Lieblingsplätze auf Rügen und Hiddensee - Frank Meierewert - E-Book

Lieblingsplätze auf Rügen und Hiddensee E-Book

Frank Meierewert

0,0
13,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
  • Herausgeber: GMEINER
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

Kreidefelsen, Strände, Backsteingotik - all das fällt einem ein, wenn man an Rügen, Hiddensee und Stralsund denkt. Doch die Region bietet weitaus mehr. Frank Meierewert entführt Sie mit kurzweiligen Erlebnisberichten an seine Lieblingsplätze und lässt dabei Insulaner, Familie und Freunde zu Wort kommen. So entsteht ein sehr persönliches Bild der Gegend, gespickt mit maritimen Genüssen und Geheimtipps. Erleben Sie den Herthasee, wandeln mit einem Nachtwächter durch Stralsund oder entdecken den sagenhaften Hiddenseeschmuck.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Lieblingsplätze auf Rügen und Hiddensee

Frank Meierewert

Impressum

Autor und Verlag haben alle Informationen geprüft. Gleichwohl ändern sich Gegebenheiten, daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Möchten Sie ein Feedback geben, freuen sich Autor und Verlag: [email protected]

Aus Gründen der Lesbarkeit und Sprachästhetik wird in diesem Buch das generische Maskulinum verwendet. Mit der grammatischen Form sind ausdrücklich weibliche sowie alle anderen Geschlechtsidentitäten mit berücksichtigt, insofern dies durch die Aussage geboten ist.

Sofern nicht im Folgenden gelistet, stammen alle Bilder von Frank Meierewert:

Rolf Reinicke 12, 20, 30, 62, 102, 104, 108, 110, 122, 130, 146, 164, 172, 178, 184; Dirk Meierewert 26, 56; Sylvia Vandermeer 28, 32, 48, 58, 74, 96, 98, 142, 158, 186; Nero Kindermann 38; Naturerbezentrum Rügen 82; Rico Nestmann 92, 138

Alle Seitenangaben in diesem Buch beziehen sich auf die Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe.

Besuchen Sie uns im Internet:

www.gmeiner-verlag.de

1., überarbeitete Neuausgabe 2023

© 2013 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 0 75 75/20 95-0

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat/Redaktion: Anja Kästle

Herstellung: Julia Franze

E-Book: Mirjam Hecht

Bildbearbeitung/Umschlaggestaltung: Susanne Lutz unter Verwendung der Illustrationen von © Mtys, dunnet, eyewave, jan stopka, SimpleLine – stock.adobe.com; © Susanne Lutz

