Lektüreschlüssel. Heinrich Böll: Die verlorene Ehre der Katharina Blum - Heinrich Böll - E-Book

Lektüreschlüssel. Heinrich Böll: Die verlorene Ehre der Katharina Blum E-Book

Heinrich Böll

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Beschreibung

Der Lektüreschlüssel erschließt Heinrich Bölls "Die verlorene Ehre der Katharina Blum". Um eine Interpretation als Zentrum gruppieren sich 10 wichtige Verständniszugänge: * Erstinformation zum Werk * Inhaltsangabe * Personen (Konstellationen) * Werk-Aufbau (Strukturskizze) * Wortkommentar * Interpretation * Autor und Zeit * Rezeption * "Checkliste" zur Verständniskontrolle * Lektüretipps mit Filmempfehlungen

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Seitenzahl: 55

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LEKTÜRESCHLÜSSELFÜR SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER

Heinrich Böll

Die verlorene Ehreder Katharina Blum

Von Bernd Völkl

Philipp Reclam jun. Stuttgart

Dieser Lektüreschlüssel bezieht sich auf folgende Textausgabe: Heinrich Böll: Die verlorene Ehre der Katharina Blum. München: Deutscher Taschenbuchverlag, 1976, 1995.

2005, 2012 Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Siemensstraße 32, 71254 DitzingenGesamtherstellung: Philipp Reclam jun. GmbH, Siemensstraße 32, 71254 DitzingenMade in Germany 2018RECLAM ist eine eingetragene Markeder Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, StuttgartISBN 978-3-15-960090-1ISBN der Buchausgabe 978-3-15-015364-2

www.reclam.de

Inhalt

1. Erstinformation zum Werk

2. Inhalt

3. Personen

4. Werkaufbau

5. Wort- und Sacherläuterungen

6. Interpretation

7. Autor und Zeit

8. Rezeption

9. Checkliste

10. Lektüretipps/Medienempfehlungen

Anmerkungen

1. Erstinformation zum Werk

In den Werken Heinrich Bölls spiegeln sich stets die Zeitgeschichte und die jeweilige gesellschaftliche Stimmungslage. Gegenstand der ersten Werke sind das Dritte Reich, der Zweite Weltkrieg und die Leiden der unmittelbaren Nachkriegsjahre. Dann setzte sich der Autor zunehmend kritisch mit der Adenauer-Ära (1949–63) auseinander. Dabei nahm er vor allem an denjenigen Anstoß, die rücksichtslos nur auf ihren eigenen wirtschaftlichen Vorteil bedacht sind. Zeit seines Lebens war Böll kritisch gegenüber »Selbstgerechten, Konjunkturrittern und Spießern«. Er war gläubig, aber ablehnend gegenüber der katholischen Kirche. Im Mittelpunkt seiner Werke stehen Außenseiter, die sich nicht an die bürgerlichen Normen anpassen und die die deutsche Vergangenheit nicht verdrängen. Es sind oft Menschen, die in Not und Angst leben und unter dem gesellschaftlichen Druck leiden.

Bölls Werke sind häufig als Aufruf zu phrasenloser Nächstenliebe zu verstehen. Er sah den Schriftsteller als Mahner, der auch politisch Stellung zu beziehen hat. Verwandt mit ihm erscheint der Clown als Hüter des Menschlichen und der Freiheit im Kampf gegen die Normierung.

Seit den 60er-Jahren meldete sich Böll auch immer stärker politisch zu Wort. Er stand der Bundeswehr und der Wiederaufrüstung Deutschlands kritisch gegenüber. Die große Koalition, an deren Spitze mit Kurt Georg Kiesinger ein ehemaliges NSDAP-Mitglied stand, verurteilte er. Er wandte sich gegen die Notstandsgesetze und sympathisierte mit der »Außerparlamentarischen Opposition«, für die er auch als Kundgebungsredner auftrat. Als der Springer-Konzern in dieser Zeit gegen die Studentenbewegung agitierte, schloss sich Böll einem Boykott von mehr als 100 Autoren der »Gruppe 47« gegen die Springer-Presse an. Wo sich ihm Gelegenheit bot, warb er um Verständnis für die Anliegen der Studentenbewegung.

Vor der Bundestagswahl 1969 sprach sich der Autor für die SPD aus. Nach dem Regierungswechsel trat Böll für die Ostpolitik Willy Brandts ein, kritisierte aber den Radikalenerlass. In den 70er-Jahren geriet Böll in den Verdacht, mit der linken Terrorszene zu sympathisieren. Auslöser dafür war sein Artikel Will Ulrike Meinhof Gnade oder freies Geleit? im Spiegel, in dem er für einen fairen, rechtsstaatlichen Umgang mit den Anarchisten der Baader-Meinhof-Gruppe eintrat. Daraufhin wurde Böll Opfer mehrerer polizeilicher Durchsuchungsaktionen. Für Böll war es offensichtlich, dass die Polizei mit der Springer-Presse zusammenarbeitete; denn die Berliner Zeitung meldete am 7. Februar 1974 eine Durchsuchungsaktion bei Heinrich Bölls Sohn, die aber erst am Nachmittag des gleichen Tages stattfand.

