Lernspiele für Pferde - Nathalie Penquitt - E-Book

Lernspiele für Pferde E-Book

Nathalie Penquitt

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Beschreibung

Nathalie Penquitt Lernspiele für Pferde Lernen spielend leicht gemacht Viele Pferdefreunde machen sich Gedanken darüber, wie sie sich neben der häufig so ernsten Ausbildung auch spielerisch mit ihrem Pferd beschäftigen können. Dieses Buch gibt eine Antwort auf die häufig gestellte Frage: "Mit Pferden spielen - wie geht das denn?" Die Autorin erklärt welches Spiel für welches Pferd geeignet ist und gibt Anregungen, wie das Spiel zu einem kooperativen Miteinander zwischen Pferd und Reiter werden kann. Verständlich werden die einzelnen Spiele und ihre lehrreichen Effekte erklärt. Natürlich findet sich auch ein Kapitel über Kunststücke, wie z.B. das Kompliment in diesem Buch. Eins wird hierbei deutlich: Langeweile im Pferdealltag muss nicht sein!

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Seitenzahl: 82

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    Für Eike Sieglerschmidt, die mit ihren

Überlegungen und vielen guten Ideen ständig dazu beiträgt, dass Mensch und

Pferd mehr Freude miteinander haben.

Copyright © 2012 by Cadmos Verlag, Schwarzenbek Gestaltung und Satz: Ravenstein + Partner, Verden

Coverfoto: Marianne Lins

Fotos im Innenteil: Nathalie Penquitt (S. 48/49),

Susanne Poddey (S. 10, S. 65), Eike Sieglerschmidt (S. 9);

alle übrigen Fotos: Marianne Lins

Konvertierung: S4Carlisle Publishing Services

Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten.

Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.

eISBN 978-3-8404-6323-5

Inhalt

Was heißt „Spielen“?

Wenn Pferde spielen

Keep smiling

Dominanz und Spielen

Ein wenig Theorie

Spielideen

Hütchenspiel

Kissenschlacht

Ballspiel

Hula-Hoop

Den roten Teppich ausrollen

Bescherung

Apfeltauchen

Fangen

Spielzeug für Pferde

Zwischen Spiel und Kunststück

Kompliment

Steigen

Podest erklimmen

Apportieren

Winken

Kiste öffnen

Welches Spiel für welches Pferd?

Der Kasper

Das scheue Reh

Der souveräne Draufgänger

Der Musterschüler

Der Frustrierte

Der Frechdachs

Lösungen bei Spielproblemen

Das Pferd beißt in alles hinein

Das Pferd scharrt

Das Pferd tritt gegen oder auf Gegenstände

Das Pferd ist unruhig mit dem Kopf

Das Pferd bedrängt den Menschen

Welche Spielernatur sind Sie?

Der sportliche Spieler

Der vorsichtige Spieler

Der kreative Spieler

Der praktische Spieler

Der wilde Spieler

Der bedachte Spieler

Happy End

Was heißt „Spielen“?

Schauen wir unter „Spielen“ im Lexikon nach, finden wir folgende Erklärung: „Spielen ist eine Tätigkeit, die ohne den Zwang einer Pflicht lediglich aus Freude an ihr selbst ausgeführt wird. Es findet sich bei Menschen und Tieren.“ In wenigen Worten ist mit dieser Definition alles gesagt, auf das es ankommt. „Ohne Zwang“ und „mit Freude“ sind für mich die zentralen Aussagen, an die man sich stets erinnern sollte, wenn es um das Thema „Spielen“ geht.

Wenn Pferde spielen

Selten sitzen Pferde zusammen und spielen „Mensch-ärgere-dich-nicht“. Dennoch steht es außer Frage, dass Pferde spielen können und mögen. Fohlen und junge Pferde haben einen besonders ausgeprägten Spieltrieb und nutzen viel Zeit, um ihn auszuleben. Sie laufen und jagen sich nicht nur zum Spaß, sondern trainieren dabei auch ihre Beweglichkeit und erfahren, wie die Kommunikation mit ihren Artgenossen funktioniert.

Wenn Pferde miteinander spielen, macht es viel Freude, ihnen dabei zuzuschauen – allerdings wäre es für den Menschen meistens kein Vergnügen, dabei mitzumachen. Pferde gehen für menschliche Maßstäbe sehr grob miteinander um. Wenn sie sich zum Spaß in den Hals zwicken, hätten wir schon einen blauen Fleck, ein übermütiger Tritt könnte uns schon unsere Kniescheibe kosten. Darum muss sich der Mensch Alternativen suchen, wenn er versucht, sich spielerisch mit dem Pferd zu beschäftigen. Dazu kommt, dass auch im Spiel die Rangfolge immer wieder in Frage gestellt werden kann. Es sollte also ein Spiel sein, bei dem das Pferd nicht seine Kraft gegen den Menschen einsetzt. Wenn es das beim Spielen ausprobieren kann, besteht natürlich die Gefahr, dass es diese Kraft auch nutzt, wenn wir nicht spielen wollen, sondern es ernst meinen.

