Love Life - Matthew Hussey - E-Book

Love Life E-Book

Matthew Hussey

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Beschreibung

Finde die Liebe deines Lebens und entdecke die Liebe zum Leben

Single zu sein, kann sich schwierig anfühlen. Einen potenziellen Partner zu finden, der die eigenen Ansprüche erfüllt, ist für viele die noch größere Herausforderung – und wenn wir ihn finden, stellen wir nicht selten fest, dass er nicht für eine Beziehung bereit ist oder andere Vorstellungen hat als wir.

Und dann ist da noch unser eigenes Päckchen: Verletzungen in vergangenen Partnerschaften, Angst davor, persönliche Bedürfnisse ehrlich zu kommunizieren oder die Sorge, Zurückweisung zu erleben.

Der weltbekannte Coach und New York Times-Bestsellerautor Matthew Hussey liefert einen praktischen Leitfaden, der uns hilft, alte Muster zu beleuchten und zu überwinden. Er zeigt, welche Ansprüche wir tatsächlich haben können, wie wir Vertrauen in uns und andere zurückerlangen, und endlich die Liebe finden, die wir wollen und verdienen.

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EPUB
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Seitenzahl: 489

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Buch

Single zu sein, kann sich schwierig anfühlen. Einen potenziellen Partner zu finden, der die eigenen Ansprüche erfüllt, ist für viele die noch größere Herausforderung – und wenn wir ihn finden, stellen wir nicht selten fest, dass er nicht für eine Beziehung bereit ist oder andere Vorstellungen hat als wir. Und dann ist da noch unser eigenes Päckchen: Verletzungen in vergangenen Partnerschaften, Angst davor, persönliche Bedürfnisse ehrlich zu kommunizieren, oder die Sorge, Zurückweisung zu erleben. Der weltbekannte Coach und New-York-Times-Bestsellerautor Matthew Hussey liefert einen praktischen Leitfaden, der uns hilft, alte Muster zu beleuchten und zu überwinden. Er zeigt, welche Ansprüche wir tatsächlich haben können, wie wir Vertrauen in uns und andere zurückerlangen und endlich die Liebe finden, die wir wollen und verdienen.

Autor

Matthew Hussey ist ein New-York-Times-Bestsellerautor, Speaker und Coach, der sich auf Dating und Partnerschaft spezialisiert hat. Sein YouTube-Kanal ist mit über einer halben Milliarde Aufrufen weltweit die Nummer eins für Hilfe rund um Beziehungsthemen. Er schreibt einen wöchentlichen Newsletter und ist der Gastgeber des Podcasts Love Life With Matthew Hussey. Hussey bietet den Mitgliedern seiner privaten Community auf LoveLifeClub.com ein monatliches Coaching an. In den letzten 15 Jahren hat sein bewährter Ansatz Millionen von Menschen durch authentische, aufschlussreiche und praktische Ratschläge inspiriert, die es ihnen nicht nur ermöglichen, die Liebe zu finden, sondern sich auch selbstsicher zu fühlen und ihr Glück selbst in die Hand zu nehmen. Matthew Hussey lebt in Los Angeles.

MATTHEW HUSSEY

LOVE

LIFE

Warum du höhere Ansprüche haben darfst und andere Erkenntnisse auf dem Weg zum Partner fürs Leben

Aus dem Englischen von Christine Heinzius

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2024 unter dem Titel »Love Life« bei HarperCollins Publishers, New York.

Alle Ratschläge in diesem Buch wurden vom Autor und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors beziehungsweise des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.

Wir haben uns bemüht, alle Rechteinhaber ausfindig zu machen, verlagsüblich zu nennen und zu honorieren. Sollte uns dies im Einzelfall aufgrund der schlechten Quellenlage bedauerlicherweise einmal nicht möglich gewesen sein, werden wir begründete Ansprüche selbstverständlich erfüllen.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Deutsche Erstausgabe Juni 2025

Copyright © 2024 der Originalausgabe: 320 Media LLC

Copyright © 2025 der deutschsprachigen Ausgabe: Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Redaktion: Andrea Kalbe

Umschlag: Uno Werbeagentur, München, nach einem Design von Bonni Leon-Berman

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN 978-3-641-32874-0V003

www.goldmann-verlag.de

Für Audrey Hussey, die Frau im Aufzug.

Für Mum, um die Flamme weiterzutragen.

Und für alle, die nicht nur Liebe suchen, sondern auch mutig genug sind, sie zu geben.

Das ist für euch.

Inhalt

Einleitung: Karma Is A Bitch

LOVELIFE

1 Single sein ist hart

2 Wie man Liebesgeschichten erzählt

3 Den Instinkt umschulen

4 Vorsicht vor Vermeidern

5 Schließ dich keiner Zweiersekte an

6 Red Flags

7 Schwierige Gespräche führen

8 Aufmerksamkeit ist nicht gleich Absicht

9 Nie zufrieden

10 Das Gehirn umprogrammieren

11 Die Kinderfrage

12 Wie man jemanden verlässt, den man scheinbar nicht verlassen kann

13 Identitätsvertrauen

14 Eine Trennung überleben

15 Kernvertrauen

16 Glücklich genug

Danksagung

Ressourcen für deine Love-Life-Reise

Sieh mich live

Einleitung

Karma Is A Bitch

Zeit für eine Beichte. Den Großteil meines Lebens war ich wirklich ein schrecklicher Dating-Partner. Ich war vielleicht ein effizienter Coach und Redner, aber ich war eben auch ein Mann in seinen Zwanzigern, in der surrealen Lage, Kommentare wie diesen unter meinen Videos zu lesen: »Er wäre das perfekte Date.« Viele gingen davon aus, dass jemand mit meiner emotionalen Intelligenz auch im direkten Kontakt wunderbar sein muss.

Sie lagen falsch.

Ich kann mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass ich beim besten Willen niemals ein perfektes Date war. Ich hatte zwar genug Selbsterkenntnis, dass mich diese Kommentare verlegen machten, aber in meinen Zwanzigern – und ich muss sagen, sogar noch Anfang dreißig – hatte ich keinen blassen Schimmer, dass eigentlich das Gegenteil stimmte.

Von dem Augenblick an, in dem ich meine Karriere als professioneller Dating-Coach begann und als Neunzehnjähriger Frauen Ratschläge gab, musste ich als Partner versagen. Das ist vielleicht das Schicksal von Coaches, Therapeutinnen und Beratern jeglicher Art, wenn sie bereits Weisheiten verkünden, bevor sie selbst erleuchtet wurden – also von uns allen. Vielleicht außer Eckhart Tolle … dessen Erleuchtung scheint ziemlich echt. Der ganze Rest liegt öfter falsch, als wir zugeben wollen. Und der große Witz dabei ist, sobald wir anfangen, selbstgerecht über irgendwas zu schimpfen, wird uns das Leben exakt darüber stolpern lassen.

Was genau hat mich denn nun zu so einem schrecklichen Date gemacht?

Ich habe mehrere Leute gleichzeitig gedatet, ohne offen darüber zu reden. Meistens habe ich deswegen nicht gelogen. Ich habe es einfach nicht angesprochen, weil das für mich so leichter war. Manchmal habe ich auch gelogen – dann habe ich mir selbst eingeredet, es wäre richtig so, weil ich damit »die Gefühle meines Gegenübers schone« (ein lockeres Verhältnis zur Wahrheit, das ich inzwischen versucht habe zu korrigieren). Ich habe ab und zu Leute geghostet. Ich habe mit Frauen geschlafen und es dann im Sande verlaufen lassen, wobei ich mir nie eingestanden, ja es nicht einmal wirklich bemerkt habe, dass ich Gefühle verletzt habe. Manchmal habe ich weiterhin die Aufmerksamkeit von Frauen gesucht, die mehr von mir wollten, obwohl ich, wäre ich ehrlich zu mir selbst gewesen, mich eigentlich schon gegen sie entschieden hatte. Ich habe das getan, weil sich die Aufmerksamkeit gut anfühlte und das Leben ohne einsam schien. In ruhigen Momenten, wenn ich mich hätte hinsetzen und meine Gefühle analysieren und an mir arbeiten sollen, habe ich einfach jemand Neuen angerufen.

Das ist einer der Gründe, warum meine Ratschläge so präzise sind. Wenn ich Frauen erzähle, wem sie aus dem Weg gehen sollten, dann ist das oft eine jüngere, rücksichtslosere Version von mir selbst.

Ich meine damit nicht, dass ich kein Gentleman war. War ich ritterlich? Absolut. War ich nett? Meistens schon, ja. Ich wollte alle gut behandeln. Ich verabscheute die Vorstellung, jemals jemanden zu verletzen. Waren mir die Gefühle der anderen wichtig? Sehr. Aber am Ende waren mir meine wichtiger.

So locker, wie ich damals datete, verletzte ich automatisch Menschen. Und doch habe ich den meisten Schmerz nicht etwa dann verursacht, wenn keine Beziehung daraus entstand, sondern genau dann, wenn es zu einer kam.

