London Sins - The Confession - Rhyannon Byrd - E-Book

London Sins - The Confession E-Book

Rhyannon Byrd

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Beschreibung

Die Geheimnisse seiner Familie bringen nicht nur ihre Liebe in Gefahr, sondern auch ihr Leben ...

Zurück in Großbritannien wollen Jase und Emmy um ihre Liebe kämpfen. Doch schnell müssen sie feststellen, dass die Geheimnisse in Jases Familie gefährlicher sind, als sie gedacht haben, und dass die Beteiligten sie um jeden Preis bewahren wollen. Schon bald ist ihr Leben in Gefahr, und sie können sich jetzt nur noch auf sich und ihre Liebe verlassen ...

"Jase und Emmy lassen die Seiten brennen, so heiß ist ihre Leidenschaft!" P. T. MICHELLE, NEW-YORK-TIMES-BESTSELLER-AUTORIN

Dritter und letzter Teil der heißen LONDON-SINS-Serie von Bestseller-Autorin Rhyannon Byrd


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Seitenzahl: 189

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Inhalt

TitelZu diesem BuchWidmungErstes KapitelZweites KapitelDrittes KapitelViertes KapitelFünftes KapitelSechstes KapitelSiebtes KapitelEpilogDie AutorinDie Romane von Rhyannon Byrd bei LYXLeseprobeImpressum

RHYANNON BYRD

London Sins

The Confession

Teil 3

Ins Deutsche übertragen von Diana Beate Hellman

Zu diesem Buch

Um Emmys Leben zu schützen, hat Jase sie schweren Herzens verlassen und ist einfach verschwunden, während sie im Krankenhaus lag. Doch Emmy gibt ihre Liebe nicht auf und reist Jase nach. Und als sie vor seiner Tür steht und eine Erklärung verlangt, wird Jase klar, dass er nicht ohne Emmy leben kann. Sie wollen um ihre Liebe kämpfen. Doch schnell müssen sie feststellen, dass die Geheimnisse in Jases Familie gefährlicher sind, als sie gedacht haben, und dass die Beteiligten sie um jeden Preis bewahren wollen. Schon bald ist ihr Leben in Gefahr, und sie können sich jetzt nur noch auf sich und ihre Liebe verlassen …

Für Cassandra

Wie Tyler sagen würde, bist du die Coolste aller Coolen, Sweetheart.

Ich bin unendlich stolz auf dich, und ich liebe dich mehr, als du dir vorstellen kannst.

ERSTES KAPITEL

Donnerstagmorgen

EMMY

Auf den Tag genau drei Wochen sind vergangen, seit Jase Beckett mich allein in San Diego im Krankenhaus zurückgelassen hat.

Als ich nach meiner Operation im Aufwachraum unter Mühen die Augen öffnete, war das Erste, was ich sah, das müde und von Sorge gezeichnete Gesicht meines besten Freundes. Da in sämtlichen Unterlagen meiner Krankenversicherung vermerkt ist, dass Tyler Landon die Person ist, die in einem Notfall zu kontaktieren ist, hatte das Krankenhaus ihn bereits angerufen und davon in Kenntnis gesetzt, dass man mich eingeliefert hatte, als ich noch auf dem Operationstisch lag.

»Wo ist Jase? Ist er okay?«, hatte ich mit ausgetrockneter Kehle gekrächzt. Bruchstückhafte Erinnerungen stürzten auf mich ein, in denen sich der Ferrari mit kreischenden Geräuschen und markerschütternder Wucht immer und immer wieder überschlagen hatte. An mehr konnte ich mich nicht erinnern und wegen der Schmerzmittel fiel es mir schwer, einen klaren Gedanken zu fassen.

»Es geht ihm gut«, hatte Ty leise zur Antwort gegeben, mich dabei mit bekümmerter Miene angelächelt und mir mit einer seiner großen Hände vorsichtig das Haar aus dem Gesicht gestrichen. Unendlich froh darüber, dass Jase nichts passiert war, stieß ich einen zutiefst erleichterten Seufzer aus. Doch dann hatte Tyler auf einmal vor sich hin genuschelt: »Einstweilen.«

»Was meinst du mit ›einstweilen‹?«, brachte ich mühsam hervor.