ISBN 978-3-8392-7528-3

Inhalt

Impressum

  Goden Dag,

Vorwort: Die Insel Rügen

Insel Rügen

  1 Den Himmel mit der Hand berühren

Gager: Zickersches Höft

  2 Von Lehm und Vergänglichkeit

Groß Zicker: Pfarrwitwenhaus

  3 Kleinod der Backsteingotik

Groß Zicker: Kirche

  4 Das Land der Strandräuber

Ostseebad Mönchgut: Lotsenturm in Thiessow

  5 Winter auf Rügen

Ostseebad Mönchgut: Spaziergang am Thiessower Strand

  6 Nackt hinterm Windfang

Ostseebad Mönchgut: FKK-Strand bei Lobbe

  7 Von Strebern und Sitzenbleibern

Ostseebad Mönchgut: Schulmuseum Middelhagen

  8 Kochen mit Kräutern und feinen Salzen

Ostseebad Göhren: Villa mit Sonnenhof

  9 Ein Leben für Mönchgut

Ostseebad Göhren: Heimatmuseum

  10 Wenn der Hering zieht

Ostseebad Baabe: Fischerstrand

  11 Ein Leben für das Meer

Ostseebad Baabe: Restaurant Zum Fischer

  12 Von Fischbrötchen und Fährmännern

Ostseebad Baabe: Am Bollwerk

  13 In der weiten Welt zu Hause

Ostseebad Sellin: Kolonial-Stübchen

  14 Im Zeichen der Goldenen Zwanziger

Ostseebad Sellin: Seebrücke

  15 Das Gold des Meeres

Ostseebad Sellin: Bernsteinmuseum

  16 Auf dem Ostseeküstenradweg

Ostseebad Sellin: Mit dem Fahrrad von Seedorf nach Lauterbach

  17 Zu Besuch im Auenland

Ostseebad Sellin: Ferienpension Seeblick in Neuensien

  18 Von Buschwindröschen und Buchen

Zirkow: Mit dem Naturerlebnisverein Rügen durch die Granitz

  19 Mit Wasser und Dampf über die Insel

Ostseebad Binz: Zugfahrt mit dem Rasenden Roland

  20 Ein Ort zum Wohlfühlen und Zuhören

Ostseebad Binz: Katholische Kirche Stella Maris

  21 Ich wandere ja so gerne …

Ostseebad Binz: Hochuferweg nach Sellin

  22 Für Strandläufer und Genießer

Ostseebad Binz: Strandhalle

  23 Vom Bückling, der mal ein Hering war

Ostseebad Binz: Fischräucherei Kuse

  24 Leichtigkeit und Eleganz in Beton

Ostseebad Binz: Ulrich Müthers Rettungsturm

  25 Unter weißen Segeln

Ostseebad Binz: Auf dem Großsegler Mir

  26 Dem Horizont ein Stück näher

Ostseebad Binz: Seebrücke

  27 Einhundert Jahre Tradition und Luxus

Ostseebad Binz: Kurhaus Binz

  28 Ein Geschmack von Heimat

Ostseebad Binz: Restaurant freustil im Hotel Vier Jahreszeiten

  29 Aus dem Leben eines Strandkorbs

Ostseebad Binz: Strandkörbe auf Rügen

  30 Eine Zeitreise bei höchsten Genüssen

Ostseebad Binz: Hotel Villa Salve

  31 Im Glanze Wilhelminischen Jugendstils

Ostseebad Binz: Strandpromenade

  32 Ein Baudenkmal im Wandel der Zeit

Ostseebad Binz: Ehemaliger KdF-Bau in Prora

  33 Mit Rügens Natur auf Augenhöhe

Ostseebad Binz: Baumwipfelpfad im Naturerbe Zentrum Rügen bei Prora

  34 Wo Erdbär Karlchen zu Hause ist

Zirkow: Karls-Erlebnis-Dorf

  35 Ganz in Weiß mit bunten Blüten

Putbus: Erkundung der Rosenstadt

  36 Jäger der Dämmerung

Putbus: Schlosspark

  37 Unter Bäumen sollst du fahren …

Putbus: Die Alleenstraßen auf Rügen

  38 Von Rügenfürsten bis Honecker

Putbus: Ausfahrt zur Insel Vilm ab Lauterbach

  39 Die Offiziersmesse von Kapitän Nemo

Putbus: Hotel und Restaurant Nautilus in Neukamp

  40 Wo die Hügel Namen tragen

Garz: Hügelgrab Der Himmel bei Silmenitz

  41 Wunder auf dem Zudar

Garz: St.-Laurentius-Kirche in Zudar

  42 Wo seltene Biere vergoldet werden

Rambin: Rügener Insel-Brauerei

  43 Frei wie ein Vogel

Dreschvitz: Insel-Rundflüge ab Güttin

  44 Beliebt, verehrt … umstritten

Bergen: Ernst-Moritz-Arndt-Turm

  45 Der Ruf der Piraten

Ralswiek: Störtebeker Festspiele

