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Margo Bachus, Oberkommissarin bei der hiesigen Mordkommission, ist eine engagierte und erfolgreiche Ermittlerin, die schon eine Reihe von Mordfällen aufgeklärt hat. Der Beruf ist ihre Leidenschaft, was dazu führt, dass sie im Privaten ein Singleleben fristet, bis ihr eine junge Frau begegnet, die ihr Herz erobert. Auch im neuesten Fall wird sie von ihrem Mentor und Freund, Hauptkommissar Franco Jorjans, hinzugezogen. Was keiner von ihnen zu diesem Zeitpunkt ahnt, dass es nur der Auftakt ist und weitere Morde folgen. Was sie noch weniger erwarten, dass die Ermittlungen für die Oberkommissarin und ihre Liebe zur Bedrohung werden.
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Seitenzahl: 182
Veröffentlichungsjahr: 2022
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LOLITA
verführerisch & tödlich
Ein Erotikthriller
Marco Schönbach
Impressum
Texte:
© Copyright by Marco Schönbach 2020
Umschlag:
© Copyright by Marco Schönbach 2020
Verlag:
Marco Schönbach
Geschwister-Scholl-Straße 10
37327 Leinefelde-Worbis
Druck:
epubli - ein Service der neopubli GmbH, Berlin
Kapitel 1
Der Anruf
Montag, der 14.08.2017.
Margo, die wie so häufig in Bauchlage geschlafen hat, tastet mit der Hand nach dem klingelnden Handy, das eigentlich da irgendwo auf dem Nachtschränkchen liegen sollte. Als sie endlich das Handy erhascht hat, blinzelt sie kurz mit müden Augen aufs Display.
Das darf doch nicht wahr sein. Wieder ein freier Tag dahin.
Sie nimmt den Anruf an: „Bachus. … Ich brauche ungefähr eine Stunde. … Schick mir den Standort nochmal per SMS.“
Margo lässt die Hand mit dem Handy langsam vom Ohr aufs Kissen gleiten. Kurz danach vibriert es, die SMS. Sie blinzelt wieder aufs Display.
9:38 Uhr. Mein Kopf platzt gleich.
Plötzlich bemerkt sie die Hand auf ihrem Rücken.
Da war ja noch was.
Sie hebt ihren Kopf leicht an und dreht ihn nach rechts.
Sie schläft tief und fest. Man bist du niedlich. So jung. Du schaust gar nicht aus wie zweiundzwanzig, eher wie vierzehn, höchsten sechszehn. Oh man, hoffentlich bist du wirklich volljährig, bei dem was wir die Nacht gemacht haben. Eigentlich war es ja schon fast morgen. Ich sollte aufstehen.
Vorsichtig nahm Margo die Hand der jungen Frau neben ihr von ihrem Rücken und legte sie sanft ab. Behutsam stieg sie aus dem Bett und schlich nackt ins Bad.
Vor dem Spiegel betrachtete sie ihren schlanken Körper und ihr Gesicht, in dem sich langsam ein paar Fältchen an den Augen abzeichneten.
Nicht mehr ganz taufrisch und so knackig, wie die junge Frau in meinem Bett, aber für meine vierzig Jahre noch sehr gut beisammen. Ich finde mich attraktiv.
Nachdem sich Margo frisch gemacht, ihr fuchsrotes, schulterlanges Haar durchgekämmt und angezogen hatte, ging sie zurück ins Schlafzimmer. Die junge Frau schlief noch immer tief und fest.
Ich lass sie schlafen und hinterlasse ihr einfach eine Nachricht.
Margo legte einen Zettel auf ihr Kopfkissen und verließ so leise wie möglich die Wohnung.
Das Navi leitete sie zügig zu dem Standort aus der SMS. Sie schaltete gerade den Motor ab, als die Fahrertür an ihrem Wagen geöffnet wurde.
„Guten Morgen Hübsche. Du warst fünf Minuten schneller.“
Margo blickte leicht zu dem Mann auf.
Wie kann man denn so früh am Tag, so gut gelaunt sein? Was ist an diesem Morgen gut?
Ein kurzes: „Morgen, Franco“, erwiderte Margo und gähnte dabei leicht: „Entschuldige.“
„Noch müde? Kurze Nacht?“, fragte Franco während Margo aus dem Auto stieg.
