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Geheimnisvolle Leichenfunde in der Bergwelt Südtirols geben Rätsel auf. In Bozens Questura werden neue Akzente gesetzt, die Commissario Fabio Fameo nicht gefallen können. Er gerät in Gefahr. »Ötzi 2« nennt eine Zeitung die Leiche, die in der Nähe des eisigen Fundortes der echten Gletschermumie gefunden wurde. Geben die Berge durch die Auswirkungen des Klimawandels noch mehr Urzeit-Leichen frei? Der Kleidung nach zu urteilen, könnte der aktuell Ermordete ein Zeitgenosse von Ötzi sein. Bald wird klar, dass der Tote kein archäologischer Fund ist. Nicht weit von diesem Fundort entdecken Fabio und Tommaso eine weitere Leiche – übel zugerichtet. Sicher kein natürlicher Tod. Was geschieht dort in den Bergen? Gibt es noch andere Opfer? Der Krimi führt die Leser in das einsame Pfossental, einem Seitental des Schnalstals, spielt aber auch in Bozen, Brixen, Naturns und im Dorf Tisens.
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Seitenzahl: 525
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Achtundzwanzig
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Zweiunddreißig
Ein Nachwort
Erläuterungen
Der Hieb traf sofort. Mit einem satten Knacken brach der Knochen durch den kräftig geführten Schlag. Nur dieses Brechen des Knochens war zu hören. Sofort umhüllte die Stille der Nacht das Geschehene. Kein Waldvogel war aufgewacht. Das Mondlicht leuchtete hell. »Nicht einmal eine Patrone habe ich verschwenden müssen«, murmelte er, legte das Beil auf den Boden und zückte sein Messer.
Er schnitt schnell und routiniert in das Fleisch, öffnete die Bauchdecke und griff in die Bauchhöhle, um alle Innereien mit einem Ruck herauszuholen. Dann schnitt er mit sicheren Bewegungen die Bindegewebe auf und trennte die Luftröhre ab. Mit einem kräftigen Zug riss er die Eingeweide heraus und legte sie neben den Körper. Sein Blick wanderte über die vom Mondschein beleuchtete Lichtung und blieb am Waldrand hängen, wo er zwei dicht nebeneinanderstehende Fichten entdeckte.
Nun hängte er den schweren Körper so in die Fichte, dass er gut ausschweißen konnte. Dann öffnete er seinen Rucksack und verstaute das blutige Werkzeug darin. »Und wenn ich was übersehen habe?«, dachte er. Doch gleichzeitig beruhigte ihn der Gedanke, dass hier niemand herauffinden würde. Das war sein Wald. Hierher führte kein Weg. Jagen durfte nur er hier oben. Wanderer hatte er hier noch nie gesehen.
Nach dem Schuss ging alles sehr schnell. Sepp rief: »Kimm, Iro!«, nahm seine Büchse, den leeren Rucksack und marschierte los. Fabio musste den vollen, schweren Rucksack und die Lodenmäntel aufnehmen. Sepp und Iro waren schon Hunderte Meter voraus, als Fabio ihnen schwer bepackt folgte. Sie nahmen den direkten Weg. Zunächst steil hinunter, quer durch einen Bach, der in der Furche des Taleinschnitts zu Tal stürzte, und dann steil bergan, über felsiges Gelände. Luftlinie und somit Schussdistanz waren es rund 300 Meter gewesen. »Ein toller Schuss«, hatte Fabio gedacht. Aber das Bergen der Gams war dann in diesem schwierigen Gelände eine komplizierte Aufgabe. Zumindest für Fabio, der es nicht gewohnt war, sich wie Sepp schnell und behände im Gebirge zu bewegen. Sepp und sein Hund Iro hatten die Gams bereits erreicht, als Fabio, bepackt wie ein Lastesel, die steil aufragende Wand hinaufkletterte. Kurz vorher war er im Wildbach ausgerutscht und bis zu den Oberschenkeln ins kalte Wasser getaucht. Bei der Gams angekommen, glaubte er ein kleines Grinsen in Sepps Gesicht zu bemerken.
»Gamsjagen ist schon anstrengend«, meinte er trocken. »Aber wir haben heute Glück. Das Tier ist uns nicht abgestürzt. Das hätte dann schon arg Arbeit gegeben.« Er blickte den Abhang hinunter.
Jetzt erst wurde Fabio bewusst, dass sie sich auf einem kleinen Plateau befanden, das sich wie ein Balkon an die Felsen schmiegte. An der Kante ging es steil bergab, viele hundert Meter tief, dem Rauschen des zu Tal stürzenden Bergbachs folgend. Wäre die Gams da hinuntergefallen, hätten sie mehr Arbeit mit der Suche gehabt. »Von der Schussposition aus hat das gar nicht so dramatisch ausgesehen«, dachte Fabio.
Sepp schaute zum Himmel und sagte trocken: »Wir kommen in die Dunkelheit. Lass uns schauen, dass wir vorher von hier weg sind.« Fabio schaute auf die Uhr. Es war kurz nach acht. Gegen neun, halb zehn wurde es finster hier oben. Sepp hatte inzwischen sein Messer gezogen und damit begonnen, der Gams den Bauch aufzuschneiden. Fabio schaute mit Interesse zu. So etwas hatte er noch nie vorher gesehen. Mit einem schnellen Schnitt war die Bauchdecke geöffnet. Sepp griff in das dampfende Innere, holte alle Innereien mit einem kräftigen Griff heraus und legte sie neben der erlegten Gams ab.
*
Fabio hatte das Gefühl, sein Rücken würde niemals wieder gerade werden. Alles tat ihm weh. Jede Faser seines Körpers schrie nach Ruhe. »Eigentlich bin ich doch ein sportlicher Typ«, dachte er. Aber dieser Gewaltmarsch zurück zur Hütte hatte ihn geschafft. Die schwere Gams auf dem Rücken, das Tempo, das Sepp vorlegte, der mühsam zu begehende Weg über Almen, Geröll und später dann durch das Unterholz, sowie die einbrechende Dunkelheit, das alles war ungewohnt für ihn. Schweißgebadet hatte er die Hütte erreicht. Den letzten Kilometer waren sie beim letzten Licht gegangen. Den Weg mehr erahnend, denn zu sehen war er nicht mehr. Sepp hatte in der Hütte gleich eine Petroleumlampe angezündet und Fabio gefragt, ob er noch »aufs Häusel« müsse.
Fabio verstand den Sinn der Frage erst, als Sepp die Gams aus dem Rucksack holte und sie im Inneren des Häuschens mit den Vorderläufen aufängte. In die Körperöffnung steckte er ein dickes Holzscheit, so dass die Hinterläufe auseinandergespreizt wurden. Fabios fragenden Blick beantwortete er mit: »Damit die Gams ausschweißen kann.« »Ausschweißen?« Sepp schaute Fabio an, wie ein Lehrer einen Schulbuben anschaut, der eine dumme Frage gestellt hat. Dann überzog ein leichtes Lächeln sein Gesicht. »Wir Jäger haben halt eine eigene Sprache. Wir sagen Schweiß und meinen Blut.« Sepp erläuterte: »Die Gams hängt jetzt hier über Nacht und das Blut kann abfließen. Ich hänge sie ins Häusel, damit die Füchse nicht an sie rankönnen. Sonst hätte ich morgen nur noch eine halbe Gams. Alles klar?« Fabio nickte. »Komm jetzt.« Damit verschloss er das Häusel mit dem Herzen in der Tür und ging in die Hütte.
Fabio kannte die Hütte. Hier hatte er zauberhafte Stunden mit Elisabeth erlebt. Die Hütte gehörte zum Hof ihrer Eltern und wurde vornehmlich von Viehhirten genutzt – und von Sepp, wenn er in den Bergen jagte, wie Fabio nun wusste. Jetzt spürte er seinen Magen und erinnerte sich, dass seine letzte Mahlzeit ein Apfel gewesen war. Gegen Mittag hatten die beiden die Hütte erreicht, um ihren Proviant abzuladen und von dort aus gemeinsam auf die Pirsch zu gehen. Sepp hatte Fabio einen Apfel in die Hand gedrückt. Sein Kommentar war: »Ein voller Bauch jagt nicht gut.« Und dann waren sie losmarschiert.
*
Sepp war ein prima Koch – so viel stand schon mal fest. Er hatte die Gamsleber in kleine Streifen geschnitten und in Olivenöl gebraten. Salz, Pfeffer und einige Kräuter, ein Schuss Sahne gaben diesen frischen Zutaten einen besonderen Pfiff. Vielleicht war es aber auch die Atmosphäre. Sepp hatte den mit Holz befeuerten Herd der Hütte in Betrieb genommen. Die Pfanne, in der er das Gericht zubereitete, war aus geschmiedetem Eisen und schwarz wie die Nacht. Von vielen Feuern durchglüht. Außerdem hatte Sepp als Beilage Graupen aufgesetzt, die er mit wildem Thymian würzte. Ein Gedicht! Zum Essen holte Sepp aus seinen Vorräten, die sie am Mittag zur Hütte heraufgetragen hatten, eine Flasche dunklen Rotwein.
