Linji Yulu (Rinzai Roku) - Linji Yixuan - E-Book

Linji Yulu (Rinzai Roku) E-Book

Linji Yixuan

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Beschreibung

Linji Yixuan (gest. 866) ist Begründer der nach ihm benannten Chan-Schule Linji zong, die in Japan als Rinzai-shu bekannt wurde. Als junger Mönch lernte er in der Huayan-Tradition des Buddhismus und wandte sich dann dem Chan (Zen) zu, da dessen Wahrheit außerhalb der Schriften übertragen wird. Er war der Dharma-Erbe des berühmten Huang-po und führte damit die Hongzhou-Schule fort, die auf Mazu Daoyi (709–788) zurückgeht. Linji lebte zur Zeit der großen Buddhistenverfolgung (Hui-chang), die in den Jahren 844–846 unter Kaiser Wuzong geschah. Er wirkte später vor allem in Hebei (Hopei), einer nördlichen Provinz Chinas. Seine Unterweisungen und Dialoge sind im vorliegenden Linji Yulu (jap. Rinzai Roku) überliefert, das erst ca. 250 Jahre nach seinem Tod entstanden sein dürfte und darum bereits Einflüsse des Chan der Song-Dynastie aufweist. Linjis Stil ist durch eine gewisse Rohheit in der Sprache und im Handeln gekennzeichnet.

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Seitenzahl: 101

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Auf diakritische Zeichen wurde bei dieser Übersetzung verzichtet.

Linji Yulu (jap. Rinzai-roku). Worte eines Zen-Meisters./Linji Yixuan (jap. Rinzai Gigen). Deutsch von Keller, Guido. – Frankfurt: Angkor Verlag 2015.

Inhalt

Einleitung

Vorwort

Linji Yulu

Shangtang: Reden in der Dharma-Halle

Shizhong: Belehren der Mönchsversammlung

Kanbian: „Kreuzverhöre“

Xinglu: Aufzeichnungen von Pilgerreisen

Einleitung

Linji Yixuan (gest. 866) ist Begründer der nach ihm benannten Chan-Schule Linji zong, die in Japan als Rinzai-shu bekannt wurde. Als junger Mönch lernte er in der Huayan-Tradition des Buddhismus und wandte sich dann dem Chan (Zen) zu, da dessen Wahrheit außerhalb der Schriften übertragen wird. Er war der Dharma-Erbe des berühmten Huang-po und führte damit die Hongzhou-Schule fort, die auf Mazu Daoyi (709–788) zurückgeht. Linji lebte zur Zeit der großen Buddhistenverfolgung (Hui-chang), die in den Jahren 844–846 unter Kaiser Wuzong geschah. Er wirkte später vor allem in Hebei (Hopei), einer nördlichen Provinz Chinas. Seine Unterweisungen und Dialoge sind im vorliegenden Linji Yulu (jap. Rinzai Roku) überliefert, das erst ca. 250 Jahre nach seinem Tod entstanden sein dürfte und darum bereits Einflüsse des Chan der Song-Dynastie aufweist.

Linjis Stil ist durch eine gewisse Rohheit in der Sprache und im Handeln gekennzeichnet. Bekannt wurde seine Methode der „Drei Geheimnisvollen Tore“: Das 1. Tor lautet „Geheimnis in Essenz“ und zieht buddhistische Philosophie, etwa Yogacara, zur Erklärung von Phänomenen heran. Das 2. Tor lautet „Geheimnis im Wort“ und benutzt das Hua Tou (jap. wato), um konzeptionelles Denken von Schülern zu entwirren. Dabei handelt es sich in der Regel um kurze Sätze, die zum Gegenstand der Mediation werden, wie „Was ist dies?“, „Wer bin ich?“. Diese Methode wurde später von Dahui Zonggao (1089–1163) ausgearbeitet. Das 3. Tor lautet „Geheimnis im Geheimnis“ und verwendet non-verbale Kommunikation, Hiebe und Schreie zum gleichen Zweck. (G.K.)

Vorwort zu den überlieferten Redendes Meisters Linji aus dem Staate Chin

Verfasst von Mafang, Akademiker der Yankang-Halle, Großmeister des Palastes mit Goldenem Siegel und Lila Band, Militärbeauftragter der Provinz Zhengding, Bezirks-Heerführer von Kavallerie und Infanterie, Leiter der Provinz Chengde.

