Lore-Roman 47 - Lore von Holten - E-Book

Lore-Roman 47 E-Book

Lore von Holten

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Beschreibung

Gefangen im Netz des Verführers
... und Komtess Doris war ahnungslos
Von Lore von Holten

Doris Komtess von Listal gibt die Tanzkarriere ihrem Verlobtem Frank von Freiburg zuliebe auf. Fortan begleitet sie den erfolgreichen Konzernleiter auf seinen Reisen durch die Welt. Nach wenigen Monaten fühlt sich Doris ausgebrannt und ausgehöhlt. Soll das ihre Zukunft sein? Ein Leben in Einsamkeit und Sehnen? Gibt es wirklich keine Möglichkeit, dem zu entrinnen?
Da trifft sie während eines geschäftlichen Diners auf Dr. Gutt. Er ist ein glänzender Gesellschafter, ein Mann von Welt mit vorzüglichen Manieren und einer starken Ausstrahlung. Gutt erkennt ihre Einsamkeit, ihre Enttäuschung. Und Doris fühlt sich endlich wieder verstanden. Im Stillen bewundert sie ihn sogar sehr. Ein Mann, der sich so genau in das Denken und Fühlen einer Frau hineinfinden kann, ein Mann wie er wird ganz gewiss nicht die gleichen Fehler machen wie Frank. In seiner Gegenwart gibt es kein Alleinsein, keine Leere. Und als Dr. Gutt ihr rät, sich zu wehren, ihren Verlobten wachzurütteln, da gehorcht sie. Doris flieht - direkt in die Arme des Mannes, in dessen Händen sie Wachs ist ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Gefangen im Netz des Verführers

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: malyugin / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-7714-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Gefangen im Netz des Verführers

… und Komtess Doris war ahnungslos

Von Lore von Holten

Doris Komtess von Listal gibt die Tanzkarriere ihrem Verlobtem Frank von Freiburg zuliebe auf. Fortan begleitet sie den erfolgreichen Konzernleiter auf seinen Reisen durch die Welt. Nach wenigen Monaten fühlt sich Doris ausgebrannt und ausgehöhlt. Soll das ihre Zukunft sein? Ein Leben in Einsamkeit und Sehnen? Gibt es wirklich keine Möglichkeit, dem zu entrinnen?

Da trifft sie während eines geschäftlichen Diners auf Dr. Gutt. Er ist ein glänzender Gesellschafter, ein Mann von Welt mit vorzüglichen Manieren und einer starken Ausstrahlung. Gutt erkennt ihre Einsamkeit, ihre Enttäuschung. Und Doris fühlt sich endlich wieder verstanden. Im Stillen bewundert sie ihn sogar sehr. Ein Mann, der sich so genau in das Denken und Fühlen einer Frau hineinfinden kann, ein Mann wie er wird ganz gewiss nicht die gleichen Fehler machen wie Frank. In seiner Gegenwart gibt es kein Alleinsein, keine Leere. Und als Dr. Gutt ihr rät, sich zu wehren, ihren Verlobten wachzurütteln, da gehorcht sie. Doris flieht – direkt in die Arme des Mannes, in dessen Händen sie Wachs ist …

Der Beifall rauschte und wollte nicht enden.

Die Bühne lag im Dunkeln. Nur in der Mitte zeichnete ein Scheinwerfer einen gleißenden Kreis. Und gerade eben trat die grazile Gestalt der Tänzerin in das blendende Licht, eng das weiße Mieder, duftig und weit der klassische Ballettrock. Das schöne ovale Gesicht lächelte, die dunklen Augen strahlten. Das fast schwarze Haar schimmerte wie Ebenholz.

Der Beifall steigerte sich zur Ovation. Die Tänzerin verneigte sich, machte ihre Ballettreferenz, warf Kusshände in das Publikum. Dann streckte sich die schlanke Gestalt, die Arme glitten über den Kopf empor, als wolle der Körper in den Himmel streben. Die schlanken Beine waren kerzengerade, die Füße hoben sich auf die Spitzen. Eine Drehung, zwei. Und dann sank die Tänzerin wieder zu ihrer Verbeugung nieder. Der mächtige Vorhang fiel lautlos zu.

Draußen klang der Beifall allmählich ab. Die schöne Tänzerin, von der jeder wusste, dass sie eine leibhaftige Komtess war, hatte in dem Solotanz ihre ganzen Kräfte hergegeben. Nur selten sah man eine so vollendete tänzerische Leistung.

Hinter der Bühne schloss die Ballettmeisterin das Mädchen in die Arme.

