Löwenherz und Schattenküsse - Nicola Mader - E-Book

Löwenherz und Schattenküsse E-Book

Nicola Mader

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Beschreibung

Eine mysteriöse Mordserie hält 1788 Rom in Atem – und schon bald wird gemunkelt, der Täter sei ein Dämon. Als der deswegen vom Papst persönlich eingesetzte Privatermittler Raffael ebenfalls ein Opfer des Mörders wird, verlässt Ariel sein Kloster, um den Täter zu finden. Gemeinsam mit Raffaels charismatischen Biografen Simon folgt Ariel den Spuren, die in die römische Unterwelt und weit über die Grenzen der Wirklichkeit und des Glaubens führen. Doch längst hat sich der Täter auf ihre Spuren geheftet … und er ist tatsächlich kein Mensch … Eine erotische Dark Fantasy / Gay-Romance

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Seitenzahl: 366

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Löwenherz und Schattenkuss

Von Nicola Mader

Die Autorin

Nicola Mader wurde im Ruhrgebiet geboren, wo sie auch heute noch lebt.

Unter verschiedenen Pseudonymen schreibt sie, neben ihrem Job für eine große Zeitung, in unterschiedlichen Genres. Dazu zählt sie modernes Sachbuch und Unterhaltungsromane.

Löwenherz und Schattenkuss

Von Nicola Mader

ELYSION-BOOKS

Print; 1. Auflage: Februar 2022

eBook; 1. Auflage: Februar 2022

VOLLSTÄNDIGE AUSGABE

ORIGINALAUSGABE

© 2022 BY ELYSION BOOKS GMBH, LEIPZIG

ALL RIGHTS RESERVED

UMSCHLAGGESTALTUNG: Ulrike Kleinert

www.dreamaddiction.de

FOTO: © Bigstockphoto / Viorel Sima und Gromovataya

ISBN (vollständiges Ebook) 978-3-96000-186-7

ISBN (gedrucktes Buch) 978-3-96000-129-4

Mehr himmlisch heißen Lesespaß finden Sie auf

www.Elysion-Books.com

Inhaltsverzeichnis

I.1

II.11

III.17

IV.25

V.31

VI36

VII38

VIII.46

IX.50

X.60

XI.67

XII.76

XIII.83

XIV93

XV.99

XVI.107

XVII.109

XVIII.113

IX.116

XX.123

XXI.133

XXII.137

XXIII146

XXIV150

XXV.153

XXVI.169

XXVII.181

XXVIII.188

XXIX.209

XXX.220

XXXI.225

XXXII.235

XXXIII.240

XXXIV.250

I.

Raffael atmete die schale Luft ein. Nicht nur Kälte und Feuchtigkeit prägten den Duft. Auch der Geruch alten Rauches hing in der Dunkelheit.

So alten Rauches, dass er unmöglich von der Pechfackel stammen konnte, deren entferntes Licht fröhliche Schatten auf die Krypten zauberte und in deren Widerschein Raffael ein weiteres Kreidezeichen an einer Wegbiegung anbrachte.

Die weißen Pfeile auf den ursprünglich roten, und von der Zeit dunkel gefärbten, Ziegelsteinen, würden es dem Ermittler erlauben, den Rückweg an die Erdoberfläche zu finden.

Reglos wartete Raffael, bis sich der Schein der Fackel weit genug entfernt hatte. Erst dann schlich er leise in den nächsten Gang, hinter dem Lichtschein und dessen Träger her.

Die zunehmende Intensität des Geruchs nach altem Rauch bestätigte den Verdacht des Ermittlers. Sein Verdächtiger näherte sich dem Ort, an dem er seine dunklen und blutigen Rituale vollzog – und das regelmäßig.

Ein vorsichtiger Blick um die Ecke bestätigte Raffael, dass der Verfolgte ihn nicht bemerkt hatte und einen langen Gang entlang schritt, an dessen Ende der Ermittler eine Tür ausmachen konnte.

Raffael lehnte sich gegen die Mauer der Katakombe, ohne auf den Staub zu achten, der an seinem aus der Mode geratenen Brokatmantel von 1780 hängen blieb und das Schwarz des Stoffes für immer rötlichgrau färbte.

In wenigen Minuten würde er seinen Fall lösen und dann konnte er sich jeden Mantel kaufen, den er haben wollte. Keine beinahe zehn Jahre alte Kleidung mehr, keine Schulden, keinen schlechten Ruf, dafür einen Neuanfang.

Der Privatermittler lehnte seine Stirn gegen die zugemauerte Krypta eines Unbekannten und genoss die Grabeskälte, die seinen Körper langsam abkühlte und ihm dabei half, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren, statt in angenehmen Zukunftsträumen zu schwelgen.