„Ich war in dem neuen Beachclub. Hätte ja eigentlich frei heute. Bin erst zwischen fünf und sechs eingeschlafen.“
„Bist du überhaupt verkehrstüchtig?“
Mit zugekniffenen Augen antwortete Margo leise: „Ich sag mal so, einen Alkoholtest würde ich jetzt nicht freiwillig machen.“
„Soso. Naja ich verrate es nicht weiter.“, grinste Franco frech, „Hast du den Männern den Kopf verdreht?“
„Franco, höre ich da sowas wie Eifersucht in deiner Stimme mitschwingen?“
„Nein, nein“, wiegelte Franco ab, „Du weißt ich bin glücklich verheiratet. Es ist eher Neugier.“
Wenn ich ehrlich bin ein wenig schon. Du bist eine überaus attraktive Frau. Würde dich jedenfalls nicht von der Bettkante stoßen.
Margo lächelte leicht, blickte auf den zehngeschossigen Wohnblock, der sich vor ihnen empor hob und reagierte professionell: „Also, was haben wir?“
„Eine Leiche im siebten Stock...“, klärte Franco auf, als die Beiden in Richtung Eingang schritten, „... Der Aufzug ist defekt.“
Mit leicht genervten Blick schaute Margo auf Franco: „Verarscht du mich gerade?“
„Nein.“, erwiderte Franco ernsthaft.
Margo seufzte tief.
Der Tag wird immer besser.
Margo wollte gerade die Stufen zum Eingang erklimmen, als sie Franco zurückhielt: „Warte, nicht so schnell.“ Franco wandte sich einem Polizisten und einem Bürger zu, die zwei Meter neben dem Eingang standen. Margo folgte.
Franco sprach den Mitbürger an: „Guten Morgen, sind sie Herr Grön?“
„Ja. Albert Grön.“, antwortete er mit fahlen Gesicht.
„Das ist meine Kollegin, Oberkommissarin Margo Bachus. Ich bin Hauptkommissar Franco Jorjans. Können Sie uns ein paar Fragen beantworten?“
„Ja.“
„Sie haben das Opfer, Peter Mischnik, gefunden?“
Herr Grön nickte.
„Waren sie mit dem Herrn Mischnik verabredet?“
Herr Grön antwortete ruhig aber mit kleinen Pausen: „Der Peter und ich sind, waren, Kollegen und Freunde. Wir besitzen, besaßen, zusammen ein Segelboot. Wir waren verabredet, und ich wollte ihn wie immer abholen. Wissen Sie, seine Wohnung lag auf dem Weg von meinem zu Hause zum See. Als ich ankam, stand er nicht unten, wie sonst. Ich habe geklingelt, sein Handy angerufen, nichts. Ich hab mir Sorgen gemacht. Das passte nicht zu Peter, er war immer zuverlässig.“
„Wie sind Sie ins Haus gelangt und wie konnten Sie Herrn Mischnik finden, wenn er allem Anschein nach schon verstorben war?“, hakte Margo nach.
„Eine Pflegerin vom häuslichen Pflegedienst verließ zufällig das Haus. So gelangte ich hinein. Ich bin hoch zur Wohnung. Klopfte kräftig an die Tür. Sie sprang auf, war wohl nicht richtig zugezogen. Sie müssen wissen, die Tür lässt sich schwer schließen. Man muss kräftig ziehen oder drücken, damit der Schnapper richtig einrastet. Wenn man dies nicht macht, dann denkt man nur die Tür ist zu. Jedenfalls bin ich dann in die Wohnung. Als ich ihn dann im Schlafzimmer fand, habe ich sofort die Polizei gerufen.“
„Okay Herr Grön, das wäre erst mal alles. Ihre Daten haben wir. Wenn wir noch Fragen haben, melden wir uns wieder bei ihnen.“, bedankte sich Franco für die Ausführungen.
Franco blickte hinauf zum siebten Stock und dann zu Margo: „Wollen wir?“
Margo zuckte mit den Schultern: „Es bleibt uns ja nichts anderes übrig.“
Die Zwei erklommen die Stufen zum Eingang. Als Sie dort ankamen, öffnete ihnen ein Polizist von innen die Tür und hielt sie auf: „Guten Morgen.“
Margo und Franco antworteten nicht, sie nickten ihm nur freundlich, dankend zu.