Warum? Obwohl ich dachte, ich wäre bereit, war ich es nicht. Ich war nicht für ein echtes Commitment oder irgendeine Art von Kompromiss bereit, geschweige denn für irgendwelche Zukunftspläne. Beziehungen erschienen mir immer noch negativ, wie eine Art Opfer. Aber ich war bereit, mich zu verlieben. Doch wie ich später lernte, ist das nicht dasselbe wie Bereitschaft für eine Beziehung.

Nicht dass ich mir dessen bewusst gewesen wäre. Hätte man mich damals gefragt, hätte ich ganz aufrichtig behauptet, dass ich ein toller Typ für eine Beziehung sei. Ich hatte tiefe Gefühle, ich habe intensiv geliebt, habe viel in die Beziehung investiert, ich war respektvoll, achtete auf die Bedürfnisse meiner Partnerin und konnte gut reden. All das machte aus mir wahrscheinlich den gefährlichsten Typ Mann, der schlecht für einen ist: denjenigen, bei dem man es nicht erwartet. Bei einem offensichtlichen Idioten weiß man wenigstens, worauf man sich einlässt. Man geht vielleicht trotzdem mit ihm nach Hause, weil es aufregend und eine gute Story ist, aber man erwartet definitiv keine gemeinsame Zukunft.

Wie so viele, die glauben, sie wären in ihren Zwanzigern ganz harmlos, dachte auch ich, mein Job sei es, mich in jemanden zu verlieben, und los geht’s. Aber das ist keine Beziehung. Das ist eine Karussellfahrt. Die ist für unser Vergnügen da. Wenn die Fahrt keinen Spaß mehr macht, steigt man aus. Dieses »Du musst so und so groß sein«-Schild vor Achterbahnen kennst du sicher – für eine ernsthafte Beziehung müsste man sehr, sehr viel größer sein.

RÜCKBLICK: ICHBINVIERUNDZWANZIG und glaube bereits, alles zu wissen, oder will jedenfalls, dass die Welt das glaubt.

Ich stehe vor dem Beverly-Hills-Schild mit einem Vertrag für mein erstes Buch, Get the Guy, in der Tasche, dazu Millionen YouTube-Klicks und einer brandneuen NBC-Show zur Hauptsendezeit namens Ready for Love.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits seit sechs Jahren Leuten in allen Dating-Phasen geholfen, hatte Tausende persönlich gecoacht, auf der Bühne und in privaten Sitzungen, in kleinen Gruppen und großen, bei jedem Schritt von der ersten Anziehung bis zum gebrochenen Herzen.

Aber all das war in London geschehen, und das hier war Los Angeles, mein neues Zuhause für die nächsten drei Monate, in denen gedreht wurde. Ich war aufgeregt, ich war zuversichtlich. Ich wollte dazugehören. Hier in Beverly Gardens Park, zu neu in der Stadt, um zu wissen oder mich darum zu scheren, was für ein Klischee ich abgab, filmte ich mein erstes YouTube-Video auf amerikanischem Boden: »Drei Tipps, um über Liebeskummer hinwegzukommen.«

Während ich meine unbezahlbaren Tipps ablieferte, stand die ganze Zeit ein älterer Mann an der Seite. Er mischte sich nicht ein, aber es fiel mir schwer, vor ihm als Publikum nicht unsicher zu werden. Es ist schon ein kurioses Phänomen, keine Probleme damit zu haben, ein Video hochzuladen, das von Hunderttausenden oder gar Millionen gesehen wird, und gleichzeitig schüchtern zu sein, weil ein Einzelner mir bei der Aufnahme zusieht. Ihn schien mein Guerillafilmdreh an einem sonnigen Tag zu amüsieren, und als wir danach zusammenpackten, kam dieser Fremde auf mich zu und sagte: »Ihnen ist noch nie das Herz gebrochen worden, oder?« Er sagte es nicht aggressiv, aber sein Tonfall war eindeutig. Es war der von jemandem, der schon lange genug auf dieser Welt ist, um vom Leben umgehauen worden zu sein – vielleicht ein paarmal, vielleicht sehr oft –, und der mit jemandem spricht, der es einfach nicht begreift (oder genauer gesagt, der es noch nicht begriffen hat).

Ich fühlte mich bevormundet und war genervt. Wer war dieser Typ überhaupt? Ich habe dich nicht darum gebeten, mir zuzusehen, dachte ich. Und jetzt urteilst du über mich? Doch obwohl ich es nicht zugeben wollte, hatte er einen Nerv getroffen. Es war nicht so, dass die »Tipps«, die ich gab, unvernünftig waren. Das waren sie nicht. Eigentlich ist es überraschend, dass viele der Ratschläge, die ich mit zweiundzwanzig, dreiundzwanzig oder vierundzwanzig gab, wirklich korrekt waren – nicht alle, aber viele. Aber auf einer tieferen Ebene, wie dieser Mann sofort erkannt hatte, passte mir der Schuh nicht.

Jemand Älteres, der schon echten Liebeskummer erlebt hat, hätte gewusst, dass fröhliche »Tipps« für jemanden, der gerade in der Liebeskummerhölle steckt, wirklich das Falsche sind.

Ich bin meinem ersten amerikanischen Kritiker nie wieder begegnet, aber wäre das der Fall, würde ich ihm erzählen, dass ich dieses Loch in meinem Lebenslauf inzwischen geschlossen habe. Meine Version dieser prägenden Erfahrung war ein einziges Klischee. Ich habe exakt die Fehler gemacht, von denen ich allen immer erzählt habe, sie sollten sie vermeiden: Ich habe mein Leben verändert, um es ihrem anzupassen. Ich habe Warnzeichen ignoriert. Ich habe so getan, als wollte ich Dinge, die ich gar nicht wollte, nur um mit ihr zusammen zu sein. Mein Selbstwertgefühl beruhte darauf, dass wir zusammen waren, sodass ich meine Karriere hintangestellt und meine tieferen Bedürfnisse übersehen habe. Ich fühlte mich über Monate elend und grübelte über das Verliebtsein, anstatt es einfach zu genießen. Kurz gesagt, ich war vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben nicht in meiner Lieblingsposition: dem Fahrersitz.

Ich habe mir schon immer begeistert Notizen gemacht. Was mich am meisten beschäftigt, landet in meinen Tagebüchern, meinem Handy oder dort, wo ich unterwegs meine Gedanken gerade notieren kann. Aber es sind nicht lauter »Liebes Tagebuch«-Einträge. Meine Tagebücher stecken voller Dinge, die ich mir sage, um über den Tag zu kommen. Daher entsteht beim Lesen dieser Bücher ein ziemlich genaues Bild von dem, was ich gerade verarbeitet habe. Wenn ich mir heute anschaue, was ich während dieser Beziehung aufgeschrieben habe, dann ist das Gruseligste daran nicht die spürbare Angst, die ich vertreiben wollte, sondern die »aufmunternden« Notizen, mit denen ich versucht habe, mich zum Bleiben zu überreden.

Ich brauche sie nur zu überfliegen, um auf solche sanften und liebevollen Selbstgespräche zu treffen: »Wenn irgendwer damit klarkommt, dann ich.« »Das ist ein Kämpfertraining. Wenn ich damit umgehen kann, kann ich mit allem umgehen.« »Wünsch dir kein einfacheres Leben. Arbeite daran, stärker, resilienter zu werden. Das ist eine riesige Chance für dich, daran zu wachsen.«

Wenn man das so liest, könnte man glauben, ich hätte mir mitten in einem Navy-SEAL-Training Mut machen wollen. Nur dass ich über meine Beziehung schrieb. So unglücklich war ich. Es trifft mich, wie wenig Mitgefühl ich mit mir selbst hatte und wie gefährlich meine Entschlossenheit und meine Schmerztoleranz sein können, wenn sie auf das falsche Ziel gerichtet sind – in diesem Fall Märtyrer in einer Beziehung zu spielen, in der meine grundlegenden Bedürfnisse nicht befriedigt wurden.

Diese Notizen waren nicht einmal schwer zu finden. Es gibt eine Menge, und viele sind zu peinlich, um sie in dieses Buch aufzunehmen. Einige besonders traurige Zeilen fand ich auf einer beruflichen To-do-Liste: »Meine Erwartungen ziehen mich gerade runter. Vorher habe ich es einfach nur zu schätzen gewusst, aber dann bin ich von Dankbarkeit zu Erwartung gewechselt.«

Das ist die beunruhigende Rechtfertigung für meinen damals gut trainierten Masochismus: Mein Problem ist nicht, dass meine Bedürfnisse nicht erfüllt werden, mein Problem ist, dass ich Bedürfnisse habe. Ich muss einfach nur dankbar dafür sein, diese Person zu haben, anstatt irgendetwas von ihr zu erwarten. Vergiss den Wunsch, dich sicher und geliebt zu fühlen. Du hast schon Glück, dass du überhaupt da bist!

Nach dem ersten Liebeskummer war vollkommen klar, dass das die falsche Beziehung für mich gewesen war. Wenn ich diese Notizen lese, tut mir der Matthew in dieser Beziehung immer noch leid. Trotzdem bin ich dankbar für diese Tagebücher. Sie erinnern mich daran, wie erschreckend viel Energie man in die falsche Richtung investieren kann.

