Lore-Roman 12 - Erika Sommer - E-Book

Lore-Roman 12 E-Book

Erika Sommer

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Beschreibung

Wenn die Motoren der schnellen Rennwagen aufheulen, scheint Michael Fürst von Brangen-Schönstein alles zu vergessen. Mit Leib und Seele hat sich der stattliche junge Mann seinem Hobby verschrieben, seine gesellschaftlichen Verpflichtungen hingegen nimmt der Achtundzwanzigjährige nicht so genau. Ganz zum Leidwesen seiner Mutter, die den geliebten Sohn am liebsten so schnell wie möglich verheiratet sähe. Eine Hochzeit würde der Fürstenfamilie alle materiellen Sorgen nehmen, denn das Erbe der Tante soll Michael nur ausgezahlt werden, wenn er bis zu seinem dreißigsten Geburtstag verheiratet ist.
Obwohl es um Schloss Schönstein nicht sonderlich gut bestellt ist, weigert sich Fürst Michael vehement zu heiraten. Nein, er lässt sich nicht ins Ehejoch zwingen, und schon gar nicht wegen Geld!

Kurz vor Ablauf der Frist begegnet er jedoch einem wunderschönen Mädchen, das seine starre Haltung ins Wanken bringt. Er verrät ihr seine wahre Herkunft nicht, will um seiner selbst willen geliebt werden. Doch schon bald darauf soll der junge Fürst erfahren, welch verhängnisvollen Fehler er damit begangen hat ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Geliebter fremder Mann

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Yuri_Arcurs/iStockphoto

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5476-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Geliebter fremder Mann

Berühmter Roman um eine schicksalhafte Begegnung

Von Erika Sommer

Wenn die Motoren der schnellen Rennwagen aufheulen, scheint Michael Fürst von Brangen-Schönstein alles zu vergessen. Mit Leib und Seele hat sich der stattliche junge Mann seinem Hobby verschrieben, seine gesellschaftlichen Verpflichtungen hingegen nimmt der Achtundzwanzigjährige nicht so genau. Ganz zum Leidwesen seiner Mutter, die den geliebten Sohn am liebsten so schnell wie möglich verheiratet sähe. Eine Hochzeit würde der Fürstenfamilie alle materiellen Sorgen nehmen, denn das Erbe der Tante soll Michael nur ausgezahlt werden, wenn er bis zu seinem dreißigsten Geburtstag verheiratet ist.

Obwohl es um Schloss Schönstein nicht sonderlich gut bestellt ist, weigert sich Fürst Michael vehement zu heiraten. Nein, er lässt sich nicht ins Ehejoch zwingen, und schon gar nicht wegen Geld!

Kurz vor Ablauf der Frist begegnet er jedoch einem wunderschönen Mädchen, das seine starre Haltung ins Wanken bringt. Er verrät ihr seine wahre Herkunft nicht, will um seiner selbst willen geliebt werden. Doch schon bald darauf soll der junge Fürst erfahren, welch verhängnisvollen Fehler er damit begangen hat …

Wie ein verwunschenes Märchenschloss sah der Sommersitz der Fürsten zu Brangen-Schönstein im Licht der untergehenden Sonne aus.

Doch Fürstin Carolin hatte dafür keinen Blick. Mit besorgter Miene spazierte sie langsam durch den Park. Seit dem Tod ihres Mannes musste sie um den Erhalt des großen Besitzes bangen. Dabei hätte sie mit einem Schlag aller Sorgen ledig sein können, wenn ihr Sohn endlich seinen Widerstand gegen eine Ehe aufgeben würde.

Doch Fürst Michael dachte gar nicht daran. Obwohl er wusste, dass ihm seine Tante ein nicht unerhebliches Vermögen hinterlassen hatte, wenn er bis zu seinem dreißigsten Geburtstag heiratete, kümmerte er sich nur um sein Hobby.

Seine ganze Liebe galt schnellen Autos. Etwa drei Kilometer vom Schloss entfernt hatte er sich eine Werkstatt eingerichtet. Hier verbrachte er jede freie Minute.

Fürstin Carolin hob den Kopf, als sie Schritte hörte. Ihre Augen leuchteten auf, liebevoll blickte sie dem hochgewachsenen, jungen Mann entgegen, der schnell näher kam.

