LILITH - Antonia Langsdorf - E-Book

LILITH E-Book

Antonia Langsdorf

4,7

Beschreibung

Wenn Menschen am Lebensabend etwas bedauern, dann meistens, sich nicht tief genug auf das Abenteuer des Lebens, der Liebe und der Freiheit eingelassen zu haben. Dieses Buch bietet Frauen jeden Alters Anregung und Inspiration, authentisch zu sein und das Leben in seiner ganzen Schönheit und Intensität zu genießen. Bevor Gott Eva aus der Rippe Adams erschuf, war LILITH dessen erste Frau. Von Geburt eine Göttin, weigerte sich LILITH, ihrem Manne untertan zu sein. Sie fiel daraufhin in Ungnade und verließ das Paradies. An diesen uralten Mythos anknüpfend, entwickelt Antonia Langsdorf ein praktisches Programm für die moderne Frau, um persönlich zu wachsen, unentdeckte Seiten ihrer weiblichen Natur zu entwickeln und frei, authentisch und schöpferisch zu leben. Inhaltliche Schwerpunkte: · Abenteuer und Kreativität: der weibliche Zugang, um das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen · Liebe und Partnerschaft: Leidenschaft pur erleben, den Puls des Lebens spüren · Beruf und Berufung: selbstbewusst und kompromisslos den Weg des Herzens gehen, auch und gerade im modernen Alltag · Sie haben es vorgemacht: Fallbeispiele von Prominenten und Menschen wie du und ich mit starkem LILITH-Faktor

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Antonia Langsdorf

LILITH

Die Weisheit der ungezähmten Frau

1. eBook-Ausgabe

© 2013 Trinity Verlag in der

Scorpio Verlag GmbH & Co. KG, Berlin · München

Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München

Satz: Veronika Preisler, München

Konvertierung: Brockhaus/Commission

ePub-ISBN: 978-3-95550-008-5

Das eBook einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich

geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des

Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig

und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,

Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und

Verarbeitung in elektronischen Systemen. Der Nutzer verpflichtet sich,

die Urheberrechte anzuerkennen und einzuhalten.

Alle Rechte vorbehalten.

www.trinity-verlag.de

eBook-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheimwww.brocom.de

Für meine Tochter Marilen

INHALT

Vorwort

Einweihung – Wie ich Lilith entdeckte

Jenseits von Eva

Die Reise beginnt

TEIL 1 – WER WAR LILITH WIRKLICH?

Spuren im Sand

Mehr als 1000 Worte – die Bilder der Göttin

Lilith, die Göttin

Lilith und die Schlange der Weisheit

Weltenschlange und Weltenbaum

Die Weisheit der Göttin oder warum auch Dämonen heilig sind

Mythen und Motive der Lilith

Wilde Natur – Lilith im Weltenbaum

Unzähmbarkeit – Adams erste Frau

Sexualität – die Liebesdämonin

Blut – die Flucht ans Rote Meer

Geburt – die Vertreibung aus dem Mutterleib

Tod – Lilith als Todesengel

Dämonische Kräfte – die Rachegöttin

Tabu – die heiligen Namen aussprechen

Schuld – die Provokation, eine Frau zu sein

Opfer – der Schmerz der Initiation

Matriarchat – die Weisheit der alten Wurzeln

Weiß wie Schnee, rot wie Blut, schwarz wie Ebenholz – Lilith und die Heilige Dreifaltigkeit

Weiß wie Schnee – Jungfrau und Priesterin

Rot wie Blut – die mächtige Mutter

Schwarz wie Ebenholz – die weise Alte

Einweihung – Die Göttin kehrt zurück

TEIL 2 – LILITH-GESCHICHTEN

Annette

Lia

Ingrid

Sophie

Hanna

Uschi Obermaier

TEIL 3 – LILITH IN DER PRAXIS

Lilith in den Sternzeichen

Einführung

Lilith im Widder / 1. Haus

Lilith im Stier / 2. Haus

Lilith in den Zwillingen / 3. Haus

Lilith im Krebs / 4. Haus

Lilith im Löwen / 5. Haus

Lilith in der Jungfrau / 6. Haus

Lilith in der Waage / 7. Haus

Lilith im Skorpion / 8. Haus

Lilith im Schützen / 9. Haus

Lilith im Steinbock / 10. Haus

Lilith im Wassermann / 11. Haus

Lilith in den Fischen / 12. Haus

Löwenmütter und wilde Kinder – Lilith im Horoskop des Kindes

Übungen und Anregungen, um dich mit Liliths Kräften zu verbinden

Lilith-Inspirationen

Lilith-Test

Lilith in den Zeichen / Datenliste

Anhang

Literatur

Websites

Anmerkungen

Dank

VORWORT

Lange, lange war sie nur in seichten Gewässern dahingetrieben. Jetzt wurde sie wieder in den Strom des Lebens gezogen.

MARIONZIMMERBRADLEY:DIE NEBELVON AVALON

Wenn man über Lilith spricht, muss man Geschichten erzählen. So wie es die Frauen jahrtausendelang getan haben, um das Wissen ihrer Clans und Familien lebendig zu erhalten und weiterzugeben. Lilith ist in meiner Geschichte und auch in deiner, denn jede Frau hat ihre eigene Geschichte. Ich möchte dich einladen, mit mir auf die Entdeckungsreise zur Göttin zu gehen. Ich werde dir meine eigene Entdeckungsreise zu Lilith schildern, denn Lilith-Erfahrungen berühren sehr persönlich. Und ich möchte dich ermutigen, deine Lilith-Geschichte zu finden. Mach dich mit der starken, furchtlosen, weisen, wilden, wahrhaftigen und emotionalen Göttin in dir vertraut.

Ich habe mich für dieses Buch entschieden, dich mit dem intimeren »Du« anzusprechen, statt mit dem im Deutschen üblichen »Sie«. Denn Lilith nimmt dich mit auf einen Einweihungsweg, auf dem es kein »Sie« mehr gibt, nur das »Du« deiner nackten, ursprünglichen Natur. Wenn ich dir von Lilith erzähle, verbinde ich mich ganz automatisch mit ihrer Kraft und lasse mich davon leiten.

Nachdem ich schon etliche Seiten für dieses Buch geschrieben hatte, wachte ich eines Morgens auf, und eine innere Stimme sagte zu mir: »Lilith duzt dich!« Zögernd fing ich in den Tagen darauf an, das »Du« im Text auszuprobieren. Und es ist wirklich wahr, es macht einen Unterschied. Ich kann die emotionale Tiefe der Lilith sprachlich besser erreichen, wenn ich dich unverblümt und direkt anspreche – und bitte diejenigen unter euch, die sonst das vornehmere Sie bevorzugen, um Verständnis. Stelle dich darauf ein, dass Lilith nicht höflich ist, nicht an äußeren Umgangsformen interessiert und nicht politisch korrekt!

