnte. Brother Henry, Brother Peter, Justin, der später Swami Shanmukhananda wurde, nachdem er zuerst mit Ian Macmillan, einem anderen ehemaligen Mönch, gekommen war, sie alle kamen, um zu meditieren und Hatha Yoga zu praktizieren, das ich lehrte. Die spirituelle Erfahrung dieser frühen Tage befähigte sie, nach Skanda Vale zu kommen und da zu leben. Ich sage das, weil, als es bekannt wurde, dass ich beabsichtigte, London zu verlassen, die Leute meinten, dass ich „Selbstmord“ begehen wolle! Sie waren extrem kritisch und sagten mir, dass mich dort niemand besuchen werde. „Oh, dieser Mann ist verrückt geworden!“ dachten sie. “Er verlässt ein perfektes, liebenswürdiges Geschäft und hohe Lebensqualität, und wofür? Um in einem verlotterten Bauernhaus in einem abgelegenen Teil von Wales zu leben!“. Eben, ich gehorche Gott und nicht den schwärmerischen Konzepten der Leute. Ich gehorche Gott, und wenn Gott mir einen Auftrag gibt, frage ich nie warum, wann oder wo. Ich befolge ihn bedingungslos. Aber dem Willen Gottes zu folgen ist eine grosse Herausforderung für meine Jünger, besonders für jene, die ein üppiges und komfortables Leben hatten.
Der Umzug nach Wales war nicht leicht, ganz einfach, weil es nichts gab, wo man reinziehen konnte. Was man heute vom Bauernhaus sieht, das jetzt in einen Tempel umgewandelt ist, ist nicht das was es war, als wir ankamen. Als die Eigentümer auszogen waren, um in London zu leben, liessen sie nicht einfach nur ein verwahrlostes Haus zurück, und ich benütze dieses Wort ganz bewusst, es war ein Haus voll Unrat. Ihr Schaf Shellie wie auch ihre Hunde und die anderen Tiere, teilten sich darin einen Raum. Jedes nur denkbare Lebewesen schien da drin gelebt zu haben. Aus unerklärlichen Gründen häufte sich der Kot und der Urin dieser Tiere einfach auf. Und wenn es zu viel wurde, schaufelte man den Mist einfach aus der Haustür hinters Haus. Aber das war nicht alles, auch alle anderen Abfälle wurden durch die Hintertür nach draussen befördert. Draussen, hinter der Türe, war ein wackliges Holzdreieck aufgestellt. Da hinein wurden Büchsen und Abfall geworfen, wie wenn die ehemaligen Besitzer geglaubt hätten, dass alles von dort einfach verschwinden würde. An dem Ort herrschte eine unglaubliche Sauerei, und er war nicht bewohnbar. So waren unsere ersten sechs Monate in Wales ein Trauma und erforderten einen enormen Aufwand, um alles zu reinigen und zu schrubben.
Meine erste Priorität war deshalb, einen Wohnwagen zu kaufen und mich darin einzurichten, um mit Justin und wer auch immer kommen würde, das Haus von diesem Dreck zu reinigen. Die nächste Priorität war, auf dem Gelände etwas Ordnung zu schaffen. Es war total vernachlässigt und verwildert. Brombeeren wuchsen überall. Der Weg, der von der Strasse zu unserem Eingangstor und von dort zu unserem Bauernhaus und noch weiterführt, war vollständig mit ihnen überwachsen. Und wiederum, wenn Gott mir einen Auftrag gibt, gehorche ich ohne Wenn und Aber, und das bedeutete diesmal, mich zusammenzureissen und mich auf den Weg zu machen.
„Wohin gehst Du, rief mir Justin nach“.
“Du wirst es wissen, wenn ich zurück bin!“ rief ich hinterher, und was ich vorhatte war, drei Ziegen zu beschaffen. Bei meiner Rückkehr hätte Justin nicht verblüffter sein können.
„Aber was willst Du denn mit denen machen?“ fragte er.
„Die werden meine Arbeiter sein“ erklärte ich ihm vergnügt.
Wisst ihr, zwei Hände können nicht schaffen was die Ziegen fertigbringen, sie frassen und frassen und frassen, und nachdem sie alle Dornen und Brombeeren gefressen hatten, riss ich in der Folge alle Wurzeln aus. Alles was man tun musste war, die Ziegen langsam voran zu treiben, dann arbeiteten sie einen vollen Tag lang, ohne Dazutun. Sie lieben Brombeeren, und sogar jetzt noch empfehle ich den Swamis, sie einzusetzen, denn, wenn das Gelände sich selbst überlassen wird, kommen die Brombeeren zurück, und zwar sehr schnell.