Auf dem Berg Huang-po erhielt er schmerzliche Schläge. Auf Dayus Rippen drückte er sein Verständnis mit den Fäusten aus. Schwatzende Großmutter, kleiner teuflischer Bettnässer! Dieser Verrückte hat schon wieder an den Schnurrharren des Tigers gezerrt; Kiefern im steinigen Tal gepflanzt, zur Orientierung für spätere Generationen; und die Erde mit seiner Hacke bearbeitet, wobei die anderen beinahe lebendig begraben wurden.

Nachdem er diesen Jüngling bestätigt hatte, haute ihm Huang-po erst mal aufs Maul.

Beim Weggehen wollte Linji die Tafel verbrennen.

Er hockte sich auf jedermanns Zungengefährt. Wäre es nicht Henan (südlich des Flusses), er würde nach Heibei (nördlich des Flusses) zurückkehren. Sein Tempel überblickte die alte Anlegestelle, er brachte Reisende über den Fluss und achtete auf den wichtigen Ort des Überquerens wie auf eine steile Klippe in zehntausend Fuß Höhe.

Ob er Menschen oder Umstände beraubte, er formte erstklassige Schüler. Mit seinen drei Toren und wesentlichen Punkten schmiedete er schwarz berobte Mönche und war dabei stets zuhause und doch für immer auf dem Weg.

Der wahre Mensch ohne Rang, der durch das Gesicht ein- und ausgeht.

Die Mönche beider Hallen schreien gemeinsam auf, Gast und Gastgeber sind klar, Anerkennen und Handeln geschehen zur gleichen Zeit.

Ursprünglich kein zuerst und kein zuletzt.

Ein Spiegel in Blütenform gibt ein Bild wieder, das in einem leeren Tal erklingt.

In jeder Richtung lehrend, hinterließ er keinerlei Spuren.

Mit schwingender Robe ging er nach Süden und blieb in Daming. Sein Schüler Xinghua hieß ihn in der Osthalle willkommen. Er nutzte noch den Kupferkrug und die Eisenschale, schloss sein Zimmer ab und hörte auf zu sprechen.

Kiefern werden alt, Wolken ziehen träge dahin.

Er fand tiefe Zufriedenheit in sich selbst.

Er saß noch nicht lange vor der Wand, da kam die geheime Übertragung an ihr Ende.

Wem sollte der Wahre Dharma übertragen werden?

Er wurde ausgelöscht, als er auf einen blinden Esel traf.

Yuanjue Laoyan unternimmt es nun, diesen Text zu veröffentlichen. Er wurde genau untersucht und korrigiert, damit er keinen Fehler mehr enthält. Doch ein Schrei bleibt noch zu tun, es bedarf weiterer Klärung.

Zen-Schüler mit dem Dharma-Auge: Ich bitte euch, missbraucht diesen Text nicht!

Ergebenst an einem mitherbstlichen Tag in Xuanhe Gengzi im Jahr 1120 verfasst.

Aufzeichnungen der Worte von Meister Linji aus dem Staate Chin (Zhenzhou Linji Huizhao Chanshi Yulu)

Verfasst vom ergebenen Dharma-Erben Huiran aus Sansheng

Shangtang: Reden in der Dharma-Halle

1a Berater Wang Changshi, oberster Provinzgouverneur, und die anderen Beamten luden den Meister auf den hohen Sitz ein.

Linji bestieg den Sitz und sagte: „Heute hat dieser Bergmönch keine andere Wahl, als der Bitte des Gouverneurs zu folgen und genau diesen Sitz einzunehmen. Sollte ich die Essenz der Großen Patriarchen-Sache darlegen, könnte ich nicht einmal den Mund öffnen, und für euch gäbe es keinen Platz, an dem ihr stehen könntet. Wie könnte dieser Bergmönch, gedrängt vom Gouverneur, die wesentliche Lehre unserer Schule verheimlichen? Gibt es irgendwelche herausragenden Schüler oder kampferprobte Generäle, die es wagen, sich gegen mich zu stellen? Kommt hervor und erweist euch vor aller Augen!“

1b Ein Mönch fragte: „Was ist die Essenz des Buddha-Dharma?“

Linji tat einen Schrei. Der Mönch verbeugte sich. Linji sagte: „Dieser Mönch ist ein würdiger Gegner.“

Ein Mönch fragte: „Meister, aus welchem Haus stammt die Melodie, die Ihr singt? Welchem Zen-Stil folgt Ihr selbst?“

Linji antwortete: „Als ich bei Huang-po weilte, befragte ich ihn drei Mal und wurde drei Mal geschlagen.“ Da wollte der Mönch etwas sagen. Doch Linji schrie ihn an und sprach: „Du kannst keinen Nagel in den leeren Himmel schlagen.“

Ein gelehrter Mönch (zuo zhu) fragte: „Klären etwa die Drei Fahrzeuge und die Zwölf Abschnitte der Lehren nicht die Buddha-Natur?“

Linji erwiderte: „Um dieses Wildgras hat sich nie jemand gekümmert.“

Der Gelehrte fragte: „Der Buddha hat nie Menschen getäuscht, oder doch?“

Linji entgegnete: „Wer ist Buddha?“

Der Gelehrte wusste keine Antwort.