Die Konfrontation mit Lilith-Erlebnissen kann spannend, lustvoll und aufregend sein – aber auch schmerzlich und niederschmetternd. Wenn dir Lilith begegnet, geht es um Initiationen, um Situationen, die dich mit deiner ursprünglichsten Kraft verbinden sollen – Situationen, die du nur meistern kannst, wenn du voll in deiner Kraft bist. Doch wenn man dich in dem Glauben erzogen hat, du seiest schwach und nicht liebenswert, oder die Natur sei allgemein gefährlich und du unfähig, sie zu erkunden und zu erleben, dann ist dein Zugang zu deiner wilden, inneren Natur vielleicht verschüttet. Dann hast du vielleicht – bewusst oder unbewusst – Angst davor, was passieren könnte, wenn du sie wieder erweckst. Lilith ist nicht böse, sie will dich aufwecken und dir dein Gefühl für deine innere Natur zurückgeben. Stell dir vor, wie es ist, wenn dir durch eine falsche Haltung eine Hand »einschläft«. Die Hand wird erst taub und gefühllos, dann kribbelt sie heiß, manchmal schmerzhaft, ehe sie sich wieder warm und beweglich und wie ein Teil von dir anfühlt. Wenn eine Lilith-Erfahrung dich aufwühlt oder verletzt, weist das darauf hin, dass ein Teil deiner Psyche oder Seele taub und gefühllos geworden ist, weil er abgeschnürt und unterdrückt wurde. Wenn dieser Teil nun wieder zum Leben erwacht, tut das zunächst weh, und es können sehr intensive Schmerzen sein. Aber wenn du den Seelenanteil integrieren und wieder als Teil von dir wahrnehmen kannst, lässt der Schmerz nach und weicht einem Gefühl von mehr Vollständigkeit und Lebenskraft. Die Geschichten anderer Frauen können dir sehr gut dabei helfen, deine eigene Geschichte zu verstehen und dir deine eigene, wahre innere Kraft zurückzuerobern.

Ich verehre Lilith sehr – als Ruf der wilden, inneren Natur. Wie eine Tigerin, die zum Sprung ansetzt, so empfinde ich die Energie der Lilith, wenn sie mich ruft. Aber ich kann ihr nicht immer folgen. Ich habe ein Leben mit Verpflichtungen und Verantwortung, und ich habe gelernt, nicht jeder Regung meiner Instinktnatur stattzugeben. Doch ich weiß auch, wann es Zeit ist, alles stehen und liegen zu lassen und Liliths Ruf zu folgen. Es kann sein, dass ich als Mutter gerufen werde, mich für meine Tochter einzusetzen. Oder dass ich durch ein Liebesabenteuer in eine neue Stufe der Ekstase initiiert werden soll. Oder dass ich selbst die Chance bekomme, jemand anderen zu initiieren. Oder einfach, dass ich in ein Unwetter gerate oder auf einem Pferd sitze, das plötzlich durchgeht. Lilith erscheint in Momenten, die man nicht planen kann, in denen man sich dem Leben hingeben muss und nichts mehr hinterfragen kann. Sie schickt dir vorher schon Zeichen und Träume, wenn du darauf achtest. In allen Situationen, vor denen ich eine unglaubliche Angst hatte, wurde ich geführt, ich wurde durch Träume vorbereitet, und ich konnte mich auf meine Instinkte verlassen. Die einfältige christliche Frömmigkeit der Kirche, mit der ich aufwuchs, konnte mir nichts über die Kräfte des Lebens beibringen. Erst die Entdeckung dessen, was mich Lilith gelehrt hat, gab mir das Gefühl, in meinem Leben als Frau wirklich angekommen zu sein.

Wir können in Lilith sicher eine Ikone der Gleichberechtigung sehen. Doch sie ist deshalb keine Galionsfigur für ein »neues Matriarchat«. Ambivalent sehe ich ihr Verhältnis zum Begriff der »Karrierefrau« und der Annahme einer neuen Dominanz der Frauen in Wirtschaft und Politik. Lilith ist nicht unbedingt die Schutzpatronin der Karrierefrauen, weil sie nicht bereit ist, sich anzupassen und nach den Regeln des Männerspiels zu spielen. Mit ihren Krallen und Flügeln ist sie ein archaisches Prinzip. Sie will uns mit »dem Tier« in uns verbinden, und zwar in Respekt und in einem spirituellen Kontext. Die Matriarchatskulte, denen ihr Mythos entspringt, waren dem Erhalt des Lebens verpflichtet und in tiefer Spiritualität mit den Kräften der Natur verbunden. Darauf beschränke ich mich bei meinen Lilith-Forschungen. Ich beleuchte das Lilith-Thema als ein seelisches, mystisches und kulturelles Phänomen, welches auch politisch und sozial brisant ist. Ich bin jedoch keine Matriarchatswissenschaftlerin. Und ich denke auch nicht so schlicht, dass ich glaube, ein neues Matriarchat würde alle unsere Probleme lösen. Die Kräfte der Lilith sind zwar zu einem Teil in dem urweiblichen Geschehen der Geburt und des Monatsblutes gebunden. Doch sie stehen darüber hinaus auf vielfältige Weise jedem Menschen offen. Indem Lilith unsere Faszination für das Wilde schürt und uns mit Situationen konfrontiert, in denen wir die Verbindung mit der Weisheit und dem Schrecken des Lebens zugleich erleben, fordert sie unser Vertrauen ein, Vertrauen zu den Kräften der Natur, zu Geburt und Tod, zu den Phasen des Lebens und den Geschenken unseres wunderschönen Planeten.

Wie die Erfahrungen mit Lilith auf die Seele wirken, hängt natürlich auch sehr vom jeweiligen kulturellen Kontext ab. Gerade in der Gegend, aus der ihr Mythos ursprünglich stammt, nämlich dem Vorderen Orient, ist die Frau gesellschaftlich noch im finsteren Mittelalter gefangen. Wie in den alten Mythen kann Lilith nicht in ihrer Heimat wirken, sondern nur im Exil. So stammen die Geschichten und Erkenntnisse in diesem Buch aus dem deutschsprachigen Raum und den USA, wo ich den Schwarzen Mond, Liliths Zeichen im Horoskop, seit 15 Jahren erforsche. Lilith ist auch in Frankreich, England, Italien, Argentinien und Australien sehr populär.

Nun möchte ich das Wissen, das ich in meiner astrologischen Arbeit und in meinem gelebten Leben über Liliths Einweihungswege gesammelt habe, mit dir teilen. Damit du spürst, wann es Zeit ist, dem Ruf der Lilith zu folgen.