Indessen, noch vor den Ziegen kamen vier schöne Jersey Kühe, die ich noch vor meiner Abreise nach Wales bestellt hatte. Sie waren unsere ersten permanenten Bewohner in Skanda Vale. Sie kamen von Jersey fast zum gleichen Zeitpunkt, an dem wir ankamen, sodass wir sie melken und unsere Selbstversorgung starten konnten. Und obschon ich eigentlich nie wusste, wie Tiere wie diese zu halten waren, begannen Justin und ich intuitiv, sie von Hand zu melken. Es wurde zur Routine, und mit solcher Milch, braucht man eigentlich gar keine andere Mahlzeit. Wir tranken ein Glas voll guter Jersey Milch, und da das Futter reichhaltiges Wiesengras war, gaben die Kühe viel Milch. Ich liess auch die Milch sich setzen, und das gab, hei, einige Zentimeter wirklich guten, dicken Jersey Rahm. Ich fügte dann noch wilde Himbeeren hinzu, die wir gepflückt hatten, dann lehnten wir uns zurück uns assen sie. Alles war natürlich.
Justin und ich verbrachten auch einen guten Teil des Tages unten beim Flüsschen, dass unser Terrain begrenzt. Wenn für ein Auto oder Wohnwagen kein Bedarf mehr vorhanden war und die früheren Eigentümer sie nicht mehr benötigten, schoben sie die Vehikel sehr sorgfältig über die Böschungskante und liessen sie den steilen Abhang hinunter donnern. Wir fanden vier oder fünf dieser vor sich hin rostenden Wracks im Flüsschen, und wir mussten ins Wasser und sie irgendwie zerlegen. Langsam brachten wir sie Stück um Stück wieder hinauf und mussten schliesslich einen Pickup mieten und die Trümmer zur Deponie karren. Aber auch diese Arbeit brauchte schrecklich viel Zeit.
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Eine der eigenartigsten Erfahrungen, die wir nach unserer Ankunft in Skanda Vale machten, war die unnatürliche Stille überall. Als ich zum ersten Mal aus dem Auto stieg, war ich durch die Leere dieses Ortes wie hypnotisiert. Das war nicht normal. Man konnte keinen einzigen Vogel singen hören. Alles war erschossen und getötet. Und, abgesehen von Brombeeren und dergleichen waren keine blühenden Pflanzen vorhanden. Ich fand nur eine einzige Blume unten im kleinen Tal. Auch einige Bäume, die mir bei meiner ersten Besichtigung aufgefallen waren, waren gefällt und verschwunden, vermutlich um noch ein paar Pfund mehr zu verdienen. Das stimmte mich sehr traurig. Ich gelobte hier und jetzt, alle meine Brüder und Schwestern, die Vögel und Tiere einzuladen zurück zu kommen und darin waren wir sehr erfolgreich. Tatsächlich so erfolgreich, dass wir bald beschimpft wurden, ja sogar beschossen wurden. Es war wirklich, ein dramatischer Lebensabschnitt, am Anfang.
Offenbar hatten Leute auf unserem Land seit ewigen Zeiten gejagt. Jetzt plötzlich waren ein paar Fremde gekommen, die dieses Töten nicht duldeten und etwas Ordnung und Disziplin bringen wollten. Für viele Leute war das jenseits ihres Verständnisses. Sie konnten nicht akzeptieren, dass sie nicht länger hier auf unserem Land jagen konnten, und so dachten sie, sie könnten uns einschüchtern. Das war eine richtige Herausforderung, welcher wir uns aber stellen wollten. Im Gegenteil, wir fanden es hilfreich, einer solchen Herausforderung zu begegnen. Wir mussten uns auf die Hinterbeine stellen (die Hacken zusammenschlagen), wenn wir respektiert werden wollten. Schliesslich beschlagnahmten wir einige ihrer Hunde und forderten Polizeieinsatz an, um ihnen zu verstehen zu geben, dass wir ihnen nie erlauben würden, auf unserm Land zu jagen. Wir mussten uns behaupten, und das machte uns Spass, und jetzt sind sie viel respektvoller.
