Inhaltsverzeichnis
Buch
Autor
Widmung
DIENSTAG
23 Uhr 40
MITTWOCH
1 Uhr 12
5 Uhr 10
7 Uhr 35
9 Uhr
Copyright
Buch
»Die Tote ist 27, Studentin, hat mehrere Einstiche.« Das ist die erste Information, die KHK Konstantin Kirchenberg, Leiter der Mordkommission, erhält, als er nachts um halb zwei ins Präsidium gerufen wird. Kollege Zimmermann von der Kriminalwache unterrichtet ihn außerdem von einer Zeugin: Gudrun Wierwich, die Mitbewohnerin der ermordeten Studentin Kerstin Baum, hat den mutmaßlichen Täter flüchten gesehen. Zusammen mit seiner Kollegin Ulla Wiesing von der Bereitschaft fährt Kirchenberg zum Tatort. Aufgrund der Täterbeschreibung von Kerstins Mitbewohnerin wird schon bald ein Verdächtiger in Gewahrsam genommen, aber Gudrun Wierwich kann ihn bei einer Gegenüberstellung nicht identifizieren. Und Kommissar Kirchenberg selbst hat Zweifel, dass der Verdächtige wirklich der Täter war. Während der Polizeipräsident auf der Pressekonferenz Souveränität vorgaukelt, ohne wirklich über den Fall informiert zu sein, und Kollege Beckmann vom Erkennungsdienst Zeitungen und Fernsehteams bereitwillig Interviews gibt, nur um sich selbst in den Vordergrund zu spielen, ermittelt Kirchenberg unbeirrt weiter. Doch seine Recherchen gestalten sich ebenso mühsam wie sein Werben um Ayse, die hübsche Bedienung aus dem Döner-Imbiss. Durch eine erneute Vernehmung von Gudrun Wierwich erfahren die Ermittler, dass Kerstin in einem Fitness-Studio, in dem sie regelmäßig trainierte, Kontakt zu Szene-Yuppies bekommen hatte: endlich eine heiße Spur, wie es scheint. Doch dann spricht die Bewohnerin einer Sozialbausiedlung bei der Polizei vor, die vermutet, ihr Sohn habe etwas mit der Sache zu tun...
Autor
Norbert Horst ist im Hauptberuf Kriminalhauptkommissar bei der Polizei des Landes Nordrhein-Westfalen. Als Mitglied eines MK-Pools hat er in zahlreichen Mordkommissionen ermittelt. »Leichensache« wurde als bestes Romandebüt mit dem Friedrich-Glauser- Preis ausgezeichnet. Für »Todesmuster« erhielt Norbert Horst den »Deutschen Krimi Preis«.
Außerdem von Norbert Horst lieferbar:
Todesmuster. Roman (45912) Blutskizzen. Roman (46305)
Für Elke, Julia und Lukas
Handlung und Figuren dieses Romans sind reine Fiktion. Sollten Ähnlichkeiten zu realen Personen oder Ereignissen bestehen, so sind diese zufällig und ausdrücklich nicht gewollt.
DIENSTAG
23 Uhr 40
»Scheiße.«
Die Digitalanzeige blinkt. In irgendeiner Tasche müsste doch noch was sein. Auf der Hand vorm Bildschirm glänzen nur Zehner und Fünfer. Grade jetzt, als die Schwarzhaarige ihren Slip abstreifen will. Dieser Wald von Schamhaaren. Hoffentlich schafft sie’s noch, komm schon, aber sie lässt sich Zeit. Fünf, vier, drei, zwo, eins, aus.
»Hundertachtundzwanzig Erotik-Programme, bitte wählen Sie.« Aus dem Speaker tönt schlagartig Honey, Honey von Abba.
Vorsicht beim Türeöffnen, erst mal schauen. Im Vorraum geifert nur ein Greis vor den Programmkästen. Gut. Ein paar Schritte zum Ausgang, es riecht nach Domestos und Sperma. Durch den Spalt des Vorhangs spiegeln sich die Straßenlaternen auf dem nassen Asphalt. Regen ist gut. Schnell durch und auf die Straße.
»Wusste gar nicht, dass du jetzt bei der Sitte bist!« Schmidt von den Einbrechern, grinst. Um diese Zeit. An diesem Ort.
»Nur eine Nachfrage in einer älteren Sache.«
»Mitten in der Nacht, mein Gott.« Er grinst.
Richtung Bahnhof. Hoffentlich reicht’s noch für die letzte 709er. Schmidt zieht sich Zigaretten, bietet eine an, rauchen.
»Wie läuft es bei euch, viel zu tun?« Er schultert seine Sporttasche, nimmt einen tiefen Zug.
»Es geht so. Zum Glück hatten wir schon länger kein dickes Ding mehr. Muss auch nicht sein, jedenfalls nicht diese Woche. Ich habe Bereitschaft!«
»Mann, ich bin vielleicht kaputt, seit acht war ich im Studio.« Er fasst sich ins Kreuz und verzieht das Gesicht.