Fabio griff kräftig zu. Sepp schien es mit einem leichten Lächeln zu quittieren. »Nun, wie war das für dich?«, fragte er Fabio, nachdem sie sich satt gegessen hatten. Sie saßen einander gegenüber. Fabio blickte im flackernden Schein der Petroleumlampe in das wettergegerbte Gesicht seines zukünftigen Schwiegervaters. Er war ein Mann in den Sechzigern, wirkte aber jünger. Eine drahtige Erscheinung, kein Gramm Fett zu viel, wie es schien. Eine kräftige Armmuskulatur wies darauf hin, dass dieser Mann zupacken konnte. Das Haar war voll und streng nach hinten gekämmt. Die Schläfen waren grau.
»Du bist ein guter Schütze«, lobte Fabio. »Das waren doch mindestens 300 Meter?«
»Gut geschätzt. Das waren ziemlich genau 300 Meter«, sagte Sepp. »Und du bist ein guter Jagdbegleiter. Das war schon anstrengend, mit der Gams auf dem Rücken.« Sepp musterte Fabio interessiert. »Ist ein guter Anfang für dich. Schließlich willst du meine Tochter heiraten. Da will ich schon wissen, mit wem ich es zu tun habe.«
»Aha«, dachte Fabio, »jetzt kommt er auf den Punkt.«
»Wie findest du eigentlich die Jagd?« Dabei machte Sepp ein neutrales Gesicht.
»Jetzt will er nicht hören, dass ich es unsinnig finde, Wild zu jagen, wo es doch in jeder Metzgerei genug Fleisch zu kaufen gibt«, dachte Fabio. Er sagte: »Die Jagd hat Ähnlichkeit mit meinem Beruf«, und war froh über diesen gelungenen Themenwechsel. Sepps Augenbrauen gingen nach oben. »Wie du das Rudel Gämsen ausgemacht hast und wie du den einen Gamsbock beobachtet hast, um dann zu entscheiden: ›Der ist es!‹, hat mich an meinen Beruf erinnert. Auch ich muss viel beobachten, analysieren und dann entscheiden, was ich tue. So wie der Jäger sich zum Schuss bereit macht und auf den Moment wartet, bis das Wild in der richtigen Position steht, so muss auch ich mich manchmal gedulden und warten. Und im passenden Moment muss ich agieren, ohne zu zögern, sonst stellt sich der Erfolg nicht ein.«
Sepp hörte interessiert zu. »Du meinst, wir sind im Grunde beide Jäger?«
»Na ja, der Vergleich hinkt natürlich. Aber in gewisser Hinsicht sehe ich da Parallelen. Zumindest was die Mühen, die Analyse, das Treffen von Entscheidungen angeht.«
Sepp nickte. »Kann sein, dass da was dran ist. Wen jagst du denn im Moment? Wieder einen Mörder?«
Fabio lehnte sich zurück. Sein erster Fall als Commissario in Südtirol war in der Tat ein Mord. Eigentlich gar nicht seine Spezialität. War auch mehr Zufall, dass er dahintergekommen war. Und richtig, während der Ermittlungen hatte er Elisabeth kennengelernt. Das hatte ihn damit versöhnt, dass er sich aus Rom abgeschoben gefühlt hatte. Zu Sepp gewandt sagte er: »Wen jage ich im Moment? Ich weiß es nicht. Wir haben da ein paar arme Wichte in der Mangel. Einfache Leute. Kommen möglicherweise aus Rumänien. Typische Armutskriminelle. Die reisen in ein wohlhabendes Land ein, begehen Eigentumsdelikte und verschwinden, wenn sie genug beisammenhaben. Aber irgendetwas ist da komisch. Die Typen sind für mich die klassischen Einbrecher. Irgendwo hinein, zusammenraffen, was herumliegt, und schnell wieder hinaus. Wenn die am Tag 200 Euro geklaut haben, ist das mehr, als sie im Monat in der Heimat verdienen können. Wenn sie dort überhaupt Arbeit haben. Aber die beiden machen es kompliziert. Brechen nur in Tankstellen ein. Beim ersten Mal manipulieren sie das Zahlungsterminal. Beim zweiten Einbruch holen sie aus dem Zahlungsterminal eine Chipkarte heraus. Und die Verwertung der darauf gespeicherten Daten ist der eigentliche Gewinn. Und genau diese Verwertung, die traue ich den beiden nicht zu. Also müssen andere dahinterstecken. Und da bin ich dran. Aber an die Hintermänner zu kommen ist schwierig.« Fameo machte eine Pause und fügte dann hinzu: »Damit habe ich in Rom meine Erfahrungen gemacht. Aber an diese Typen kommt man nur ganz schwer heran. Und wenn sie wittern, dass du ihnen auf der Spur bist, kann es dir passieren, dass du kaltgestellt wirst.«
Sepp nickte. »Elisabeth hat mir davon erzählt.«
Fabio war verblüfft, dass Sepp offenbar Bescheid wusste. Also hatte Elisabeth ihrer Familie alles von ihm erzählt.
Sepp räusperte sich. »Aber hier fühlst du dich doch wohl?« Die Frage war ernst gemeint. Sepp wollte natürlich wissen, ob Fabio überlegte, später vielleicht von hier wegzugehen und seine Tochter dann möglicherweise mitzunehmen.
»Ja, ich fühle mich hier sehr wohl. Und das hängt natürlich mit Elisabeth zusammen. Außerdem gefallen mir das Land und die Leute. Und ich kann mir eine Zukunft mit Elisabeth durchaus auch in Prissian vorstellen. Ich glaube sowieso nicht, dass sie ihre Apotheke aufgeben würde. Sie hängt sehr an ihrem Beruf und an den Leuten. Und ich habe eine klare Perspektive in der Questura. Wenn der Vicequestore in zwei Jahren in den Ruhestand geht, bin ich als sein Nachfolger vorgesehen. Das ist durchaus ein guter Posten. Wie es dann weitergehen wird, kann ich jetzt noch nicht sagen. Aber der Vicequestore hat sein Amt seit vielen Jahren inne, ohne dass er sich jemals verändern hat müssen. Vielleicht gelingt mir das ja auch.« Damit wollte er Elisabeths Vater beruhigen.
Der nickte nur und sagte: »In der heutigen Zeit kann man damit leider nicht rechnen.« Sepp schaute Fabio direkt in die Augen. »Ihr kennt euch gerade mal ein paar Monate und redet direkt vom Heiraten. Ich sehe auch, dass ihr beide innig ineinander verliebt seid. Meine Elisabeth habe ich vorher noch nie so voller Freude erlebt. Aber wollt ihr nicht vielleicht noch etwas zuwarten? Ich meine, ich will euch da nicht dreinreden, aber mich erschreckt das Tempo, das ihr vorlegt, doch ein wenig. Meine Tochter ist sicher ganz reizend. Aber sie ist auch manchmal, wie soll ich das ausdrücken, sie hat halt ihren eigenen Kopf. Und ich weiß nicht, ob du das schon mal erlebt hast. Das musst du nämlich aushalten können. Und das kannst du nur im Alltag erleben. Und wenn ihr vor lauter Verliebtheit den Alltag, ich meine den grauen Alltag, noch nicht miteinander verbracht habt, dann kann das ein Erwachen geben, das euch vielleicht ernüchtert.«
»Das waren klare Worte aus Sepps Mund«, dachte Fabio, »Respekt.«
»Wenn ich es euch doch sage!« Die Stimme des Jungen überschlug sich fast. »Im Fang hat der Fuchs einen Arm gehabt, einen richtigen Arm. Von einem Menschen.« Die anderen Jäger am Stammtisch lachten. »Ja, Junge, was glaubst du werden die Carabinieri dazu sagen, wenn du ihnen erzählst, dass hier ein Fuchs mit einem Menschenarm im Fang herumläuft? Gerade 16, kurz vor der Jägerprüfung, und dann erzählst du eine solche Geschichte. Geh, denk nach, wie oft hast du einen Fuchs schon vorher gesehen? Und wie sicher bist du beim Ansprechen von Wild überhaupt. War es überhaupt noch hell genug?«
»Es war schon dämmrig, aber ich hab den Fuchs genau gesehen. Er schnürte am Waldrand entlang und hatte einen Arm im Fang. Ich hab deutlich die Hand gesehen.« Und etwas leiser: »Es war, als ob sie winkte.«
Da brach ein Lachen unter den anderen Jägern los. »Sie winkte!«, johlten sie. »Winke, winke, ade und goodbye!« Der Junge verstummte.
Nur einer der Jäger hatte die ganze Zeit aufmerksam zugehört und glaubte dem Jungen. Sicher, die Geschichte war haarsträubend und für sich genommen unglaubwürdig. Aber der Junge hatte in seiner Ausbildung zum Jäger oft bewiesen, dass er eine besonders gute Beobachtungsgabe hat. Der Jäger stand auf und blickte streng in die Runde. Die anderen verstummten nach und nach. Als Stille eingekehrt war, sagte er ganz ruhig und mit der Autorität des Ältesten: »Ich glaube ihm. Und jetzt informieren wir die Carabinieri.«
*
Tommaso Caruso beendete das Telefongespräch mit einem freundlichen »Ciao« und lehnte sich nachdenklich in seinen Bürostuhl. »Komische Meldung war das«, murmelte er. Dann stand er auf und rief den Sergente vom Dienst zu sich. Es war schon nach zehn Uhr abends und eigentlich nur einem Zufall zu verdanken, dass er überhaupt noch in der Bozner Hauptwache war. Er war mit seiner Frau in Bozen essen gegangen. Sie waren jetzt fast 25 Jahre verheiratet und er hatte überlegt, wie er mit Anna die anstehende Silberhochzeit feiern wollte. Viele Freunde hatten sie hier nicht gewonnen und so lag der Gedanke nah, gemeinsam in Urlaub zu fahren. Eine Kreuzfahrt vielleicht? Oder mit ihren Familien in der sardischen Heimat zu feiern. Aber seit er Fabio kannte, fühlte er sich nicht mehr allein. Er hatte also die Idee, mit Fabio und Elisabeth in einem schönen Restaurant zu feiern. Er hatte vom Batzenhäusl in Bozen viel gehört, er wollte es ausprobieren und hatte Anna deshalb dorthin zum Essen eingeladen. Es sollte ein besonderer Abend werden. Und Anna war begeistert!