Aus irgendeinem Grund glauben die Leute nie, dass feste auftreten kann, wenn ich es für nötig halte. Dass ich sage: „Geht weg! Ihr braucht mir nicht zu sagen was ich tun soll!“. Aber das ist eben meine Natur. Ich kam, um Dharma aufzubauen, und ich lasse mich von niemandem indoktrinieren. Wenn jemand anständig ist, bin ich es auch. Wenn sich jemand schrecklich verhält, zeige ich ihm, dass ich ebenso schrecklich sein kann. Das kann ich auch, ganz prima, wie ich es bei der folgenden Gelegenheit zeigte.
Sauberes Trinkwasser zu haben war für uns ein Problem seit unserer Ankunft. Das war so, weil die Quelle unseres Wassers von einem Bauernhof weiter oben beeinträchtigt wurde. Unser Wasser wurde durch Kuhmist und allerlei Unrat, sogar tote Tiere verunreinigt. Ständig, nachdem Justin oben gewesen war, um alles zu reinigen, war das Wasser später wieder faulig. Es wurde offensichtlich, dass Dai, unser Nachbar am Ende unserer Strasse, der Schuldige war. Dai war mit dem Kerl, der in Pen-y-Garn, dem Bauernhaus oberhalb von uns wohnte, befreundet. Er kam oft mit dem Traktor, um ihn zu besuchen. Er wusch dann seinen Traktor und wühlte im Bach, von dem unsere Quelle gespeist wurde und verschmutzte sie, bevor er wieder heimkehrte. Er war sich bewusst was er tat, aber er kam immer wieder und tat es. Justin musste dann wieder hinauf und alles säubern. Das ging eine ganze Zeit lang so weiter.
Eines Tages konnte man Dai, der seinen Freund besuchte, hinauffahren hören. „Diese Kerle sind feige“ dachte ich mir. „Sie scheuen die Konfrontation!“. Ich bereitete deshalb einen Empfang für ihn vor, wenn er zurückkommen würde. Zu jener Zeit hatte ich sehr lange Haare, die ich normalerweise zu einem Pferdeschwanz zusammenband. Ich löste und verstrubbelte sie, um ein möglichst bedrohliches Aussehen zu bekommen. Nachdem ich nun meine Erscheinung so wild wie möglich gemacht hatte, rannte ich hinaus und schrie ihn an, sobald er sich unserem Tor näherte. „Du dreckiger Kerl“ brüllte ich, wie kannst du es wagen, das zu tun was du tust“! Er reagierte sofort. Dai war so verängstigt, dass er seinen Traktor beschleunigte und im Wegfahren die steilen Strassenränder touchierte und niemals mehr kam, um das zu tun, was er zuvor, getan hatte.
Und dann sagte uns Gott was wir tun sollten. „Kauf Röhren“, sagte Er. Und verbinde sie mit dem Bach am höchsten Punkt deines Landes“, das war bei unserem alten Tempelfeld. Das machten wir und stellten dort einen kleinen Tank auf, und das Problem war gelöst.
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Die Zeit hat diese Einstellungen geändert, mit denen wir da konfrontiert waren, aber mit dem Respekt kam der Gedanke barmherzig zu sein. Und ich geniesse das, weil diese Barmherzigkeit mich dazu gebracht hat anders zu sein, und ich bin anders. In Skanda Vale sind wir anders. Wir wollen als anders wahrgenommen werden. Wer will gleich sein wie die Menschen, die töten und so niederträchtig sind? Sie haben mit uns nichts gemeinsam. Wir sind da, um Dharma aufzubauen. Eine Lebensart, ein spiritueller Weg, und das kann nur mit Wahrheit gelingen.
Im Rückblick waren diese Tage damit ausgefüllt, alles selbst zu machen, denn wir hatten sehr wenig Geld. Selbstversorgung war für unser Überleben entscheidend. Unsere Mittel kamen von unserer Arbeit. Die Kühe gaben Milch, die wir tranken oder zu Butter und verschiedenen Käsen verarbeiteten, Hüttenkäse und dergleichen, was uns die lebenswichtigen Proteine lieferte. Wir bauten auch Gemüse an. Es war Sister Topsy, die damit anfing, und ich erinnere mich an Brother Henry, der sich weigerte, sich von Sister Topsy sagen zu lassen, er solle gehen und auf dem Feld arbeiten, zu graben und Kartoffeln zu unserem Verzehr zu setzen! An ein Einkommen war nur zu denken, wenn irgendwann Pilger regelmässig kommen würden. Und dies würde erst geschehen, wenn sie zur Überzeugung kämen, dass das ein ganz aussergewöhnlicher Ort, und ein Ort der Verehrung ist. Wir mussten die Zeit bis zu diesem Punkt überbrücken, was uns Jahre kostete, aber es erlaubte uns, den Leuten, die zu uns kamen, zu sagen, dass wir nicht viel hatten und daran seien, unsere Existenz aufzubauen und Selbstversorger zu werden. Es brauchte Zeit, aber die hatten wir.
