Lieblingsplätze Westerwald - Alexander Richter - E-Book

Lieblingsplätze Westerwald E-Book

Alexander Richter

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Beschreibung

Der weite Westerwald hat viel zu bieten - Wanderwege und Badeplätze in malerischer Landschaft, ungewöhnliche Museen und pittoreskes Fachwerk. Zudem hat die Region eine spannende Geschichte: Kaiser, Zaren und ihr Hofstaat kurten einst an der Lahn. Ein gewisser Herr Raiffeisen erfand das Genossenschaftswesen, und aus Westerwälder Glas trinkt die Welt. Die Journalisten Alexander Richter und Markus Müller stellen viele bekannte Orte im Westerwald vor und verraten auch ihre weniger bekannten Lieblingsplätze.

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Seitenzahl: 135

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Lieblingsplätze Westerwald

Alexander Richter / Markus Müller

Impressum

Autor und Verlag haben alle Informationen geprüft. Gleichwohl wissen wir, dass sich Gegebenheiten im Verlauf der Zeit ändern, daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Sollten Sie Feedback haben, bitte schreiben Sie uns! Über Ihre Rückmeldung zum Buch freuen sich Autor und Verlag: [email protected]

Besuchen Sie uns im Internet:

www.gmeiner-verlag.de

1., überarbeitete Neuauflage 2021

© 2016 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 07575/2095-0

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat/Redaktion: Anja Kästle

Herstellung: Julia Franze

E-Book: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung/Bildbearbeitung: Susanne Lutz

unter Verwendung der Illustrationen von © SimpLine – stock.adobe.com; © Sylwia Nowik – stock.adobe.com; © ratkom – stock.adobe.com: © Susanne Lutz; © Benjamin Arnold; © Katrin Lahmer

Kartendesign: Mirjam Hecht; © The World of Maps (123vectormaps.com)