»So gemütlich!«, hatte sie gesagt. Man hatte ihnen auf der ersten Etage einen kleinen liebevoll gedeckten Tisch im Erker zugewiesen. Tommaso registrierte, dass man sich besonders nett um sie bemühte. Er hatte vorher angerufen und reserviert. Dabei hatte er erwähnt, dass er »zur Probe essen wolle«. Er hatte auch angedeutet, dass er bald Silberhochzeit habe. Das Essen war fantastisch. Die Kellnerin hatte ihnen als Vorspeise die hausgemachten Schlutzkrapfen, danach die gegrillte marinierte Ochsenlende in der Gemüsepfanne mit Knoblauchbrot empfohlen. Dazu gab es das selber gebraute »Bozner Bier«. Eigentlich waren sie danach satt. Aber als »Sünde danach« gönnten sie sich die Apfelküchlein mit hausgemachtem Rosmarineis. Anna war entzückt. Auch der dazu empfohlene Wein war vorzüglich. Tommaso war nach diesem Abend überzeugt, dass es eine gute Idee sein würde, seine Silberhochzeit hier mit seinen wenigen, aber guten Freunden zu feiern.
Anna und er waren beschwingt, als sie spät am Abend durch Bozen zurück zu ihrem Auto bummelten, das Tommaso im Innenhof der Hauptwache der Bozner Carabinieri geparkt hatte.
Als Anna bereits eingestiegen war, fiel ihm ein, dass er das Protokoll über die Vernehmungen der Kartendiebe mit nach Hause nehmen wollte. Fabio hatte ihn gebeten, sie ihm mitzubringen. »Anna, ich muss noch mal kurz ins Büro. Ich habe Fabio versprochen, einige Unterlagen mitzubringen.«
Anna kräuselte ihre Stirn. Das tat sie immer, wenn sie etwas komisch fand. »Fabio will noch am Sonntagabend Akten studieren?« Soviel sie wusste, war Fabio mit seiner Verlobten bei deren Eltern im Ultental. Fabio hatte Tommaso erzählt, dass es jetzt ernst würde mit ihm und Elisabeth. Sie wollten heiraten. Anna meinte: »Fabio wollte sich doch an diesem Wochenende als zukünftiger Schwiegersohn präsentieren. Dass einer da noch an die Arbeit denken kann?« Einleuchtend erschien es ihr nicht.
Tommaso nickte: »Ist halt ein Römer. Da weiß man eh nicht, ob nicht auch ein wenig Schau dahintersteckt.« Jedenfalls suchte er gerade die Akte, als das Telefon läutete. Er nahm ab, ohne darüber nachzudenken, wie spät es war und dass seine Frau unten im Auto wartete.
Das wurde ihm erst wieder bewusst, als er den Brigadiere vom Dienst rief. »Nur so viel, Brigadiere, das war gerade eine Meldung von der Carabinieristation in Karthaus. Die sind soeben vom Wirt des Gasthauses Jägerrast darüber informiert worden, dass ein junger Jäger heute Abend kurz vor Einbruch der Dunkelheit einen Fuchs gesehen haben will, der einen abgetrennten menschlichen Arm im Maul gehabt haben soll. Klingt irgendwie komisch. Das Gasthaus Jägerrast soll im Pfossental liegen. Einsam da oben. Und sie haben jetzt den Auftrag, die Vermisstenmeldungen der letzten Monate durchzugehen. Alles, was irgendeinen Bezug zum Pfossental, Schnalstal und Umgebung hat, möchte ich am Montag auf meinem Schreibtisch haben, verstanden?« Der Brigadiere salutierte und entfernte sich. »Merkwürdige Sache«, dachte Tommaso, als er zu seiner Frau ins Auto stieg.
Als Fabio am Montag um 9 Uhr sein Büro in der Questura in Bozen betrat, war er überrascht, dass er auf seinem Schreibtisch eine Notiz seiner Sekretärin fand, dass der Vicequestore ihn sprechen wolle. Dass der Vicequestore an einem Montag so früh schon da war, hatte es in der Vergangenheit nicht gegeben.
Er war ein Herr Anfang der sechzig. Seit Urzeiten, so schien es zumindest, regierte er als oberster Polizeichef seinen Bezirk. Ein Lebemann, dem man nachsagte, an vielem interessiert zu sein – außer an der aktiven Polizeiarbeit. Allerdings täuschte dieser Eindruck. Das hatte Fabio schnell festgestellt, als er vor noch nicht allzu langer Zeit hier angefangen hatte. Der Vice war ein schlauer Fuchs, dem nichts entging, was in seiner Questura vorging. Allerdings hielt er sich nur selten dort auf. Er arbeitete vielmehr an und mit seinem Geflecht aus Beziehungen in der Politik, in der Wirtschaft und vor allem im Baugewerbe. Auf diese Weise steuerte er seine Geschäfte. Es wurde ihm nachgesagt, dass er dabei nicht nur die Geschäfte der Polizei, sondern auch seine privaten wirtschaftlichen Interessen verfolgte. Über familiäre Bande sei er an lukrativen Bauvorhaben beteiligt, munkelte man in der Questura. Fabio konnte sich das mittlerweile gut vorstellen. Aber sicher war er sich dessen nicht.
Der Vice hatte ihn hie und da mitgenommen, wenn er »wichtige Leute« traf. Meist in den besten Restaurants der Gegend und immer in separaten Hinterzimmern. Der Vice war ihm gegenüber vordergründig nett. Es war ausgemachte Sache, dass Fabio ihm in zwei Jahren in seinem Amt folgen sollte. Das hatten sie ihm in Rom jedenfalls angedeutet, als man ihn nach Bozen versetzt hatte. Als Trostpflaster dafür, dass man ihn in Rom loswerden wollte. So hatte Fabio es jedenfalls verstanden. Der Vicequestore hatte ihn neugierig in Empfang genommen, und es hatte den Anschein, dass er Spaß daran hatte, seinen »Nachfolger« einzuarbeiten. Damit war allerdings nicht die Polizeiarbeit gemeint. Fabio hatte den Eindruck, dass der Vice ihn in seine »Beziehungen« einbauen wollte, um die Vorteile, die er als Insider der Polizei hatte, auch nach seiner Pensionierung zu nutzen. Fabio betrachtete diese Masche vorerst neutral. Ihm war es zuwider, sich vor den Karren spannen zu lassen. Aber bisher hatte der Vice auch noch nichts Konkretes von ihm verlangt, und er, Fabio, hatte auch noch keine Vorteile genossen. Also gab es auch kein Abhängigkeitsverhältnis. Aber Fabio war auf der Hut. Und so ging er neugierig, aber auch vorsichtig in das Gespräch mit seinem Vorgesetzten.
Der Vice wirkte heute Morgen nicht so souverän wie sonst. Fahrig bot er Fabio einen Platz am Besprechungstisch an. Der Schreibtisch war nicht leer wie sonst, sondern lag voller Papiere. Eine der Schranktüren stand offen und ein Papierschredder stand im Raum, unter dem sich ein nicht zu übersehender Berg von geschreddertem Papier türmte. »Setzen Sie sich, Fameo.« Und nach einem Blick in Fabios erstauntes Gesicht fügte er hinzu: »Ja, es sieht hier aus wie nach einem Bombenangriff. Aber Sie werden das gleich verstehen. Setzen Sie sich doch bitte.« Fabio nahm Platz. Der Vice sortierte noch einige Papiere auf seinem Schreibtisch und kam dann auch zum Besprechungstisch, um Fabio gegenüber Platz zu nehmen. Sie schauten sich an. Der Vice war ein kleiner dicker Mann. Ihm waren wenig Haare geblieben. Seine unansehnlichen Seiten wusste er allerdings durch ausgewählte Garderobe zu kaschieren. Auch heute sah er aus, als würde er den Innenminister empfangen wollen. Aber die Mimikfalten in seinem Gesicht sagten Fabio, dass sein Vorgesetzter ein Problem hatte.
»Mein lieber Fameo. Ich habe nicht viel Zeit für dieses Gespräch, also hören Sie bitte gut zu.« Der Vice machte eine kurze Pause und sammelte sich. »Heute Abend werde ich dieses Büro verlassen haben und Sie sind ab morgen für die Questura verantwortlich.«
»Gut, dass ich sitze«, dachte Fabio, als es auch schon weiterging.
