Louisianas Eskorts - Georg von Rotthausen - E-Book

Louisianas Eskorts E-Book

Georg von Rotthausen

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Beschreibung

Eine Gruppe adliger Studenten, zunächst vier an der Zahl, allesamt Reserveoffiziere, mehr oder weniger mittellos, überlegt an einem Sommertag des Jahres 2003, wie sie aus der Finanzmisere herauskommen könnte. Michael, der letzte der Grafen Adlersthal, körperlich der beeindruckendste der vier Freunde, hat plötzlich die zündende Idee, einen Eskortservice für vernachlässigte Damen der gehobenen Gesellschaft aufzuziehen, führt den anderen vor Augen, daß sie durch ihre exquisite körperliche Beschaffenheit und gesellschaftliche Herkunft bestens dafür geeignet sind. Allesamt sind bestens trainiert und durch private Umstände sämtlich solo, entsprechend begeistert dabei. Eine gemeinsame Freundin, Louisiana, eine Baroness von Tantzow-Lerchenberg, ist bereit, das Organisatorische zu übernehmen, Mit Feuer und Flamme stürzt sie sich in die Aufgabe und läßt die feine Gesellschaft durch den gekonnt inszenierten Besuch eines elitären Golfclubs, wo sie alsbald ein gelangweilt an diversen Cocktails schlürfendes Damenquartett an der Angel hat und einen ihrer Freunde, Damian von Pintowitz, einen dezent veranstalteten Probefick setzen läßt, wissen, daß sie eine besondere "Hengstzucht" besitzt. Danach steht ihr Handy nicht mehr still. Es ergeben sich erotisch sehr anregende Begegnungen, Michael verliebt sich prompt in eine junge Kundin für die er aus besonderen Gründen von ihrer Mutter angeheuert wurde und Konstantin von Seesenheim begegnet vermittels eines neuen Freundes, mit dem ihn eine aus der Reihe tanzende Beziehung verbinden wird, während eines Kurzurlaubs an der Ostsee die große Liebe, eine von sechs bildschönen Schwestern, Cousinen seines neuen Freundes, genannt "das Alphabet". Es ergeben sich aufregende Nebengeschichten, Irrungen und Wirrungen - und am Schluß ist das Eskortquartett ein Sextett. Wild wird es weitergehen. Gott Eros zeigt uns, daß er der Herr der Welt ist.

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Seitenzahl: 1081

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Imprint

Louisianas Eskorts

Georg von Rotthausen

published by epubli GmbH, Berlin

Copyright: © by Georg von Rotthausen

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Inhaltsverzeichnis:

Imprint

Inhaltsverzeichnis

Wie alles begann …

Danksagung

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Georg von Rotthausen

Louisianas Eskorts

19.10.2001: Sittenwidrigkeit der Prostitution in Deutschland abgeschafft

Der Deutsche Bundestag im Reichstag zu Berlin schafft mit großer Mehrheit die Sittenwidrigkeit der Prostitution ab: Der Gesetzentwurf zur Verbesserung der rechtlichen und sozialen Situation der Prostituierten wird verabschiedet.

“Genießen und genießen lassen, ohne sich noch sonst jemandem zu schaden - das ist die ganze Moral.” Nicolas Chamfort

Wie alles begann …

Heiß war es im Sommer 2003, sehr heiß. Es starben mehr alte und kranke Menschen als üblich. Für die jungen, gesunden und kräftigen aller Altersgruppen war es einer der schönsten Sommer überhaupt. Und in den Urlaubsgebieten von Nord bis Süd klingelten die Kassen, daß es eine Freude war. Große Probleme hatten wiederum die Winzer, da ihnen vielfach das Weinlaub an den Reben verdorrte und die Trauben sich nicht gut entwickeln. Schon bald würde man ihn als Jahrhundertsommer bezeichnen.

Die Semesterferien hatten gerade begonnen. Der Himmel war wolkenlos saphirblau, die Sonne brannte herunter was das Zeug hielt − ein weiterer brüllendheißer Tag. Außer einer sanften Brise, die die Haut einiger junger Menschen am Ort der Handlung umspielte, bewegte sich nichts. Es war seltsam still.

Konstantin von Seesenheim und seine Freunde lagen mit glänzenden Körpern im Poolbereich des Landhauses seiner Eltern. Kein einziger Sonnenschirm war aufgespannt worden. Sie wollten alle tiefbraun werden, wenn es ihnen schon verwehrt war, in die Karibik zu fliegen. Bei einem von ihnen würde es allerdings etwas schwierig werden, denn er neigte eher zur Hummerfärbung nach einem Kochtopfbad.

Der Landsitz der Seesenheims war riesig und im Zentrum nicht einsehbar. Er hatte einen guten Baumbestand und zahlreiche schöne Zierbüsche um den fast parkähnlichen Gartenbereich am Herrenhaus boten vollständigen Sichtschutz. Die jungen Männer konnten sich in jeder Beziehung frei bewegen, so wie es ihnen gerade beliebte. Das galt für die Kleiderordnung oder wenn ihnen nach altrömischem Benehmen zumute war.

Zu ihnen gesellt hatte sich Louisiana Freiin von Tantzow-Lerchenbach, deren Familie das Nachbargrundstück besaß, das ebenfalls an die fünfzigtausend Quadratmeter umfaßte. Sie hatte keine Last mit anwesenden Geschwistern, was sie gut fand, denn sie gingen ihr in ihrer Spießigkeit auf die Nerven, und nach einigen Erfahrungen mit titeltragenden Extremdummköpfen keinen Freund, obwohl sie eine feengleich schöne Erscheinung war.

Lou, wie sie kurz genannt wurde, war 1,72 m groß, wog gerade einmal 52 kg, und entgegen der Vorurteile gegenüber echten Blondinen eines der gescheitesten Mädchen, das die am Pool lagernden jungen Männer kannten.

Die dichten, dabei weichen goldblonden Haare der feschen Dreiundzwanzigjährigen reichten bis zu ihrem formvollendeten Po herunter. An jenem herrlichen Tag trug sie einen knappen, wie fast immer auf ihre Haarfarbe abgestimmten Bikini. Er war hellblau. Beinahe alle ihre Bikinis waren in Blau gehalten, in den verschiedensten Abstufungen, verstand sich.

Das Halbschrägschalenoberteil brachte ihre schönen Brüste vorteilhaft zur Geltung, das schmale Höschen zierte auf der Vorderseite ein siebengezackter goldener Stern. Eine Einladung mit Qualitätsangabe, die aber nicht den anwesenden Kommilitonen galt − zumindest behauptete sie das, und so unterblieben nach anfänglich vergeblichen Versuchen weitere Avancen der jungen Männer. Lou wurde als Kumpel betrachtet, zumindest behaupteten sie es.

Auf ihren schönen Schultern hatten sich durch viele Sonnenbäder zahlreiche helle Sommersprossen versammelt. Es wirkte bei ihr sehr sinnlich. Eine freche Note gaben ihr die Sommersprossen auf der Stirn und quer über ihre süße Nase. Ihre zauberhaft kleinen Ohren konnte man unter der Haarflut nicht ohne weiteres sehen. Im übrigen vermochte kein Betrachter auf ihrer samtigen Haut einen Makel zu entdecken. Ihr piercingfreier Bauchnabel war eine erotische Sensation. Ihre schlanken zarten Hände zierte am rechten Ringfinger ein Siegelring mit dem Wappen derer von Tantzow. Den Saphirring ihrer verstorbenen Großmutter hatte sie links nicht angelegt, wie sonst üblich.

Konstantin war ein vierundzwanzigjähriger Leutnant der Reserve und Student der Politikwissenschaften. Er wurde von seinem Vater, einem Generalleutnant, ziemlich kurz gehalten, was die finanzielle Ausstattung anbelangte − der Beruf „Sohn“ war ihm streng untersagt worden −, weshalb es mit dem schon lange gewünschten Urlaub auf den Bahamas in jenem Jahr ein ums andere Mal nichts geworden war. Seine Mutter steckte ihm immer mal wieder einen Schein zu, war aber ohne eigenes Gehalt auf ihren Mann angewiesen. Sie hatte nur die Zinsen aus ihrem eigenen kleinen, ererbten Vermögen zur freien Verfügung.

Ihr Ältester war ein schwarzhaariger Typ, mit dunkelbraunen Augen, 1,85 m groß, gertenschlank, durchtrainiert, mit einem perfekten Körperbau. Sein schön ausdefinierter Oberkörper war unbehaart, wenn man von einer deutlichen Naht absah, die von seinem wohlgeformten Bauchnabel hinabführte, dorthin sich verbreiternd, wo seine schmale, rote Badehose einen dichten schwarzen Pelz so gerade eben verhüllte und sein beachtliches Geschlecht verbarg, das heißt, so ganz dann doch wieder nicht. Er war ein deutlich sichtbarer Rechtsträger.

Seit drei Wochen war „Kon”, wie ihn seine Freunde kurz nannten, erotisch unterbeschäftigt. Seine nicht mehr aktuelle Freundin hatte die Universität gewechselt, genauer gesagt, sie war in die USA gegangen, nach Berkeley, und da machte er sich keinerlei Illusionen über ihren weiteren Verbleib. Er würde sie ohne Zweifel bereits in jenem Moment an einen Californian Dream Boy verloren haben, bestens ausgestattet mit Geld, körperlichen Vorzügen und vermutlich sogar Geist. Ihre letzte gemeinsame Liebesnacht hatte er besonders lang und wild gestaltet − sozusagen auf Vorrat, so das überhaupt ging, denn Lust hatte er jederzeit. Er war von einer unglaublich virilen Ausdauer.

Neben ihm lag Alexander Nikolajewitsch Kurijakin, ein echter Prinz aus einer ursprünglich russischen Fürstenfamilie, die es 1917 noch geschafft hatte das untergehende Zarenreich über das Schwarze Meer zu verlassen. Auf abenteuerlichen Wegen waren sie mit zehn Personen schließlich nach Großbritannien gekommen, wo Alexanders Ururgroßvater auf der Bank von England ein beachtliches Vermögen deponiert hatte. In der Weltwirtschaftskrise der Zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts löste es sich in Nichts auf. Ein fürstliches Nichts, aber eben ein Nichts.