  46 Der Herrscher der Lüfte

Ralswiek: Greifvogelschau

  47 Altem Baumwissen auf der Spur

Lietzow: Waldführung mit Martina Korth

  48Zurück in die Steinzeit

Sassnitz: Feuersteinfelder bei Neu Mukran

  49 Ein Tor zur Welt

Sassnitz: Stadthafen

  50 Abtauchen in ein Militär-U-Boot

Sassnitz: H.M.S. Otus, Erlebniswelt U-Boot

  51 Im Zeichen der Jakobsmuschel

Sassnitz: Pilgerwege auf der Insel Rügen – Von Sassnitz nach Stralsund

  52 Caspar David Friedrichs Inspiration

Sassnitz: Wanderung zur Kreideküste

  53 Opferkult am Herthasee

Lohme: Herthasee bei Hagen

  54 Dem Gutsherrn in die Töpfe geschaut

Lohme: Hotel Schloss Ranzow

  55 Endlich wieder zu Hause

Lohme: Restaurant-Café Daheim

  56 Vom Strandfund zum Schmuck

Lohme: Steinmüller Steinmanufaktur

  57 Klappersteine und Karibikstrand

Glowe: Strand

  58 Die Vögel des Glücks

Breege: Kranichfahrt zum Großen Jasmunder Bodden

  59 Das Geheimnis des Svantevit-Steins

Altenkirchen: Pfarrkirche

  60 Auf den Spuren von Pastor Kosegarten

Putgarten: Vitter Kapelle

  61 Dem Leuchtturmwärter sei Dank

Putgarten: Kap Arkona

  62 Zu Besuch im Märchenwald

Putgarten: Nordstrand von Wittow

  63 Die schwebende Promenade

Wiek: Kreidebrücke

  64 Schäferstündchen auf dem Museumshof

Gingst: Historische Handwerkerstuben

  65 Das Glück auf dem Rücken der Pferde

Ummanz: Erlebnis-Bauernhof Kliewe

  66 Manches geschieht unverhofft

Waase: St.-Marien-Kirche

  67 Dem Wind hinterher

Suhrendorf: UMMAII Windsurfing Rügen – Surfen auf Ummanz

Insel Hiddensee

  Van’t harten willkoumen

Hiddensee: Die Insel

  68 Von Runenzeichen und Hausmarken

Kloster: Inselkirche Hiddensee

  69 Ein Literaturnobelpreis für Hiddensee

Kloster: Gerhart-Hauptmann-Haus

  70 Der Goldschatz des Dänenkönigs

Kloster: Heimatmuseum Hiddensee

  71 Die Kunst zu leben

Vitte: Künstler in der Blauen Scheune

  72 Zu Gast bei den Südern

Neuendorf: Vom Fährhafen zum Strand

Hansestadt Stralsund

  Wi freugen uns, Se to seihn

Stralsund: Hansestadt

  73 Ein Hauch von Paris

Stralsund: Brasserie Grandcafe

  74 Mit dem Meer auf Augenhöhe

Stralsund: Meeresmuseum

  75 Leute, Leute, lasst euch sagen …

Stralsund: Historische Altstadt

  76 Wenn Träume segeln lernen

Stralsund: Die Gorch Fock (I)

  77 Das Inselchen hinter dem Ziegelgraben

Stralsund: Dänholm

Karte

  Goden Dag,

Vorwort: Die Insel Rügen

ich bin die Insel Rügen. Einige Tausend Jahre ist es her, dass ich geboren wurde. Zuerst bestand ich nur aus Inselkernen und Erhebungen, die aus dem Meer ragten. Langsam bildeten sich zwischen ihnen durch Ablagerung sogenannte Nehrungen, die sich irgendwann so weit verfestigten, dass sich Pflanzen und Tiere auf mir niederließen. Später kamen Menschen hinzu, die gelernt hatten, mit Booten übers Wasser zu fahren. Sie lebten auf mir, betrieben Ackerbau und Fischfang, was sich viele Jahrhunderte lang nicht ändern sollte.

In dieser Zeit stritten mehrere Länder und deren Regierungen um mich. Zuerst siedelten die Ranen, ein Slawenstamm aus dem Osten, auf mir. Dann, in Verbindung mit der Christianisierung, erschienen die Dänen. Ihnen folgten die Schweden und denen wiederum die Preußen. Den einfachen Menschen auf Rügen – ganz wichtig, es heißt »auf« und nicht »in« Rügen – war das ziemlich egal. Sie bestellten weiter die kargen Böden und fingen zweimal im Jahr den Hering, der zum Laichen an die Küste kam. Sie gaben ihm den Namen »Brotfisch«, weil er das Überleben ihrer Familien sicherte.