»Wir hatten noch nicht genug Zeit, einander wirklich gut kennenzulernen. Aber ich kann mir denken, dass man Ihnen das eine oder andere über mich erzählt hat. Und Sie haben feststellen können, dass ich meine Arbeit auf meine Art erledige. Das, mein lieber Fameo, ist einigen Leuten schon immer ein Dorn im Auge gewesen. Auch wenn man mich hier in Bozen lange Jahre in Ruhe hat arbeiten lassen, so gibt es Leute, die großes Interesse daran haben, mich kaltzustellen.« Dem Vice entglitt so etwas wie ein Stöhnen und seine Augen sprühten Funken dabei. »Um es kurz zu machen. Rom hat mir geraten, die Amtsgeschäfte mit sofortiger Wirkung ruhen zu lassen.« Pause. Und dann, mehr zu sich selbst: »Ach, was soll’s, Rom hat es angeordnet.« Dabei blickte er Fabio durchdringend in die Augen. »Meine Widersacher meinen herausgefunden zu haben, dass ich einer lukrativen, nicht genehmigten Nebenbeschäftigung nachgehe, und wollen mir daraus einen Strick drehen.« Plötzlich huschte ein Grinsen über das Gesicht des Vicequestore. »Ich glaube aber nicht, dass ihnen der Nachweis gelingen wird. Aber ärgerlich ist das schon für mich. Vor allem kann ich nicht absehen, wie lange ich aus dem Verkehr gezogen sein werde. Und darum müssen Sie, als mein Stellvertreter, jetzt ran. Ich lasse Sie aber nicht alleine. Ich gebe Ihnen jetzt meine private Handynummer. Die kennt sonst niemand. Wenn irgendetwas ist, rufen Sie mich an. Aber wenn Sie mich anrufen, verabreden wir uns nur zu einem Essen. Keine Informationen über das Handy, verstanden? Informationen werden nur mündlich ausgetauscht! Ich würde mich nicht wundern, wenn meine Widersacher meine Telefone abhören. Das private Handy kennt zwar niemand, aber Sie wissen ja selber, dass es für die Polizei nicht schwer ist herauszufinden, über welche Anschlüsse ich verfüge.«
Der Vice erhob sich, Fabio tat es ihm nach. »Keine Fragen bitte. Ich bin sicher, dass es nicht lange dauert, bis ich wieder da bin.« Der Vice gab Fabio die Hand, drückte sie fest. »Sie machen das schon. Da habe ich keine Bedenken.« Und mit einem Lachen fügte er hinzu: »Da können Sie schon mal üben, wie das ist, wenn man die Verantwortung für den Laden hat.«
Fabio fühlte sich entlassen und wollte gehen. Da rief ihm der Vice noch etwas zu. »Das hätte ich fast vergessen.« Er trat auf Fabio zu und legte seine rechte Hand auf Fabios linke Schulter. »Ich habe eine Assistentin für Sie besorgt. Eine junge Vicecommissaria. Ganz frisch von der Akademie. Sie wird morgen ihren Dienst antreten.« Fabio wollte etwas erwidern. Dass er sich seine Assistentin oder seinen Assistenten lieber selber ausgesucht hätte, dass die Chemie stimmen müsse und so weiter. Aber der Blick, mit dem der Vice ihn musterte, sagte ihm, dass jetzt nicht die Zeit und nicht der Ort waren, um Bedenken zu äußern.
»Sie brauchen jemanden an Ihrer Seite. Jemanden, der Ihnen die Nebensächlichkeiten abnimmt. Damit Sie sich auf das Wesentliche konzentrieren können.« Bei diesen Worten drückte er Fabios Schulter und damit war dann wohl auch alles gesagt. Der Vice wendete sich ab. Fabio war entlassen.
*
Zurück in seinem Büro, atmete Fabio erst einmal tief durch. »Die Woche fängt ja gut an.« Sein Blick wanderte über seinen Schreibtisch. Da lag die Akte mit den Rumänen. Er hatte sie am Sonntagabend in seinem Briefkasten gefunden. Tommaso hatte sie dort am Samstagabend hineingeworfen. Seit Kurzem wohnten sie im selben Ort. Tommaso war kurz nach ihrem gemeinsamen ersten Fall zum Maresciallo Aiutante befördert worden. Das brachte ihm eine Versetzung in die Hauptwache der Carabinieri in Bozen ein. Damit war er zwangsläufig seine Dienstwohnung in Terlan los. Das wäre nicht so schlimm gewesen. Aber Anna, seine Frau, vermisste ihren Gemüsegarten! Das war ein Drama.
Fabio hatte über Kontakte seiner Freundin ein kleines Haus in Tisens ausfindig gemacht, das zu mieten war. Und einen Garten hatte es auch. Und so waren sie Nachbarn geworden. Überhaupt war durch ihre Freundschaft etwas gelungen, was sonst kaum denkbar war. Ein Commissario der Questura machte sozusagen gemeinsame Sache mit einem Carabiniere. Wo die doch sonst eher miteinander konkurrierten.
Und so arbeiteten sie auch an ihrem gemeinsamen Fall, wie sie es nannten, gerne zusammen. Die Einbrüche in den Tankstellen bearbeiteten die Carabinieri unter Tommasos Leitung. Fabio erhielt alle Informationen, weil Tommaso sicher war, dass Fabios Vermutung zumindest nicht abwegig war. Tommaso hatte noch nie mit organisierter Kriminalität zu tun gehabt, Fabio schon. Und so kooperierten sie mehr oder weniger an allen Spielregeln vorbei. Da konnte es auch passieren, dass Tommaso seinem Freund Kopien von Verhörprotokollen der Carabinieri in den Briefkasten legte. Aber Fabio war am Sonntag zu müde, um sie zu studieren. Das Wochenende mit seinem zukünftigen Schwiegervater hatte ihn ganz schön geschlaucht.
Am Sonntagmorgen hat der die »Gams aus der Decke geschlagen.« Wieder so ein Jägerausdruck. Das steif gewordene Tier, das über Nacht im »Häusel« ausgeblutet war – ausgeschweißt, wie die Jäger sagen –, hatte Elisabeths Vater mit schnellen Schnitten und entschlossenem Ziehen an der »Decke« – so nannte er das Fell – enthäutet und anschließend zerlegt. Die Teile des Wildbrets kamen in Plastiksäcke und waren so leicht zu transportieren. Das Frühstück gab es anschließend. Eier mit Speck aus der Eisenpfanne, in der sie am Samstagabend die Leber zubereitet hatten. Dann wurde alles aufgeladen und gegen Mittag hatten sie den Abstieg von der Hütte geschafft. Den Geländewagen hatten sie vor dem Aufstieg am Freitag an einem Holztransportweg geparkt. Elisabeth war bei ihrer Mutter auf dem Hof geblieben und freute sich sehr, Fabio gesund und munter wiederzusehen.
Als sie Sonntagabend spät zurück nach Tisens fuhren, erzählte ihm Elisabeth, dass ihr Vater recht erstaunt gewesen sei, dass »so ein Bürohengst« ohne zu murren alles mitmache. Es schien, als ob er bei Elisabeths Vater gepunktet habe, war dann aber auch todmüde, als sie zu Hause ankamen. Fabio ging sofort ins Bett und schlief wie ein Murmeltier.
Jetzt, am Montagmorgen in der Questura, so kurz nach der Mitteilung, die ihm der Vicequestore soeben gemacht hatte, fühlte er sich wie ausgelaugt, antriebsarm und innerlich leer.
»Eigentlich war das Wochenende erlebnisreich genug. Das mit dem Vice hätte ich jetzt nicht auch noch gebraucht«, dachte er. Da läutete sein Telefon. Es war Tommaso.
»Hallo Fabio, wie wäre es mit einem Espresso. Ich will dir was erzählen.« Fabio freute sich, die Stimme des Freundes zu hören. Mit ihm konnte er auch über das soeben Erlebte sprechen, ohne Gefahr zu laufen, dass es gleich weitererzählt wurde.
»Hast du schon vom Vicequestore gehört?«, fragte Fabio. Tommaso verneinte. »Lass uns einen Kaffee trinken gehen, dann erzähle ich dir alles.« Die Questura und das Hauptquartier der Carabinieri lagen fast nebeneinander. Sie hatten ein kleines Café in der Nähe zu ihrem Treffpunkt erwählt. Wann immer sie sich etwas zu erzählen hatten, das nur für ihre Ohren bestimmt war, trafen sie sich dort. Als sie ihre Espressi bekommen hatten, erzählte Fabio Tommaso kurz, was er soeben vom Vice erfahren hatte.
Tommaso räusperte sich: »Scheint noch nicht die Runde gemacht zu haben. Hat mir noch kein Vögelchen geflüstert.« »Und was heißt das?«
»Das heißt, dass der Vice einen Anruf bekommen haben muss. Gäbe es einen schriftlichen Befehl aus Rom, wüssten alle darüber Bescheid und ich hätte es schon erfahren. Also wird der schriftliche Befehl aus Rom demnächst hier eintreffen. Und dann ist der Vice schon weg.«
»Du meinst, man hat ihn vorgewarnt?«
»Würde er sonst alleine schreddern? Wäre er sonst um diese Stunde schon im Büro?« Fabio nickte.
Tommaso schmunzelnd: »Muss ich jetzt Vicequestore zu dir sagen?«
Fabio warf ein Zuckertütchen nach Tommaso, der es reaktionsschnell, aber irgendwie lässig mit der rechten Hand auffing. Die beiden verband eine innige Männerfreundschaft. Sie kannten sich zwar erst seit Kurzem, es schien ihnen aber, als ob sie einander schon ewig kennen würden. Tommaso war um einiges älter und war Maresciallo von Terlan, als sie sich kennenlernten. Durch ihre erfolgreiche gemeinsame Arbeit waren sie praktisch Nachbarn geworden, denn Fabio hatte seine kleine, muffige Dienstwohnung in Bozen aufgegeben und war zu Elisabeth gezogen. Elisabeth wohnte in einer kleinen Wohnung über ihrer Apotheke in Tisens.