Einweihung – Wie ich Lilith entdeckte

Lilith war für mich der Wegweiser zur weiblichen Göttlichkeit. Warum? Warum die wilde Lilith und nicht zum Beispiel eine Göttinnenfigur wie Venus, mit der ich als Astrologin dauernd zu tun habe? Oder auch die heilige Mutter Maria, die einzige weibliche göttliche Figur, die unser Christentum uns gönnt und die nicht einmal Göttin sein darf, sondern »nur« eine Heilige. Ja, warum war es Lilith, die mich genug faszinierte, um ihr durch das Religionsgestrüpp zu folgen, in dem ich mich als Frau gefangen fühlte? Um nach dem Geheimnis der weiblichen Magie zu suchen, über das mich niemand aufklären konnte und wollte, doch von dessen Vorhandensein ich überzeugt war, seit mir Lilith begegnet war? Und das, obwohl die Lilith-Mythen und astrologischen Deutungen eher düster waren? Das Gefühl, sie sei »die Richtige«, war untrüglich für mich. Ich wollte eine Göttinnenfigur finden, vor der ich mich nicht schuldig fühlen musste, eine sinnliche, leidenschaftliche Frau zu sein, die das Muttersein fürchtete und die Männer abwechselnd liebte und hasste – und die Karrierestrukturen der Männerwelt nur ansatzweise verstand. Warum war es für mich nie eine Option, Kostümchen und High Heels zu tragen, gleichzeitig Männerrituale mitzumachen und auch noch härter zu arbeiten als die Kollegen, um Erfolg zu haben? Warum suchten Männer meine Nähe, bekamen dann aber irgendwie Angst vor mir? War ich ein Wesen von einem anderen Stern? Als ich auf die Mythen der Lilith stieß, ausgegrenzt, verfolgt, gejagt, für ihren Anspruch auf weibliche Stärke unverstanden und bestraft, dabei furchtlos, stark, leidenschaftlich und unberechenbar, wusste ich: Ich habe sie gefunden, »meine« Göttin. Venus, die ewig Raffinierte, die mit den Waffen einer Frau kämpft, sagte mir wenig. Musste sie sich denn nicht andauernd verkleiden und verstellen, um zu erreichen, was sie wollte? Musste sie nicht auf schmerzenden High Heels laufen, statt sich wie eine Tigerin auf schmiegsamen Sohlen im Großstadtdschungel zu bewegen?

JENSEITS VON EVA

Lilith dagegen, die hocherhobenen Hauptes und wahrscheinlich barfuß vor den grausamen Jahwe hintrat, den ich schon immer gehasst hatte, und ihm Paroli bot, ließ mein Herz höherschlagen. Ich stellte mir vor, wie sie ihm entgegenschleuderte: »Du kannst mich mit deinen Engeln nicht beeindrucken! Ich kenne deine heiligen Namen, und ich werde sie aussprechen und dich verfluchen, denn ich bin eine Göttin, und ich weiß, was hier gespielt wird! Niemals werde ich dir zur Verfügung stehen, damit ein ungehobelter Kerl wie Adam eine Frau bekommt! Such dir eine andere, die bereit ist, die Gehorsame zu spielen – mich siehst du hier nie wieder!« Das tat Gott dann ja auch: Er erschuf Eva aus einer Rippe Adams, damit sie sich ihm folgsam unterordnete. Dass Eva nachher ihre innere Venus entdeckte und begriff, wie man mit den Waffen einer Frau kämpft, ist eine andere Geschichte.

Ich will nun nicht sagen, dass wir es immer und in jeder Situation genauso machen sollten wie Lilith: provozieren, die Wahrheit herausposaunen, uns nichts gefallen lassen, stur bleiben und keine Kompromisse eingehen und womöglich ein schönes Paradies verlassen, das wir uns sogar selbst geschaffen haben. Lilith blind zu folgen kann gefährlich sein. Man muss schon wissen, was man tut, oder über ein enormes Urvertrauen verfügen. Denn Lilith ist nicht für ein wohlgeordnetes, kultiviertes Leben zuständig. Und auch nicht für ein Leben als Karrierefrau, bei dem die Gefühle auf der Strecke bleiben. Sie regiert die ungebändigten Kräfte der Natur, namentlich Sexualität, Geburt, Leben und Tod und die Weisheit, die sich in den tiefsten Geheimnissen des Lebens verbirgt. Wir werden geboren, und wir werden sterben, aber wir können uns ansonsten aus der Intensität des Lebens erfolgreich heraushalten. Bis Lilith kommt und sagt: »Komm. Verbinde dich mit den Kräften von Sonne und Mond, von Ozean und Wüste, von Engeln und Dämonen, von Blut und Wasser, von Wind und Feuer.« Dann sollst du initiiert werden in die Geheimnisse des Lebens – und des Todes, wenn es sein muss. Das wird nicht unbedingt ein lustiger, angenehmer Trip. Aber am Ende wirst du dich unfassbar lebendig fühlen – jenseits aller schlauen Ratschläge und Konzepte, nur deiner eigenen Wahrheit verpflichtet.

Lilith-Erfahrungen sind solche, die es in keinem Vergnügungspark der Welt nachzustellen und nirgendwo zu kaufen gibt. Sie bringen dich in Kontakt mit der Liebe des Lebens zu sich selbst und aus sich selbst heraus. Das Erlebnis einer Geburt, eine verzehrende Liebe, von der man noch seinen Enkelkindern erzählt, die wortlose Freundschaft zu einem Tier, ein unvergessliches Naturerlebnis, die Begegnung mit einer Schamanin oder Hexe, die Rettung einer Frau in Not, der Traum, der dir von deiner Tochter erzählt, all das können Liliths Botschaften sein, die uns daran erinnert, welch ein Wunder das Leben an sich ist – in seiner Schönheit und Hässlichkeit, in seiner Sanftheit und seiner Gewalt, in seiner Weisheit und seiner Grausamkeit. Ja, sie erzählt auch von der Gewalt gegen die Frauen, Gewalt die ihnen entgegenschlägt, weil ihre innere Kraft den Männern Angst macht, genau wie damals, als Jahwe Lilith nicht einfach ziehen ließ, wo es ihm doch so wenig Mühe machte, Eva zu erschaffen, sondern sie bestrafte und über lange Zeit zu einem Dasein als Ausgestoßene verurteilte. Lilith erzählt von der unzerstörbaren inneren Kraft der Frauen, vom Kampf um Respekt und Gerechtigkeit, von Schmerz und Elend der Hexenverbrennungen, von der Rebellion gegen die Ungerechtigkeiten, die Frauen bis heute widerfahren. Sie erzählt von Geheimnissen und Tabus, die sich um das Frausein ranken, weil die Christen das Blut, die Stimmungen, die Fähigkeit der Frauen, Kinder zu bekommen, und den Akt der Geburt nicht verstanden. Und sie erzählt von der Ekstase, wenn du in Verbindung mit den tiefsten und ursprünglichen Kräften des Lebens bist und gleichzeitig die Zeit stillzustehen scheint, weil du in diesem Moment deinen eigenen Kosmos schaffst – als Künstlerin, Tänzerin, als Liebende oder sogar als Gebärende. Wenn du auf dem Sterbebett sagst: »Mein Leben war voll und reich, ich habe nichts ausgelassen, keine Freude und keinen Schmerz, ich habe mich in jede Erfahrung mit voller Kraft hineingeworfen«, wird Lilith zufrieden sein und dich auf ihren Flügeln in den Himmel und die geistigen Welten tragen.