Sister Topsy
Als ich unser Projekt in Wales startete, rechnete ich damit, dass die Erträge unserer Blumenläden in Bayswater und Knightsbridge unsere Aufbauarbeit kontinuierlich unterstützen würden. Vor diesem Hintergrund beantragte ich bei einer Bank, der Hambros Bank, einen Kredit von neun tausend Pfund, um den kleinen Bauernhof Cwm-Creigiau oberhalb von uns zu kaufen. Die Bank gewährte uns das Darlehen, mit dem Hof als Pfand, zu einem Zins von zweiundzwanzig Prozent. Am Tag vor der vorgesehenen Vertragsunterzeichnung ging ich zur Bank. Ich fragte einen der Kassiere, ob ich mit dem Direktor sprechen könne.
„Oh, das ist nicht nötig“ wurde mir gesagt. „Ihre Papiere sind alle in Ordnung und wurden schon zum Notar zur Beglaubigung gesendet“.
„Nichtsdestotrotz“ sagte ich, „ich möchte mit dem Direktor sprechen.“
Die Sekretärin weigerte sich, aber sie kontaktierte immerhin den Direktor, und der war doch einverstanden, mich zu empfangen. Ich stellte ihm dann eine Frage.
„Im Wissen, dass wir eine Stiftung gründen wollen, verlangen Sie von uns zweiundzwanzig Prozent Zins auf unserem Darlehen. Denken Sie nicht, Sie sollten viel weniger als diesen enormen Satz verlangen?“
Er blickte mich erstaunt an: „Es überrascht mich, dass Sie mit diesem Wunsch erst jetzt kommen!“.
Tatsächlich war mir dieses Problem erst bewusst geworden, als wir eine so grosse Summe auftreiben mussten.
„Also, welchen Zinssatz schlagen Sie vor?“ fragte er.
„Eineinhalb Prozent über dem Banksatz“ sagte ich ihm. Der Banksatz war zu jener Zeit sieben Prozent.
Die Unterredung endete damit, dass die Bank mit einem neuen Vertrag mit nur neun Prozent einverstanden war. Beide Verträge haben wir immer noch.
Während der nächsten ein zwei Jahre pendelte ich also regelmässig zwischen Wales und London - neben der Aufgabe, uns in Wales einzurichten - um das Geschäft mit den Blumen zu betreuen. In jener Zeit kostete die Tagesfahrkarte für die Bahn hin und zurück fünf Pfund. Ich musste sehr früh am Morgen aufbrechen, um in den Blumenläden zu helfen, denn ich war noch immer der Geschäftsführer und wollte diese Verantwortung auch wahrnehmen. Ich besprach mich mit den Mitarbeitern und kümmerte mich um alles. Wenn sich eine Gelegenheit bot, meinen Besuch mit einer Ausstellung zu verbinden - wir hatten damals viele Aufträge für Ausstellungen - beteiligte ich mich am Arrangieren der Blumen und Pflanzen, sowie an allen anderen Aufgaben in den verschiedenen Räumen. Die Daily Mail Ausstellung war eine derer, an welche ich mich erinnere, und ich empfand es als sehr aufregend und erfreulich, denn ich arbeite gern. Ich liebe Kreativität. Wenn ich nochmals von vorn anfangen müsste, würde es mir nichts ausmachen, mich um Gärten und überhaupt alles Lebendige zu kümmern, genau wie wir jetzt auch daran sind, ein Hospiz zu gründen.
Dieses Pendeln betrieb ich weiter, bis es offensichtlich wurde, dass das Blumengeschäft, anstatt uns zu unterstützen, selbst unterstützt werden musste und alles schieflief. Jetzt, da ich nicht mehr ständig in London anwesend war, entwickelte mein Geschäftspartner ganz andere Ideen, wie das Geschäft zu führen sei, und das vertrug sich nicht mit meiner Persönlichkeit. Ich wollte nicht nur Sicherheit in jeder Beziehung, sondern auch Fair Play mit unseren Lieferanten. Es endete damit, dass ich meinen Rechtsanwalt kontaktierte.