Praktisch war, dass Fabio jeden Morgen mit Tommaso nach Bozen fahren konnte, denn ein Auto hatte er nach wie vor nicht. Auf der Fahrt heute Morgen hatte ihn Tommaso leicht gefrotzelt, ob er glaube, dass sich die Akte mit den Rumänen, die immer nur hin und her gefahren würde, dadurch irgendwie schneller abschließen lasse. Fabio hatte ihm daraufhin erzählt, dass sein Wochenende anstrengender gewesen war, als er es vorhergesehen hatte. Elisabeth hatte von einem Wochenende mit ihren Eltern im Ultental gesprochen – als so eine Art Familientreffen. Dass ihr Vater einen Belastungstest mit ihm durchführen wollte, wusste keiner von ihnen vorher.
Tommaso verstand sofort. »Test bestanden. Dann kannst du ja die Hochzeit planen!«
Fabio wiegte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob ich es bin, der planen darf! Es schien mir so, als ob Elisabeths Vater so seine Vorstellungen hat, bäuerlich traditionell und so. Das klang in einem Nebensatz an. Aber das soll mir alles recht sein. Hauptsache ist, ich konnte überzeugen. Und jetzt muss ich noch meine Eltern ins Bild setzen. Aber da wird es keine Probleme geben. Zum einen werden sie sich freuen, dass ich heiraten will. Und zum anderen ist Elisabeth einfach toll. Das werden meine Eltern nicht anders sehen.«
Die beiden schauten sich an und lächelten. Fabio registrierte erst jetzt, dass Tommaso einige Blätter Papier in der Hand hielt. »Ist das was für mich?«
Tommaso reichte ihm die Papiere über den Tisch. »Ich habe dir doch im Auto von der Meldung berichtet, die uns am Samstagabend erreichte: die Sache mit dem Fuchs und der Hand.« Tommaso hatte Fabio am Morgen auf der Fahrt ins Büro davon erzählt. »Und hier sind die Vermisstenmeldungen aus der Umgebung. Der Brigadiere vom Dienst war recht fleißig. Als er keine echten Vermisstenmeldungen in der Datenbank gefunden hatte, ging er alle sonstigen Meldungen durch, in denen nach Menschen gesucht wird. So kam er auf die Idee, aus den Meldungen der Hotels und Pensionen diejenigen herauszufiltern, in denen Gäste abgereist sind, ohne bezahlt zu haben. Darunter die, die irgendetwas von Wert zurückgelassen haben, und darunter wieder diejenigen, die irgendwie in der Nähe des Pfossentals liegen. Das gab dann null Treffer. Dann kam er auf die Idee, dass der Meraner Höhenweg auch durch das Pfossental führt, und ließ dieselbe Anfrage für alle Orte laufen, von denen für gewöhnlich Wanderer zu diesem Weg aufbrechen. Und das gab dann drei Treffer: einer in Meran, zwei in Naturns. Die Meldungen hältst du in Händen. Die Meldungen aus Naturns betreffen zwei junge Frauen, die im Mai in einer Pension genächtigt, noch vor dem Frühstück das Haus verlassen haben und nicht mehr wiedergekommen sind. Das zurückgelassene Gepäck war vollständig. Also Waschzeug, Koffer mit kompletter Garderobe und Schuhe. Nichts von Wert, aber alles, was man auf Reisen braucht. Die beiden haben sich auch nicht angemeldet, den Anmeldezettel wollten sie am nächsten Morgen ausfüllen. Aber da waren sie ja schon verschwunden. Der andere Fall, der aus Meran, ist auch interessant. Da handelt es ich um einen Mann, der nach Aussagen der Wirtin den Meraner Höhenweg gehen wollte. Der kam auch nicht wieder und hat ebenfalls alles zurückgelassen, auch seine Personalausweise. Davon gab es drei, und alle waren gefälscht. Die Wirtin beschrieb ihn als seriösen älteren Herrn. Sein Gepäck ist bei den Carabinieri in Meran eingelagert. Das können wir uns ja mal ansehen.«
Fabio nickte. »Aber sollten wir vielleicht nicht zuerst eine Leiche haben? Ich meine, was ist mit dem Zeugen? Ein junger Mann, nicht wahr? Ist er glaubhaft? Was sagen die örtlichen Carabinieri? Und wo, mein lieber Tommaso, liegt eigentlich das Pfossental genau?« Fameo war erst seit einigen Monaten in der Bozner Questura. Seitdem hatte sich sein Leben grundlegend verändert. Er hatte die Frau gefunden, die er heiraten wollte, sein neuer Job war interessanter als er zunächst gedacht hatte, aber das Land kannte er immer noch nicht.
Tommaso, der fast von Anfang an dabei war, als Fameo in Südtirol ankam, wusste das. Er erläuterte geduldig: »Das Pfossental ist ein Seitental vom Schnalstal. Bei Naturns fährst du ins Schnalstal und dann musst du aufpassen, dass du die schmale Abzweigung zum Pfossental nicht übersiehst. Dann geht es steil bergauf und oben, am Anfang des Tals, hört der Fahrweg auf. Dann kannst du nur noch zu Fuß weiter.«
Fabio dachte nach. Es wäre schon reizvoll, jetzt dorthin zu fahren. Aber kriminalistisch unprofessionell. Es gab bisher nichts als eine Aussage, die auch die Carabinieri aus Karthaus überprüfen konnten. Dafür musste er nicht raus. »Was sagen denn die Carabinieri von Karthaus? Hast du dort schon angefragt?«
Tommaso nickte. »Ich kenne den Maresciallo. Der kennt den Jungen, der den Fuchs gesehen haben will. Es ist ein junger Bursche aus der Gegend, der sich auf die Jägerprüfung vorbereitet und immer draußen im Wald ist, sooft es ihm seine Zeit erlaubt. Der Maresciallo sagt, dass man ihm glauben kann. Sein Jagdausbilder ist begeistert von dem Jungen. Der hätte ein Auge, davon können selbst erfahrene Jäger nur träumen. Der Ausbilder glaubt, was der Junge erzählt hat.«
»Und was will der Maresciallo unternehmen?«
»Der wird heute Abend ins Pfossental fahren und mit den Jägern sprechen. Die sollen die Augen offen halten und die Gegend absuchen, wo der Junge den Fuchs gesehen hat.«
»Warum erst heute Abend?«
»Die Jäger dort oben treffen sich abends im Gasthaus Jägerrast. Das liegt am Eingang zum Tal. Bis dahin kannst du mit dem Auto fahren. Die Jäger sind alles Bauern aus der Gegend und sind tagsüber auf ihren Höfen und haben zu tun. Die kriegst du nur am Stammtisch zusammen.«
»Was hältst du davon, wenn wir einen Leichenspürhund anfordern?«
Tommaso hatte selber schon daran gedacht. »Ich habe schon mal angefragt. Unsere Polizeihunde sind alle im Einsatz. Da bekommen wir auf Tage keinen. Aber es gibt da einen von der Bergwacht, den ich kenne. Die haben zwei Hunde, die sie bei Lawinenabgängen einsetzen, um Menschen zu finden. Die sind im Sommer – wie soll ich sagen – unterbeschäftigt. Mein Kamerad von der Bergwacht hätte nichts dagegen, wenn wir seine Hunde einsetzen. Das wäre eine Abwechslung für sie, hat er gesagt. Die Hunde kommen aus den Dolomiten und könnten in zwei Stunden hier sein.«
Fabio schmunzelte. »Du schlägst also einen Ausflug ins Pfossental vor? Der Vice braucht mich heute nicht mehr, die Rumänen können warten und ich lerne eine neue Ecke von eurem Südtirol kennen?«
Tommaso lächelte. »Das ist jetzt auch dein Südtirol. Spätestens, wenn du deine Südtirolerin geheiratet hast. Gewöhne dich schon mal dran.«
»Du hast ja recht. Aber das Unternehmen lohnt nur, wenn wir den Jungen dabeihaben, der uns die Stelle zeigt« – im selben Moment wusste er, dass Tommaso das bereits organisiert hatte.
Denn der grinste ihn breit an. »Ich habe bereits mit ihm gesprochen. Er steht auf Abruf bereit.« Tommaso genoss offensichtlich das verdutzte Gesicht Fabios. »Du hast nur ein Problem.«
»Und das wäre?«
»Du bist falsch angezogen.« Mit einem Blick auf Fabios dunkelblauen Anzug und der Bemerkung: »Das ist so ähnlich wie Gamsjagen im Ultental«, machte Tommaso deutlich, was Polizeiarbeit in Südtirol auch bedeuten kann.
»Also, was schlägst du vor?« Fabio war klar, dass Tommaso den Tag offensichtlich für sie beide durchgeplant hatte. Und so war es auch. Tommaso hatte bereits am Sonntag mit dem Maresciallo aus Karthaus und seinem Kumpel von der Bergwacht telefoniert. Nur den Jungen konnte er erst am Montag früh erreichen. Deshalb hatte er Fabio auf der Fahrt nach Bozen noch nichts von seinem Plan erzählt. Es war lange her, dass er im Pfossental war. Seiner Erinnerung nach war es einsam da oben. Das Gasthaus Jägerrast kannte er. Der Wirt machte einen herrlichen Bergkäse und seine Käserei war weit über das Tal hinaus bekannt. Es zog sich ein Weg durch das Tal, der gerne von Wanderern begangen wurde, die Richtung Eisjöchel unterwegs waren. Das Pfossental selbst war bei schönem Wetter idyllisch. Bei Schneegestöber und stürmischem Wind kamen nur die Einheimischen mit den Unbilden der Natur klar.
