Legenden 6 - Dana Müller - E-Book
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Dana Müller

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Beschreibung

Glaubst du an Geister?
Glaubst du an dunkle Energien, die sich in den Ecken der Zimmer verstecken?
Nein?
Anna auch nicht. Deshalb spielt sie mit ihren Freunden das Eckenspiel. Zunächst scheint alles harmlos, doch bald darauf treiben seltsame Geräusche und Schritte die Freunde schier in den Wahnsinn.
Schnell wird klar: Etwas ist mit ihnen im Zimmer! Die Regeln verbieten, das Licht einzuschalten. Doch einer von ihnen bricht sie und das Spiel nimmt ungeahnte Züge an.
 
Willst du wissen, was in dunklen Ecken lauert?
Finde es heraus.
 
1. Das Fahrstuhlritual
2. Die verfluchte Puppe
3. Wachul, der Alte
4. Der Werwolf
5. Das Bloody Mary Ritual
6. Corner Game
7. Brieselanger Lichter
8. Voodoo
9. Die verschwundene Stadt
10. Stranger
11. Das 11-Meilen-Ritual
12. Das Zwillingsspiel
13. Das japanische Neujahrsritual
14. Das Türenspiel
15. Spaltgeister
16. Chupacabra
17. Die drei Könige
 

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Dana Müller

Legenden 6

Corner Game

WARNUNG! Nicht zur Nachahmung! Die Legenden basieren meist auf mündlichen Überlieferungen. Es ist nicht ratsam, die darin enthaltenen Rituale nachzumachen. Es könnten Türen geöffnet werden, die lieber verschlossen bleiben sollten. BookRix GmbH & Co. KG81371 München

LEGENDEN 6

 

 

 

 

 

Corner Game

 

Ein Roman

von

Dana Müller

WARNUNG!

Nicht zur Nachahmung!Die Legenden basieren meist auf mündlichen Überlieferungen.Es ist nicht ratsam, die darin enthaltenen Rituale nachzumachen.Es könnten Türen geöffnet werden, die lieber verschlossen bleiben sollten.

 

Verabredung

Anna und ihre Freunde trafen sich wie so oft bei Marcus. Er war der einzige, der bereits eine eigene Wohnung hatte. Hier konnten sie tun und lassen, was sie wollten. Niemand redete ihnen rein oder kontrollierte sie.

Seit mehreren Tagen war Jessica mit einer Idee befruchtet, die sie bei jeder Gelegenheit mit ihnen teilte. Sie hatte ein Buch gefunden, welches aus der japanischen Sprache übersetzt worden war. Einige Stellen hatte der Vorbesitzer offenkundig markiert, so auch ein Ritual, das sie einfach nicht wieder losließ. Dieses war nicht nur mit einem gelben Marker komplett hervorgehoben, es klebten Zettel zwischen den Seiten. Allerdings konnte keiner von ihnen entziffern, was darauf geschrieben stand. Es waren japanische Schriftzeichen, die sie in ähnlicher Art schon gesehen hatten, doch deren Bedeutung sie nicht kannten.

»Hier«, sagte sie und schlug das Buch auf. »Hier steht das alles haarklein drin.« Sie fuhr sich durch das blonde Haar, dessen regenbogenfarbenen Spitzen einen scharfen Kontrast zu der schwarzen Jacke bildeten.

»Glaubst du echt an so `n Quatsch?«, fragte Marcus.

»Wieso denn Quatsch? Es ist ein Spiel«, erwiderte Jessi.

»Ja, ein Spiel, das gewisse Erwartungen weckt.«

»Und? Was ist dein Problem? Wenn du eh nicht daran glaubst, was hindert dich dann, es mal zu spielen?«

Anna ging dazwischen. »Leute, wenn ihr euch gleich wieder die Augen auskratzt, bin ich weg. Ich habe wirklich keine Lust, noch mal zwischen die Fronten zu geraten.«

»Dann sag ihr, dass dieser Geisterquatsch nur irgendeiner Fantasie entsprungen ist.«

»Sag ihr das selbst«, erwiderte Anna. »Ich bin doch nicht euer Sprachrohr.« Sie konnte nicht fassen, wie kindisch die beiden sich benahmen. Immerhin waren sie etwa so alt wie sie und Anna würde sich mit 20 niemals wie eine Achtjährige verhalten.