ISBN 978-3-8392-6824-7

Inhalt

Impressum

  WW wie Westerwald

Vorwort: Eine Einladung

Westerwald Zentral

  1 Das grüne W der großen Fitness

Bad Hönningen: Westerwaldsteig ab Bad Hönningen

  2 Klettern mit Blick auf Urrinder

Breitscheid: Klettersteig im Grenzbachtal

  3 Kein Schmand kommt aus diesem Dippe

Hartenfels: Burgruine Hartenfels

  4 Letzter Zeuge einer verlorenen Kultur

Maxsain: Jüdischer Friedhof

  5 Vom Kalten Krieg zur tollen Aussicht

Weidenhahn: Hellebergturm

  6 Fastenessen führte zum Freizeitparadies

Freilingen: Freilinger Weiher

  7 Die wiedererstandene Motte

Rotenhain: Alte Burg

  8 Wasserkraft schafft sogar Basalt

Gemünden: Holzbachschlucht

  9 Das Zuhause der gräflichen Vasallen

Westerburg: Burgmannenhaus

  10 Wo Stockenten und Golfbälle fliegen

Pottum: Wiesensee

  11 Hier darf der Wind pfeifen

Ailertchen: Flugplatz Ailertchen

  12 Dieser Weg tut müden Füßen gut

Bad Marienberg: Kurpark mit Barfußpfad

  13 Geologische Schatzkiste

Enspel: Stöffel-Park

  14 Nichts anbrennen lassen

Nistertal: Birkenhof Brennerei

  15 Ein Ort der Ruhe mitten im Dorf

Steinebach an der Wied: Burgruine Steinebach

  16 Das Ende eines Generals

Höchstenbach: Marceau-Denkmal im Höchstenbacher Wald

  17 Die Wäller Küche: Schlank war gestern

Hachenburg: Gasthaus Zur Krone

  18 Die Blaukittel duellieren sich

Hachenburg: Westerwälder Kirmes

  19 Eine rollende Legende in Pink

Hachenburg: Cadillac Museum

 20 Das kleine Dorf in der Löwenstadt

Hachenburg: Landschaftsmuseum Westerwald

  21 Bier und allerlei Brau-Erlebnisse

Hachenburg: Westerwald-Brauerei

  22 Bei den weißen Mönchen

Marienstatt: Zisterzienserabtei Marienstatt

  23 Bruder Bierbrauer

Marienstatt: Biergarten am Marienstatter Brauhaus

Westerwald Nord

  24 Die Kroppacher Schweiz

Stein-Wingert: Naturpfad Weltende

  25 Schmuckstück mit Hintergrund

Hamm: Romantik Hotel Alte Vogtei

  26 Stefan schießt den Vogel ab

Wissen: Schützenfest

  27 Frei atmen unter Tage

Steinebach: Grube Bindweide und Barbaraturm

  28 Hallo, Engel

Daaden: Barockkirche mit Kirchturmengel

  29 Zweitwohnsitz für Bayerns König

Friedewald: Schloss Friedewald

  30 Mit Mocki auf der Pirsch

Emmerzhausen: Stegskopf

  31 Konfuser Kompass und Schlittenhunde

Liebenscheid: Ketzerstein bei Weißenberg

  32 Das ist der Gipfel – rauf aufs Dach

Willingen: Die Fuchskaute

  33 Der Blick in offene Fernen

Liebenscheid: Westerwaldschleife des Rothaarsteiges

Westerwald Ost

  34 Könige aus dem Westerwald

Dillenburg: Wilhelmsturm

  35 Wer macht denn da Männchen?

Herborn: Vogel- und Naturschutz-Tierpark Herborn

  36 Ein Bach verschwindet im Höhlensystem

Breitscheid: Schauhöhle Herbstlabyrinth Breitscheid

  37 Auf den Spuren der Missionare

Rabenscheid: Evangelische Kirche

  38 Wo die wilden Rinder grasen

Westernohe: Viehweiden des Hohen Westerwaldes

  39 Im Reich der Ziegenprinzessin

Oberrod: Kleine Fromagerie

  40 Christus unter dem Hutebaum

Oberrod: Kruzifix

  41 Wo fast 100 Glocken zu Hause sind

Greifenstein: Burg Greifenstein

  42 Goethe, Leica und ein Reichsgericht

Wetzlar: Spaziergang durch die Altstadt

  43 Die Sache mit dem Selterswasser

Mengerskirchen: Probbacher Sauerborn

Westerwald Süd

  44 Wie die Lahn durch den Felsen kam

Weilburg: Weilburger Schifffahrtstunnel

  45 Vom Marmor, der gar keiner ist

Villmar: Lahn-Marmor-Museum

  46 Hier residierte der Bischof (nicht)

Limburg: Lubentiusbasilika in Dietkirchen

  47 Erinnerung an schreckliche Zeiten

Hadamar: Gedenkstätte Hadamar

  48 Westerwälder Freskenwunder

Waldbrunn: St.-Johannes-der-Täufer in Lahr

  49 Ewiges Eis unter dem Berg der Kelten

Dornburg: Eisstollen

  50 Hier spuckte einst der Vulkan Feuer

Weltersburg: Kranstein

  51 Hoch zu Ross zur Ehre Gottes unterwegs

Salz: Reiterprozession ab Pfarrkirche St.-Adelphus

  52 Das Prachtstück, das nie fertig wurde

Molsberg: Schloss Molsberg

  53 Wo die alten Sagen klingen

Großholbach: Bildches Eich

  54 Von Auswanderern und Holzskulpturen

Montabaur: Wüstung Sespenroth bei Reckenthal

  55 Wo sich Bär und Wisent Gute Nacht sagen

Gackenbach: Wild- und Freizeitpark Westerwald

  56 Fahr nicht vorbei …