Wenn ich also empfehle, ein Verhalten, das einen unglücklich macht, neu zu bewerten, dann glaub nicht, dass ich mich auf eine Art Podest stelle. Ich bin in dieselbe Falle getappt. Und gib nichts auf die Leute in deinem Leben, die wegen deiner Taten die Augen verdrehen. Glaub mir, höchstwahrscheinlich haben sie ebenfalls so einigen verrückten Mist gebaut.

Wenn unsere Art des Verrücktseins uns auf den falschen Weg führt, aber auch wenn wir alles richtig machen und uns trotzdem jemand verletzt, hilft es, ein Zuhause zu haben, in das man sich zurückziehen kann: einen Ort der Liebe, Wahrheit und Erholung. Als es mir richtig schlecht ging, war mein sicherer Hafen bei meinen Eltern, meinen Brüdern, meinem Boxtrainer und meinen engsten Freunden. Ich hatte das Glück, damals auf all ihre Erfahrungen und ihre Weisheit zurückgreifen zu können. Und doch, trotz all dieser liebenden Menschen in meinem Leben, die mir ihre Positivität und Lösungen anboten, glaube ich immer noch, dass eines der wirksamsten Gegenmittel gegen den Schmerz noch mehr Schmerz ist. Nicht mehr eigener Schmerz, sondern der Schmerz der anderen – das Bedürfnis, sich mit anderen Menschen, die dasselbe durchmachen, auszutauschen.

In meinen dunkelsten Momenten hat es immer einen ganz besonderen Ort gegeben, an dem ich diese Art von Gemeinschaft gefunden habe. Einen Ort, an den ich immer gehen konnte, um mich weniger einsam und mehr wie die beste Version von mir selbst zu fühlen, einen Ort, an dem meine Sorgen verschwanden. Dieser Ort war für mich die Bühne – oder auch Sitzungen –, wo ich Menschen zugehört, ihre Probleme besprochen und Pläne geschmiedet habe, wie sie mit ihren aktuellen Problemen umgehen konnten. Wenn wir dann ein bisschen mehr Luft und unsere Perspektive erweitert hatten, habe ich ihnen geholfen, das nötige Selbstvertrauen zu finden. In fast jedem Fall konnte ich sie daran erinnern, dass sie eigentlich bereits über dieses Selbstvertrauen verfügten. Diese Gemeinschaft war immer schon einer der schönsten Aspekte meiner Karriere, und sie hat mir erlaubt, dem Schmerz anderer Raum zu geben.

Stell mich bei einer Konferenz von Atomphysikern auf die Bühne und ich fange an zu schwitzen. (Gibt es vielleicht Atomphysiker mit Liebeskummer? Wenn ja, dann kann ich helfen.) Aber stell mich vor lauter verletzte Menschen und ich fühle mich wie zu Hause.

Auf der letzten Love-Life-Tour, bevor das Land in den Lockdown ging und es zwei Jahre lang keine Events mehr gab, stand ich auf der Bühne, mitten im Fragen-und-Antwort-Teil des Abends, und entdeckte hinten im Raum einen Mann, der seine Hand hob. Dazu muss ich sagen, dass in früheren Jahren nicht viele Männer zu meinen Veranstaltungen kamen. Wenn einer da war, noch dazu ein stämmiger, raubeiniger Texaner, dann fiel er auf.

»Wie heißt du?«

»Roy«, antwortete er.

Roy sah auf eine wettergegerbte Art gut aus und wirkte auf den ersten Blick nicht sonderlich ergriffen. Aber es braucht schon Mut, um aufzustehen und die eigene Verletzung oder Sorge oder Verwirrung auszusprechen, daher fragte ich …

»Hi, Roy, wie geht’s?«

»Gut, Matthew, danke. Meine Ex hat viel von dir gesprochen, daher dachte ich, ich komme mal her, um zu sehen, was dahintersteckt.« Das brachte den ganzen Raum zum Lachen und ihm einen spontanen Applaus, woraufhin Roy sich sichtlich entspannte.

»Danke, dass du hier bist.«

»Ja, mir hat zwar alles gefallen, was du gesagt hast, aber ich bin ein Mann.« Roy sprach das letzte Wort etwas tiefer aus. »Deswegen versuche ich, herauszufinden, was ich aus der männlichen Perspektive davon mitnehmen kann.« Er redete langsam, nicht vor Nervosität, sondern anscheinend vor Ergriffenheit. »Ich bin sehr … Ich denke, ›zurückhaltend‹ trifft es. Und ich beschäftige mich so intensiv mit meiner Verletzung, weil … es menschlich ist. Aber ich habe ein Problem.« Er öffnete sich jetzt ganz. »Meine Ex hat schnell weitergemacht. Und das tut weh, Mann. Wir waren fünf, sechs Jahre zusammen, und wenn sie dann schnell den Nächsten hat, dann fühlt sich das an, als wäre man nicht gut genug. Und ich will einfach wissen, wie ich meine Perspektive ändern und alles loslassen kann. Denn das muss ich tun. Ich muss es loslassen, sonst bin ich für den Rest meines Lebens unglücklich.«

Am Ende seiner Frage applaudierte der Raum wegen Roys Aufrichtigkeit. Dann herrschte lange Stille, während ich überlegte, wie sehr ich das, was Roy gesagt hatte, nachvollziehen konnte, nicht nur das über den Liebeskummer, sondern die schwindelerregende Fassungslosigkeit, wenn jemand, den man nicht aufgeben möchte, in erschreckendem Tempo weitermacht. Die Stille wurde von jemandem aus einem anderen Teil des Publikums gebrochen: »Hier sind zwanzig Frauen, die dir gern ihre Nummer geben möchten!« Der gesamte Raum – inklusive Roy – lachte.

»Roy, du erlebst gerade eine enorme Verletzung. Wann ist das passiert? Seit wann hat sie einen Neuen?«

Er sagte, dass es erst ein paar Monate her sei.

»Also«, sagte ich, »es war unglaublich schmerzhaft. Ein Teil des Schmerzes liegt darin begründet, dass du dir irgendwie immer noch einredest, sie wäre die Richtige gewesen. Und dass deine ›Richtige‹ jetzt mit jemand anderem zusammen ist. Nun, ich glaube das nicht. Ich glaube, dass man nur dann von der Richtigen sprechen kann, wenn zwei Menschen sich jeweils füreinander entscheiden. Egal, wie sehr man jemanden liebt und wie unglaublich derjenige auch sein mag, wenn diese Person sich nicht für dich entscheidet, kann es nicht die wahre Traumbeziehung sein.

Du trauerst, weil du glaubst, du hättest die Person verloren, mit der du eigentlich zusammen sein solltest. Aber ich kann dir versprechen, so ist es nicht. Denn wenn diejenige sich nicht für dich entscheidet, dann ist sie nicht diejenige, mit der du zusammen sein sollst. Du kannst enttäuscht sein, weil sie nicht die Richtige war, aber du kannst nicht trauern, als wäre sie es gewesen, denn das war sie nicht. Es dauert eine Weile, eine Enttäuschung zu verarbeiten, aber es ist viel leichter, über eine Enttäuschung hinwegzukommen als über die Vorstellung, dass man die Liebe seines Lebens verloren hat. Das hast du nicht. Die kommt erst noch. Etwas Besseres wird kommen, das verspreche ich dir, Bro.«

Ich möchte gern das, was ich zu Roy gesagt habe, wiederholen, für den Fall, dass du auch Schwierigkeiten hast, jemanden hinter dir zu lassen, der sich nicht für dich entschieden hat:

Es ist okay, enttäuscht zu sein, weil jemand nicht der richtige Mensch war. Aber trauere nicht, als wäre er es gewesen. Wenn er sich nicht für dich entschieden hat, dann war er es nicht.

Und wo wir gerade dabei sind, am Ende des Buchs sollte dein Selbstvertrauen so groß sein, dass die Tatsache, dass sich jemand nicht für dich entscheidet, das Unattraktivste überhaupt ist. Das eigentliche Problem ist, und vielleicht befindest du dich im Moment genau an diesem Punkt, dass man schnell seinen Selbstwert in Frage stellt, wenn sich jemand gegen einen entscheidet und deshalb das eigene Selbstvertrauen gerade nicht in Bestform ist.

