Legenden 10 - Dana Müller - E-Book
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Dana Müller

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Beschreibung

Nick strebt nach Anerkennung in der Clique. Doch all seine Versuche werden vom Cliquenboss Sandro im Keim erstickt. Im Internet stößt er auf ein Ritual, mit dem er sich seines Rivalen entledigen könnte. Doch schon, als er das Wort wie verlangt auf die Tür schreibt, kommen ihm Zweifel. Was, wenn es nicht funktioniert. Oder noch schlimmer. Was, WENN es funktioniert? Sein Gewissen schreit immer lauter, aber Nicks Sehnsucht nach Beachtung ist so groß, dass er die warnende Stimme ignoriert.   Weitere Teile: 1. Das Fahrstuhlritual 2. Die verfluchte Puppe 3. Wachul, der Alte 4. Der Werwolf 5. Das Bloody Mary Ritual 6. Corner Game 7. Brieselanger Lichter 8. Voodoo 9. Die verschwundene Stadt 10. Stranger 11. Das 11-Meilen-Ritual 12. Das Zwillingsspiel 13. Das japanische Neujahrsritual 14. Das Türenspiel 15. Spaltgeisster 16. Chupacabra

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Dana Müller

Legenden 10

Stranger

ACHTUNG! Nicht zur Nachahmung! Die Legenden basieren meist auf mündlichen Überlieferungen. Es ist nicht ratsam, die darin enthaltenen Rituale nachzumachen. Es könnten Türen geöffnet werden, die lieber verschlossen bleiben sollten. BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Legenden 10

 

 

 

 

 

Stranger

 

Ein Roman von Dana Müller

WARNUNG!

Nicht zur Nachahmung!Die Legenden basieren meist auf mündlichen Überlieferungen.Es ist nicht ratsam, die darin enthaltenen Rituale nachzumachen.Es könnten Türen geöffnet werden, die lieber verschlossen bleiben sollten.

Das Ritual

Nicks Blut rauschte durch die Venen. Auf diese Nacht hatte er sich lange vorbereitet. Sorgfältig zog er die staubbeladenen Vorhänge im ehemaligen Partykeller zu. In seiner Vorstellung hatte er es bereits hinter sich gebracht.

Nick gefiel die Aussicht auf eine neue Position innerhalb der Clique. Sandro ging ihm schon lange auf den Zünder. Mit seiner letzten Bemerkung war der entscheidende Funke übergesprungen. »Leute wie du dürfen immer nur zugucken, wie andere im Erfolg baden«, hatte dieser schmierige Typ in seinen Markenklamotten gesagt und sich offenbar nicht einmal schlecht dabei gefühlt. Nick war es leid, immer die zweite Geige zu spielen.

Er überprüfte den Spiegel, den er mit einem schwarzen Laken abgedeckt hatte. Es gehörte zu den Regeln, alle spiegelnden Flächen zu verbergen. Nicht auszumalen, was passieren konnte, wenn er eine dieser Regeln nicht ernst genug nahm. Deshalb suchte er akribisch nach allem, was eine spiegelnde Oberfläche besaß. Nachdem er den Raum doppelt und dreifach überprüft hatte, beschloss Nick, dass es an der Zeit war. Bis Mitternacht sollte das Ritual sein Ende gefunden haben.

Die Kreide in seiner schwitzigen Hand war fast durchgeweicht. Er schluckte und betrachtete das alte Holz der Tür, die in den Bereich des Kellers führte, in dem sich die Versorgungsanlage befand. Für einen Moment schloss er die Augen und atmete tief durch. Das Beben seines Herzens weitete sich auf die Knie aus. Jetzt oder nie!

Er hob die Hand mit der Kreide und drückte diese auf das Türblatt. Nick hatte sich alles so einfach vorgestellt, aber nun, da er das Ritual begonnen hatte, fühlte es sich irgendwie nicht richtig an. »Tu es!«, forderte er sich auf und zog die Kreide über die tiefe Maserung des Türblatts. Wie in Trance schrieb er STRANGER auf das Holz und trat zurück.

Beklemmung machte sich in Nicks Brust breit. Eine Weile stand er nur so da und betrachtete den Schriftzug. War es richtig, es zu tun? Bestimmt würde seine Seele dafür ewig in der Hölle brennen. Nick schluckte die Bedenken hinunter und ging in die Hocke.

Er holte das Feuerzeug aus seiner Hosentasche und entfachte die Dochte einer schwarzen und einer weißen Kerze, die die Tür flankierten, durch die Es in diese Welt eintreten sollte. Unter keinen Umständen durfte er einen Blick auf das Wesen erhaschen, ganz egal, wie groß die Versuchung auch sein mochte. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf das Geschenk. Er hatte eine Tüte Gummibärchen gewählt. Dazu hatte er keinen Bezug und das war wichtig. Er legte das Geschenk vor die Tür auf den Boden und achtete akribisch darauf, dass es von ihr beim Öffnen nicht erfasst wurde. Er stand auf und ließ einen prüfenden Blick über die vorbereiteten Dinge schweifen. Nick sah zum verhüllten Fenster.

