Love with the Devil 1 - June Firefly - E-Book

Love with the Devil 1 E-Book

June Firefly

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Beschreibung

Wie weit würdest du gehen für Schönheit und ewige Jugend? Wie weit für den Traum von Freiheit? Tina begegnet auf ihrer Suche nach der großen Liebe und ewiger Jugend dem geheimnisvollen Raoul, dessen verführerische Aura sie in den Bann zieht. Er macht ihr ein unwiderstehliches Angebot und sie unterschreibt einen gefährlichen Vertrag, der sie zwar zur perfekten Liebhaberin macht, jedoch auch so einiges von ihr abverlangt. Ihre einzige Hoffnung ist die Liebe ihres Seelenverwandten Niklas - doch die Dunkelheit in ihr breitet sich aus. Wird sie es schaffen dem Teufelspakt zu entkommen oder doch der höllischen Verführung erliegen? Love with the Devil - höllische Verführung ist der erste von drei Teilen der Roman Serie. Romantic Fantasy von June Firefly bei feelings! feelings-Skala (1=wenig, 3=viel): Gefühlvoll: 1, Witzig: 1, Erotisch: 3, Fantastisch: 3 Begeisterte Leserstimmen: »...geht unter die Haut...« »Von mir ganz klar eine Leseempfehlung« »Der Roman ist flüssig, locker, düster, temporeich, sehr erotisch und fesselnd geschrieben und hat mich von Anfang an gefangen genommen.« »Love with the Devil« ist ein eBook von feelings*emotional eBooks. Mehr von uns ausgewählte erotische, romantische, prickelnde, herzbeglückende eBooks findest Du auf unserer Facebook-Seite: www.facebook.de/feelings.ebooks. Genieße jede Woche eine neue Geschichte - wir freuen uns auf Dich!

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June Firefly

Love with the Devil

Höllische Verführung

Knaur e-books

Über dieses Buch

Wie weit würdest du gehen für Schönheit und ewige Jugend? Wie weit für den Traum von Freiheit?

 

Tina begegnet auf ihrer Suche nach der großen Liebe und ewiger Jugend dem geheimnisvollen Raoul, dessen verführerische Aura sie in den Bann zieht. Er macht ihr ein unwiderstehliches Angebot und sie unterschreibt einen gefährlichen Vertrag, der sie zwar zur perfekten Liebhaberin macht, jedoch auch so einiges von ihr abverlangt. Ihre einzige Hoffnung ist die Liebe ihres Seelenverwandten Niklas – doch die Dunkelheit in ihr breitet sich aus. Wird sie es schaffen, dem Teufelspakt zu entkommen, oder doch der höllischen Verführung erliegen? »Love with the Devil – Höllische Verführung« ist der erste von drei Teilen der Romanserie. Romantic Fantasy von June Firefly bei feelings!

 

»Love with the Devil« ist ein eBook von feelings*emotional eBooks. Mehr von uns ausgewählte erotische, romantische, prickelnde, herzbeglückende eBooks findest Du auf unserer Facebook-Seite: www.facebook.de/feelings.ebooks

Inhaltsübersicht

Teil eins: Der dunkle FremdeTeuflisches LiebesspielStreitGroße PläneSo etwas wie LiebeNiklas’ erste MissionDunkler LockrufIm ParkÜberfallVerzauberte NachtRettung in letzter SekundeKonfrontationIn die DunkelheitAm AbgrundTeil zwei: Dunkles SpielHilflosWiedergeburtEin TelefonatDas Tor zur HölleLucilleFrivole LehrstundenMuttersorgen»Du bist verlobt!«Fast tödliche LehrstundeIm Angesicht des TodesEnthüllungenEine unerwartete Entdeckung
[home]

Teil eins: Der dunkle Fremde

 

 

 

»Wenn es keine Hexen gäbe,

wer möchte Teufel sein?«

 

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

[home]

Teuflisches Liebesspiel

Lucilles grüne Augen blitzten für den Bruchteil einer Sekunde rot auf, als sie Raouls Schwanz tiefer in ihrem Hals verschwinden ließ.

»Na, na!« Er drohte ihr mit dem Finger. Eine heiße Lustwelle durchrollte ihn. »Das kannst du bei deinen reichen Managern versuchen, nicht bei mir.«

Lucille saugte weiter, ohne sich um seinen Einwand zu kümmern.

Für einen Moment überlegte Raoul, es zuzulassen. Seit dem letzten Mal, als er sich auf diese Weise Erleichterung verschafft hatte, war zu viel Zeit vergangen. Tage? Wochen? Er konnte sich nicht daran erinnern, und das war immer ein schlechtes Zeichen.

Wahrscheinlich war es ein Fehler gewesen, nicht mit ihr im Restaurant zu bleiben. Eigentlich hätte er sie nicht mal treffen sollen, um mit ihr das weitere Vorgehen zu besprechen. Lucille verstand nichts von Verwaltung und von den höheren Etagen der Politik. Nicht, weil sie zu dumm dafür war, sondern weil es sie schlicht und ergreifend nicht interessierte. Ihr reichten Jugend, Schönheit und die Wirkung, die sie auf Männer hatte. Warum sollte sie sich mit Dingen abgeben, die komplizierter waren und ihr hübsches Köpfchen durcheinanderbrachten?

Lucilles Methode funktionierte, das bewies der Abstecher in dieses hässliche Hotelzimmer. Männer taten in der Regel, was sie wollte.

Er hatte aufgehört, sie mit seinen Sorgen zu langweilen. Sie lagen auf einer dunkelroten Bettwäsche, die hoffentlich vor ihrem Besuch gewaschen und frisch aufgezogen worden war. Dunkelrot. Was war aus der guten alten Zeit geworden, in der man die Betten mit weißem, frisch gebügeltem Leinen bezogen hatte? Darauf hätte man wenigstens gesehen, wenn es Flecken gab. Außerdem passte das Dunkelrot nicht zu den beigen Wänden und dem dunkelgrauen Linoleum.

Hätte Lucille ihnen kein stilvolles Stundenhotel auswählen können? Oder sollte das ein dezenter Hinweis darauf sein, dass sie von ihm zu wenig Geld bekam?

Zuzutrauen wäre es ihr. Sie verstand sich auf Subtilitäten. Keine Sukkubus konnte es in Bezug auf Hinterhältigkeit mit ihr aufnehmen, nicht mal ansatzweise. Deswegen war sie seit Jahren seine Nummer eins.