Wir Frauen hier in Deutschland und Europa sind in der privilegierten Situation, die atemberaubend abenteuerliche, magische, lustvolle, leidenschaftliche und weise Seite der Lilith kennenlernen zu dürfen, und davon soll dieses Buch in der Hauptsache handeln. Wir gehören zu den Frauen, die dabei sind, die ekstatische Kraft der Lilith wieder für sich zu entdecken. Wir sind in vieler Hinsicht bereits frei und auf Augenhöhe mit den Männern, auch wenn es sich noch immer nicht auf dem Gehaltsscheck zeigt. Aber Zahlen sind nicht Liliths Zuständigkeitsbereich. Stärke und Gerechtigkeit haben viele Gesichter.

DIE REISE BEGINNT

Ende der 1980er-Jahre begann ich, Lilith zu folgen. Ein Buch hatte mich in seinen Bann geschlagen: Lilith – der Schwarze Mond. Die Große Göttin im Horoskop von Joelle de la Gravelaine. Es war wundervoll und erschreckend zugleich, denn Gravelaine stieg tief ein in die Mysterien der dunklen und gewaltsamen Lilith oder vielmehr all dessen, was ihren schlechten Ruf ausmachte. Kein Wunder – Lilith war ja wie aus der Verbannung zurückgekehrt. Sie hatte fast 3000 Jahre im Schatten des Vergessens und Verdrängens ausgeharrt – und so mochte sie anfangs sehr furchterregend gewirkt haben. Vor meinem inneren Auge sah ich eine Yogini, die über die Äonen hinweg allein in einer Höhle am Strand des Roten Meeres meditiert hatte – zugewachsen von Haaren, von Staub bedeckt, nur die Augen glühend und lebendig, seit Ewigkeiten in der Dunkelheit, aber mit der Kraft, ihre Stimme in deinen Gedanken erklingen zu lassen: »Bist du bereit für meine Rückkehr? Bist du bereit, dir all das anzuschauen, was mir widerfahren ist, als ich mich in deinem Namen für die weibliche Kraft eingesetzt habe, damals, im Paradies? Ich bin zurückgekehrt, denn die Welt ist nun bereit für mich!«

In der Psychologie wurde Lilith ein Verhaltensmuster zugewiesen, das wenig schmeichelhaft war. Sie wurde beschrieben als zorniger Racheengel, als wilde Amazone, ja sogar als verstörte Kindstöterin. Sie wurde immer dann zitiert, wenn unverständliche weibliche Verhaltensweisen erklärt werden sollten. Denn Lilith haftete das Mysterium von Mondrhythmus, Blut, Kraft, Natur und Matriarchat an – aber es wurde häufig gründlich missverstanden. So kam es, dass Lilith im Zusammenhang mit verstörter Weiblichkeit und traumatischen Mutter-Kind-Beziehungen gesehen wurde, aber auch als Faktor für betörende, unheimliche weibliche Magie. Parallel zu dieser psychologischen Einordnung des Lilith-Archetyps hatten sich auch die Astrologen der Figur der Lilith angenommen. Sie wiesen ihr einen wichtigen Punkt in der Himmelsmechanik zu – einen Punkt, der im kosmischen Tanz von Erde und Mond einem Neunmonatsrhythmus folgt und als Einziger den Zeitraum der weiblichen Schwangerschaft beschreibt. Diesen Punkt nannte man den »Schwarzen Mond«. Der »Schwarzmond« hat vielerlei Bedeutungen in den Mondkulten und Göttinnenkalendern. Frauen menstruieren seit Menschengedenken im Rhythmus des Mondes, was offensichtlich werden lässt, wie stark wir Menschen eingebunden sind in die natürlichen Rhythmen unserer Natur und damit der Himmelskörper, die diesen Rhythmus ja vorgeben. Unzählige Kulte, Rhythmen, Zählungen und Kalender, auch der der Maya, entwickelten sich entlang dieses Mondrhythmus, der immer leicht vom Sonnenrhythmus abweicht. In unserer Kultur folgen wir dem offiziellen Kalender mit zwölf Sonnenmonaten, demgegenüber stehen die magischen 13 Mondmonate, die sich als Neumonde und Vollmonde in unserem Kalender wiederfinden, doch deren magisch-weibliche Bedeutung in Vergessenheit geriet – bis Lilith wieder in unserem Bewusstsein auftauchte.

Über 15 Jahre folgte ich dem Schwarzen Mond, Liliths Spur im Horoskop. Nicht nur in Geburtshoroskopen, auch in Partnerhoroskopen und Prognosen – überall, wo der Schwarze Mond einen Akzent setzte, war Lilith am Werk, die Wilde, die Unberechenbare, und vermittelte ihre Botschaft vom Wiedererwachen der Natur und des Weiblichen, vom Kampf um die Gleichberechtigung, von Gewalt gegen Frauen und von neuen Männern, die starke Frauen lieben.

Ich entdeckte, dass Lilith im Horoskop von starken, mutigen, kompromisslosen, engagierten, provokanten Frauen, aber auch Männern, besonders herausgehoben und als Persönlichkeitsanteil stark entwickelt ist. Und ich musste feststellen, es war auch etwas dran an den düsteren Deutungen – einfach deshalb, weil sich der Schwarze Mond oft zeigte bei schwierigen Liebesgeschichten, wenn Leidenschaften in wohlgeordnete Beziehungswelten einbrachen, wenn Menschen wider besseres Wissen ihrem Herzen folgten und dafür geächtet wurden, in konfliktreichen Mutter-Kind-Beziehungen, wenn eine Femme fatale einen Mann in den Ruin trieb – oder ein durchgedrehter Manager eine ganze Firma. Ich suchte weiter, denn ich spürte, dass hier noch etwas richtiggestellt werden musste, dass es noch andere Geschichten geben musste, in denen Lilith als die Heldin, die Schamanin und die weise Wilde auftreten würde, als die ich sie sah, und mit mir viele andere Frauen, die um ihre Figur und Symbolik wussten und Lilith verehrten. Ich ahnte ja nicht, dass es meine eigene Geschichte war, in der sich Lilith mir offenbaren würde!

TEIL 1

Wer war Lilith wirklich?

Spuren im Sand

Windgöttin, Dämonin, dunkle Göttin – der Name Lilith ist eher ein mystisches Raunen als ein klar umrissener Begriff. Die sumerische Silbe Lil wird mit »Windhauch« übersetzt, Lilitu mit »Dunkelheit« oder »Nacht«. Im Neuhebräischen heißt Lilit »Schleiereule«. Die Lilitu waren mädchenhafte Dämonen. Biblische Gelehrte verglichen Lilith mit Lamia, der libyschen Schlangengöttin. Martin Luther übersetzte Lîlît mit »Nachtgespenst«. Ihr Dämonenname ist Lamaschtu, die Wandlungsgöttin, die Leben nimmt und Leben schenkt. In der Kabbala ist Lilith die Gefährtin von Samael und Teil eines heiligen Dämonenpaars. Andere sagen, Lilith sei verwandt mit der babylonischen Göttin Belet-ili, oder mit Ba’alat, der heiligen Herrin der Kanaaniter. Der genaue Ursprung des Namens Lilith bleibt rätselhaft. Ziemlich eindeutig scheint zu sein, dass ihre Spuren in den Vorderen Orient führen, in die Gegend, die in der Bibel als das »Land von Euphrat und Tigris« beschrieben wird. In dieser Gegend befand sich Mesopotamien und als Teil davon Sumer, das sich zwischen der heutigen Stadt Bagdad und dem persischen Golf erstreckte. Vor mehr als 6000 Jahren wurde die mystische Stadt Uruk gegründet, und hier spielt der Mythos, in dem die »Göttin Lilith« zum ersten Mal namentlich genannt wird, an dessen Ende sie in die Wüste flieht. In der Genesis ist sie Adams erste Frau, und sie flieht wieder, diesmal ans Ufer des Roten Meeres, das zwischen Ägypten und Saudi-Arabien liegt und die Halbinsel des Sinai umschließt.