Spiele sollten so gestaltet sein, dass es nicht zu einem Kräftemessen zwischen Pferd und Mensch kommt.

Auch ältere Pferde, die ja eine ganz andere Ernsthaftigkeit an den Tag legen, lassen sich hin und wieder zu Spielen hinreißen. Der Spieltrieb ist bei Pferden sehr unterschiedlich ausgeprägt. Unsere Pferde zuhause haben ein Spiel erfunden, das sie untereinander weitergeben, doch einige spielen nie mit, obwohl sie in der Herde sonst gut klarkommen. Bei diesem Spiel ziehen zwei Pferde an einem Stock, den sie sich gegenseitig immer wieder hinhalten, wenn der andere losgelassen hat. Hin und wieder laufen sie auch ein Stück, bevor sie sich vom Spielpartner wieder einholen lassen. Nachdem zwei Pferde in der Gruppe mit dem Spiel angefangen hatten, konnte man beobachten, wie es nach und nach immer mehr Pferde abgeschaut haben.

In unserer Herde gibt es im Winter nachmittags so etwas wie eine Spielstunde. Ein Pferd beginnt, mit einer simulierten Aufgeregtheit die anderen Pferde aufmerksam zu machen. Da wird geguckt, getrabt, geschnaubt und der Schweif aufgestellt. Am Ende rasen dann meist alle wie angestochen im Auslauf auf und ab. Sicher kann das Fluchttier Pferd in einer harmonischen Gruppe auf diese Weise sehr gut überschüssige Energie abbauen. Häufig sind bevorzugte Spielpartner zu erkennen, wie beispielsweise „Smartie“ und „Mezzo“. Die beiden Araber-Mix-Wallache bieten noch das ganze Repertoire der Jungpferde in ihrem Spiel, obwohl sie aus dem Alter schon lange heraus sind. Wir haben es uns zur Gewohnheit gemacht, den beiden in den Wintermonaten regelmäßig die Gelegenheit zum ausgelassenen Spiel auf dem angenehmen Hallenboden zu bieten. Sie liefern sich dann wilde Verfolgungsjagden, beißen sich in die Beine, steigen sich an und starten rasante Überholmanöver. Am Ende stehen sie meist nebeneinander und beknabbern sich noch ein wenig gegenseitig die Mäuler. Ich kann mir niemanden vorstellen, dem das Betrachten dieses ausgelassenen, freudigen Spieles nicht ebenfalls viel Freude bereitet. Doch es lässt einen auch ein wenig mutlos werden. Wie soll man da als Mensch bloß mithalten können? Hier heißt es, trotzdem nicht den Mut zu verlieren, denn Pferde können auch sanft spielen, wie zum Beispiel bei dem bereits erwähnten Stöckchen-Spiel.

Wann immer die beiden die Möglichkeit haben, liefern sie sich ein wildes Spiel.

Verspielte Pferde spielen auch für sich allein ohne Artgenossen. Je nach Pferdetyp zerpflücken sie Plastiktüten, treten gegen leere Eimer oder kauen am Zaun vergessene Halfter durch. Leider sind diese Spiele oft nicht in unserem Sinne. Wir müssen uns also etwas einfallen lassen, das niemandem schadet. Wenn das Pferd ohne viele Regeln spielen darf, sollte es dies tun können, ohne Schaden anzurichten. Außerdem darf das Pferd einige Grundregeln des Verhaltens gegenüber dem Menschen niemals verletzen. Es darf ihn beispielsweise nicht umrennen, treten oder zwicken.

Dieses Spiel mit dem Stöckchen bringen sich die Pferde in unserer Herde gegenseitig bei.

Da möchte man als Mensch lieber nicht mitspielen und unter die Hufe kommen.

Wie also können wir mit Pferden spielen? Mit einem Hund zu spielen bereitet uns keine Schwierigkeiten. Man kann ihm einen Ball oder Stock werfen oder ein Tauziehen veranstalten. Aber kommen Pferde überhaupt auf die Idee, mit uns Menschen zu spielen? Sind unsere Spielideen mit denen der Pferde vereinbar? Hat das Pferd Lust, unsere ausgedachte Spielidee dann zu spielen, wann wir es wollen? Jetzt sind Einfühlungsvermögen und gute Pferdekenntnis gefragt. Je besser man sein Pferd bisher beobachtet hat, desto leichter wird man wissen, ob es zum Spielen aufgelegt sein könnte oder wie man es dazu motiviert. Dabei machen wir uns Neugier und Forschergeist sowie den Bewegungsdrang unserer Pferde zunutze.