Wenn er ehrlich war, bereute er nicht, mitgekommen zu sein. Lucille war eine Klassefrau. Egal, welchen Teil ihres Körpers man ansah, es bereitete Freude. Ihre roten Haare wellten sich um ihre bleichen Schultern. Die Nippel ihrer runden, prallen Brüste glitten über seine Beine, während sie seine Hoden und den Ansatz seines Schaftes mit der Zunge verwöhnte und sanft darüberpustete, um die Erregung durch das kühle, luftige Gefühl zurückzudrängen und das Erlebnis in die Länge zu ziehen.

Natürlich tat sie das nicht ohne Grund.

»Du bist ein Genie, Lucille«, sagte er träge und griff in ihre Haare, um ihre Auf- und Abbewegungen besser zu dirigieren. Sie umspielte seine Eichel mit Lippen und Zunge und saugte daran. »Trotzdem. Sieh mich an, während du das tust. Ich traue dir nicht einen Zentimeter weiter, als ich spucken kann.«

Sie hob den Blick und rieb ihre Brüste aneinander. »Spucken ist eine gute Idee«, sagte sie und tat es.

Er flutschte noch leichter in sie hinein und biss sich auf die Lippen. »Daraus wird nichts, Süße. Mir gefallen Frauen, die sich vor nichts fürchten und dreist genug sind, alle Regeln infrage zu stellen. Auf diese Weise gewinnst du meinen Respekt. Aber …«

»Aber?«, fragte sie mit sinnlicher Stimme. Irgendwie schaffte sie es dabei, seinen Schwanz nicht völlig aus dem Mund zu nehmen, sodass der Zungenschlag beim Sprechen ihn zusätzlich kitzelte und erregte. Lucille wusste, wie man einen Mann langsam und genüsslich um den Verstand brachte.

Er stöhnte auf.

»Gefällt es dir, ja?«, säuselte Lucille und grub die Zähne sanft in die Haut unterhalb der Eichel.

Süßer Schmerz breitete sich in ihm aus und vertiefte die Erregung.

»Natürlich gefällt es mir, du verfluchte Sukkubus. Das merkst du gerade. Und jetzt wirst du mit deinen Spielchen aufhören und dich auf mich setzen.«

»Warum? Auf diese Weise ist es viel schöner für dich, mein Hübscher!« Wieder blitzten Lucilles Augen rot auf.

Eine heiße Welle rollte durch seinen Unterleib.

So funktionierte das nicht! Es war niedlich, dass sie es versuchte, und er war der Letzte, der einen guten Scherz nicht würdigte, aber … ernsthaft herausnehmen durfte sie es sich nicht. Er war der Boss. Niemand außer ihm bestimmte die Regeln.

»Jetzt ist Schluss mit lustig, mein Schätzchen.«

Er packte sie an den Haaren. Obwohl es ihm schwerfiel, riss er sie von sich weg und schleuderte sie vom Bett.

Lucille rollte sich ab wie ein Kätzchen, das man am Sahnetopf erwischt hatte. Unbeirrt kroch sie zurück, kauerte sich zu seinen Füßen zusammen und blickte mit großen Augen zu ihm auf. »Magst du mich nicht mehr?«

Seine Erektion pochte schmerzhaft. Die Adern an der Oberfläche traten hervor, und die Vorhaut war bereits so weit zurückgezogen wie möglich. Die Energie in seinem Unterleib drängte danach, sich endlich zu entladen, und er wollte all die aufgestaute Spannung loswerden, doch er beherrschte sich.

»Gefühle kann ich mir nicht leisten, mein Schatz.« Er streckte die Hand aus, um sie unter dem Kinn zu kraulen.

Lucille legte den Kopf in den Nacken und seufzte wohlig, mit geschlossenen Augen. Sie leistete keinen Widerstand, schmollte oder bettelte nicht, sondern schien seine Ablehnung zu akzeptieren. Stattdessen war sie dankbar für das, was er ihr geben konnte. Wie verführerisch … Wie hingebungsvoll … Er sollte sie nehmen und …

Misstrauisch hob er den Daumen und legte ihn sanft auf ihr Augenlid, schob es zurück und überprüfte ihre Augenfarbe. Das rote Blitzen dauerte nur einen Sekundenbruchteil, dann zeigten Lucilles Augen ihre natürliche grüne Farbe.

»Du traust mir nicht«, sagte sie und zog einen Flunsch.

»Völlig zu Recht.« Er schnippte und griff unter das Kopfkissen, um ein vier Millimeter starkes Hanfseil hervorzuziehen, das kurz zuvor noch nicht dort gelegen hatte.

»Das kannst du mir nicht antun, Raoul«, sagte sie missbilligend und schob zwei Finger in ihren ochsenblutrot geschminkten Mund. »Ich bin doch total lieb zu dir!«

Raoul nickte grimmig. Sie war tatsächlich lieb zu ihm. Irgendwie. Jede Pore ihrer Haut dünstete Unterwürfigkeit aus, und ihr erdig-herbes Parfüm verfehlte selbst auf ihn seine Wirkung nicht. Sie war so lieb zu ihm, dass er am nächsten Morgen geschwächt wie ein alter Mann auf dem Bett liegen und röchelnd nach etwas zu essen betteln würde, wenn sie weitermachte.

Unter anderen Umständen hätte er sich als Belohnung für ihre Dreistigkeit trotz der unangenehmen Folgen darauf eingelassen. Er mochte Leute, die Autoritäten trotzten, selbst dann, wenn er die Autorität war. Außer Lucille hätte keine seiner gegenwärtigen Sukkuben den Mut aufgebracht, es auch nur zu versuchen.

Er hatte ganz entschieden ein Nachwuchsproblem. Vor hundert oder zweihundert Jahren hatten ihm Frauen gedient, die Lucille weit in den Schatten gestellt hatten. Warum verloren diese Sterblichen schon nach wenigen Jahrzehnten ihre Spannkraft und die Energie, die sie vorantrieb? Delores hatte ihm fast zweihundert Jahre gedient, aber am Ende hatte es selbst sie erwischt, und sie war dem Wahnsinn verfallen. Ein Jammer!

»Glaubst du wirklich, dass du mich auf diese Weise hereinlegen kannst, meine süße Lucille?«

Trotz ihres Sträubens ergriff er ihre Hände und fesselte sie aneinander. Sie kannte das Spiel ebenso gut wie er.

»Wenn ich so ein Genie im Bett bin, warum musst du mich fesseln?«

Sie streckte die Zunge heraus, fing seinen Blick ein und leckte sich die Lippen. Obwohl sie wissen musste, dass er sie durchschaut hatte, gab sie ihr Spiel nicht auf. Eine Kämpferin bis zur letzten Sekunde. Wow. Fast schon eine Frau, die das Zeug zur ebenbürtigen Gefährtin hatte, nach der er seit Delores’ Ende Ausschau hielt. Fast. Sie zappelte vorsichtig genug, sodass er ihre Unterarme mühelos bis zu den Ellbogen verschnüren konnte.