»Du mit deiner Knechterei.«
»Muss sein, Junge. Die Mädels verlangen danach, hä hä.« Er stößt mit dem Ellbogen. Die Uhr am Bahnhofsturm zeigt zehn vor zwölf.
»Los komm, beeil dich!«
»Ich bin kaputt, Mann. Nehme ich halt ein Taxi.«
Laufen. Der Bahnhofsvorplatz ist verlassen. Drei Penner grölen, zwei Bahnmenschen mit Aktentasche schlurfen nach Hause. Eine Kehrmaschine fegt die Rinnsteine.
»Verpisst euch hier, Scheißpenner. Geht lieber arbeiten.«
Die drei glotzen rüber, einer gestikuliert und verschüttet dabei kostbares Bier.
»Mach keine Sprüche, Schmidt. Lass die armen Schweine.«
»Ist doch wahr. Überall nur Müll.« Er tritt an eine Dose.
»Du machst dich doch auch nicht kaputt, oder?« Fast zwölf. »52 fuhr die letzte, die ist bestimmt schon weg.«
»Komm schon, wir nehmen ein Taxi, ist doch eine Richtung. Ich lass dich vorher raus.«
Er setzt sich nach vorn.
Noch fünf Nächte. Ich hasse Bereitschaft, gewöhn ich mich nie dran. Das Handy überprüfen, zum zehnten Mal. Die Stadt ist leer, kaum Autos heute. Der Taxifahrer fährt schnell und hört Blasmusik. Wie früher zu Hause. Ernst Mosch und die Original Egerländer. Ein Schwachkopf singt: »Kannst du Knödel kochen?«
»Eigentlich hab ich noch Kohldampf. Weißt du noch’ne gute Pommesbude?« Schmidt dreht sich um.
»Bei mir um die Ecke ist ein Türke.«
»Zum Türken?!«
»Sener ist okay.«
»Ist der Laden auch sauber?« Idiot.
Das Taxi hält, sechs Euro zwanzig. Schmidt zahlt. Er hält die Tür auf, Sener putzt die Stehtische.
»Ah, Herr Kommissar, guten Abend.«
»Sener, hallo. Gibt’s bei dir noch was?«
»In einem deutschen Gasthaus wird man niemals abgewiesen«, er lacht breit. »Ist doch erst zehn nach.«
Schmidt studiert die Tafel über der Theke. »Was ist denn ein Adana-Kebab?«
»Rindfleisch mit Gemüse.«
»Rindfleisch ist gut,’n paar Proteine einfahren.«
Er bestellt.
Sener öffnet die Tür zur Küche und ruft etwas Türkisches. Er bringt die Biere, murmelt was von lange unterwegs und schenkt ein.
»Manche Ermittlungen sind halt nur nachts möglich«, Schmidt mit Grinsen. Das Bier ist sehr kalt.
Die Schwarze war gut. Ein müder Euro fehlte, einer. Der Film war Nr. 47, glaub ich, ziemlich am Anfang. Vielleicht morgen noch mal. Aber war auch ganz gut so, hatte ja schon zwei Fünfer drin. Diese Haare, bis übern Slip.
Die Schwingtür öffnet sich, das Adana-Kebab kommt.
Mein Gott, wer ist das denn?
Schwarze Haare, armdicker Zopf. Der Haaransatz berührt fast die Augenbrauen in der Schläfe, so tief ist er.
»Wer bekommt es?« Schmidt meldet sich.
Sie trägt tatsächlich nichts unterm T-Shirt, ihre Brüste antworten auf jede Bewegung. Sie stellt den Teller ab, sagt etwas und geht.
»Ayse, meine Nichte«, lächelt Sener. Die Schwingtür baumelt nach.
»Donnerwetter.« Schmidt lädt sich die Gabel voll und nickt.
»Hab ich ja noch nie bei dir gesehen«, beiläufig gesagt.
»War auch noch nie bei mir, nur als Kind ein paar Mal.«
»Und du bist der liebe Onkel?«
»Ja!« Er nickt stolz.
Die Schwingtür öffnet sich, sie tritt dazwischen und hält die beiden Flügel fest.
»Wenn nichts mehr ist, geh ich jetzt hoch.« Sie kommt zum Tisch. Die zarten Haare auf ihrem Arm glänzen. Wie Seide. Schöne Hände hat sie, nicht zu schlank, kein Schmuck.
»Schlaf gut. Und danke.« Sener streicht ihr übers Haar. Sie legt ihre Hand auf seine Schulter. Der Ausschnitt eines ihrer T-Shirt-Ärmel fällt auf. Ihre Achselhaare sind zu sehen. Unauffällig zur Seite lehnen, kann trotzdem nicht ihre Brust sehen. Komm, dreh dich.
»Gute Nacht.« Sie dreht sich, zu schnell, lächelt und geht.
Ein Zipfel vom T-Shirt hängt hinten aus der schwarzen Jeans. Bestimmt sieht sie noch mal her. Lippen befeuchten, sanfter Blick hinter ihr her. Sie löst den Zopf, öffnet die Tür, verschwindet.