Fürst Michael war wirklich ein sehr stattlicher junger Mann. Seine breiten ausladenden Schultern verrieten Kraft und Ausdauer. Er hatte das typisch goldblonde Haar der Brangen-Schönstein und die eisgrauen Augen, die schon sprichwörtlich für die Familie waren. Niemand, der diesen schlicht gekleideten Mann sah, hätte ihn für seine Durchlaucht, den Fürsten Michael von Brangen-Schönstein gehalten. Er wirkte eher wie ein Bauer in seiner derben Cordhose seinem buntkarierten Hemd, das weit offen stand.

„Grüß dich Gott, Ma“, begrüßte er seine Mutter und gab ihr einen zärtlichen Kuss. Dann wandte er sich an den alten Krause, der im Schloss als Mädchen für alles arbeitete. Im Augenblick machte er sich in der Nähe als Gärtner zu schaffen.

„Es gibt wohl viel zu tun, Piet?“, fragte er teilnahmsvoll.

„Ja, sehr viel“, ergriff die Fürstin schnell das Wort, ehe der alte Mann etwas sagen konnte. „Es wird zu viel für den alten Piet, und ich sehe mich gezwungen, eine Hilfe einzustellen. Das heißt, wenn du nicht einspringen willst, Michael. Es wäre doch wie eine ausgleichende Beschäftigung, und die Arbeit an der frischen Luft würde dir guttun.“

„Aber Ma, das ist doch nicht dein Ernst? Davon verstehe ich wirklich nichts. Nein, Piet braucht eine Hilfe, die von der Arbeit etwas versteht. Ich wäre nur eine Belastung für ihn“, wehrte der junge Fürst ab.

Obwohl Krause die Fürstin sehr gut verstand, musste er dem Fürstensohn zustimmen. Er konnte ihm doch keine Befehle erteilen.

Seufzend gab die Fürstin nach. Sie war es gewohnt, dass alle ihre Vorschläge auf Widerstand stießen.

„Komm ins Haus. Meta kann uns einen Kaffee kochen. Oder hast du keine Zeit?“, konnte sie sich nicht verkneifen, anzüglich zu fragen.

Er legte zärtlich seinen Arm um ihre Schultern und zog die zarte Frau an sich.

Er liebte seine schöne, zarte Mutter, betete sie an wie eine Heilige. Sie war eine wundervolle Frau. Nur einen Fehler hatte sie, sie wollte ihn unbedingt ins Ehejoch einspannen und begriff einfach nicht, dass er damit nichts im Sinn hatte.

Wenn ihm eine Frau wie seine Mutter begegnen würde, dann könnte er vielleicht seine Meinung ändern. Aber eine Frau wie seine Mutter gab es nur einmal.

Fürstin Carolin wäre gerührt gewesen, hätte sie die Gedanken ihres Sohnes erraten können. Wie ein Liebespaar sahen die beiden aus, als sie engumschlungen auf das Haus zugingen.

***

Mutter und Sohn saßen gemütlich auf der Terrasse. Der junge Fürst ließ sich den Kaffee und den frischen Napfkuchen schmecken.

Eine Weile saßen die beiden Menschen schweigend und sahen in den sinkenden Tag hinaus. Glutrot versank die Sonne hinter den hohen Bäumen, tauchte alles ringsum in ein rötliches Licht.

Fürst Michael liebte diese Stunden ganz besonders. Es war wundervoll, hier mit der Mutter zu sitzen. Es brauchte zwischen ihnen nicht viele Worte, um sich zu verstehen. Sie waren sich in ihrem ganzen Denken und Fühlen so ähnlich, dass oft ein kurzer Blick genügte, um den anderen wissen zu lassen, was man gerade dachte.

„Wir bekommen in den nächsten Tagen Besuch, Micha“, brach die Fürstin nach einer Weile das Schweigen.

Der leise Seufzer, der ihre Worte begleitete, ließ den jungen Fürst aufhorchen. Er sah seine Mutter prüfend an.

„Sehr erfreut scheinst du aber nicht zu sein, Ma?“, stellte er sachlich fest.

„Erfreut? Ich weiß es selbst nicht, Micha. Einerseits freue ich mich, Elvira wiederzusehen, anderseits fürchte ich mich vor dem Wirbel, den sie verbreitet. Du kennst sie ja. Wenn sie auftaucht, ist es jedes Mal, als ob ein Taifun durch das Haus rast.“

Und ob Fürst Michael seine Tante Elvira kannte. Ihr Temperament war seiner stillen Natur so fremd, dass er schon als Kind die Flucht ergriffen hatte, wenn die Tante in Schönstein auftauchte.

„Oh je, arme Ma, du tust mir von Herzen leid. Kommt sie wenigstens allein oder hat sie wieder ihr ganzes Gefolge hinter sich?“, wollte er wissen.