„Süß warst du, Doris, einfach süß. Du hast dich selbst übertroffen!“

„Ich kann nicht mehr …“

„Das glaube ich. Ab morgen nehmen wir deine Nummer an den Schluss. Da gibt es keine Steigerung mehr. – Komm, ich bringe dich zur Garderobe.“

Die Ballettmeisterin legte den Arm um die Schulter der erschöpften, aber überglücklichen Tänzerin. Sie verließen die Bühne, auf der bereits der nächste Auftritt vorbereitet wurde.

Ein aufgeregter Herr mit Glatze kam ihnen entgegen.

„Madame – Sie machen mich wahnsinnig!“, rief er und fuchtelte wild mit den Händen. „Sie verlangen ein Heidengeld für Ihre Primaballerina, und hier haben wir eine Könnerin sondergleichen. Und wo lassen Sie sie tanzen? Im Corps! Hat die Welt so etwas schon gesehen?“

„Herr Direktor, Ihre Aufregung ist verständlich, aber ich habe ebenso wie Sie …“

„Die Nummer kommt ab morgen an den Schluss – verstanden?!“, rief der Theaterdirektor und schoss davon.

„Siehst du, Doris, Wichtelmann ist genau der gleichen Meinung wie ich. Was du gezeigt hast, war einfach großartig. – So, da ist deine Garderobe. Zieh dich um und geh heim. Morgen früh um zehn Uhr ist Probe. Wir feilen deine Nummer noch einmal durch.“

„Danke, Frau Jeune, danke …“

„Du brauchst dich nicht bei mir zu bedanken – du selbst hast dir die größte Freude gemacht. – Nun muss ich aber gehen, sonst geht auf der Bühne alles schief!“

Doris sank in der Garderobe auf ihren Stuhl. Sie war müde, aber nicht mehr so erschöpft wie zuvor. Sie schminkte sich ab.

Ja, sie wusste es selbst: Dies war ihr Durchbruch als Tänzerin. Sie dachte an Frank. Er saß unten im Zuschauerraum. Nun würde er nicht mehr an ihr herummäkeln. Nun würde er seine Versuche aufgeben, sie vom Tanzen abzubringen. Nun musste auch er gesehen haben, eine wie große Begabung sie war. Nun standen ihr vielleicht alle Tore offen.

Doris Komtess von Listal sah die Zukunft im rosigsten Lichte. Sie summte eine vergnügte Melodie, während sie duschte und sich umkleidete. Als sie die Garderobe verließ, trug sie ein dunkelblaues Winterkostüm. Das fast schwarze Haar, das während des Auftritts zu einem strengen Knoten in den Nacken gerafft war, umfloss nun weich und leicht ihr Antlitz. Ja, sie war eine Schönheit. Groß waren ihre Augen, sprechend und ausdrucksvoll, ihre Lippen waren voller Leben.

Durch einen Seitenausgang gelangte sie in das Foyer hinter dem Zuschauerraum. Sie horchte. Ja, die Musik war bereits beim Schluss. Doris trat ein wenig abseits und wartete.

Beifall drinnen. Die Beschließer öffneten die Türen, die ersten Menschen strömten heraus und eilten an die Garderoben. Obwohl sie jetzt nur ihre Garderobe im Sinn hatten, traf so mancher bewundernde Blick die schöne junge Dame, aber kaum jemand erkannte sie wieder.

Da – eine hochaufgerichtete Männergestalt, ein markanter Kopf mit einem ernsten Lächeln: Frank von Freiburg.

„Frank!“, rief Doris und winkte über die Köpfe der Menschen hinweg.

Er sah sie, winkte zurück und steuerte durch das Gewühl auf sie zu. Glückstrahlend schaute sie ihm entgegen. Wie gut er aussah! Der dunkle Anzug saß wie angegossen, man spürte die Kraft seines jungen Körpers, man sah aber auch auf den ersten Blick die natürliche Eleganz seiner Bewegungen, und man sah die Lässigkeit, die den Weltmann verriet.

Frank von Freiburg war eine glänzende Erscheinung, und da sich das gute Aussehen mit dem unübersehbaren Hauch des bedeutsamen Menschen paarte, wirkte er bestechend – bei Weitem nicht nur auf Doris von Listal.

„Frank – da bist du ja!“, strahlte sie und hakte sich bei ihm ein.

„Die Leute reden nur von dir, Doris“, sagte er liebevoll und drückte zärtlich ihren Arm.

