Lieblingsplätze Mainfranken - Werner Schwanfelder - E-Book

Lieblingsplätze Mainfranken E-Book

Werner Schwanfelder

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Beschreibung

Würziger Silvaner, trockener Ausbau, mineralstoffreicher Müller-Thurgau - dafür ist Mainfranken berühmt. Aber wo ist die fränkische Rotweinecke? Erfahren Sie es mit Werner Schwanfelder, der seine Wurzeln in Franken hat. Lassen Sie sich zu Winzern und an Lieblingsplätze führen, die erstaunliche Perspektiven auf Mainfranken eröffnen. Die Gegend hat viel zu bieten: die Meterbratwurst in Sulzfeld oder den Schweinfurter Schrotturm. Aber auch das Höttehött-Denkmal in Iphofen zählt zu Werner Schwanfelders ganz persönlichen Lieblingsplätzen.

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Seitenzahl: 138

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LieblingsplätzeMainfranken

Werner Schwanfelder

Impressum

Autor und Verlag haben alle Informationen geprüft. Gleichwohl wissen wir, dass sich Gegebenheiten im Verlauf der Zeit ändern, daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Sollten Sie Feedback haben, bitte schreiben Sie uns! Über Ihre Rückmeldung zum Buch freuen sich Autor und Verlag: [email protected]

Alle Bilder stammen von Werner Schwanfelder. Alle Seitenangaben in diesem Buch beziehen sich auf die Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe.

Besuchen Sie uns im Internet:

www.gmeiner-verlag.de

1., überarbeitete Neuauflage 2021

© 2014 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 07575/2095-0

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat/Redaktion: Anja Kästle

Herstellung: Julia Franze

E-Book: Mirjam Hecht

Bildbearbeitung/Umschlaggestaltung: Susanne Lutz

unter Verwendung der Illustrationen von © Benjamin Arnold; © mohamed_hassan – pixabay.com; © EH Grafik – stock.adobe.com; © Fiedels – stock.adobe.com; © SylwiaNowik – stock.adobe.com; © paullouis – stock.adobe.com; © Design Studio RM – stock.adobe.com