Schmidt sieht rüber. Er kaut und nickt. »Sie ist sehr groß«, großer Schluck.
»Ayse ist Halbtürkin. Ihre Mutter kam aus Indien. Unsere Familie ist mehr so wie ich.« Sener klopft auf seinen Bauch, nimmt sein Handtuch und putzt weiter.
Er erzählt Geschichten von seinen Kunden und schimpft über die Baustelle gegenüber. Nur die Arbeiter kommen mittags immer rüber. Schmidt antwortet ewig mit vollem Mund. Furchtbar.
Ayse in der Tür. Schöne Hände hat sie, ihre Finger sind sehr geschmeidig, keine lackierten Nägel. Die Augenbrauen, der dunkle Nacken, die warmen Augen, sehr fraulich.
Schmidt ist fertig.
MITTWOCH
1 Uhr 12
Das Telefon klingelt.
01.12 Uhr auf der Digitalanzeige. Oh, Mann!
»Kirchenberg.«
»K-Wache, Zimmermann. Die Nacht ist zu Ende, Junge. Wir haben’ne Leiche mit Löchern im Rücken.«
»Na, prima! Wo denn?«
»Schillerstraße, in der neuen Siedlung draußen an der Sporthalle.«
»Okay, ich komme.«
Eine Stunde geschlafen oder fünf Minuten? Kaffee trinke ich im Präsidium. Anziehen, drei Äpfel in die Tasche. Keinen Bock mehr, jetzt noch’ne Kniffte zu schmiern, kauf ich’n paar Brötchen.
Im Treppenhaus hallt jeder Schritt. Der alte Siele kommt nach Hause, schau an. Er lallt einen Gruß, hat mich wahrscheinlich gar nicht erkannt. Die Stadt sieht noch genauso aus wie vorhin, es regnet. Wo steht denn bloß der Wagen?
Im Radio läuft Black Velvet vom Alannah Miles, das muss lauter, danach Locomotive Breath von Tull. Stark. Zwischendurch nervt der Sprecher mit ziemlich öden Scherzen.
Endlich gibt’s mal reichlich Parkplätze hier.
Vor der Wache ziehen zwei Grüne einen Besoffenen aus dem VW-Bulli. Er ist gut gekleidet, Anzug, Krawatte, Trenchcoat, der Mantel ist vorne voll gekotzt. Selber gehen kann er nicht mehr, die beiden Beamten halten ihn an den Armen auf Abstand, aber er wehrt sich vehement und lallt was von »in Ruhe lassen«. Dafür öffnet er die Schwingtür zur Wache mit der Stirn.
In der Kriminalwache ist es ruhiger. Zimmermann blättert in Fernschreiben, nebenan vernimmt jemand zwei Rumänen mit Dolmetscher.
»Morgen, ist schon jemand von der Mordkommission da?« Zimmermann steht auf.
»Atze ist schon oben, hallo erst mal. Ulla hab ich auch alarmiert.«
»Weißt du schon was Näheres?«
»Nicht viel. Die Tote ist siebenundzwanzig, Studentin, hat mehrere Einstiche, lebt mit’ner Freundin zusammen. Die war mit’m Hund raus, als sie zurückkam, hörte sie ein Geräusch und stand dem Täter gegenüber.«
»Was, wir haben’ne Zeugin! Warum sagt mir das denn keiner?«
»Tu ich ja jetzt. Hat wahrscheinlich Schwein gehabt, dass sie den großen Köter dabei hatte. Der Typ ist sofort abgehauen, durch die Terrassentür, die Fahndung läuft noch.«
»Wie lange ist das her?«
»Die Freundin hat um 00.48 Uhr angerufen, konnte sogar’ne gute Personenbeschreibung geben. Sie ist auf’m Weg hierher. Hab ich aber alles aufgeschrieben. Atze hat den Vermerk schon mitgenommen.«
»Na gut. Ich geh mal hoch.«
Still ist es nachts im Treppenhaus, richtig komisch. Im Geschäftszimmer brennt Licht, die Tür steht auf. Atze sucht hektisch die Klamotten zusammen, sieht flüchtig rüber.
»Grüß dich. Du siehst ja auch prima aus. Gesoffen gestern?« Er zieht eine Fratze. »Ich fahr schon mal hin. ED-Mann und Fotomensch fahren gleich zum Tatort. Wer hat eigentlich noch Bereitschaft diese Woche?«
»Ulla.«
»Ach, ja.« Er nimmt seine Tasche, steckt das Memocord ein. »Bis gleich.«
»Denk an Ersatzbatterien.«
Atze nickt, nimmt die Wagenschlüssel und geht. Ulla kommt bestimmt gleich. Hat auch den längsten Weg. Der Koffer steht bei mir. Gerade noch bei der Einsatzleitstelle anrufen.