Als ihn ein leises Geräusch darüber informierte, dass der Mann die Tür hinter sich geschlossen hatte, löste sich Raffael von der Wand.

Beinahe wünschte er sich, dass der Fall nicht so leicht zu lösen war, wie er sich ihm jetzt darstellte. Auf merkwürdige Art und Weise fühlte er sich enttäuscht.

Ein einziger Mann – ein ganz normaler Mann – war für all die schauerlichen Morde verantwortlich. Bald schon würde Raffael erfahren, wie es dem Mann gelungen war, die blutleeren Leichen unbemerkt zu transportieren und sich so schnell durch die Stadt zu bewegen, dass Zeugen aussagten, sie hätten den vermummten Täter zeitgleich am Vatikan und am Kolosseum gesehen.

Der Ermittler kramte in seiner rechten Manteltasche und fluchte leise, als er nur auf ein Loch im Stoff stieß. Nur zwei seiner Zündhölzchen hatten sich in dem aufgeriebenen Brokat verfangen.

Vorsichtig rieb er eines von ihnen an und entzündete mit ihm seine Pechfackel. Die ungewohnte Helligkeit ließ ihn die Dunkelheit intensiver wahrnehmen, als zuvor. Licht und Dunkelheit schienen nun nicht mehr miteinander zu tanzen und sich heiter zu umschlingen, sondern einen erbitterten Kampf gegeneinander auszutragen.

Raffael schüttelte den Kopf, als er versuchte, dem Gedanken zu entkommen, der nicht zu ihm passte.

Trotzdem prüfte er den Stoff der nächsten Tasche gründlich und ließ erst dann das letzte Zündhölzchen hineingleiten. – Zeit, sich einen neuen Mantel zu verdienen!

Raffael unterdrückte den Wunsch, auf den letzten Metern zur Tür triumphierend zu pfeifen. Das würde er sich für später aufheben. Die Melodie hatte er sich schon zurechtgelegt, aber erst, wenn auch das letzte Indiz an den richtigen Platz gerutscht war, konnte sich er ein persönliches Siegeslied gönnen. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere.

Der Ermittler zwang sein Gesicht zu einem herablassenden Lächeln, bevor er die Tür, das letzte Hindernis zwischen sich und der wichtigsten Verhaftung des Jahrhunderts, aufstieß.

Verwirrt erstarrte der Mittvierziger. Unmöglich!

Enttäuschung und Wut stritten in seinem Inneren um die Vorherrschaft.

Er sah sich in dem Raum um, doch es gab keinen Hinweis darauf, was schief gegangen war.

Inmitten des vierzig Schritt großen, rund gemauerten Raumes, hing sein Verdächtiger an einem Strick vom Kerzenleuchter.

Alle zwölf Kerzen brannten und verzerrten das Bild, welches sich dem enttäuschten Ermittler bot, auf surreale Art und Weise, tauchten den Boden, der mit unzähligen Gegenständen bedeckt war, den umgestoßenen Stuhl unter dem Toten und selbst die nasse Lache unter ihm, in ein Gemisch aus rot, grau und schmutzigem Braun.

Wie viel Zeit hatte der Mann allein in dem Raum gehabt, bevor Raffael die Tür aufgestoßen hatte?

Zwei Minuten? Drei? Zeit genug, sich selbst umzubringen? Raffael ließ seinen Blick von der frischen Leiche über die Gegenstände auf dem Boden gleiten.

Sein Verstand arbeitete fieberhaft und versuchte einen Zusammenhang zwischen den Teilen, Bruchstücken und Gegenständen – eine mögliche Erklärung – zu finden.

Raffael wünschte sich plötzlich, sein Gehirn würde damit aufhören.

Doch das lag nicht im Naturell des Ermittlers.

Zuviel Grauen brandete in ihm auf, bearbeitete sein Unterbewusstsein, schwappte immer wieder an die Oberfläche, um Bruchstücke einer Erinnerung anzuschwemmen und dann zurück zu fluten.

Langsam und verwirrt wich er zurück, während das viele Blut, der Kupfergeruch und die Fleischstücke, die während der Ermittlung gesehenen Spiegel, Geschwafel von Seelen und Magie, ein Kaleidoskop verworrener Eindrücke bildete, und sich in seinem Hirn neu formierten.

Raffael konnte ein Würgen nicht zurückhalten, als der letzte Damm um sein Unterbewusstsein brach.

Manchmal gab es gute Gründe dafür, warum ein Gehirn sich weigerte, sofort eine gesamte Situation offen zulegen. Dann gestattete es einem, nur einzelne Bilder, die keinen Sinn machten, wahrzunehmen; nur um zu warnen und darauf aufmerksam zu machen, dass ein ernsthafter Schaden entstehen könnte, wenn man weiter darauf bestand, sehen und wissen zu wollen. – Raffael hatte diese Warnungen ignoriert und musste nun mit den Konsequenzen leben.