Verwandtschaftliche Beziehungen hatten sie ins Deutsche Reich geführt, wo sein Urgroßvater und einer seiner Söhne im Hotelbereich Arbeit fanden und deutsche Staatsbürger wurden. Durch den verlorenen Zweiten Weltkrieg hatten sie wieder alles eingebüßt und dabei noch Glück gehabt, daß sie im britischen Besatzungsbereich lebten und so vor dem Zugriff der Roten Armee einigermaßen sicher waren.

Auf diese Weise waren die Kurijakins zumindest körperlich unbeschadet durch die Zeitenstürme gekommen, und auf dem Gymnasium hatten Alexander und Konstantin sich kennengelernt, waren bald dicke Freunde geworden. „Dick” bezog sich aber nur auf die Tiefe ihrer Freundschaft. Alexander war ein wunderbar schlanker Mensch von 1,86 m, schon immer sehr sportlich, in der Bundeswehr ebenfalls zum Leutnant der Reserve avanciert und perfekt durchtrainiert.

Gleich Konstantin studierte er Politik-, dazu Staatswissenschaften. Die Schönheit seiner Erscheinung zeigte sich nicht nur in einem ebenmäßig geschnittenen Gesicht, betont durch hohe Wangenknochen, und einen leicht dunkleren Ton seiner makellosen Haut, sondern durch ein perfektes Waschbrett, das er durch ständiges, wenn auch nicht übertriebenes Training in bester Form hielt. Seine kurzen Haare waren dunkelbraun, seine kaum einmal nicht lachenden Augen strahlten dagegen in einem schönen Dunkelblau. Alexanders Brustmuskeln wölbten sich ausgeprägt, was im Moment nicht sehen war, da er seine Arme unter dem Kopf verschränkt hatte; seine Brustwarzen, wie die seines Freundes Konstantin, waren eine perfekt geformte, ständige erotische Einladung für jedes weibliche Wesen, daran knabbern zu wollen.

Seine knappe weiße Badehose war prall gefüllt, denn er tagträumte gerade etwas sehr Schönes. Bemerkenswert an ihm war neben seiner hervorstechenden Optik seine ruhige, tiefe Stimme. Wenn er russische Kirchenlieder im Original sang, ging es allen Zuhörern durch und durch.

Direkt am Poolrand hatte sich Damian von Pintowitz ausgestreckt. Auch er war 24 Jahre alt, 1,83 m groß, gertenschlank und ein Feuerkopf. Nicht nur vom Temperament her, sondern auch optisch: Er hatte feuerrote Haare, war ein entsprechend heller Hauttyp und über und über mit einem Meer von hellen Sommersprossen bedeckt. Sein Spitzname war nicht von ungefähr Freckles. So nannte ihn von je her seine irische Mutter und seit der frühen Schulzeit hatten das Klassenkameraden und Freunde übernommen. Es machte ihm nichts aus. Mit seinem „Dachstuhlbrand” hätte ihm Opposition dagegen keinen Nutzen gebracht. So lachte er darüber und war streßfrei.

Nur, daß ihn kurz vor den Semesterferien seine Freundin aus heiterem Himmel verlassen hatte, das machte ihm zu schaffen, und er war froh, daß die Freunde ihn allein schon durch ihre Anwesenheit auffingen.

Er hatte bislang nicht ergründen können, warum seine bildhübsche Selina ihn nicht mehr wollte. An seinen Qualitäten im Bett konnte es nicht gelegen haben, denn er wußte mit seinem aus einer Feuerwolke erblühenden „treuen Freund” einiges anzufangen. Mit seiner flinken Zunge vermochte er bei weiblichen Wesen Wunderdinge zu vollbringen. Dessen war er sich in unerschütterlichem Selbstbewußtsein sicher und die Mädchen-Nachrichtenbörse bestätigte es ihm ohne Einschränkungen − direkt und indirekt. Und er war im Liebesdienst kein Egoist. Daß sein Mädchen einfach gegangen war, war ihm ein Rätsel. Vielleicht hätte er sie einfach mal beim Ausleben einer ihrer Launen übers Knie legen sollen, aber mit diesen Überlegungen war er dummerweise zu spät dran. Beim Onanieren dachte er nur an sie.

Und seine Untreue, die er immer noch liebte, spukte ihm wieder im Kopf herum, als er plötzlich zusammenzuckte. Wasserspritzer hatten ihn getroffen, störten seine Ruhe und lasziven Gedanken. Er blickte auf und sah in das lachende Gesicht von Michael, dem letzten Grafen von Adlersthal.

„Na, Druck?”, fragte Michael kess, denn er hatte gesehen, daß Damian mit geschlossenen Augen seinen Schoß gestreichelt hatte und er dabei gewachsen war.

„Wie kommst Du darauf?” Damian sah Michael verwundert an und blinzelte.

„Geh’ ins Haus, Freckles, und schaffe Dir Abhilfe, sonst platzt Dir doch gleich alles”, grinste Michael ihn an. „Oder soll ich Dir behilflich sein?” Michael fragte das nicht ganz ernsthaft, obschon − als Freundschaftsdienst, aber Damian fuhr ihn gleich an: „Du spinnst wohl, und Lou ist doch auch da. Willst Du mich blamieren?”

„Ach so, wenn Lou nicht hier wäre, dann würdest Du …?”

Michael schwang sich aus dem Becken und stand in seiner beachtlichen Größe von 1,90 m tropfnaß neben Damian − splitterfasernackt und grinste wie ein Lausbub.

Michael war ein schöner Mensch. Knapp 25 Jahre alt, ebenfalls Leutnant der Reserve, so wie es sich standesgemäß gehörte, und studierte Physik und Mathematik, im Nebenfach Chemie. Seine Eltern waren bereits gestorben und seine jüngere Schwester Amélie studierte im Ausland. Ihnen beiden war außer dem Titel nicht viel hinterlassen worden, wenn man von der hervorragenden Erziehung einmal absah, die sie beide genossen hatten.

Michael lebte erotisch in beiden Welten, weil es ihm so in den Kram paßte; war kein schönes Mädchen für ihn da, nahm er auch einen schönen jungen Burschen − er mußte nur perfekt aussehen und sollte auch Mädchen mögen.

Er hatte gerade eine einjährige Beziehung mit einem einundzwanzigjährigen Kommilitonen hinter sich und erst einmal genug von einem festen Verhältnis − und ihm war zur Abwechslung nach weiblicher Gesellschaft. Michael wollte aber wieder à la carte leben. Seine Freunde wußten es, und es störte sie nicht. Nur auf eines waren sie durchaus neidisch. Michael besaß einen Fleischpenis von der Abmessung seiner schlanken Hände bis zur Handwurzel. Keiner von ihnen hatte derartiges je vorher gesehen, ja nicht einmal für möglich gehalten. Ein aufblühender Blutpenis dieser Größe, das mochte angehen, den hatten sie alle selbst, aber solch eine Ausstattung war schon extraordinär. Und wenn er in Erregung kam, legte Michael gar noch etwas zu. Aber zu seiner Freude waren sie alle großzügig in ihrem nicht bösartigen Neidempfinden. Man(n) hatte eben was man hatte, kein Anlaß, nun durch überflüssige Mißgunst die Atmosphäre zu vergiften. Und da Louisiana nicht die Absicht hatte, mit irgendeinem von ihnen etwas anzufangen − zumindest schien es so −, was die Clique vielleicht nicht gleich zerstört hätte, aber heftig beunruhigen könnte, waren Hengst-Konkurrenzkämpfe untereinander nicht angesagt.

„Wenn man nichts zu tun hat, nimmt man, was man kriegen kann”, grinste Damian ihn an, aber er wollte Michael nur necken. Er stand nicht auf Männer. Noch nicht.

„Du weißt, wo Du mich findest, Alter”, grinste Michael zurück und ging zu Konstantin hinüber.

Damian, der sich auf seine Ellenbogen aufgestützt und leicht erhoben hatte, legte sich wieder hin, verschränkte die Arme unter seinem Kopf, dachte an seine Verflossene und genoß es, daß sein heißes Blut den Weg dorthin gefunden hatte, wo es ihm in diesem Moment besonders gut gefiel.

Naß und nackt wie er war, setzte Michael sich neben Konstantin ins Gras. Er sah ihn einen Moment ruhig an und bedauerte …, aber Sex innerhalb der Clique war nun einmal, trotz seines nicht wirklich ernsthaften Angebots an Damian, von ihnen stillschweigend ausgeschlossen worden − bislang.

Konstantin bemerkte, daß ihn jemand ansah. Er sog kurz die Luft ein und noch ehe er die Augen öffnete, sagte er:

„Na, Cheval, wie ist das Wasser?”

„Oh, großartig, Kon, hüpf auch mal ‘rein. Sehr erfrischend.”

Damit streckte er sich neben Konstantin aus und verschränkte die Arme unter seinem Kopf. Seine Bizeps quollen dabei deutlich auf. Die Wassertropfen glitzerten im Sonnenlicht auf seiner schönen Haut.

Konstantin wandte seinen Kopf nach rechts und sah Michael an, den er wegen seines Schwanzes einfach nur „Pferd” nannte. Auf Französisch klang es aber nicht so bäuerlich, vornehm eben. Der junge Graf fühlte sich deswegen äußerst geschmeichelt und angenommen, nicht wie einst auf seinen diversen Schulen, wo ihm stets neidgesteuerter Spott entgegengeschlagen war.

Eine Ausnahme waren die letzten drei Schuljahre auf einem englischen Internat gewesen. Dort wurde er bewundert, was ihn sehr erstaunte, hatte er doch arge Ressentiments gegenüber einem Deutschen befürchtet, auch so viele Jahre nach dem verhängnisvollen Krieg, obschon die Engländer Deutschland den Krieg erklärt hatten, nicht umgekehrt.