»Kirchenberg, Mordkommission, irgendwas Neues?«
»Ne. Wir fahren schon knapp eine Stunde in der Gegend rauf und runter, bisher aber alles negativ.«
»An die Haltestellen und den Bahnhof habt ihr gedacht …?«
»Natürlich, aber auch negativ bis jetzt. Außerdem fährt jetzt keine Straßenbahn mehr.«
Ist ja gut.
»Die Zeugin ist auf dem Weg hierher?«
»Die sitzt jetzt noch beim 11/20 im Wagen und fährt mit die Gegend ab. Ist aber ziemlich beschissen da unten, viele Einfamilienhäuser, tausend Gärten und über den Fluss kann er auch abgehauen sein.«
»Habt ihr’nen Hund heute Nacht?«
»Ja, haben wir, aber so ohne irgendwas brauchst du den auch nicht ins Gelände zu jagen.«
»Okay erst mal. Ich fahre jetzt auch hin. Bis später.«
Viertel nach zwei. Angenehm still ist es hier. Gleich geht die verdammte Hektik los. Hoffentlich haben die nicht wieder alles platt getrampelt. Siebenundzwanzig Jahre, schön jung. Wie alt Ayse wohl ist? Anfang zwanzig? Älter als fünfundzwanzig bestimmt nicht. Schöne Hände hat sie, und diese Haare überall.
Zurück ins Geschäftszimmer.
Ullas Absätze hallen hart und eilig über den Flur, sie bleibt in der Tür stehen.
»Immer mitten in der Nacht, und dann noch dieses verdammte Scheißwetter.« Sie schüttelt den Schirm aus, hängt ihn auf. Versuche, müde zu lächeln. Sie holt ihre Sachen, losfahren.
Es regnet noch, aber die Straßen sind fast leer. Ulla fährt ziemlich schnell. Die Straßenlaternen glänzen in Intervallen auf ihren roten Lippen, sie ist reichlich und gekonnt geschminkt. Im Gesicht sieht man ihre zehn Kilo zu viel gar nicht.
»Was ist überhaupt passiert?« Ihre Hand fährt durch die kurzen, roten Haare. Kurzer Lagebericht. Sie stellt noch ein paar Fragen, bekommt ein paar Antworten. Eine hektische Stimme am Funk bellt dazwischen. Der 11/32 hat einen Mann in der Nähe vom Bahnhof aufgegriffen und fragt, in welchem Fahrzeug die Zeugin sitzt.
Genauso habe ich mir das vorgestellt.
»Hier ist der 88/10, macht jetzt bloß keine Gegenüberstellung auf der Straße. Bringt beide ins Präsidium, aber passt auf, dass die sich auf keinen Fall sehen.«
Ein gequälter Blick zu Ulla.
Sie zieht die Schultern hoch. »Die lernen’s nie.«
Der Notarztwagen steht halb auf dem Bürgersteig, die Sanitäter rauchen gelangweilt.
»Die Ärztin ist noch drin.«
Nachbarn stehen in Bademänteln und Jogginganzügen unter Schirmen in den Gärten und palavern. Der Regen hat aufgehört. An der Tür zur Parterrewohnung steht ein junger Wachtmeister mit furchtbar adrettem Haarschnitt. Er kommt eilig entgegen.
»Hallo, hallo. Kein Zutritt hier, oder gehörn Sie zum Haus, ansonsten raus!«
»Kirchenberg, Mordkommission, ich glaub, ich werde erwartet.«
Ulla straft ihn mit einem scharfen Blick.
Schöne Wohnung, kein Teppichboden. Fliesen sehen doch besser aus. Neben dem Spiegel hängt »Mädchen mit Taube«. Der Flur ist lang und schmal, alle fünf Türen stehen offen. Atze steht rechts im Badezimmer und spricht ins Memocord, sieht her, unterbricht.
»Da seid ihr ja. Der Typ ist durch die Terrassentür gekommen und auch wieder abgehauen. Draußen ist ein gro ßer Garten mit Büschen und einem hohen Zaun. Ich habe schon den Lima-KW angefordert, müsste auch in einer Stunde etwa da sein. Vorher brauchen wir da gar nicht raus, man sieht nichts. Außerdem ist alles klitschenass.«
Aus der Tür hinten links kommt die Ärztin, wechselt die Zigarette in die andere Hand, kurze Begrüßung.
»Herr Kirchenberg, lange nicht gesehen.« Weiche, frauliche Stimme.
»Frau Dr. Schwarz, so früh schon unterwegs?« Blöder Scherz, zu spät. Sie lacht artig und nimmt einen tiefen Zug. Raucht tatsächlich Rote Hand, eindeutig.
»Den Todeszeitpunkt haben wir ja relativ genau. An der Leiche habe ich nicht viel gemacht.« Sie geht wieder ins Zimmer. »Die linke Hand habe ich losgebunden, damit ich sie auf den Rücken drehen konnte. Sie hat vorne zwei Einstiche und hinten sechs, ist’n bisschen kurios. Außerdem hat sie vaginale Verletzungen. In den Blutschmieren an den Oberschenkeln und auf dem Gesäß könnte Sperma sein, sieht jedenfalls so aus.«
»Bleibt bitte vor dem Bett stehen und nichts berühren, wenn’s geht.« Beckmann vom ED pinselt an der Terrassentür. Sieht ziemlich wichtig aus in seinem weißen Overall.
