Leseprobe: Wanderer, kommst du nach Irland ... - Christian Bulwien - kostenlos E-Book

Leseprobe: Wanderer, kommst du nach Irland ... E-Book

Christian Bulwien

0,0
0,00 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

'Es war ein angenehmer Morgen, und der Duft nach Erde, Wiesen und Sträuchern war ein willkommenes Frühstück. Ich atmete mich satt, dann stellte ich mich an den kleinen Wall neben der Straße und strullte einen weiteren See in Irlands Landschaft. Diesen kreativen Vorgang begleitete ich mit einem stimmhaften ›aaaaaaaaaahhhhhhhh‹. Was war es doch für eine gute Entscheidung gewesen, hierher zu fahren. Die heilende Kraft dieses wunderbaren Landes war ein Segen. Es gab keinen Ort auf der Welt, wo ich lieber sein mochte' Der Schriftsteller Charlie ist zurück auf seiner geliebten grünen Insel. Hier will er in einem kleinen, verfallen Haus Ruhe finden, Abstand gewinnen zu einer Beziehung, die ganz und gar nicht so verlaufen ist, wie er Beziehungen bis dato kannte. Doch dummerweise hat er sein Mobiltelefon dabei … und Irland hat sowieso seine eigenen Pläne mit ihm.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 30

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Leseprobe

Kaufinformationen

Impressum

Leseprobe

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Autors reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Cover: Design & Photos by Christian Bulwien, all rights reserved

EIN BEBEN, untermalt von einem dumpfen Donnern, durchlief die Ulysses, als sie schließlich, nach etwas mehr als drei Stunden Überfahrt, im Hafen von Dublin Kontakt zu Irland aufnahm. Kurz darauf öffnete sich ihre riesige Bugklappe, und das eben noch relativ ruhig daliegende Autodeck erwachte zu regem Treiben. Rufe wurden begleitet vom Anlassen der zig Motoren, sowohl der LKWs als auch der vielen Privat-PKWs, die sich im Bauch des beeindruckenden Schiffes befanden. Sie wirkten wie eine Meute von Raubtieren, die nach einem langen Transport in einem Käfig spürten, dass ihre Entlassung in die Freiheit unmittelbar bevorstand.

Eine Blechschlange nach der anderen wurde durch das Bugtor geschleust. Schließlich war auch die an der Reihe, in der ich stand, und von der aus ich Zeuge des ganzen Vorgangs geworden war. Ein Crewmitglied in gelber Weste wedelte mit einem Stab, dessen Spitze orange leuchtete und bellte unverständliche Worte mit seiner rauen Stimme in Richtung der vor mir stehenden Autos. Sofort sprangen die Motoren an, und die Rücklichter flammten auf. Die Motorhaube meines Wagens wurde mit Rot überflutet, und für einen Augenblick sah es aus, als glühe sie. Ich atmete noch einmal tief durch, dann griff ich zum Schlüssel und zündete. Die acht Zylinder setzten sich brav in Bewegung, schüttelten sich aber einen Moment, als verspüre der Motor Unmut darüber, nicht frei laufen zu können, sondern wieder einmal die fast zwei Tonnen antreiben zu müssen, die mit ihm verbunden waren. Plötzlich tat es mir leid, dass ich mich schon sehr lange nicht mehr wirklich um meinen treuen Begleiter gekümmert hatte. Dennoch hatte ich ihn in dieser Zeit mehr geachtet als mich selbst, und ich hoffte, dass er dies zu würdigen wusste und mir auch weiterhin zur Seite stand.

Die Autos vor mir rollten an, und ich folgte ihnen die kurze Rampe hinauf, dann eine etwas längere hinunter auf das Hafengelände. Morgendämmerung lag bleiern über den Containern, Kränen und Waren, die sich nun, da mich das Schiff ausspuckte wie ein unverdauliches Stück Nahrung, in mein Blickfeld schoben. Zahllose, wässrig-orange strahlende Lampen, durchsetzt von kalt-weißen Flutlichtern und Markierungsleuchten, tauchten den Hafen in eine eigentümlich einsame Atmosphäre, die keine noch so rege Aktivität zu ändern vermochte.

Ich drückte auf den Knopf für den elektrischen Fensterheber auf meiner Seite, dessen Markierungsleuchte sich schon vor einer geraumen Weile verabschiedet hatte. Knirschend verschwand die Glasscheibe in der Tür und salzig-kühle Luft strömte in den Innenraum, mit ihr der Duft der großen weiten Welt und das Geschrei der Möwen, die trotz der frühen Stunde eifrig mit dem Metall der Schiffe und der Kräne um die Wette kreischten. Die anderen Fenster folgten, in der Hoffnung, dass der Fahrtwind meine Müdigkeit, die Kopfschmerzen, vor allem aber die leichte Übelkeit etwas vertrieb, welche die vier kräftigen Schlucke auf nüchternen Magen aus einer billigen, aber dennoch viel zu teuren Flasche Whiskey vom Duty Free Shop bei mir hinterlassen hatten, die jetzt im Beifahrerfußraum lag.

Ich ließ das Hafengelände hinter mir, und immer mehr meiner Begleiter nahmen eine andere Richtung und verloren sich in der noch schlafenden Stadt wie Insekten, die man aus einer Schachtel geschüttelt hatte, ihr Heil in allen Himmelsrichtungen suchend. Schließlich fuhr ich alleine auf der Whitworth Road, vorbei an den dunklen Häusern zu meiner Rechten und dem kleinen Kanal zu meiner Linken. Keine Menschenseele war auf der Straße zu sehen.