Wenn das Dunkle erwacht - Rhyannon Byrd - E-Book

Wenn das Dunkle erwacht E-Book

Rhyannon Byrd

3,8
8,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Als Saige Buchanan dem Gestaltwandler Michael Quinn begegnet, erwacht ein gefährlicher Hunger in ihr …
Saige Buchanan reist um die Welt, um die dunkle Vergangenheit ihrer Familie zu erforschen. Sie wird geleitet von einer besonderen Gabe: Sobald sie etwas berührt, erfährt sie dessen Geheimnis. Aber so viel Macht Saige auch über die Dinge hat, so hilflos ist sie gegenüber den Lebenden. Ihre grausamen Feinde verfolgen sie bis in den Dschungel des Amazonas. Da kommt ihr - in einer Stunde höchster Gefahr - ein mysteriöser, unglaublich sexy Gestaltwandler zur Hilfe. Doch wurde Michael Quinn wirklich nur ausgesendet, um sie zu beschützen? Darf sie ihm trauen? Saige ist hin- und hergerissen - und fürchtet, was sie gleichzeitig am meisten begehrt: dass Michael ihren sinnlichen Hunger nährt, wenn die Dunkelheit erwacht …

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 420

Bewertungen
3,8 (16 Bewertungen)
5
6
1
4
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Alle Rechte, einschließlich das der vollständigen oder auszugsweisen Vervielfältigung, des Ab- oder Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten und bedürfen in jedem Fall der Zustimmung des Verlages.

Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Rhyannon Byrd

Wenn das Dunkle erwacht

Roman

Aus dem Amerikanischen von

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2011 by MIRA Taschenbuch

in der Harlequin Enterprises GmbH

Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:

Edge of Danger

Copyright © 2009 by Tabitha Bird

erschienen bei: HQN Books, Toronto

Published by arrangement with

HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln

Redaktion: Bettina Steinhage

Titelabbildung: Harlequin Enterprises S.A., Schweiz

Autorenfoto: © by Harlequin Enterprises S.A., Schweiz

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN (eBook, PDF) 978-3-86278-125-6 ISBN (eBook, EPUB) 978-3-86278-124-9

www.mira-taschenbuch.de

Werden Sie Fan von MIRA Taschenbuch auf Facebook!

eBook-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmundwww.readbox.net

LIEBE LESER,

ich freue mich riesig, Ihnen „Wenn das Dunkle erwacht“ vorlegen zu dürfen, den zweiten Roman meiner neuen PRIMAL INSTINCT-Serie bei MIRA Taschenbuch. Er spielt in einer Welt, wo paranormale Wesen mitten unter einer ahnungslosen Menschheit leben. Die provozierende Trilogie wird mit der Geschichte von Saige Buchanan fortgeführt und dem düsteren, unglaublich attraktiven Gestaltwandler, der ihr Herz verzaubert.

Michael Quinn ist ein Held, der sich weigert, seine Vergangenheit zu vergessen – oder seine Zukunft zu riskieren. Doch in dem Augenblick, in dem er Saige in einer überfüllten Bar in Brasilien erblickt, will er sie haben, und zwar mit einer unerbittlichen Gier, die er unmöglich ignorieren kann. Um zu bekommen, was er unbedingt haben will, muss er nicht nur seine eigenen Dämonen überwinden, sondern auch die der ebenso misstrauischen wie stürmischen Saige Buchanan.

Es ist wunderbar, dass ich Ihnen nun die verrucht verführerische Geschichte von Saige und Michael präsentieren kann, und ich hoffe, sie wird Ihnen gefallen.

Nur das Beste

Rhyannon

Für meine großartige Lektorin Ann Leslie Tuttle, ohne die nichts von alledem möglich wäre.

Unendlicher Dank für Deine wunderbare Beratung, Unterstützung und Weisheit.