Spekulierte sie darauf, dass dieser Widerstand ihn in Sicherheit wiegen und ihren nächsten Schachzug verhüllen würde? Oder gefiel es ihr, seine Kraft und Überlegenheit zu fühlen? Vielleicht war es ihm tatsächlich gelungen, sie zu unterwerfen und zu zähmen …

Er lachte und streichelte sie. Ihr sahneweißer Rücken war glatt wie sonnenbeschienene Seide.

»Soll ich dich knebeln und dir die Augen verbinden? Anders ist man vor dir wohl nie in Sicherheit, was?«

»Als ob ich es mit dir aufnehmen könnte.« Sie schnurrte förmlich. »Du bist kein Gegner, sondern mein großes, nie erreichtes Vorbild.«

Statt einer Antwort zog er sie aufs Bett und drehte sie nach vorn, damit sie auf allen vieren vor ihm kniete. Nicht die kleinste Delle verunzierte ihren süßen Hintern. Die roten Locken fielen unordentlich über ihre Schultern und ihren Rücken. Natürlich hatte jede Sukkubus schöne Haare, aber auch hier übertraf Lucille die anderen. Diese Frau glühte förmlich vor Magie.

»Mit wie vielen Männern hast du dich in der vergangenen Woche getroffen?«

»Es waren drei.« Sie warf ihm über die Schulter einen verschmitzten Blick zu. »Vielleicht auch vier. Keiner von ihnen konnte es mit dir aufnehmen, mein dunkler Herr und Meister.«

»Natürlich nicht.« Er gab ihr einen Klaps auf den Hintern und spreizte die Backen, um den glatt rasierten Anblick zu genießen. Ein Tropfen perlte in ihrem Spalt und glitt langsam hinab in Richtung ihrer Perle. Er führte sein Glied vor ihren Eingang und rieb darüber. Lucille erschauerte. »Wenn du mir versprichst, dass du brav bist, löse ich die Fesseln, bevor ich anfange.«

»Ich bin niemals brav!«

Raoul legte die Hände auf ihre Hinterbacken und ließ Hitze und Energie in sie fließen, um Lucilles Erregung anzustacheln. Er führte seinen Schwanz ein winziges bisschen in sie ein, doch sobald sie sich ihm entgegendrängte, entzog er sich und schob sie von sich. »Wirklich nicht?«

»Schlag mich doch, wenn ich Strafe verdiene.«

»Ts, ts, ts.« Raoul schüttelte den Kopf. »Ich bin ein Gentleman der alten Schule. Ich schlage keine gefesselte Frau.«

»Ach, aber vögeln würdest du sie? Dann … tu … es … auch.«

Sie drängte sich ihm weiter entgegen.

»Niemals würde ich so etwas Böses tun und deine Hilflosigkeit dermaßen ausnutzen. Deswegen habe ich gefragt, ob du brav sein willst.«

Lucille warf die Haare seitlich über die Schultern. »Hach, tu nicht so anständig! Und vor allem, lächele nicht so diabolisch. Wenn du mich so ansiehst, komme ich vom bloßen Anblick deines tödlichen Funkelns, mein Herrscher. Ich habe Strafe verdient. Also zahle es mir bitte heim, richtig hart, tief und gemein.«

Raoul schüttelte den Kopf, stand auf und griff nach der Anzughose.

»Was hast du vor?«

Lucille klang alarmiert. Sie versuchte, sich auf dem Bett aufzurichten, doch wegen der aneinandergefesselten Ellbogen verlor sie das Gleichgewicht und fiel auf die Nase. Ihr Hintern ragte nach oben.

»Ich bestrafe dich nicht. Du weißt, dass ich an den freien Willen glaube, und du hast dich entschieden, nicht brav zu sein. Also trag die Konsequenzen.«

»Willst du mich hier allein lassen?«

Er half beim Schließen der Hemdknöpfe mit ein wenig Magie nach, damit es schneller ging.

»Keine Sorge. Ich werde dem Portier Bescheid sagen, dass im Zimmer eine junge Dame liegt, die seine Hilfe benötigt.«

Mit einem weiteren Fingerschnippen erschienen Seile, die sich um die Bettpfosten am Fußende schlangen und Lucilles Beine auseinanderzogen. »Und weil ich ein netter Mann bin, werde ich ihm die Hand auf die Schulter legen und ihm ein paar böse Gedanken einimpfen, damit du dich ohne mich nicht einsam fühlst.«

Lucille rang sichtlich mit sich.

Er öffnete die Tür und trat hinaus. Theoretisch konnte jeder Mensch auf dem Flur ihren Hintern und die geheime Region zwischen ihren Beinen sehen. Zu schade, dass gerade niemand kam.

»Komm zurück!«

Raoul entfernte sich langsam und achtete darauf, dass sie seine Schritte durch die geöffnete Tür gut hören konnte. »Schönen guten Tag, Herr Meyer«, sagte er, obwohl niemand auf dem Flur war.

»Komm zurück, Raoul«, rief Lucille so laut, dass man es sogar im Treppenhaus hören musste.

»Warum denn?«

»Bitte! Ich flehe dich an.« Die Angst in ihrer Stimme klang echt.

»Warum sollte ich?«

»Ich werde brav sein. Ganz bestimmt.«

Er nickte, obwohl sie es nicht sehen konnte, und blieb neben der Tür zu einem anderen Zimmer stehen. Dieses Mal klang es, als ob sie wirklich aufgab. Wie schade. Sie war überdurchschnittlich, aber längst noch nicht genial genug.

Oder waren seine Ansprüche gesunken, weil seit Jahrhunderten keine Frau mehr dabei war, die es mit ihm aufnehmen konnte, sodass er selbst dieses Mädchen für eine geeignete Gefährtin hielt? Sollte er für immer allein bleiben?

Wenn sie raffiniert, hinterhältig und intrigant genug wäre, um die Partnerin zu sein, von der er träumte … Dann hätte sie zugelassen, dass er den Portier zu ihr schickte. Eine wahre Dienerin der Hölle fürchtete sich vor nichts, auch nicht vor Demütigung, Hilflosigkeit oder öffentlicher Schande. Sie hätte trotz ihrer hilflosen Position den Portier verführt und ihm die dunkle Energie gestohlen, die Raoul dem Mann eingeflößt hätte. Mit dieser Energie hätte sie einen Weg gefunden, um die Stricke in Flammen aufgehen zu lassen, sich zu befreien und Raoul seine Hinterhältigkeit heimzuzahlen.

»Tu mir das nie wieder an«, sagte sie, und dieses Mal klang in ihrer Stimme keine Falschheit mit. »Demütige mich nie wieder so. Das … könnte … ich dir nicht verzeihen.« Sie schien Tränen hinunterzuschlucken. Ganz sicher war man bei diesen Sukkuben nie, und sie hatte ihre Gedanken vor ihm abgeschirmt.