Gute Beobachtungsgabe und Kenntnis des Pferdes helfen, die günstigste Situation für ein Spiel zu schaffen.

Wir wollen uns im Folgenden hauptsächlich mit Spielideen befassen, die dem Pferd generell das Lernen erleichtern und Abwechslung in das Training bringen. Dabei kann man sich durchaus von seinem Pferd inspirieren lassen. Jedes Pferd spielt anders, hat seine Vorlieben und kann neue Ideen liefern. Unsere Shetty-Stute „Toffifee“ versucht bei jeder Gelegenheit, ihren Kopf in ein Halfter oder eine Schlinge, die sich im Führstrick bildet, zu stecken. Daraus habe ich entwickelt, dass sie sich einen Plastikreifen überwerfen lässt oder ihren Kopf von selbst hineinsteckt.

Bevor man sich versieht, hat Toffifee ihren Kopf in das Halfter gesteckt.

Andere Pferde benutzen lieber ihre Vorderbeine, scharren gerne und untersuchen Fremdes mit den Hufen. Wieder andere Pferde müssen alles mit der Nase erkunden oder ins Maul nehmen. Zu jedem Thema lassen sich verschiedene Spiele entwickeln.

Keep smiling

„Wo gespielt wird, da lass dich nieder“ und „Lachen ist gesund“ – diese beiden Sätze könnte man gut zum Motto für die folgenden Überlegungen machen. Spiel, Spaß und Lachen liegen nah beieinander und laden zu einer angenehmen Zeit ein. So wie wir heute wissen, dass wir die eigene Einstellung uns gegenüber sogar durch ein noch wenig verinnerlichtes Lob positiv beeinflussen können, können wir uns diese Möglichkeit in der Arbeit mit dem Pferd zunutze machen. Auch wenn wir uns mit dem Pferd spielerisch beschäftigen wollen, können wir uns selten wirklich frei von Erwartungen machen. Ein guter Weg, um sich daran zu erinnern, dass man sich mit seinem Pferd im Bereich des Spielens befindet, besteht darin, Unvorhergesehenes mit Humor zu nehmen. Lachen Sie doch einfach, wenn etwas nicht so läuft, wie Sie sich es vorgestellt haben. Und siehe da – die Situation verliert den ungewollt aufgetretenen Ernst. Der Ärger weicht einer Gelassenheit und die schwierig gewordene Situation sieht viel leichter lösbar aus.

Man kann wieder in Ruhe darüber nachdenken, ob man sein Pferd überfordert hat oder ob es heute besonders wenig motiviert an alles heranging. Vielleicht gab es eine interessante Ablenkung oder man hat sich unverständlich ausgedrückt. Überlegen Sie in Ruhe, ob ein sinnvoller Plan bestand und welche Variationen möglich sind. Vielleicht führt auch noch ein anderer Weg zum erhofften Ziel. Die Offenheit gegenüber solchen Fragen ist besonders wichtig, um pferdegerechtes und zugleich spielerisches Lernen zu ermöglichen.

Und denken Sie immer daran: Die Zeit mit dem Pferd ist Ihre Freizeit, in der Sie Freude haben sollten. Und selbstverständlich ist uns doch ebensoviel daran gelegen, dass es dem Pferd Spaß macht, mit uns zusammen zu sein.

Dominanz und Spielen

Dominanz und Spielen – wie geht das denn? Verlieren wir durch das Spiel mit dem Pferd unseren Rang ihm gegenüber? „Dominanz“ ist ein Begriff, der heute durch diverse Ausbildungstheorien geistert. Aber was bedeutet Dominanz eigentlich? Wenn ein Pferd ein anderes dominiert, kann es dieses vom Futterplatz verjagen. Es kann es auch einfach „nur so“ ein bisschen herumscheuchen. Je nachdem, wie gut ausgelastet Pferde sind, wie viele Bewegungsmöglichkeiten sie haben und wie häufig sie reichlich Raufutter gereicht bekommen, ist dieses Verhalten stärker oder schwächer ausgeprägt.

Das dominante Pferd beansprucht den besten Stehplatz für sich und duldet je nach Laune andere Pferde in seiner Nähe. Die Frage ist, ob ich mich immer so unbeliebt machen möchte.

Mit sogenanntem Dominanztraining kann ich mir einen gewissen Respekt verschaffen. Ich sage absichtlich „gewissen“ Respekt, denn Respekt beruht auch auf anderen Faktoren.