»Aber der Autor hat bis ins Kleinste recherchiert«, verteidigte Jessica ihre Idee. »Lasst es uns doch wenigstens versuchen.«

»Du hast gesagt, dass du das Buch gefunden hast«, meldete sich Timo aus dem Hintergrund. »Aber nie hast du erwähnt, wo du es gefunden hast.«

»Wieso sollte das wichtig sein?«, fragte Jessi.

»Hm, es ist ein Unterschied, ob es vor einem Laden für Okkultismus oder vor einem Kindergarten lag, finde ich.«

Sie überlegte und nickte. »Verstehe. Beruhigt es dich, wenn ich dir versichere, dass es nicht vor so einem Laden lag?«

Jetzt wollte Anna es auch genauer wissen. Immerhin hatte sie schon davon gehört, dass Menschen nach bestimmten Ritualen nicht mehr dieselben waren. Sie hielt es zwar für psychologische Effekte, war dennoch neugierig. »Sag schon. Oder lag es an einem Ort, an dem deine Anwesenheit kompromittierend sein könnte?«

Mit weit aufgerissenen Augen sah sie Anna an. »Nein, lag es nicht. Mensch Anna, warum willst du das denn jetzt auch wissen?« Jessi wurde sichtlich nervös. »Okay, ich sag es euch. Aber nur, wenn wir dann das Corner Game spielen.«

Anna war sich nicht sicher, was sie antworten sollte. Sie glaubte nicht an Geister. Schon gar nicht an Rituale, mit denen man Geister rufen könnte. Trotzdem war sie nicht gänzlich abgeneigt, sich dem Unheimlichen hinzugeben. Das Kitzeln des Unergründlichen reizte sie sogar ein wenig. Ein bisschen Gänsehaut konnte nicht schaden, dachte sie. »Vielleicht ist das keine schlechte Idee. Immer nur für die Uni lernen«, sagte sie, »den ganzen Tag arbeiten, Überstunden schieben und am Ende todmüde ins Bett fallen macht doch keinen Spaß. Lasst es uns tun. Einfach so – just for fun. Was soll schon passieren?«

»Muss das echt sein?«, fragte Marcus und verdrehte die Augen. »Ich hab nicht so ne große Lust dazu.«

»Lasst es uns wenigstens probieren. Und wenn es nur der Fantasie des Autors entsprungen ist, haben wir eben Spaß.«

Marcus warf ihr einen unterdrückenden Blick aus seinen braunen Augen zu. »Wenn?« Sein Ausdruck ließ Annas Selbstbewusstsein schrumpfen. Trotzdem blieb sie bei ihrer Meinung.

»Im Ernst Leute, was haben wir denn zu verlieren? Im Grunde genommen sitzen wir doch hier nur rum und machen gar nichts. Dann lasst uns abstimmen«, schlug Anna vor. »Wer alles dafür ist, hebt die Hand und wer überstimmt wurde, muss sich leider der Mehrheit fügen. Sind alle damit einverstanden?« Marcus zuckte mit den Schultern, Jessica nickte heftig.

Timos Arm schnellte sofort in die Höhe. »Ich bin dabei, aber vorher muss Jessi noch antworten.«

Timo war ein Jahr älter als Jessi und bis über beide Ohren in sie verknallt. Anna wusste, dass er nur deshalb mitmachte. Er war schon in einen Kiosk eingebrochen, nur weil sie mitten in der Nacht auf die Idee gekommen war, Snickers zu essen. Letzte Woche hatte er den Schlüssel seines Onkels gestohlen, um damit das Friedhofstor aufzuschließen, weil Jessi unbedingt nachts zwischen Grabsteinen herumlaufen wollte. Timos Onkel arbeitete bei einer Sicherheitsfirma, die ihn in der Friedhofsgärtnerei eingesetzt hatte.

»Timo, du musst nicht mitmachen.« Anna versuchte es ihm auszureden, doch ohne Erfolg.

Er schüttelte vehement den Kopf. »Nein, nein, Jessis Idee ist cool, und ich bin dabei, wenn sie uns endlich sagt, wo sie das Buch gefunden hat.«

»Ich sag es ja schon, aber nur, wenn alle mitmachen. Ohne Timo sind wir nicht genug.«

Auf sein Gesicht legte sich ein zufriedener Ausdruck. Anna schüttelte den Kopf.