Ende des 19. Jahrhunderts reichte den Preußen im fernen Berlin die Sommerfrische am Wannsee nicht mehr, jetzt wollten sie an die Ostsee. Die Idee für den Seebäderverkehr war geboren und für die Insulaner erschloss sich eine neue Einnahmequelle. Villen wurden gebaut, Strandkabinen aufgestellt, und bald tummelten sich Bade- und Sonnenhungrige an meinen Stränden.

Einigen gefiel es hier so gut, dass sie beschlossen, für immer zu bleiben. Das brachte die Ortsansässigen dazu, zwei Kategorien von Inselbewohnern zu kreieren. Erstens: der Rüganer. Er ist der wahre, der waschechte Insulaner, der nachweislich seit drei Generationen auf der Insel lebt, hier geboren wurde und dem es im Traum nicht einfallen würde, von hier wegzugehen. (Und wenn doch, kommt er so schnell wie möglich zu mir zurück.) Zweitens: der Rügener. Er ist zugezogen, hat hier aus beruflichen Gründen oder wegen der Liebe seine Zelte aufgeschlagen oder er wurde hier geboren und hat die Dreigenerationenhürde nicht genommen. Als Drittes gibt es natürlich noch den Urlauber. Er verbringt seine kostbarsten Tage im Jahr bei mir. Ich darf Ihnen verraten, egal ob Rüganer, Rügener oder Urlauber, ich mag sie alle.

Als größte Insel Deutschlands mit 926 Quadratkilometern und über 500 Kilometer Küstenlinie gebe ich mir viel Mühe, zu gefallen. Man findet auf mir beinahe alles, was das Herz begehrt: malerische Strände und das Meer; geheimnisvolle Buchenwälder und Hügelgräber; eine sagenumwobene Kreideküste und den Rasenden Roland; Leuchttürme und Kirchen; Museen und eine Freilichtbühne, auf der von den Abenteuern des Piraten Klaus Störtebekers berichtet wird.

Natürlich verbringen nicht nur die Urlauber, sondern auch die Insulaner ihre Tage gerne am Strand. Letztere jedoch, wenn möglich, an einsamen und weniger stark frequentierten Plätzen, die häufig nur mit dem Fahrrad erreichbar sind. Mein Profil ist nicht so flach und eben, wie Sie denken mögen. Bei mir geht es schon mal richtig den Hügel rauf und wieder runter.

Viele Insulaner sind begeisterte Freizeitkapitäne. Da wird dicht am Wind gesegelt oder mit Motorkraft durch die Wellen gepflügt. Und später ankert man irgendwo im Bodden, angelt ein wenig, grillt und schaut mit der Liebsten nach Sternschnuppen.

Sie schmunzeln? Glauben Sie mir, auf Rügen gehen die Uhren langsamer. Und neigt sich die Saison dem Ende zu, bleiben sie beinahe ganz stehen. Dann kehrt Ruhe ein. Ein Teil der Insulaner schmiedet nun selbst Urlaubspläne; einige verbringen ein paar Tage auf einer anderen Insel und manch einer wagt sich sogar in eine große Stadt oder verreist mit dem Flugzeug. Nach ihrer Rückkehr stellen jedoch alle übereinstimmend fest, dass hinter der großen Rügenbrücke die Welt doch eine andere ist.

Frank Meierewert

Insel Rügen

  1 Den Himmel mit der Hand berühren

Gager: Zickersches Höft

Für meine Frau Sylvia sind die welligen Rasenhügel, die sich unter bunten Trockengraswiesen verstecken, der perfekte Ort, um wieder »runterzukommen«. Hier auf den Hügelkuppen zwischen manns­hohen Sanddornbüschen, Föhrenwäldchen und den grasenden Schafen von Schäfer Westphal entschleunigt sich das Leben schlagartig. Die Luft um einen herum ist erfüllt von Blumenduft und Grillen­zirpen. Wolken segeln wie Schiffe über den endlos blauen Himmel und Sperlinge baden vergnügt im Sand. Endlich einmal durchatmen. Vergessen ist die Hektik der Großstadt, das Gewusel in den U-Bahnen, der nächtliche Lärm und das ständige Handyklingeln. Irgendwie sind diese Hügel ein bisschen wie das Ende der Welt.