Müller stellt Nummerntafeln auf und fotografiert, auch im weißen Overall. Er sieht nicht rüber, macht auf konzentriert. Ein Wichtigtuer ist das. Die Zwölf legt er aufs Bett neben einen Blutfleck, klemmt die Dreizehn in der Analfalte fest, weil sie immer vom Hintern herunterrutscht.
Die Ärztin erklärt weiter, Atze brabbelt im Hintergrund die Wohnungsbeschreibung runter.
Die Frau liegt auf der Seite, das blaue T-Shirt ist vorne blutgetränkt. Auf dem Bett ist gar nicht so viel Blut. Ziemlich sportliche Figur, scheint auch hübsch zu sein, aber die blonde Mähne hängt überm Gesicht, die Haarspitzen blutverklebt. Der Slip fehlt, die Schamhaare sind stark anrasiert und blutverklebt, furchtbar.
Woher kommt bloß das viele Blut an den Beinen und auf dem Hintern? »Wieso ist hier im Oberschenkelbereich so viel Blut?«
»So genau habe ich nicht nachgesehen, aber oberflächlich sieht es nach Schnitten aus«, sie hebt das linke Bein etwas an, »… ja richtig, hier ist ein Schnitt.« Die Dreizehn fällt runter, Müller stöhnt vernehmlich und steckt sie wieder fest. Er fummelt am Blitzgerät rum und meckert:
»Weiße Haare und weißes Laken - kriegste überhaupt keinen Kontrast rein«, umkreist das Bett, sucht die beste Position, knipst. Die Ärztin soll die Leiche noch mal in die ursprüngliche Position bringen, bevor die Leichenstarre beginnt.
Beckmann kommt rüber. »Das Einzige, was mir bis jetzt auffällt, ist der Slipper da drüben.«
Ein schwarzer Schuh liegt halb unter der Heizung.
»Wenn mich nicht alles täuscht, ist das’n Herrenschuh, sonst fliegen hier aber nur zwei Paar Damenschuhe rum.«
»Vom Täter?« Glaub ich nicht. »Wieso soll der sich die Schuhe ausziehen? Wahrscheinlich vom derzeitigen Lover.«
»Weiß der Geier. Wer so was braucht mit Fesseln und so, der zieht sich vielleicht auch die Schuhe dabei aus«, er geht wieder zur Terrassentür und pinselt weiter, »geht doch nichts über’ne schicke Perversion.«
Fesseln würde mich überhaupt nicht anmachen, genauso wenig wie Gummi. Und dass die immer schneiden müssen, Schnittwunden sehen schon so richtig nach Schmerzen aus, ist schon bei rohem Rindfleisch unangenehm, da reinzuschneiden.
Der Schuh ist bestimmt nicht vom Täter, wäre aber’ne gute Spur.
»Wenn nichts mehr ist, fahre ich jetzt wieder, da ist nämlich noch ein Einsatz offen.«
»Frau Doktor, vielen Dank. Wegen der Aussage kommen wir noch auf Sie zu. Tschüss.«
»Ich bin übers Krankenhaus zu erreichen. Aber ich gebe Ihnen am besten meine Karte, da steht auch meine Privatnummer drauf.«
War das jetzt ein etwas längerer Blick?
Müller klebt ab. Nummern drauf, Foto. Beim Abziehen lösen sich die Folienstreifen nur zögernd mit einem leisen Surren von der Haut. Je länger der abgezogene Folienstreifen wird, desto tiefer der Ton.
Lou Reed. Dub di dub di dub …
Hoffentlich kommt der Beleuchtungswagen nicht so spät, ein kurzer Blick wäre schon wichtig. Ist die Zeugin aber auch. Mal die K-Wache fragen, ob sie schon mit der Vernehmung anfangen können. Zimmermann soll das machen, der kann das.
5 Uhr 10
Der Berufsverkehr beginnt, es ist aber noch nicht hell.
Der Obduzent ist bestimmt nicht vor zehn da. Erst mal’nen Kaffee trinken, gleich.
Komisch, die Einstiche vorne und hinten. Und der Schuh. Mal sehen. Die Einstiche sehen seltsam aus. Warum hat die sich wohl fesseln lassen, auf’m Bauch? So kann er der gar nicht in die Brust gestochen haben. Irgendwas passt da nicht.
Der schöne Busen, wie man da nur reinstechen kann?
Die Gegenüberstellung muss bald über die Bühne.
Die Ampel ist nicht mehr zu schaffen, für’ne Rotfahrt isses schon zu voll.
Links hält ein VW Cabrio mit einer hübschen Blonden. Komm, sieh rüber! Sie tut’s nicht, gibt bei Grün Vollgas.
Im Präsidium ist fast alles noch dunkel. Zwei Grüne kommen raus.