Ich sagte weiter zu Roy:

»Dann ist da die Frage des Egos: Sie hat sich für jemand anderen entschieden, warum nicht für mich? Was hat er? Warum war ich nicht gut genug? Einer der besten Ratschläge, den ich jemals bekommen habe, lautet: Kill dein Ego. Ein Teil von dir muss sterben. Im Augenblick machst du gerade die Hölle durch. Es ist furchtbar. Jemand hat dir das Herz herausgerissen. Das ist die Hölle. Aber am Ende will ich die Version von dir, die durch die Hölle geht und lebendig wieder herauskommt und uns etwas zu sagen hat. Will ich die Version von Roy, die das nicht durchgemacht hat? Die ist langweilig. Den Roy will ich nicht. Ich will den erfahrenen Roy, den Roy mit Narben. Das, was in unserem Leben schiefläuft, macht uns viel stärker als das, was gut läuft. Alles, was du jetzt durchmachst, ist wie ein Eintopf, es verstärkt das Aroma. Es wird dich komplexer machen, mitfühlender. Es wird dich liebevoller machen, empathischer mit anderen Menschen. Es wird dir erlauben, dich mehr in deine nächste Beziehung einzubringen. Und es wird dich zu einer sehr starken Person machen. Und wenn du es einmal durchgemacht hast? Wovor solltest du dann noch Angst haben? Ich bin schon gestorben! Mir jagst du keine Angst mehr ein!«

Dir wird natürlich aufgefallen sein, dass ich, da ich das Ganze selbst durchgemacht hatte, Roys Liebeskummer nicht mit drei Tipps abgebügelt habe. Zum Glück für Roy war an dem Abend ein erfahrenerer, bescheidenerer Matthew am Start. Durch meine Verletzung ist mein Wert für jeden in diesem Raum, für Roy und alle in meinem Leben gestiegen. Ich bin für mein Publikum ein besserer Partner geworden, genau wie Roy jetzt die Chance hat, dasselbe für jene Person zu werden, die in der Zukunft auf ihn wartet.

Eine echte Beziehung verlangt von beiden Parteien Mut. Wir müssen verletzlich genug sein, damit wir gesehen werden können. Wir müssen den anderen voller Neugier und Weitsicht annehmen. Ihn wirklich sehen. Sein Ich vor der Kamera akzeptieren und sein Chaos hinter den Kulissen. Seine schlimmsten Ecken und Kanten großzügig akzeptieren und nicht verachten. Und man braucht genug Glauben und Stärke, um der anderen Person zu vertrauen, dass sie unseren dunklen Seiten denselben Spielraum lässt. Darüber hinaus braucht es zwei Menschen, die eine Vision haben, wohin ihre Beziehung führen soll, und sich täglich dafür einsetzen. Außergewöhnliche Beziehungen findet man nicht einfach. Man baut sie auf.

Auf den folgenden Seiten möchte ich die Lektionen und Geschichten teilen, die mein Leben verändert haben – und das Leben von Millionen Menschen, die meiner Arbeit folgen. Jeden Tag bemühe ich mich, bei meinen Auftritten in der Öffentlichkeit und privat ihr Vertrauen zu verdienen.

Wer sind diese Millionen überhaupt? Vor fünfzehn Jahren habe ich zwar mit Videos für heterosexuelle Frauen angefangen, doch auch wenn sie immer noch den größten Teil meines Publikums ausmachen, ist dieses heute diverser. Es gibt viel mehr Roys. Und Menschen aus der LGBTQ+-Community haben hier auch Hilfe gefunden. Liebe ist universell und fließt in alle Richtungen. Meine Ratschläge basieren auf der menschlichen Natur. Ich bin allen dankbar, die über meine begrenzte Anzahl von Pronomen in den Einleitungen zu meinen Videos hinweggesehen haben, obwohl sie sich dadurch eventuell nicht berücksichtigt gefühlt haben. Egal, auf welches Pronomen du in diesem Buch triffst, fühle dich bitte angesprochen. Einerlei, welchem Gender oder welcher sexuellen Orientierung sich die Menschen in diesem Buch zugehörig fühlen, wir alle können dieselben Fehler machen, deswegen denke ich, dass du, wer auch immer du bist, dich irgendwo auf diesen Seiten wiederfindest und dich gesehen fühlst, egal, wen und wie du liebst oder wie du dich identifizierst.

Ich lerne immer noch, um bei den Konzepten, die ich in diesem Buch vorstelle, selbst besser zu werden, aber ich habe schon ziemlich große Fortschritte gegenüber früher gemacht. Wir alle werden irgendwann einmal Rat für unser Liebesleben brauchen. Ich fand das Thema Daten und Beziehungen immer einen wunderbaren Einstieg. Er führt zu unseren Dämonen, unseren Unsicherheiten, unseren Traumata, unseren Hoffnungen und Träumen und unserem eventuellen Straucheln auch in anderen Lebensbereichen.

Meiner Erfahrung nach kann man nicht über Liebe reden, ohne über das Leben zu sprechen. Und man kann keine gute Beziehung zur Liebe haben, wenn man keine gute Beziehung zum Leben selbst hat. Für ein außergewöhnliches Liebesleben muss man auch eine Liebe fürs Leben kultivieren. Egal, wo du gerade stehst, ich lade dich auf den nächsten Seiten dazu ein, die Tools zu entdecken, die es für beides braucht.

LOVE LIFE

1

Single sein ist hart

Vor über fünfzehn Jahren habe ich damit begonnen, Dating-Tipps zu geben, vor allem in kleinen Männergruppen. Ein paar Frauen haben bemerkt, dass die Tipps funktionierten, und baten um eigene Sitzungen. Als dann mehr Frauen als Männer kamen, hatte ich manchmal Anfälle eines schlechten Gewissens: Wer bin ich denn, dass ich Ratschläge gebe, was eine Frau tun oder fühlen soll? Was weiß ich denn schon darüber, wie es ist, eine Frau zu sein? Aber diese Anfälle entstanden fast immer aus der luxuriösen Perspektive des Rückblicks, nach einer Sitzung, wenn ich alles noch mal durchging, oder nachdem ich angefangen hatte, die Events aufzuzeichnen, wenn ich sie mir noch mal anhören oder ansehen konnte. Sie ereilten mich nie in dem betreffenden Moment, auf der Bühne, wenn eine Frau mir etwas über eine Lebenskrise erzählte und auf Erleichterung, Erkenntnisse oder irgendeinen Plan wartete. In dieser Situation kann ich nur auf meine Erfahrung vertrauen und mich bemühen, alles weiterzugeben, was ich durch das Beantworten ähnlicher Fragen gelernt habe.

Inzwischen habe ich wirklich Tausende Stunden in solchen Situationen verbracht. Es ist egal, wer der- oder diejenige ist, welchen Hintergrund sie haben oder wie sie sich identifizieren … die richtige Antwort ist die, die ihnen aus den aktuellen Schwierigkeiten heraushilft und sie hoffentlich in Richtung einer Langzeitstrategie bringt. In diesem Buch stecken die Antworten, zu denen ich immer und immer wieder zurückkehre. Ich ziehe praktische Ratschläge blassem positivem Denken vor. Ich möchte, dass die Leute wissen, dass es konkrete Schritte gibt, die sie umsetzen können, Dinge, die sie tun können, und andere, die sie nicht mehr tun sollten.

Etwas, was mir einen Hauch von Verständnis für die Art von ständigem Druck, dem Frauen durch ihre Familien und verheirateten Freunde ausgesetzt sein können – manchmal muss es sich so anfühlen, als käme er von allen Seiten –, vermittelt hat, ist der Druck, den ich verspüre, weil ich als Mann über Dating und Beziehungen spreche. Wenn mich ein Journalist oder jemand im Publikum fragte, ob ich Single sei, fühlte ich immer eine Mischung aus Langeweile, weil mir diese Frage zum tausendsten Mal gestellt wurde, und Frustration, weil sie eine Farce ist. Wenn ich antwortete, dass ich eine Beziehung hätte, sagten sie »Oh, toll« und machten weiter. Wenn ich sagte, dass ich Single sei, erwiderten sie: »Wie das? Du bist doch schließlich der Beziehungstyp.«

Darf ich zugeben, dass mich das belastet hat? Nicht jedes Mal, aber immer öfter, wenn man mir diese Frage stellte, begann ich, an mir zu zweifeln, sodass es unmöglich erschien, zuzulassen, dass dieser Teil meines Lebens sich ganz organisch von allein entwickelte. Ich rutschte in genau die Situation, vor der ich immer warne: Ich setzte mich so sehr unter Druck, jemand Besonderes kennenzulernen, dass ich ständig gegen schlechte Entscheidungen ankämpfen musste, und all das nur, weil ich einen Haken hinter das Thema Beziehung setzen wollte – ich musste mir ins Gedächtnis rufen, dass das doch zunächst mal gar nicht wichtig war.

Lass mich die Frage ein für alle Mal beantworten. Als Erstes bin ich nicht der »Beziehungstyp«. Mir ist nicht wichtig, dass jemand eine Beziehung hat, sondern dass sie oder er glücklich ist, egal, wie der aktuelle Status ist. Ich habe niemals gepredigt, dass Leute in einer Beziehung sein sollen, ich habe ihnen nur dabei geholfen, eine zu finden, wenn sie das wollten. Zweitens glaube ich nicht, dass das Führen einer Beziehung meine größte Qualifikation ist. Per Zufall habe ich mich verlobt, während ich dieses Kapitel schrieb, was für mich ein Glück ist, aber keine Auszeichnung. Einfach nur eine Beziehung zu führen, macht weder aus mir noch irgendjemandem sonst einen erfolgreichen Menschen – für viele Menschen, die ich gecoacht habe, war das Beenden ihrer Beziehung ein Erfolg. Und wir alle kennen mindestens ein Paar, das nach außen perfekt und glücklich wirkt, aber hinter den Kulissen kurz vor dem Ende steht.