Montabaur: ICE-Bahnhof Montabaur

  57 Das gelbe Schmuckstück an der Autobahn

Montabaur: Schloss Montabaur

  58 Erinnerung an Rübezahl

Moschheim: Köppelturm auf der Montabaurer Höhe

  59 Gläser für den Durst der Welt

Höhr-Grenzhausen: Familienunternehmen Rastal

  60 Fit, gesund und schön

Höhr-Grenzhausen: Hotel Heinz

  61 Eine Region macht in Ton

Höhr-Grenzhausen: Keramikmuseum Westerwald

  62 1.001 Falter

Bendorf: Garten der Schmetterlinge in Sayn

  63 Durchblick auf Vater Rhein

Koblenz: Koblenzer Ehrenbreitstein – Seilbahn und Festung

  64 Kränchen und Pastille

Bad Ems: Rundgang durch die Altstadt

Westerwald West

  65 Alle für einen, einer für alle

Hamm: Historische Raiffeisenstraße ab Hamm

 Seine Ideen bleiben aktuell

Genosse Raiffeisen

  66 Hauptsache, scharf

Neuwied: Festival der Currywurst

  67 Tiere aus aller Welt

Neuwied: Zoo Neuwied

  68 Die geteilte Königin

Leutesdorf am Rhein: Weinberge

  69 Geschichte zum Mitmachen

Rheinbrohl: Erlebnismuseum RömerWelt

  70 Ja, ist denn heut schon Weihnachten?

Waldbreitbach: Krippenmuseum Waldbreitbach

  71 Held der Arbeit an der A 3

Willroth: Förderturm von Grube Georg

  72 Die Landfrauen von der Höhe

Linz am Rhein: Buttermarkt

  73 Willy wählen!

Unkel: Willy-Brandt-Forum

  74 Adenauers letzte Ruhe

Bad Honnef: Waldfriedhof Rhöndorf

  75 Über 50 Höhen musst Du gehn …

Königswinter: Drachenfels im Siebengebirge

  76 Stadt ohne Stadtrecht

Hennef: Rundgang durch Blankenberg

  77 Alt sieht hier ganz alt aus

Buchholz: Spaziergang durch Kölsch-Büllesbach

  Woher die Landschaft ihren Namen hat

Der Wald im Westen

  Bildverzeichnis

Karte

  WW wie Westerwald

Vorwort: Eine Einladung

Der Westerwald zählt von allen halbhohen Landstrichen Deutschlands (und davon gibt es über 40) mit Abstand die meisten Gäste. Die Krux dabei ist allerdings, dass die Mehrzahl der potenziellen Besucher die Region nur per Auto oder ICE durchrast. Denn mit der Hochgeschwindigkeitstrasse der Bahn zwischen Köln und Frankfurt und der A 3, einer der meistbefahrenen Autobahnen des Landes, führen zwei viel genutzte Verkehrswege durch die waldigen Höhen zwischen Eifel, Bergischem Land und Taunus. Wer doch mal länger bleibt und sich auf die Region einlässt, staunt nicht schlecht. »WW«, wie der Westerwald auf vielen Autokennzeichen abgekürzt wird, ist mit seinen moderaten Höhen, mit viel Wald und Wiese, mit reichlich Fachwerk, mit leckerer Hausmannskost, mit eigenem Bier, mit eigenem Wein und mit vielen netten und oft auch noch unentdeckten Ecken ein starkes Stück Deutschland. Und zum Durchrasen eigentlich viel zu schade.

Unsere 77 Lieblingsplätze, darunter einige Orte der Stille, sind ganz besondere Schätzchen, die oft nur Insidern bekannt sind. Wir sind zum Ende der Welt gewandert. Wir haben eine Stadt entdeckt, die gar keine Stadtrechte (mehr) hat. Wir haben stählerne Zeugen der großen und langen Bergbau-Geschichte der Region bestiegen. Wir sind im Stöffel-Park in die Frühzeit gereist. Wir sind durch einen Schifffahrtstunnel gefahren und haben Willy Brandt und Konrad Adenauer besucht. Wir haben Naturphänomene wie »ewiges« Eis und einen unterirdischen Bach erlebt. Wir haben den Platz gefunden, von dem aus im 19. Jahrhundert ein ganzes Dorf nach Amerika ausgewandert ist. Wir waren aber an manchen Orten auch dem Schrecken der NS-Zeit in der Region auf der Spur.

Das Gesicht des Waldes im Westen prägen nicht zuletzt gemütliche Städtchen wie Hachenburg, Montabaur, Westerburg oder Linz am Rhein, die alle für reichlich Romantik-Flair stehen. Oder prächtige Burgen und Schlösser, Kirchen und Klöster wie in Greifenstein, Molsberg und Marienstatt. Angereichert das Ganze mit viel Natur – Wasser, Wald, Wiesen. Die Menschen hier lieben es eher rau, irgendwann werden sie aber auch herzlich.

Der Westerwald steht überdies für einzigartige Persönlichkeiten: Kaiser, Könige, Zaren. Die Wurzeln des niederländischen Königshauses reichen bis tief hinein in den Westerwald, in dessen Gebiet auch der weitblickende Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen wirkte. Zudem der unermüdliche Goethe. Sport-Asse wie »Mocki« Mockenhaupt oder Fußball-Torwart Bodo Illgner sind oder waren hier zu Hause.