1. KAPITEL

Umarme die Gefahr …

Donnerstagabend Am Amazonas

Falls die Frau gerade versuchte, nicht aufzufallen, hatte sie nicht besonders viel Talent dazu. Im düsteren, überfüllten Inneren des O Diablo Dos Àngels, einer klapprigen barra am Straßenrand der geschäftigen Marktstadt Coroza in Brasilien, wurde Michael Quinn schon nach fünf Sekunden auf sie aufmerksam. Er kämpfte sich seit zwei Tagen durch die stickigen, feuchten Tiefen des Regenwaldes am Amazonas, was man seiner abgerissenen Erscheinung auch ansah. Zwei Tage, die sich eher wie Wochen anfühlten, und jede Stunde zerrte an seinen Nerven, bis er in einer ganz uncharakteristisch miesen Stimmung war, komplett jenseits der Richterskala.

Nicht dass er sonst besonders gut aufgelegt gewesen wäre. Normalerweise … existierte Quinn bloß. Es war Jahre her, seit irgendwer oder irgendwas es geschafft hatte, seine Seele zu berühren oder ihn gar aus seiner geraden, festen Bahn zu werfen – und nun das. Er konnte es selbst nicht erklären, aber seit dem Augenblick, als man ihm ein Foto von Saige Buchanan gegeben hatte, war die kühle Ruhe von ihm abgeglitten wie Wasser, das in einen Abfluss rann. Und an ihre Stelle war eine nervenzerreißende Anspannung getreten.

Die Tatsache, dass Quinn diesen Auftrag gar nicht wollte, ja sogar unerbittlich in seiner Ablehnung gewesen war, machte die ganze Sache noch schlimmer. Und doch war er hier, das durchweichte Hemd klebte ihm an der Haut, der schwere Gestank nach Tabak und Schweiß verursachte Kopfschmerzen, während beim Anblick seiner Beute irgendetwas ungemütlich Scharfes und Durchdringendes durch seinen Körper fuhr.

Soso. Das ist also die kleine Saige. Er ging eng an der Wand entlang und achtete sorgfältig darauf, außerhalb ihres Blickfelds zu bleiben. Sie saß an einem kleinen Tisch am anderen Ende des Raums und hielt eine Wasserflasche in ihrer entzückenden Hand. Neben ihr saß ein junger Mann, der höchstens neunzehn sein konnte und sicher Brasilianer war, das verrieten die dunkle Haut, die dunklen Augen und Haare. Der Junge bewegte die Lippen, doch obwohl Quinns Gehör wesentlich schärfer war als das eines Menschen, konnte er in dem Krach der Menge nichts verstehen.

Eigentlich war diese Bar ein ungewöhnlicher Aufenthaltsort für eine Amerikanerin und ihren jugendlichen Begleiter, aber niemand schien sie zu belästigen. Nicht einmal die Betrunkenen. War sie hier etwa Stammgast? Stand sie unter dem Schutz des Besitzers? Oder gab es einen anderen Grund dafür, dass die Einheimischen auf Abstand blieben?

Woran auch immer es liegen mochte, ihre Unauffälligkeit konnte nicht der Grund sein. Saige Buchanan stach aus der Menge der wettergegerbten Gäste heraus wie ein Neonlicht in mitternächtlicher Finsternis – glitzernd und leuchtend.

Quinn rieb sich mit der Hand über die kratzigen Bartstoppeln. Er hatte sich seit Tagen nicht rasieren können. Dann schüttelte er langsam den Kopf; der Vergleich passte nicht. Nein, die ihrem Ruf nach brillante Anthropologin war nicht aufdringlich oder dreist wie Neonreklame. So hell sie auch strahlte, war sie doch von einer sanften, beinahe zarten Aura umgeben, die sie sogar noch mehr auffallen ließ, als es ihr engelsgleiches Gesicht, ihre üppige Figur oder der ungewöhnliche Ton ihres Haars erwarten ließen. Es war weder rot noch braun, sondern changierte irgendwo dazwischen, glänzte im diffusen Licht.