»Sch, sch, sch, ist ja gut.« Er winkte, und die Seile lösten sich auf. Lucille sank auf dem Bett zusammen und kroch in seinen Arm, als er sich zu ihr setzte. »War es so schlimm?«

»Ich hasse es, hilflos zu sein.«

Ihre Stimme klang klein und dünn. Raoul streichelte ihr über den Rücken und wartete darauf, dass sie sich beruhigte.

»Geht es wieder?«, fragte er schließlich.

Sie schniefte und nickte.

»Dann lass uns da weitermachen, wo wir aufgehört haben.« Er ignorierte ihren Widerstand, drehte sie auf alle viere, streichelte über ihren Hintern und ihre Beine, liebkoste die Perle und sandte einen Energieblitz in sie, der Lucille aufstöhnen ließ – und drang in sie ein.

Lucille hatte nicht gelogen, als sie behauptete, sich in der vergangenen Woche mit mindestens drei oder vier Männern getroffen zu haben. Die magische Energie glühte förmlich unter ihrer Haut. Er änderte die Stellung minimal, um ihren G-Punkt besser mit der Eichel massieren zu können und ihre gesamte Energie zielgenauer in ihren Unterleib leiten zu können. Ihre Lebenskraft folgte seinem Willen. Lucille wand sich und versuchte, ihm zu entkommen, doch er fasste in ihre Haare und dirigierte sie zurück.

»Hast du nicht gesagt, du würdest brav sein?«, neckte er sie.

»Oooooooh …« Mehr Antwort brachte sie nicht hervor.

Raoul lachte und reizte sie weiter und weiter, bis er sie endlich zum Höhepunkt kommen ließ. Ihre Energie floss heiß und erregend in ihn, und die Kraft sammelte sich in seinem Unterleib, floss in die Nieren und von dort die Wirbelsäule empor. Lucille sank ermattet zusammen. Offenbar benötigte sie eine Erholungspause. Er kniete sich vor das Bett, drehte Lucille auf den Rücken und spreizte ihre Beine.

»Wie kannst du so eiskalt bleiben?« Lucille zog einen Schmollmund. Ihr Lippenstift war am rechten Mundwinkel verschmiert.

»Du kannst ja immer noch reden.« Raoul stieß wieder in sie, langsam und nicht allzu tief, bis ihre Wangen sich röteten. Genüsslich drang er mit jedem Mal ein wenig tiefer ein, suchte ihren G-Punkt und massierte ihre Perle mit dem Daumen. Lucilles Augen wurden glasig.

Eiskalt. So hatten ihn die Mädchen im Mittelalter bezeichnet. Oder besser einen gewissen Körperteil von ihm, wenn sie in den Kellern der Inquisition lagen und zu Geständnissen erpresst wurden, die nichts mit dem zu tun hatten, was er tatsächlich mit ihnen angestellt hatte.

Diese Männer waren dumm gewesen. Sie hatten die Worte der gefolterten Mädchen für bare Münze genommen. Ein eiskaltes Glied, also wirklich. Wie sollte er damit in der Lage gewesen sein, den Mädchen die überirdische Lust zu schenken, über deren Details die Inquisitoren sie immer mit Augen befragten, die mindestens so glasig aufloderten wie Lucilles in diesem Augenblick?

»Es ist unfair, was du tust«, schimpfte sie und schob ihn von sich. »Ich habe fast zwei Wochen gebraucht, um diese Energie zu sammeln. Ich wollte sie für die nächste Verjüngung nutzen!«

»Dann hättest du nicht versuchen dürfen, deinen Trick bei mir anzuwenden.« Er gehorchte ihren Händen, die ihn fortschoben, und lächelte, als sie zwei Stöße später seinen Hintern umfassten und ihn tiefer in sich zogen. »Eigentlich solltest du dankbar sein. Immerhin bestrafe ich dich nicht.«

Das magische Licht unter ihrer Haut zog sich pulsierend zusammen und kündigte ihren nächsten Höhepunkt an. Lucille wehrte sich dagegen, und Raoul verlangsamte sein Tempo. Je länger es dauerte, desto mehr Energie wurde dabei freigesetzt. Schließlich näherte sie sich wieder dem Punkt. Er stieß dreimal hart und tief in sie und wiederholte das neckende Spiel um den Moment ihrer höchsten Erregung. Schließlich schrie sie auf, und er presste ihr eine Hand auf den Mund, um nicht das gesamte Hotel zu unterhalten.

Sie zuckte und warf Kopf und Oberkörper hin und her. Schließlich normalisierte sich ihre Atmung und sie sah ihn wieder an.

»Das ist Strafe genug«, sagte sie schmollend. »Du hast die Arbeit von zehn Tagen zunichtegemacht.«

»Oh nein, das ist nicht genug.«

Raoul lachte und fing wieder an, in sie zu stoßen. Er massierte ihre Brüste und die Region um ihre angeschwollene Perle, bedeckte ihren Hals mit federleichten Küssen und ließ sie keine Sekunde aus den Augen.

»Ich kann nicht mehr!« Sie wollte ihn von sich schieben, dieses Mal ernsthaft, aber natürlich war er stärker.

»Und du glaubst, das kümmert mich?«

»Du bist ein gemeiner Mistkerl, Raoul Saint Georges. Runter von mir, auf der Stelle!«

»Oh nein.« Er berührte die Stellen ihres Körpers, in denen Energie schlummerte, die sie vor ihm zurückgehalten hatte, und lenkte diese Kraft mit kundigen Fingern nach unten ins Zentrum. »Es ist noch längst nicht vorbei.«

»Ich werde so schwach sein, dass ich eine Woche im Bett liegen muss. Das ist unfair!«

Er drang langsam und tief in sie ein und genoss das Gefühl, die Kontrolle zurückgewonnen zu haben. Auch seine Lust ging ihrem Höhepunkt entgegen, aber jetzt, wo er nicht mehr jede Sekunde auf Lucilles Hinterhältigkeiten achtgeben musste, war es leichter. »Ich habe nie gesagt, dass ich nett wäre, Lucille. Oder fair. Was dachtest du doch gleich, wen du dir ins Bett geholt hast? Einen Chorknaben?«

»Hör nicht auf«, bat sie. »Morgen werde ich dich dafür hassen, aber … Es ist so schön …«

Lachend rammte er seinen Schwanz so tief in sie hinein, dass sie aufschrie.

