Legenden 7 - Dana Müller - E-Book
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Dana Müller

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Beschreibung

Nachts im Wald zelten? Was soll schon passieren? Das dachten sich auch Svenja und ihre Freunde. Auf der Jagd nach dem Brieselanger Licht verirren sie sich im Wald. Doch sie sind nicht allein.     1. Das Fahrstuhlritual 2. Die verfluchte Puppe 3. Wachul, der Alte 4. Der Werwolf 5. Das Bloody Mary Ritual 6. Corner Game 7. Brieselanger Lichter 8. Voodoo 9. Die verschwundene Stadt 10. Stranger 11. Das 11-Meilen-Ritual 12. Das Zwillingsspiel 13. Das japanische Neujahrsritual 14. Das Türenspiel 15. Spaltgeister 16. Chupacabra 17. Die drei Könige  

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Dana Müller

Legenden 7

Brieselanger Lichter

WARNUNG! Nicht zur Nachahmung! Die Legenden basieren meist auf mündlichen Überlieferungen. Es ist nicht ratsam, die darin enthaltenen Rituale nachzumachen. Es könnten Türen geöffnet werden, die besser verschlossen bleiben sollten. BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Brieselanger Lichter

 

 

 

 

Legenden 7 

 

Ein Roman von

 Dana Müller

 

 

 

WARNUNG!

Nicht zur Nachahmung!Die Legenden basieren meist auf mündlichen Überlieferungen.Es ist nicht ratsam, die darin enthaltenen Rituale nachzumachen.Es könnten Türen geöffnet werden, die lieber verschlossen bleiben sollten.

Nur eine Idee

Es war eine sternenklare Sommernacht. Die Grillen zirpten und die Mücken hatten kein Erbarmen. Svenja nahm den letzten Schluck ihres einst kühlen Bieres, das nun die Temperatur warmer Plörre angenommen hatte.

»Hast du noch eins?«, fragte Marie und reichte Arne ihre leere Flasche, während sie an einer Strähne des blond gelockten Haares zwirbelte und den wohl effektivsten Hundeblick aufsetzte.

»Klar«, erwiderte er. »Svenja, soll ich dir auch eins mitbringen?«

»Ich weiß nicht. Lieber nicht«, antwortete Svenja.

Arne gab sich damit nicht zufrieden und wartete offensichtlich auf eine Erklärung.

»Ich hatte schon zwei«, ergänzte sie deshalb.

»Ach, komm schon. Du musst nicht fahren. Eins verträgst du bestimmt noch.«

Mit diesen Worten nahm er ihr die leere Flasche aus der Hand und ging ins Haus. Es war zwecklos, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Arne hielt sich für einen guten Gastgeber und das war er im Grunde auch. Seit er das Haus seiner Großeltern geerbt hatte, war er selten allein. Svenja vermutete, dass er sich vor dem Alleinsein fürchtete. Doch das sprach sie nicht aus – niemals. Dennoch hatte es den Anschein, dass die anderen genauso über Arne dachten. Sie blickte in die züngelnden Flammen der Feuerschale, um die sie sich versammelt hatten.

»Brauchst du eine Decke?«, fragte Sören.

Svenja sah ihn an. Manchmal fühlte sie sich von seiner Fürsorge schier erdrückt. Manchmal tat er ihr leid, denn Sören war 29, studierte seit sechs Jahren IT Wissenschaften und schleppte sich widerwillig von Kurs zu Kurs.

Julian, der seit einigen Monaten ein Auge auf Sören geworfen hatte, nannte es die Kunst des Lebens auf Kosten anderer. Ihm hatte sich Sören anvertraut und erzählt, dass er nur studierte, um bei den Eltern wohnen bleiben zu können. Andernfalls müsste er ehrlicher Arbeit nachgehen, wäre dafür aber schlichtweg zu faul. Julian war nicht begeistert von Sörens Einstellung, was ihn offenbar dazu veranlasst hatte, sich Marie anzuvertrauen und schnell zog das Gesagte seine Runden. Er selbst war seit sechs Jahren auf sich gestellt, denn seine Eltern hatten das Outing nicht sonderlich gut aufgenommen. Er arbeitete als Kassierer in einem Supermarkt, lebte in einer kleinen Einzimmerwohnung und war stets und ständig auf der Suche nach dem perfekten Partner.

Svenja kannte ihn schon aus Kindertagen. Sie war auch diejenige, die ihn mit Sören bekannt gemacht hatte. Dabei war sie nicht darauf aus gewesen, die beiden miteinander zu verkuppeln. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund aber hatte sie das Gefühl, dass Sören sie umwarb. Deshalb – und nur deshalb hatte sie Julian auf ihn angesetzt.