Hinter der Bar wurde plötzlich eine schwere Holztür zugeschlagen, und Quinn war erstaunt, dass das marode Gebäude nicht zu einem Schutthaufen zusammenfiel. Es gab zwar einige schwere Stützpfeiler,trotzdem war es ein Wunder, dass die schmutzige Decke nicht herunterkam. Der Boden war von Sägespänen bedeckt. Ohne Zweifel, dieser Schuppen gefiel ihm gar nicht. Er mochte es sowieso nicht, in einem Raum eingeschlossen zu sein, er war lieber draußen an der frischen Luft, unter der endlosen Freiheit des Himmels.

Wieso hörst du nicht endlich auf zu meckern und erledigst, wozu du hergekommen bist? Je eher du sie in die Finger kriegst, desto schneller kannst du hier wieder raus.

Weise Worte, aber nun, da er sie gefunden hatte, war sie zu berühren, sie in die Finger zu kriegen, nun wirklich das Letzte, was Quinn wollte. Ganz sicher würde er mit ihr fertigwerden, falls sie sich als schwierig herausstellen sollte. Saige Buchanan mochte mehr zu bieten haben als ein gewöhnliches menschliches weibliches Wesen, aber er war ja auch kein gewöhnlicher Mann. Er konnte riechen, dass der Merrick in ihr noch nicht vollständig erwacht war – und solange das nicht passierte, würde er immer die Oberhand behalten, zumindest was körperliche Kraft anging.

Später, nach dem Erwachen … tja, bisher war er noch nie mit einem weiblichen Merrick aneinandergeraten, aber er hoffte doch sehr, dass sie ihm nicht in den Hintern treten könnte. Falls so etwas jemals passieren sollte, würden seine Freunde im Hauptquartier ihn ewig damit hochnehmen.

Als Mitglied der Watchmen, einer Organisation von Gestaltwandlern, deren Aufgabe es war, die noch existierenden Blutlinien der ursprünglichen alten Clans im Auge zu behalten, hatte man Quinn ein wenig über die Merricks beigebracht, die früher einmal zu den mächtigsten nicht menschlichen Wesen auf dieser Erde gehört hatten. Und seit diesem unsäglichen Mist, der kürzlich mit Saiges älterem Bruder Ian Buchanan vorgefallen war, wusste er sogar noch mehr. Aber Saige war … anders. Im Unterschied zu ihrem Bruder, der bestimmte körperliche Veränderungen durchlaufen hatte, als das Merrick-Blut in seinen Adern aufgestiegen war, nahm man von den Frauen der Merricks an, dass sie zwar körperlich stärker und beweglicher und ihre Sinneswahrnehmungen schärfer wurden, ihre äußerliche Erscheinung aber nicht veränderten. Ihr würden keine Krallen aus den entzückenden Fingerspitzen wachsen. Sie würde nicht von dicken, massiven Muskelpaketen entstellt werden. Und auch ihre Nase würde ihre anmutige, feminine Form nicht verändern.

Aber du vergisst die Reißzähne.

Ah, schon gut. Offensichtlich war das eine der Veränderungen, die Merrick-Frauen doch durchliefen, um die primitiven Teile ihrer Natur ernähren zu können. Quinn rieb sich den Hals, wo er ein komisches Kitzeln spürte, als ob er den köstlichen Schmerz schon fühlen könnte, wenn Saige Buchanan ihre perlweißen Zähne in seine Haut vergraben würde, um sein heißes Blut in ihren Mund sprudeln zu lassen, während sie ihn gleichzeitig tief in sich aufnahm.

Wow …

Er verzog das Gesicht, ließ die Hand sinken, ballte die Finger zur Faust und fragte sich, was mit ihm nicht stimmen mochte. War ihm die Hitze aufs Gemüt geschlagen? Hatte die lange Zeit ohne Sex etwas mit seinem Gehirn angestellt? Oder wurde er tatsächlich verrückt?