Die Fürstin zuckte die Schultern. „Das steht in den Sternen, Micha. Aber wie ich sie kenne, bringt sie ihre Begleitmannschaft mit. Elvira ohne ihr Gefolge, das ist doch einfach undenkbar.“

Dem jungen Fürst grauste allein schon bei dem Gedanken, die wundervolle Ruhe dieses Hauses durch so viele Menschen gestört zu sehen. Er schüttelte den Kopf und meinte nachdenklich: „Vielleicht ist deine Furcht diesmal unbegründet, Ma. Tante Elvira ist ja schließlich auch kein junges Mädchen mehr, sondern eine gestandene Frau. Sie wird ruhiger geworden sein.“

Hell lachte die Fürstin auf. Schon die Vorstellung, dass ihre um zehn Jahre jüngere Schwester sich plötzlich wie eine gesetzte Matrone aufführen sollte, erheiterte sie.

„Mein Gott, Junge, eine Frau in ihrem Alter gehört doch noch nicht zum alten Eisen. Sie steht in der Blüte ihres Lebens. Und was deine Tante angeht, die wird noch im Alter genauso lebenshungrig und temperamentvoll sein, wie sie es heute ist. Es ist ihre Natur. Nein, diesen Zahn von wegen Ruhe und Ausgeglichenheit kannst du dir ziehen lassen.“

„Aber von einer Frau, die schon zwei erwachsene Söhne hat, kann man doch wirklich etwas mehr Würde erwarten, Ma?“, entfuhr es ihm entrüstet.

„Würde?“, wiederholte die Fürstin nachdenklich und sah mit ernsten, sinnenden Augen in den Park hinaus. „Ist es denn unwürdig sich seines Lebens zu freuen? Das Beste daraus zu machen? Als junges Mädchen habe ich Elvira oft um ihre Leichtigkeit beneidet, habe mir heimlich gewünscht, etwas von ihrer Unbekümmertheit zu besitzen und nicht alles so schwer zu nehmen. Aber wir beide waren schon immer ein Unterschied wie Tag und Nacht. Nicht nur äußerlich unterschieden wir uns voneinander, nein, auch im Charakter. Sie war wie ein schillernder Schmetterling, der von einer Blume zur anderen tanzte. Schon als Fünfzehnjährige zog sie alle Männerblicke auf sich, verstand es sich ins rechte Licht zu rücken.“ Leise lachte die Fürstin bei dieser Erinnerung auf. „Sie ging schon immer mit dem Kopf durch die Wand. Aber Elvira war ein Sonntagskind. Selbst eine Katastrophe wurde bei ihr zu einem Glücksfall.“

Nachdenklich sah der junge Fürst hinaus in den stillen Park.

„Eigentlich ist Tante Elvira um ihre glückliche Natur zu beneiden, Ma. Sie macht das Beste aus ihrem Leben und nimmt es von der leichten Seite. Umso unverständlicher ist mir, warum sie ausgerechnet nach Schönstein kommt. Die Stille und Abgeschiedenheit hier muss ihr doch auf die Nerven gehen.“

Wehmütig lachte die Fürstin und meinte mit leichtem Galgenhumor: „Stille, Abgeschiedenheit, davon wird hier bald nichts mehr zu merken sein, Micha. Wetten, dass es hier zugeht, wie in einem Taubenschlag, wenn sie erst angekommen ist. Zudem mache ich mir Gedanken darüber, wie Meta und Piet das alles bewältigen sollen. Sie haben schon genug am Hals, und die Jüngsten sind sie auch nicht mehr“, schloss die Fürstin seufzend.

Unwillig wehrte Fürst Micha ab. „Das soll doch eigentlich nicht deine Sorge sein, Ma. Tante Elvira weiß doch, wie zurückgezogen du hier lebst. Also soll sie gefälligst ihr Personal mitbringen.“

„Aber was sollen denn unsere Gäste von uns denken, Micha? Schließlich legt uns unsere gesellschaftliche Stellung auch gewisse Pflichten auf, denen wir uns nicht entziehen können.“

Fürst Micha schnitt eine Grimasse. Er war da ganz anderer Meinung als seine Mutter, aber er hütete sich, mit ihr darüber zu streiten. Wenn er hier draußen war, fiel alle gesellschaftliche Tünche von ihm ab, dann lebte er, wie er wollte und tat, was ihm Freude bereitete. Wenn auch die anderen darüber die Nasen rümpften.