»Ist der vom Bahnhof noch im Pott?«
»Jau, der ist noch unten. Mit dem kannste dir Zeit lassen, der hat schon öfter bei uns arbeiten lassen.«
Das passt ja.
Sie steigen müde in den Bulli und fahren los.
Auf der K-Wache sitzt ein junger Typ am Schreibtisch. Noch nie gesehen, wahrscheinlich ein Durchläufer.
»Morgen, Kirchenberg, MK. Ist Gerd auch irgendwo?«
Der Junge steht auf.
»Ja, der vernimmt’ne Zeugin oben im Vernehmungszimmer vom KK 11.«
»Danke.«
Im Gewahrsam brüllt einer die ganze Zeit wie am Spieß. Vielleicht der Trenchcoat.
Kaffee ist noch da, aber die Pfütze steht bestimmt schon’ne Stunde, schmeckt furchtbar. Milch ist auch keine zu finden.
Zimmermann sitzt oben. Der Flur ist beleuchtet, das Treppenhaus dunkel. Durchs Fenster ist ein heller Streifen über den Dächern zu sehen, weiter hinten startet ein Flugzeug. Schöner Blick.
Autos starten hektisch an Ampeln, die Straßenbahn rumpelt, sogar hier oben vibriert die Scheibe.
Die Tür zum Vernehmungszimmer ist angelehnt. Zimmermann tippt, sieht kurz und müde rüber, fragt weiter: »Jetzt genau der Reihe nach: Wann sind Sie mit dem Hund rausgegangen?«
Sie steckt sich eine Zigarette an und dreht sich zur Tür.
»Das ist Hauptkommissar Kirchenberg, der Leiter der Mordkommission.«
»Morgen.«
»Morgen.«
Ihre dunklen Augen sind müde und verheult, sie schiebt den Pony der Prinz-Eisenherz-Frisur nach hinten, die Haare fallen sofort wieder zurück.
Die ist bestimmt ziemlich fertig.
»Möchten Sie auch einen Kaffee?«
»Ja, wär nicht schlecht.«
Zimmermann ist ein echter Penner. Noch mal nach unten.
Zum Glück haben sie neuen gekocht. Milch ist jetzt auch da, wo kommt die denn her?
Der Junge holt sich auch einen Kaffee.
»Na, schon irgendwelche Anhaltspunkte?«
»Ne, noch nichts Dickes.«
»Es sitzt noch einer im Pott - der vom Bahnhof...«
»Mal sehen, ob sie ihn erkennt.«
»Na, denn, viel Glück.« Er geht.
Der Streifen über den Dächern ist heller und breiter geworden, die Bushaltestellen sind ziemlich belebt. Um diese Zeit schon?
Schade, dass Ayse nicht noch mal geguckt hat, als sie hochging. Heute wird’s bestimmt nichts mehr mit Sener. Na, vielleicht noch auf ein Bier.
Weit hinten startet wieder ein Flugzeug.
Schöner Blick von hier oben.
Der Kaffee wird kalt.
Zimmermann sitzt zurückgelehnt, die Hände hinterm Kopf.
»Der Kaffee.«
»Danke.« Sie verzieht keine Miene, trinkt vorsichtig. »Ich war ziemlich lange raus mit dem Hund, das mache ich öfter, ich bin ein Nachtmensch. War ja auch ein schöner Abend gestern, so warm. Vom Regen sind wir dann weit hinten an der Zoostraße überrascht worden. Ich hab mich aber trotzdem nicht beeilt, weil ich ja sowieso nass war. Wann ich dann genau zurück war, kann ich nicht mehr sagen, auf die Uhr habe ich nicht gesehen. Ich bin reingegangen...«
»Haben Sie ganz normal aufgeschlossen, oder war was am Schloss?«
»Nein, ich habe ganz normal aufgeschlossen. Bei Kerstin brannte noch Licht, obwohl ich so lange weg war. Ich habe sie dann gerufen, ganz leise, weil es ja schon so spät war, und wollte in ihrem Zimmer nachsehen, da stand der plötzlich vor mir.«
Sie zuckt leicht zusammen, nimmt einen tiefen Zug von der Zigarette, noch einen.
»Hat der Hund nichts gemacht?« Zimmermann beugt sich nach vorn.
»Nein«, ihre Stimme zittert. »Ziege ist zwar groß, aber ein Schluffi. Der beißt keinen.«
»Was passierte dann?«
»Ich glaube, der Typ«, sie stockt kurz, »hatte trotzdem Angst, der hat jedenfalls so auf den Hund gesehen. Er sagte dann: ›Keine Bewegung‹, ist rückwärts in Kerstins Zimmer, und danach habe ich ihn nicht mehr gesehen. Ich bin erst stehen geblieben, weil ich Angst hatte, aber als ich nichts mehr gehört habe, habe ich die Tür aufgeschoben, und dann lag Kerstin da...« Sie hört auf, weint, legt die Stirn in ihre Hand, ihre Schultern zucken unkontrolliert.
Die ist ziemlich am Ende, aber die Gegenüberstellung muss sie noch machen.