Er sollte ihn von ihr ablenken. Dass Amor während dieser Ablenkung mitten in Julians Herz treffen würde, hatte Svenja nicht ahnen können. Aber sie tat auch nichts dagegen. Sie hätte sich auf Sören einlassen können, dann wäre er vom Markt gewesen. Doch er war kein Mann für sie.

Es machte sie wahnsinnig, dass er nicht aus den Puschen kam. Ganz egal, was Sören anfasste, es dauerte gefühlte zehn Jahre, bis er es beendete. Ein Buch lesen: zehn Jahre, eine Reise planen: zehn Jahre, über Gefühle reden: zehn Jahre. Außerdem kämpfte sie selbst schon um jeden einzelnen Auftrag, um als Journalistin von ihrer Arbeit leben zu können, da brauchte sie keinen Partner, der sich mit einem Pseudostudium vor echter Arbeit drückte.

Arne kam wieder und reichte Svenja ein Bier. »Ist aus dem Eisfach«, verkündete er freudig und gab Marie auch eins. Svenja fiel auf, dass er es vermied, Marie anzusehen. Dabei hätte sie schwören können, dass aus den beiden etwas werden könnte.

»Brieselang«, meldete sich Julian zu Wort.

»Ah, ja. Wieso?«, antwortete Arne.

»Du wohnst ja hier direkt am Wald. Siehst du auch mal Lichter?«, wollte Julian wissen und neigte sich näher an die Feuerstelle, sodass die Schatten sein Gesicht auf unheimliche Weise verzerrten.

Svenja nippte an ihrem Bier, als Sören eine Fleecedecke über ihre Schultern legte und sie darin einhüllte.

»Danke«, sagte sie der Höflichkeit halber. Die dadurch in Sören ausgelösten Endorphine konnte sie regelrecht riechen. Er sprühte vor Glück, als sie ihm zusätzlich ein zartes Lächeln schenkte.

»Was denn für Lichter?«, fragte Marie.

»Lichter? Was habe ich jetzt schon wieder verpasst?«, warf Sören ein und setzte sich wieder auf seinen Stuhl.

»Er meint das Brieselanger Licht«, klärte Arne auf.

»Aha, sollte man das kennen?«, fragte Sören und nahm einen Schluck aus seiner Flasche.

»Wenn man direkt vor Ort lebt, sollte man zumindest davon gehört haben«, stichelte Julian, doch seine Worte prallten offenkundig an Arne ab.

»Pah, wenn alle mit Taschenlampen auf Geistersuche gehen, ist es kein Wunder, dass sie Lichter gesehen haben«, vertrat Marie ihre Meinung.

Sie war wohl das rationalste Wesen, dem Svenja je begegnet war. Neben Arne natürlich, der war kaum zu übertreffen. Und trotzdem war da ein winziger Moment, nicht länger als der Bruchteil einer Sekunde, der hinter Maries Schleier blicken ließ. Svenja war sich sicher, dort einen gewissen Zweifel an ihren eigenen Worten erhascht zu haben.

»Nein, jetzt mal im Ernst, Leute«, sagte Julian. »Dieses Haus hier ist stummer Zeuge der nächtlichen Geschehnisse in diesem Wald.«

»Was denn für Geschehnisse?«, fragte Marie. »Warte, du meinst bestimmt den harten Sex von Eichhörnchen.« Sie prustete los, kaum dass sie ausgesprochen hatte.

»Ha, ha ... Wirklich sehr witzig. Du solltest Comedy machen«, sagte Julian und klang ziemlich beleidigt.

»Lasst uns lieber noch ein paar Würstchen auf den Grill werfen«, unterbrach Arne den Zwist.

Sein Vorschlag fand Anklang.

Die Nacht war bereits fortgeschritten. Svenja fühlte sich wohl im Kreise ihrer Freunde. Selten konnte sie sich einfach eine Auszeit nehmen. Aber dieses Wochenende hatte sie alle Aufträge auf Eis gelegt. Die Abgabetermine würde sie dennoch einhalten können. Kleine Gluthexen lösten sich aus der Feuerschale und tanzten. Sie kuschelte sich in die Decke. Fast hätte sie nicht bemerkt, dass sich Sören neben sie auf die Bank gesetzt hatte. Als er näherrückte, erkaltete der gemütliche Augenblick und sie ersuchte mit verräterischen Blicken um Julians Hilfe.

»Wusstet ihr, dass es verschiedene Theorien zu den Lichtern gibt«, setzte dieser erneut an.

»Also, wusstest du, dass du nervst?«, schmetterte ihm Marie entgegen.

Zu Svenjas Verwunderung ging ausgerechnet Sören auf das Thema ein.

»Ich habe mal gelesen, dass es Irrlichter sind, die durch Sumpfgase entstehen.«

»Sumpfgase gibt es nur im Sumpf«, widersprach Marie.