Schweigend stiegen die Kommissare die Stufen hinauf. Als sie im vierten Stock angekommen waren, war es Margo, die das Schweigen durchbrach: „Franco, nochmal wegen vorhin. Warum glaubt ihr Männer eigentlich immer, wir Frauen würden, wenn wir ausgehen andere Männer aufreißen?“
„Ich weiß nicht. Ist einfach so. Vielleicht ist es männliches Reviergehabe.“, pustete Franco, „Du bist eine attraktive Frau. Single, solange ich dich kenne. Wie lange arbeiten wir jetzt zusammen sechzehn oder siebzehn Jahre?“
„Es sind neunzehn Jahre, Franco, fast zwanzig.“
„Eben. Wir kennen uns eine halbe Ewigkeit. Du kommst zu unseren Familienfeiern, hast auch ein paarmal auf unsere Kinder aufgepasst. Aber in all den Jahren hast du nie einen Freund erwähnt oder vorgestellt. Hast über dieses Thema auch nie gesprochen oder bist ausgewichen. Du wiederum, weißt vieles über meine Frau, meine Kinder. Auch als Single musst du Bedürfnisse haben.“
„Und, weil ich Bedürfnisse haben muss, unterstellst du, ich würde Männer aufreißen, wenn ich mal ausgehe?“
Franco schnappte nach Luft und blieb stehen: „Warte mal.“
Margo, die etwa eine halbe Treppe vor ihm lief, blieb stehen, drehte sich zu Franco um: „Mein Lieber, du warst mal besser in Form. Mach jetzt bloß nicht schlapp. Es ist nur noch eine Etage.“
„Du hast recht, ich sollte mehr für meine Fitness tun. Ich muss nur mal kurz tief durchatmen.“, er legte eine kleine Sprechpause ein, um tief Luft zu holen, „Entschuldige, wenn ich dir zu nahe getreten bin. Es geht mich ja nichts an, wie du dein Singledasein fristest.“
Margo ging drei Stufen auf ihn zu, beugte sich vor und flüsterte: „Du hast recht. Ich weiß viel mehr über deine Familie als du über mich. Daher verrate ich dir jetzt etwas, alter Freund. Ich bin sehr glücklich mit meinem Leben. Ich reiße keine Männer auf, denn die kommen auf meiner Uferseite nicht zum Zuge.“
„Ach so ist das.“, erwidert Franco erstaunt.
Neunzehn Jahre kennen wir uns jetzt. Aber das habe ich nie in Betracht gezogen. Bin wohl doch kein so guter Ermittler, wie ich dachte.
Margo dreht sich um und schreitet die Treppe hinauf. Franco folgt: „Das ist doch okay. Dafür musst du dich nicht schämen. Hast du vielleicht doch jemanden an deiner Seite, von dem ich nichts weiß?“
Diesmal bleibt Margo stehen: „Du weißt aber auch, dass es in unserer Gesellschaft genug Menschen gibt, die nicht so tolerant sind wie du. Daher gehe ich damit nicht hausieren. Es gibt niemanden an meiner Seite. Oder vielleicht doch, ich weiß es nicht.“, ein Lächeln ist auf ihrem Gesicht zu sehen, „Ich habe gestern jemanden kennengelernt. Ich weiß nicht, ob daraus mehr wird. Wahrscheinlich war es nur eine einmalige Sache, der Altersunterschied ist zu groß.“
Das Lächeln verschwand wieder aus Margo‘s Gesicht: „Können wir uns jetzt auf die Arbeit konzentrieren?“
„Jepp.“, entgegnete Franco knapp.
Kapitel 2
Das Verbrechen
Die beiden Kommissare betreten die Wohnung. Es ist eine große Wohnung, mit ungefähr hundertzwanzig Quadratmetern. Die Einrichtung ist modern und hochwertig. Franco: „Das habe ich nicht erwartet, als wir das Haus betreten haben. Schau dir die Wohnungseinrichtung an, davon kann man nur träumen.“
„Ich hab das auch nicht erwartet.“, staunte Margo nicht minder.