»Ja ja«, meinte Marcus. »Vier Ecken, vier Mitspieler.« Er schlug die Beine übereinander. Sein Fuß zuckte, als würde er im Takt einer Musik mitgehen. Nur war keine Musik zu hören. Es war still in seinem Zimmer. Seine Eltern arbeiteten und sein kleiner Bruder besuchte die Oberschule und war nachmittags immer seltener zu Hause, weil er lieber bei Freunden abhing. Nur er saß mit seinen zwanzig Jahren zu Hause herum, denn irgendwie hatte er den Anschluss verpasst. Anna konnte sich gut daran erinnern, wie er in der dreizehnten Klasse große Töne gespuckt hatte. Studieren wollte er damals. Doch ehe er sich versah, waren die Jahre dahingerafft. Er hatte mit billigen Nebenjobs die Zeit aus den Augen verloren.

»Also«, setzte Jessi an und sah sich um. »Ich habe es zwischen meinen Unibüchern gefunden.«

»Wie? Dann hat es dir jemand zugesteckt«, schlussfolgerte Marcus.

»Ich glaube eher, dass es schon auf dem Tisch in der Bibliothek gelegen hatte, als ich kam. Meine Sachen habe ich verteilt, und als ich sie dann wieder eingepackt habe, muss es einfach dazwischen gerutscht sein.«

»Kann sein«, meinte Marcus, klang aber nicht sonderlich überzeugt.

»Außerdem«, fügte sie leise hinzu. »Ich bin gestern aufgewacht und hatte das Gefühl, jemand hat mir zugeflüstert, dass ich das Spiel spielen soll.«

»Creapy«, meinte Timo. »Das fängt ja schon gut an.«

»Ach, Jessica hat sich da so sehr reingesteigert, dass sie sich das selbst zugeflüstert hat«, versicherte hingegen Marcus.

Jessi kümmerte es offenbar nicht, was Marcus davon hielt. Sie war voller Elan und sagte: »Wir brauchen einen Raum mit vier leeren Ecken.«

»Nehmen wir mein Treppenhaus. Das hat vier Ecken«, warf Marcus ein.

Doch sie schüttelte den Kopf. »Nein, das geht nicht. Wir brauchen ein Zimmer, dessen Tür wir schließen können. Niemand darf uns stören. Immerhin wollen wir Geister sehen. Oder zumindest die Energien, die sich in den Ecken ansammeln.«

»Energien?«, fragte Timo und rieb sich Gänsehaut vom Arm. »Was sollen das für Energien sein?«

»Energien halt. Was weiß ich«, gestand Jessi. »Energien halt, die von Leuten übrig geblieben sind. Oder Geister, die in den Ecken hängen geblieben sind. Das geht nicht so genau aus dem Text hervor. Nur, dass wir ganz allein im Dunkeln spielen müssen, damit es funktioniert.« Ihr Blick erfasste Anna. »Und da kommst du ins Spiel.« Sie grinste.

Anna ahnte, worauf sie hinauswollte, was einen Kloß in ihrem Hals bildete. »Ich?«, fragte sie zögerlich.

Ehe sich Anna auch nur ansatzweise weigern konnte, warf Jessica ein: »Wir brauchen ein leeres Zimmer.«

Ein leeres Zimmer hatte sie. Darin hatte bis vor drei Monaten ihr Bruder Pascal gewohnt. Von heute auf morgen war er mit Sack und Pack ausgezogen und hatte sich kurz gemeldet, dass er in die Klinik zur Suchtbekämpfung gehen würde. Danach war der Kontakt abgebrochen. Er hatte ein Problem mit Drogen, das er nun bekämpfte. Anna sah das mit gemischten Gefühlen. Einerseits freute sie sich, dass er sich aus der Sucht lösen wollte, aber andererseits fühlte sie sich von ihm im Stich gelassen. Ihre Mutter war seitdem wie ausgewechselt. Sie verkraftete nicht, ihren Sohn zu verlieren. Denn genau das war es: ein Verlust. Um sich wieder zu fangen, war ihre Mutter für vierzehn Tage zur Kur gefahren. Das hieß also, sie verfügte über die Räumlichkeit und Jessica besaß das Buch, in dem das Ritual beschrieben war.

»Es gibt bestimmt Leute, die das schon mal gemacht haben.« Marcus schien nicht begeistert von der Idee. Es wirkte, als wolle er ihnen das Ritual ausreden. »Ich meine, habt ihr schon mal bei YouTube geguckt?«

»Bei YouTube?« Anna war sich nicht sicher, ob diese Plattform der richtige Rechercheansatz war.