»Keine Sorge! Es wird lange genug dauern, dass du mich noch mindestens fünfmal um Gnade anbetteln kannst.«

[home]

Streit

Tina schmiss den Tellerstapel auf den Küchenboden. Die Scherben spritzten in alle Richtungen. Mama war wirklich das Letzte. »Ich glaube, du warst niemals jung! Du hast keine Ahnung davon, was es bedeutet, wenn Gefühle verletzt werden. Ich hab auch meinen Stolz, ja? Ich werde vor dem Typen garantiert nicht auf dem Boden herumrutschen.«

»Hast du den Verstand verloren?« Mama hob die Hand.

»Schlag mich doch.«

Tina stampfte auf einen Suppenteller, der den Sturz erstaunlicherweise überlebt hatte. Er widerstand auch ihrem Fuß, und sie machte einen Schritt nach hinten, um nicht auszurutschen und würdelos auf dem Boden zu landen. »Los, zeig mir, wie erbärmlich du bist. Eine Erwachsene, die ihr Kind schlagen muss, um sich durchzusetzen. Du bist peinlich!«

Mama schwieg und presste die Lippen so fest aufeinander, dass Tina mulmig wurde. Statt einer Antwort schob Mama die Tellerscherben und Essensreste von drei Tagen mit dem Fuß auseinander. Ein Riss zeigte sich in der Bodenfliese.

»Wenn wir Pech haben, müssen wir den kompletten Fußboden ersetzen«, sagte sie so leise, dass Tina die Luft anhielt, um ihre Worte zu verstehen.

»Ach, und deswegen soll ich die in der Kanzlei anbetteln, dass sie mir die Ausbildungsstelle zurückgeben? Ich soll mich entschuldigen, um das Geld für einen blöden neuen Fliesenboden zu bekommen? Der hat mich angefasst, Mama, nicht umgekehrt!«

Tina holte Luft und musterte den Riss in der Fliese. Du meine Güte. Die war tatsächlich zerbrochen. Auf den ersten Blick sah es aus wie ein schwarzer Schmutzstreifen auf der hellgrauen Oberfläche, aber … Wenn sie mit dem Zeh darübertastete, konnte sie die Einkerbung im Boden deutlich fühlen. Scheiße. Das würde garantiert teuer werden. Woher sollte sie bloß das Geld nehmen?

»Ich habe nicht gesagt, dass du ihn um deine Ausbildungsstelle anbetteln sollst.« Mama presste die Lippen zusammen. »Meinetwegen zeige ihn an, wenn er dich wirklich belästigt hat, auch wenn ich der Meinung bin, dass dazu immer zwei gehören. Du könntest dir wirklich etwas mehr anziehen, bevor du zur Arbeit gehst. Aber …«

»Ach, jetzt ist es meine Schuld, ja? Weil ich zu sexy bin! Wenn er mich vergewaltigt hätte, wäre es wahrscheinlich auch meine Schuld, wetten? Du bist so hoffnungslos daneben, Mama.«

Tina kämpfte gegen das dumpfe Gefühl, im Unrecht zu sein. So lief es jedes Mal. Sie begann ein normales und vernünftiges Gespräch mit ihrer Mutter und wollte mit ihr wie mit einer Erwachsenen reden – und Mama behandelte sie wie ein kleines Kind und brachte sie dazu, auszurasten. Es war so unfair! Welche Mutter war so egoistisch, dass sie den achtzehnten Geburtstag ihrer Tochter vergaß?

»Ich wünschte, ich könnte endlich in eine eigene Wohnung ziehen, statt mir jeden Tag deine schlecht gelaunte Visage angucken zu müssen. Du bist widerlich!«

Tinas Worte hallten durch den Raum.

Ihre Mutter sah sie an und hielt die eine Hand mit der anderen fest. Ihre Lippen bildeten einen schmalen Strich. Mehrfach öffnete sie den Mund, ohne ein Wort zu sagen, und schüttelte schließlich den Kopf.

Der Ausdruck in ihren Augen machte Tina Angst, aber sie wollte es nicht zugeben. »Weißt du, wie man das nennt, was du machst? Emotionale Erpressung!«

Tina schluckte, um nicht loszuweinen. Warum nahm Mama sie nicht endlich in den Arm und entschuldigte sich dafür, dass sie den Geburtstag vergessen hatte? Sie würde ihr verzeihen, sie wartete nur darauf. Alles, was Mama tun musste, war sie zu umarmen.

Mama richtete sich auf und musterte Tina, als ob sie nicht länger ihre Tochter wäre, sondern ein ungebetener Parasit, der sich in ihre aufgeräumte Wohnung geschlichen hatte. »Du könntest wenigstens die Schweinerei auffegen, die du angerichtet hast, Tina. Dann komme ich vielleicht endlich dazu, für uns ein Abendessen zu kochen, nachdem ich den ganzen Tag gearbeitet habe und du vor dem Fernseher herumgehangen hast. Warum ist die Wohnung eigentlich immer so ein Saustall, wenn ich nach Hause komme, egal, wie oft ich aufräume?«

Tina stemmte die Hände in die Seiten und schluckte ihre Tränen hinunter. Mama hatte ihren Geburtstag offenbar wirklich vergessen. Keine Glückwünsche. Kein Kuchen. Nicht mal eine Umarmung, verdammte Hölle noch mal!

»Wenn du abwaschen und die Wohnung in Schuss halten würdest, wie sich das für eine richtige Mutter gehört, wäre alles in Ordnung! Auf den Tellern kleben die Essensreste von drei Tagen.«

Mamas Augen leuchteten unheimlich in ihrem bleichen Gesicht. Tina konnte nicht erkennen, ob es vor Wut oder wegen etwas anderem war. Ihre Mutter presste die Lippen aufeinander und hielt immer noch ihre Hände fest. »Ehrlich gesagt bin ich davon ausgegangen, dass du dich mehr um den Haushalt kümmerst, nachdem du die Ausbildung abgebrochen hast und den ganzen Tag zu Hause sitzt. Deswegen wollte ich ohnehin mit dir reden. Aber ich glaube, es wäre das Beste, wenn du jetzt erst mal in dein Zimmer gehst.«

»Wie kannst du mich nur so behandeln? An meinem achtzehnten Geburtstag! Du hast nicht mal einen Kuchen für mich gebacken, und heute Morgen bist du einfach gegangen, ohne mir ein Lied zu singen.«

Tinas Augen brannten und sie schluckte. Sie würde auf keinen Fall die Beherrschung verlieren! Besser, sie konzentrierte sich auf die Wut. Doch die verrauchte von Sekunde zu Sekunde mehr, als ob der schwarze Spalt in den Küchenfliesen sie aufsaugen würde.