»Schschsch«, hatte er geflüstert. »Mach dir keine Gedanken, Honey. Es wird alles wieder gut.«

Ich war zwar wieder eingeschlafen, bevor ich ihn dazu bringen konnte, mir seine Reaktion zu erklären, doch tief in meinem Herzen hatte ich gewusst, dass er mir etwas Schlimmes verschwieg. Etwas, von dem er nicht wollte, dass ich es erfuhr. Als ich am nächsten Nachmittag endlich in der Lage gewesen war, meine Augen länger als ein paar Sekunden offen zu halten, hatte ich die bittere Wahrheit erfahren.

Jase Beckett, »der Hurensohn aller Hurensöhne«, wie Tyler es formulierte, hatte die Fliege gemacht. Das wusste Ty, weil Jase dem Krankenhaus mitgeteilt hatte, dass er die Stadt verlassen würde, nachdem er nicht nur die Rechnung für die medizinische Behandlung beglichen hatte, die er selbst in Anspruch genommen hatte, sondern überdies geregelt hatte, dass er für meine gesamten Arzt- und Krankenhauskosten aufkommen würde. Und dann hatte er sich aus dem Staub gemacht. Noch bevor Tyler hier eingetroffen war.

Unmittelbar nachdem Tyler mir diese Hiobsbotschaft überbracht hatte, wurde mir meine persönliche Habe, die sich in der Suite des Hotels Del Coronado auf Coronado Island befunden hatte, in einer großen Kiste ins Krankenhaus geliefert, und in dieser Kiste war ein Umschlag, der einen Zettel enthielt, den Jase mit der Hand beschrieben hatte.

Ein gottverdammter, beschissener Zettel.

Es stand lediglich Folgendes darauf: Ich weiß, dass Tyler sich um dich kümmern wird. Es tut mir leid, dass ich das hier nicht packe. Ich dachte, ich würde eskönnen, aber es ist zu viel. Sei vorsichtig und pass gut auf dich auf.

Was zum Henker war das denn für ein Schwachsinn? Und er hatte die Abschiedsnotiz nicht einmal unterschrieben, als wäre das bereits zu viel verlangt gewesen, oder als habe er es so verflucht eilig gehabt, dass ihn das überfordert hätte.

Ich war so schockiert, so zornig und so todunglücklich, dass ich während meines Krankenhausaufenthaltes nicht einmal dieses Unbehagen verspürte, das mich normalerweise in Gegenwart von Ärzten befällt. Ich hatte in der ersten Woche mehr geweint als in meinem gesamten bisherigen Leben – und das Einzige, was ich die ganze Zeit denken konnte, war: Zum Glück habe ich ihm nicht gesagt, dass ich ihn liebe.

Diese elf kleinen Worte waren mir immer und immer wieder schmerzhaft durch den Kopf geschossen, denn was Jase mir angetan hatte, schmerzte tausendmal mehr als das Entfernen des Ferrari-Splitters aus der rechten Seite meines Bauches.

Jase hatte mich mit der Verletzung, die er mir beigebracht hatte, mitten ins Herz getroffen, und ich hatte nicht die geringste Vorstellung, wie ich davon jemals wieder genesen sollte.

Was allerdings noch schlimmer war als die Seelenqualen, war die Ungewissheit, die Tatsache, dass ich überhaupt nicht wusste, warum. Ob er mir die ganze Zeit nur etwas vorgemacht und irgendein perverses Spielchen mit meinen Gefühlen gespielt hatte, um mich zu manipulieren. Oder ob er durch den Unfall irgendwie kalte Füße gekriegt hatte, weil ich ihm so wenig bedeutete, dass er es für unzumutbar hielt hierzubleiben, weil ich ja zu einer Belastung werden könnte.

Weder das eine noch das andere hinterließ ein gutes Gefühl bei mir, und beide Möglichkeiten machten mir klar, dass er ein egozentrisches Arschloch war, dem man nicht trauen konnte. Also war ich nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus zu Hause in mein Bett gekrochen und hatte mit der schmerzhaften Aufgabe begonnen, meinen emotionalen Schutzwall wieder aufzubauen, einen schweren Ziegelstein nach dem anderen.