„Und du, Frank?“

„Ich bin sprachlos, Doris.“

„Es hat dir also gefallen?“

„Ausgezeichnet. Wenn wir allein wären, würde ich dich küssen.“

„Was kümmern uns die Menschen?“

„Aber sie würden sich um uns kümmern, und das mag ich nicht so gern. – Komm, der Fahrer wird schon da sein.“

Sie schoben sich dem Ausgang entgegen. Draußen, unter dem Eingangsdach, blieben sie stehen.

„Es schneit, Frank, sieh nur!“

„Da ist Hans!“

Frank von Freiburg winkte dem Fahrer, der mit einem großen Regenschirm auf der obersten Treppenstufe nach seinem Herrn Ausschau hielt. Er kam, Frank nahm ihm den Schirm ab und geleitete Doris zum am Fuße der Treppe wartenden Wagen.

Lautlos setzte sich der Wagen in Bewegung. Doris kuschelte sich an Franks Seite. Er legte den Arm um sie. Ihre Lippen kamen, und er küsste sie voller Liebe.

„Ich bin so glücklich, Frank …“

„Ich freue mich mit dir, mein Liebling.“

„Frank?“

„Hm?“

„Du schimpfst nun nicht mehr? Ich meine, weil ich tanze …“

Eine Falte erschien auf seiner Stirn. Er zögerte einen Moment, ehe er antwortete:

„Doris, das steht auf einem anderen Blatt. Wenn ich ganz ehrlich sein darf: Ich hoffe, dass du nach deinem heutigen großen Erfolg eher als zuvor geneigt bist, mit dem Tanzen aufzuhören.“

„Ich soll aufhören?! Frank, ich bitte dich!“

„Ja, gerade jetzt. Du bist oben, wie man so schön sagt. Du hast erreicht, was du wolltest. Erfolg. Einen Namen. Was kannst du noch mehr erzielen? Um Geld geht es dir nicht. Willst du Abend für Abend auf der Bühne stehen, nur um bestätigt zu sehen, dass man dich als Tänzerin rühmt? Ich meine, das ist zu viel Aufwand.“

„Ich tanze nicht des Ruhmes wegen, Frank. Ich liebe den Tanz, das weißt du doch.“

„Ich weiß es. Ich weiß aber auch, dass du mich liebst. – Und nun wiederhole ich, was ich schon so oft ausgesprochen habe: Wähle zwischen dem Tanz und mir.“

„Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun!“, rief sie erregt.

Er gab es auf – für heute. Es hatte keinen Sinn, noch mehr auf sie einzuwirken, und vielleicht war es auch rücksichtslos von ihm, gerade heute dieses Thema anzuschneiden. Sollte sie sich über ihren Erfolg freuen! Morgen konnte man weitersehen. Auf jeden Fall musste Doris sich bald von der Bühne trennen.

„Es ist gut, mein Liebling. Ich quäle dich nicht mehr. Entschuldige meine Ungeduld.“

„Schon gut, Frank. Ich weiß, dass du es gut mit mir meinst. Aber ich meine es auch gut, du wirst schon sehen. – Wohin fahren wir eigentlich?“

„Zum britischen Botschafter. Großer Empfang aus Anlass der Industrieausstellung.“

„Oh, Frank – muss das sein?“

„Ja, es muss sein. Ich darf nicht fehlen. Und du wirst sozusagen der Star der Gesellschaft werden. Wenn man dich an meiner Seite sieht, sind mir sämtliche Aufträge, die ich mir erhoffe, sicher.“

Er lachte froh. Der Wagen bog von der Straße ab, glitt durch eine breite Toreinfahrt und hielt vor einer schlossähnlichen Villa. Einige Stufen führten zum überdachten, mit Marmor verkleideten Eingang empor. Sie stiegen aus und wurden von einem livrierten Diener hineingeleitet.

Als der Botschafter, der die Villa für diesen Empfang gemietet hatte, Frank von Freiburg sah, eilte er lächelnd auf ihn zu.

„Herr von Freiburg – ich hatte bereits gefürchtet, Sie ließen mich im Stich!“

„Doris, Sir Malcolm – Euer Exzellenz, meine Verlobte, Doris von Listal.“

„Ich habe schon viel von Ihnen gehört, Komtess. Es ist mir eine Ehre.“

„Die Ehre ist ganz auf meiner Seite, Exzellenz.“

Der Botschafter blieb zurück, um die anderen Gäste zu empfangen, die fortwährend hereinströmten. Frank und Doris betraten die großen Gesellschaftsräume. Bald begrüßten sie eine Menge Bekannte.

Frank von Freiburg war auf diesem Parkett alles andere als ein Neuling. Er spielte im Gegenteil eine hervorragende Rolle. Der Freiburg-Konzern, den er leitete, seit sein Vater sich zur Ruhe gesetzt hatte, war eines der größten Unternehmen des Landes. Stahl, Chemikalien und vieles andere entstanden in den Freiburg’schen Werken. Der Wert des Besitzes war kaum abzuschätzen.