»Ich habe versucht, dich zu wecken.« Mama machte einen Schritt auf sie zu und hielt inne. »Du hast geschlafen. Vielleicht hast du den Schlaf gebraucht, deswegen habe ich dich in Ruhe gelassen.« Sie zögerte. »Heute Abend habe ich es wirklich vergessen, das tut mir leid. Ich war einfach so erschöpft. Eine von uns beiden muss ja zur Arbeit gehen und Geld verdienen, sonst können wir nicht mal die Miete bezahlen.«

Tina schluckte wieder. Warum fühlte sie sich mit einem Mal so schäbig?

»Ich suche mir einen neuen Ausbildungsplatz, Mama. Einen, wo ich richtig viel Geld verdiene. Versprochen.« Eine Träne rann ihre Wange hinab. Sie wischte sie weg. »Das mit den Tellern tut mir leid. Ehrlich!«

Mama nahm sie in den Arm und streichelte ihre Haare.

»Und mir tut es leid, dass ich dir dieses Jahr nichts Richtiges schenken kann. Die Heizungsnachzahlung hat uns fast das Genick gebrochen. Was hältst du davon, wenn ich dir nächsten Mittwoch, an meinem freien Tag, einen ganz tollen Kuchen backe? Nachträglich. Und wenn er anbrennt, gehen wir an den Teich und füttern damit die Enten. Nur du und ich.«

Tina kicherte, obwohl ihre Augen immer noch voll von Tränen waren. »Das ist eine gute Idee, Mama.«

Mama roch warm, erdig und süß. Das war kein Parfüm, nur der natürliche Duft ihrer Haut. Irgendwie wurden ihre Sorgen mit einem Mal weniger. Morgen würde sie Bewerbungen für neue Ausbildungsplätze schreiben. Vielleicht sollte sie sich etwas im Handwerk suchen, statt des Arbeitsplatzes in der Kanzlei. Eigentlich arbeitete sie gern mit den Händen, während ihr das ständige Lächeln am Empfangstisch recht schnell auf die Nerven gegangen war. Bestimmt wäre sie eine gute Schlosserin.

Andererseits … Warum musste man überhaupt jeden Tag um die gleiche Zeit zur Arbeit gehen? Das war doch kein Leben! Wollte sie wirklich eine Lohnsklavin werden, die ihren Körper und ihre Seele verkaufte, nur um am Ende des Jahres die Heizkostennachzahlung begleichen zu können? Mama arbeitete ständig, sogar an den Wochenenden und nachts, manchmal zwölf Tage ohne Pause. Trotzdem reichte ihr Geld nicht mal für schöne Schuhe oder ein Kleid zum Ausgehen, ganz abgesehen davon, dass sie für Freizeitaktivitäten viel zu müde war.

In ihren Träumen fuhr Tina ein rotes Cabrio. Der Wind brauste durch ihre Haare. Irgendwo an der Küste führte eine Straße am Wasser entlang. Sie blickte über die Wellen und sauste an den immer steiler hinabfallenden Felsklippen entlang, während in der Ferne die Sonne unterging und das Meer in Flammen aufgehen ließ. Warum taten alle so, als ob sie viel zu viel verlangte, wenn sie doch nur frei sein wollte?

Als Tochter einer alleinerziehenden Krankenschwester durfte sie nicht mal, wie die Kinder der Reichen, ein Jahr nach dem Schulabschluss durch die Welt reisen und Abenteuer erleben.

»Wir kriegen das hin, mein Schatz. Es sieht im Lebenslauf natürlich komisch aus, nach acht Monaten die Ausbildung abzubrechen, aber wir finden einen Weg.« Mama streichelte ihr über die Haare. »In den kommenden Wochen suchen wir dir einen Platz, wo du die Ausbildung abschließen kannst. Oder wenigstens erst mal einen Job, damit du ein bisschen Geld verdienst und nicht die ganze Zeit zu Hause sitzt.«

Tina versteifte sich, obwohl sie das kurz zuvor selbst gedacht hatte. »Ich kriege doch Kindergeld.«

Ihre Mutter schüttelte den Kopf. »Nur, wenn du dich in Ausbildung befindest oder arbeitslos gemeldet bist. Darum hast du dich ja nicht kümmern wollen, obwohl ich dich wieder und wieder …« Sie biss sich auf die Lippen. »Wir kriegen momentan jedenfalls keins.«

»Und was ist mit meinem Taschengeld?«

Tina hatte sich darauf verlassen, dass Mama ihr am Dienstag ihr Kindergeld für den Juni geben würde, wie früher, als sie noch kein Ausbildungsgehalt bekommen hatte. Immerhin wollte sie hin und wieder auch ausgehen. Wenn sie den ganzen Tag in der Wohnung hockte, würde sie früher oder später den Verstand verlieren.

»Das können wir uns nicht leisten, mein Schatz.« Mama fuhr ihr erneut über den Kopf. »Als du mit der Ausbildung angefangen hast, haben wir zu viele Sachen für die Wohnung gekauft. Die Raten hören nicht auf, nur weil du nichts mehr verdienst. Ab heute bist du erwachsen. Du kannst genau wie ich deinen Beitrag zu unserem Leben leisten. Wenn es wirklich unerträglich war, musst du nicht zurück zu deinem alten Chef, das sehe ich ein. Wir werden das irgendwie hinbekommen. Aber du musst etwas tun.«

Tina nickte und nahm Mama in den Arm. Für einen Moment sog sie Mamas vertrauten Duft ein, den kein Parfüm der Welt ersetzen konnte. Ihre Mutter roch nach Kindheit, nach Sicherheit, wenn man sich das Knie aufgeschlagen hatte, wenn man traurig war, wenn die ganze Welt sich aufzulösen schien. Wie ein Frühlingsmorgen im Wald.

Nein. Sie löste sie sich aus der Umarmung. Die Kindheit war vorbei. Mama sollte nicht glauben, dass sie so einfach nachgab. Heute war ihr Geburtstag! Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Hätte ihre Mutter sich dafür nicht einen Tag freinehmen können?

»Ich geh in mein Zimmer«, sagte Tina und schloss die Tür hinter sich. Die Zukunft, die auf sie wartete, kam ihr so düster vor, dass es sich dafür kaum lohnte, weiterzuleben. Bedeutete Erwachsensein nichts weiter, als Schulden zu haben, für die man an jedem freien Tag arbeiten musste?