Kartendesign: Kim-Anna Bucher / Susanne Lutz

ISBN 978-3-8392-7020-2

Inhalt

Impressum

  Zu Gast in Main- und Weinfranken

Vorwort: Eine Einladung

Um Schweinfurt herum

  1 Friedrich Rückert war unzufrieden

Zeil am Main: Um Schweinfurt herum

  2 Als wir noch gegen Hexen kämpften

Zeil am Main: Hexenturm

  3 Bester Wein im schönsten Haus

Zeil am Main: Weinhaus Nüßlein

  4 Eine bunte, futuristische Himmelswelt

Schweinfurt: Altarbild von St. Johannis

  5 Wie stellt man Schrot her?

Schweinfurt: Schrotturm

  6 Ein Schwimmbad als Kunsthalle

Schweinfurt: Kunsthalle

  7 Zur Orientierung und zur Meditation

Werneck: Bildstockweg ab Egenhausen

  8 Vom Kloster zum Bauernhof

Schwanfeld: Kloster Heiligenthal

  9 Pfadfindergeist notwendig

Schwanfeld: Jüdischer Friedhof

  10 Don Quijote kämpft noch immer

Dipbach: Windmühlen

  11 Wo der Wein bunt schmeckt

Eisenheim: Weingut Hirn

  12 Bierbrauer im Weintrinker-Land

Volkach: Privatbrauerei Friedrich Düll in Krautheim

  13 Auferstehung über den Weinbergen

Volkach: Wallfahrtskirche Maria im Weingarten

  14 Der Wein für Philosophen

Nordheim: Vinothek Divino

  15 Winzer im himmlischen Weinreich

Sommerach: Weinreich im Winzerkeller Sommerach

  16 »Alter Satz« und »Junge Franken«

Sommerach: Weingut Zang

  17 Gräflicher Wein im Schatten der Burg

Volkach: Schloss Hallburg

  18 Was die Bibel zum Wein spricht

Dettelbach: Bibel-Wein-Pfad in Neuses am Berg

  19 Die coolste Location der Gegend

Dettelbach: Main-Street-Café

  20 Drei Ziele, ein Bau

Dettelbach: Kultur- und Kommunikationszentrum

  21 Wein mit Persönlichkeit

Dettelbach: Apfelbacher Weingut-Weinkellerei

  22 Ein monumentales Ei

Dettelbach: Mainfrankenpark

  23 Chinesische Heilmethoden in Franken

Gerolzhofen: Klinik am Steigerwald

  24 Stadtgeschichte in Brunnenform

Gerolzhofen: Stadtbrunnen

  25 Ein Bußort ohne Lebensgefahr

Prichsenstadt: Hotel Freihof

Um Kitzingen herum

  26 Das Reinheitsgesetz und die Narren

Kitzingen: Im Zentrum des Maindreiecks

  27 Wertvolles aus Abfall schöpfen

Abtswind: Schwanfelder Ölkernprodukte

  28 Der älteste Weinlehrpfad in Bayern

Abtswind: Frankenwein-Lehrpfad

  29 Hier kann man alt werden

Mainstockheim: Seniorenheim Schloss Ebracher Hof

  30 Ein Wohnhaus mit Glockengeläut

Mainstockheim: Ältester Siedlungskern Gumbertla

  31 Im Haus der Ewigkeit

Rödelsee: Jüdischer Friedhof

  32 Auf dem Weg zur allerletzten Ruhe

Rödelsee: Evangelisch-Lutherischer Friedwald bei Schwanberg

  33 Auf Meineid steht die Todesstrafe

Iphofen: Das Tor zum Höttehött-Denkmal

  34 Weine, Kultur und ein bisschen mehr …

Iphofen: Vinothek

  35 Der Vorgarten der Stadt

Mainbernheim: Graben- und Mauergärten

  36 Alles nur Gips

Iphofen: Knauf Museum

  37 Süß bis zuckersüß

Kitzingen: Conditorei-Museum

  38 Lachen erwünscht

Kitzingen: Deutsches Fastnachtmuseum

  39 Turmzimmer zu vermieten

Sulzfeld am Main: Stadtmauer und Jocklerturm

  40 5,60 Meter Bratwurst

Sulzfeld am Main: Meterbratwurst im Gasthaus Zum Goldenen Löwen

  41 Die Winzer sind »Silvanianer«

Sulzfeld am Main: Weingut Brennfleck

  42 Weingeschichten im Eiltempo

Frickenhausen: Weingut Meintzinger

  43 Schon vergessen?

Marktbreit: Alzheimer Geburtshaus

  44 Die Zuckerfee von Ochsenfurt

Ochsenfurt: Zuckerfabrik Südzucker

  45 Wo Wasser heilt

Ochsenfurt: Kneipp-Werke in Hohestadt

  46 15 Stationen bis zur Auferstehung

Ochsenfurt: Kirche des Kartäuserklosters in Tückelhausen

  47 Weite Kultur in engen Räumen

Sommerhausen: Torturmtheater

  48 Wein seit Jahrhunderten

Sommerhausen: Weingut Schloss Sommerhausen

  49 Kunst im Weinort

Sommerhausen: Spaziergang zu den Galerien

  50 Lügen mit kultivierten Beinen

Eibelstadt : Lügensteinweg

Um Würzburg herum

  51 Weintrauben – Inspiration pur

Würzburg: In und um die Stadt herum

  52 Heilig. Wein. Stiftung.

Würzburg: Weingut Juliusspital

  53 Wo der Bocksbeutel erfunden wurde

Würzburg: Bürgerspital

  54 Weg mit dem Müll

Würzburg: Müllheizkraftwerk

  55 Moderne Kunst in alten Räumen

Würzburg: Kulturspeicher

  56 Trotz Altar unbekannt

Rimpar: Riemenschneider-Altar in Maidbronn

  57 Antiken Göttern die Hand geben

Veitshöchheim : Hofgarten

  58 Im Wappen dokumentiert