Und Tyler war – wie immer – mein Halt. Für die erste Woche, in der ich wieder zu Hause war, zog er bei mir ein und spielte jedes Mal, wenn ich wegen der Schmerzen in meiner Seite durch die Gegend humpelte, mein Kindermädchen. Als mein Hausarzt mir endlich grünes Licht gab, nahm ich Tyler fest in die Arme, drückte ihm einen Kuss auf seine Wange und erklärte ihm, er habe seinen Teil getan und dürfe ab jetzt wieder in seinem eigenen Bett schlafen. Ich wusste, dass seine Rückenschmerzen inzwischen unerträglich sein mussten, nachdem er sieben Nächte in Folge völlig verkrümmt auf meinem winzigen Sofa zugebracht hatte – zumal er in den Tagen zuvor, als ich noch im Krankenhaus gewesen war, jede Nacht auf einem Stuhl in meinem Zimmer zugebracht hatte, damit ich nicht allein war. Seitdem schlief er wieder zu Hause, kam aber trotzdem jeden Tag vorbei, um zu sehen, wie es mir ging und mich mit Lebensmitteln zu versorgen. Ich glaube, dass er Angst hatte, ich würde keinen einzigen Bissen zu mir nehmen, wenn er mich nicht fütterte. Vor allem, nachdem Lola mir den ersten Link zu einem Blog geschickt hatte, auf dem ein Foto gepostet war, das Jase in London mit einer Frau zeigte.

Es sah so aus, als habe der Mann, in den ich mich so unsterblich verliebt hatte, keine Sekunde verschwendet, sofort wieder in alte Gewohnheiten zurückzufallen, kaum dass seine Füße britischen Boden betreten hatten. Meine Entlassung aus dem Krankenhaus lag gerade mal zwei Tage zurück, als Lola mir den ersten Link mit der vernichtenden Anmerkung schickte, was für ein schmieriger Dreckskerl er doch sei. Als ich dem Link folgte und auf dem Paparazzi-Foto sah, wie Jase mit einer bildschönen italienischen Erbin ein Londoner Restaurant verließ, wurde mir derart übel, dass ich es kaum noch ins Badezimmer schaffte. Tyler hatte mir die Haare im Nacken festgehalten und wahnsinnige Angst gehabt, meine Narbe könne von der Anstrengung aufreißen – obwohl ihm, als ich anfing zu heulen, sicherlich lieber gewesen wäre, ich hätte weiter gekotzt.

Es war, als sei ein Damm gebrochen, und als ich erst einmal angefangen hatte zu weinen, konnte ich nicht mehr damit aufhören. Ich weinte geschlagene vierundzwanzig Stunden ohne eine einzige Unterbrechung, und nur die Sorge um mich hielt Tyler davon ab, sich ins nächste Flugzeug zu setzen, nach London zu fliegen und Jase windelweich zu prügeln.

Nur fünf Tage nach dem ersten Link zu diesem Blog mit Jase und der italienischen Schönheit bekam ich einen zweiten zugeschickt. Dieses Mal hatte man Jase dabei abgelichtet, wie er mit einem groß gewachsenen, superschlanken Model eine Wohltätigkeitsveranstaltung besuchte. Und obwohl es mir dieses Mal gelang, mein Essen bei mir zu behalten, als ich das Foto sah, war wieder ein kleines Stück von mir gestorben.

Gott, berührte er diese Frauen? Küsste er sie? Hatte er Sex mit ihnen?

Diese quälenden Fragen ließen mich nachts nicht schlafen. Hinzu kam, dass Tyler schwor, dass meine Wohnung seit dem Tag, da er mich aus dem Krankenhaus nach Hause gebracht hatte, von Leuten beobachtet wurde, die wie Sicherheitsbeamte aussahen. Mittlerweile hatte er schon viermal gesehen, dass auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine schwarze Limousine parkte. Die abgedunkelten Fenster des Fahrzeugs machten es unmöglich zu sehen, wer in dem Wagen saß, doch er war uns auch zu meinen Arztterminen gefolgt. Als Tyler einmal auf den Wagen zusteuerte, um auf der Fahrerseite gegen das Fenster zu klopfen, weil er eine Erklärung wollte, war das Auto mit quietschenden Reifen davongerast – hatte am gleichen Abend aber wieder vor meinem Haus gestanden.