Da sagte Linji: „Du versuchst mich vor dem Gouverneur zu blamieren. Verschwinde sofort! Du hältst andere bloß davon ab, ihre Fragen zu stellen.“

Linji fasste zusammen: „Die heutige Dharma-Versammlung dient dieser Großen Sache. Hat noch jemand eine Frage, dann stelle er sie sogleich. Freilich: Sobald er seinen Mund öffnet, liegt er schon daneben. Warum ist das so? Wisst ihr nicht, dass Shakyamuni sagte: ‚Der Dharma ist jenseits von Worten und Buchstaben, denn er hat weder eine direkte noch eine indirekte Ursache.‘? Doch weil euer Glaube nicht ausreicht, habt ihr nun zu kämpfen. Ich befürchte, ich schaffe nur ein Hindernis für den Gouverneur und die Beamten und verschleiere damit die Buddha-Natur. Es ist besser für mich, zu gehen. Kwatz!“

Dann sagte er noch: „Für diejenigen, deren Glaube nicht tief verwurzelt ist, wird der letzte Tag niemals kommen. Ihr habt nun ganz schön lange gestanden. Passt auf euch auf!“

2 Eines Tages ging Linji in die Provinz Henan. Der Gouverneur Wang Changshi bat ihn, den hohen Sitz zu besteigen. Da trat Magu hervor und fragte: „Der Große Mitempfindende hat tausend Hände und tausend Augen. Welches ist das wahre Auge?“

Linji erwiderte: „Der Große Mitempfindende hat tausend Hände und tausend Augen. Welches ist das wahre Auge? Antworte schnell, sprich!“

Magu zog den Meister vom hohen Sitz herab und nahm selbst dort Platz.

Linji näherte sich ihm und fragte: „Wie geht’s dir?“

Magu wollte etwas antworten, doch Linji zog ihn vom hohen Sitz herunter und nahm erneut dort Platz. Magu ging davon. Linji trat ab.

3 Linji bestieg den hohen Sitz und sagte: „In eurem Klumpen roten Fleisches steckt ein Wahrer Mensch ohne Rang, der stets durch das Gesicht ein- und ausgeht. Wenn ihr das noch nicht bezeugt habt, schaut her!“

Da trat ein Mönch vor und fragte: „Wie steht es mit dem Wahren Mensch ohne Rang?“

Linji stieg herab, ergriff ihn und forderte: „Sprich! Sprich!“

Der Mönch wollte etwas sagen, da schob ihn Linji beiseite und sagte: „Der Wahre Mensch ohne Rang! Was für eine Scheiße!“

Dann zog er sich auf sein Zimmer zurück.

4 Linji bestieg den hohen Sitz. Ein Mönch trat vor und verbeugte sich. Linji tat einen Schrei.

Der Mönch meinte: „Ehrwürdiger Priester, Ihr solltet mich besser nicht so auf die Probe stellen.“

Linji erwiderte: „Dann sag mir, in welchen Geisteszustand du gefallen warst.“

Der Mönch ließ unverzüglich einen Schrei los.

Ein anderer Mönch fragte: „Was ist die Essenz des Buddha-Dharma?“

Linji tat einen Schrei. Der Mönch verbeugte sich tief.

Linji fragte: „Meinst du, mein Schrei war gut?“

Der Mönch antwortete: „Der Räuberchef ist vollständig besiegt.“

Linji fragte: „Wo liegt der Fehler?“

Der Mönch sagte: „Ein zweites Mal wird es nicht funktionieren.“

Linji tat sogleich ein weiteres Mal einen Schrei.

Am gleichen Tag waren sich die leitenden Mönche beider Hallen begegnet und taten gleichzeitig einen Schrei.

Ein Mönch fragte den Meister: „War da ein Gast (Schüler) und ein Gastgeber (Meister)?“

Linji antwortete: „Gast und Gastgeber sind eindeutig.“

Dann sagte Linji: „Ihr alle! Wenn ihr Linjis Gast und Gastgeber verstehen wollt, dann befragt die leitenden Mönche der beiden Hallen.“

Dann stieg er von seinem Sitz herab.