Hier eine ganz ehrliche Liste:

Falls du durch meine Arbeit die Liebe findest, bin ich glücklich.Falls du durch meine Arbeit mit jemandem Schluss machst, mit dem du eigentlich nicht zusammen sein solltest, und wieder Single bist, dann bin ich ganz genauso glücklich.Und falls du nach der Lektüre dieses Buchs beschließt, dass du es mit einer Beziehung gar nicht so eilig hast, weil du dein Leben und dich selbst liebst, und nicht versuchst, jemanden zu finden, um ein Loch zu füllen, dann ist das der Jackpot.

Nichts davon macht es leicht, Single zu sein. Selbst wenn wir den äußeren Druck, jemanden finden zu müssen, abschütteln, müssen wir immer noch mit unseren eigenen Gefühlen, dem Bedürfnis, sich zu binden, klarkommen. In den fünfzehn Jahren, in denen ich Coach bin, habe ich mit unzähligen Frauen gearbeitet, die das Gefühl hatten, dass ihr Daten nirgendwohin führt. Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit folgen auf Ablehnung und Herzschmerz, bis man denkt, der alte Spruch, dass jeder Topf seinen Deckel findet, gelte für alle, nur nicht für einen selbst. Dating erscheint sinnlos, weil es ohnehin nie funkt, und wenn doch, dann verarscht der andere dich oder will etwas anderes. Man sagt sich: »Vielleicht sollte ich mich einfach damit abfinden, dass ich nie jemanden finden werde.« Dann finden all deine Freunde und Bekannten Partnerinnen und Partner und verschwinden aus deinem Leben, und aus dieser Enttäuschung wird die Überzeugung: Da ich als Einzige noch allein bin, stimmt etwas nicht mit mir.

Diese Gedanken werden mit jeder misslungenen Verbindung lauter. Und auch wenn wir uns bemühen, positiv zu bleiben, tragen wir tief in uns die hartnäckige Angst, dass die Welt sich vielleicht einfach zu sehr verändert hat. Vielleicht gibt es gar keine echten Beziehungen mehr. Oder, noch schlimmer, vielleicht gibt es sie nicht für mich.

Es kann deprimierend sein, wenn eine Beziehung, in die wir Monate oder Jahre investiert haben, endet und wir wieder am Anfang stehen. Es gibt eben kein Konto, auf dem wir Vermögen für unser Liebesleben aufbauen. Wenn jemand geht, dann beginnen wir mit jemand Neuem wieder von vorn, die Beziehungsuhr ist auf null gestellt. Aber weder unser Leben noch unseren Körper können wir wieder auf null stellen. Diese Uhren laufen immer weiter. Wäre unser Liebesleben ein Brettspiel, wäre es nicht Monopoly, bei dem man Häuser und Hotels erwirbt. Es wäre das Leiterspiel. Jede neue Beziehung eine Leiter, die man erklimmen muss, jedes Ende eine Rutsche, die uns wieder in dieselbe alte Einsamkeit stürzt, in der wir vorher waren. Aber das ist nicht unbedingt schlecht. Wir können von Neuem beginnen!

Wenn uns das Gefühl überfällt, übrig zu bleiben, während all unsere Freunde einen Partner haben, dann ist es sinnvoll, sich daran zu erinnern, dass jede und jeder jederzeit wieder Single werden kann. Langjährige Paare trennen sich. Ist es für sie nach zwanzig Jahren Ehe oder Partnerschaft schlimmer als für jemanden nach seinem sechsten (oder sechzehnten) Liebeskummer? Darauf gibt es nicht die eine Antwort. Manche Leute empfinden eine Trennung als Errungenschaft und sind froh über ihre neue Unabhängigkeit. Andere fühlen sich ohne die Geborgenheit oder die Freundschaften oder Sicherheit ihres gerade zu Ende gegangenen Lebens vollkommen verlassen.

Aber egal, in welcher Situation du dich gerade befindest – datend, verlassen, geschieden, trotzig –, jeder muss mit dem Gefühl umgehen, Single zu sein. Verglichen mit dem Trauma des Liebeskummers oder dem Weltuntergang einer Scheidung können die alltäglichen Herausforderungen eines Singlelebens frustrierend unklar sein. Wie geht man ein Problem an, wenn das Problem eine Leerstelle im Herzen des Lebens ist? Aber es kann wehtun, niemanden zu haben, und wenn man mal all die kleinen Schmerzen zusammenzählt, dann wird daraus eine chronische Krankheit. An Tagen, an denen man viel zu tun hat und zuversichtlich oder wenigstens angenehm mit dem Leben beschäftigt ist, lässt sich der Stress gut aushalten. An anderen Tagen kann es sich anfühlen wie ein stetiger Kampf mit einem Gegner, den nur du sehen kannst. Manchmal trifft einen der Schmerz, Single zu sein, an den allerbesten Tagen, wenn man gerade etwas besonders Tolles erlebt hat, und genau dieses außergewöhnliche Glück erinnert einen daran, dass man es mit niemandem teilen kann, dass niemand dabei ist, wenn man etwas tut, das einen begeistert, dass niemand in der Nähe ist, wenn man alles einfach nur still genießen möchte.

Manche Leute empfinden dieses Fehlen eines anderen als einen echten Verlust, als wäre jedes Jahr, in dem man allein ist, ein verlorenes Jahr mit der Person, die man noch nicht getroffen hat. Diese Vorstellung eines genau vorherbestimmten Partners ist gefährlich nah an etwas, das im nächsten Kapitel widerlegt wird. Aber das Verlustgefühl gehört zum Leben. Der Autor Christopher Hitchens sagte: »Eine melancholische Lektion in fortgeschrittenem Alter ist, dass einem klar wird, dass man keine alten Freundschaften schließen kann.« Das gilt auch für Beziehungen: Man kann nie zurückgehen und die Highschool-Liebe heiraten, die man nie gehabt hat. Und manche Leute, besonders solche, die sich mit verheirateten Freundinnen und Freunden vergleichen, leiden darunter. Wenn ein alter Freund seit zehn Jahren mit seiner Partnerin zusammen ist, dann denkt man leicht: Selbst wenn ich heute jemanden träfe, dann fehlten mir mit ihm oder ihr immer diese zehn gemeinsamen Jahre.

Ich glaube, es gibt Grund zur Hoffnung. Wenn wir älter werden und genauer wissen, was wir mögen und welche Art von Menschen uns anziehen, stellen wir schneller eine Verbindung mit unserem Gegenüber her. Damit meine ich nicht, dass wir durch eine Checkliste voller Red Flags rasen, die auf all unseren früheren Dating-Katastrophen basiert, wobei man die natürlich auch nicht ignorieren darf. Aber manchmal trifft man später im Leben Menschen, zu denen man sofort eine seelische Verbindung hat. Normalerweise reagiere ich auf diese Art Sprache allergisch, aber das ist eigentlich gar nicht esoterisch. Ihr wart beide auf eurem eigenen Weg und wisst, wie einen das Leben bescheiden werden lässt, und nach all diesen Erfahrungen könnt ihr die wunden Punkte bei anderen besser erkennen und anerkennen.

Ob wir nun viele Kilometer von unserem Elternhaus entfernt leben oder direkt um die Ecke, wir gehen hinaus in die Welt in der Hoffnung, jemand anderes zu werden. Und irgendwann trifft man auf jemanden, der einen genau daran erinnert. Auch wenn er von einem völlig anderen Ort kam, trieb ihn dasselbe an. Menschen werden so oft über die Dinge definiert, die sie wollen, ihren Antrieb und alles, was sie erreichen möchten, aber wir werden auch durch die Dinge geprägt, die wir ablehnen, zu denen wir Nein sagen, um zu unserem Ziel zu gelangen. Man muss schon viel erlebt haben, um die Dinge zu erkennen, die man nicht akzeptieren kann. Und jedes Mal, wenn man so eines hinter sich lässt, entfernt man sich weiter von dem Menschen, der man war, und den Entscheidungen, die man früher getroffen hätte. Dann taucht jemand auf, der an denselben Punkt gelangt ist, und ihr erkennt im anderen die Entfernung, die ihr von zu Hause zurückgelegt habt. Das ist keine Magie. Oder wenn doch, dann eine, die dir mit neunzehn noch nicht zur Verfügung stand.

SINGLESEINISTHART, es kann sich wie ein chronischer Schmerz anfühlen. Ein Hauptzweck dieses Buchs ist, den Leserinnen und Lesern ein paar Werkzeuge an die Hand zu geben, die im Liebesleben sehr viel mehr Chancen eröffnen. Ein weiteres Ziel ist es, Menschen zu helfen, ein Gefühl für das Hier und Jetzt zu entwickeln und die Schönheit des Lebens zu genießen, während man für Chancen offen bleibt. Aber das kann knifflig werden. Manchmal wird aus dem »offen bleiben für Chancen« ein »hoffnungsvoll warten« oder ein »warten in dem Gefühl, dass es dein restliches Leben nicht wert ist, gelebt zu werden, bis das Eine, was heute garantiert nicht passiert (oder vielleicht nie), endlich geschieht«.