Und dann, vor drei Tagen, wurde die ganze Sache so richtig bizarr: Lola hatte mir wieder einen Link zu einem Promi-Blog geschickt. Nur fügte sie diesem hier im Gegensatz zu den beiden ersten Malen keinen vernichtenden Kommentar bei, in dem sie Jase als Arsch bezeichnete, sondern schrieb in ihrer Mail nur: Schau dir mal den Arm dieses Scheißkerls an. Was zum Henker hat das denn zu bedeuten?

Ich hatte die Zähne fest zusammengebissen und war dem Link gefolgt.

Und im nächsten Moment wäre mir um Haaresbreite mein Herz stehen geblieben.

Auf dem Foto trug Jase ein lässiges weißes Polohemd, und die Innenseite seines rechten Unterarms war deutlich zu sehen, weil er den Arm gehoben hatte, um seine Augen vor dem Blitzlichtgewitter der Paparazzi zu schützen. So konnte ich problemlos das neue Tattoo erkennen, das er sich seit seiner Abreise aus San Diego zugelegt hatte. Ein unverwechselbares Muster aus miteinander verschlungenen Sternen und Halbmonden, das mit dem identisch ist, das ich auf meiner rechten Hüfte habe.

Wir haben uns über diese spezielle Tätowierung nie unterhalten, doch er hatte ihr mit seinen Lippen und seiner Zunge häufig ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Und bei unserem Ausflug zum Strand von Coronado Island hatte er einen Haufen Fotos von mir leicht bekleidet gemacht, sodass sehr gut möglich war, dass er ein klar erkennbares Bild des Tattoos als Vorlage auf seinem Handy hatte.

Als ich dieses Foto von ihm auf dem Blog sah, konnte ich im ersten Moment gar nicht fassen, dass er sich mein Muster auf den einen Arm tätowieren ließ, während am anderen das Miststück hing, das mir ihren Pimm’s in den Rückenausschnitt gegossen hatte. Gott, dafür würde ich ihn nach Strich und Faden zusammenscheißen. Doch so schmerzhaft es einerseits auch war, sehen zu müssen, dass er sich hier wieder mit einer anderen Frau amüsiert hatte und es sich dabei auch noch um eine seiner Verflossenen handelte, so sehr erleichterte es mich andererseits, dass Lola mir den Link zu diesem Foto geschickt hatte.

Es erleichterte mich, denn es bedeutete, dass zumindest die Aussicht bestand, dass ich mich doch nicht in ihm getäuscht hatte. Dass immerhin ein Funke Hoffnung bestand, dass die Gefühle, die ich jedes Mal, wenn er mich angeschaut hatte, in Jase Becketts Gesicht gelesen hatte, aufrichtig und wahr gewesen waren.

Doch wenn das stimmte, bedeutete das zugleich, dass irgendetwas anderes nicht stimmte. Dass Jase gezielt versuchte, mich aus seinem Leben zu verbannen. Doch sollte ich mich hier irren, würde das wenige, das von meinem Herzen übrig war, auch noch zertrümmert werden, wenn ich ihn aufsuchte und er mir dann erklärte, ich solle verschwinden.

Also musste ich mich entscheiden. Ich konnte entweder in San Diego bleiben und versuchen, mein Leben wieder auf die Reihe zu kriegen und meine Wunden heilen zu lassen, egal wie lange es dauern würde. Oder aber ich nahm das wenige, das noch auf meinem Sparkonto war, setzte mich in ein Flugzeug und rannte dem einzigen Mann hinterher, in den ich mich jemals hoffnungslos, unbändig und wie verrückt verliebt hatte. Ich würde ihn finden und eine Erklärung verlangen.