Der alte Gassenhauer über den Wind, der im Westerwald kalt pfeift, ist so verkehrt nicht. Tatsächlich gibt es Tage, da möchte man meinen: Ja sind wir denn hier in Sibirien? Auch der Regen macht um unser Mittelgebirge, das das typische Reizklima dieser Höhenlage aufweist, keinen Bogen, im Gegenteil – die Wassermengen, die von oben herunterkommen, sind bemerkenswert.

Die geografische Abgrenzung – wo fängt der Westerwald an, wo hört er auf? – haben wir großzügig, aber nicht zu weitläufig und über vier Flüsse und drei Bundesländer definiert: im Norden die Sieg, im Westen der Rhein, im Süden die Lahn und im Osten die Dill. Alles, was innerhalb dieses Wasser-Vierecks liegt, zählt in diesem Buch zur Mittelgebirgs-Destination Westerwald, die sich über die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen erstreckt. Natürlich gibt es, wie immer, auch hier Ausnahmen, gleich mehrere an der Zahl. So liegt Limburg ebenso wie Weilburg, Wetzlar und Koblenz knapp außerhalb unserer definierten Grenzen – den Städten ist dennoch je ein Lieblingsplatz gewidmet, weil sie alle als Tore zum Westerwald gelten (können) und zudem zumindest teilweise auf Westerwald-Gebiet liegen.

Westerwald Zentral

  1 Das grüne W der großen Fitness

Bad Hönningen: Westerwaldsteig ab Bad Hönningen

Das sattgrüne W weist uns den Weg. Verlaufen geht nicht, denn über 1.000-mal lässt die markante Markierung keinen Irrtum zu. Der Westerwaldsteig ist ein schönes Stück Herausforderung an Fitness und Ausdauer und beweist einmal mehr, dass ein Mittelgebirge den bergigen Wortteil zu Recht führt. Mal auf, mal ab und immer wieder abwechslungsreich. Wir merken schnell: Hat man erst einmal den Höhenrücken erreicht, öffnen sich weite Horizonte. Über 235 Kilometer führt der Weg von Bad Hönningen am Rhein (Rheinland-Pfalz) ins hessische Herborn im Dilltal.

Der Westerwaldsteig ist das Herzstück, das den beliebten Rheinsteig mit dem mehrfach ausgezeichneten Rothaarsteig im Sauer-/Siegerland verbindet. Das »Wanderloch« dazwischen, in der Mitte Deutschlands, wurde 2008 geschlossen. Christoph Hoopmann, Chef des Westerwald Touristik-Service in Montabaur, weiß: »Dieser Weg ist kein leichter, ist aber enorm für die Region.« Der Steig quer durch das Mittelgebirge zwischen den Ballungsräumen an Rhein, Ruhr und Main ist Teil des Qualitätskonzepts, mit dem die deutsche Wandergemeinde seit einiger Zeit neue Wege beschreitet. Aber auch auf dem Westerwaldsteig gilt: Mach mal Pause – zum Beispiel im Westerburger Land, wo ich das Segeln gelernt habe und ein Freund das erste Mal huckepack mit dem Fallschirm abgesprungen ist. Und wo ich in Westerburg das Trachtenmuseum im Alten Rathaus besichtigt habe.

Die Streckenführung des Steigs ist stark geprägt von Wald- und Wiesen-Etappen – und von himmlischer Ruhe. Von Herborn geht es über das Dach des Mittelgebirges, die 647 Meter hohe Fuchskaute, entlang der Krombachtalsperre. Spannend wird es in der Holzbachschlucht, wenn es gilt, den 30 Meter tiefen Graben auf Stegen zu überwinden. Schwindelfrei sollte man auf den schmalen Schluchtsteigen sein.

Wer richtig gut zu Fuß ist, kann in Deutschlands Mitte drei Steige kombinieren: Rhein-, Westerwald- und Rothaarsteig – ja, wo laufen sie denn …?