Lilith ist also ein Geschöpf der Wüste mit ihrer flirrenden Hitze und ihren Fata Morganen, ihren Oasen und Flüssen, deren Überschwemmungen das Land fruchtbar machen, ihrem Wind, der die Geheimnisse des Lebens weiterträgt, ihren Sandstürmen, ihren Schlangen, Skorpionen, ihren Raubkatzen und Gazellen, stolzen Araberpferden und ausdauernden Kamelen, und des Meeres, in das die Wüste übergeht.

Ich habe drei Jahre am Rand der Wüste in Kairo gelebt und habe eine Ahnung davon, welche mystischen Mächte sich in ihr entfalten. Ich habe die großen Oasen gesehen, die so aussahen, wie ich mir das biblische Paradies vorstellte. Ich weiß, was es bedeutet, wenn jemand »in die Wüste flieht«. Um dort zu überleben, braucht es große innere Stärke, Weisheit und Erfahrung, Verbindung mit dem Wesen des Windes, der so schnell zum Sandsturm werden kann, und Verständnis für die Zeichen der Tiere, die zum rettenden Wasserquell weisen. Oder das Wesen einer Göttin, die Wind, Leben und Tod selbst ist.

Mehr als 1000 Worte – die Bilder der Göttin

Wenn du einmal »Lilith« bei Google eingibst und auf »Bildersuche« gehst, bekommst du eine Zusammenstellung von kraftvollen Bildern zu sehen, teils antik, teils aktuell, die Zeugnis von den Kräften ablegen, für die Lilith steht: Darstellungen von Adam und Eva im Paradies mit der Schlange, Lilith, von einer Schlange umwunden, Lilith als Schlange im Baum der Erkenntnis, Lilith als geflügelte Dämonin, außerdem viele aktuelle Interpretationen der Lilith. Alles zusammen ergibt ein eindrucksvolles Image, eine klare, kraftvolle Symbolsprache, die sich in der Bilderflut des Internets mit einer eigenen Kontur durchsetzt. Lilith hat eine moderne Identität wie ein Superstar!

LILITH, DIE GÖTTIN

Gleich zu Anfang dieser Galerie taucht das faszinierende, antike »Burney-Relief« auf, auch »Queen-of-the-Night«-Relief genannt. Bis heute weiß keiner mit letzter Sicherheit, welche sumerische bzw. babylonische Frauengottheit es darstellt. Ist es Inanna, Ishtar oder tatsächlich Lilith? Sicher sind sich Experten, dass es ein göttliches Wesen sein muss. Auch der Ursprung, etwa 1900 v. Chr., und damit das Alter von rund 4000 Jahren dieses Reliefs, wurde wissenschaftlich bestätigt. Das rund 50 mal 47 Zentimeter große Terrakottarelief fand sich im Besitz eines gewissen Sir Burney, doch wie es dorthin kam, ist nicht bekannt. Man vermutet seinen Ursprung im heutigen Irak und damit in der Heimat des Lilith-Mythos. Es ist in seiner Art einzigartig und wunderschön, und ein stimmiges Abbild all dessen, was wir Lilith zuordnen. Für viele Lilith-Fans, Astrologen und auch Forscher mit streng wissenschaftlichem Background gibt es keinen Zweifel: Ja, DAS ist LILITH!

Das Burney-Relief

Stolz und vollkommen nackt steht die Göttin da, ihre Figur ist makellos, ihr Geschlecht vollkommen glatt. Mit ihren schwellenden Brüsten und ihrer ganzen, wunderschönen Gestalt gleicht sie einer kraftvollen jungen Frau von frisch erblühter Weiblichkeit. Beinahe bedient sie unser heutiges Schönheitsideal, doch dann der Bruch: Ihre schlanken, kräftigen Beine gehen in mächtige, krallenbewehrte Vogelfüße über, mit denen sie auf zwei Löwen steht – ein Hinweis darauf, dass sie ihre Kraft aus ihrer Instinktnatur zieht und über die Erde und die Tierwelt herrscht. Rechts und links wird sie flankiert von zwei riesigen Eulen, im Verhältnis größer als die Löwen. Eulen stehen seit Urzeiten für den Begriff der Weisheit. Und sie besitzt Flügel, Symbol für ihre Verbindung zur Sphäre des Himmels und des Geistes. Auf ihrem Kopf trägt sie eine helmartige Krone, Zeichen ihrer Herrschaft und Göttlichkeit. Auch die Ringstab-Symbole in ihren Händen weisen auf eine göttliche Herkunft hin. Das Gesicht zeigt Spuren der Verwitterung, trotzdem erkennt man in dem Antlitz eine starke Willenskraft. Die Eulen der Weisheit, die Löwen als Krafttiere, die Flügel des Geistes, dazu die Insignien einer Göttin. Das sind mächtige Symbole, die keinen Zweifel an der Wucht und Kraft dieser Figur lassen. Mit ihrer hoch aufragenden, offenen und furchtlosen Haltung, die zugleich eine betörende, natürliche Sexualität verströmt, wirkt sie absolut bezwingend. Trotz der jugendlichen Spannkraft ihres Körpers strahlt sie Weisheit und Bewusstsein aus. Sie verbindet Himmel und Erde, Spiritualität und Instinkt. Sie scheint die Formel zu kennen, nein, sie ist die Formel für die Weisheit des Wilden, für archaische Kräfte, die offenbar in unserer flurbereinigten, harmonisierten, konsumverweichlichten Kultur stark herbeigesehnt werden. Sie lebt in unseren Zyklen, in unseren Gefühlen, Instinkten, im Monatsblut der Frauen und in der Schwangerschaft, in unserer genetischen Weisheit, sie pulsiert überall dort, wo der Alltagsverstand nicht hinkommt. Genauso ist sie auch im Wind, in den Elementen, in den Lüften und in den geistigen Sphären der Spiritualität.