„Würden Sie bitte meinen fünfzigprozentigen Anteil an der Gesellschaft sowie meine Versicherungsdeckung über fünftausend Pfund an Herrn Upton übertragen? Er kann es versilbern oder sonst etwas damit anfangen. Ich will nichts mehr damit zu tun haben“.
Wie auch immer, ich fühlte, dass jetzt die Zeit gekommen war, meine spirituelle Arbeit von meinen materiellen Bindungen zu trennen.
Damals war eine wunderbare ältere Dame bei uns, Sister Annabel, die uns schon in London besucht und unterstützt hatte. Sie war taubstumm, aber meiner Meinung nach war sie weder das eine noch das andere. Sie war eine sehr kluge, engagierte und verständnisvolle Frau. Als wir nach Wales zogen, entschloss sie sich, ihre Angelegenheiten zu regeln und sich uns anzuschliessen. Sie wurde unsere erste Nonne, Sister Annabel. Die finanziellen Verpflichtungen, die ich für den Aufbau unserer Gemeinschaft hatte eingehen müssen, waren ihr bekannt. Sie kam eines Morgens zu mir und sagte in ihrer unnachahmlichen Art:
„Ich möchte Dir einen Briefumschlag geben. Lass mich zu meinem Chalet gehen und ihn holen“.
Sie verlangte auch von mir, ihn nicht zu öffnen, bis sie in ihr Chalet zurückgekehrt sei. Nun, ich wusste was darin war: Sie hatte einen Check über eine Summe hineingelegt, die grösser war, als es für die Rückzahlung unseres Darlehens nötig war. Nicht nur das, sie hatte ihn auch auf meinen Namen ausgestellt. Ich hatte deswegen fürchterliche Gewissensbisse. Ich hatte das Gefühl, dass ich einen solchen Betrag von einer alten Frau nicht annehmen dürfe. Also wandte ich mich an Gott.
„Nein, sie will es euch geben.“ sagte Er mir. „Du hast nicht danach gefragt, und Du darfst es zum Wohle der Gemeinschaft annehmen“.
Damit hatte sich mein Dilemma gelöst, ich ging zu Annabel und sagte: „Mit deiner Grosszügigkeit hast du uns Seelenfrieden gegeben und mich in die Lage gesetzt, das Darlehen zurückzubezahlen. Es ermöglicht uns auch, die Zukunft unserer Gemeinschaft getrost zu planen. Ich werde nun meinen Rechtsanwalt beauftragen, mein Eigentum auf die Stiftung zu übertragen.
Ich sagte ihr mit einem Augenzwinkern: „Wie wäre es mit einer Reise auf die Bahamas?“.
Sie lachte schallend, denn sie wusste, dass ich nur mit ihr spasste!
„Ich möchte mit Dir auf den Markt gehen“ bat ich sie.
Das brachte sie aus der Fassung.
„Aber warum auf den Markt?“ fragte sie. „Der Check muss doch zur Bank?“.
„Ja“, stimmte ich zu. „Zuerst wollen wir das Geld auf die Bank bringen. Aber dann wollen wir einen Baum kaufen, zum Andenken an deine Grosszügigkeit“. Das taten wir, und wir kamen mit einem Kastanienbaum zurück und pflanzten ihn neben ihrem Chalet.
Das war der glücklichste Tag für mich. Da war eine alte Frau, die nicht nur in mich Vertrauen hatte, sondern auch in die Gemeinschaft und die Arbeit, die wir verrichteten. Sie glaubte an mich. Sie glaubte an die Arbeit, die ich in Angriff genommen hatte. Sie hatte auch eine Vorstellung von dem, was Skanda
Sister Annabel
Vale einmal werden würde, und sie wollte nicht tatenlos zuschauen, falls das, was wir taten, im Sande verlaufen würde.