Veitshöchheim: Wallfahrtskirche St. Vitus

  59 Orchideenfelder und Fotografengefahr

Thüngersheim : Orchideenpfad

  60 Von allem das Beste

Retzbach: Winzerhütte

  61 Die Poststelle des Christkinds

Himmelstadt: Spaziergang durch den Weihnachtsort

  62 Im Haus des ewigen Lebens

Laudenbach: Jüdischer Friedhof

  63 Katzen fallen weich

Karlstadt: Katzenturm

  64 Ich bin Klempner von Beruf

Karlstadt: Europäisches Klempner- und Kupferschmiedemuseum

  65 Der Wein und unsere Gesundheit

Eußenheim: Wein- und Gesundheitsweg

  66 Sängerfest auf der Homburg

Gössenheim: Homburg

  67 Die Gartenanlage eines Bürgers

Gemünden: Ronkarzgarten und Kulturhaus

  68 Wo die Hoffnung in der Musik liegt

Hammelburg: Schloss und Kloster Saaleck

  69 Die runden Ohren für das Weltall

Fuchsstadt: Erdfunkstelle

Um Aschaffenburg herum

  70 Politisch Franken, emotional Hessen

Aschaffenburg: Perlen vor den Toren der Stadt

  71 Auf den Spuren der Gebrüder Grimm

Lohr am Main: Schneewittchen im Spessartmuseum

  72 Die Welt der Isolatoren

Lohr am Main: Isolatorenmuseum

  73 Kleinste Bibliothek und Sektwiege

Marktheidenfeld : Franck-Haus

  74 Ein Paradies für Schokoladen-Genießer

Wertheim: Art of Chocolate

  75 Samtiger Frühburgunder

Bürgstadt am Main: Weingut Fürst und Weinkulturhaus

  76 Wie Bier im Weinland bestehen kann

Miltenberg: Brauerei Faust

  77 Gewürze, liebevoll gemischt

Klingenberg: Altes Gewürzamt

  78 In der Rotweinecke Frankens

Klingenberg: Weingut Steintal

  79 Saurer Wein auf Pompejanum-Grund

Aschaffenburg: Pompejanum

  80 Sich selbst auf den Arm nehmen

Aschaffenburg: Ascheberger Arsch

  81 Die Fahrschule der ersten Autofahrer

Aschaffenburg: Denkmal Autolenkerschule

  82 Als die Römer frech geworden … 

Franken: Die Geschichte des Frankenweins

Karte

  Zu Gast in Main- und Weinfranken

Vorwort: Eine Einladung

Wir sind Mitte. Das können die Unterfranken durchaus behaupten. Mitten in Europa gelegen. Fünf Autobahnen erschließen die lebenswerte Region. Würzburg ist Intercity-Knotenpunkt, die Flughäfen Frankfurt und Nürnberg sind rasch erreichbar.

Mainfranken nennen viele das Gebiet. Damit wird der kulturelle Kontext beschrieben. Man versteht darunter das Maingebiet um Würzburg, Bamberg und Aschaffenburg. Leider erhielt der Begriff eine besondere Bedeutung unter den Nationalsozialisten, die den NSDAP-Gau und den Regierungsbezirk so benannten. Da die Bezeichnung nach 1945 als belastet galt, hieß der Regierungsbezirk seit 1946 (wieder) Unterfranken. Und dann hört man noch den Begriff »Weinfranken«, der allerdings nicht ganz deckungsgleich ist. Das Weinbaugebiet Franken liegt im Nordwesten der Region, hat etwa 6.000 Hektar Anbaufläche und ist damit eines der eher mittelgroßen Anbaugebiete Deutschlands. Der weitaus größte Teil der Rebflächen befindet sich in Unterfranken, aber nennenswerte Teile auch in Mittel- und kleinere Teile sogar in Oberfranken. Die Ortsbezeichnung für dieses Buch würde ich gerne mit Wein-Main-Franken beschreiben, das Land am Main, wo alles fließt. Es deckt sich natürlich weitgehend mit Unterfranken.

Alles im Fluss. Der Fluss prägt die Region landschaftlich, kulturell und wirtschaftlich. Mainfranken hat wirtschaftliches Potenzial. Natürlich dominiert der Weinbau. Aber nicht nur. Über 70.000 Unternehmen haben ihren Sitz in dieser Region. Mainfranken ist einer der zehn führenden High-Tech-Standorte in Europa.

Und schließlich Kultur und Kunst. Mainfranken ist historischer Boden. Schon 1.000 vor Christus kamen die Kelten hierher, später die Römer, noch später im Dreißigjährigen Krieg die Schweden, die eigentlich finnische Söldner waren. Die Region war und ist Schnittpunkt von Handelsrouten und Pilgerwegen. Davon zeugen heute noch historische Altstädte mit zünftigen Maueranlagen, schnuckeligen Fachwerkhäusern und lebendigen Marktplätzen. Berühmte Architekten und Künstler haben Schlösser und Kirchen erbaut. Die Spuren von Tilman Riemenschneider und Balthasar Neumann sind unübersehbar. Unbekannter sind häufig die Schöpfer der Bildstöcke, die am Wegesrand stehen. Viele Prominente sind in der Region geboren oder haben dort gelebt und gewirkt. Allein zu den berühmtesten Würzburgern zählen Walther von der Vogelweide, Wilhelm Conrad Röntgen und Dirk Nowitzki.

