Legenden 17 - Dana Müller - E-Book

Legenden 17 E-Book

Dana Müller

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Beschreibung

Lässt sich die Zukunft vorhersagen? Eine Frage lässt Sophie nach ihrer Verlobung einfach nicht in Ruhe. Ihre beste Freundin Lynn überzeugt sie davon, dass ein Blick in die Zukunft Abhilfe schaffen kann. Das Spiel der drei Könige, von dem Lynn zufällig erfahren hat, soll es möglich machen. Mitten im Spiel kommen Sophie jedoch Zweifel. Hat sie die Gefahr etwa unterschätzt?

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Dana Müller

Legenden 17

Die drei Könige

Jede Legende ist in sich geschlossen. Alle Titel können unabhängig voneinander gelesen werden.BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Legenden 17

 

 

 

 

 

 

 

 

Die drei Könige

 

von

 

Dana Müller

 

 

 

WARNUNG!

 

Nicht zur Nachahmung! Die Legenden basieren meist auf mündlichen Überlieferungen.

Es ist nicht ratsam, die darin enthaltenen Rituale nachzumachen. Es könnten Türen geöffnet werden, die lieber verschlossen bleiben sollten.

 

Verlobungsfeier

»Auf die Verrückten«, prostete Alfred dem Verlobungspaar zu. »Mögen sie vor dem Abgrund erwachen!« Er hatte schon einige Promille im Blut. Deshalb reagierte Sophie gar nicht auf seine Sticheleien.

Darryl hingegen ging auf Alfred zu und zerrte ihn am Oberarm aus dem Lokal.

»Hier, halt das mal«, sagte Sophie und drückte Marlene ihr Sektglas in die Hand. So schnell sie konnte, arbeitete sie sich durch die Menge auf die Straße. Sie schrie auf, als sie sah, dass Alfred mit der Faust auf ihren Verlobten einschlug. »Aufhören!«

Ihr Rufen fand kein Gehör, weshalb sie es erneut und lauter versuchte. Endlich reagierte Darryl. Er sah für den Bruchteil einer Sekunde zu ihr herüber. Dieser genügte Alfred, einen gezielten Hieb in Darryls Gesicht zu platzieren. Das Herz blieb ihr in diesem Moment stehen.

»Hey, hört auf damit!«, rief Chris, ein um die Ecken Verwandter Darryls. Sofort sprang er Sophies Verlobten zur Seite und versenkte eine eiserne Faust in dem Gesicht seines Kontrahenten. Alfred ging wie ein Stein rücklings zu Boden.

»War das jetzt wirklich notwendig?«, beschwerte sich Darryl.

Chris sah ihn verwirrt an. Er stellte die Arme ein wenig aus und hob die Brauen. »Junge, der war dabei, dich zu verdreschen. Glaubst du, ich sehe da einfach zu? Der ist hackedicht.«

Etwas Blut quoll aus Darryls Nase. Er drehte sich kopfschüttelnd um und kehrte ins Lokal zurück. Sophie folgte ihm, zweigte aber zum Tresen ab, während Darryl in den hinteren Bereich abtauchte.

»Entschuldigung«, forderte Sophie die Aufmerksamkeit der Frau hinter dem Tresen.

Diese blickte auf und versah Sophie mit einem strengen Blick. »Ich hoffe, der Ärger ist vor der Tür geblieben.«

Das war Sophie sehr unangenehm. »Kommt nicht wieder vor. Aber mein Verlobter braucht etwas Eis. Hätten Sie vielleicht ein Kühlpack oder so etwas?«

Sie tauchte hinter dem Tresen ab, kramte und kam wieder hoch. Dann holte sie den Eiswürfelbehälter hervor und schlug ein paarmal auf die Arbeitsfläche hinter dem Tresen. »Hier«, sagte die Bardame und hielt Sophie eine Gefriertüte voller Eiswürfel entgegen.