Quinn lehnte sich mit dem Ellbogen an die Bar, verscheuchte diese wirren Gedanken und winkte nach der stämmigen Frau mittleren Alters, die mit einem Tablett durch den Raum glitt und mit den Gästen schwatzte, während sie die Getränke brachte. Als sie näher kam, konnte er Inez auf ihrem Namensschild lesen. Obwohl sie so freundlich mit jedermann hier umging, bedachte sie ihn mit einem eiskalten Blick. Ihre dunklen Augen wirkten misstrauisch, als sie eindringlich seine zerrissenen Stiefel, die schmutzbedeckte Jeans und das durchgeschwitzte schwarze T-Shirt musterte.

„Uma cerveja, por favor.“

„Verraten Sie mir mal“, erwiderte sie auf Englisch, aber mit schwerem Akzent, die Mundwinkel skeptisch verzogen, „wieso glotzen Sie unsere Saige an, als ob Sie Hunger hätten?“

Quinn biss die Zähne zusammen, vor Wut auf sich selbst, dass er aller Welt so deutlich gezeigt hatte, wer seine Aufmerksamkeit erregte.

„Also?“ Inez hatte eine autoritäre Stimme, die ihn vermuten ließ, dass sie mehr war als bloß eine Barfrau.

„Keine Ahnung, wovon Sie reden“, konterte er mit tiefer, kehliger Stimme und erwiderte ihren harten Blick. Sobald klar war, dass er sich nicht einschüchtern lassen würde, murmelte sie etwas vor sich hin und verschwand hinter der Theke.

Quinn trat sich im Geist selbst in den Hintern, wandte den Blick entschlossen von der Amerikanerin ab und sah sich in der barra um. Er hatte das komische Gefühl, in einen Filmdreh geplatzt zu sein, so unwirklich erschien ihm alles. Der Rauch von den Zigaretten und Zigarren stand so dick im Raum, dass man ihn beinahe mit einem Messer hätte durchschneiden können. Es war ausschließlich Saige, die das alles erträglich machte. Ihr Duft hatte sich wie eine zarte, windende Kletterpflanze um ihn gelegt, verführerisch und warm. Er war wie … wie ein Regenschauer, der den ganzen ekligen Dreck wegwusch, sauber und erfrischend. Er linderte sogar das Unwohlsein, sich in so einem überfüllten, lauten, stickigen Laden aufhalten zu müssen. Mit bewusster Anstrengung konzentrierte Quinn sich auf diesen Duft, bei dem ihm das Wasser im Mund zusammenlief, und zog ihn tief in die Lunge, um die sonstige Umgebung vergessen zu können.

Er konnte nicht verhindern, dass sein Blick wieder hinüber zu Saige glitt, gierig alle sichtbaren Einzelheiten aufnahm. Die Art, wie ihr Haar um die zauberhaften Züge ihres Gesichts fiel. Die verschmitzten Sommersprossen, die üppige Form ihrer provozierenden Lippen, während sie mit dem jungen Brasilianer sprach.

Quinn war sicher, dass er sie auch ohne das Foto in seiner Gesäßtasche auf den ersten Blick erkannt hätte. Obwohl Haut und Haar heller waren als die ihrer Brüder, ihre feminine Gestalt schmal im Vergleich zu deren muskelbepackter Kraft, stellte sie doch die üblichen Anzeichen der Buchanan-Blutlinie zur Schau. Trotz des dichten Rauchs in diesem Raum konnte er das dunkle, tiefe Blau ihrer Augen ebenso gut erkennen, als ob sie neben ihm säße. Und irgendetwas am Schwung ihres Kiefers wies auf die typische Halsstarrigkeit der Buchanans hin, die er bei der Begegnung mit ihren Brüdern aus erster Hand kennengelernt hatte.