Vielleicht liegt es daran, dass Groß Zicker eine Halbinsel ist und das beeindruckende Steilufer, das Zickersches Höft, deren Ende bildet. Wer Lust verspürt, kann unterhalb dieses Steilufers entlangwandern, was circa zwei bis drei Stunden dauert. Es gibt aber auch eine Abkürzung: Ungefähr auf der Hälfte der Strecke, am Nonnenloch, führt eine Treppe vom Strand weg zurück in Richtung Groß Zicker. Nutzen Sie diesen Weg, verpassen Sie jedoch eine botanische Seltenheit, die Wildapfelbäume am Strand von Gager. Entschädigt werden Sie dafür mit der Vielfalt an Blumen und Kräutern, die es auf den Trockenwiesen zu entdecken gibt. Ob Schwalbenwurz, Schlüsselblume, Steinbrech oder Wachtelweizen, sie alle wachsen hier und verdanken ihr Dasein unter anderem dem Rauwolligen Pommerschen Landschaf. Durch die kontinuierliche Beweidung bewahren die Schafe die Rasenflächen vor der Ausbreitung von unerwünschtem Strauchwerk.

Meine Frau sitzt im Gras, streckt sich und schaut ein letztes Mal auf Gager hinab. Der Wind ist aufgefrischt und beugt die Gräser. In der Ferne werden auf einem Boot die Segel gerefft, um in den nahen Hafen einzulaufen. Wie schnell der Tag vergangen ist.

Nach der Wanderung zum Stärken ins Restaurant Taun Hövt. Besonders lecker: Milchreis mit Zucker und Zimt.

1

Zickersches Höft

18586 Gager

 

Taun Hövt

Appartements und Restaurant

Boddenstraße 61

18586 Mönchgut/Groß Zicker

038308 5420

www.taun-hoevt.de

  2 Von Lehm und Vergänglichkeit

Groß Zicker: Pfarrwitwenhaus

Neulich las ich in der Zeitung, dass Lehm als günstiger Baustoff wieder stark im Kommen sei. Natürlich dachte ich bei Lehmbauten zuerst an die heißen und trockenen Gebiete der Erde.

Aber auch in unseren Breiten weiß man seit Langem um deren Vorzüge. So gilt unter anderem das Raumklima in Lehmhäusern als sehr angenehm. Dass darüber hinaus dieser Baustoff auch hier Bestand hat, zeigt das 1720 als soziale Einrichtung errichtete Pfarrwitwen­haus in Groß Zicker. Verstarb ein Pfarrer, wurde dessen mittellose Witwe hier untergebracht und mit dem Notwendigsten versorgt.

Dieses Pfarrwitwenhaus ist ein niederdeutsches Hallenhaus aus Holz, Stroh, Schilf und Lehm. Im Grundriss des Gebäudes vereinigen sich alle Funktionen des bäuerlichen Lebens. Neugierig betrete ich es durch die »Grote Dör« und befinde mich sofort in der Diele, auch Halle genannt, dem Arbeits- und Wirtschaftsraum. Deutlich erkennbar ist die Holzbalkenkonstruktion, die das Haus stützt, und gleichzeitig, durch die Abstände der Balken, die Größe der einzelnen Räumlichkeiten bestimmt. Im vorderen Teil reihen sich linker Hand Koben aneinander, die als Tierställe dienten. Daran schließen sich im hinteren Teil des Hauses die gute Stube, die Küche mit Ofen und Kamin und der Schlafraum an. Rundherum sind die Wände aus Lehm, alle etwas krumm und schief und weiß gekalkt. Über meinem Kopf lagern unter dem spitz zulaufenden Schilfdach Netzwerk und Reusenstangen, Anker und Zaumzeug.

Das Haus, so erfahre ich, wurde bis 1984 bewohnt und in allen Bereichen genutzt. Meine anfängliche Begeisterung für Lehm ist verflogen. Sicher hat man heute andere Möglichkeiten, diesen Werkstoff zu verbauen – aber Lehm hat auch Grenzen. Denn zivilisatorisch verhätschelt, soviel wird mir klar, hänge ich doch sehr an meiner Fuß­bodenheizung, an elektrischem Licht und guter Wärmedämmung.