In der griechischen Mythologie hat Pandora einfach eine Büchse geöffnet, obwohl es ihr verboten war. Kaum dass sie sie geöffnet hatte – sie konnte nicht anders –, sah sie, dass sie alle möglichen Krankheiten und Übel enthielt, die von nun an die Menschen auf ewig quälten. Schnell bemerkte sie ihren Fehler – und wir ignorieren jetzt mal, dass dieser Mythos, genau wie die Geschichte von Eva, bloß eine Ausrede zu sein scheint, um alles, was in der Welt schiefläuft, einer Frau mit einer gesunden Neugier anzuhängen – und schloss hastig den Deckel, kurz bevor die Hoffnung entweichen konnte. Das ist ein interessantes Detail. Man könnte sich fragen: »Was ist verkehrt an der Hoffnung? Wieso soll Hoffnung genauso zerstörerisch und schädlich sein wie Krankheiten?«

Jahrelang habe ich an chronischem Schmerz gelitten. Die Diagnose lautete Tinnitus, ein Rauschen im Ohr, aber an vielen Tagen – eigentlich den meisten – wurde das Rauschen von jeder Art von extremem Kopfschmerz begleitet, die man sich vorstellen kann: Schmerz, Schwindel, ein Pochen in Kopf und Ohr. Über mehrere Jahre war ich völlig besessen davon, das zu heilen. Wenn du glaubst, ich hätte keine Hoffnung gehabt, liegst du völlig falsch. Ich habe praktisch jede Therapie, von der ich je gehört hatte, ausprobiert, und da ich in Kalifornien wohne, waren das viele. Ich bin zu einem Osteopathen gegangen, der meinen Hals und Rücken so lange knacksen ließ, bis es sich anfühlte, als würde er meinen Kopf vom Körper abtrennen. Ich habe etwas namens »sound bath therapy« gemacht, bei der ich in einem Zimmer saß, in dem jemand ein »Konzert für eine Person« auf Schalen gab und ein anderer ein Didgeridoo »in mein Herz hinein« spielte, wie er es nannte. Ich war bei einem Migränespezialisten, der mir Unmengen an Medikamenten verschrieb, für die ich mir monatlich eine Spritze setzen musste. Ich bin zu einem HNO-Arzt nach dem anderen gepilgert. Einer meinte, ich solle »Kaffee, Alkohol, Zucker, Salz und scharfes Essen« meiden, ein anderer meinte, der nächste Schritt seien Antidepressiva. Ich dachte, wenn ich tatsächlich auf alles verzichten würde, wozu sie mir rieten, bräuchte ich wirklich Antidepressiva.

Ich habe Yoga gemacht. Ich habe jeden Morgen Selleriesaft getrunken. Ich war bei einem Zahnarzt für eine 600 Dollar teure Knirschschiene. Ich war bei einem Akupunkteur, der mich im Ohr und am Kiefer massierte, wofür er seine Finger gleichzeitig in meinen Mund und mein Ohr steckte und mich dann von innen bearbeitete. Ich war bei einem chinesischen Akupunkteur, der mir eine komplizierte Kräuterteemischung verschrieb, die unglaublich eklig roch und schmeckte wie in heißem Wasser aufgelöster Schlamm. Das habe ich einen Monat durchgezogen, was praktisch die Definition des Sieges der Hoffnung über die Erfahrung darstellt.

Ich bin mitten in der Pandemie nach München geflogen, für eine Therapie, bei der mir eimerweise Blut abgenommen wurde (na ja, so fühlte es sich jedenfalls an), um es danach zu zentrifugieren und die antientzündlichen Proteine zu isolieren, die mir dann wieder in den Kiefer, den Nacken und meine Schultern gespritzt wurden, und zwar zwanzig Mal täglich, vier Tage lang. Das war kurz vor Weihnachten und eigentlich wollte ich einfach nur bei meiner Familie sein. Stattdessen war ich einer von einer Handvoll Gästen in einem riesigen Hotel, jeder von uns mit irgendeiner Krankheit. Wir wanderten wie Geister durch dieses leere Mausoleum eines Hotels. Ich habe eine obszöne Summe Geld ausgegeben, um mich einsam und elend zu fühlen, und alles, was dabei herauskam, war eine lebenslange Spritzenphobie.

Man könnte sagen, dass ich über Jahre von der Hoffnung gequält wurde. Jedes Mal, wenn ich von einer neuen Therapie hörte, lebte ich in Hoffnung. Voller Erleichterung, dass es das jetzt wäre, dass diese neue Behandlung endlich etwas bringen würde. Mein Nervensystem beruhigte sich, weil ich nicht mehr im Katastrophendenken gefangen war. Ich konnte mir vorstellen – ich konnte es fast fühlen –, dass Heilung möglich war, sie hatte jetzt sogar ein Datum: der Tag, an dem ich mit der Therapie beginnen würde. Ich sprach dann ganz aufgeregt, fast begeistert mit meinen Freunden über diese neue Wunderkur. Obwohl ich immer noch Schmerzen hatte, schien allein die Chance auf Heilung etwas mit meinem Gehirn anzustellen. Ich erzähle all das nur, um zu sagen, dass ich verstehe, in welcher Gemütsverfassung sich eine Person befindet, die Single ist und ihren Freundinnen und Freunden aufgeregt von dem Date erzählt, das tatsächlich ganz vielversprechend war. Ich verstehe es vollkommen. Sie sieht die Möglichkeit, dass der deprimierende Zustand, in dem sie sich gefühlt seit Ewigkeiten befindet, vielleicht zu Ende geht.

Ich ziehe den Vergleich zu chronischem Schmerz, weil die Forschung herausgefunden hat, dass chronischer Schmerz das Gehirn verändert – die Schmerzrezeptoren verändern sich und reagieren jetzt auf kleinste Reize, und das viel schneller als bei schmerzfreien Personen. Das bedeutet, dass man nun nicht mehr einfach nur den Schmerz behandeln kann, man muss das Gehirn neu »programmieren«. Aber selbst in diesem Zustand gab es immer einen kleinen Notausstieg: Jeden Morgen, direkt nach dem Aufwachen, bevor ich ganz aus meinem Traum aufgetaucht war und mich daran erinnerte, wer ich eigentlich war, erhaschte ich einen kleinen Eindruck, wie es wäre, schmerzfrei zu sein.

Jeder, der schon mal gereist ist, kennt diesen Moment: Man wacht auf und fragt sich: Wo bin ich noch mal? Austin? Singapur? Ist das das Hyatt am Flughafen oder das Haus meiner Freunde? Jedem, dem schon mal das Herz gebrochen wurde, kennt das Gefühl: Man bekommt zehn oder fünfzehn nicht elende Sekunden nach dem Aufwachen geschenkt, dann erst erinnert man sich wieder daran, wie man sich fühlt, eine kurze Atempause, bevor man die Schlagzeile des Tages sieht, dieselbe wie gestern, die den Liebeskummer anzeigt. Sobald man die sieht, sagt man sich: Okay, ich bin bereit für den Tag. Jetzt erinnere ich mich daran, wie miserabel ich mich fühle.

Im Laufe des Tages kann man mehrmals diese Atempausen haben. Manchmal war ich ganz in das vertieft, was ich gerade tat, und dann fragte mich jemand: »Wie geht es deinem Kopf heute?« Und dann musste ich zugeben: »Oh, stimmt, eigentlich nicht so gut. Aber in den zehn Minuten, bevor du mich danach gefragt hast, war es tatsächlich okay.« All die Leute, die mir sagten: »Vertrau mir, es wird wieder weggehen«, halfen mir nicht, denn diese nagende Hoffnung riss mich aus meinem Leben. Das Warten auf den Tag, an dem alles besser würde, machte es mir unmöglich, mein Leben, so wie es war, zu genießen. Es führte immer wieder zur Enttäuschung, weil es nicht besser wurde. 

Ich habe schließlich gelernt, meine Beziehung zum Schmerz, der von Tag zu Tag variierte, zu verändern. Ich notierte mir, was an einem Tag, wenn der Schmerz eine Sieben oder Acht war, anders war als an einem Tag mit einer Vier oder Fünf. Denn wenn man täglich mit Schmerzen zu kämpfen hat, dann machen diese Zahlen einen großen Unterschied. Solche Zahlen helfen auch bei den Schwierigkeiten des Singledaseins: Man kann eine Offenheit für Erlebnisse kultivieren, die andere Zahlen haben als üblich. Es ist wie dieser Moment nach dem Aufwachen: Je länger ich offen bleiben konnte, umso länger dauerte es, bis sich der Schmerz wieder einstellte.

Diese Art von Offenheit, über die wir in diesem Buch sprechen werden, erlaubt es, das eigene Leben aus der Perspektive eines sozialen Experiments zu betrachten. Gerätst du zum Beispiel normalerweise in Panik, wenn jemand, den du seit Kurzem datest, nicht mehr so schnell zurückschreibt wie zu Anfang? Denkst du dann vielleicht sofort, dass dir eine Enttäuschung bevorsteht, weil er dich weniger mag als du ihn? Vielleicht reicht das, um beim nächsten Treffen ganz kalt zu reagieren oder auch aggressiv. Doch wenn du eine andere Reaktion ausprobierst – und zugibst, dass du traurig warst, weil du gern etwas von ihm gehört hättest –, dann führt diese Verletzlichkeit, diese Ehrlichkeit, die du sonst nicht so zeigst, vielleicht zu einem guten Ergebnis.