Das enge T-Shirt saß an ihr wie ein Handschuh und betonte volle Brüste, die bei einer so schlanken Person überraschten; fast hätte sich sein Mund zu einem kennerischen, männlichen Grinsen verzogen. Zwar hatte er nicht vor, sie zu berühren, aber den Anblick durfte er schon genießen. Die ausgefransten Kakishorts und das Flanellhemd, das sie um ihre Taille gebunden hatte, konnten die fraulichen Kurven ihrer Hüften auch nicht wirklich verbergen, und Quinn ertappte sich bei dem Gedanken, ob ihr Hintern wohl genauso verführerisch wäre wie der Rest ihres Körpers. Er schätzte sie auf knapp unter eins siebzig, was nicht gerade groß war, aber sie wirkte kleiner, irgendwie zerbrechlich. Trotzdem waren ihre Muskeln unter der Pfirsich-mit-Sahne-Haut deutlich zu erkennen, was auf ihr aktives Leben hindeutete. Vermutlich krabbelte sie die meiste Zeit auf archäologischen Ausgrabungsstätten herum, kletterte gefährliche Bergwände empor, schlich durch den Regenwald – alles Orte, an die so eine entzückende kleine Person wie sie eigentlich nicht gehörte.

Quinn verzog den Mund, als er sich ihre Reaktion auf so eine chauvinistische Bemerkung vorstellte. Ihr freches Kinn verriet ihm, dass Saige Buchanan die Sorte Frau war, die dorthin ging, wohin sie wollte, und zwar wann sie wollte, und zum Teufel mit den Ansichten anderer Leute, zum Teufel mit der Gefahr.

Der Junge sagte etwas und lächelte sie an, und sie streckte eine Hand aus und wuschelte freundschaftlich in seinem dichten schwarzen Haar herum. Die beiden schienen sich nahezustehen. Quinn war ganz in Gedanken versunken, und als die Barfrau Inez plötzlich die Bierflasche vor ihm auf die Theke knallte, zuckte er vor Schreck zusammen. Sie murmelte etwas vor sich hin, stapfte davon, und er nahm einen tiefen Zug des lauwarmen Biers und schimpfte stumm mit sich selbst.

Er fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund, verzog das Gesicht und dachte, er konnte doch unmöglich auf so einen Bengel eifersüchtig sein. Schon der Gedanke, er könnte überhaupt eifersüchtig sein, war idiotisch. Eifersucht, das stank nach Besitzergreifung, und er knirschte mit den Zähnen, weil er mit so was nun wirklich gar nichts zu tun haben wollte.

Nichtsdestotrotz war er für Saige so lange verantwortlich, bis er sie sicher in Ravenswing abgeliefert hatte, einer gesicherten Anlage der Watchmen in Colorado und Quinns Zuhause. Dort warteten ihre beiden Brüder auf sie. Er wusste, die Buchanans waren überhaupt nicht davon begeistert, dass ihre kleine Schwester ganz allein mit einem Watchman zusammen sein sollte. Genauso gut wusste er, dass sein bester Freund Kierland Scott, der inoffizielle Anführer ihrer Einheit, den Merricks versichert hatte, wegen ihm hätten sie nichts zu befürchten. Wegen den anderen schon, klar – aber nicht wegen Quinn. Wenn er Sex haben wollte, waren seine Bettgefährten immer Frauen, die er mit großer Wahrscheinlichkeit niemals wiedersehen würde. Und das hieß, zukünftige Hausgenossen kamen nicht infrage.

Quinn bewegte seine Schultern auf und ab und konzentrierte sich wieder auf die Aufgabe, die vor ihm lag. Er musste diese Frau nach Hause bringen, und zwar ohne Unterbrechung, was nicht leicht sein würde. Diejenigen, die hinter ihr her waren, sahen eine weibliche Merrick als leichte Beute an. Die Watchmen hatten gehofft, dass der mittlere Sohn Riley Buchanan vor seiner Schwester erwachen würde, aber das war nicht der Fall. Quinn konnte die bevorstehende Veränderung von Saiges Körper geradezu riechen, das Erwachen ihrer uralten Blutlinie. Jetzt war sie noch nicht vollständig erwacht, aber es zeichnete sich schon ab.