Es gibt »große« Sehenswürdigkeiten und unbekanntere, die beim Vorbeifahren eher nicht auffallen. Denen ist dieses Buch auf der Spur. Bei näherer Betrachtung überraschen sie. Weil sie mehr sind, als sie scheinen. Weil sie den Besucher erfreuen, wenn er sie entdeckt hat.

Doch was für ein Besucher ist das? Ich habe mich für Sie auf den Weg gemacht, die Schönheiten von Unterfranken, von Mainfranken zu entdecken. Es war für mich auch ein Weg in meine Vergangenheit. Meine Großmutter stammt aus Obernbreit. Später wohnten wir im Raum Nürnberg-Fürth. Doch in meiner Jugend waren wir regelmäßig in Unterfranken, um Verwandtschaft zu besuchen und auf der einen oder anderen Burg herumzukraxeln. Und auch heute noch machen wir gerne Ausflüge in diese Region. Da bin ich auch meinem Namen irgendwie verpflichtet: So gibt es einen Ort namens Schwanfeld. Und ich kenne einen Schwanfelder-Clan sehr gut, der in Abtswind eine Ölmühle betreibt. In Rödelsee gehen wir gerne in die Winzerstube, in der Thomas Schwanfelder kocht. Wir sind zwar nicht verwandt, aber trotzdem kocht er einfach gut.

Eine letzte Erklärung vorab: Zu meinen Lieblingsplätzen gehören mancherorts Vinotheken, weil dies Orte sind, an denen man Wein genießen kann, aber auch »mehr« bieten: Museen, Informationen, Bibliotheken. So grenzen sie sich von den Winzern ab.

Lassen Sie sich einladen auf einen Streifzug durch Mainfranken.

Werner Schwanfelder

Um Schweinfurt herum

  1 Friedrich Rückert war unzufrieden

Zeil am Main: Um Schweinfurt herum

»Hättest Mainfurt, hättest Weinfurt heißen können, weil du führest Wein, aber Schweinfurt, Schweinfurt sollt es sein«, bemerkte der wichtigste Sohn der Stadt Friedrich Rückert zum Namen. Vermutlich gab aber doch die für Schweine begehbare Furt der Stadt ihren Namen: 791 wurde der Name Swinfurt erstmals urkundlich belegt. Er wandelte sich sich über Suinuurde, Suinfurte, Swinvordi, Sweinvort und Sweinfurt im Laufe der Zeit zu Schweinfurt.

Vom 12. Jahrhundert an war die Stadt freie Reichsstadt. Das endete jedoch 1802, als sie in das Königreich Bayern eingegliedert wurde. Als alte Industrie- und Arbeiterstadt ist sie bis heute das Zentrum der Wälzlagerindustrie. Dennoch – Schweinfurt war nie ein Indus­trie-Moloch. Und heute leben Menschen jeder Couleur in der Stadt, denn es lebt sich dort gut. Es sind an die 50.000.

Schweinfurt wirbt für sich mit dem Slogan »Industrie und Kunst«, der neben den industriellen Wurzeln auch Kunst, Kultur und Wein betont. 1200 Jahre Geschichte haben sich in einem bunten Mosaik von Bauwerken im Stadtbild niedergeschlagen: moderne Architektur neben Gebäuden vergangener Jahrhunderte. Durch die Straßen weht der Geist der alten Industriepioniere, die Lebensfreude der freien Reichsbürger und der frische Wind der Gegenwart.

Schweinfurt liegt weit östlich in Unterfranken am Main, der Stadtkern weitgehend rechtsmainisch. Gleichzeitig befindet sich Schweinfurt aber auch ganz im Norden des Gebietes, das wir mit Weinfranken umschreiben. Nachdem der Main Schweinfurt passiert hat, biegt er nach Süden ab und es beginnt das Maindreieck. Im Süden wachsen die Weinreben.