Ein arroganter Typ hatte anfangen wollen, ihn als den „Hunnen” zu titulieren, das alte Schimpfwort der „Tommys” aus dem Ersten Weltkrieg, aufgekommen durch die berühmt-berüchtigte Hunnen-Rede Kaiser Wilhelms II. aus dem Jahr 1900, nur zu bereitwillig durch den Kriegspremier Winston Churchill eine Katastrophe weiter wieder aufgewärmt und durch die alte Königinmutter am Leben erhalten, denn sie haßte die Deutschen. Ihr Lieblingsbruder war bei den Kämpfen in Flandern gefallen. Politisch töricht, konnte man es menschlich verstehen. Daß sie damit allerdings auch die Windsors gehaßt haben müßte, die nun einmal eine deutsche Dynastie sind, wer hinterfragte das schon. Die Namensänderung von 1917 änderte daran auch nichts, oder seit wann wird aus einem deutschen Anzug ein britischer, wenn man ihm einen englischen Binder verpaßt …? Im Familienwappen steht als Devise immer noch das deutsche „Ich dien”, aber das übersieht sich so leicht.

Michael stellte John Angus de Saint-Gabriel während des Sportunterrichts beim Ringen, rang ihn buchstäblich nieder, was ihm viel Lob einbrachte, und als er ihn beim Boxen derart verprügelte, daß das Schandmaul aus Mund und Nase blutete, war der Jubel unbeschreiblich.

Es schien so, als hätten alle darauf gewartet, daß dem üblen Lümmel endlich einmal einer zeigte, was man von ihm hielt. Es hatte sich nur niemand getraut, denn dieser John war ein guter Boxer, doch in Michael hatte er seinen Meister gefunden. Die Lehrerschaft schätzte ihn danach noch mehr, denn seine schulischen Leistungen waren ausgezeichnet, und bei den übrigen Jungs war der „German Count” fortan hoch angesehen. Niemand ließ mehr etwas auf ihn kommen.

Ein Schulkamerad hatte ihn schon immer bewundert, aber das lag auch an Michaels exquisitem Aussehen.

Maximilian Albert Maurice Lord Branbury, der älteste Sohn des 10. Earls of Litherington auf Litherington Hall, war etwas mehr als 16 Jahre alt als sie sich kennenlernten. Michael war ein halbes Jahr älter und hatte bereits sexuelle Erfahrungen mit einem hübschen Mädchen gesammelt, das es aber nur eilig gehabt hatte, seine Jungfernschaft loszuwerden. Daß Michael dabei auch seine quitt wurde, hatte es nicht bemerkt. Er war ein Naturtalent.

Drei Monate vögelte er Judith nach Strich und Faden, dann war er ihr törichtes Gehabe leid und gute Gespräche konnte er mit ihr ohnehin nicht führen. Dafür war sie zu dumm, desinteressiert und egozentrisch. Drumherum hatte die Natur allerdings einen bildschönen Körper arrangiert, und den genoß er, so lange es eben dauerte. Aber eines Tages hörte Michael zufällig ihre Angeberei gegenüber drei anderen Miezen, wie gut sie es ihm mit Fellatio besorge und ob sie sich vorstellen könnten, was für ein prächtiges Pferdegehänge er habe. Das reichte ihm, und er entschied sich, ihr einen ganz besonderen Abschied zu geben.

Bald nach dem Vorfall hatte er sie an einem zauberhaften Sommerabend in seinem Zimmer, und die erste Runde war nichts als ein weiterer Erfolg.

Sie war etwas erschöpft, und er sagte ihr, daß er, für Runde zwei, ihren gesamten Oberkörper mit exquisitem Waldhonig einschmieren und danach ablecken würde.

Sie klatschte begeistert in die Hände, und sie war so beeindruckt und berückt von seinen außergewöhnlich wundervollen Ideen, sie zu verwöhnen. Sie war ein einziges Lächeln. Und er bat sie, die Augen zu schließen und nicht heimlich zu gucken, sonst würde sie die beste Überraschung verpassen. Und sie hielt ihre Augen geschlossen − sehr zu seiner Überraschung.

Während er sie mit dem dunklen, süßen Zeug bedeckte, fragte sie ihn immer und immer wieder, wann er sie denn nun leckte und hernähme, sie könne es kaum noch erwarten.

„Ich werde Dich mir vornehmen, wie Du noch nie hergenommen wurdest, Schätzchen”, antwortete Michael.

Ein paar Minuten später forderte er sie auf, ihre Augen wieder zu öffnen.

„Ta-ta-ta-taaa!”

Als das verwöhnte Balg seine Augen öffnete, bekam es seine Schau.

Die kleine Zicke sah einen breit grinsenden Michael mit weit geöffneten Armen und sein perfektes „Fernrohr” als horizontalen Flaggenmast für ein wedelndes kleines Banner nutzend auf dem stand „und tschüs!”.

Was für ein seltsames Spiel er spielen würde, wollte sie unangenehm überrascht wissen, und er antwortete, daß der beste Teil erst noch käme. Er bückte sich, nahm einen Beutel auf und leerte ihn über ihr aus. Irgendwie schien es plötzlich zu schneien: Michael entbot ihr Lebewohl mit einer Decke aus Daunenfedern.

Sobald sie realisierte was gerade mit ihr geschah, wurde ihr kreischendes Schreien zu einer Schau für sich. Es machte auf Michael keinen Eindruck.

Er schoß zwei Photos mit seiner Kamera, die er vorsorglich bereitgelegt hatte, und nahm seine Ex dann bei der Hand. Er zog sie aus seinem Zimmer, ohne sich um ihr Schreien oder die Tatsache zu bekümmern, daß er komplett nackt war, von dem kleinen Wimpel abgesehen, öffnete die Eingangstür des Hauses seiner Eltern − und draußen war sie.

Ein paar Augenblicke später folgten ihr ihre Klamotten mit einem guten Rat: Sollte sie jemals ein Wort der Beschwerde öffentlich äußern, würde sie ihre würzigen Aufnahmen als Gefederte am Schulaushang wiederfinden. Rums! Tür zu. Er hörte nie wieder ein einziges Wort von ihr.

Maxi, wie der junge Lord kurzerhand genannt wurde, würde eines Tages der 11. Earl sein und ein enormes Vermögen erben. Dazu wurde er auf diesem Internat vorbereitet, würde danach die Universität von Cambridge besuchen und seine Ausbildung in einer der Firmen seines Vaters vollenden, ehe ihm ein verantwortungsvoller Aufgabenbereich zur weiteren praktischen Vervollkommnung seines Könnens und seiner Persönlichkeit übertragen werden würde.

Sein jüngerer Bruder James William Henry war für die Militärkarriere vorgesehen und versah bereits Pagendienste am Königlichen Hof von St. James.

Maxi war froh darum, sich nicht durch die harte Ausbildung in Sandhurst quälen zu müssen. Er war nicht der Typ dafür und dankbar für die Familientradition, den ältesten Sohn und Erben nicht im Militärdienst in Gefahr zu bringen. Die Litheringtons hatten seit bald 300 Jahren das Glück, in jeder Generation mindestens zwei Söhne an der Spitze der Familie zu haben.

James war auch mit Fünfzehn schon sehr gutaussehend, drahtig und ein ehrgeiziger Sportler. Er fieberte dem Tag entgegen, einmal im Polo gegen einen der königlichen Prinzen antreten zu können. Einen Windsor zu schlagen, konnte dessen Aufmerksamkeit hervorrufen und das wäre später der Karriere zuträglich.

Maxi konnte dem nichts abgewinnen. Bevor er das Litherington-Vermögen hüten und vermehren mußte, wollte er sich der Kunstsammlung der Familie widmen, dabei nicht nur alte Meister sammeln und mindestens einen weiteren Gainsborough zu ergattern versuchen, sondern junge Künstler fördern, auch durch Ankäufe deren Werke.

Der junge Lord war hochintelligent, für sein Alter sehr belesen, sprach neben einem sehr schönen Englisch auch fließend Französisch und ebenso fließend, fast akzentfrei Deutsch. Und er war dabei, Italienisch zu lernen.

Er hatte sich sehr gefreut, einen intelligenten Deutschen kennengelernt zu haben, mit dem er sich in der von ihm als schön empfundenen Sprache von Goethe, Schiller und Lessing unterhalten konnte.

Und Maximilian Branbury war von einer jungmännlichen Schönheit, die Michael Adlersthal sofort für ihn eingenommen hatte. Seine geistvolle und liebenswürdige Art rundete das vorteilhaft ab.

Michael hatte allerdings beim ersten Kennenlernen zweimal hinsehen müssen, ob sich nicht doch ein flachbrüstiges Mädchen mit Kurzhaarfrisur an die Schule verirrt oder gar eingeschmuggelt hatte. So hatte er Maxi − das hätte auch ein abgekürzter Mädchenname sein können − bei passender Gelegenheit zu einem Saunabesuch eingeladen und erleichtert aufgeatmet, als er ihn in seiner nackten, androgynen Schönheit betrachten konnte.

Maxi hatte einen männlich-zarten, aber wohlgeformten Teenagerkörper. Es war zu sehen, daß er bei stärkerem Training ein perfektes Muskelspiel würde zeigen können. Er war damals bereits 1,76 m groß, wog 58 kg, hatte eine schöne Haut und rosafarbene Brustwarzen. Die wenigen, winzigen Leberfleckchen waren kaum zu sehen. Maxi hatte kurze, schwarze Haare, schwarze Augen, einen schönen, schlanken Hals und ein überdurchschnittlich großes, wohlgestaltetes Geschlecht, überhöht von einer mindestens zwei Zentimeter dicken, dichten schwarzen Wolle.

Seine Nase war schmal, genau richtig in der Größe; sie verlieh Maxis Gesicht eine zusätzliche edle Note. Michael würde es bald lieben, zu beobachten, wie der junge Lord seine Nasenflügel kurz blähte, zwei Sekunden bevor er sein schönes Lachen zeigte. Er hatte perfekte, strahlendweiße Zähne. Seine kleinen Ohren, bei denen die Ohrläppchen nicht angewachsen waren, wie auch Michael selbst das Glück hatte, vollendeten sein Erscheinungsbild auf das Angenehmste.