Unter Umständen geschieht das auch nicht, und das ist okay, weil das Ergebnis nicht das Ziel ist. Jetzt hast du begonnen, die Bandbreite der möglichen Reaktionen zu erforschen, und damit einen anderen Gang eingelegt. Vielleicht ist man so eingefahren, dass man gar nicht mehr begreift, wie groß das Spektrum möglicher Erfahrungen tatsächlich ist. Aber wenn wir uns eine andere Art, zu denken, erlauben, dann ist das wie ein Ausbruch aus einem Gefängnis. So hilft Offenheit dabei, Ängste abzulegen, und nimmt damit den Dingen, vor denen du dich fürchtest, die Macht. Diese veränderte Einstellung – aus dem eigenen Leben ein soziales Experiment zu machen – kann zu unerwarteten Ergebnissen führen. Und selbst wenn sich die Ergebnisse nur wenig verbessern – zum Beispiel von sieben auf fünf auf der Schmerzskala –, dann zeigt das doch den Meißel auf, mit dem man sein Leben neu formen kann. Von außen betrachtet mag diese minimale Verhaltensänderung gar nicht bemerkenswert erscheinen. Aber von innen kann sie einen überwältigen. Dabei geht es gar nicht darum, dass man eine etwas andere Reaktion bekommt, sondern darum, dass eine andere Reaktion überhaupt möglich ist, dank Engagement und Offenheit. Und das kann eine große Erleichterung sein. Es ist ein Anzeichen dafür, dass du dein Hirn neu programmierst.

2

Wie man Liebesgeschichten erzählt

Eine Freundin von mir hat kürzlich ihre Beziehung beendet. Von Beginn an hatte sie Andeutungen gemacht, dass sie gern heiraten würde. Nach einer Weile ging sie einen Schritt weiter und sagte es geradeheraus. Immer noch kein Antrag, dann waren sie sieben Jahre zusammen und verbrachten einen romantischen Urlaub im mexikanischen Cabo. Es war die perfekte Umgebung, um endlich die Frage zu stellen, und was tat ihr Freund? Er verbrachte die kompletten zwei Wochen mit Schnorcheln und Sonnenbaden. Das war’s. Sie machte Schluss mit ihm. Nach sieben Jahren.

Einen Monat später überraschte sie ihren Freundeskreis mit einer neuen Beziehung. Die war schnell zu Ende. In den folgenden Monaten wiederholte sie das Schema: Sie traf innerhalb von Wochen einen neuen Mann, fing fast sofort an, sich bei ihren Freundinnen über ihn zu beschweren, und machte dann Schluss. Ihr Verhalten war verwirrend, nicht nur weil sie nahtlos von einer

Beziehung in die nächste sprang, sondern auch weil die Männer überhaupt nichts gemeinsam hatten. Es gab keinen Typ, kein Muster. Es waren einfach Männer, mit denen es nicht lief. Aber was sie alle gemeinsam hatten: Sie versorgten sie mit einer neuen Liebesgeschichte, die sie erzählen konnte. Sie war eine erfolgreiche Frau in leitender Stellung im New Yorker Bankwesen, aber mit ihr befreundet zu sein, war, als würde man bei einem Kate-Hudson- oder Drew-Barrymore-Film in der ersten Reihe sitzen.

Jeder Mann verschaffte ihr eine aufregende Hauptrolle in einer brandneuen Liebesgeschichte, eine, die sie ihren Freunden und sich selbst erzählen konnte. Auch wenn die oft mehr eine Tragikomödie war, fühlte sie sich dadurch mittendrin und nicht als Zuschauerin. Diese Art von Geschichten, auch wenn sie nicht nach Plan verlaufen, führen dazu, dass wir uns nicht allein auf der Welt fühlen. Wenn es uns wirklich schlecht geht, fühlt sich jede Geschichte besser an als gar keine.

Doch ihre Erzählungen von immer neuen pikanten Geschichten täuschten über eine schmerzhaftere Wahrheit hinweg: Oberflächlich konnten ihre Freunde ihr Verhalten zwar als Zwang abtun, Hauptdarstellerin und Produzentin ihrer eigenen Liebesgeschichten sein zu wollen, doch dem zugrunde lag eine tiefe Verzweiflung. Nachdem sie jahrelang als diejenige gegolten hatte, die am wahrscheinlichsten eine glückliche Ehe schließen würde, war sie plötzlich wieder an der Startlinie, während die eine oder andere Freundin sie mit einer erfolgreichen Beziehung überholt hatte. Ihre Suche nach einem Ersatz um jeden Preis zeigte eine der größten Paradoxien bei Liebesgeschichten: Manchmal ist der wichtigste Schritt hin zur eigenen Liebesgeschichte, dass man lernt, ohne eine glücklich zu sein, und dieser Schritt jagte ihr Angst ein.

LIEBESGESCHICHTEN, die mehr Spaß machen, weil sie so übertrieben, dramatisch oder unwahrscheinlich sind, bergen ein Risiko. Es gibt einen Song von Barry Manilow, »Somewhere Down the Road«, in dem es zu Anfang so klingt, als ginge Barry reif mit dem Ende einer Beziehung um, indem er es so umdeutet, dass sich alle weniger schlecht fühlen. Er spricht vom schlechten Timing der beiden und ihren Träumen, die die Partnerin fortlockten, und klingt dabei fast wie ein gesunder Erwachsener. Aber dann kommt der Refrain, die Musik schwillt an, und er stellt sich vor, wie sich ihre Wege wieder kreuzen, und schmachtet vollkommen überzeugt, dass sie eines Tages merken wird, dass sie zu ihm gehört.

Obwohl es echt gruselig wäre, von einem Ex so einen Songtext zu bekommen, schafft es der alte Barry trotzdem, dass in mir der Romantiker erwacht, wenn ich den Song – meistens im Wartezimmer – höre. Nur wegen der Art, wie er die Geschichte erzählt. Wer ist nicht bereit, sein Radar für Vernunft für eine gute Liebesgeschichte auszustellen? Ich habe Titanic gesehen und geheult, obwohl Rose mit ungefähr hundert Jahren immer noch nicht über einen Typen hinweg ist, den sie mit siebzehn gerade mal vier Tage gekannt hat.

Ich wollte nie den Teil von mir verlieren, der von dramatischen Geschichten, die mein Herz berühren, überwältigt ist. Aber wenn ich diesen Teil zum Hauptentscheider in meinem Leben mache, bin ich ruiniert. Wir müssen die sentimentalen Gefühle für ein Liebeslied oder einen romantischen Film von der nüchternen Realität unseres wahren Lebens trennen. Das ist eine grundlegende Einstellung nicht nur für unser Glück, sondern für unser Überleben.

Wenn wir wieder leben wollen, müssen wir manchmal die Geschichte, die wir uns und der Welt erzählen, loslassen (oder die Art, wie wir sie erzählen). Das ist nicht leicht. Viele von uns kennen das Bedauern noch Jahre nach dem Ende einer Beziehung, obwohl wir wissen, dass es für den Schluss gute Gründe gab. Gott behüte, dass irgendeiner dieser kurzen Tagträume wahr würde und meine Freundin aus Schulzeiten und ich wieder zusammen wären, auf irgendeinem Skilift in der Schweiz oder beim Whalewatching in Patagonien. Es ist wichtig, diesen Gefühlen eine ordentliche Portion Realität entgegenzusetzen. Um eine alte Liebesgeschichte loszulassen, muss man zuerst überlegen, was einem im Leben tatsächlich wichtig ist. Und dafür müssen wir entscheiden, wie eine Liebesgeschichte, die sich wirklich lohnen würde, aussehen sollte. Nur dann können wir uns andere und gesündere Geschichten erzählen.

Kann derjenige, der gegangen ist – oder im Fall von Jack und Rose derjenige, der im Nordatlantik ertrunken ist –, wirklich der »Richtige« sein? Kann die Person, zu der wir mal eine großartige Verbindung hatten, wirklich die richtige für unser ganzes Leben sein? Wäre das tatsächlich so, dann wäre MDMA die wertvollste Substanz wegen des überwältigenden Gefühls der Liebe, die sie für ein paar kurze Stunden zustande bringt. Aber das ist ein Erlebnis und keine Beziehung, die per definitionem andauert. Das Muster für eine Beziehung, die sich lohnt, findet man nicht in einer kurzen Verbindung, die eine Reihe von starken Empfindungen auslöst und dann verschwindet. Es wäre absurd, am nächsten Tag aufzuwachen und seinen Freunden zu erzählen, dass dein MDMA-Kumpel dein Schicksal ist. Aber allzu oft ist es genau diese Liebesgeschichte, die wir erzählen wollen.