Als Tommaso heute Morgen erwacht war, kam ihm der Gedanke, Fabio dieses schöne Tal zu zeigen. Nicht ganz ohne Eigennutz, denn bei dieser Gelegenheit wollte er seiner Frau einen der schönen Käse mitbringen, die dort oben hergestellt wurden. Die Erkenntnisse aus den verschiedenen Telefonaten und schließlich die Bereitschaft des jungen Zeugen, ihnen jederzeit zur Verfügung zu stehen, schienen seinen Plan zu begünstigen. Jetzt musste er nur Fabio überzeugen. Das war heute nicht schwer, wie es schien, nur dass er heute wieder angezogen war, als ob er einen Termin beim Landeshauptmann hätte. Fabio war stets perfekt angezogen. »Ist halt aus Rom«, sagte sich Tommaso immer, wenn er ihn sah.
Er selbst sah in Zivil wenig spektakulär aus. Ihm genügten die Sachen, die man auf den Märkten kaufen konnte. War eine Hose verschlissen, kaufte er sich eben eine neue. Aber vorher nicht.
Fabio dagegen war genau das Gegenteil. Er schien aus einem dieser Modekataloge entsprungen zu sein. Und dann hatte er diesen Fimmel, immer seine Schuhe blitzblank haben zu müssen. Einmal waren sie in Bozen unterwegs gewesen und mussten durch eine Baustelle durch. Kaum waren sie zurück am Auto, holte er eine Schuhbürste heraus, um seine Schuhe vom Staub zu reinigen. Tommaso hatte noch nie einen Mann erlebt, der mit einer Schuhbürste lebte. Aber so war Fabio eben. Aber was Ermittlung in schwierigem Gelände anging, musste Fabio noch dazulernen. »Was hast du denn im Ultental angehabt?«, wollte Tommaso wissen.
Fabio wusste, worauf Tommaso anspielte, und grinste in sich hinein. Ihm war schon klar, dass sie modisch nicht auf einer Wellenlänge waren. Das tat ihrer Freundschaft auch keinen Abbruch. »Na, was denkst du? Ich habe natürlich meine Lackschuhe dabei gehabt und sie mir in den Bergen völlig ruiniert.« Fabio feixte weiter: »Und Elisabeths Vater meinte nur, das wäre mit einer ordentlichen Profilsohle nicht passiert. Also habe ich mir jetzt Profilsohlen bestellt, die ich unter all meine Schuhe nageln lassen werde.«
Da musste Tommaso lachen. »Okay, okay, du hast mich erwischt. Aber im Ernst, du musst dich umziehen. Darum schlage ich vor, dass ich jetzt den Jungen anrufe und ihn für die Mittagszeit in den Gasthof Jägerrast bestelle. Außerdem sage ich meinem Kameraden Bescheid, dass er mit den Hunden dorthinkommt. Wir fahren dann nach Hause, du ziehst dich um und dann geht es ab ins Pfossental.«
Tommaso fuhr einen der schweren Geländewagen der Hauptwache. »Den brauchen wir heute«, hatte er nur gesagt, als Fabio ihn fragend anschaute. Aber die Straßen waren gut ausgebaut, als sie ins Schnalstal fuhren. Mit den Worten: »Da oben wohnt der Reinhold Messner«, hatte Tommaso auf Schloss Juval gezeigt, das sich hoch am Berg links vom Eingang ins Schnalstal zeigte.
»Aha, heute mit Touristeninformation!«, hatte Fabio gedacht und geschmunzelt. Die Straße schmiegte sich eng an die steile Felswand. »Ein Meisterstück der Straßenbaukunst«, dachte Fabio. »Und ein Glück, dass ich nicht selber fahren muss.« Ihm waren die kurvenreichen Strecken nach wie vor ein Gräuel. »Daran werde ich mich noch gewöhnen müssen.« Vor Karthaus gab es eine Abzweigung ins Pfossental, Fabio hätte diese glatt übersehen. Von da an wurde die Straße kurvig, steil und eng. »Wenn uns jetzt ein dicker Wagen entgegenkommt«, dachte er, als Tommaso dicht an den Abhang fuhr, um einen Kleinbus vorbeizulassen, der talwärts fuhr. Zwischen die Fahrzeuge passte kaum ein Blatt Papier, schien es Fabio, dessen Blick aus dem Beifahrerfenster direkt in die Tiefe ging. Tommaso hatte die Geschwindigkeit kaum merklich verringert und schien nicht ein bisschen beeindruckt.
»Das war aber eng«, brachte Fabio heiser hervor.
Tommaso grinste leicht. »Nicht wirklich, da war noch reichlich Platz«, gab dieser zur Antwort und beschleunigte. Der Wagen schaffte die knapp 500 Meter Höhenunterschied mühelos. Er kletterte die Bergstraße hinauf, die sich meist zwischen dichtem Nadelwald, manchmal auch durch Almwiesen ihren Weg zu suchen schien. Hie und da gab es ein Gehöft am Straßenrand, aber es wurde von Kilometer zu Kilometer einsamer. Es war kurz vor zwölf, als sie einen recht großen Parkplatz erreichten. Ein alter Mann wies sie ein und verzichtete darauf, eine Gebühr zu erheben, als er Tommasos Uniform sah.
Tommaso sagte: »Jetzt sind wir da. Weiter geht es nicht. Willkommen auf 1700 Metern Höhe.« Er ging schnurstracks auf die Ansammlung von Häusern zu, die einige Meter höher lagen als sie geparkt hatten. Das Erdgeschoss gemauert und weiß gekalkt, die oberen Etagen eine Art Blockhaus aus dicken, dunklen, fast schwarzen Balken erbaut. Das leuchtende Rot der Geranien quoll aus den vielen Balkonblumenkästen und lenkte den Blick von der verwitterten Oberfläche wohltuend ab. Die Häuser hatten Dächer mit Holzschindeln, die von langen Brettern festgehalten wurden, die wiederum mit dicken Steinen beschwert waren. »Traditionelle Bauart«, dachte Fabio. Hinter den Häusern reckte sich der Berg steil in die Höhe. Vom Tal sah Fabio noch nicht viel und so fragte er: »Tommaso, wo ist eigentlich das Tal?«
Der antwortete: »Gleich hinter der nächsten Biegung kannst du es sehen. Die Jägerrast ist so eine Art Pforte. Hinter der Biegung geht es dann auf 2000 Meter mäßig bergauf. Aber nur zu Fuß, soweit ich mich erinnere. Am Ende des Tals kommen die Eishöfe und dann geht es steil bergauf zum Eisjöchl. Das liegt dann schon bei knapp 2900 Metern. Da kann es dann auch schon mal ungemütlich werden, wenn das Wetter nicht mitspielt.« Tommaso zeigte auf das rechte Haus. »Aber jetzt lass uns dort einkehren, du wirst es nicht bereuen. Und der Käse ist einmalig gut. Den musst du probieren.« Sprach es und stapfte los.
Fabio wunderte sich nicht mehr darüber. Sein Freund hatte ihn in der Vergangenheit schon mehrfach damit überrascht, dass er die interessantesten kulinarischen Genussquellen kannte. Wie es schien, war er in seiner Zeit als Maresciallo viel herumgekommen. Und gutes Essen interessierte ihn nicht nur, er verstand auch viel davon. Und so hatte Fabio es akzeptiert, Tommasos kulinarische Abstecher als einen angenehmen Teil des Berufs zu empfinden. »Also nichts wie ihm nach«, dachte er, »Hunger habe ich auch.«
Die Gaststube war um diese Zeit mäßig besucht. Am Tisch gegenüber der Theke saßen drei alte Männer mit blauen Schürzen und spielten Karten. Auf einer kleinen Anrichte gleich neben dem Eingang waren unter einer Glashaube verschiedene Käse zu sehen. »Das ist der Käse, von dem ich dir erzählt habe.« Tommaso deutete auf die Glashaube. »Da bringst du deiner Elisabeth einen mit.« Er zwinkerte Fabio zu. Dann ging er mit festen Schritten auf die Theke zu. Dahinter kam eine Frau mittleren Alters zum Vorschein. Sie war klein und ragte gerade über die Theke. Tommaso musste ihr nichts erklären, denn er hatte vorher angerufen und ihr Kommen angekündigt. Die Wirtin, als solche stellte sie sich vor, führte sie zu einem gedeckten Tisch im Nebenraum. Der war größer als der Schankbereich und bot Platz für vierzig Personen. An den Wänden hingen Trophäen von allen Wildtieren, die es im Gebirge gab.
»Gamskrucken« entfuhr es Fabio mit dem Blick auf die gebogenen dunklen Stangen der Gämsen, die hier in reichlicher Zahl an den Wänden hingen.
Die Wirtin nahm das sofort wahr. »Auch ein Jäger?«, fragte sie.