Sie erreichten das Schlafzimmer. Ein unangenehmer Geruch stieg ihnen in die Nase. „Oh, mein Gott“, entfuhr es Margo, „Was ist das?“
Ohne auf die anderen Anwesenden im Raum zu achten, trat sie ans Bett und betrachtete den Leichnam von Peter Mischnik und sprach vor sich hin: „Arme gefesselt, mit dünnen Seilen am Kopfgestell des Bettes. Im Mund einen SM-Knebel, am Hinterkopf zusammen gebunden. Im Hals steckt der Stiel eines Wein- oder Sektglases, der Glasfuß hat einen Abstand von zirka vier Zentimetern bis zum Hals.“
Sie wendet ihren Blick vom Opfer und schaut zum Nachtschränkchen, auf dem große Scherben vom Kelch des Glases liegen: „Eher ein Weinglas, als ein Sektglas.“
Margo wandte den Blick wieder dem Leichnam zu: „Was ist mit der Haut am Körper? Sie ist verätzt.“
Der Rechtsmediziner, der am Bettende gerade seine Sachen zusammenpackte, unterbrach sie: „Guten Morgen Frau Oberkommissarin.“
Verlegen schaute sie zu ihm: „Entschuldige. Dir auch einen guten Morgen, Doc. Was kannst du uns sagen?“
„Der abgebrochene Glasstiel im Hals des Opfers ist höchstwahrscheinlich die Todesursache. Andere Verletzungen, die den Tod hätten verursachen können, konnte ich nicht feststellen. Die Leiche wurde mit Klorix übergossen, daher die Verätzungen der Haut. Die leere Flasche liegt auf der anderen Seite vom Bett.“
„Wie lange ist das Opfer schon Tod?“
„Bei dem Zustand des Opfers ist das ganz schwer zu sagen. Mindestens vierundzwanzig Stunden. Eher achtundvierzig. Näheres, wenn ich ihn auf meinem Tisch hatte.“
„Ich weiß Doc. Wir sehen uns später.“
Margo wandte sich Franco zu: „Was meinst du, eine Beziehungstat oder ein Racheakt?“
„Vielleicht beides.“
„Auf jeden Fall spontan.“
„Wie kommst du drauf?“ fragte Franco.
„Durch das Mordinstrument, den abgebrochenen Glasstiel. Wenn ich es plane, benutze ich doch eher ein Messer. Vielleicht hat er seine Sexpartnerin zu etwas gezwungen…“, Franco unterbricht sie mit einem frechem Lächeln: „Oder den Sexpartner.“
Margo verstand die Anspielung und fuhr mit schiefen Lächeln fort: „Oder auch Sexpartner. Vielleicht hat das Opfer sie oder ihn erpresst und sie mussten Sexleistungen erbringen. Dann die sich bietende Situation. Er war am Bett gefesselt, die Gelegenheit sich zu befreien.“
Margo streckte die Hand aus: „Ich nehme das Glas.“ Holte mit dem Arm aus: „Schlage den Kelch ab und ramme den Stiel in den Hals. Oder…“, sie blickte zu Franco und schwieg.
Franco neugierig: „Oder was? Lass mich an deinen Gedanken teilhaben.“
„Oder er wurde so hinterlassen. Damit seine Frau oder Lebensgefährtin ihn so findet. Ist er verheiratet? Hat er eine Freundin?...“, Franco zuckte mit den Schultern, Margo fuhr fort: „…seine Frau findet ihn so vor. Begreift, dass er sie hintergeht. Nimmt vor Wut das Glas und…“.