Die alte Emmy hätte sich für den sicheren Weg entschieden und wäre hinter ihren Schutzwall gekrochen, den sie sich so ganz allmählich wieder aufbaute und vorsorglich auch gleich mit haufenweise Stahleinlagen versah.

Wie ich jedoch schockiert feststellen musste, war die neue Emmy zu erwachsen geworden, um sich noch verstecken zu wollen. Ja, sie hat immer noch Angst davor, sich verletzbar zu machen und diese Nur-Idioten-tun-so-was-aus-Liebe-Risiken einzugehen – aber sie ist inzwischen knallhart, wenn es um etwas geht, was sie haben will, und das ist die alte Emmy nie gewesen.

Deshalb bin ich jetzt hier, in Schottland, in Edinburgh, denn das ist die Stadt, in der Jase sich seit seiner Rückkehr offenbar versteckt. Das heißt, wenn er nicht gerade damit beschäftigt ist, in London irgendwelche Frauen auszuführen.

Ich hätte mir sehr viel Mühe und Aufwand sparen und direkt hierher fliegen können, wenn er sich bequemt hätte, meine Anrufe entgegenzunehmen. Ich hatte nämlich angefangen, den attraktiven Kerl anzurufen, nachdem ich das Tattoo entdeckt hatte, doch er ging nie ans Telefon und ich wollte nicht auf seine Mailbox sprechen. Das, was ich ihm zu sagen hatte, musste ich ihm persönlich sagen. Also stieg ich ins Flugzeug und flog nach London, da ich davon ausging, dass er sich dort aufhielt. Doch als ich in sein Büro kam, war dort kein Jase. Wohl aber der gute alte Martin, Jases Freund und langjähriger Assistent, der mir nur zu gern verraten hatte, wo ich seinen Boss finden konnte.

Ich habe zwar keine Ahnung, was Jase in Edinburgh treibt, werde es aber in Kürze herausfinden. Ich habe mir nicht die Zeit genommen, mich zurechtzumachen, denn dazu bin ich viel zu erpicht darauf, das hier hinter mich zu bringen, damit ich endlich weiß, woran ich bin. Ich bin leger gekleidet, trage eine Jeansjacke, ein weißes Oberteil und einen langen schwarzen Rock mit einem breiten braunen Ledergürtel, der tief auf meinen Hüften und so locker sitzt, dass er nicht über die Wunde an meiner Seite reibt, die immer noch nicht ganz verheilt ist. Außerdem war es Jase nie wichtig gewesen, was ich getragen hatte. Er fand immer sehr viel interessanter, was unter meiner Kleidung war. Ich frage mich, ob das heute immer noch so ist oder ob er jetzt einen Blick auf mich wirft und dann lacht, als frage er sich, was er je an mir gefunden hat.

»Nein, so ist er nicht«, wispere ich leise vor mich hin, denn ich weiß, dass ich hier jetzt einfach Rückgrat zeigen und an die Tür klopfen muss. Um Gottes willen, aller Wahrscheinlichkeit nach beobachtet er mich in diesem Moment durch den Spion und denkt, dass ich mich aufführe wie ein verängstigtes Kaninchen.

Aus irgendeinem Grund lässt Jase das Haus von Sicherheitskräften bewachen, sodass ich weiß, dass er weiß, dass ich hier bin. Ich hatte unten am Empfang meinen Namen angeben und meinen Reisepass vorzeigen müssen, und sie ließen mich auch dann nur nach oben, weil Martin sie angerufen (dank einer SMS, die ich ihm in dem Moment geschickt hatte, in dem mein Taxi mich vor dem Haus absetzte) und sie angewiesen hatte, mir keine Schwierigkeiten zu machen. Der Portier hatte allerdings einen recht angepissten Eindruck gemacht, also gehe ich mal davon aus, dass er Jase bereits mitgeteilt hat, dass nun jeden Moment eine müde und zerzaust aussehende Amerikanerin an seine Tür klopfen wird.

Ich bekomme mit, dass sich im Inneren der Wohnung jemand bewegt, und so hebe ich endlich die Hand und klopfe fester als nötig an das eierschalfarben gestrichene Holz. Die Tür wird aufgerissen, und ich stehe Jase von Angesicht zu Angesicht gegenüber.