Tina hörte das Klirren aus der Küche, als Mama die Scherben zusammenfegte. Mist. Die hatte sie selbst auffegen wollen, wenn sie schon kein neues Geschirr kaufen konnte. Aber als Mama das mit dem neuen Ausbildungsplatz gesagt hatte, war sie so wütend geworden. Sollte sie ihr ganzes Leben immer nur arbeiten? Seit Mitte der zehnten Klasse war sie nicht mehr zur Ruhe gekommen. Immer nur lernen, lernen, lernen. Abschlussprüfungen durchstehen, nebenbei Bewerbungen für Ausbildungsplätze schreiben, und dann die Berufsschule und der Stress im Büro, wo diese Zicke Yvonne alles besser wusste und sie ekelhaft herablassend behandelte …

Sie hatte sich ein paar Monate freie Zeit mehr als verdient. Früher hatte es wenigstens regelmäßig Ferien gegeben, aber in der Kanzlei verlangten sie, dass sie während der Ferien auch an den Berufsschultagen ins Büro kam. Dabei arbeitete Yvonne als Vollzeitsekretärin, die den ganzen Kram sowieso viel besser erledigte, als Tina das je könnte.

Warum konnte Mama das nicht verstehen?

Kurz entschlossen holte sie die leichte Jeansjacke aus dem Schrank und zog die Sandaletten an, deren abgelösten Absatz sie mit Sekundenkleber wieder befestigt hatte. Seitdem fühlte sich der Schuh stabiler an als vorher.

»Ich bin bei Sven«, rief sie. »Mach dir keine Sorgen, wenn es später wird. Vielleicht komme ich erst morgen. Oder übermorgen.«

Mama antwortete nicht. Hatte sie es nicht gehört?

»Tschüss«, rief Tina noch mal etwas lauter. »Bis morgen!«

»Tschüss«, kam es aus der Küche.

Tina ließ die Wohnungstür hinter sich ins Schloss fallen. Hätte Mama nicht wenigstens in den Flur kommen können, um sich zu verabschieden?

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Große Pläne

Manchmal wünschte ich mir, ich wäre ganz normal.« Niklas blickte hoch zum Porträtfoto seiner Mutter, das in dem Rahmen aus handgeschnitztem Ebenholz über der Kommode mit den CDs hing. Zwei Plakate von Metalbands flankierten das Foto, die er vor zwei Jahren in einem Anfall von Rebellion mit Posterstrips auf die hellgraue Strukturtapete geklebt hatte. Der Patriarch hatte nichts dazu gesagt. Vielleicht hatte er es nicht mal bemerkt. Er neigte nicht dazu, die Zimmer seiner Söhne zu betreten, und das Dienstmädchen hatte einen Heidenrespekt vor ihm.

Von unten erklangen die unvermeidlichen Geräusche vor einem Aufbruch. Carl brüllte jemanden an und verstummte abrupt. Hatte Daniel wieder seine Blu-Ray-Sammlung geplündert? Oder hatte er herausgefunden, dass Niklas in der vergangenen Woche den Magiekurs geschwänzt hatte, um in der Stadtbücherei Science-Fiction-Bücher zu lesen?

Natürlich war ein solcher Akt der Rebellion für einen Mann kurz vor seinem achtzehnten Geburtstag unwürdig, aber …

»Du weißt ja, wie die Männer unserer Familie sind, Mama. Alle Jungs an meiner Schule dürfen sich nachmittags mit Freunden treffen. Ich glaube, ich bin die einzige Jungfrau in meinem Abschlussjahrgang. Und wofür? Dein Mann besteht darauf, dass ich genau wie er, Daniel und Carl Lichtmagier werde. Keine Mädchen, keine Partys, kein Alkohol, nur jeden Nachmittag dieses blöde Magietraining. Wofür soll das gut sein? Kannst du mir das verraten, Mama?«

Das Porträt schwieg.

»Oh, Telepathie, na klasse. Ich kann über mehrere Kilometer mit meinen Brüdern kommunizieren. Falls die es noch nicht mitbekommen haben, es gibt so etwas wie Handys. Wenn ich jemals das Bedürfnis haben sollte, mitten im Erdkundeunterricht mit Daniel zu reden, könnte ich ihm auch eine SMS schicken. Und in der Zeit, die der blöde Kurs auffrisst, könnte ich …«

Tja. An der Stelle hakte es. Was würde er mit der kostbaren Zeit anstellen, die ihm bliebe, wenn er keine Magiekurse belegen müsste? Er hatte nie herausgefunden, was andere Jungs in seinem Alter in ihrer Freizeit machten. Klar, er bekam mit, was sie in der Schule redeten. Alkohol schien eine große Rolle zu spielen, genau wie Mädchen, Fußball und die Formel 1. Er wurde das Gefühl nicht los, dass es sich dabei um eine Geheimsprache handelte, die die wichtigen Dinge im Leben vor ihm verbergen sollte. Jeder außer ihm wusste, wie man wirklich lebte.

Das Bild seiner Mutter blickte kühl auf ihn hinab. Die junge Frau schimmerte leicht, einer ätherischen Schönheit gleich, die nicht ganz von dieser Welt war. Ihr blasses Gesicht, das feine blonde Haar und die kühlen blauen Augen unterschieden sich von den Mädchen in seinen Kursen, deren rote Wangen Lebendigkeit ausstrahlten und die im Sportunterricht um einen Ball rangelten und sich schubsten. Das zarte, heilige Wesen, das seine Mutter war, wirkte, als ob sie nie in schweißfleckiger Sportkleidung über einen Platz gerannt war. Sie war eine Heilige, und als Heilige lebte sie im Himmel und kümmerte sich nicht um die Belange dieser Welt und darum, dass ihr jüngster Sohn heute achtzehn wurde.

Möglicherweise war das die Antwort. Genau wie seine Mutter gehörte er nicht in die Welt der Wesen aus Fleisch und Blut. Vielleicht würde er nicht mal dazugehören, wenn der Patriarch nicht von ihm verlangen würde, jeden Tag Hemd und Sakko zu tragen, aber trotzdem mit dem Bus zur Schule zu fahren, wo ihn alle wegen seiner spiegelglatt polierten Lackschuhe auslachten.

Schritte polterten die Stufen empor. Daniel riss die Tür auf und kam herein. Er war der Einzige, der sich nicht die Mühe machte, anzuklopfen. Bei ihm störte es Niklas nicht. Daniel war einer der wenigen Menschen, mit denen man normal reden konnte.

»Wie siehst du denn aus?« Daniel fasste Niklas’ Joggingpullover mit spitzen Fingern an und verzog das Gesicht zu einer übertriebenen Grimasse. »Lass das bloß nicht den Alten sehen.«

Niklas entzog ihm seine Schulter und stand auf. Hoffentlich hatte Daniel nicht realisiert, dass er vor Mamas Bild gekniet und mit ihr gesprochen hatte.