Was wiederum bedeutete, dass ein kürzlich befreiter Casus ihr wahrscheinlich schon auf den Fersen war, wodurch Quinns Aufgabe von einem gefährlichen Job zu einem … tödlichen wurde. Zwar gab es noch sehr viel, das die Watchmen nicht wirklich verstanden, aber sie glaubten fest daran, dass das Erwachen der Merricks von der Präsenz eines Casus ausgelöst wurde. Die Casus waren übernatürliche Monster, die nach den Merricks jagten, und zwar sowohl um Macht aus ihren Körpern zu saugen, als auch um Rache zu üben. Die unsterblichen Casus, seit Jahrhunderten eingekerkert wegen ihrer Massenmorde an allen, die sie erwischen konnten, hatten schließlich doch noch einen Weg gefunden, aus ihrem Gefängnis zu fliehen und zurück in diese Welt zu kommen. An Zahl waren sie noch nicht viele, aber Quinn und die anderen Watchmen waren voller Sorge, was da noch auf sie zukommen könnte.

Er nahm einen weiteren Schluck Bier, beobachtete Saige aus den Augenwinkeln und fragte sich, wie viel sie wohl wissen mochte. Was machte sie überhaupt hier in Südamerika? Hatte sie die geringste Ahnung, dass die Casus hinter ihr her waren? Und wo zum Teufel steckte der Watchman Paul Templeton?

Templeton hatte in den vergangenen Monaten auf Saige aufpassen sollen, aber als sie ihn aufforderten, sie sofort zurück in die USA zu bringen, hatte er nicht geantwortet. Entweder hatte Templeton sich unerlaubt verzogen, was niemand glauben wollte, oder er war bereits dem zum Opfer gefallen, was sich offenbar zu einem tödlichen Krieg ungeheuren Ausmaßes auswachsen sollte.

Da die Umstände nun mal so waren – nämlich kilometertief in der Scheiße und rasch weiter sinkend –, musste Quinn so schnell wie möglich zu Werke gehen. Er musste rasch handeln. Sofort. Aber irgendetwas hielt ihn zurück. Hielt ihn hier an dieser schmierigen Theke fest, während sein ganzer Körper vor heißer, wütender Ruhelosigkeit vibrierte. Als jemand zufällig einen Stuhl umstieß, drehte Saige sich nach dem Lärm um und enthüllte die Verletzlichkeit ihrer Kehle. In diesem Augenblick überkam Quinn eine zu lange unterdrückte Gier, die tierische Seite seiner Natur regte sich. Er trank kein Blut, so wie die Merricks das taten, trotzdem sehnte er sich danach, seine Zähne in diesem zarten Hals zu versenken und gleichzeitig so tief in sie zu stoßen, wie er nur konnte.

Als ob sie sein intensives Starren gespürt hätte, hob sie eine Hand und bedeckte die zarte Beuge ihres Halses. Dann fuhr sie plötzlich auf ihrem Stuhl herum, ließ den Blick durch den ganzen Raum gleiten, und Quinn drehte sich schnell zur Wand, mit dem Rücken zu ihr. Seine Finger umklammerten die Flasche, sein Griff zerdrückte beinahe das Glas.

Hatte er denn vollständig den Verstand verloren? Bald könnte die Hölle losbrechen, und er hockte hier mit einem warmen Bier und verzehrte sich vor einer Lust, die ihm nichts als Ärger einbringen würde. Für so einen Mist hatte er überhaupt keine Zeit.

Schieb es nicht dauernd hinaus, verflucht, sondern leg endlich los.

Entschlossen drehte er sich wieder um und beobachtete, wie sie etwas zu dem Jungen sagte, aufstand und zur Theke ging. Sie redete mit dem kleinen, dauernd lächelnden Mann hinter der Theke, als Quinn sich neben sie stellte und seine Flasche austrank. Sie wandte sich ihm zu und betrachtete ihn aus diesen tiefen, dunkelblauen Augen, deren Farbe genauso faszinierend war wie die glänzende Vollkommenheit ihrer Haut, und in derselben Sekunde wusste er, dass sie etwas gemerkt hatte.