»Frau, äh...«
»Wierwich«, hilft Zimmermann.
»... uns ist schon klar, dass Sie sich jetzt in einer schlimmen Situation befinden, daher werden wir die ganz ausführliche Vernehmung auch auf heute Nachmittag verschieben, aber die wichtigen Angaben brauchen wir halt jetzt schon. Außerdem muss ich Sie noch bitten, gleich an einer Gegenüberstellung teilzunehmen...«
Sie blickt ängstlich hoch.
»Keine Angst, wir machen das mit einer Scheibe dazwischen, man kann Sie nicht sehen.«
Lächelversuch.
»Wir brauchen dafür aber einige Kollegen, darum kann das noch ein, zwei Stunden dauern.«
Sie nickt stumm.
Zimmermann kommt mit vor die Tür.
»Sie ist natürlich fertig, hat aber’ne gute Beschreibung abgegeben, sagt auch, sie würde ihn wahrscheinlich wiedererkennen. Den im Pott habe ich bei der Einlieferung gesehen, passt von der Kleidung nicht ganz, muss man aber erst mal abwarten.«
»Sobald du was geschrieben hast, gib es mir bitte rüber. Die Angaben zu ihrer Person und so machen wir heute Abend.«
»Die Auskunft über den Typen habe ich dir auf den Schreibtisch gelegt. Der hat’ne Akte bei uns, hab aber noch nicht reingesehen.«
Er geht wieder rein.
Das Telefon klingelt. Ulla ist dran.
7 Uhr 35
Durch die offene Bürotür ist dauerndes Türenschlagen und Grüßen zu hören. Schritte, Tür auf, Morgen, Tür zu. Gerd kommt vorbei, grüßt flüchtig.
Auf WDR II spielen sie heute Morgen wieder die italienische Hitparade von 1984. Die Musikredakteure sollte man aufhängen.
Ulla ist immer noch nicht da, wen fragt die denn alles?
»Morgen Konstantin, hab’s schon gehört«, der Chef kommt rein.
»Morgen Helmut.«
»Wie sieht’s aus? Einer sitzt im Gewahrsam?«
»Ja. Wir haben’ne Augenzeugin, die ist gerade mit’ner Kollegin in der Kantine, Kaffee trinken. Ist die Freundin vom Opfer, ziemlich fertig. Die Gegenüberstellung müssten wir daher bald machen.«
»Hat er Akte?« Er bietet’ne Zigarette an.
»Ja, Diebstähle, mal’ne Schlägerei, nichts Dolles.« Camel ohne schmeckt gut.
»Soll ich schon mal Leute für die MK ordern?«
»Wart mal erst die Gegenüberstellung ab. Wenn die nichts bringt, müssen wir wahrscheinlich ganz schön rödeln.«
»Ich sag Walter Bescheid.«
»Wenn’s geht, keine Pappnasen.« Er zieht eine Grimasse, drückt seine Kippe nach drei Zügen aus und geht.
Mal sehen, ob Walter schon da ist, der soll die Leute für die Gegenüberstellung besorgen. Im Radio läuft Carpet Crawlers von Genesis, sogar die Studio-Version von The Lamb, gibt’s doch gar nicht. Gabriel singt stark. Das müssten die noch mal aufführen, in alter Besetzung, das wärs. Vorbei.
Walter hat 2318, glaub ich.
»Termöllen.«
»Walter?, Morgen, Konstantin. Ich brauche um acht fünf Kollegen für’ne Gegenüberstellung, so zwischen zwanzig und fünfunddreißig, mittelgroß.«
»Um acht? Warum rufst du denn jetzt schon an?«
Die Digitalanzeige auf dem Radiowecker zeigt 7.52 Uhr.
»Ja, okay, meinetwegen auch nach acht, aber so schnell, wie es geht.«
»Zum Spiegelsaal?«
»Zum Spiegelsaal.«
»Gut, ich schick sie sofort hoch.«
Aus einer kleinen Spalte im Grau malen sich Sonnenstrahlen in den Dunst. Das ist ein Riss im Himmel, wo es so hell glänzt, dass wir Menschen nicht hineinsehen können. Hat Oma immer gesagt.
Die Wolken reißen über den Dächern auf. Vielleicht bleibt’s ja einigermaßen trocken, wäre ganz gut für die TO-Arbeit.
Der Typ ist es nicht, hab ich im Gefühl, schon die Klamotten stimmen nicht. So kann die sich nicht vertan haben. Aber Zeugenaussagen …
Ulla kommt rein, fragt nach einer Zigarette.
»Ich habe die unmittelbaren Nachbarn befragt, hat aber keiner was gehört oder gesehen.«
»Hatte Atze schon was?«
»Noch nichts Genaues, nur der eine Schuh scheint wirklich ganz interessant zu sein. Im ganzen Haus gibt’s keine Herrenschuhe,’nen zweiten schon gar nicht.«
»Aber wieso soll der vom Täter sein?«
»Weiß ich auch nicht, ist nur auffallend. Der ED hat draußen schon angefangen, als der Lima-KW kam, war aber alles ziemlich nass.«
Sie nimmt tiefe Züge, wirkt müde, trinkt einen Schluck Kaffee aus meiner Tasse. Sieht trotzdem gut aus, bisschen pummelig, aber ganz sexy. Ullas Mann war eigentlich noch nie hier. Sie scheint aber ganz zufrieden zu sein. Nur die roten Haare sind blöd; Rot bringt es nicht.