In der Erzählung Die verlorene Ehre der Katharina Blum verarbeitete Heinrich Böll die gesellschaftlich-politische Situation und seine persönlichen Erfahrungen. Wie aktuell die Thematik war, beweist die Tatsache, dass der Spiegel mit diesem Buch erstmals eine Erzählung im Vorabdruck veröffentlichte. Das Buch erschien dann mit einer Startauflage von 100 000 Exemplaren. Böll selbst sprach von einem politischen Pamphlet und begrüßte die politische Wirkung seines Buches. Insgesamt wurden mehr als zwei Millionen Exemplare verkauft, das Buch wurde in 30 Sprachen übersetzt.

Auch nachdem sich die politische Stimmung abgekühlt hatte, blieb Böll politisch engagiert. Er nahm an Demonstrationen der Friedensbewegung teil und unterstützte einen Appell europäischer Schriftsteller gegen die Neutronenbombe und die Nachrüstung. Obwohl er für viele damals zu einer moralischen Instanz geworden war, erklärte er: »Ich habe überhaupt keine Begabung zum Gewissen der Nation.«

2. Inhalt

Vorgeschichte

Katharina Blum wird 1947 als Tochter eines Bergmanns geboren, der aus dem Krieg körperlich ruiniert zurückkehrt und stirbt, als sie erst sechs Jahre alt ist. Sie wächst in ärmlichen Verhältnissen auf, die labile Mutter neigt zum Alkoholismus. Schon als Schülerin muss Katharina in fremden Haushalten mithelfen. Nach dem Schulabschluss erhält sie mit Hilfe ihrer Patentante Else Woltersheim eine Stelle als Hausgehilfin in einer Metzgerei. Danach besucht sie eine Hauswirtschaftsschule. Sie arbeitet nach der Ausbildung, die sie mit »sehr gut« abschließt, zuerst als Wirtschafterin in einem Firmenkindergarten und dann bei einem Arzt, kündigt aber wegen der Zudringlichkeiten ihres Arbeitgebers. Sie lebt nun von Aushilfsarbeiten und lernt den Textilarbeiter Wilhelm Brettloh kennen, den sie bald darauf heiratet. Nach einem halben Jahr verlässt sie ihn wegen unüberwindlicher Abneigung und wird schuldig geschieden. In ihrer Zeit als Angestellte eines Wirtschaftsprüfers kann sie sich zur staatlich geprüften Wirtschafterin fortbilden. Als ihr Chef wegen Steuerhinterziehung ins Gefängnis gesperrt wird, findet Katharina sehr schnell eine neue Stelle bei dem Rechtsanwalt Blorna und seiner Frau. Die Blornas, die sehr zufrieden damit sind, wie Katharina ihren Haushalt führt, helfen ihr bei der Finanzierung ihrer Eigentumswohnung. Um ihre Schulden möglichst schnell abzubezahlen, nimmt Katharina noch zahlreiche Nebentätigkeiten an. Zu diesem Zweck schafft sie sich auch ein gebrauchtes Auto an. Das eigene Auto hat außerdem den Vorteil, dass sie nach einer Abendgesellschaft nicht mehr darauf angewiesen ist, von einem der anwesenden Herren nach Hause gebracht zu werden.

Mittwoch, 20. Februar 1974

Vor seinem Urlaub zahlt Herr Blorna Katharina zwei Wochenlöhne aus und ermahnt sie dabei eindringlich, endlich einmal Urlaub zu machen.

Am Nachmittag hilft Katharina für zwei Stunden beim Ehepaar Hiepertz aus und bringt die beiden dann noch in ihrem Wagen zum Bahnhof, bevor sie in ihre eigene Wohnung zurückkehrt.

Kurz vor sieben Uhr verlässt Katharina ihre Wohnung. Sie fährt mit der Straßenbahn zu ihrer Vertrauten Else Woltersheim, von der sie zu einem Hausball eingeladen wurde.

Weil sie ihre Freunde nicht mitbringen können, gabeln zwei entfernte Kusinen von Katharina Blum in einem Café zwei Männer als Begleiter auf. Der eine ist Ludwig Götten, der andere ein als Scheich verkleideter Polizist, der Else Woltersheim durch sein seltsames Verhalten wiederholt befremdet. Auf der Party verliebt sich Katharina sofort in Ludwig Götten, mit dem sie während der ganzen Zeit innig tanzt. Götten wurde zu diesem Zeitpunkt schon seit 36 Stunden von der Polizei mit großem Personalaufwand auf Schritt und Tritt überwacht.

Von dem Zeitpunkt an, als Katharina mit Ludwig Götten die Wohnung von Frau Woltersheim verlässt, werden die Telefone von Else Woltersheim und Katharina Blum abgehört.

Donnerstag, 21. Februar 1974