LILITH UND DIE SCHLANGE DER WEISHEIT

Für mich ist das Burney-Relief eine der kraftvollsten Weiblichkeitsikonen überhaupt – und ich habe mir wirklich viele weibliche Ikonenbilder aus aller Welt angeschaut. Aber es gibt noch eine weitere Gruppe von Bildern, die wir uns im Zusammenhang mit Lilith anschauen sollten, um sie tiefer zu verstehen, nämlich Lilith mit der Schlange und dem Baum der Erkenntnis. »Lilith mit der Schlange« ist ein besonders betörendes, sehr bekanntes Bildnis von John Collier aus dem Jahre 1886. Es zeigt Lilith als nackte, wunderschöne Frau mit einer Flut rötlicher Haare, umwunden von einer mächtigen Pythonschlange. Ihr entrückter Ausdruck und die Zärtlichkeit, mit der die riesige Schlange ihren Körper umfängt und den Kopf auf ihre Schulter legt, zeigen sie als Frau, die zutiefst mit ihrer wilden Natur verbunden ist und sich nicht dafür schämt. Doch dieses Bild geht zurück auf weit ältere Darstellungen des Paradieses, wo Lilith selbst als kluge Schlange auftaucht. Denn es war ja die Schlange, die Adam und Eva zur Sünde verführte, indem sie ihnen einflüsterte, es sei eine gute Idee, entgegen der Weisung Gottes vom Baum der Erkenntnis zu essen. So machten große Künstler aus der dämonischen Figur der Lilith eine Schlangenfrau, um in ihr das Bild der verführerischen Sünde zusammenzufassen. Der große Michelangelo porträtierte sie in den Fresken der Sixtinischen Kapelle als wilde Frau mit dem Unterleib einer Schlange, die Eva den Apfel geradezu aufdrängt. Andere Darstellungen zeigen sie als Schlange, die den Baum der Erkenntnis umwindet und einen Frauenkopf hat. Berühmt ist die Interpretation des holländischen Meisters Hugo van der Goes (um 1470). Auf seinem Bildnis »Der Sündenfall« sieht man Adam und Eva am Baum der Erkenntnis stehen, beklommen in ihrer Nacktheit und mit ahnungsvollen Gesichtern. Daneben erkennen wir Lilith als echsenhaftes Wesen mit Frauenkopf und kritischem, schlauem Blick. Sie hat sich am Baum aufgerichtet und scheint zu überwachen, ob Eva den Apfel auch wirklich pflückt.

WELTENSCHLANGE UND WELTENBAUM

Die Geschichte vom Paradies mit dem Baum der Erkenntnis basiert auf Mythen der Schlange und des Lebensbaums, die viel älter sind als die Genesis der Bibel. Schon immer wurde der Baum als Symbol für das Leben selbst gesehen und als Verbindung zwischen der Erde, in der er sich verwurzelt, und dem Himmel, in den er mit seiner Krone aufragt. Lebensoder Weltenbäume gibt es in Kulturen rund um die Welt, und sie spielen in vielen Schöpfungsmythen eine tragende Rolle. So auch im Gilgamesch-Epos der Sumerer, wo Lilith den Weltenbaum bewohnt, zusammen mit einer Schlange und einem Vogel. Auch die Schlange als Symbol ist uralt und hat Menschen von jeher fasziniert. Bevor sie regelrecht verteufelt wurde, galt sie als Symbol der Weisheit und Kraft. Der Ouroboros, die Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt, gilt als Symbol der Vollkommenheit und steht auch für die Welt selbst. Sie taucht in der sumerischen und ägyptischen Mythologie ebenso auf wie in den nordischen Schöpfungsmythen als weltumspannende »Midgardschlange«. Durch die Verbreitung des Yoga ist auch die Kundalinischlange populär geworden, das Symbol für die Lebenskraft im Menschen. Zusammengerollt schläft sie am Beckenboden, im Basischakra, doch wenn sie geweckt wird, zum Beispiel durch eine sexuelle Initiation, richtet sie sich auf, und die Lebenskraft schießt hoch bis zum Scheitel und erleuchtet das dritte Auge.

So kommt alles zusammen: Lilith als Schlange im Lebensbaum, als Verführerin zur Erkenntnis, als Hüterin der sexuellen Initiation! Es ist doch wirklich interessant, dass der Gott der frömmelnden Christen die Schlange im Paradies dazu verfluchte, auf ewig »auf dem Bauche zu kriechen und Erde zu fressen« (1. Mose 3,14), statt dem Menschen weiterhin als Weisheitslehrerin zur Verfügung zu stehen. Sie durfte sich nicht mehr aufrichten wie die Schlange der Kundalinikraft, der heiligen Sexualität, und das dritte Auge erleuchten. Nein, sie sollte demütig im Schlamm kriechen und wurde von ihrer spirituellen Kraft getrennt. Ein Sinnbild dafür, wie die Mysterien der heiligen Sexualität von der prüden Gefolgschaft eines patriarchalen Gottes in den Schmutz getreten wurden. Die Sünde kam durch das Weib in die Welt, sagt der Mythos vom Sündenfall. Und die Bilder von Lilith als Schlange erzählen uns: Es war nicht die folgsame Eva, die es nicht besser wusste, sondern die wilde Lilith, die als Schlangenweib Eva den Apfel gab, damit sie den noch ahnungsloseren Adam damit verführen sollte. So wurde Lilith zur personifizierten Sünde.

Die Weisheit der dunklen Göttin oder warum auch Dämonen heilig sind

Wenn man Lilith in diesem Kontext sieht, ist es kein Wunder, dass sie auch in der Psychologie und Astrologie als eher dunkles, seelisches Urbild wahrgenommen wurde. Sie stand für die gepeinigte Frau, für die gestörte Weiblichkeit, die vergewaltigte Frau. Doch die Peinigung und Störung waren ja nur die Folge des selbstbewussten Auftretens der Lilith, das dazu geführt hatte, dass sie vom alttestamentarischen Jahwe – Sinnbild für die Männergesellschaft – verstoßen wurde. Wo wurden denn ihre Kraft, Wildheit und Weisheit gewürdigt? Ich sträubte mich, zu akzeptieren, dass Lilith nur für Schmerz, Verbannung und Kampf stehen sollte. Schmerz ja, aber doch so etwas wie Geburtsschmerz, also ein Schmerz, der eine Initiation begleitet, durch die man hinterher stärker ist! Oder ein Schmerz, den man hinnimmt, um seinem Herzen zu folgen. Und der Schmerz der Erkenntnis, dass die Kräfte der inneren, ursprünglichen Natur systematisch unterdrückt wurden. Aber warum sollte sie, die wilde, stolze, kraftvolle Göttin, nur für psychische Traumata durch Grausamkeiten stehen? Ich vermute, das hat mit ihren Attributen und deren Verfälschung zu tun. Immerhin sind Liliths Themen solche, die nicht unbedingt durchweg populär und ästhetisch sind – sondern solche, die gerade in der Frühzeit des Christentums mit großen Unsicherheiten und Ängsten besetzt waren. Lilith ist die Verbindung mit den Kräften der urigen, weiblichen Göttinnen: der Kraft zu gebären, dem geheimen Wissen der Frauen um Leben und Tod, dem Weg der Initiation, der Ursprünglichkeit der Natur. Ihre Themen sind Blut, Geburt, Tod, Tabu, Sexualität, dämonische Kräfte, Furchtlosigkeit, Rebellion und der Kampf um Gerechtigkeit. Ihre Handlungen sind radikal und kompromisslos. Das macht sie Furcht einflößend und unbequem. Schauen wir uns doch an, wovon die wenigen, aber umso kraftvolleren Mythen, die wir von ihr kennen, erzählen und wo wir diese Themen in unserer modernen Gesellschaft wiederfinden. Dann wird nachvollziehbar, warum Lilith so oft missverstanden und gefürchtet wurde und warum es sich lohnt, sie im strahlenden Licht einer Göttin zu betrachten, statt im Schatten der Verbannung, aus der sie kommt. Für mich war immer klar: Lilith als Dämonin – das kann nur eine andere Erscheinungsform der Göttin sein. Tatsächlich weiß die Sprachwissenschaft, dass das altpersische Wort »Div« für Dämon und »Deva«, das Sanskritwort für »Gott«, aus der gleichen Quelle stammen. In der jüdischen Kabbala ist Lilith Teil eines Dämonenpaars, das genauso heilig war wie seine himmlischen Gegenspieler. Götter und Dämonen sind also gar nicht so verschieden, sondern eher zwei Seiten ein und derselben Medaille.