5 Linji bestieg den hohen Sitz. Ein Mönch fragte: „Was ist die Essenz des Buddha-Dharma?“

Der Meister erhob seinen Fliegenwedel. Der Mönch tat einen Schrei. Linji schlug ihn.

Ein anderer Mönch fragte: „Was ist die Essenz der Buddha-Natur?“

Wieder erhob Linji seinen Wedel. Der Mönch tat einen Schrei. Auch Linji tat einen Schrei. Der Mönch wollte etwas sagen. Da schlug ihn Linji.

Zu der Mönchsversammlung sagte er: „Hört zu! Wer von euch sich dem Dharma hingibt, der darf nicht den Verlust seines Körpers oder Lebens fürchten. Vor zwanzig Jahren, als ich bei Huang-po weilte, fragte ich drei Mal: ‚Was ist der letztgültige Buddha-Dharma?‘, und hatte die Ehre, drei Mal seinen Stock zu spüren. Es fühlte sich aber an wie die Berührung von einem weichen Farnhalm. Nun sehne ich mich nach diesem Gefühl. Kann es mir hier jemand verschaffen?“

Ein Mönch trat aus der Versammlung vor und sagte: „Ich erledige das.“

Linji überreichte ihm den Stab. Der Mönch wollte ihn gerade nehmen, als ihn Linji schlug.

6 Linji bestieg den hohen Sitz. Ein Mönch fragte: „Wie ist das eigentlich auf einer Schwertklinge?“

Linji erwiderte: „Eine Katastrophe!“

Der Mönch wollte etwas sagen, da schlug ihn Linji.

Jemand fragte: „Als der Laie Shishi den Mühlstein zum Reismahlen trat und dabei völlig das Werk seiner Füße vergaß – wo ist er da abgeblieben?“

Linji antwortete: „In einer tiefen Quelle ertrunken.“

Dann sagte er: „Wer auch immer hierher kommt, ich kümmere mich um seine Bedürfnisse. Ich weiß genau, wo ihr herkommt. Wenn ihr auf eine gewisse Weise hier eintrefft, seid ihr wie Verlorene. Wenn ihr nicht auf eine gewisse Weise ankommt, dann bindet ihr euch ohne ein Seil.

Missbraucht euren Geist in keiner Sekunde fürs Spekulieren und Bewerten. Verständnis und Unverständnis sind beide falsch! Ich meine das aufrichtig: Jeder unter dem Himmel darf mich kritisieren, wie er will. Das ist seine Sache.“

7 Linji bestieg den hohen Sitz und sprach: „Einer befindet sich auf einsamem Gipfel und ist unfähig, den Weg zu betreten. Ein anderer steht an einer geschäftigen Kreuzung, hat aber keine Vorlieben. Welcher von beiden ist vorn dran, welcher bleibt zurück? Seht sie nicht als Vimalakirti oder den weisen Laien Fu Dashi an. Bleibt achtsam!“

8 Linji bestieg den hohen Sitz und sprach: „Einer ist stets auf dem Weg, hat aber nie sein Zuhause verlassen. Ein anderer hat es verlassen, ist aber nicht auf dem Weg. Welcher von beiden verdient es, die Opfer von Menschen und Göttern zu empfangen?“

Dann stieg der Meister von seinem Sitz herab.

9 Ein Mönch fragte: „Wie lautet die erste, grundlegende Wendung?“

Linji sagte: „‚Wenn das dreifache Lebenssiegel auf Papier gedrückt wird, dann ragt das rote Zeichen klar heraus. Bevor du dein Dharma-Gefecht beginnst, sind Gast und Gastgeber unterschieden.‘“

Der Mönch fragte: „Wie lautet die zweite Wendung?“

Linji antwortete: „‚Wie konnte Bodhisattva Manjushris subtile Weisheit Wu Zhus Frage zulassen?1 Wie konnten geschickte Mittel mit dem alles durchtrennenden Wirken essentieller Weisheit in Konflikt geraten?‘“

Der Mönch fragte: „Wie lautet die dritte Wendung?“

Linji sagte: „‚Schau dir das Puppentheater an: Die Puppen werden völlig vom Puppenmeister kontrolliert.‘“

Weiter sagte Linji: „Jede Wendung muss drei entscheidende Tore enthalten, und jedes Tor drei Hauptpunkte. Ihr Mönche, wie versteht ihr das?“

1 Siehe Hekigan-roku, Fall 35.

Shizhong: Belehren der Mönchsversammlung

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