Freilich, wenn er im Dienst war, gab er sich korrekt und diszipliniert. Seine Vorgesetzten schätzten ihn sehr und vertrauten ihm voll und ganz. Seine Kollegen hielten ihn zwar für etwas sonderbar, aber sie wussten, dass sie auf sein Wort bauen konnten. Alles das fiel schlagartig von ihm, wenn er in seiner Werkstatt war. In dem verschmutzten Arbeitsanzug hätte niemand den jungen Fürsten vermutet. Jeder hielt ihn für einen einfachen Monteur.

Liebevoll sah er in das bekümmerte Gesicht seiner Mutter. Einen Moment spürte er einen leichten Zorn auf seine Tante, die hier so einfach hereinplatzte und das ganze Haus mit ihrem Besuch auf den Kopf stellte.

„Ich werde mich im Dorf umhören, Ma. Vielleicht kennt jemand zwei junge Mädchen, die bereit sind, sich etwas Taschengeld zu verdienen.“

„Daran habe ich auch schon gedacht, Micha. Aber ich schrecke vor den Ausgaben zurück. Du weißt doch, wie sparsam ich sein muss, um den Besitz halten zu können. Dabei fehlt es an allen Ecken. Es müsste so vieles renoviert werden.“

„Du solltest dich endlich dazu entschließen und den linken Schlossteil gegen eine gute Pacht vermieten, Ma. Gut zahlende Interessenten könnte ich dir bringen“, sagte er eindringlich.

Sie wehrte missmutig ab. Ihr schönes Gesicht nahm einen hochmütigen Ausdruck an.

„Der Gedanke, ständig fremde Menschen um mich zu haben, ist mir einfach unerträglich, Micha. Zudem brauche ich es nicht gerade an die große Glocke zu hängen, dass ich finanziell nicht so gut dastehe, wie man es eigentlich von der Fürstin Brangen-Schönstein erwarten könnte.“

„Das ist heute keine Schande mehr, Ma. Uns geht es nicht allein so. Viele aus unseren Kreisen müssen sich heute ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Ich finde das ganz in Ordnung. Die goldenen Zeiten des Adels sind vorbei.“

Sie musste unwillkürlich auflachen. „Zu meiner Zeit hätte man dich als Revolutionär an die Wand gestellt, mein Lieber. Aber eines musst du mir doch eingestehen, mein Sohn. Ein klein wenig finanzielle Sicherheit könnte mir nichts schaden“, schloss sie seufzend.

Er fuhr ihr liebevoll über das Haar. „Ich wünschte, ich könnte sie dir verschaffen, Ma.“

Sie hob den Blick zu ihm auf. „Du weißt, du könntest es, Micha. Es liegt nur bei dir“, gab sie eindringlich zurück.

Er trat einen Schritt zurück. Sein Gesicht verschloss sich.

„Ich weiß, Ma, du spielst wieder einmal auf das Testament von Tante Mabel an. Eine schrullige Einstellung der alten Dame, mir das hinterlassene Vermögen nur dann auszahlen zu lassen, wenn ich verheiratet bin. Ich muss ihr sogar noch dankbar sein, dass sie mir wenigstens Zeit bis zu meinem dreißigsten Geburtstag lässt. So habe ich noch zwei Jahre Zeit, mich zu entscheiden, ob ich dafür meine Freiheit aufgeben will oder nicht.“

„Tante Mabel hat es bestimmt nur gut gemeint, Micha. Sie hat selbst eine sehr glückliche Ehe geführt, und da es ihr am Herzen lag, dass der Name ihrer Familie nicht ausstirbt, will sie die Gewissheit haben, dass du auch wirklich heiratest.“

„Weil sie selbst glücklich geworden ist, will sie wohl jeden zu seinem Glück zwingen. Ich finde, man soll jeden Menschen auf seine Art glücklich werden lassen. Ich verspüre einfach kein Verlangen danach, zu heiraten und meine Freiheit aufzugeben. Ich bin zwar kein Weiberfeind, Ma, aber ich bin einfach der Frau noch nicht begegnet, für die es sich lohnte, meine Ansicht zu ändern. Noch hat keine Frau den Wunsch in mir geweckt, für immer mit ihr zusammen zu bleiben.“

Die Fürstin gab es auf, weiter auf ihn einzureden. Sie kannte ihren Sohn zu gut und wusste, dass jedes weitere Wort vergebens war, wenn er diesen Zug um den Mund hatte.