Am linken kleinen Finger seiner schmalen Klavierspielerhände trug er einen kleinen Siegelring mit seinem Wappen als Lord Branbury.

Michael war überzeugt, daß Apoll und Aphrodite bei diesem fast schon unanständig überirdisch schönen Jungen gemeinsam Pate gestanden hatten.

Maximilian war es mit Michael ähnlich gegangen. Er schätzte die guten Gespräche mit ihm, den ausgezeichneten Literaturgeschmack des Deutschen, sein allgemeines Kunst- und besonders sein Musikverständnis. Er fand es spannend, aus seinem Mund etwas zur gemeinsamen, leidvollen Geschichte zu hören und beide erlebten es als ungemein beruhigend, daß aus beider Familien in den beiden Weltkatastrophen niemand im Kampf ihrer Nationen gegeneinander gefallen, ja nicht einmal verwundet worden war, obwohl jeweils mehrere Männer dabei gewesen waren.

Sie lasen einander vor, mal auf Englisch, mal auf Deutsch. Maxi mochte die romantischen Werke von Hermann Löns und Hedwig Courths-Mahler, worüber sich lustig zu machen Michael sich verkniff. Gemeinsam amüsierten sie sich über Jerome K. Jeromes „Three Men in a Boat” und anderes mehr. Und wenn sie sich Krimis „’reinzogen”, dann wählten sie zumeist aus den Werken von Dame Agatha Christie aus. Dorothy Sayers, Dashiell Hammet und Raymond Chandler wurden nicht vernachlässigt und zuletzt wandten sie sich Georges Simenon zu. Was den Großen Krieg betraf, wie die Briten den Ersten Weltkrieg immer noch nannten − sie tun es bis zur Gegenwart −, so faszinierte Maximilian Branbury die Schilderung von Ernst Jünger in dessen „Stahlgewittern”. Er konnte es sich auf Michaels Nachfrage nicht erklären, warum.

Derjenige von ihnen, der gerade nicht lesen mußte, legte dann den Kopf auf den Bauch des anderen und lauschte gebannt dem ruhigen Ton der Lesestimme. In der warmen Jahreszeit lagerten sie dazu meist unter einer uralten Eiche im Park; regnete es oder war es kalt, so verschwanden sie irgendwo im Internatsgebäude, mal in den Weiten der Bibliothek, mal in einem der Kaminzimmer bei flackerndem Buchenholzfeuer.

Als er Michael bei ihrem ersten gemeinsamen Duschen nach dem Sport das erste Mal nackt sah, betrachtete er ihn, wenn auch noch verstohlen, einen Moment lang ganz genau, als wolle er auf keinen Fall vergessen, was er gesehen hatte.

Bei ihrem ersten Saunabesuch nahm er ihn bei der Hand, näherte sich seinem linken Ohr und flüsterte ihm auf Deutsch zu, daß er sich freue, mit ihm zusammen zu sein. Danach gingen sie schwitzen und schwimmen und waren fortan unzertrennlich. Selbst im Schlafbereich schafften sie es, Nachbarn zu werden. So konnten sie sich auch nach dem Lichtlöschen noch ein wenig flüsternd unterhalten.

In den ersten gemeinsamen Ferien wurde Michael nach Litherington Hall eingeladen. Er bekam sein eigenes Zimmer, das, passenderweise und nicht ohne Absicht, direkt neben Maxis Zimmer lag. Es stand sonst leer und wurde extra für diese Sommerwochen hergerichtet.

Der Earl war auf Geschäftsreisen unterwegs, Maxis Mutter hielt sich mit einer Freundin im Seebad Brighton auf und James war bei seinen Großeltern, Lord und Lady Haversham of Lameral, im schottischen Hochland auf Besuch, wo ihm sein Lieblingspferd „Dragon of Loch Ness” uneingeschränkt zur Verfügung stand, worauf der wilde Teenager sich schon Wochen zuvor ganz närrisch gefreut hatte.

So waren Maxi und Michael in jenem Sommer allein auf Litherington Hall, lediglich betreut von dem schon etwas älteren und äußerst diskreten Butler Algernon McKenzie und der liebenswürdigen und ihre eigene Werbung darstellenden Köchin Hermione Scullington, von Maxi kurz Scully gerufen. Sie war rundlich, überall, wo man bei ihr hinsah, mit einem stets rosigen Gesicht und einem allzeit fröhlichen Lachen. Es machte ihr große Freude, die beiden jungen Herren, unbeeinflußt von Seiner Lordschaft, mit ihren Kochkünsten verwöhnen zu können, die sich glücklicherweise nicht nur auf die englische Küche beschränkten, sondern sehr wohl auch kontinental orientiert waren. Sie hatte als junge Frau in einem großen Hotel in Deutschland gearbeitet und sprach immer noch ein wenig Deutsch, was sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit zum Besten gab.

Michael liebte sie auf Anhieb − und es war gegenseitig, denn sie traktierte ihn nicht mit Porridge oder Plumpudding; beides empfand er als absolutes Brechmittel − und so englisch Maxi war, es war auch nicht gerade sein Ding.

Noch mehr aber liebte Scully ihren hübschen Master Maximilian, wie sie ihn nannte. Er sei viel zu dünn, er müsse essen, teilte sie ihm regelmäßig jeden Tag mit und Maxi wurde nicht müde ihr zu versichern, er sei erst 16, er liebe es so.

Da er durch seine Mutter schottisches Blut hatte, liebte er es, zu Hause im Kilt herumzulaufen. Der Sommer ihres Kennenlernens war ungewöhnlich warm, und so trug er nur seinen Kilt in den Farben des Clans seiner Mutter, kein dazu passendes Hemd und darunter erst recht nichts. Zudem lief er für sein Leben gern barfuß. Nur bei Tisch zog er sich ein altmodisch wirkendes, aber stilmäßig passendes Rüschenhemd an, das gerade erst von einem traditionellen Herrenausstatter aus London geliefert worden war, mit dem seine Familie schon seit dem 18. Jahrhundert in Verbindung stand. Es war weiß und vorn auf der halben Oberkörperlänge unknöpfbar offen. Es gehörte sich nicht, bei aller Nonchalance, an der Tafel mit nacktem Oberkörper Platz zu nehmen. Das galt selbst bei Maxi als American behaviour− er lehnte das strikt ab.

Butler Algernon schätzte es offiziell gar nicht, daß der junge Lord halbnackt herumlief, was er beim ersten Betrachten am Morgen durch erhobene Augenbrauen anzudeuten pflegte, wohlgemerkt − an jedem Morgen, und Maxi antwortete auf diese stumme Rüge stets mit einem freundlichen Lächeln und der bestimmten Feststellung, er liebe es so. Es kam das unvermeidliche „Sehr wohl, Euer Lordschaft” und damit war es für den Rest des Tages ausgestanden. Danach hätte Maxi auch völlig nackt durch Schloß und Park springen können, beides stand der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung − Algernon McKenzie würde nichts mehr gesagt haben. Begegnete ihm Maxi morgens nackt auf dem Weg zum Bad, übersah er es völlig. Er würde nicht einmal etwas gedacht haben, denn er war so erzogen worden, daß er dazu keine fortdauernde Beurteilungserlaubnis zu haben habe. Seine eigene Meinung hatte er verbal schon gleich gar nicht zu äußern.

Doch am nächsten Morgen würde er ob der lockeren Kleiderordnung wieder seine Augenbrauen anheben, Maxi amüsiert sein er liebe es so bekunden und so weiter. Spränge er mehr als nur zur Morgentoilette nackt herum, würde die liebe, runde Scully in ihrer mütterlichen Toleranz lediglich begeistert ausgerufen haben, wie hübsch er doch aussähe. Als sie einmal des Butlers mißbilligende Mimik bemerkt hatte, trat sie mit ihrer beeindruckenden Körperlichkeit vor ihn hin und fragte ihn, ob er, Algernon McKenzie, in Butler-Ausstattung zur Welt gekommen sei oder jemals ein Baby gesehen habe, daß in vollständiger Hochland-Kleidung geboren worden wäre. McKenzie bemerkte daraufhin leicht indigniert, er pflege nicht an Geburten teilzunehmen, die er nicht selbst verursacht habe. Mit angehobenem Kinn und strafendem Blick hatte er sie stehengelassen und doch schmunzeln müssen, als Scully ihm überrascht-bewundernd nachgerufen hatte „Mr. McKenzie, Sie sind ein Teufelskerl!”.

Maxi war ihr in seiner Körperlichkeit bestens vertraut, weshalb auch Nacktheit sie nicht störte, denn sie kannte ihn seit seiner Geburt, hatte ihn einst gewickelt und gebadet, wenn die Nanny verhindert war, die die Dienste auf Litherington aus familiären Gründen verlassen hatte als Maxi Fünfzehn war − eine neue hatten die Jungs vehement abgelehnt, sie würden sie vergiften, zwänge man ihnen eine auf, worauf die Lordschaften nachgaben − und das geringfügige, übrige Personal hatte mit den Privaträumen der Söhne des Hauses nichts zu tun. Maxi wollte es nicht. Einzige Ausnahme war eines der beiden Zimmermädchen, das nur in Begleitung des Butlers Zutritt hatte. Und die Toleranz würde augenblicklich auf Michael übertragen worden sein, hätte Maximilian sich auch nur kurz in diese Richtung geräuspert.

Als er das erste Mal lediglich im Kilt bekleidet in Michaels Zimmer eintrat, staunte Maxis Gast und Freund nicht schlecht.

„Ist das alles? Hast Du nicht etwas vergessen?”

„Warum? Ich liebe es so. Gefalle ich Dir nicht?”

„Du gefällst mir immer, Maxi, das weißt Du doch. Egal, ob Du Schuluniform trägst, einen Smoking, T-shirt und Jeans oder nur Deine schöne Haut. Und deshalb gefällst Du mir auch jetzt in diesem Kilt.”

Maximilian lächelte zufrieden.

„Und welcher Tartan ist das?”