Was zu der Frage führt: Wo suchen wir nach jemandem, der unsere Zeit und emotionale Energie wert ist?

Die Grenzen des fallen gelassenen Taschentuchs

In meinem ersten Buch habe ich versucht, ein Problem zu lösen, das mir immer wieder begegnete: Frauen, die Männer dateten, auf die sie eigentlich gar nicht standen, Typen, die Frauen schlecht behandelten, Männer, die zu viele Punkte auf der Bad-Boyfriend-Checkliste hatten, Frauen, deren Liebesleben auf Eis lag. Ich wollte, dass sie mehr Auswahl hatten. Eine bessere Auswahl. Da so viele Frauen Probleme damit hatten, tolle Männer kennenzulernen, und schließlich furchtbare dateten, dachte ich, dass man das Problem lösen könnte, indem man ihnen zu mehr Chancen auf gute Kerle verhalf.

Ein Grund dafür, dass sie nur so wenige nette Typen trafen, war, dass sie zu passiv beim ersten Schritt waren. Zu vielen Frauen wurde beigebracht, dass der Mann diesen ersten Schritt machen muss. Das hat sich ein bisschen geändert, und Dating-Apps machen es jeder und jedem leichter, den ersten Schritt zu tun, aber unsere Konditionierung sitzt tief, und in einer unangenehmen Situation verfallen die Leute in diese alten Muster und warten einfach nur darauf, dass jemand auf sie zugeht.

Welche Art von Person geht auf einen zu, wenn man in einem Raum voller Leute allein ist? Oft ist es jemand, der so etwas die ganze Zeit tut, was für sich genommen noch keine Red Flag ist, aber durchaus eine sein kann. Einfach nur zu warten, führt mindestens dazu, dass man jeden verpasst, der nicht diese Gewohnheit hat oder sich an diesem Tag nicht danach fühlt. Unser Zögern allein macht uns noch nicht zu schlechten Partnern, nur zu ungeschickten Anbandlern. Womit wir bei der Taschentuchtechnik wären: Jede Frau, die sich für altmodisch hält, weil sie nicht selbst auf einen Mann zugeht, hat vergessen, was die Altvorderen tatsächlich getan haben. Vor hundert Jahren, zu Zeiten von Empfehlungsschreiben und formellen Vorstellungen, ging eine Frau an Männern vorbei, und wenn ihr einer gefiel, dann ließ sie ganz versehentlich ihr Taschentuch fallen (direkt vor seiner Nase) und ging weiter. Der Mann wollte helfen, hob das Taschentuch auf und sagte in ritterlichem Tonfall: 

ER: Madame, ähm, ich glaube, Sie haben das fallen lassen?

SIE (mehr zu sich als zu ihm): Ach Gott, tatsächlich?

Und wie aus dem Nichts bot sich die Möglichkeit eines Gesprächs, von dem er glaubte, er hätte es begonnen – obwohl wir wissen, dass er das nicht getan hat, da sie genau den gewünschten Mann ausgewählt hat, als sie ihr Taschentuch fallen ließ.

Die Lektion daraus: Zu viele Menschen (und nicht nur Frauen) gehen durchs Leben und warten darauf, ausgewählt zu werden, doch jetzt wird es Zeit, selbst auszuwählen. Obwohl diese spezielle Taktik für Frauen geeignet war, kann jeder etwas daraus lernen. Ich habe immer darauf gewartet, dass eine Person mir die Erlaubnis erteilt, sie anzusprechen, bevor ich mein Glück versuchte. Aber das Taschentuch vertauscht die Reihenfolge der Ereignisse und bietet einen geschickten Ausweg, jemandem, den wir ausgewählt haben, die Erlaubnis zu erteilen, sich uns zu nähern. Es ist ein risikoarmer erster Schritt mit dem zusätzlichen Vorteil, dass der andere keine Ahnung hat, dass die Ansprache nicht allein seine Idee war.

In meinem Buch beschreibe ich ein paar praktische Arten, wie man heute »ein Taschentuch fallen lässt«. Ich lag nicht falsch, was die Macht dieser Geste anging. Viele Frauen haben mir erzählt, dass sie heute verheiratet sind, weil sie diesen Rat umgesetzt und dadurch jemanden kennengelernt haben, den sie sonst niemals getroffen hätten. Aber ich habe mich bei einer Sache verkalkuliert: Ich habe unterschätzt, wie oft Menschen schlechte Entscheidungen in ihrem Liebesleben treffen, auch wenn sie eine große Auswahl haben.

Wenn der Typ, der ihr Taschentuch aufheben sollte, sich als Arschloch entpuppte, warum hat sie ihm trotzdem so viel Aufmerksamkeit geschenkt? Warum nicht einfach das Tuch zurücknehmen und es vor jemand anderem fallen lassen? Frauen haben Monate, sogar Jahre mit dem falschen Kerl verbracht, obwohl sie viele andere Möglichkeiten hatten. Das Taschentuch war also nicht die Lösung. Es schien kaum einen Unterschied zu machen, wer die Wahl traf: Irgendetwas in der Programmierung führte zu schlechten Entscheidungen und dazu, dass Menschen die falschen Qualitäten in einer Person überschätzten und die richtigen bei einer anderen unterschätzten. Wenn man diese Instinkte nicht korrigiert, fällt man immer wieder Entscheidungen, die nur zu Schmerz und Elend führen.

Ja, manche waren sogar richtig besessen von jemandem, der das Taschentuch nur zögerlich aufhob (wenn überhaupt!). Bei meiner Love-Life-Tour 2018 stand ich vor einem Publikum in Dublin und bat es, mir Fragen zu den Problemen zu stellen, die sie im Moment am meisten belasteten. Das habe ich während meiner gesamten Karriere immer wieder getan, auch wenn mein Team das für sehr riskant hält, weil es Vorhersehbarkeit schätzt. Aber es gibt immer eine Frage, die mir den Wert des Unerwarteten vor Augen führt. Dublin war da keine Ausnahme. Eine Frau in Schwarz mit schwarzen Haaren und einem Lächeln stand auf und fragte: »Wie kommt man über jemanden hinweg, den man nie gedatet hat?«

Dass das Publikum sofort auflachte, zeigte mir, dass sie einen Nerv getroffen hatte. Es schien das perfekte Beispiel dafür, dass man die Geschichte ändern muss, die man sich selbst erzählt. Ich habe ihr gesagt: »Es geht im Grunde darum, was du romantisieren möchtest – entweder jemanden aus der Ferne oder aber du willst dich in das wirkliche Leben verlieben. Die Zeiten, in denen ich mich für jemanden begeistert habe, der sich nicht für mich begeistert hat, sind vorbei. Ich habe gar nicht die Energie, mich für jemanden zu begeistern, der mich nicht will. Wenn jemand mich nicht will, dann war’s das für mich, weil ich weiß, dass diese Person mich sehr unglücklich machen wird.«

Danach stand eine andere Frau ganz hinten auf. Sie sprach selbstsicher und mit einem leichten osteuropäischen Akzent ins Mikro, ihre Stimme drang durch den ganzen Raum, als sie ihre Geschichte erzählte: »Wenn man einen Mann trifft und noch ganz am Anfang ist, dann will der Mann all die schönen Seiten seiner Persönlichkeit zeigen, seiner Werte, seines Lebens. Er ist perfekt, einfach umwerfend, ohne irgendwelche negativen Seiten, und dann verliebt man sich. Ich bin so dumm.« Sie schlug sich in einer »Oops, I did it again«-Geste an die Stirn, während das Publikum, das inzwischen ganz auf ihrer Seite war, in ihr Lachen einstimmte.

»Und dann, drei, vier Monate später, zeigt der Typ seine dunklen Seiten und die Fassade fällt und er ist total anders, behandelt dich schlecht und es wird immer schlimmer. Aber du bist schon da und hast dich schon verliebt. Zwei Fragen: Erstens, wie kann man die Falle erkennen – was ist seine wahre Persönlichkeit? Und zweitens, wie wird man ihn wieder los, wenn man sich schon verliebt hat?« Bei der zweiten Frage erhielt sie vom Publikum praktisch Standing Ovations.

Ich antwortete: »Am Ende meiner kleinen Tirade werde ich vermutlich sagen: ›Du solltest den Mann wahrscheinlich verlassen.‹«

Sie war mir schon weit voraus. »Das habe ich. Ich habe heute Morgen Schluss gemacht«, sagte sie sowohl stolz als auch gelassen. Das Publikum lachte und applaudierte bei dieser überraschenden Wende – offensichtlich hatte sie bereits das getan, was sie von mir als Rat hören wollte.

»Oh, okay. Sehr gut. Wie lange wart Ihr zusammen?«

»Ein Jahr und drei Monate.«

»Wie schnell – sei ehrlich –, wie schnell hast du gemerkt, dass es falsch war?«

»Ehrlich … Wirklich?« Die Hand landete wieder auf ihrer Stirn, die Bewegung zeigte Verlegenheit oder Scham, weil sie Dinge ignoriert hatte, die sie nicht hätte ignorieren sollen.

»Ernsthaft.«

»Ernsthaft, von Anfang an.«