Oh … Oh, Gott. Für einen kurzen Moment bringe ich kein Wort heraus. Ich bin wie geblendet von seiner Präsenz. Von seinem Duft, seinem äußeren Erscheinungsbild und der Anziehungskraft, die er auf mich ausübt, seit ich ihn in dem stickigen Wagen der Londoner Tube zum ersten Mal gesehen habe.

Doch als ich genauer hinschaue, wird mir klar, wie … anders er aussieht. Er ist nach wie vor umwerfend mit seinen dicken pechschwarzen Haaren, den dunkelblauen Augen und diesem muskulösen Körper. Er sieht nach wie vor wie etwas aus, das ich für den Rest meines Lebens festhalten und küssen will. Doch gleichzeitig hat er sich verändert, wirkt irgendwie mitgenommen und müde. Er erweckt den Anschein, als würde er weder schlafen noch essen, und über seiner linken Augenbraue ist eine Narbe, die, wie ich annehme, von dem Unfall herrührt. Vor lauter Sorge schnürt sich mir die Brust zusammen, doch zugleich entzündet sich die Wut, die in mir glimmt, seit ich realisiert habe, dass er sich einfach aus dem Staub gemacht hat, wie eine Flamme, die plötzlich Sauerstoff bekommt.

Es wird Zeit, dass du tust, wofür du hergekommen bist, sage ich zu mir, greife in die Außentasche des Lederbeutels, der über meiner Schulter hängt, und ziehe zwei Dokumente heraus. Eins in der linken und eins in der rechten Hand hebe ich die Arme und halte sie ihm hin. »Also, Jase«, zwinge ich ihn, mir eine Antwort zu geben, »was ist die Wahrheit? Was ist real? Und was ist eine gottverdammte Lüge?«

ZWEITES KAPITEL

JASE

Als mein fassungsloser Blick von dem jämmerlichen Abschiedsbrief, den ich Emmy geschrieben und ihr zusammen mit ihren Sachen aus dem Hotel Del Coronado ins Krankenhaus bringen ließ, zu dem Foto gleitet, das man vor einigen Tagen von Chloe und mir geschossen hat, krampft sich mein Magen zusammen.

Scheiße! Ich wusste, dass ich mir das Tattoo nicht hätte stechen lassen dürfen. Doch die ständige Sehnsucht nach Emmy Reed hat mich innerlich ausgehöhlt, sodass ich einfach etwas wollte, das mir das Gefühl gab … Himmel, ich wollte einfach eine Verbindung zu ihr spüren. Also war ich, als ich in der vergangenen Woche in London war, in eines der Tattoostudios der Stadt gegangen und hatte dem Künstler auf meinem Handy gezeigt, was ich haben wollte. Und obwohl Emmy jetzt wegen dieses Fehlers vor mir steht, bedaure ich es nicht. Vielmehr bin ich überglücklich, mich ihr auf diese Weise nahe zu fühlen.

Meine Augen brennen, als ich den Blick von dem Zettel und dem Foto abwende und jedes Detail von ihr in mich aufsauge wie ein Blinder, dem das Augenlicht geschenkt wurde. Ich hatte ständig Tylers Facebook-Seite verfolgt, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es ihr nach der Operation ging, und ich bin wahnsinnig dankbar dafür, dass der Typ das Bedürfnis verspürt hatte, Emmys Freunde immer schön auf dem Laufenden zu halten. Sie ist ein bisschen blasser als sonst und hat ein paar Pfund abgenommen, doch sie ist das Schönste, was ich je gesehen habe. Und der Anblick, wie sich ihr Rock und ihr Oberteil an ihren Körper schmiegen, lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen und macht es mir wahnsinnig schwer, Distanz zu ihr zu wahren. Ich möchte sie berühren, sie küssen, mich so tief in ihr vergraben, dass sie mich mit jeder Faser ihres Ichs spüren kann.