Innerhalb weniger Jahrzehnte hat Lilith mit großer Kraft einen Platz in der Reihe der wichtigen seelischen Archetypen errungen, gleich neben Göttern wie Venus, Mars, Mond und vielleicht noch Jupiter. Lilith ist seit einigen Jahren regelrecht populär – nicht nur unter Astrologen, sondern auch bei Psychologen und Schriftstellern! Lilith ist nicht irgendeine Figur, die wir Astrologen uns ausgedacht haben, sondern ein mächtiges Prinzip, das mit Macht in unsere Seelen zurückkehrt und in unserer Gesellschaft immer stärker wahrgenommen wird! Frage dich, welche Göttinnen du neben Venus noch kennst. Siehst du. Es gibt nicht viele, die heute noch eine Rolle spielen. Lilith ist eine davon!

»Lilith ist eine Erscheinungsform der großen Göttin, die viele Namen trägt und viele Aspekte mühelos in sich vereinigt. Ihre Kraft liegt jenseits einer Dualität und ist mehr wie das Leben selbst: schön und hässlich, grausam und zärtlich, dunkel und hell zugleich.« So fasst der Religionswissenschaftler Kocku von Stukrad in seinem großartigen Buch über Lilith1 das Wesen der mysteriösen Göttin zusammen. Er war der Erste, der die bis dahin vorherrschenden düsteren Deutungen der Lilith infrage stellte und Lilith als Teil eines ganzheitlichen Verständnisses der Urgöttin betrachtete.

Mythen und Motive der Lilith

WILDE NATUR – LILITH IM WELTENBAUM

Die wohl älteste bekannte Geschichte, in der Lilith auftaucht, ist der Mythos von »Inanna und dem Huluppu-Baum«, Teil des sumerischen Schöpfungsmythos. Inanna – selbst eine mächtige, weibliche Urgöttin – pflegt und hegt in ihrem Garten einen Huluppa-Baum, Symbol des Weltenbaums. Sie möchte aus seinem heiligen Holz einen Thron und ein Bett für sich errichten. Als die Zeit gekommen ist, den Baum zu fällen, muss Inanna feststellen, dass der Weltenbaum belebt ist – er wird von der Göttin Lilith, dem Himmelsvogel Anzu und einer Schlange bewohnt und beschützt. Inanna kann die unerwünschten Bewohner nicht ohne Weiteres loswerden. Doch schließlich gelingt es ihr mit einer List und mithilfe ihres Bruders, des Gottes Utu. Die Schlange wird erschlagen, und Anzu flüchtet aus seinem Nest. Lilith zerstört zunächst selbst ihren Sitz im Lebensbaum und flieht dann in die Wüste. Dieser Mythos symbolisiert, dass eine neue kirchliche Ordnung in der sumerischen Religion erschaffen werden soll.2 Der ursprüngliche Lebensbaum, bewohnt und damit beseelt von Lilith, Schlange und Vogel, soll zum Thron werden, ein Symbol für eine kulturelle Entwicklung, der für ein Stück ursprüngliche Natur geopfert werden soll. Interessant ist hier, dass eine Göttin (Lilith) für die andere (Inanna) weichen soll. Im christlich-jüdischen Mythos des Paradieses muss die wilde, weise Lilith für die fügsame, ahnungslose Eva weichen. Inanna wie auch Eva machten gemeinsame Sache mit der männlichen Kraft, während Lilith flüchtete und sich einer Teilnahme an der neuen Ordnung verweigerte. Das weist darauf hin, dass Lilith tief sitzende, alte und ursprüngliche Naturkräfte symbolisiert, die nicht gewürdigt, sondern einer neuen Ordnung geopfert werden sollen.

Auf unsere moderne Welt würde ich das mit den Begriff »Flurbereinigung« übertragen. Natur soll bereinigt, begradigt, handhabbar gemacht werden – ganz im Sinne von »Macht euch die Erde untertan«. Doch heute wissen wir, dass diese einseitige Nutzung von natürlichen Ressourcen zwecks Massenproduktion die Natur ihrer Kraft beraubt und den Einsatz von künstlichen, gewaltsamen Mitteln nötig macht, um die gewünschten Erträge zu erzielen. Belassen wir dagegen die Natur (Lilith) mehr ursprünglich und berücksichtigen ihre Rhythmen und ihre Vielfalt (Flügel und Krallen als Symbol für die wilde Tierwelt), ist ihr Ertrag qualitativ höher, gesünder, energetisch wertvoller – aber der ganze Prozess ist schwieriger zu handhaben und arbeitsintensiver. Dasselbe gilt für die Zucht und Haltung von Nutztieren. Auch das ist aus meiner Sicht ein Teil des Lilith-Konflikts, der uns überall dort begegnet, wo wir die raue, ursprüngliche, zyklische Lebenskraft und ihre geheimen Zusammenhänge in ein lineares Schema pressen wollen. Der Umkehrschluss einer patriarchal geprägten Psychologie war, dass, wer sich nicht anpassen will, einfach als psychisch gestört gebrandmarkt wird. Es ist noch nicht so lange her, dass Homosexualität als »Störung« galt, die zu behandeln und zu »heilen« sei. Heute beschäftigen uns »Störungen« wie das ADHS-Syndrom. Wenn die Seele durch eine Reizüberflutung, für die sie nicht geschaffen ist, zersplittert und wir uns deshalb nicht mehr konzentrieren können, sind wir eben krank, weil wir in unserer flurbereinigten Gesellschaft nicht funktionieren, und müssen behandelt werden. Nicht zu reden von den ganzen »Frauenkrankheiten«, die zum Großteil einfach nur Bestandteile der weiblichen Natur sind und keineswegs pathologische Zustände. Man könnte also sagen, dass sich unsere »wilde Natur« gegen uns kehrt und uns in Form von krank machenden Symptomen konfrontiert, wenn wir sie nicht verstehen und unterdrücken.