„Der des Clans meiner Mutter. Möchtest Du auch einen? Dann können wir zum Schwimmen gehen.”

Maximilian legte leicht den Kopf schräg, während er sich auf einer Stuhllehne abstützte, Michaels Antwort erwartend.

„Aber gern”, sagte der lächelnd, obwohl er gerade nicht ganz verstand, was ein Kilt mit ihren Schwimmplänen zu tun hatte.

„Dann warte einen Moment und ziehe Dich wieder aus. Komplett.”

Michael machte große Augen, während Maxi das Zimmer verließ.

„Nichts drunter”, murmelte er, „dann darf aber kein Windstoß kommen.” Amüsiert begann er, seine leichte, kontinentale Sommerbekleidung abzulegen. Als Maxi zurückkehrte, warf er gerade seinen Slip aufs Bett.

„Da bin ich wieder. Komm’ her.”

Michael trat, nackt wie er war, näher zu Maxi hin, der ein Leuchten in den Augen hatte, als er seinen Freund wieder so sah, was dem nicht entging. „Er liebt es, mich unbekleidet zu sehen.”

Im nächsten Moment schlang Maxi den Kilt um Michaels Hüften, verschloß ihn, rückte ihn zurecht und trat einige Schritte zurück.

„Du siehst großartig damit aus, könntest damit glatt an den Hochland-Wettbewerben teilnehmen. Aber ob Du das Baumstamm-Werfen schon schaffst …”

Maxi lächelte geheimnisvoll und deutete mit der passenden Bewegung seiner rechten Hand Zweifel an. Michael überging lächelnd die Unterschätzung seiner sportlichen Kräfte, sah an sich herab und fand sein Aussehen äußerst apart und aufregend. Die neuen Freiheiten fand er bequem − und eben neu.

„Nur eine Erektion darfst Du nicht bekommen, dann fällst Du gewaltig auf, mein Lieber.”

Michael riß die Augen auf. So hatte Maxi noch nie gesprochen. Erstaunt fragte er:

„Warum sollte ich denn eine Erektion bekommen, hm?”

„Ganz einfach. Weil Du mich schön findest.”

Michael war platt. Daß zwischen ihnen eine ständig wachsende Freundschaft bestand, war fraglos richtig, daß zwischen ihnen eine erotische Spannung vorhanden war, konnte nicht geleugnet werden, aber daß ausgerechnet der zurückhaltende, fast schüchterne Maximilian einen solchen Sprung nach vorn machte, überwältigte Michael für einen kurzen Moment.

„Wie kommst Du darauf”, spielte er die offensive Bemerkung herunter.

„Deine Augen verraten Dich, immer wieder, seit wir uns kennengelernt haben. Und ich finde es schön, daß Du mich schön findest, denn ich finde Dich auch schön. Wolltest Du das nicht schon lange hören?”

Michael wurde rot, mußte sich durchräuspern und ruderte einen Moment lang wie hilflos mit den Händen in der Luft, als könne er so die passenden Worte finden.

„Äh, ja, kann schon sein. Was man eben so sagt, wenn man sich sympathisch ist, wenn man sich mag.”

„Wenn man sich liebt. Sage es doch ruhig, oder findest Du etwas dabei?”

Maxi ging näher zu Michael hin. Der war ziemlich baff. Hatte ihn dieser schüchterne Junge doch glatt überrannt. Und es kam noch besser.

„Wann küßt Du mich endlich? Ich habe es satt, darauf noch länger warten zu müssen.”

Nun stand Maxi vielleicht noch dreißig Zentimeter von Michael entfernt. Beide sahen sich fest in die Augen, als Michael Maxi bei den Schultern nahm und zu sich heranzog. Des jungen Lords Nasenflügel blähten sich, aber er wollte nicht lächeln. Er sog ganz bewußt den Geruch seines Freundes ein und Michael tat es ihm gleich. Er schloß einen Moment die Augen, genoß den Duft seines Freundes, als er dessen volle, weiche Lippen auf seinen spürte, und sein Puls zu rasen begann. Sie setzten noch einmal ab, sahen sich an, ehe sie ihre Augen wieder schlossen, ihre Lippen sich erneut fanden und ihr erster Zungentanz begann. Und er dauerte lang, dieser Zungentanz, sie wollten sich nicht mehr voneinander lösen, genossen diese erste wirklich intime körperliche Zärtlichkeit, als dürfe sie nur ein einziges Mal stattfinden. Ihre warmen Körper preßten sich aneinander und sie registrierten in ihrer ersten physischen Verschmelzung, daß ihre Schöße voll erblühten.

Michaels rechte Hand fuhr unter Maxis Kilt. Er glitt an den Innenseiten dessen bebender Oberschenkel entlang, begann, dessen heißes Geschlecht „blind” zu liebkosen und ließ es schließlich durch seine Hand gleiten. Er fühlte die nasse Eichel seines Freundes und massierte sie mit seinem Daumen. Ein erstes Stöhnen entrang sich der Kehle des jungen Lords, aber sie küßten sich weiter, als befürchteten sie, der Zauber würde erlöschen, wenn sie einander losließen.

Es war eine gefühlte Ewigkeit vergangen, als sie die Hitze ihrer ersten Leidenschaft füreinander nicht mehr aushielten und sich voneinander lösten. Schwer atmend standen die Verliebten da, sahen sich schweigend an. Ihre Köpfe waren hochrot, ihre Hälse und Brustflächen übersät von unregelmäßigen roten Flecken. Sie waren beide auf das Höchste und Angenehmste erregt, und dieser Rauschzustand nahm ihnen in jenen Momenten die Sprache. Sie konnten nichts sagen, kein einziges Wort verließ ihre Kehlen, dafür sprachen ihre leuchtenden Augen umso mehr.

Michael nahm Maxis Hände, spielte mit den schlanken Fingern, was der junge Lord sich gern gefallen ließ, dann breitete er seine Arme aus, nahm Maxis’ dabei mit, was ihre heißen Oberkörper wieder zusammenführte, und während sich ihre Finger miteinander verschränkten, folgte der nächste intensive Kuß.

Doch plötzlich riß Maxi sich los. Dabei legte er seine rechte Hand auf seine Brust, als wollte er sein tiefes Atmen verdecken, und drückte Michael mit seiner linken sanft aber bestimmt von sich fort. Er sah in die überraschten Augen seines Freundes.

„Nicht hier, mein geliebter Engel, nicht einfach so. Es wäre unser nicht gerecht, der Zauber unserer Liebe würde gleich zerstört, es wäre gar zu vulgär. Die wilde, heiße Vereinigung wird uns geschenkt werden, aber ich will Dich nicht nehmen und mich Dir nicht geben wie eine Hure, die auf schnelles Geschäft erpicht ist, fort und vergessen. Ich will die eine wahre Stunde auf immer und ewig mit einem Lächeln erinnern. Deshalb laß uns zu einer ruhigeren Zärtlichkeit zurückkehren und unser heißes Blut kühlen. Laß uns zu meinem See gehen, wo wir schwimmen werden und uns in unser gemeinsames Arkadien träumen. Möchtest Du mir diese Geduld schenken?”

Im ersten Moment fühlte sich Michael so, als hätte man ihm einen Eimer eiskalten Wassers über den Kopf geschüttet. Ein Mädchen hätte er längst am Boden gehabt, es bestiegen und wild zum Orgasmus getrieben. Alles in ihm schrie danach in einen schönen, warmen Körper einzudringen und eine leidenschaftliche Vereinigung bis zum Höhepunkt zu zelebrieren. Bis vor Sekunden hatte sein Herz so heftig bis zum Hals geschlagen, es in seinem Schoß so wild gepocht und gezuckt, daß sein ganzes Sein sich in einem Zustand tiefsten Erbebens befunden hatte, sein Verstand kurz vor dem Aussetzen war − und nun nahm er ein gefühltes Eisbad. Es fiel buchstäblich alles in und an ihm zusammen.

Ein ihn so abkühlendes Mädchen würde er vermutlich alles mögliche geheißen haben, aber Maxi sah er nur erstaunt an und legte seinen Kopf schräg. Er mußte seine rauschenden Gedanken auf eine Ebene herunterholen, die ihm ein fast wieder sachliches Sortieren erlaubte.

Michael hatte seinem schönen Gastgeber eine erstklassige Fellatio schenken wollen, die erste seines Lebens, wobei „erstklassig” eine hochtrabende Selbsteinschätzung war, und auf eine ebensolche Erwiderung gehofft − und nun sollte er Geduld haben? Warum das denn? Dieser stillen Frage, die der sensible Maximilian in Michaels Gesicht ablesen konnte, schickte der junge Graf ein innerlich sehr lautes zum Donnerwetter hinterher. Aber dann erreichte ein Wort seinen Verstand, das ihn einlenken ließ. Hure! Er war tatsächlich auf dem besten Weg gewesen, sich wie eine billige Hure zu benehmen und Maximilian auf diese Ebene herabzuziehen. Augenblicklich schämte er sich. Es bedurfte einer schönen männlichen Jungfrau, eines in diesem Alter seltenen echten Jünglings, ihn Geduld in der Liebe zu lehren, gerade auch in der körperlichen Liebe. Nun trieb ihm die Scham das Blut ins Gesicht.

„Verzeih”, stammelte er, „verzeih mir. Es hat mich fortgerissen.” Er senkte den Blick.

„Es gibt nichts zu verzeihen, liebster Michael. Du bist nur leidenschaftlich, und das finde ich schön an Dir.” Maxi nahm Michaels Kopf in beide Hände und zwang ihn sanft, sich wieder aufzurichten, damit sie einander wieder ansehen konnten. „Und Du hast gerade Deiner Schönheit etwas hinzugefügt, was ich beglückt erleben darf: die Kunst, sich zu beherrschen.” Er sah Michael tief in die Augen, ehe er fortfuhr. „Mein Lieblingspferd, ‚Duke of Killarney‘, ist ein wunderbarer Hengst, ein bildschöner Rappe, ein höchst wertvoller Deckhengst zudem, der durch jeden Zaun geht, wenn er eine rossige Stute riecht. Wir können ihn dann nicht mehr halten, müssen ihn springen lassen. Aber er ist trotz seiner Schönheit und seines materiellen Wertes nur ein Pferd, ein seinen Instinkten unterworfenes Tier, wild, erfolgreich auf seine Art, aber eben nur ein Tier, das von der Liebeskunst nichts weiß. Er springt, deckt, stöhnt und wiehert dabei und fertig. Willst Du mich behandeln wie eine rossige Stute, die sich bespringen läßt, weil sie gerade aufnahmebereit ist?”