1

Westerwaldsteig

Startpunkt:

Tourist-Information

Hauptstraße 84

53557 Bad Hönningen

02635 2273

www.bad-hoenningen.de

 

Westerwald Touristik-Service

Kirchstraße 48a

56410 Montabaur

02602 30010

www.westerwaldsteig.de

  2 Klettern mit Blick auf Urrinder

Breitscheid: Klettersteig im Grenzbachtal

Mitten im Westerwald geht es ein wenig alpin zu: Im Puderbacher Land wird ein Stück des oft eher harmlosen Westerwaldsteiges zu einem echten Steig. Auf dem im Grenzbachtal nahe Döttesfeld gelegenen Hölderstein wurde der erste Klettersteig in der Region erbaut. Über einem kammartigen Ausläufer des mittelrheinischen Schiefergebirges führt eine etwa 300 Meter lange Strecke durch die Felslandschaft. Darauf muss man über Krampen, Steigbügel, Stifte, drei Leitern sowie am Ende über eine kleine Brücke einen Höhenunterschied von etwa 80 Metern überwinden. Mit entsprechender Ausrüstung kann der Steig auch von Kletteranfängern bewältigt werden. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind allerdings erforderlich.

Aber das ist noch nicht alles, wofür man im Grenzbachtal etwas Mut braucht. Denn in der rekultivierten Talaue unterhalb des Höldersteins leben in großen Gehegen halbwilde Heckrinder. Sie sollen die vom Wald befreite Landschaft am Grenzbach durch Abweiden vor erneuter Verbuschung schützen. Wenn man Glück hat, kann man sie schon vom Klettersteig aus in der Ferne entdecken. Wanderer können aber auch direkt mit den stark gehörnten, rückgezüchteten Urrindern auf Tuchfühlung gehen. Denn der Westerwaldsteig führt quer durch ihr Gehege. Natürlich ist der Durchgang so angelegt, dass die Tiere nicht entweichen können.

Der Klettersteig am Hölderstein ist eigentlich ein kleines Stück des Westerwaldsteiges. Aber da er nur mit entsprechender Ausrüstung begangen werden darf, gibt es natürlich auch eine Umgehung, die von normalen Wanderern benutzt werden kann. Oder man nimmt den – allerdings etwas steilen – Weg, der die Kletterer nach dem Aufstieg zurück an den Ausgangspunkt bringt. Leicht erreichen kann man den Klettersteig vom Wanderparkplatz nahe Breitscheid über den gelb markierten Zuweg des Westerwaldsteiges.

Miete von Kletterausrüstungen: Hotel Zum Wiedbachtal in Döttesfeld, Telefon 02685 1060, oder Verbandsgemeinde Puderbach, 02684 858112.

2

Klettersteig im Grenzbachtal

Startpunkt: Wanderparkplatz nahe 56305 Breitscheid.

Zugang über den gelb markierten Zuweg des Westerwaldsteiges

 

Touristinformation »Puderbacher Land«

Hauptstraße 13

56305 Puderbach

02684 858160

www.puderbacher-land.de

  3 Kein Schmand kommt aus diesem Dippe

Hartenfels: Burgruine Hartenfels

Weithin sichtbar schaut es übers Wäller Land hinaus, das Schmanddippe bei Hartenfels. Jedem Wäller ist der Ausdruck »Dippe« ein Begriff: Er bezeichnet einen hohen, zylinderförmigen Milchtopf, der zur Rahmgewinnung fürs Buttermachen diente. Und ebenso sieht der letzte noch gut erhaltene Rest der Burg Hartenfels aus – der über 20 Meter hohe Bergfried. Sonst sind von der Befestigungsanlage aus dem 13. Jahrhundert, die nach einem Brand 1477 wiederhergestellt wurde, aber schon gut 100 Jahre später erneut zum Teil verfallen war, nur noch kleine Mauerreste erhalten.

Die Burg diente dem Schutz der Hohen Straße, der einst wichtigsten Handelsstraße zwischen Frankfurt am Main und Köln. Diese Straße ist heute die Bundesstraße 8, die nur wenige Kilometer entfernt an Hartenfels vorbeiläuft. Fast das ganze Jahr über ist der über dem Dorf gelegene Burgberg mit den Ruinen frei zugänglich. Nur einmal im Jahr muss man Eintritt bezahlen: am Pfingstsonntag, wenn Rock am Turm viele Musikfans nach Hartenfels lockt. Dann geht es auf dem sonst ruhig daliegenden Burgberg richtig rund.