„Hallo, Freiburg! Ich bin mal wieder im Lande!“

Ein junger Mann schoss auf die beiden zu, flink und lebendig, mit einem unbekümmerten Lachen auf den Lippen. Sein Vater besaß ein größeres Chemiewerk, aber der Sohn kümmerte sich nicht darum. Er lebte ein sehr angenehmes, sorg- und arbeitsloses Leben, und er bildete sich darauf noch etwas ein. Er kannte Frank aus früheren Jahren, als sie gemeinsam in einem Ruderklub gewesen waren.

„Guten Abend! Darf ich vorstellen: Rainer Mocking – meine Verlobte, Doris von Listal.“

„Ich bin entzückt, Frank, ich bin entzückt!“, rief Mocking und bewunderte Doris unverhohlen. „Sie tanzen, wie ich gehört habe?“

„Ja, Herr Mocking. Es macht mir Spaß.“

Der Lebemann lachte wiehernd.

„Das macht auch wirklich Spaß. Vorgestern in Cannes brachte irgendjemand eine spanische Tänzerin mit. Junge, die hat vielleicht einen Wirbel gemacht. Zum Schluss tanzte sie auf dem Tisch, dass die Gläser nur so flogen. Bis später!“

Fort war er. Frank hüstelte verlegen. Doris war blutrot geworden. Dass dieser Mensch sie auf eine Stufe mit einer Amüsiertänzerin gestellt hatte, kränkte sie.

Ein Kellner kam und bot Sekt an. Sie nahmen die spitzen Kelche und zogen sich in eine Nische zurück.

„Frank, ich werde …“

Sie hielt inne, denn aus der Fensternische, neben der sie standen, drangen laute Stimmen, und gerade hatte eine von ihnen den Namen der Komtess genannt. Unwillkürlich lauschten sie.

„… kann sich der Freiburg das jedenfalls leisten“, sagte eine polternde Männerstimme. „Er hat ja die halbe Wirtschaft in der Hand. Niemand wird wagen, ihn offen auszulachen.“

Eine Damenstimme antwortete: „Trotzdem – ich finde es ausgesprochen unpassend, dass sich ein Mann wie Freiburg mit einer Tänzerin verlobt. Die Könige haben sich früher solche Kapricen geleistet. Die Zeiten sind vorbei, meine ich.“

„Gnädigste“, sagte eine schnarrende Männerstimme, „Sie sollten bedenken, dass die Tänzerin eine Komtess Listal ist.“

„Was heißt das schon, General?“, erwiderte die Frau. „Tänzerin ist und bleibt Tänzerin. Oder würden Sie es für schicklich halten, wenn ich in die Verlegenheit käme, diese … diese Hupfdohle zu mir einzuladen?“

Zwei Stimmen mischten sich. Frank zog Doris mit sich fort an das andere Ende des Empfangssaales.

„Frank – wir gehen …“, sagte sie beklommen.

„Das kann ich mir nicht leisten, mein Liebling. Entschuldige, wir hätten diese Ecke da drüben eher verlassen müssen.“

„Frank – reden sie alle so … so schrecklich über mich?“

„Ich fürchte, ja.“

„Wie entsetzlich! Das habe ich nicht gewusst …“ Sie war den Tränen nahe.

„Ich habe es dir immer wieder anzudeuten versucht, liebe Doris. Es war nicht erforderlich, dass du es so knüppeldick zu hören bekommst. Ich werde mir die Herren vorknöpfen. Warte einen Augenblick.“

Ehe sie ihn zurückhalten konnte, eilte er zur Fensternische hinüber. Drei Herren und zwei Damen standen dort, alle älteren Jahrgangs. Frank brach ziemlich rücksichtslos in deren Gespräch ein. Er wandte sich an die Dame, die so deutlich ihr Missfallen zum Ausdruck gebracht hatte.

„Verzeihung – Frau Fraggner, wenn ich nicht irre?“

Die Frau, behangen mit vielen Brillanten und das Haar bläulich gefärbt, zerfloss in einem süßlichen Lächeln.