Michael schüttelte stumm den Kopf.

„Das wäre auch das Ende unserer Freundschaft und Liebe gewesen, denn so ließe ich mich nicht behandeln, auch und gerade von Dir nicht.” Maxi sah Michael durchdringend mit seinen schwarzen Augen an.

„Warte ab. Du wirst sehen was geschieht, wenn Du weiterhin Geduld hast. Der Sommer hat gerade erst begonnen. Du wirst mich nehmen dürfen, so wie ich Dich nehmen will, wenn die passende Stunde gekommen ist. Bis dahin wollen wir die Spannung halten, auch wenn es uns quält. Die Erfüllung wird danach umso schöner und beglückender sein. Das verspreche ich Dir. Und daran werden wir uns unser Leben lang erinnern. Eine Hure hat man vergessen, wenn man sie gehabt und bezahlt hat. Möchtest Du, daß ich Dich je vergesse?”

Michael schüttelte wieder stumm seinen Kopf.

„Siehst Du, dafür liebe ich Dich. Und jetzt beantworte mir eine Frage: Kannst Du ohne Sattel reiten?”

Michael nickte stumm.

„Dann komm. Wir reiten zu meinem See und dort werden wir baden und träumen. Ich habe ein gutes Pferd für Dich, das Du leicht wirst führen können. Es ist ‚Lady Catherine’. Sie ist sehr angenehm. Und ich werde ‚Sunshine of Scotland‘ nehmen, sonst kommt mein Hengst vielleicht doch auf törichte Ideen.”

Dabei schmunzelte er, daß seine Grübchen sich zeigten und nahm Michael bei der Hand. Der junge Graf war innerlich tief erschüttert. Noch war ihm nicht bewußt, daß er an diesem Tag eine der wichtigsten Lektionen seines Lebens gelernt hatte, aber er war voller Bewunderung für seinen Freund, so zu ihm gesprochen zu haben.

Eine halbe Stunde später waren sie an Maxis See angekommen. Unterwegs waren sie niemandem begegnet. Sie hatten nach dem rasanten Überqueren freier Weiden durch ein kleines Waldstück reiten müssen, als sich der Weg plötzlich zu einer wunderschönen Bucht hin öffnete. Vor ihnen lag ein glasklarer See rundum von Bäumen gesäumt. Das Ufer war grasbestanden, so daß die Stuten weiden konnten, nachdem die Freunde abgesprungen waren. Dichtes Schilfrohr und Büsche konnten neugierige Blicke fernhalten, sollten sich je Unbefugte in diesem Teil des Besitzes herumtreiben. Eines der zu Litherington gehörenden Dörfer war einige Meilen entfernt und die Dorfjugend wußte, daß sie dort ohne Einladung nicht würde baden dürfen.

„Wie gefällt es Dir hier?”

„Wunderschön, Maxi. Kommst Du oft her?” Michael schulterumarmte den jungen Lord und der legte seinen Arm um Michaels Hüfte. Beide sahen auf den See hinaus.

„Oh ja. Immer wenn ich mit meinen Gedanken allein sein will. Der See gehört bereits mir. Mein Vater hat ihn mir zu meinem 14. Geburtstag geschenkt. Und ich habe noch nie einen Fremden hierher mitgenommen. Du bist der Erste.”

Die Freunde tauschten einen stummen Blick und lächelten sich dabei an.

„Bin ich denn noch ein Fremder?”

„Oh verzeih, mein Lieber, das sollte Dich nicht herabsetzen. Ich meinte, ich hätte noch nie jemanden hierher mitgenommen, der nicht unseren Namen trägt. Bisher war nur mein Bruder James mit mir hier. Hier können wir nackt baden, weißt Du. Das ist ein herrliches Gefühl. Wollen wir? Einmal um den See herum?”

Kaum gesagt, hatten beide auch schon ihre Kilts abgelegt, sich bei der Hand genommen und waren in das angenehm kühle Wasser gestürmt. Nach einem heftigen gegenseitigen Beschaufeln mit fröhlichem Geschrei legten sie sich aufs Wasser und schwammen los.

Nach einer guten dreiviertel Stunde waren sie zu ihrem Ausgangspunkt zurückgekehrt. Schwer atmend kamen sie am Ufer an, wobei sie sich wieder bei der Hand nahmen. Die Stuten waren noch da und zupften weiter am frischen, saftigen Ufergras. Sie schauten nur kurz auf, als die nackten Freunde aus dem Wasser kamen und ließen sich nicht weiter stören. Daß eins von ihnen in der Zwischenzeit ganz „undamenhaft” ein paar deftige Pferdebollen hatte fallenlassen, buchte Michael unter „würzige Landluft” und ignorierte es einfach. Maxi störte es sowieso nicht.

Die Freunde breiteten ihre Kilts als Unterlage auf dem Gras aus und legten sich in die Sonne, die angenehmerweise genau auf sie herabschien. Maxi hatte seinen Kopf auf Michaels Bauch gelegt und nach einem ersten Ausruhen nahm der junge Graf mit seiner rechten Hand Maxis rechte Hand und verschränkte seine Finger mit ihm.

„Weißt Du, ich bin jetzt doch froh, daß wir vorhin nicht miteinander geschlafen haben, so große Lust ich auf Dich hatte und habe.”

„Hast Du das wirklich”, fragte der junge Lord nach und lächelte.

„Aber ja doch. Ein Mädchen hätte ich hemmungslos vernascht. Du weißt, Hengst und durch den Zaun und so. Du machst mir wirklich großen Appetit.” Beide lachten auf.

„Und warum hast Du es mit mir nicht getan?”

„Du bist mir für ein schnelles Vergnügen zu schade.”

„Das ist aber lieb von Dir.” Maxi drückte im noch immer gehaltenen Griff Michaels Hand zur Bekräftigung. Er zögerte dann aber mit einer Frage, die er nach einem kurzen inneren Anlauf schließlich doch stellte.

„Ich möchte nicht indiskret sein, aber hast Du denn schon mit Mädchen geschlafen?” Er suchte danach Michaels Blick.

„Habe ich“, antwortete der spontan. „Und um Dir das indiskrete Nachfragen zu ersparen: Es hat großen Spaß gemacht, und ich werde es wieder machen, wenn ich zurück in meiner Heimat bin. Aber hier, Maxi, bei Dir und im Internat, gehöre ich nur Dir.”

Das genügte Maximilian. Er küßte Michaels Hand und schloß die Augen für einen kurzen Schlummer. Dem Sonnenstand nach zu urteilen war es bald Mittag. Er hatte Hunger und wollte es sich nicht mit Scully verderben. Sie mochte es überhaupt nicht, wenn man zu spät zum Essen kam. Mochte es nun jemand vom Personal oder von den Herrschaften gewesen sein.

*

Michael „erwachte” aus seinen Reminiszenzen. Es war ihm ganz wohlig zumute, fast auch ein wenig wehmütig ums Herz geworden. Er hatte schon einige Zeit nichts von Maximilian gehört, geschweige denn ihn gesehen. Er besaß natürlich ein neues Photo von ihm, das hatte er zum letzten Weihnachtsfest bekommen. So wußte er wenigstens, wie Branbury aktuell aussah. Ein schöner junger Mann von fast vierundzwanzig Jahren war er inzwischen geworden und mit einer bürgerlichen Kunsthistorikerin liiert. Zumindest noch um Weihnachten und Neujahr herum. Doch das konnte sich inzwischen wieder geändert haben, so wie auch seine eigene Beziehung zu Christian Urskureit beendet war. Aus gutem Grund.

Er hatte die Wildheit dieses Jungen genossen und der Knaller von Körper war es sehr wohl wert gewesen, dessen immer wieder aufblitzende Zickigkeit zu ertragen, doch dann war es ihm zuviel geworden − und er hatte ihn an die frische Luft gesetzt.

Er wollte wieder ein weibliches Wesen an sich heranlassen. Nur, im Moment war keine geeignete Kandidatin in Sicht und mit Lou ging es nicht − dachte er.

„Sag’ mal, denkst Du gerade an etwas Schönes?” Konstantin wandte seinen Kopf zu Michael herum.

„Wie kommst Du darauf”, fragte der verwundert zurück.

„Weil Monsieur Bouchon den Kopf ‘rausstreckt, deshalb.”

Michael sah an sich herab. „Oh! Hab’ ich gar nicht gemerkt.”

„Schwindler!”

„Na gut, ja. Ich habe mich an etwas erinnert und auch an ein schönes Idealweib gedacht. Nur woher nehmen und nicht entführen?”

Michael richtete seinen Oberkörper auf und stützte sich nach hinten mit den Händen ab. Er hatte plötzlich eine Idee.

„Du bist doch gerade solo, Kon, nicht wahr?”

„Der Kandidat hat hundert Punkte für die überflüssigste Frage des Tages”, schnaubte der Gefragte etwas ungehalten. „Das weißt Du doch, daß Renata in Berkeley ist und sich inzwischen ziemlich sicher von einem kalifornischen Eight-incher-Hengst besteigen läßt. Was fragst Du denn so blöd?” Konstantin runzelte die Stirn.

Michael ließ sich durch den Rüffel nicht beirren.

„Und Du bist knapp bei Kasse, richtig?”

„Sag’ mal, worauf willst denn Du hinaus? Du weißt doch, daß mein Vater mich auf schmale Kost gesetzt hat.”

„Als ob ich das nicht wüßte!”

„Wir sind alle knapp bei Kasse …”

„Sonst wären wir jetzt auf den Bahamas”, ertönte es mehrstimmig. Alle hatten zugehört.