Die kleine Gemeinde Hartenfels ist aber noch aus einem ganz anderen Grund quasi weltbekannt: Im Ort gibt es ein Dorf im Dorf, das sogenannte Huf-Dorf. Das ist eine Musterschau von modernen Fachwerkhäusern, die mitten im Ort von dem mehr als 100 Jahre alten Familienunternehmen Huf Haus produziert und in die ganze Welt exportiert werden. Die Häuser haben mit traditionellen Fachwerkgebäuden nur wenig gemein, geht ihr Holz doch eine Symbiose mit viel Glas ein. Sie werden ganz nach den Wünschen der künftigen Besitzer konstruiert. Ein Besuch im Huf-Dorf lohnt sich allemal, auch wenn nicht jeder das nötige Kleingeld hat, um sich eines der hochwertigen Häuser zuzulegen.

Am Waldrand südöstlich des Dorfes findet man das Naturdenkmal Zehntgarben, eine Basaltformation, zu der ein Bauer versteinert worden sein soll, weil er den Zehnten nicht ablieferte.

3

Burgruine Hartenfels

Hauptstraße 1

56244 Hartenfels

www.hartenfels.info

  4 Letzter Zeuge einer verlorenen Kultur

Maxsain: Jüdischer Friedhof

Rätselhaft mutet die andere Schrift an, die Zeichen und hohen Jahreszahlen auf den Grabsteinen: Ein ganzes Stück außerhalb des Dörfchens Maxsain im Sayntal, ein Stück aufwärts in Richtung des Ortsteils Zürbach versteckt sich an einem Hang hinter vielen Büschen ein alter jüdischer Friedhof. Quer über das hügelige Areal verstreut stehen da die eindrucksvollen Grabsteine aus Trachyt, einer schönen Gesteinsart der Region. Es lohnt sich, die Abbildungen und Inschriften näher anzuschauen – außer einer hebräischen haben die meisten Stelen auch eine deutsche Inschrift. Angelegt wurde die Begräbnisstätte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Heute gibt es noch etwa 35 Grabsteine. Die Jahreszahlen beginnen ab etwa 1810.

Aber nicht nur bei Maxsain, sondern über die ganze Region verstreut gibt es diese »stillen Orte«, wie die Juden sie selbst nennen: die jüdischen Friedhöfe, die mit den wenigen erhaltenen Synagogen die letzten Zeugen der einst blühenden Kultur der Westerwälder Landjuden sind. Manchmal liegen sie wie in Maxsain immer noch weit außerhalb des Dorf- oder Stadtgebiets, etwa in Selters, Hachenburg, Gemünden, Frickhofen oder Höhr-Grenzhausen. War man doch früher nicht bereit, den jüdischen Mitbürgern für die Anlage ihrer Friedhöfe wertvolles Ackerland und gar Grundstücke in der Nähe der Gemeinde zu überlassen. Oft wurden sie im Laufe der Jahrzehnte aber von den Neubaugebieten der Dörfer und Städte praktisch »eingemeindet« wie in Meudt, Hartenfels, Hadamar oder Montabaur. Meist sind sie gepflegt, aber nur selten findet man Spuren von Besuchern. Das sind dann keine Blumen oder Grableuchten, wie sie auf christlichen Friedhöfen üblich sind, sondern kleine Steine, die die Besucher dort hinterlassen haben. Legen wir doch auch ein Steinchen dazu!

In Meudt wird das Andenken an die jüdischen Mitbürger gepflegt: Für jeden Ermordeten wurde auf dem jüdischen Friedhof eine Basaltsäule aufgestellt.

4

Jüdischer Friedhof

Startpunkt: Am Rübengarten Richtung Ortsausgang. Dem kleinen Sträßchen links des Saynbachs bergauf folgen.

56244 Maxsain

 

Informationen:

Verbandsgemeinde Selters

Am Saynbach 5–7

56242 Selters/Westerwald

02626 7640

www.selters-ww.de

  5 Vom Kalten Krieg zur tollen Aussicht

Weidenhahn: Hellebergturm

Heute liegt er so friedlich da, der stählerne Koloss des Hellebergturmes bei Weidenhahn. Rundherum blüht und grünt es. Man wähnt sich fast in einer anderen Welt – wenn da nicht ab und zu auf der nahen Bundesstraße 8, der historischen Hohen Straße, ein Auto vorbeirauschen würde. Heute sind Gelände und Turm frei zugänglich. Nur ein paar alte Betonfundamente erinnern daran, dass es hier mal anders ausgesehen hat.