Franco: „Ich verstehe. Wie auch immer es abgelaufen ist, es spricht einiges dafür, dass es spontan war. Aber warum die Sache mit dem Klorix?“
Margo: „Ganz einfach. Kurz nach der Tat, wird dir gerade bewusst, was du getan hast. Wenn du gerade mit ihm…“, sie zeigt auf die Leiche, „…zugange warst, dann weißt du heute aus einer Vielzahl von Krimis, dass dort DNA-Spuren von dir vorhanden sind. Du überschüttest ihn und das Bett mit etwas ätzenden um mögliche DNA-Spuren zu zerstören.“
„Das spricht aber dann doch eher gegen spontan und eher für geplant.“
„Nicht unbedingt, Franco. Ich würde eher darauf schließen, dass die Täterin…“, sie blinzelt ihren Kollegen an, „…oder der Täter intelligent ist und nach der Tat nicht in Panik geriet und nicht in Zeitnot war.“
„Margo, genau deshalb arbeite ich so gern mit dir zusammen. Du versetzt dich sofort in die Situation. Also halten wir fest. Die Tat geschah mit hoher Wahrscheinlichkeit spontan. Die Person die wir suchen, ist intelligent und geht bedacht vor, lässt sich wahrscheinlich nicht so schnell in Panik versetzen. Dann lass uns zwei doch mal die Wohnung durchsuchen, ob wir hier noch brauchbare Informationen finden.“
Franco wandte sich an den Rechtsmediziner, der zwar fertig war mit der Arbeit vor Ort, aber noch blieb, um den Ausführungen der Oberkommissarin zu lauschen: „Doc, sie kümmern sich um den Abtransport des Opfers.“
Der Rechtsmediziner nickte zustimmend.
Franco und Margo begannen die Wohnung zu durchsuchen.
Kapitel 3
Jenny???
Währenddessen bei Margo in der Wohnung.
Die junge Frau reckt und streckt sich. Sie setzt sich auf und blickt sich in dem kleinen Zimmer um. In das Zimmer passten gerade mal das Bett, ein großer Kleiderschrank und ein Nachtschränkchen. Die Wände waren mit weißer Raufasertapete tapeziert. Ansonsten waren die Wände kahl. Kein Bild. Auf die junge Frau wirkte es ungemütlich – nur zweckmäßig.
„Hallo…?“, „Hallo, ist hier jemand?“
Doch es folgte keine Antwort, es war totenstill. Die junge Frau begann auf die andere Seite des Bettes zu robben, denn auf ihrer Seite befand sich eine Wand. Da entdeckt sie die Nachricht auf dem Kopfkissen und greift nach ihr.
Liebe Jenny (?),
Jenny ist doch dein Name, ich bin mir da nicht ganz sicher. Ist das peinlich und unangenehm.
Ich hatte einen wichtigen Anruf und musste weg. Du hast aber so friedlich geschlafen, ich brachte es nicht über das Herz, dich zu wecken.
Ich weiß nicht, wann ich wieder zurückkomme. Fühl dich wie zu Hause. Solltest du vor meiner Rückkehr gehen, dann ziehe die Wohnungstür einfach hinter dir zu.
Küsschen Margo
PS: Die letzte Nacht war wunderschön.
Jessi nicht Jenny. War die letzte Nacht schön? Ich habe kaum Erinnerungen daran.
Sie ließ ihren Oberkörper nach hinten plumpsen, schloss die Augen und kramte in ihren Erinnerungen.
Was war letzte Nacht? Denk nach, verdammt. Musik. Ja genau, ich war im Beachclub.
Langsam kamen Jessi’s Erinnerungen zurück.
Ich habe getanzt. Lange habe ich getanzt. Es waren nicht viele Leute auf der Tanzfläche, teilweise war ich allein.
Du bist mir aufgefallen. Du hast an der Bar gesessen, einen Cocktail genossen und die Tanzfläche beobachtet. Oder hast du nur mich beobachtet?
Unsere Blicke trafen sich mit der Zeit häufiger und länger. Dann bin ich zu dir, habe mich neben dich an die Bar gestellt, mit meinen Po zur Musik gewippt und mit meinen Händen leicht auf den Tresen getrommelt. Ich bestellte einen Caipi. Ich habe gemerkt, dass du mich intensiv gemustert hast, während ich neben dir stand.