»Nein, das nicht, aber ich bin kürzlich auf die Jagd mitgenommen worden.« Die Wirtin nickte ihm zu. »Nehmen Sie bitte Platz. Der Bub kommt gleich, hat er gesagt. Was darf es denn sein?« Es war klar, dass sie die Bestellung für das Mittagessen abfragte. Und der Bub war bestimmt der junge Zeuge, der den Fuchs gesehen haben wollte. Tommaso bestellte für sich ein Wildragout und ein Bier. Fabio nahm das Gleiche. Zum Ragout gab es einen Semmelknödel, dessen Größe auf die enormen Hände der Köchin schließen ließ. Die Soße war ein Gedicht und das Fleisch zerfiel fast auf der Gabel, so zart war es.
Fabio grinste Tommaso an. »Du hast diesen Termin nicht zufällig wegen des Essens gemacht? Und du hast nicht zufällig alles so arrangiert, dass auch ich der Meinung war, dass wir hier herauf mussten?
Tommaso machte ein Gesicht, als verstünde er nicht, was Fabio meinte, und kaute einfach weiter. »Schmeckt es dir?«, war das Einzige, was er dazu sagte. Und: »Dann war das doch keine schlechte Idee, oder?«
Ihre Unterhaltung wurde durch das Erscheinen eines jungen Mannes unterbrochen, der sich ihnen als Peter Raich vorstellte. Sie luden ihn ein, Platz zu nehmen. Tommaso wollte ihn zum Essen einladen, aber der junge Mann hatte bereits gegessen.
»Und Sie haben also gesehen, wie ein Fuchs einen Arm von einem Menschen im Maul hatte?«, fing Fabio das Gespräch an.
»Ja, das habe ich. Ich habe oben an der Klammerwand angesessen. Als es zu dunkeln begann, kam ein junger Fuchs geschnürt. Am Waldrand entlang. Und im Fang hatte er einen Arm. Einen nackten menschlichen Arm. Ich habe eine Hand erkennen können. Und den Unterarm. Beim Ellenbogengelenk war der Arm abgetrennt. Ich nehme an, dass der Fuchs den Arm an dieser Stelle abgebissen hat.«
Fabio lehnt sich zurück. »So, so, nehmen Sie das also an.« Seiner Stimme war zu entnehmen, dass er nicht wusste, was er davon halten sollte. Ein Fuchs, der einen Arm am Ellenbogengelenk abbeißt. »Geht das überhaupt?«, fragte er sich. Und dann zum Jungen gewandt: »Mal angenommen, Ihre Beobachtung trifft zu, haben Sie eine Erklärung, wie ein halber Arm in den Fang eines Fuchses gelangen kann?«
Der Junge nickte. »Füchse sind auch Aasfresser. Sie machen keinen Unterschied, ob sie ein totes Tier oder einen toten Menschen finden. Sie fressen beides. Und Füchse haben scharfe Zähne. Die kriegen alles klein. Es sollte für einen Fuchs kein Problem sein, eine menschliche Leiche zu zerlegen. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass nur ein Fuchs an die Leiche gelangt. Hier oben gibt es viele Füchse, und Füchse haben einen ausgesprochen guten Geruchssinn. An einer menschlichen Leiche werden viele Füchse zerren.«
Der kennt sich ja aus, dachte Fabio. Und es schien ihm das Natürlichste von der Welt, was er da so ruhig von sich gab. Als ob ihm das gar nichts ausmachen würde. »Und wie glauben Sie, kommt eine menschliche Leiche in das Tal?«, fragte er weiter.
»Das weiß ich natürlich auch nicht. Aber es kann doch sein, dass es sich um einen Unfall handelt, oder? Ich meine, da, wo ich den Fuchs gesehen habe, ist steiles Gelände. Dort gibt es keine Wanderwege. Wenn aber einer dort herumgelaufen ist, dann kann es gut sein, dass er irgendwo abgestürzt ist. Dort oben findet man einen Menschen nicht so schnell. Das Gelände ist zerklüftet und schwer zu begehen.«
»Sie sagen, da oben, wie hoch oben ist das denn?«, wollte Tommaso wissen.
Der Junge wandte sich ihm zu. »Hier hinter dem Haus geht der Pirschpfad steil nach oben. Wir müssen durch das Waldstück Richtung Atzboden, so heißt der Berg hinter dem Haus. Der ist zirka 2400 Meter hoch, also rund 700 Meter höher als hier. Ich wollte auf Gams gehen. Da muss ich oberhalb des Waldes ansitzen. Da oben, zwischen dem Atzboden und dem Rauhstein, steht ein Rudel, das kann man oft gut beobachten.«
Fabio dachte nach. »Der Junge machte einen besonnenen Eindruck. Keiner, der sich wichtig nimmt oder sich wichtig machen will. Und er kann sich das Gesehene auch erklären. Aber irgendwas war komisch. Ein nackter Arm. Gut. Aber wenn einer verunfallt, dann mit Kleidung. Und der Fuchs hatte einen nackten Arm, ohne Hemd, ohne Jacke. Gut. Kann auch sein, wenn er den Arm aus der Kleidung herausbeißt. Ist aber schon irgendwie kompliziert. Und eine nackte Leiche? Unwahrscheinlich. Die Dunkelheit war zur Zeit der Beobachtung schon hereingebrochen. Was sieht man da noch?« Fabio erinnerte sich an den Jagdausflug mit Elisabeths Vater. »Man sieht nicht mehr viel. Man erkennt nicht mehr alles. Das Gehirn interpretiert das, was man sieht, und übersetzt es, vergleicht es mit alten, gespeicherten Bildern. Ob der Junge da nicht irgendwas gesehen hat, das wie ein Arm aussah, aber vielleicht irgendein weißer Stock war?« Fabio blickte den Jungen fragend an.
Der schaute ruhig zurück, ganz in sich ruhend. »Dieser Commissario glaubt mir das genauso wenig, wie die alten Jäger. Der traut dir eben nicht viel zu. Dabei habe ich Augen, um die mich alle beneiden. Aber ich habe recht. Ich weiß, was ich gesehen habe.«
Und als Tommaso dieses stumme Zwiegespräch gerade unterbrechen wollte, bellten draußen Hunde. »Ah«, rief Tommaso, »das werden die Hunde sein!« Und im selben Moment ging die Tür auf und ein kräftig gebauter Mann in signalroter Funktionskleidung betrat den Raum. Um ihn herum tobten zwei große Hunde, die auf ein kurzes Kommando des Mannes sofort still wurden und sich hinlegten.
Als er Tommaso sah, grinste er. »Hallo, alter Freund! Hier bin ich.«
Tommaso stellte seinen Freund von der Bergwacht den anderen vor. Essen wollte er nichts. Er schlug vor, sofort mit der Suche zu beginnen. »Die Hunde sind jetzt voller Kraft. Das sollten wir nutzen. Aber ich sage gleich, dass jeder Hund höchstens zwanzig Minuten arbeiten kann, dann braucht er eine lange Pause. Wir haben also im schlechtesten Fall höchsten vierzig Minuten. Manchmal schaffen sie noch einen zweiten Gang. Dann hätten wir im besten Fall achtzig Minuten.« Und zu dem jungen Mann gewandt: »Wir machen es so: Sie gehen an den Platz, wo Sie den Fuchs gesehen haben, und nehmen dieses Funkgerät.« Er gab ihm ein Gerät. »Und dann lotsen Sie mich mit dem ersten Hund an die Stelle, wo Sie den Fuchs beobachtet haben. Wenn Sie die Stelle richtig treffen, dann gibt es die kleine Hoffnung, dass sich dort ein wenig Leichengeruch an irgendwas angeheftet hat. Wenn der Hund anschlägt, kann ich Ihnen versichern, dass dort eine Leiche war – oder ein Teil. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Diese Hunde habe ich selber abgerichtet. Sie sind Spezialisten.« Der Stolz war ihm deutlich anzuhören.
Der Junge schien erfreut, dass es endlich losging. Er blickte kurz auf die Schuhe der anderen und nickte. Tommaso nahm das wahr und fragte: »Ist was nicht in Ordnung?« »Doch, doch, ich habe nur geschaut, ob Sie die richtigen Schuhe haben. Das wird ein steiler Anstieg, bis wir an der Stelle sind. Und da brauchen Sie festes Schuhwerk.«
Fabio hatte Mühe, das Tempo mitzuhalten, das die anderen vorlegten. Der Weg ging steil bergauf, wie es der Junge gesagt hatte. Aber es schien, als wollte er nicht aufhören. Die Männer schwitzten. Es war warm und der Anstieg anstrengend. Nur die Hunde hatten keine Probleme. Die freuten sich, dass sie heute rauskamen. Tommaso bewegte seinen massigen Körper erstaunlich elegant durch das steinige Revier. Und sein Freund von der Bergwacht ebenso. Die beiden unterhielten sich dabei auch noch fortlaufend. Von dem Jungen hatte er nichts anderes erwartet. Ein Kind der Berge halt, trainiert, gewohnt, sich in unwegsamem Gelände zu bewegen, und ortskundig. Die vielleicht 500 Höhenmeter schafften sie in knapp zwei Stunden – durchgeschwitzt bis auf die letzte Faser.