Alles »Wilde« löst naturgemäß Furcht aus, aber auch Faszination. Deshalb ist eines der großen Missverständnisse um Lilith, dass sie »böse und faszinierend« sei, eine Femme fatale. Doch eigentlich will sie nur ihrer Natur folgen und erweist sich als furchtlos gegenüber allen Repressalien. Sie gehorcht Adam nicht, und selbst Jahwes drastische Strafen können ihren Willen nicht brechen. So auch die Frauen: Sie wurden unterdrückt und waren doch immer einflussreich. Die Repressalien gipfelten in der Hexenverbrennung, die das wilde Weibliche ausrotten sollte, doch heute sind die Frauen stärker als je zuvor. Ähnliches geschieht mit der Natur. Man versucht, diese durch immer ausgeklügeltere Technologien auszubeuten und zu unterwerfen. Dafür kostet heute jede Naturkatastrophe mehr Menschenleben als je zuvor. Die Probleme, die wir uns damit selbst geschaffen haben, holen uns ein. Ganz simpel könnte man also sagen: Liliths Ruf ist nichts anderes als die Stimme der Natur, die uns mahnt, uns wieder mit ihr zu verbinden, um unser ganzheitliches Lebensgefühl wiederzufinden – und letztendlich zu überleben. Insofern weist Lilith auch eine enge Verbindung mit dem Tabuthema Tod auf.

UNZÄHMBARKEIT – ADAMS ERSTE FRAU

Der populärste und einflussreichste Mythos um Lilith ist die Geschichte aus dem Paradies. Lilith war Adams erste Frau! Tatsächlich tauchen die Zeugnisse dieser Schöpfungsgeschichte in der jüdischen Bibel und einflussreichen Schriften wie der Thora auf. Aus unserer Bibel sind die Spuren der Lilith fast komplett getilgt worden. Nur ein kleiner Satz ist enthalten, der jedoch sehr geheimnisvoll klingt: »Es werden Wüstentiere auf Schakale treffen, ein sa’îr (Dämon in Ziegengestalt) wird seinesgleichen begegnen. Dort macht auch Lîlît Rast und findet für sich einen Ruheplatz« (Jesaja 34,14).3

In der hebräischen Thora steht die mittlerweile populäre Geschichte, wonach die Schöpfung zunächst mit Adam und Lilith begann: Gott hatte Adam und Lilith aus der gleichen Erde geformt, und sie lebten im Paradies. Lilith weigerte sich jedoch, beim Beischlaf mit Adam unten zu liegen. Adam konnte sie nicht umstimmen. Da rief er Gott um Hilfe an, der ein Machtwort sprechen sollte. Gott schickte drei Engel, die Lilith eine Warnung überbrachten: Wenn sie nicht gehorchte, würde die Strafe fürchterlich sein. Doch Lilith rief die heiligen Namen Gottes als Zeichen ihrer Furchtlosigkeit und lehnte jeglichen Gehorsam ab. Sie verließ das Paradies und ging zu den Dämonen am Roten Meer, mit denen sie alsbald dämonische Kinder zeugte. Gott aber erschuf aus Adams Rippe eine folgsamere Gefährtin, Eva, die ihm fortan zur Seite stehen und gehorchen sollte.

Die feministische Journalistin und Autorin Barbara Walker schildert diesen Mythos als Symbol für die »Götterdämmerung« des Matriarchats und den Aufstieg des Patriarchats vor rund 3000 Jahren, welches durch Adam und Jahwe repräsentiert wird. Sie weist darauf hin, dass Lilith eine Göttin gewesen sein muss, denn sie kannte die heiligen Namen Gottes bzw. Jahwes.4 Jahwe war selbst noch ein »Untergott«, der allmählich im Begriff des »Herrn«, des einzigen Gottes aufging. Die Göttinnen und Götter der alten Volksgemeinschaften, die vorher da waren, wurden nach und nach von den Christen »ausgerottet«.

In der Bibelwissenschaft gibt es eine These, wonach der Lilith-Mythos nur deshalb in die Genesis eingefügt wurde, weil es von dieser zwei Versionen gab. In der einen waren Adam und Eva aus der gleichen Erde geformt worden (Genesis 1), in der anderen wurde Eva aus Adams Rippe erschaffen (Genesis 2). Die Episode mit Lilith sei nachträglich in dieses Drehbuch der Schöpfungsgeschichte eingebaut worden, um diese Unstimmigkeit zu erklären und die Lücke zwischen den beiden Genesis-Fassungen zu schließen, heißt es. Das Verrückte ist hierbei, dass sich gerade diese Geschichte heute als unglaublich kraftvoll und nachhaltig erweist. Sie blieb bis ins letzte Jahrhundert unbeachtet, ehe sie im Kontext der Gleichberechtigung plötzlich zum Leben erwachte. Die Frauenbewegung hatte in Lilith eine Seelenikone gefunden, und der kleine Nebenstrang aus der Genesis entfaltet seitdem eine immer größere Wirkung. »Adams erste Frau« wird immer populärer, und die Geschichte, dass sie »nicht unten liegen wollte«, macht sie zur Galionsfigur der Gleichberechtigung. Lilith ist ins Bewusstsein zurückgekehrt, alle Versuche von Jahwe und seinen Anhängern, sie loszuwerden und für immer in der Verbannung zu vergessen, sind misslungen.

SEXUALITÄT – DIE LIEBESDÄMONIN

Die Figur der Lilith hat eine klare Verbindung mit dem Thema Sexualität. Künstler haben sie als verführerische Schlange im Paradies porträtiert, die schuld am Sündenfall war. Das Burney-Relief zeigt sie als junge, starke Göttin, die in Verbindung mit ihrer wilden Natur ist. Im jüdischen Mythos ist Lilith eine Dämonin mit vielen dämonischen Töchtern, die feuchte Träume brachte und fromme Männer in Versuchung führte. Wer einmal sexuell von Lilith oder ihren Töchtern verführt wurde, war für den Vollzug der Ehe verdorben, hieß es. Ich sehe Lilith als Göttin der Ekstase und ihre Töchter als Priesterinnen der heiligen Sexualität, die einst dazu diente, die Menschen an den Strom des Lebens anzuschließen. Die prüde jüdische Religion machte daraus lüsterne Sexdämonen, die alle Konzepte von Sünde, Gehorsam und Frömmigkeit mit sich fortrissen wie ein Tsunami, wenn sie von den Menschen Besitz ergriffen. Deshalb gilt Lilith bis heute als männermordende Femme fatale.

Ganz klar, Lilith und ihre Dämonentöchter hatten eine Sündenbockfunktion. Wenn ein Mann von Begierde »überfallen« wurde, waren Liliths dämonische Kräfte am Werk. Lilith als Dämonin spiegelte die unerwünschten Regungen der Natur wider, die man mit aller Gewalt zu unterdrücken versuchte. Vor allem in der Frau, die als Sündenbringerin galt. Doch auch die Männer litten unter rigiden Vorschriften, die ihnen nicht erlaubten, Gefühle jenseits vorgegebener Leitlinien zu entwickeln. Dazu gehören nicht nur Gefühle für Frauen, sondern auch unerwünschte Regungen wie etwa Homosexualität. Insofern sehe ich in Lilith auch die Schutzpatronin der Schwulen und Lesben. Ihre Rückkehr ins Bewusstsein zeigt sich unter anderem auch in der Legalisierung der »Homo-Ehe«!