Nach meiner Bestellung hast du dich zu mir gebeugt: „Bist du nicht etwas zu jung für Alkohol? Eigentlich solltest du doch schon im Bett sein und schlafen.“
Einen solchen Spruch hörte ich nicht zum ersten Mal: „Ob du es glaubst oder nicht, ich bin volljährig. Auch wenn ich nicht so erscheinen mag.“
Du hast mich erneut gemustert: „Entschuldige. Aber du wirkst wie vierzehn.“
In diesem Moment kam der Barkeeper und stellte den Caipi vor mir ab: „Das macht zehn Euro.“
„Das übernehme ich.“, du schautest mit einem charmanten Lächeln zu mir, „Oder hast du was dagegen?“
Nein, hatte ich nicht. Du bezahltest meinen Drink. Ich nahm ihn und blickte in deine Augen, die im Discolicht schön funkelten: „Danke für die Einladung…, was jetzt?“
„Können wir vielleicht irgendwo hingehen, wo wir ungestörter sind? Wo wir uns ruhiger unterhalten können?“
Ich nickte dir zu und zeigte in eine Richtung. Wir gingen zu den leeren Plätzen am äußersten Rand des Beachclubs. Wir ließen uns auf einer Bank für zwei Personen nieder.
Wieder hast du mich gemustert: „Schmeckt der Caipi?“
„Ja. Willst du mal probieren?“
Wolltest du nicht. Stattdessen hast du nach meinen Namen gefragt und mir deinen verraten. Dann hast du mir erzählt, wie sehr dir meine Tanzbewegungen gefallen haben, wie hübsch du mich findest. Dabei hast du mit deinen Fingern immer wieder durch mein blondes Haar gestrichen und über die Wange.
Es dauerte nicht lang und du nähertest dich mit deinen Lippen den meinigen. Dein Kuss war zaghaft, vorsichtig. Ich erwiderte in genauso zaghaft. Deine Lippen habe ich kaum wahrgenommen. Dafür das Herz in meiner Brust, das so schnell schlug. Es fühlte sich an, als würde es jeden Augenblick aus meinem Brustkorb herausspringen. Nach den zaghaften Berührungen unserer Lippen bist du zurückgewichen.
Deine Stimme wirkte unsicher: „War das okay für dich?“
„War es. Nochmal?“
Wieder näherten sich unsere Lippen an. Wieder waren es zaghafte Berührungen. Aber wir wichen nicht wieder zurück. Die zaghaften Berührungen wurden intensiver, ja leidenschaftlich.
Wir genehmigten uns noch zwei oder drei weitere Caipi‘s. Kuschelten uns auf der Bank aneinander. Küssten uns, lauschten den Wellen und blickten hinauf zu den Sternen, wenn die Wolken mal für ein paar Minuten aufbrachen.
Je mehr wir tranken, umso mehr kicherten wir. Es muss ungefähr gegen drei gewesen sein als wir aufbrachen. Wir fuhren mit einem Taxi, wo wir uns auf dem Rücksitz noch eine Flasche Wein teilten, die du aus dem Club mitgenommen hast. Du hast dich in die Mitte gesetzt und ich saß rechts neben dir.
Wenn ich nicht trank, habe ich meinen Kopf an deine Schulter gelehnt. Deine Hand lag auf meinem Knie, strich zärtlich über das Bein nach oben und wieder zurück. Jedes Mal, fuhr deine Hand ein Stück höher hinauf. Dabei schob sie meinen Rock immer ein Stück weiter nach oben. Wenn sie nach oben wanderte, biss ich mir leicht auf die Unterlippe, um nicht loszukichern. Ich glaubte du würdest mir augenblicklich in meinen Schritt fassen.
Eigentlich habe ich nur darauf gewartet. Als sie fast meinen Intimbereich erreicht hatte und du sie wieder zum Knie gleiten lassen wolltest, habe ich sie festgehalten, sie an meine Vagina gedrückt und deine Hand daran gerieben. Dabei habe ich dir leise ins Ohr gekichert und gestöhnt.
Hast du durch meinen Slip meine Feuchtigkeit gespürt? Oh man, hat der Taxifahrer was mitbekommen?
Warum mache ich mir darüber jetzt Gedanken? Völlig egal, der kennt mich nicht.
Wie ist es weiter gegangen?
Wir mussten bei dir zu Hause, das Treppenhaus hinauf. Die Treppen haben ganz schön geschwankt unter uns. Naja, war wohl eher so, dass wir torkelten.
Du hast ein paar Mal gesagt: „Psst, wir müssen leise sein.“, um dann umso lauter zu rufen: „Die Nachbarn schlafen nämlich.“
In der Wohnung angekommen, die Tür war kaum geschlossen, haben wir uns geküsst und angefangen uns auszuziehen. Ich zog etwas von dir aus, du etwas von mir. Dabei wanderte die Flasche Wein von Hand zu Hand.