Der Junge hatte das wohl vorhergesehen und holte aus seinem Rucksack drei Handtücher hervor, für jeden eines. Er hatte auch eine Feldflasche dabei. Die war leer. Mit einem Grinsen ging er zu einem kleinen Bach und füllte sie. »Getränke muss man nicht bis hier oben schleppen, die gibt es hier gratis.« Das Gebirgswasser tat wohl. Es schmeckte gut. Der Junge setzte sich auf einen Stein und blickte durch sein Fernglas. »Hier habe ich gesessen und da oben«, er zeigte auf den Waldrand, der sich vielleicht rund 100 Meter weiter oben befand, »habe ich den Fuchs gesehen.« Jetzt nahm auch der Freund von Tommaso sein Fernglas. Der Junge erklärte: »Siehst du die alte Wetterfichte?«
Der Bergführer antwortete: »Ja, hab ich.«
»Daneben gibt es einen kleinen Einschnitt in der Wiese.«
»Ja, sehe ich.«
»Aus diesem Einschnitt ist der Fuchs gekommen, dann nach rechts ab und am Waldrand entlang geschnürt, bis zu der Gruppe von Krüppelkiefern. Drei Stück sind’s, hast du die?«
»Ja, sehe ich.«
»Da ist der Fuchs dann in den Wald gelaufen. Das Ganze hat vielleicht eine Minute gedauert.«
Der Bergretter setzte das Glas ab. »Ich geh da jetzt hin. Du dirigierst mich genau auf die Punkte. Und dann lasse ich den Hund arbeiten. Den zweiten Hund lasse ich hier. Der würde sonst sofort loslegen, wenn er da oben wäre. Wenn der erste Hund erschöpft ist, bringst du mir den zweiten«, wandte er sich an Tommaso, »damit ich meine Position nicht verlassen brauche. Der Hund sucht in einer Zickzacklinie, da man von hier aus nicht den exakten Weg des Fuchses nachvollziehen kann. Deshalb brauchen wir für das kleine Stück relativ lange. Alles klar?«
Der Junge dirigierte den Bergretter über Funk zu dem Platz, wo er den Fuchs gesehen haben wollte, und der Hund begann mit der Kreuzsuche. Tommaso und Fabio beobachteten das mit ihren Ferngläsern. Die schweißnassen Hemden waren in der Sonne fast getrocknet. Sie sahen, wie der Hundeführer seinen Hund systematisch über die Fläche führte, die der Fuchs möglicherweise betreten hatte. Der Junge beobachtete alle Bewegungen genau und korrigierte nur selten, aber sehr präzise.
»Ob der sich wirklich nach so langer Zeit noch an solche Details erinnern kann?«, fragte sich Fabio. »Andererseits habe ich bei Elisabeths Vater auch gesehen, dass er sehr genau beobachtet. Vielleicht können das Jäger besonders gut? Macht ja auch Sinn. Wenn man eine Gämse schießt und die fällt tot um, dann sollte man schon wissen, wo sie liegt, denn sonst sucht man lange.«
Jetzt forderte der Hundeführer den zweiten Hund an. Der erste brauchte eine Pause und Tommaso marschierte mit dem zweiten Hund los. Auf dem Weg bergauf zum Waldrand sah Tommaso, dass über die perspektivische Verzerrung das Areal von unten gesehen viel, viel einfacher aussah, als es in Wirklichkeit war. Vor dem Waldrand war eine lang gestreckte Wiese, mit Mulden und einigen kleinen Tümpeln. Von unten sah es aus wie ein Strich und hier oben war es eine große Fläche, voller Gerüche für die Hunde. Der erste Hund hatte vielleicht ein Achtel des Areals abgesucht. Tommaso erkannte sofort, dass der zweite Hund das erste Viertel vollmachen würde, mehr nicht. Er blieb bei dem ersten Hund sitzen, so wie es ihm sein Freund auftrug.
Der zweite Hund begann mit der Suche. Aufgeregt folgte er den Anweisungen seines Herrn, suchte den Waldrand entlang und dann wieder ins offene Gelände. Das Funkgerät knackte ab und zu und die Stimme des Jungen war zu hören. Der Hund wurde, den Anweisungen des Jungen folgend, jetzt weiter am Waldrand eingesetzt. Und plötzlich schlug er an. Er stellte sich vor einen Baumstumpf und bellte, blickte nur noch auf den Stumpf. »Treffer!«, rief der Hundeführer.
*
Als der Junge und Fabio den Waldrand erreichten, untersuchten Tommaso und der Hundeführer bereits die Stelle, an der der Hund angeschlagen hatte. Am Baumstumpf war nichts zu sehen. Der Hundeführer ließ seinen Hund jetzt weitersuchen. Er sollte der Spur folgen. Der Hund suchte mit tiefer Nase und verfolgte den Weg, der nach den Beschreibungen des Jungen der Fuchs genommen hatte. Die Spur ging in den Wald hinein und ungefähr 100 Meter hinter dem Waldrand endete sie in einem Fuchsbau. Der Hund wurde ganz unruhig und war kaum zu beruhigen. »Da können Sie sicher sein, dass hier eine Leiche, oder vielleicht auch nur der Arm einer Leiche drin ist«, sagte der Bergführer zu Fabio.
»Kann man da ran?«, fragte Fabio.
Der Junge war ihnen mit einigem zeitlichen Abstand gefolgt. Die letzte Frage hatte er mitbekommen. »Sie können den Fuchsbau ausgraben, das geht. Ist aber eine Höllenarbeit. Der Bau kann steil nach unten gehen und ist meist verzweigt. Also rein praktisch gesehen ist das ein schwieriges Unterfangen.« Und nach einer Pause: »Reicht Ihnen Blut fürs Erste?«
Die drei schauten den Jungen verblüfft an. »Blut?«
»Ich habe eine kleine Menge gefunden, an einem Grashalm neben dem Baumstumpf. Kann ja sein, dass es von dem Arm stammt. Ist ziemlich wahrscheinlich, kann natürlich auch von einem Tier sein. Aber das müsste Ihr Labor doch herausfinden können, oder?«
Der Junge ist clever, dachte Fabio. Tommaso war schon mit dem Jungen unterwegs, um den Grashalm sicherzustellen.
*
»Also, was haben wir? Die Aussage des Jungen. Einen Grashalm, an dem möglicherweise Blut haftet. Das Verhalten des Hundes, von dem der Bergführer sagt, er riecht Menschen noch unter zehn Metern Schnee. Also liegt der abgetrennte Menschenarm irgendwo im verzweigten Fuchsbau, wenn die Beobachtungen des Jungen stimmten. Mehr haben wir nicht.« Fabio schaute Tommaso an. »Oder?«
Tommaso kaute und nickte. Die beiden saßen wieder im Gasthaus Jägerrast. Tommasos Freund musste nach Hause, konnte nicht zum Essen bleiben, und der Junge wollte offensichtlich nicht länger bleiben. Er wollte heute noch auf die Pirsch, »auf Gämsen«, wie er sagte. Tommaso hatte nach dem anstrengenden Aufstieg und dem etwas weniger anstrengenden Abstieg einen gewaltigen Appetit entwickelt und freute sich auf eine große Portion Käse. Deswegen war er ja auch eigentlich hier heraufgefahren.
Fabio saß ebenfalls vor einer ordentlichen Portion Bergkäse, hatte aber noch nichts angerührt. Seine Gedanken waren bei dem Erlebten. »Was kann dahinterstecken?«, fragte er sich. »Ein Unfall scheint wahrscheinlich, aber es gibt hier aus der Gegend keine Vermisstenmeldungen. Die Vermisstenmeldungen, die ihm Tommaso vorgelegt hatte, sollte man noch einmal überprüfen. Aber irgendwie passen die Orte der Meldungen und der mögliche Fundort des Arms nicht zusammen. Ein Verbrechen? Bisher gibt es keine Anhaltspunkte dafür. Und Tommaso hat nur noch den Käse im Blick. Was habe ich nur für einen gelüstigen Kollegen!«
»Und was sollen wir mit unseren vagen Erkenntnissen anfangen?« Die Frage war an Tommaso gerichtet.
Der hatte bemerkt, dass sein Freund sich im Gedankengestrüpp verhedderte. Er kaute den Bissen zu Ende, nahm einen Schluck Bier, lehnte sich zurück und sagte: »Ganz einfach. Jetzt sollen die örtlich zuständigen Carabinieri den Fuchsbau aufgraben oder aufgraben lassen. Dann sollen sie die Bauern und Jäger um Mithilfe bitten. Die sollen die Augen offen halten und in den nächsten Tagen ein bisschen mehr in der Gegend herumschauen als üblich. Wenn hier jemand durch einen Unfall ums Leben gekommen ist, dann muss seine Leiche noch irgendwo sein, oder zumindest die Reste von der Leiche. Die sollen vor allem im Umkreis des Fuchsbaus suchen. Ich weiß nicht, wie weit so ein Fuchs so einen Arm im Maul schleppen kann. Aber das werden die Jäger vielleicht wissen. In dem Umkreis sollen sie suchen oder zumindest die Augen aufmachen. Und wir«, er schaute Fabio mit einem kleinen Lächeln an, »wir geben den Grashalm in die Pathologie. Die sollen herausfinden, ob Blut anhaftet und ob es von einem Menschen ist, und wenn ja, was uns das Blut noch sagen kann.« Nach einer kleinen Pause, in der er einen weiteren Schluck nahm, sagte er: »Wir waren eigentlich sehr erfolgreich heute. Hätte ich gar nicht geglaubt, dass wir mit so einem Ergebnis nach Hause fahren.« Er machte wieder eine Pause. »Und wir werden nicht nach Hause fahren, ohne vorher reichlich Käse eingekauft zu haben. Nun probier schon, es lohnt, wirst schon sehen!«