Die Perlenkette meiner Lieblingsplätze beginnt bei Zeil am Main (noch etwas weiter östlich) und führt bis nach Prichsenstadt im Süden. Die meisten Plätze liegen linksmainisch. Die Auswahl fiel schwer und viele Plätze, die ich gerne besuche, konnte ich nicht aufnehmen. Hier ein paar Anmerkungen zu den Lieblingsplätzen, die ich nicht berücksichtigt habe: Vom Zeiler Käppele hat man einen wunderbaren Blick auf die Mainlandschaft. Wenn ich Zeit habe, gehe ich in Schweinfurt an der Main-Promenade spazieren – sehr kurzweilig. Das Museum Georg Schäfer ist einen Besuch wert, schon allein die Architektur ist beeindruckend. In Werneck gibt es ein großes Schloss, für das einmal ein Unternehmenskonzept gesucht war: heute gefunden, eine große Klinik. Volkach kommt viel zu kurz. Die Stadt selbst ist erlebenswert mit ihren Gärten an der Stadtmauer. Im Hinterhöfle kehre ich gerne ein, in Obervolkach findet man die beste Fischzucht weit und breit und dort, wo die Weinberge beginnen, im letzten Haus, hat ein Künstler einen Skulpturengarten wachsen lassen. Auch die Vogelsburg habe ich nicht aufgenommen; sie ist vielleicht schon zu bekannt. In Astheim befindet sich in der Kartause das Museum für christliche Bildgeschichte, deren Ausstellung spannender ist, als man sich vorstellt. In Nordheim gibt es nicht nur eine empfehlenswerte Vinothek, sondern auch den Zehnthof, in dem sich bestens essen und trinken lässt. In Dettelbach kann man den Skulpturenweg entlanggehen und in Neuses am Sand besuche ich gerne Wörners Schloss, das neben Gastronomie auch viel Kleinkunst bietet. Streift man durch Gerolzhofen, überrascht die Anmut des Städtchens. Ein Seniorenheim ist in historischen Gemäuern untergebracht und ich habe den Eindruck, dass man hier beschaulich alt werden kann. Machen Sie einfach die Augen auf, wenn Sie auf den Spuren dieses Buches durch die Lande fahren: Es gibt noch mehr zu entdecken.

Und ab und zu Pause machen! Ich trinke dann gerne einen kleinen Frankenwein. Er stärkt und macht neugierig – auf all die Lieblingsplätze.

  2 Als wir noch gegen Hexen kämpften

Zeil am Main: Hexenturm

Friedlich, ganz unschuldig gibt sich Zeil am Main als malerisches mittelalterliches Fachwerkstädtchen mit einem wunderbaren Marktplatz. Um die Altstadt herum zeugen einige Türme von der alten Stadtbefestigung. In einem dieser Stadttürme ging es im 17. Jahrhundert alles andere als friedlich zu – dort wurden nämlich der Hexerei Bezichtigte gefangen gehalten. Der Zeiler Hexenturm wurde umfassend saniert, der historische Zugang zum Turm wiederhergestellt. Dabei restaurierte man auch Überreste eines Kerkers aus dieser Zeit.

Seit 2011 beherbergt er das Dokumentationszentrum Hexenverfolgung. Mit der Ausstellung an diesem Originalschauplatz möchte man daran erinnern, dass Zeil am Main als Richtstätte des Hochstifts Bamberg Schauplatz vieler Hexenprozesse und -verbrennungen war. Nach den Unterlagen im Stadtarchiv wurden damals über 400 sogenannte Hexen verbrannt.

Die Gestalter richteten im ersten Obergeschoss eine Dauerausstellung mit Dokumenten und audiovisuellen Veranschaulichungen zur Geschichte der Hexenverfolgung ein. Eindrucksvolles Zeugnis ist das Tagebuch des Johann Langhans, der selbst Opfer wurde und seine Geschichte aufzeichnete. Es lohnt sich, für diese Aufzeichnungen Zeit zu investieren. Sie helfen, einen Zipfel dieser schlimmen Zeit zu entdecken und zu begreifen.

Auch wenn im Mittelpunkt der Ausstellung die lokale Spurensuche steht, geht die Ausstellung auch auf das generelle Thema Ausgrenzung ein, beleuchtet ihre Gründe und Mechanismen. Die Besucher erhalten Anregungen zum Nachdenken. So steht am Ende die plakative Frage: Könnte dies heute auch noch geschehen? Wenn man darüber ernsthaft nachdenkt, wächst einem statt einer einfachen Antwort Gänsehaut – auch im schönen Franken, im lieblichen Zeil am Main.

Ab und zu organisiert das Dokumentationszentrum einen Rundgang durch die nächtlichen Gassen. Ohne Straßenbeleuchtung. Im Schein der Fackeln durch die Altstadt.

2

Der Hexenturm ist nicht zu verfehlen: Er definiert die Ortsausfahrt.