Als wir ins Wohnzimmer kamen, waren wir fast nackt. Du hast mich Richtung Couch gedrängt. Ich ließ mich darauf nieder. Du knietest dich davor, zogst mir den Slip runter. Ich spreizte meine Beine. Du hast meine Innenschenkel geküsst, hinauf bis zu meinem Lustzentrum. Du hast meine Pussy geküsst, geleckt und gefingert, bis ich einen Orgasmus hatte.
Aber hattest du auch einen? Habe ich dich befriedigt? Denk nach.
Ich hatte den Orgasmus. Dann blickte ich auf die halbvolle Weinflasche in meiner Hand. Habe ich das wirklich getan?
Ich blickte also auf die Weinflasche: „Pass auf, ich zeige dir was.“
Ich führte die Weinflasche in meine nasse Vagina ein, benutzte sie wie einen Dildo. Du hast zugesehen, wie ich es mir mit der Flasche besorgte. Du hast vor dem Sofa gesessen und dich selbst gestreichelt.
Ich hielte inne: „Willst du noch einen Schluck Wein?“
„Gern.“, dein Grinsen war frech, schmutzig.
Ich zog die Flasche aus mir und reichte sie dir. Bevor du einen kräftigen Schluck nahmst, umkreiste deine Zunge den Flaschenhals und die Öffnung. Du kamst zu mir auf die Couch. Hast dich auf mich gesetzt, so dass du deinen Schritt an meinem Bein reiben konntest. Dabei hast du meine kleinen Brüste mit deinen Händen geknetet und geküsst. Als du deinen Höhepunkt hattest, hast du mich fest umklammert und intensiv gestöhnt. Danach sind wir ins Bett gegangen. Es muss kurz nach fünf Uhr gewesen sein.
Du hast recht, es war ein schöner Abend. Aber er war auch abgefahren. Los raus aus den Federn.
Sie kletterte aus dem fremden Bett und ging in den Wohnraum. Dieser wirkte genauso kalt. In ihm befanden sich eine Couch, ein Tisch mit Stühlen, eine Kommode, ein Fernsehschrank und eine Küchenzeile. Die Möbel waren nicht wirklich aufeinander abgestimmt, sondern bunt zusammengewürfelt. Die Funktion schien das entscheidende Kriterium zu sein. Keine Zimmerpflanzen. Keine Bilder an den Wänden.
Also gemütlich ist garantiert was anderes. Auf dem Tisch steht ja besagte Weinflasche – das Corpus delicti.
Meine Sachen? Auf der Couch. Haben wir die gestern noch aufgehoben? Nee. Hat bestimmt Margo aufgesammelt.
Jessi kleidete sich an und hinterließ eine Nachricht bevor sie die fremde Wohnung verließ.
Kapitel 4
Spurensuche
Unterdessen in der Wohnung von Peter Mischnik.
Im Schlafzimmer konnten die Ermittler keine Hinweise auf den Täter finden. In den Schränken dort, befand sich nur Kleidung. Auch in der Küche war nichts Brauchbares zu entdecken. Ebenso im Wohnzimmer, bis: „Margo, schau mal hier.“
„Was hast du?“
„Ich habe hier ein paar selbstgebrannte DVD’s gefunden, in Originalhüllen von zweitklassigen Actionfilmen.“
„Das ist ungewöhnlich. Lass uns mal reinschauen.“
Sie schalten den Fernseher und den DVD-Player ein und legten eine DVD ein. Margo drückte auf Play. Die DVD startete. Die Beiden starrten auf den Bildschirm. Es dauerte nicht mal eine Minute: „Margo du kannst es wieder ausmachen, ich habe genug gesehen.“
„Nicht nur du. Mein Mitleid für das Opfer ist gerade verflogen.“
Franco nahm die DVD’s und übergab sie an einen Kollegen der Spurensicherung: „Ich möchte eine Auswertung davon. Vor allem prüfen, ob Rückschlüsse auf bekannte Pädophile zu finden sind oder Hinweise auf Örtlichkeiten der Taten.“