»Stimmt«, pflichtete Timo ihm bei. »Ich habe dort schon Videos gesehen, in denen irgendwelche Leute irgendwelche Rituale gemacht haben. Nimm einfach mal das Hexenbrett«, sagte er, legte eine Pause ein und betrachtete die erwartungsvollen Blicke seiner Freunde.

»Glaub mir«, widersprach Jessica. »Ich habe mir jedes einzelne Video angeguckt, das zu dem Thema zu finden war. Außerdem habe ich mich durch sämtliche Blogs gelesen, die sich damit beschäftigen. Wenn wir uns an die Regeln halten, wird nichts passieren.«

»Was soll schon passieren?«, meinte Marcus. Er klang abwertend.

»Einer hat geschrieben, dass man in einer Zwischenwelt hängen bleiben kann. Aber er hat es nicht weiter erklärt«

Marcus prustete los. »Hängen bleiben?« Er lachte, als hätte sie den Witz des Jahres gerissen. Als er sich wieder beruhigte, sagte er trocken: »Ich glaube nicht daran, dass wir irgendwas sehen oder irgendwas Seltsames passiert.« Er kniff die Augen ein wenig zu, neigte sich nach vorne und flüsterte: »Wir wollen uns doch gruseln, oder?« Dann lehnte er sich wieder in seinen Stuhl und fuhr mit fester Stimme fort: »Ich meinte nur, wir sollten den Nervenkitzel ein bisschen steigern.« Mit diesen Worten zückte er ein Tütchen aus der Hosentasche, das mit kleinen gelben Pillen randgefüllt war.

Anna mochte nicht, dass er ständig etwas einnahm, um noch mehr zu erleben. Damit hatte er sich schon seine Zukunft erschwert.

»Jetzt hör mal auf. Wenn wir im Dunkeln im Zimmer stehen, werden wir uns genug in die Hose machen«, antwortete Timo.

»Und wenn du nicht dran glaubst, ist es eh langweilig«, beschwerte sich Jessi und steckte das Buch in ihre Tasche. »Ich muss noch was erledigen. Treffen wir uns doch um acht bei Anna«, bestimmte sie, warf ihr Haar nach hinten und verließ das Zimmer. »Bleibt ruhig sitzen, ich finde allein raus.«

Klar tat sie das. Immerhin war sie nicht zum ersten Mal hier.

Marcus setzte sich wortlos an den Schreibtisch und rüttelte an der Maus, was den Monitor aus seinem Ruhemodus weckte.

»Was hast du vor?«, fragte Timo.

»Ich habe nicht verstanden, was bei dem bescheuerten Spiel passieren soll. Wir sehen Geister oder Energien und dann? Was dann?«

»Das hat Jessi auch nicht erklärt«, warf Anna ein. »Aber ist das so wichtig? Wir wollen uns ein bisschen gruseln, weiter nichts.«

»Aha«, meinte Marcus und tippte etwas in die Tastatur. »Ich will schon wissen, worauf ich mich da einlasse. Immerhin hat sie was vom Hängenbleiben gesagt. Glaub mir, Hängenbleiben ist das Letzte, was ich will.«

»Aber«, meldete sich Timo zu Wort. »Ich dachte, du glaubst nicht an solche Dinge.«

»Solche Dinge?«, hakte Marcus nach und scrollte im Browser runter.

»Du weißt schon. Dinge wie ...« Timo sah zu Anna rüber. In seinem Blick lag ein Hilferuf.

»Bring es doch einfach auf den Punkt«, sagte sie. »Geister? Dämonen?«

Er schluckte und nickte.

Marcus drehte sich auf seinem Stuhl zu ihnen um. »Das erwartet ihr also?« Er betrachtete beide abwechselnd.

Anna zuckte mit der Schulter. »Es ist nicht wirklich so, dass ich das erwarte.« Sie plusterte die Wangen auf und verschaffte sich so ein paar Sekunden zum Nachdenken. Was auch immer sie sagen würde, Marcus wartete offenbar nur darauf, ihre Worte auseinanderzunehmen.

»Was ist mit dir?« Timo rettete sie mit seiner Frage aus der verzwickten Lage.

Marcus sah ihn an, kniff die Augen zusammen und nickte. »Du willst wissen, ob ich Geister erwarte?«

»Ja, will ich.«

»Ich will mich einfach informieren. Es gibt so Sachen, die ich lieber nicht machen will.«

»Hoho, der große, mutige, vollkommen angstfreie Marcus hat gesprochen«, foppte Anna ihn.