Mit dem Beutel bewaffnet eilte sie durch die feiernde Menge im vorderen Bereich. Diese Leute gehörten nicht zu ihren Gästen. Sie feierten ihre eigene Party. Offensichtlich hatte einer von ihnen Geburtstag, denn die Papiergirlanden mit der Aufschrift Happy Birthday waren nicht zu übersehen. Dass sich beide Gruppen auf die Füße traten, lag sicherlich an der schlechten Organisation.

Sophie ging in den Bereich, der ihrer Gruppe zugewiesen worden war. Er lag etwas abgesondert von dem restlichen Lokal und beherbergte neben den Dartscheiben auch den Zugang zu den Toiletten. Bereits vom Eingang aus entdeckte sie Darryl. Lynn saß auf seinem Schoß und versorgte seine Nase mit einer Serviette.

»Dass dich das gar nicht stört«, ertönte Marlenes Stimme direkt neben ihrem Ohr.

Sophie hätte nicht fragen müssen, was sie meinte. Oft genug hatte sie aus den verschiedensten Richtungen solche Aussagen gehört. Mittlerweile machte sie sich einen Spaß daraus, sich einfach dumm zu stellen. Deshalb – und nur deshalb fragte sie mit aller Scheinheiligkeit, die sie aufbringen konnte: »Was denn?«

Marlene verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an die Wand. »Na, diese zügellose Nähe. Mich würde es wahnsinnig machen, wenn sich meine beste Freundin so offen an meinen Verlobten ranmachen würde.«

»Da liegt der kleine, aber feine Unterschied zwischen uns. Lynn ist meine beste Freundin, wie du ja schon bemerkt hast. Wir kennen uns noch aus dem Kindergarten. Sie genießt mein vollstes Vertrauen, genauso wie der Mann, den ich eines Tages heiraten werde. Also, warum kümmerst du dich nicht mal lieber um deine Sachen, statt das Haar in einer Suppe zu suchen, in der es keines gibt?« Sophie sprach leise, aber ihre Antwort traf Marlene offenbar sehr.

Sie senkte die Arme, zog die Brauen zusammen und die Augen zu schmalen Schlitzen. Dann schüttelte sie langsam den Kopf und sagte: »Wenn sie dir gemeinsam tief ins Fleisch schneiden, komm dich nicht bei mir ausheulen.« Mit diesen Worten verließ sie Sophie und verschwand im Toilettenbereich.

An Sophie war das Gespräch aber auch nicht spurlos vorbeigegangen. Sie ärgerte sich darüber, dass die Menschen alle immer nur das eine im Sinn hatten – und zwar Betrug. Es wollte ihr nicht in den Kopf, warum die Leute sich nicht einfach darüber freuen konnten, dass sie sich nicht zwischen ihrer besten Freundin und dem Mann, den sie liebte, entscheiden musste. So war es doch viel schöner. »Das ist purer Neid«, flüsterte sie vor sich hin und ging auf Darryl zu, der den Kopf in den Nacken gelegt hatte und noch immer mit Nasenbluten kämpfte. Lynn stand jetzt hinter ihm und streichelte seine Stirn. Marlenes Worte bohrten sich wie eine selbstschneidende Gewindeschraube in Sophies Kopf. Sie wurde sie nicht los. Dabei hatte sie gar keinen Grund zur Eifersucht, denn immerhin feierte sie am heutigen Tag die Verlobung mit Darryl.

Also raffte sie ihren Stolz zusammen und ging mit großen Schritten auf ihn zu.

»Ich habe Eis organisiert«, sagte sie und reichte ihm den Beutel. Lynn machte sofort Platz für sie. Das war der unumstößliche Beweis für Sophie, dass nichts an Marlenes Aussage dran war. Sie wollte nur Unfrieden stiften und verteilte gezielt ihr Gift.