Regelmäßig finden im Sommer im Pfarrwitwenhaus Ausstel­lungen (Kunst und Handwerk) und Abendveranstaltungen (Vorträge und Lesungen) statt.

2

Pfarrwitwenhaus

Boddenstraße 35

18586 Groß Zicker

 

Veranstaltungstermine erfahren Sie im Evangelischen Pfarramt

Boddenstraße 21

18586 Groß Zicker

038308 8248

www.kirche-auf-moenchgut.de

  3 Kleinod der Backsteingotik

Groß Zicker: Kirche

Pastor Olav Metz begrüßt mich vor dem Pfarrhaus in Groß Zicker. Er ist der »Hausherr« der kleinen Dorfkirche unweit des Boddens. Aus rotem Backstein ist sie, frühgotisch und ganz nebenbei das älteste Bauwerk auf Mönchgut. Zu verdanken ist dieses Kleinod der Backsteingotik den Zisterziensermönchen aus dem Kloster Elderna bei Greifswald, die im Jahre 1360 den südlichen Teil von Mönchgut erwarben.

Durch einen kleinen Vorraum betrete ich die Kirche. Ein schmaler Gang führt über den unebenen Boden zum Altar. Rechts und links warten die Kirchenbänke geduldig auf die Gläubigen. Ich nehme Platz und schaue mich um. Über meinem Kopf segelt voller Dankbarkeit ein Votivschiff. Weiter vorn findet ein großer Radleuchter seinen Platz im Kirchenschiff. Er wurde 1868 von den Lotsen gestiftet, welche in der Thiessower Lotsenstation Dienst taten. Ihre Namen sind als Inschriften auf dem Rand verewigt. Der Chorraum ist angenehm schlicht. Ruhe und Frieden finden sind zwei Gedanken, die mir durch den Kopf gehen, während ich hier sitze. Pastor Metz setzt sich neben mich und zeigt mir ein kleines Schächtelchen. Die Ecken sind abgegriffen. Es wurde offenbar häufig benutzt. Als ich es öffne, fällt mein Blick auf zwei Goldringe. Ich nehme einen heraus. »Eigentum der Gemeinde Groß Zicker« ist eingraviert. Eheringe?, frage ich. Pastor Metz nickt. Er entdeckte sie beim Durchschauen alter Kirchenunterlagen. Dass es sie gibt, erklärt er mir, hat mehrere Gründe. Einer war die Armut. Ein anderer die Unfallgefahr, die beim täglichen Umgang mit den Fischernetzen drohte. Deshalb steckte man sie nur während der Trauungszeremonie an. Danach wurden sie wieder in das Schächtelchen zurückgelegt, wo sie auf das nächste Brautpaar warteten.

Besichtigen Sie auch die Kirche in Middelhagen mit dem 1480 geschaffenen spätgotischen Katharinenaltar, der zu den schönsten seiner Zeit zählt.

3

Kirche Groß Zicker

Boddenstraße 14a

18586 Groß Zicker

www.kirche-auf-moenchgut.de

  4 Das Land der Strandräuber

Ostseebad Mönchgut: Lotsenturm in Thiessow

Die Strandräuber von Thiessow waren berüchtigt. Das Leben auf der Halbinsel war hart und die Ernteerträge durch den sandigen Boden übersichtlich. Da war die Ladung eines gestrandeten Schiffes immer willkommen – zumal nach damaliger Gesetzgebung jeder Strandfund dem Finder gehörte. Und kam es vor, dass sich eine Zeit lang kein Schiff in die Untiefen der Insel verirrte, wurde etwas nachgeholfen. Dann loderte das Leuchtfeuer an der falschen Stelle am Strand und der unwissende Kapitän lief auf Grund. Wobei – und das sei an dieser Stelle ausdrücklich erwähnt – in den Chroniken keine Übergriffe auf die Schiffsmannschaften der gestrandeten Schiffe vermerkt wurden.