„Richtig. Und könnte man das nicht ändern?”

„Wie denn? Am Ende Zeitungen oder Briefe austragen? Dürfte kaum die Flugkosten one-way begleichen.” Kon sah etwas ungehalten aus.

„Keineswegs”, beruhigte Michael ihn. „Wir können etwas ganz anderes machen.”

„Und das wäre?” Damian hatte sich erhoben und war näher gekommen.

„Zieh mal Deine Badehose aus”, kommandierte Michael.

„Und dann?” Damian grinste. „Willst Du mir zum allgemeinen Gaudium und meinem Plaisir einen blasen?”

Derweil nestelte Damian das Zugband auf und stieg aus seiner Badeseide heraus. Er bekam keine Antwort.

„Und jetzt?” Er wedelte mit dem neongrünen Textil.

„Jetzt zieht Kon seine Badehose aus”, bestimmte Michael.

„Oh, cool”, schnalzte Damian mit der Zunge. „Eine römische Orgie!” Dabei grinste er breit.

„Quatschkopp!” rügte Michael ihn. Im nächsten Moment stand Konstantin ebenfalls nackt da und fragte „Und nun?”

„Jetzt Alexander.”

Auch der ließ bereitwillig alles fallen, fragte sich aber nicht minder, was das denn nun sollte.

„Sehen wir uns doch einmal an”, forderte Michael seine Freunde auf.

„Da sehen wir aber mal richtig ’was Neues”, spöttelte Konstantin, zog eine geringschätzige Schnute und verschränkte seine Arme.

„Mann, ernsthaft, Kon. Wie sehen wir aus?” Michael sah alle reihum an. Er setzte seine Seht-doch-mal-alle-richtig-hin-Miene auf.

„Klasse seht Ihr aus”, meldete sich eine angenehme weibliche Stimme. Lou war auf das Fragenspiel aufmerksam geworden, aufgestanden und näher gekommen. „Und weiter?” Sie stemmte ihre zarten Hände in die Hüften.

„Und wie sehen wir in Uniform aus?”

„Klasse”, kam es im Chor.

„Und in Smoking oder Nadelstreifen?”

„Klasse!”

„Wie sind unsere Manieren?”

„Klasse!”

„Und wie sind wir im Bett?”

„Erste Sahne!”

„Angeber”, fauchte Lou, aber sie grinste doch.

Die jungen Männer ließen sich davon nicht beeindrucken.

„Und was macht man mit solchen Qualitäten?”

Allgemeines Schweigen. Fragendes Herumschauen. Achselzucken.

„Da macht man einen Eskort auf, Ihr Trantüten im Mitdenken!” Michael ärgerte sich ein wenig, daß seine Freunde derart auf der Leitung standen.

„Wie bitte?” Konstantin war baff.

Damian fand als Erster seine Worte wieder.

„Warum eigentlich nicht? Hm?” Er sah seine Freunde und Lou der Reihe nach an. „Wir kennen uns in den oberen und obersten Gesellschaftskreisen qua Abstammung und Erziehung bestens aus, nicht wahr?”

„Richtig”, stimmte Alexander zu. Die Anderen nickten beifällig.

„Eben. Und wer von uns hat nicht schon einmal auf öden Empfängen gelangweilte Ehefrauen erlebt, die mit ihren dickbäuchigen, nur ans Geschäft denkenden Männern wie bestellt und nicht abgeholt herumstanden, mit schal gewordenem Champagner im Glas, bescheuertem Blah-blah-Small Talk links und rechts, während sie vergeblich nach einem jungen Hengst Ausschau gehalten haben, dem sie den Champagner lieber in die Rückenbeuge oder in den Bauchnabel gegossen hätten oder sich selbst gießen ließen, hm?”

„Richtig”, stimmte Alexander erneut zu. „Wenn ich da an die heiße Prinzessin Urbinowa denke. Hhmmm!” Der junge Prinz brummte mit geschlossenen Augen vor sich hin. „Sie war rassige Fünfunddreißig, Anatol Urbinow siebzig. Das Kätzchen hätte ich vor einem Jahr schon nur zu gern gebürstet.”

Alle lachten auf, auch Lou mußte grinsen.

„Warum hast Du nicht?” Lou war nah zu ihm hingetreten und streichelte seine Brust. „Konnte er nicht?” Dabei sah sie an ihm herab, um ihn gleich darauf schelmisch anzulächeln.

„Er kann immer, Du kleiner Frechdachs, aber ehe ich nicht sicher weiß, daß Elena Anatols Duellpistolen auf die Seite gebracht hat …, ich bin nicht lebensmüde.” Dabei nahm er Lou mit seiner rechten Hand beim Kinn, um sie zurechtzuweisen, aber sie entzog sich dem Griff mit einer ruckartigen Kopfbewegung und schlug ihm auf die Hand.

„Wir haben wohl einen Schisseranfall, lieber Kurijakin, hm? Ficken wollen, aber kein Risiko dabei.”

Lou müffelte Alexander mit gekräuselter Nase und verzogener Mund-Kinn-Partie an.

„Hört schon auf, Ihr Zwei”, ging Konstantin dazwischen. „Aber was Alexander sagt hat etwas für sich. Mir fällt auf Anhieb unsere Karin Tamelow ein, Alexander kennt sie auch. Für die anderen: sie ist Privatdozentin an unserem Institut, fünfundvierzig Jahre alt, geschieden, von ihrem Gewesenen bei der Trennung gut ausgestattet, sie ist sehr hübsch, gute Figur, aber allein.”

„Woher weißt Du das alles”, wunderte sich Damian.

„Ich kann gut mit unserer Dekanatssekretärin”, bekannte Konstantin und senkte schmunzelnd den Blick.

„Ach nee, Herr von Seesenheim hat nebenher schon mal probegevögelt, wie? Da tun sich ja Abgründe auf”, lästerte Michael und klopfte ihm gleichzeitig mit einem breiten Lächeln anerkennend auf die Schulter. „Wie alt ist sie denn?”

„Oh, zweiundvierzig”, leuchteten Konstantins Augen auf, „und eine Figur hat sie, dank ihres unfruchtbaren Mannes nicht kindergeschädigt, da kann man schon zum Sünder werden. Und überhaupt, ihr Mann versteht sie nicht.” Mit geschürzten Lippen und leicht vorgeschobenem Kinn schüttelte er wie bedauernd den Kopf.

„Aber Du hast sie verstanden, Kon, nicht? Du alter Schwerenöter, und uns nichts davon erzählen”, rüffelte Damian den Freund.

„Na ja. Leute, das war im letzten Jahr, ihr Mann war nicht da, es hat sich so ergeben und der Kavalier genießt und schweigt.”

Die ganze Runde lachte herzhaft auf. Neckisch wurde er von allen gestupst und lachte alsbald selber mit.

„Und Du hast es natürlich umsonst gemacht, nicht wahr?” Michaels Blick auf Kon war ein einziger Vorwurf.

„Ja sicher, ich bin auf meine Kosten gekommen und sie …”

„Eben”, unterbrach ihn Michael, den die Geschäftstüchtigkeit gepackt hatte. „Sie ist auch auf ihre Kosten gekommen, kostenlos, und hat mit Dir ohne Zweifel zum ersten Mal wirkliche Chevallerie und den Sex ihres Lebens erlebt.”

„Könnte man so sagen”, gab Konstantin sich selbstbewußt geschmeichelt.

„Damit ist jetzt Schluß, Freunde“, stellte Michael mit Bestimmheit fest. „Fortan werden wir diese Damen zahlen lassen. Und glaubt mir, sie werden gerne zahlen. In den meisten Fällen wird es ohnehin das Geld des eigenen Mannes sein. Dann reut es sie erst recht nicht.” Damit hatte Michael ihr Ziel klar abgesteckt. „Wir werden nicht nur erstklassigen Sex anbieten, sondern auch echte Begleitung, wohin immer die Damen uns mitnehmen wollen. Und Lou wird unsere Organisatorin und Dienstplanchefin, nicht wahr, Lou?”

Die Baroness riß überrascht die Augen groß auf, sah jeden Einzelnen ihrer Freunde an, überlegte kurz und meinte dann lapidar: „Warum eigentlich nicht? Klar, ich übernehme das. Aber wie preisen wir Euch an?”

„Mundpropaganda ist die beste Lösung, denke ich”, schlug Michael vor. „Damian − Dein Vater ist doch Mitglied in diesem elitären Golfclub bei Euch in der Nähe.”

„Richtig”, bestätigte es der Gefragte.

„Darfst Du da mit ’rein?”

„Klar!”

„Gut. Dann gehst Du am nächsten Wochenende mit Lou dorthin. Es werden genügend vernachlässigte Ehefrauen mit ihren Cocktails herumsitzen und darauf warten, daß ihre Männer ihr Handicap verbessern. Und dabei wird sie Dich als Superhengst ins Gespräch bringen. Ihr werdet sehen, das geht herum wie ein Lauffeuer. Ein Anruf hier, ein Anruf da − und Lous Handy als Zentralnummer für uns alle wird nicht mehr stillstehen. Und bis dahin überprüfen wir Männer unsere Garderoben, unsere sinnlichen Düfte und besorgen uns Kondomgroßpackungen.”

„Aber erwähne auch, daß da noch andere heiße Hengste zur Verfügung stehen”, beeilte Alexander sich zu bemerken.

„Du wirst schon nicht zu kurz kommen, Alter”, tätschelte Michael dessen Schulter.

„Aber wie machen wir es mit unseren Namen”, warf Konstantin ein. „Wir können doch nicht mit unseren echten Namen auftreten, oder?”

„Natürlich nicht”, stimmte Michael ihm zu. Er überlegte kurz. „Hm, wie nennst Du mich immer, Kon?”

„Cheval. Das weißt Du doch.”

„Eben. Also bin ich künftig der ‚Chevalier’, Du, Kon, bist der ‚Rittmeister’, Du, Alex, der ‚Großfürst’ und Du, Freckles, bist der ‚Pirat’. Einverstanden?”

„Könnte ich nicht ‚Long John Silver’ sein”, maulte Damian ein wenig.