»Danke, Schatz«, erwiderte Darryl und drückte das Eis auf seine Nase. »Wenn ich dich nicht hätte«, warf er hinterher und zog sie auf seinen Schoß. »Seht ihr? Genau deshalb ist sie die Frau meiner Träume.«

Wie süßer Balsam glitten seine Worte über Sophies Seele. Und er legte noch eins drauf: »Trinkt auf unsere Zukunft. Trinkt und feiert mit uns den glücklichsten Tag meines bisherigen Lebens.«

Sophie sah sich um. Alle feierten ausgelassen. Alle, bis auf Marlene, die auf einem Stuhl etwas abseits saß und Sophie betrachtete.

»Hier, nimm«, sagte Lynn und reichte Sophie ein Sektglas. »Ich freue mich so sehr für euch.«

Sophie stand von Darryls Schoß auf und umarmte ihre beste Freundin. Nein, in ihren Augen hatte sie niemals so etwas wie Neid gesehen. Lynn meinte es ehrlich.

Der Abend verlief, wie er angefangen hatte – feuchtfröhlich. Der kleine Zwischenfall war längst vergessen und nur noch Darryls angeschwollene Nase erinnerte daran.

»Wir sollten einen Arzt draufschauen lassen«, schlug Sophie vor, als sich alle zum Gehen aufmachten.

»Ich glaube auch«, näselte er.

»Ich rufe uns ein Taxi«, warf Lynn ein. »Dann setzen wir euch bei der Notaufnahme ab. Ich muss leider nach Hause, morgen hab ich Frühdienst. Tut mir leid.«

»Alles gut«, erwiderte Sophie. »Dafür musst du dich doch nicht entschuldigen.«

Nach nicht einmal einer Viertelstunde kam das Taxi und weitere zehn Minuten später stiegen Sophie und Darryl vor der Notaufnahme des Krankenhaus-Komplexes aus.

Lynn winkte und fuhr weiter.

»Das tut mir so leid«, bekundete Sophie ihr Mitgefühl auf dem Weg zur Anmeldung.

»Kannst ja nichts dafür. Ich weiß nicht, was Alfred auf einmal hatte. Du kennst ihn. Der ist normalerweise der personifizierte Frieden.«

»Keine Ahnung. Vielleicht hat er Angst, dich als Freund zu verlieren«, erwiderte sie. Da wurden sie auch schon von einer Krankenschwester in Empfang genommen.

»Uh, das sieht schmerzhaft aus. Brauchen Sie einen Rollstuhl?«

»Nein, ist nur meine Nase, nicht meine Beine«, erwiderte er und folgte der Schwester nach Aufforderung in ein Behandlungszimmer.

Sophie musste draußen warten. Dabei wäre sie so gerne mit reingegangen, um ihm beizustehen. So saß sie nun auf einem Klappstuhl im Gang und hoffte inbrünstig, dass nichts gebrochen war. Minuten zogen sich zu Stunden hin. Gefühlt saß sie schon die ganze Nacht wartend auf dem harten Plastik, da sprang die Tür auf, hinter der Darryl verschwunden war. Wie vom Blitz getroffen stand sie wie eine Eins da und betrachtete voller mitfühlendem Schmerz sein Gesicht. Über dem Nasenrücken waren zwei Tapes im Kreuz angebracht und die Schwellung hatte sich bis unter die Augen ausgebreitet.

»Und? Was haben sie gesagt?«

»Gebrochen«, war alles, was er zustande brachte, ehe die Schwester zu ihnen stieß.

»Beim nächsten Mal kommen Sie sofort und feiern nicht erst bis zum Ende«, schimpfte sie und reichte Darryl ein Päckchen Tabletten. »Gegen die Schmerzen.«

»Danke«, näselte er jetzt noch stärker als vorhin.

Ihr Gesicht entspannte sich und sie schenkte Sophie ein Lächeln. »Herzlichen Glückwunsch und passen Sie auf ihn auf.«

Sophie nickte nur und schob ihren Arm unter seinem hindurch, um ihn zu stützen.

»Ich war so frei, Ihnen ein Taxi zu rufen. Es müsste jeden Augenblick am Eingang der Notaufnahme stehen.«