„Herr von Freiburg – wie entzückend! Schade, dass mein Mann nicht hier ist. Wir haben schon so unendlich viel von Ihnen gesprochen. Sie müssen uns unbedingt einmal besuchen!“

Franks Gesicht war wie versteinert, als er erwiderte: „Gern, aber leider habe ich die Hupfdohle bei mir, wie Sie wissen, gnädige Frau. Falls Sie mit Ihrem lieben Gatten telefonieren, sagen Sie ihm doch bitte, dass sich der Auftrag, den ich ihm erteilen wollte, erledigt hat. Ich kann Ihnen ja auch nicht zumuten, mit einer gewöhnlichen Tänzerin gesellschaftlich verkehren zu müssen. – Es war mir ein Vergnügen.“

Frank deutete eine Verbeugung an und drehte auf dem Absatz um. Frau Fraggner, deren Ehemann eine Fabrik besaß, die mit dem Freiburg-Konzern liebend gerne ins Geschäft gekommen wäre, weil das große Aufträge und viel Gewinn bedeutet hätte, war leichenblass geworden. In der Fensternische war es totenstill.

Doris wollte von Frank wissen, was dieser getan hatte. Doch Frank sagte nichts. Andere Bekannte kamen, die beiden wurden ins Gespräch gezogen, und später stieß der Botschafter zu ihnen. Frank erledigte ein paar geschäftliche Besprechungen, und es war beinahe ein Uhr nachts, als sie aufbrachen.

Als der Wagen vor der Villa der Komtess, die sie gemietet hatte, hielt, sagte Doris mit leiser Stimme: „Frank, ich habe es eingesehen. Ich gebe das Tanzen auf.“

„Doris – das kann doch nicht dein Ernst sein!“, rief er überrascht.

„Doch, es ist mein Ernst. Ich möchte künftig dir und mir derartige Szenen ersparen. Ich sehe ein, dass sich meine Vorliebe für den Tanz mit all dem anderen, was dich und mich umgibt, nicht verträgt. Ich höre auf.“

„Doris, das ist sehr lieb von dir – aber vielleicht überlegst du es dir noch einmal?“

„Ich habe nichts mehr zu überlegen.“

„Doris …“

„Bis morgen, Frank …“

Sie huschte aus dem Wagen. Frank wollte aussteigen und ihr behilflich sein, doch sie war schon durch die Gartenpforte gehuscht. Jetzt verschwand sie in der Haustür.

„Fahren wir heim, Hans“, sagte Frank von Freiburg, lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen.

Doris ist wundervoll, dachte er beglückt.

***

Die Maschine flog dem Süden entgegen. Unter der silbernen Tragfläche zogen gerade die verschneiten Alpen vorüber. Die Komtess von Listal genoss versunken dieses grandiose Schauspiel, obwohl sie es schon oft gesehen hatte. Im Westen, dort, wo das Montblancgebiet lag, zog eine dicke Wolkenschicht heran.

Doris hörte neben sich Papiere rascheln. Frank saß dort, und er war mit dem Studium der Unterlagen, die er nach Rom mitnahm, immer noch nicht fertig.

„Frank, schau, die Alpen!“

„Hm …“

„Du siehst gar nicht hin!“

„Entschuldige, dieser Bericht hier macht mir Kopfschmerzen.“

„Zehn Sekunden solltest du doch Zeit haben, Frank.“

Er riss sich von den Papieren los, warf einen flüchtigen Blick durch das Fenster und lächelte dünn.

„Hübsch. Freut mich, dass es dir gefällt. Wie lange sind wir noch unterwegs?“

„Es wird noch eine Stunde dauern, bis wir landen.“

„Ob Doktor Hübner am Flughafen wartet?“

„Sicherlich.“

„Der wird sich wundern. Vier Prozent Umsatzsteigerung, und das verkündet er noch mit hellen Trompetenstößen. Dabei hatte ich mit mindestens acht Prozent gerechnet.“

„Wirst du ihn entlassen?“

„Nein, jedenfalls jetzt noch nicht. Zunächst werde ich ihm gehörig die Leviten lesen.“

Doris sagte nichts. Frank vertiefte sich wieder in die Akten. Die Maschine verlor allmählich an Höhe, obwohl Rom noch weit war. Sinkflug für den Rest der Reise.

Die Gedanken der Komtess wanderten zurück. Aufregende drei Wochen lagen hinter ihr. Die Ballettmeisterin war beinahe in Ohnmacht gefallen, als sie ihr mitgeteilt hatte, dass sie nicht mehr tanzen wolle.

Die Komtess spürte, dass die Meisterin recht hatte, aber sie blieb bei ihrem Entschluss. Frank hatte bereits Pläne gemacht: Sie sollte ihn während der nächsten Zeit auf allen seinen Reisen begleiten. Er versprach sich viel davon; nicht nur, dass sie ihm eine gute Hilfe sein konnte, eine Vertraute. Zugleich konnte sie neben ihm repräsentieren, und das war nicht selten sehr wichtig für ihn.