Seit ich durch einen Anruf von der Rezeption weiß, dass sie auf dem Weg zu mir ist, befinde ich mich in einer Art Schockzustand. Als mich das private Sicherheitsunternehmens, das ich dafür bezahle, in San Diego auf sie aufzupassen, darüber informierte, dass sie mit einem Koffer zum Flughafen gefahren sei, war ich davon ausgegangen, dass sie nach Georgia flog, um ihre Eltern zu besuchen. Nun ja, zumindest ihre Mutter. Nach dem, was vor vier Wochen zwischen ihr und ihrem alten Herrn vorgefallen war, bezweifle ich, dass sie Interesse daran hat, ihm einen Besuch abzustatten. Stattdessen hat sie aber ganz offensichtlich ein Flugzeug nach Großbritannien bestiegen. Allerdings ist es mir ein Rätsel, wie sie mich hier in Schottland gefunden hat.

Ich verstecke mich aus einem simplen Grund in dieser Wohnung: Es gibt nur sehr wenige Menschen, die wissen, dass sie meiner Firma gehört – Emmy gegenüber hatte ich es noch nicht erwähnt. Ich selbst bin bisher nur zweimal hier gewesen, zum einen, weil ich nur selten geschäftlich in Edinburgh zu tun habe, und zum anderen, weil mein Cousin Oliver im selben Haus eine Wohnung besitzt und ich mich nach Kräften bemühe, ihm aus dem Wege zu gehen. Er weiß nicht einmal, dass mir diese Wohnung gehört. Wenn ich ehrlich bin, habe ich sie nur gekauft, weil Martin in Edinburgh Angehörige hat, und ich wollte, dass er irgendwo wohnen kann, wenn er seine Familie besucht.

Erst jetzt fällt mir ein, dass mein zuverlässiger Assistent vermutlich lieber bei seinen Verwandten übernachtet hätte. Dadurch, dass meine Familie so grauenvoll ist, bin ich immer davon ausgegangen, er sei lieber in seinen eigenen vier Wänden.

»Jase!«, blafft Emmy mich an und reißt mich damit aus meinen wirren Gedanken. »Beantworte mir meine Frage, verflucht noch mal!«

»Du solltest dich eigentlich noch schonen«, quetsche ich hervor, als es mir endlich gelingt, etwas über die Lippen zu bringen. Und im nächsten Moment erkundige ich mich in schroffem Ton: »Wie hast du mich überhaupt gefunden?«

Sie zieht ihre goldenen Augenbrauen hoch, und ich sehe Tränen in ihren zimtbraunen Augen glitzern. Ich fühle mich schrecklich, weil ich der Grund dafür bin. »Ist das dein Ernst?«, fragt sie, lacht verbittert auf und wirft das Foto und den Zettel zwischen uns auf den Boden. »Das ist alles, was du dazu zu sagen hast?«

Ihr Gesichtsausdruck erinnert mich an unseren ersten Streit, den wir in San Diego gehabt hatten, kurz nachdem ich vor ihrer Wohnung aufgetaucht war. Gott, seither scheint ein ganzes Menschenleben vergangen zu sein. Und so vieles hat sich in dieser Zeit verändert und eine Richtung eingeschlagen, die ich niemals vermutet hätte und schon gar nicht hätte voraussehen können.

Die Stille, die sich plötzlich zwischen uns ausbreitet, wird schmerzhaft bleiern, und ich weiß, dass ich jetzt irgendetwas sagen muss. »Du hättest nicht herkommen dürfen, Em. Das kommt mir jetzt gerade nicht gelegen.« Meine Stimme klingt heiser.

»Ach nein?«, meint sie und schiebt sich an mir vorbei in die Wohnung. »Hast du gerade eines deiner neuen Betthäschen im Schlafzimmer, das darauf wartet, von dir beglückt zu werden?«

Das habe ich wohl verdient, und obwohl ich weiß, dass ich genau das nicht sagen sollte, höre ich mich im nächsten Moment in scharfem Ton entgegnen: »Glaubst du das ernsthaft? Glaubst du ernsthaft, dass ich nach dem, was zwischen dir und mir in San Diego passiert ist, mit irgendeiner anderen Frau ins Bett gehen könnte?« Ich schließe die Tür und drehe mich zu ihr um.