 

Dokumentationszentrum Zeiler Hexenturm

Obere Torstraße 14

97475 Zeil am Main

09524 949861

www.zeiler-hexenturm.de

  3 Bester Wein im schönsten Haus

Zeil am Main: Weinhaus Nüßlein

Das Weinhaus Nüßlein kann man nicht übersehen, weil das Weingeschäft in einem der schönsten Häuser am Marktplatz untergebracht ist. Vor ein paar Jahren kaufte Roger Nüßlein das Nachbarhaus und richtete dort eine helle, moderne Vinothek ein, in der man sich den Wein der Nüßleins schmecken lassen kann.

Die Weine aus Zeil am Main und besonders die vom Weingut Nüßlein haben schon viele Preise eingesammelt. Besonders erfolgreich war das Premium-Sortiment 1er Traube. Der Ertrag der Trauben ist gering, aber die Qualität bestens – Handarbeit eben. Besonders zu empfehlen: der Riesling aus dem Eulengrund, ein kräftiger, würziger Wein mit einer dezenten Frucht.

Die Besitzer des Weinhauses Nüßlein betreiben in der vierten Generation Weinbau in Zeil am Main. Schon der Urgroßvater von Roger Nüßlein hat in der Region seine Weinberge bestellt. Das war damals aber gar nicht so einfach. Ihm ist sogar zu verdanken, dass es einen Weinanbau am Obermain nach den Wirren der Nachkriegszeit noch gab. Aber insbesondere sein Sohn Anton, ein Visionär, entwickelte in Zeil wieder eine blühende Weinbauregion, machte sich für die Wiederbelebung des Weinbaus und für die Flurbereinigung stark. Nicht überall führte sein Engagement zu einem neuen Flächennutzungsplan, so kaufte er manche kleine Parzelle auf, um zu einer Fläche zu kommen, die sich besser bewirtschaften ließ. Er wagte sich auch wieder an den Anbau von Riesling, Burgunder und Rotwein bis hin zum Eiswein. Am besten kann man selbst einen Eindruck von diesem Wein-Schaffen bekommen, wenn man entlang des Weinwanderweges Abt-Degen-Steig schlendert.

Abt Degen? Alberich Degen führte die aus Österreich stammende Silvanerrebe 1665 in Franken ein. Er war der Abt des Zisterzienserklosters, zu diesem Zeitpunkt 40 Jahre alt und stammte selbst aus Zeil.

Das Haupthaus ist das schönste Fachwerkhaus am Marktplatz. Hier befindet sich das Ladengeschäft, aber auch die Vinothek.

3

Weinhaus Nüßlein

Marktplatz 1

97475 Zeil am Main

09524 279

www.weinhaus-nuesslein.de

  4 Eine bunte, futuristische Himmelswelt

Schweinfurt: Altarbild von St. Johannis

Die St.-Johannis-Kirche ist die evangelische Hauptkirche Schweinfurts, wie alle evangelischen geöffnet. Sie ist übrigens das einzige noch erhaltene mittelalterliche Gebäude der Stadt, stammt wohl aus dem 12. Jahrhundert, und ist 1542 mit der gesamten Bevölkerung Schweinfurts konvertiert.

Drinnen merkt man: Berühmt ist die Kirche für ihr Stilgemisch, also Kostproben aus fast allen Kunstepochen. Ein Bilderbuch der Kunstgeschichte, inklusive seltener Übergangsstile. Das wird durchaus unterschiedlich gewürdigt.

So ist es fast keine Überraschung, dass auch das Altarbild von Adolf Kleemann (1904–1989) ein Objekt der Diskussion ist. Es ist sehr dicht gehalten, kontrastiert trefflich mit der Umgebung, was zunächst durchaus störend wirkt. Man muss sich erst auf das Altarbild konzentrieren, sich damit beschäftigen. So schreibt die Gemeinde: »Das Bild prägt sich ein und darüber können wir uns nur freuen.«

Es ist ein Auferstehungsbild. Aber Kleemann malt Christus nicht als lächelnden Sieger, sondern eher als ein Objekt, das in eine bunte, futuristische Himmelswelt gezogen wird. Darunter breitet sich die irdische Welt aus mit Wohnblocks und purem Alltagsleben. Doch finden wir auch Adam und Eva. Eva hält noch den verlockenden Apfel unangebissen in der Hand. Die Entscheidung gegen das Paradies wurde noch nicht getroffen.