Trotzdem reichte es der preußischen Regierung im Jahr 1854 mit den Beschwerden der Kaufleute. Sie ließ einen Lotsenturm in Thiessow errichten, von wo aus der Schiffsverkehr überwacht wurde. Die Lotsen dafür wurden extra aus der Ferne herbeigeholt, um bestehende Kontakte zu Einheimischen auszuschließen. Diese Maßnahme zeigte sich nachweislich als sehr erfolgreich, was das Unterbinden des Strandraubs anging. Doch da die Lotsen ledige Männer im Staatsdienst waren, dauerte es nicht lange, bis es zu intensiven Kontakten mit dem weiblichen Teil der einheimischen Bevölkerung kam. Die Resultate kann man in den Kirchenbüchern unter der Rubrik »Heiraten« nachlesen.

Und der Lotsenturm? Heute besitzen die Schiffe computer­gestützte Navigations- und Satellitenortungssysteme, sodass Lotsen an den Küsten Rügens nicht mehr benötigt werden. Der alte Lotsenturm jedoch wurde von der Gemeinde Thiessow renoviert beziehungsweise neu aufgebaut. Gegen ein geringes Eintrittsgeld können Sie das Drehkreuz am Fuße des Turmes passieren. Für das Treppensteigen werden Sie anschließend mit einem der fantastischsten Weitblicke über die Halbinsel Mönchgut belohnt.

Jeden Dienstag und Donnerstag findet in Thiessow der Rügenmarkt statt, wo Händler regionale Erzeugnisse, Obst und Gemüse sowie Kunstgewerbliches anbieten.

4

Ausblick vom

Lotsenturm

Lotsenberg 1

18586 Ostseebad Mönchgut/Thiessow

 

Tourist-Information Thiessow

Hauptstraße 36

18586 Ostseebad Mönchgut/Thiessow

038308 66010

www.ostseebad-moenchgut.de

  5 Winter auf Rügen

Ostseebad Mönchgut: Spaziergang am Thiessower Strand

Im November 2007 wurde ich zu einem ersten Vorstellungsgespräch nach Rügen eingeladen. Alles lief gut. Aber ehrlich, das Wetter ging gar nicht! Dichter Nebel und Dunkelheit lagen über der Küste, dazu ein feiner Nieselregen, der in jede Pore kroch. Schietwetter, sagen sie hier. Also bat ich meine Frau, mich beim nächsten Mal zu begleiten. Gemeinsam sollte entschieden werden, ob wir auch im Winter hier leben wollen. Denn die Winter sind sehr lang. Aber auch spektakulär. Statistisch gesehen kann Rügen auf 260 Sonnentage im Jahr verweisen. Das heißt, Dank der Wintersonne kann man herrliche Strand­spaziergänge unternehmen, zum Beispiel am Thiessower Strand, wo wir sehr gern entlangschlendern.

Für viele Insulaner ist der Winter die schönste Zeit im Jahr. Alles läuft langsamer, bedächtiger. Man genießt die Stille, die über den verschneiten Ebenen, über den Wäldern und den zugefrorenen Seen schwebt. Eine Stille, die erdet und zum Ursprung zurückführt. Natürlich kommt irgendwann mit dem Wind aus Ost die Kälte und taucht die Abenddämmerung in ein blaues, frostiges Licht. Das Eis erobert zunehmend die See und bald wird in den Nachrichten bekannt gegeben, dass der Fährbetrieb nach Hiddensee eingestellt wird. Währenddessen fotografieren wir die Eiszapfen an den Fischerbooten im Thiessower Hafen und warten auf die Nachricht des Winters, die auch den Thiessower Strand in die Schlagzeilen bringt – die Eisverwerfungen. Schon Caspar David Friedrich inspirierten sie zu seinem Bild »Das Eismeer«, und auch für uns ist dieser Anblick immer wieder faszinierend. Unbegreifbar die Kraft, die in der Lage ist, Eisschollen in diesen Ausmaßen zu brechen und meterhoch übereinander aufzutürmen. Abschließend kann ich sagen, dass wir den Anblick nie als Gleichnis für eine gescheiterte Hoffnung empfanden, sondern vielmehr als Naturerlebnis und Attraktion während eines wunderschönen Inselwinters.

Mehr über Caspar David Friedrich, seine eindrucksvollen Bilder und Weggefährten können Sie im Pommerschen Landesmuseum in Greifswald erfahren.