Der Kastanienbaum ist jetzt gewachsen und sehr schön geworden, und obschon viele Leute mir über die Jahre auf viele Art geholfen haben, indem sie an mich glaubten und mich unterstützten, und das, was Skanda Vale ausmacht, unterhielten und aufbauten, erinnere ich die Leute gern daran, wie der Baum dorthin kam, als Zeugnis für Sister Annabel`s Grosszügigkeit. Mit dem Geld, das sie mir gab, hätte ich leicht verschwinden können, wie so manche sogenannten spirituellen Figuren. Nein, ihr Vertrauen gab mir etwas viel wertvolleres, nämlich Freiheit. Ich war wieder frei.
Beide, Sister Annabel und Sister Topsy, spielten eine bedeutende Rolle beim Aufbau und der Arbeit der Gemeinschaft. Ihre Grosszügigkeit ermöglichte nicht nur den Kauf von Cwm-Creigiau Fawr, sondern später auch von Pen-y-Garn, ein noch viel grösseres Gut auf der Hochebene. Sie errichteten ein Legat über einen sehr grossen Betrag, fast fünfzig tausend Pfund, der nach ihrem Tod in Raten ausbezahlt wurde und uns ein gesichertes Einkommen brachte. Diese Raten haben wir noch immer, sowie auch Darlehen und Zuwendungen, die unser Auskommen sichern.
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All das betrifft die materielle Seite. Die wirkliche spirituelle Arbeit umfasste das Aufstellen von Regeln und Vorschriften für eine klösterliche Gemeinschaft mit Männern und Frauen, und das verlangte viel Arbeit und Opferbereitschaft. Von denen, die das weltliche Leben aufgeben und zu uns kommen wollten, war viel Motivation erforderlich. Gleichzeitig galt es, einen Verhaltenskodex und Rituale zu formulieren, die im Einklang mit unserem Glauben standen.
Der erste Gedanke, der mir in den Sinn kam, war Franz von Assisi, denn er war der Eckstein meiner Spiritualität und meiner Erfahrungen. Ich war so stolz zu wissen, dass ich mit Franz von Assisi`s Werk eine neue Bedeutung von Keuschheit, Gehorsam und Armut erreichen konnte. Ich hatte in mir das Gefühl, im Kern ein Franziskaner zu sein. Ich konnte Parallelen zwischen dem heiligen Franziskus und unserer Tätigkeit erkennen, weil auch ich Gott in Seiner gesamten Schöpfung verehre, und hier in Skanda Vale besteht eine Gelegenheit, gerade dies zu tun.
Alle Leben entwickelt sich Gott entgegen. Wenn wir nur ein wenig Leben unterstützen können, dann haben wir uns schon dazu gebracht, Gott in allem zu erkennen. Dann können wir auch wahrnehmen, was Lebewesen fehlt, woran sie leiden. Immerhin sind wir aus ihnen hervorgegangen. Wir haben uns zu Menschen mit einem Bewusstsein entwickelt, mit dem wir verstehen und unterscheiden können. Wir sind zu Menschen geworden, die schreien und einen Arzt aufsuchen können, wenn sie Schmerzen haben. Wir sind zu Menschen geworden, die zu Nahrung, Kleidung und Obdach kommen können. Diese Lebewesen hingegen sind anders als wir, sie entwickeln sich noch und sie benötigen unsere Hilfe auf ihrer spirituellen Reise. Wenn ich mich umsehe, was alles passiert - ich kann mir nicht helfen, aber ich stelle fest, wenn jemand schreiend am Boden liegt und Hilfe braucht, erhält er eher noch einen Tritt als dass ihm Hilfe angeboten wird. Dies ist jedenfalls eine gängige Einstellung gegenüber Tieren. Es wird ihnen nicht geholfen, sondern sie werden vernichtet. Einerseits verhätschelt man Tiere, aber gleichzeitig überlegt man sich, wie man sie töten und verzehren kann.