„Ma, mach dir nur keine unnötigen Sorgen, es wird schon alles gut werden.“ Liebevoll beugte sich der junge Fürst zu seiner Mutter herunter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Jetzt muss ich mich aber auf den Weg machen. Und was die beiden Mädchen betrifft, für die Auslagen komme ich auf. Damit sollst du dich nicht belasten.“

Sie wollte abwehren, aber er ließ sie nicht zu Wort kommen. Mit einem eleganten schwungvollen Sprung setzte er über die Brüstung der Terrasse und winkte noch einmal fröhlich zu ihr hinauf.

Voll mütterlichem Stolz sah sie hinter seiner hohen kraftvollen Gestalt her, als er zu seinem Sportwagen lief.

Wie kann ein Vollblutmann wie er seine ganze Liebe den toten Motoren widmen und sich so völlig in sein Hobby verbeißen?

Fürstin Carolin begriff es nicht. Aber sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass das Schicksal ihm eines Tages die richtige Frau über den Weg führen möchte. Eine Frau, die es verstand all den Liebesreichtum, der jetzt noch ungeweckt in ihm schlummerte, zu leidenschaftlichem Leben zu erwecken.

***

Gräfin Elvira war eine auffallend attraktive Erscheinung, deren zauberhaftem Charme kein Mann widerstehen konnte. Wo sie auftauchte verbreitete sie Leben. Ihre Augen sprühten noch im jugendlichen Feuer, ihre Bewegungen waren anmutig und voller Temperament, und ihre zarte glatte Haut, die noch kein Fältchen aufwies, verlieh ihr ein mädchenhaftes Aussehen.

Kein Wunder, dass sich ein Gefolge ernsthafter Bewerber an ihren Fersen heftete und ihr überall hin folgte. Sie nahm es mit einer lächelnden Selbstverständlichkeit hin.

Wer sie so sah, umgeben und umworben, musste sie auf den ersten Blick für eine der Frauen halten, die sinnlos in den Tag hineinlebten. Vom Leben verwöhnt, vom Schicksal begünstigt. Niemand hätte ihr zugetraut, dass sie sich ihr warmes, mitfühlendes Herz erhalten hatte, immer bereit zu helfen und Not zu lindern.

Aber davon ahnten ihre Verehrer nichts. Sie kannten nur ihre schillernde Seite, ihre Bereitschaft immer irgendetwas anzustellen, womit sie ihre Umwelt schockieren konnte. Niemand ahnte, dass das alles nur geschah, um ihrer inneren Einsamkeit zu entfliehen und um die trostlose Leere in ihrem Herzen zu überspielen.

Seitdem sie sich entschlossen hatte, der Schwester wieder einmal einen Besuch abzustatten, war sie voller Pläne und zerbrach sich den Kopf, wie sie den Neffen von seiner Ehescheu heilen könnte.

Es musste einfach irgendetwas geschehen, um diesen Verrückten von seiner verschrobenen Leidenschaft zu befreien. Herrgott, gab es denn heute kein Mädchen mehr, dass diesen Narren heilen konnte? Dass ihm endlich die Augen aufgingen, und er merkte, dass es im Leben schönere und begehrenswertere Dinge gab als kalte, gefühllose Motoren.

Sie würde sich schon etwas einfallen lassen. Es wäre doch gelacht, wenn man einem gesunden, vitalen Mann nicht auf den Geschmack bringen könnte. Wenn sie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann setzte sie es auch durch. Sie hatte sich geschworen, den Neffen aus seiner Isolierung herauszureißen, und ihn endlich zur Vernunft zu bringen. Das war sie ihrer Schwester einfach schuldig.

Als sie an diesem Abend mit einigen Freunden ins Theater ging, ahnte sie nicht, dass sie hier plötzlich die Lösung ihres Problems finden sollte.

Das schwarzhaarige, zierliche Mädchen, das wie ein Wirbelwind über die Bühne fegte, riss das Publikum begeistert von den Plätzen. Noch nie glaubte Gräfin Elvira die Verführungsszene in einer solchen Vollendung gesehen zu haben, wie von dieser jungen unbekannten Künstlerin, deren glockenklare Stimme sich mühelos hochschwang, und den Saal voll auszufüllen schien.

Die Vorstellung wurde ein riesiger Erfolg, und Direktor Debury konnte sich zufrieden die Hände reiben. Nach der Vorstellung tauchte er persönlich in der Loge bei der Gräfin auf und begrüßte sie.

„Nun, wie hat Ihnen die junge Künstlerin gefallen, Gräfin?“, wollte er wissen.