Im Fahrstuhl riecht es nach Knoblauch. Vor der Tür zum ED stehen schon die Kollegen. Schmidt ist auch dabei. Wer sind denn die beiden Großen, noch nie hier gesehen? Wahrscheinlich Durchläufer. Sind vielleicht ein bisschen jung und zu groß, egal. Die Jungs machen alte Scherze, die Mörder melden sich zur Stelle und so.
Der Tatverdächtige aus dem PG wird gebracht, sieht ziemlich beschissen aus, hat wahrscheinlich gepennt. Wieso haben sie dem nicht gesagt, dass der sich kämmen soll?
»Da vorne ist ein Spiegel, da kannst du dich kämmen.«
»Ich habe keinen Kamm dabei.«
Wo kriegt man denn jetzt einen Kamm her? Er macht aber auf bemüht, heute Nacht war er noch wesentlich frecher.
»Leg’s mit der Hand ein wenig zurecht.«
Sieht immer noch beschissen aus, was soll’s.
»Hol mal bitte die Zeugin aus der Kantine, am besten, ihr geht in die Fotostelle, ich hol euch dann.« Ulla geht los.
Die sechs kriegen Nummerntafeln und stellen sich auf.
Foto. Fertig.
In der Fotostelle sitzt die Zeugin auf dem Schreibtisch, wirkt sehr aufgeregt. Sie raucht, zieht tief ein.
»Kommen Sie, bitte.« Mann, ist die nervös.
»Sie brauchen keine Angst zu haben, die Leute stehen hinter einer Spiegelscheibe und können Sie nicht sehen. Sie haben also keinen direkten Kontakt.«
Sie nickt stumm. Ulla macht das Licht aus.
Sie bleibt zwei Meter vor der Tür zum anderen Raum stehen, senkt den Kopf und sieht von unten auf das helle Viereck. Ihre Hände zittern deutlich, die Asche von ihrer Kippe fällt ab. Ganz kleine Schritte, Ulla hat die Hand auf der Schulter, schiebt sacht. Sie sieht durch die Scheibe, atmet dreimal sehr tief, schüttelt den Kopf. Sie schaut noch mal von rechts nach links.
»Nein, von denen isses keiner, ne.«
Hab ich mir gleich gedacht.
»Sind Sie sich ganz sicher? Lassen Sie sich Zeit.«
Noch mal von links nach rechts. Kopfschütteln. Ziemlich sicher.
Ulla sieht rüber, macht’ne enttäuschte Fratze, führt die Zeugin raus.
»Einen Durchgang müssen wir noch, kommen Sie noch mal mit.«
Tür auf.
»So, noch mal dasselbe, bitte. Nehmt euch’ne andere Nummer und stellt euch anders auf.« Der Typ hat ein gro ßes Fragezeichen im Gesicht.
»Wieso noch mal dasselbe, was ist denn nun Sache, äih?«
»Na ja, wenn du morgen noch’nen Bausparvertrag abschließen willst, würde ich den schon auf fünfundzwanzig Jahre anlegen.«
»Das kann doch überhaupt nicht sein«, er schnappt nach Luft und kreischt, »nur weil ich da rumgelaufen bin...«
»Reg dich ab, Junge, war nur ein Scherz. Sieht so aus, als ob du heute noch mal nach Hause darfst.«
Er legt den Kopf schief, sieht aus zusammengekniffenen Augen rüber.
»Starker Scherz, Bwana, echt starker Scherz. Aber mit so kleinen Arschlöchern könnt ihr’s ja machen.«
Der Rest lacht. Schmidt kennt ihn von früher.
»Ach, der Herr Deppe, plötzlich ganz Mimose. Sonst bist du doch auch nicht so zimperlich.«
Deppe guckt gelangweilt rüber, schweigt, nimmt die Fünf und stellt sich auf.
9 Uhr
»Kommt rein in die gute Stube Ist ja richtig was los hier Hat es dich auch erwischt Scherzkeks Immer dieselben Kirchenberg Worum geht’s eigentlich Konstantin das Tageblatt Seid mal nicht so laut man versteht ja Hat einer Feuer Das reißt ja gar nicht ab hier Stroter alte Säge du auch siebenundzwanzig Jahre Was ist denn passiert Neuen Schläger gekauft Gib mal eine rüber Nicht mal gefrühstückt So ist es Herr Staatsanwalt Telefon Ich dachte die brauchen nur fähige Koll KK nimm mal ab Erst mal’n Kaffee Presse Obduktion elf Uhr Kantine
3. Auflage Originalausgabe Mai 2003
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eISBN : 978-3-641-03205-0
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