Pen-y-Garn
Viele Leute haben mich beschenkt, aber meine liebsten Geschenke waren Tiere, die getötet werden sollen. Ich erinnere mich, dass wir auf einem Bauernhof eine Dexter, eine kleine Kuh, kaufen wollten. Justin war dabei, und als wir ankamen, zeigte uns die Eigentümerin auf dem Feld eine Dexter Kuh. Die Kuh hatte ein Kalb geboren, und ich wünschte, ihr hättet das Baby sehen können. Es war ein kleiner Stier mit einem mit Milch verschmierten Maul und das wunderbarste und drolligste Wesen. Die Frau streichelte es und sagte trocken: „In einigen Jahren werde ich es schlachten und für uns tiefgefrieren!“. Ich traute meinen Ohren nicht! Ich konnte nicht glauben, dass ein menschliches Wesen so herzlos und der Zerstörung gegenüber so gleichgültig sein konnte. Als sie das sagte, läuteten in mir die Alarmglocken: „Guruji, du lässt nicht zu, dass das Kalb getötet wird“. Ich sagte also der Frau sofort, wie mir das Kalb gefalle, und fragte sie: „Würden Sie es mir verkaufen?“ Also, so ein kleines Kälbchen sollte eigentlich wenig kosten, aber sie verlangte das Doppelte in der Hoffnung, ich würde nein sagen. Ich war aber so froh es zu bekommen, dass ich frohen Herzens so viel zahlte, wie sie verlangte. An diesem Tag kaufte ich noch ein junges Rind, ein Geschenk einiger Devotees, das wir Prani nannten. Aber das Geld für dieses Stierkalb, das ich so sehr liebte, war für mich eine Art Obulus, den ich zu bezahlen hatte. Herr T, weil es als Tomboura bekannt wurde, wurde zum hübschesten jungen Mann unserer Herde. Immer wenn ich ihn sah, hörte ich die fürchterlichen Worte der Frau, dass er für die Kühltruhe bestimmt sei. Da wäre er jetzt schon lange tot und verschwunden.
Ich finde es sehr traurig, dass Menschen so lebensverachtend sein können. Wenn ich über Land fahre und Lastwagen mit Tieren begegne, stirbt ein kleiner Teil meiner selbst. Ich hoffe, dass sie nicht zu sehr zu leiden haben, und ich empfehle ihre Leben Ihm, sodass Gott sie empfangen möge. Gerade jetzt haben wir eine sehr alte Kuh, die uns viel Milch und viele Kälbchen geschenkt hat. Es wäre unverzeihlich von mir, wenn ich sie als verzichtbar betrachten und denken würde: „Gut, sie ist jetzt alt, wir tun sie ab“. Das können wir nicht, und diese Denkweise lehre ich den Mönchen. Darin zeigt sich ein treuherziges Herz. Und das ist für mich etwas sehr Wertvolles.
Was ich zuerst lernte, als ich nach Grossbritannien kam, war, dass Faulheit und Trägheit im täglichen Leben keinen Platz haben, wenn man etwas Bedeutendes in seinem Leben erreichen will. Ständig reizte ich die Grenzen aus. Sogar jetzt, da ich mich meinem dreiundsiebzigsten Geburtstag nähere, will ich mich nicht zurücklehnen. Man drängt mich, kürzer zu treten, und ich sehe die verlockende Seite davon, aber ich könnte nie zu mir sagen: „Schau, du wirst älter, du brauchst dich nicht mehr zu plagen“. Ich würde es nie tun, denn ich habe Shakti in meinem Körper. Ich habe Energie und Kraft. Ich könnte meine Füsse für einen Augenblick hochlagern, aber kaum habe ich das gemacht, verlangt irgendetwas meine Aufmerksamkeit - Swami Govinda erscheint plötzlich und sagt mir, Swami Suryananda sei daran, die Buchhaltung zu machen. Also bin ich wieder schnell auf den Beinen und bereinige meine Abrechnung, um sie bereit zu haben. Das ist so, weil ich eine Aufgabe habe, und diese Aufgabe ist Teil meines Lebens. Ich habe die Pflicht, allen zu dienen, die Pflicht, auch die kleinste Angelegenheit ordnungsgemäss zu erledigen. Gottes Gesetz umfasst nicht jeden hypothetischen Unsinn. Du unterstehst dem Gesetz des Landes und desjenigen Gottes, und du musst alles verantwortungsvoll erledigen.
Ein spirituelles Zentrum aufzubauen erforderte von mir Disziplin. Ich musste in meinem Leben diszipliniert sein, was buchstäblich bedeutete, rund um die Uhr zu arbeiten. In den frühen Tagen, als ich noch in London lebte, hiess das, ins Theater gehen, um Leute zu treffen, Leute sehen, Leute zu unterrichten, ihnen zu helfen und sie zu führen…. es war keine leichte Aufgabe. Die ersten etwa dreissig Jahre, in Grossbritannien, waren sehr schwierig, ebenso die Ankunft in Skanda Vale. Nichts war leicht. Alles musste von Null aus aufgebaut werden, und ohne Disziplin wäre es nicht möglich gewesen.