Nicht einmal ein winziger Streifen zwischen den Stoffbahnen lag offen. Das wusste er, denn andernfalls wäre das grelle Laternenlicht durchgedrungen. Die Kerzen brannten und die Tür war beschrieben. Außerdem konnte er keine spiegelnden Flächen entdecken. Soweit, so gut. Jetzt aber musste er das Licht löschen.

Mit einem mulmigen Gefühl legte er die Hand auf den Lichtschalter und rief sich noch einmal ins Gedächtnis, warum er das tat. Sandro zu beseitigen war ein guter Grund für dieses Ritual. Nick atmete tief durch und gab sich einen Ruck. Das Klicken des Schalters hüllte den Raum in Dunkelheit. Einzig die Tür wurde von den Flammen der Kerzen erleuchtet. Das war nicht gut, denn Nick selbst stand im Dunkeln und Dunkelheit konnte er nicht ausstehen. Nick hatte weniger Angst vor dem, was durch die Tür kommen konnte, als vor dem, was womöglich blieb.

Beinahe hätte Nick das Wichtigste vergessen. Das Foto. Er griff an seine Gesäßtasche und zog das Bild heraus. Letzte Woche hatte er es selbst geschossen, als Sandro mit seinem Elektroroller angegeben hatte. Hätte der Kerl geahnt, was Nick damit tun würde, hätte er ihn garantiert nicht darum gebeten, ihn zu fotografieren. »Pech, du Blödmann«, murmelte Nick und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.

Er drehte sich der Tür zu und hob die Faust. Alles, was er jetzt noch tun musste, war klopfen. Er winkelte den Zeigefinger an und hielt inne. Sein Gewissen meldete sich. Dieses bescheuerte Gewissen hatte sich die ganze Zeit über still verhalten und nur darauf gewartet, dass er dem Ziel so nahe war. Und nun schrie es ihn förmlich an. Er ballte die Fäuste und zog einige Kreise um das auf dem Boden liegende Geschenk.

»Verschwinde aus meinem Kopf!«, sagte er.

»Bist du sicher, dass ich verschwinden sollte?«, hörte er das Gewissen in gehässigem Ton reden, sobald seine Worte verstummten.

»Dich gibt es nicht wirklich. Du bist nur in meinem Kopf«, antwortete er.

»Und in deinem Herzen«, erwiderte das Gewissen.

»Jetzt rede ich schon mit mir selbst«, stellte Nick fest und rieb sich die Nasenwurzel. Schließlich trat er wieder vor die Tür und sammelte seine Gedanken.

Da ertönte die Stimme von Neuem: »Das solltest du nicht tun.«

»Verdammt! Halt die Klappe!«, schrie er und schlug sich gegen die Stirn. »Ruhe da drin!«

Es dauerte einige Augenblicke, bis Nick sich so weit beruhigt hatte, dass er sich auf das Ritual konzentrieren konnte. Er schluckte und hob die Faust mit dem angewinkelten Zeigefinger. Sein Herz schlug schneller. Ein kurzes Zögern, dann klopfte er drei Mal. Ehe Nick die Hand wieder senkte und sich von der Tür entfernte, schien sein Körper für einen winzigen Moment mit dem Fußboden verwachsen zu sein. Zeit, in der das Wesen durch die Tür kommen könnte, und er starrte genau dort hin. Das durfte er nicht tun, er durfte es keinesfalls ansehen. Seine seltsame Starre löste sich und Nick drehte sich mit dem Rücken zur Tür.

Vorsichtig trat er am Geschenk vorbei und setzte sich im Schneidersitz zwischen den abgedeckten Standspiegel und das Präsent. Sollte etwas an diesem Stranger-Ritual dran sein, dann hatte er soeben den Weg für eine unbekannte Existenz in seine Welt geebnet. Nicht sicher, worauf er sich eigentlich vorbereiten sollte, wartete Nick.

Antwort

Die Zeit schien sich in unendliche Weite zu dehnen. Nick wurde mit jedem Wimpernschlag nervöser. In seinem Gehör nistete sich ein Rauschen ein, das ihn schier wahnsinnig machte. Es verlieh der Stille eine grausame Note. Jedes Einzelne seiner Nackenhärchen stellte sich auf. Ungewissheit, was kommen würde, ob es überhaupt funktioniert hatte, nagte an seiner Seele. Nichts wünschte er sich mehr und nichts fürchtete er mehr als den Erfolg dieses Rituals. Fest drückte er das Bild an seine Brust und schloss die Augen. Sein Flehen machte sich wispernd auf den Weg. »Bitte lass mich nicht im Stich.«

Die kleinen Flammen der beiden Kerzen hinter ihm brannten ruhig. Sie zuckten nicht ein bisschen, was ihm versicherte, dass nichts passierte. Am liebsten wäre er aufgestanden und hätte die Tür selbst geöffnet. Nur für den Fall, dass das Wesen dazu nicht in der Lage war. Er wollte ihm helfen, in diese, seine Welt einzutreten. Doch das bedeutete einen Regelbruch und den wollte er keinesfalls riskieren.