»Der interessiert sich eh nicht für mich. Bis zum Abendessen ist es noch fast eine Stunde. Ich kann rumlaufen, wie ich will.«

»Irrtum.« Daniel grinste breit. »Wir fahren auf einen Einsatz. Er hat gesagt, du sollst mitkommen.«

Niklas’ Herz pochte schneller. »Wirklich?«

»Jepp.« Daniel ging zum Kleiderschrank und zog Hemd und Sakko heraus. »Du weißt, was das heißt. Krawatte und eine anständige Hose. Keine Jeans.«

»Natürlich nicht.« Niklas zog sich aus, so schnell er konnte. Wenn der Patriarch nach einem verlangte, ließ man ihn nicht warten. »Hat er gesagt, worum es geht?«

Daniel schüttelte den Kopf. »Irgendetwas mit verdächtigen Morden. Sieht aus, als wäre eine von diesen Sukkuben dafür verantwortlich. Es kann nicht weit weg oder gefährlich sein, sonst würde er dich nicht mitnehmen. Immerhin musst du morgen zur Schule. Es wäre völlig ausgeschlossen, dass der Sohn von Jonathan Parker zu spät zur ersten Stunde erscheint oder gar im Physikunterricht einschläft, nicht wahr?«

Niklas lachte und knöpfte das Hemd hastig zu. Daniel musste ihm mit der Krawatte helfen, so aufgeregt war er.

»Danke«, flüsterte er dem Foto seiner Mutter beim Hinausgehen zu. Auch wenn er sicher nie zusammen mit den anderen Jungs etwas trinken gehen würde …, heute Nacht durfte er zusammen mit seinen Brüdern auf die Jagd gehen.

Und das war fast genauso gut.

*

Raoul gab dem Rezeptionisten neben einem reichhaltigen Trinkgeld die Kohle für das Zimmer und rümpfte die Nase über den leichten Schimmelgeruch in der Luft. Warum war ihm das nicht aufgefallen, als er mit Lucille hierhergekommen war?

»Reservieren Sie das Zimmer bitte für den Rest dieser Nacht und auch für morgen. Meine Begleitung ist erschöpft und benötigt Ruhe.«

Der Mann nickte unbeeindruckt und ließ das Geld verschwinden. »Kein Problem, Chef.«

Mit einem letzten Blick auf die heruntergekommene Lobby verließ Raoul das Stundenhotel. Er ertappte sich bei dem Gedanken, dass er vom Portier gern eine anerkennende Reaktion dafür geerntet hätte, dass er es Lucille angeblich gut genug besorgt hatte, um sie gleich für zwei Nächte lahmzulegen. Vermutlich war selbst das noch untertrieben. Wahrscheinlich würde sie drei Tage durchschlafen und sich erst am vierten wieder auf die Jagd begeben, um den Energieverlust zu kompensieren. Hätte er den Portier zu ihr schicken sollen, um ihr eine Chance zu geben, ihre Genesung zu beschleunigen?

Egal. Sie würde klarkommen.

Mit jedem Schritt, den er machte, ließ die Erinnerung an ihr kleines Intermezzo weiter nach. Er hatte es ernst gemeint, als er Lucille in das französische Restaurant ausführen und sich mit ihr beraten wollte, doch sie hatte ihn unbedingt verführen müssen. Warum sollte er ein solches Angebot ausschlagen?

Er belog sich selbst. In Wahrheit hatte er sich viel zu gern von Lucille ablenken lassen, statt sich seinem Problem zu stellen. In drei Tagen musste er Rechenschaft darüber ablegen, was er in den vergangenen Monaten erreicht hatte. Wenn es dumm lief, würden sie seine Abteilung schließen, den Mädchen ihre magischen Fähigkeiten nehmen und ihm eine neue Dienststelle zuweisen. Bestimmt gab es viele Aufgaben, die sie ihm nur zu gern übertragen würden. Akten sortieren oder Zimmerpflanzen gießen – oder vielleicht setzten sie ihn in das Büro des Bosses, damit endlich jemand über dessen Witze lachte. In der Vergangenheit hatte er genug Leute geärgert, dass sie Schlange stehen würden, um es ihm heimzuzahlen.

Egal, wie er es drehte und wendete, er steckte in der Klemme. Seit Jahren waren seine Rekrutierungszahlen rückläufig. Er konnte die sinkende Zahl der Sukkuben nicht durch die Qualität der Frauen ausgleichen, die er angeworben hatte, im Gegenteil. In der guten alten Zeit, als die Frauen unterdrückt wurden und kaum bessere Sklavinnen waren, hätte ein intelligentes Mädchen mit der richtigen Art bösartiger Lebensgier gegen die Gesellschaft rebelliert und sich ihm voll Begeisterung an den Hals geworfen, weil er einen Ausweg versprach.

Heute studierte diese Sorte Mädchen BWL, bezahlte Callboys, weil sie keine Zeit für Dates hatte, und versuchte früher oder später, die Leitung der Europäischen Union an sich zu reißen. Natürlich konnten sie auf diesem Weg ebenfalls eine Menge Unheil anrichten, aber leider fiel das nicht in seinen Einflussbereich.

In einer Nebenstraße spürte er die Gedanken von zwei Einbrechern hinter einem Rosenspalier, die von einer unerwarteten Alarmanlage überrascht worden waren. Flüsternd diskutierten sie, ob sie sie abschalten oder den Einbruch abblasen sollten. Raoul schnippte. Die Alarmanlage veränderte sich äußerlich nicht, doch die Kabelummantelungen wurden porös und die Schrauben setzten innerhalb von Sekunden Flugrost an.

Der Zauber dauerte eine halbe Minute. Während die Einbrecher noch diskutierten, fiel ihnen das poröse, nutzlose Stück Plastik vor die Füße.

»Ich hoffe, ihr findet etwas Wertvolles«, sagte Raoul leise und ging weiter. »Wenigstens einer von uns sollte diese Nacht mit Erfolg abschließen.«

War Lucille wirklich das beste Pferd, das er momentan im Stall hatte? Es war kaum zu glauben. Raoul ging die Namen und Gesichter seiner Mädchen noch einmal durch, aber es entsprach der Realität: Die anderen hätten nicht mal den Energiediebstahl versucht, den Lucille in dieser Nacht gewagt hatte.

Was sollte aus ihm werden, wenn seine Vorgesetzten ihm seine Position entzogen, weil er versagt hatte?

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So etwas wie Liebe

Die Abendluft kühlte Tinas heiße Wangen. Morgen würde sie sich bei Mama entschuldigen. Als ihre Katze vor ein paar Jahren krank geworden war, hatte Mama Überstunden gemacht, um den Tierarzt bezahlen zu können. Als Papa nach Amerika zurückging und ihnen sagte, dass sie hierbleiben müssten, hatte Mama Tina in den Arm genommen und weinen lassen – und ihre eigenen Tränen versteckt. Mama konnte nichts dafür, dass sie manchmal gemein war. Sie war halt alt und langweilig, etwas, das Tina hoffentlich nie passieren würde.