Quinn stellte die leere Flasche auf die Theke und wollte sich gerade vorstellen, als sie danach griff. Ihre Finger schlossen sich um den Flaschenhals, und er fragte sich, was sie damit vorhatte, als das wachsame Unbehagen in ihrem Gesicht plötzlich purer Panik wich. Bevor er irgendetwas tun konnte, zerschmetterte sie die Flasche auf seinem Kopf. Eine Scherbe riss ihm die Haut über der rechten Augenbraue auf, ein Blutstrom ergoss sich über sein Blickfeld.

Verdammt noch mal.

Sofort rannte sie los, rief dem Jungen etwas auf Portugiesisch zu, als dieser zur Vordertür hinausstürmte. Saige rannte in die andere Richtung, schnappte sich ihren Rucksack, der auf dem Tisch lag, und verschwand durch die Hintertür, hinter der sich der Dschungel ausbreitete.

Fluchend schmiss Quinn ein paar Scheine auf die Theke und folgte ihr. Er konnte nur hoffen, dass er sie noch erwischte, bevor diese dämliche Frau es fertig brachte, sich umbringen zu lassen.

Die letzten wässrigen Fäden Sonnenlicht verschwanden gerade, als er aus der Bar in die feuchte Schwüle des Abends kam. Er folgte ihrem Duft, wich den Lianen des Dschungels aus. Sie war schnell, aber mit seinen langen Beinen konnte er aufholen.

Doch er war nicht schnell genug. Plötzlich drang ihm ein scharfer, giftiger Gestank in die Nase, und zwar aus derselben Richtung, in die Saige vor ihm floh.

Keine Zeit mehr, dachte er, riss sich das T-Shirt über den Kopf und ließ die Verwandlung in ein anderes Wesen durch seinen Körper rasen.

Die Hölle war längst los, und sie rannte direkt in eine tödliche Falle.

2. KAPITEL

Renn schon … renn schon … renn schon.

Saige Buchanan keuchte den Befehl immer wieder vor sich hin, um sich zum Weiterlaufen zu zwingen, selbst nachdem die Krämpfe eingesetzt hatten. Sie hatte sich bemüht, ruhig am Tisch sitzen zu bleiben und so zu tun, als wäre alles in Ordnung, aber in Wirklichkeit war sie völlig aufgelöst. Die Erschöpfung lastete schwer auf ihren Schultern, und ihre Nerven waren zum Zerreißen angespannt. Trotz der Tatsache, dass sie sich in der von Inez und ihrem Mann Rubens geführten örtlichen barra sicher fühlte, weil beide gute Freunde waren, hätte Saige es nie riskieren dürfen, sich mit Javier Ruiz so in aller Öffentlichkeit zu treffen. Aber bevor sie zurück in die USA ging, musste sie noch die unschätzbaren Landkarten holen, die Inez für sie in ihrem Safe verwahrte, und es war die letzte Möglichkeit gewesen, ihren jungen Mitarbeiter noch einmal zu sehen. Während er für sie und die anderen Mitglieder des Grabungsteams arbeitete, hatte Saige begonnen, ihn als eine Art jüngeren Bruder zu betrachten, und sie wollte nicht einfach so verschwinden, ohne sich von ihm zu verabschieden.

Eigentlich hätte es ganz simpel sein sollen. Kurz ihren Freunden Auf Wiedersehen sagen, die Karten holen, dann ab zum Flughafen in der nahe gelegenen Stadt Sao Vicente. Stattdessen war sie ohne ihre Karten abgehauen, und es konnte sogar sein, dass Javier jetzt ein Zielobjekt für diesen dunkelhaarigen Fremden war, der sie so durchdringend angestarrt hatte. Saige hatte keine Ahnung, wer oder was dieser Mann war oder was er wollte, aber es passte ihr gar nicht, Javier möglicherweise in Gefahr gebracht zu haben.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!