„Pirat wirkt aber abenteuerlicher, das klingt mehr nach wildem Eroberer. Daß Du einen tollen Schwanz hast, werden die Ladies schnell genug spitz haben.”

„Und es wird sie spitz machen”, lachte Damian. Plötzlich gefiel es ihm gut, der „Pirat” zu sein. Seine roten Haare paßten dazu.

„Und welche Taxe nehmen wir?” Michael wollte auch das gleich geklärt haben. Er sah nur Achselzucken und schlug dann vor:

„Ich denke, für einen Abend und die ganze Nacht sind tausend €uro als Spende nicht zuviel. Für eine ganze Woche Begleitung ohne Sex dreitausend, mit täglichem Sex und Verwöhnprogramm fünftausend und nach zehn Buchungen ein und desselben Begleiters gibt es eine Nacht oder einen Nachmittag umsonst. Dazu Spesen. Was haltet Ihr davon? Und natürlich wird Vorkasse in bar genommen, versteht sich.”

„Einverstanden”, nickte Konstantin zustimmend. Damian und Alexander hielten beide den Daumen hoch.

„Und was bekomme ich?” Lou sollte alles organisieren und wollte ihren Anteil.

„Du bekommst zehn Prozent von unseren Buchungen, Süße. Einverstanden, Jungs?” Michael sah seine Freunde Zustimmung heischend an.

„Klar.” „Immer.” „Selbstverständlich.” Damit war es beschlossene Sache.

„Und das wollen wir jetzt begießen, Leute”, bestimmte Michael.

„Hast Du denn gekühlten Champagner im Haus”, fragte Lou den neben ihr stehenden Konstantin.

„Nein, aber das machen wir anders”, verkündete er grinsend.

Im nächsten Moment hatte Konstantin Lou auf den Arm genommen, die sogleich ahnte, was ihr bevorstand und Widerstand spielte.

„Du wirst es doch wohl nicht wagen, Du unverschämter Kerl”, und dabei boxte sie ihn was sie nur konnte. Aber es nützte ihr nichts. Konstantin strebte mit ihr ungerührt dem Swimmingpool zu, gefolgt von den lachenden Freunden. „Aaah, Du wirst das lassen, Du unmöglicher Mensch”, kreischte sie noch, ehe sie, unter dem herzlichen Gelächter der jungen Männer im hohen Bogen in das kühle Wasser rauschte und untertauchte. Im nächsten Moment sprangen alle Vier hinter ihr her und umringten sie, als sie prustend an die Oberfläche kam.

„Ihr verflixte Bande”, schimpfte sie, mußte aber selber lachen, wobei sie in typisch weiblicher Weise um sich knuffte und boxte, nur, um von Michael erneut untergetaucht zu werden.

Die jungen Männer gaben sich bestens gelaunt der Reihe nach die „hohe Fünf”. Nun würden sie besseren Zeiten entgegengehen und sich von der Abhängigkeit der Geldbörsen ihrer Eltern lösen können. Für Michael würde es schlicht und endlich die Freiheit bedeuten.

*

Bevor sie aus ihrem Porsche Carrera ausstiegen, den sie zuvor auf Hochglanz poliert hatten, instruierte Lou Damian noch einmal, sie reden zu lassen. Er könne mit den Augen flirten, aber im übrigen auf geheimnisvollen Schweiger machen. Sie würde schon die richtige Kandidatin für ihn aussuchen. Damian hatte bewußt drei Tage lang nicht Hand an sich gelegt, um unter Vollspannung zu stehen. Er würde einen Probefick setzen können − und der müsse „sitzen”.

Er hatte sich weiße Leinenhosen herausgesucht, ein hellblaues Seidenhemd, und seine nackten Füße steckten in hellblauen Leinenschuhen. Drunter trug er nichts. Er wollte Monsieur Bouchon sofort und ungehindert zum Einsatz kommen lassen können. Seine Hose war eng genug, um seine Qualitäten optisch gut zur Geltung zu bringen. Die Blicke der Damen würden ohne Zweifel dorthin gelenkt werden, wohin zu blicken es erwünscht war. Um seinen angenehmen Eigenduft nicht zu „erschlagen”, hatte er nur ganz dezent Moschus genommen.

Lou sah an jenem Tag besonders entzückend aus. Man hätte meinen können, sie wolle ausschließlich auf sich aufmerksam machen.

Sie trug ein dekolletiertes blaues Bustier, einen blauen Wickelrock, blieb bauchfrei und hatte ein blaugerändertes weißes Bolero-Jäckchen angelegt. Ihre nackten Füße steckten in hellblauen, schmalriemigen Sandalen.

Als einzigen Schmuck hatte sie neben dem Siegelring den Saphirring ihrer Großmutter auf den linken Ringfinger gezogen. Die drei Steine waren Mehrkaräter. Ihre sorgfältig durchgekämmte Haarflut trug sie offen.

Als sie das große Clubhaus betraten, wurde Damian sogleich von einem Freund seines Vaters begrüßt, der mit wohlgefälligem Blick Louisiana musterte und vorgestellt werden wollte.

„Lou, meine Liebe, das ist Oberst a.D. von Gaylwitz, ein langjähriger Freund meiner Familie. − Herr Oberst, ich darf Ihnen die Baroness Louisiana Tantzow-Lerchenbach vorstellen.”

Lou reichte dem Grauhaarigen die Hand, der sie ergriff, ohne sie zu küssen. Der Handkuß für eine unverheiratete junge Dame verbot sich in der Öffentlichkeit. Lou deutete einen leichten Knicks an.

„Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Baroness. Ich glaube, ich kannte Ihren Herrn Papà, Brigadegeneral Hans-Christian Tantzow …”

„Das war mein Großvater”, korrigierte sie ihn umgehend, mein Vater ist Christian Ludwig Tantzow, Major der Reserve und in der freien Wirtschaft sehr erfolgreich tätig.”

Der alte Oberst räusperte sich. Lou hatte ihm seine Altersklasse verdeutlicht und mit einem freundlichen Lächeln zu verstehen gegeben, daß er mit irgendwelchen Charmeattacken bei ihr nicht würde landen können.

„Ist mein Vater da?” Damian versuchte abzulenken.

Mit einem nochmaligen Räuspern erklärte Gaylwitz ihm, Pintowitz senior an jenem Tag noch nicht gesehen zu haben. Damian heuchelte Bedauern.

„Wie schade. − Tja, meine Liebe, dann muß ich Dir die Anlage ohne Vaters Begleitung zeigen”, womit er Lou bei der Hand nahm. „Wir dürfen uns empfehlen, Herr Oberst.”

Damian und er gaben sich die Hand, Gaylwitz nickte Lou mit einem etwas verunglückten Lächeln zu und ging an die Bar, um seine Niederlage zu bedauern und die dazu passende Laune in einem fünfzigjährigen Whiskey zu ertränken.

Weitere männliche Clubmitglieder vermied Damian geschickt. Er suchte den Sammelpunkt der vernachlässigten Damen; zum Park hinaus fand er ihn. Das Auftreten der Beiden löste augenblicklich Aufmerksamkeit aus. Ein Köpfezuneigen und kurzes Tuscheln setzte ein, als sie sich auf einen Tisch mit vier cocktailversorgten Damen zubewegten.

„Sag mal, Clarissa, ist das nicht der junge Pintowitz?” Dagmar Müller-Gantermann neigte sich flüsternd ihrer Freundin, der Gattin des Staatssekretärs Schastikow zu.

„Ganz ohne Zweifel. Die Ähnlichkeit mit seinem Vater ist unverkennbar, aber wie jung der noch ist.” Die ganz bewußte Bewunderung in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Ihre Augen wurden das Ausrufungszeichen dazu.

„Man möchte sich glatt noch ein paar Jahre hinweglügen, um so etwas ins Bett zu kriegen, nicht wahr?”

„Ganz meine Meinung. Und sieh Dir an, wie er seinen Schwanz zur Schau stellt. Ich fange gleich an, in meinem Paß zu radieren.” Aufgeregt saugte sie am Strohhalm, der in ihrem Cocktail steckte.

„Wer sagt Euch denn, daß er nicht auf wirkliche Frauen steht und nicht nur solch junges Gemüse, hm?” Die das zur Diskussion stellte, war Eleonore de Treville, die Gattin des französischen Generalkonsuls, eine geborene Deutsche.

„Es käme auf die Probe an. Welche von Euch will ihn haben?” Die das sagte, war die Gattin des Inhabers eines großen Autozulieferers, vielfache Millionärin − Gustava Tallianowski.

Eine Antwort bekam sie zunächst nicht, denn Damian und Lou waren schon zu nah herangekommen, aber beide hatten sofort registriert, daß über sie gesprochen worden war und sich mit leichtem Handdrücken darüber verständigt.

Damian und Lou wollten so tun, als würden sie nur den damenquartettbesetzten Tisch passieren wollen, er mit einem artigen Kopfnicken als Gruß reihum, Lou mit einem freundlichen Lächeln, doch das wollten die Vier nicht zulassen.

Madame de Treville übernahm die Initiative. Sie erschnupperte den heißen jungen Hengst in sie überwältigender Weise und sprach ihn an.

„Ja, wenn das nicht der junge Pintowitz ist − und in so zauberhafter Begleitung.”

Ihr Blick musterte das schöne Paar, aber ihr Fokus war eindeutig auf seinen Schoß gerichtet. Monsieur Bouchon war einfach zu deutlich zu sehen. Damians Abenteuerlust hatte bereits für optisch deutliche Reklame gesorgt. Er fühlte es und bemerkte das Interesse an ihm.

„Die heiße Stute estimiert bereits meine Möglichkeiten. Guuut!”

Das Paar, das keines war, blieb stehen.

„Wir haben gerade von Ihnen gesprochen, lieber Damian”, flötete Frau Müller-Gantermann, „ob Sie ebenso gekonnt wie Ihr sportlicher Herr Vater auf dem Platz einlochen könnten und fragten uns, wo Ihr Handicap wohl liegen möge. Wir konnten uns nicht einigen …”