Kopfschüttelnd beteiligte sich nun auch Arne an dem Gespräch. »Okay«, sagte er seufzend. »Ich sollte euch wohl aufklären.«

»Hört, hört. Kommen jetzt die Gespenstergeschichten?«

»Marie, halt dich bitte zurück. Das hier war früher mal ein Sumpfgebiet. Es wurde durch Friedrich Wilhelm den Ersten im 18. Jahrhundert trockengelegt. Von daher können sich noch immer Gase bilden, die bei entsprechender Witterung als Lichter zu sehen sind.«

»Mensch Arne, woher weißt du so was?«, staunte Marie.

»Als ich das Haus bezogen habe, wollte ich alles über den Ort in Erfahrung bringen. Als irgendjemand meinte, dass das Haus meiner Großeltern auf Sumpf steht, musste ich Nachforschungen anstellen. Das hätte bedeuten können, dass das Fundament irgendwann absackt.«

Gespannt hörte Svenja zu. »Und? Tut es das?«

Er schüttelte den Kopf. »Dem Gutachter nach ist alles gut so, wie es ist. Es kann nicht absacken.«

»Stimmt, darüber bin ich auch gestolpert«, pflichtete Julian ihm bei und fügte hinzu: »Es gibt einige Theorien. Aber die mit den Sumpfgasen ist nachvollziehbar. Allerdings würde es mich reizen, auch mal den anderen Theorien auf den Grund zu gehen.«

»Wie viele gibt es denn davon?«, fragte Svenja.

»Einige«, antwortete Julian. »Man findet sie online und offline.«

»Was meinst du mit offline?«

»Er meint, es gibt echte Bücher darüber«, meinte Marie.

Julian riss das Ruder wieder an sich. »Ja, man könnte auch mal die Anwohner fragen. Ich bin sicher, die haben einiges zu erzählen.«

»Meinst du wirklich?«, fragte Arne. »Wie ich das so sehe, sind die ganz froh, wenn diese Legende nicht weiter erforscht wird. Ich bin Anwohner, frag mich und ich sage dir, dass es sich nur um Geschichten handelt. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und behaupten, dass die Geschichten von der Gemeinde selbst in Umlauf gebracht wurden, um die Wirtschaft anzukurbeln.«

Julian trank seine Bierflasche leer und stellte sie zu dem anderen Leergut auf den Boden neben die Feuerschale. »Das klingt eher unwahrscheinlich«, widersprach er. »Warum sollten die Leute dann nicht wollen, dass die Legende erforscht wird?«

Arne plusterte die Wangen auf und entließ die Luft nur langsam. Dabei starrte er in die Flammen. Schließlich antwortete er mit einem Schulterzucken. »Keine Ahnung. Vielleicht war ihnen nicht bewusst, was für Kreise das ziehen würde. Neugierige kommen, trampeln alles nieder und hinterlassen ihren Müll im Wald. Das ist die Kehrseite. Dass das nicht willkommen ist, kann doch jeder verstehen. Außerdem gibt es Nächte, in denen Schreie und Gelächter durch den Wald lärmen.«

»Ehrlich? Sind die so laut?«, wollte Svenja wissen.

Er nickte. »Jugendliche, nehme ich an. Es gibt auch Gruppen, die total leise sind. Man bemerkt sie erst, wenn sie am Zaun da vorne vorbeihuschen.«

Gänsehaut flutete Svenja bei dieser Vorstellung. »Das ist ja echt schräg.«

Er stimmte zu. Stille kehrte ein. Lediglich das Knistern des Feuers und einige Grillen waren zu hören. Svenja legte den Kopf in den Nacken und betrachtete die Sterne. Hier glitzerte der Nachthimmel, als hätte jemand unzählige Diamanten über ihnen ausgeschüttet.

Lange hätte sie den Sternen folgen können, doch ein Schrei riss die Freunde aus der Ruhe.

»Was war das?«, fragte Marie und rutschte näher an Arne heran.

Dieser schien wenig beunruhigt und antwortete: »Das ist, wovon ich euch erzählt habe. Sie schreien in der Nacht.«

»Also – so, wie du das sagst, klingt es ein wenig gruselig«, beschwerte sich Svenja.

»Es sind doch nur Jugendliche, die sich gegenseitig erschrecken«, meinte er und stand auf, um die Pfandflaschen einzusammeln.

»Ich würde lieber reingehen«, meldete sich Sören zu Wort.

Svenja half Arne, die Flaschen ins Haus zu tragen, während die anderen noch im Garten blieben.

»Sag mal«, setzte er an und stellte das Leergut in die Flaschenkiste. »Läuft da was zwischen dir und Sören?«

Entsetzt sah sie ihn an. »Nein!«

»Sorry, war nur ’ne Frage. Ich meine, jeder sieht, dass er dir am Hintern klebt, als wärt ihr verheiratet.«