Der Blutgeruch manifestierte sich in seinem Gehirn wie ein Bleibrocken, die bildhaften Bruchstücke ergaben plötzlich einen Sinn.

Doch das konnte nicht sein, sollte nicht sein! Menschen durften nicht zu Klumpen Fleisch und Knochen degradiert werden!

Einen schockierten Schrei unterdrückend, presste Raffael sich die Hand vor den Mund und taumelte zurück, während er versuchte, den ersten wirklichen Blick in den Raum zu verdrängen und sich damit zu beruhigen, dass der Täter tot war. So etwas würde nie wieder geschehen.

Der Ermittler stolperte, das Licht seiner Fackel brach sich in einer Spiegelscherbe am Boden und erhellt kurz Raffaels Gesicht, bevor er einen weiteren Schritt nach hinten machte.

Mit geballter Macht begriff Raffael. Das letzte Puzzleteil rutschte an seinen Platz. Bei jedem Opfer der Mordserie hatte er ein Spiegelstück gefunden. Also war sein Verdächtiger, der Mann, dem er hierher gefolgt war, ein Opfer – kein Täter. Sündenbock!

Die Kälte, die durch Raffaels Gliedmaßen kroch, sich mit jedem Herzschlag mehr verteilte und sich auf seiner Haut als Gänsehaut manifestierte, ließ ihn frösteln.

Welch herzlose Kreatur konnte sich solch einen Plan zurechtlegen? Eine Mordserie begehen, und dann dem Ermittler einen toten Sündenbock inmitten von zerstückelten Leichen präsentieren?

Die Kälte bohrte sich den Magen des erschütterten Privatermittlers und ließ sie krampfen. Er würgte und spukte Galle.

Eine Inszenierung nur für mich?

Raffael stolperte zurück in die Dunkelheit, warf die Tür vor sich zu, um nicht mehr sehen und riechen zu müssen. Mit ungelenken Fingern klammerte er sich an seine Fackel. Das einzige Licht in der Finsternis, ein kleiner Kreis der Helligkeit gegen die Verdammnis um ihn herum.

Das Zittern schüttelte ihn gnadenlos, während er so leise wie möglich seinen Kreidemarkierungen folgte. Vor jeder Ecke verharrte er, obwohl sich die Fackel dem Ende zu neigte. Seine sichere Welt war erschüttert worden, würde nie wieder dieselbe sein, egal, wie er mit der Zukunft umging. Unachtsam stolperte Raffael über einen Totenkopf und verfluchte sich im Stillen dafür, dass er niemandem gesagt hatte, wohin er ging. Ganz alleine hatte er in die vergessenen Katakomben des heiligen Calixtus gehen müssen. – Und der wahre Täter hatte es gewusst.

Nur Raffael und die Toten waren hier – die alten und die neuen – und der Tod, der wahrscheinlich irgendwo auf ihn lauerte.

Wenn der Ermittler sich anmerken ließ, dass er den Plan durchschaut hatte, irgendeine Entscheidung traf, die auffällig war, würde er hier sterben. – Niemand würde ihn suchen oder finden können.

Dreißig Meter unter den Weinbergen, zwei Stockwerke tief in der Dunkelheit verglomm seine Fackel unspektakulär und erlosch. Raffael zog seine alte Kavalleriepistole der französischen Garde de Corps und ging langsam vorwärts. – Nur nicht stehen bleiben!

Mit einem Mal schien die Dunkelheit lebendig zu werden, Geräusche von überall zu kommen. Der Ermittler blieb stehen und die Töne verstummten. Es war nur der Hall seiner eigenen Schritte, den die Wände der Krypten zurückwarfen. Für einen Moment glaubte er, frische Luft in seinem Gesicht spüren zu können. Ein Belüftungsschacht nach oben, lebensrettend hier unten, von oben eine unsichtbare Fallgrube in den Tod.

Als er sich tastend nach vorne bewegte, stieß er mit dem Fuß gegen ein Hindernis. Die Treppe!

Zwar nur in das obere Stockwerk, aber sie brachte ihn dem Ausgang und dem Entkommen näher. Vorsichtig stieg er hoch.

Oben angekommen versuchte er sich daran zu erinnern, wie er gegangen und abgebogen war. Labyrinthartig lag das Netz der Gänge und Abzweigungen in der Finsternis vor ihm, während die Dunkelheit immer dichter wurde, an Schwere zu gewinnen schien und von allen Seiten auf ihn drückte.

Raffael hatte von der Urdunkelheit gehört, von der Dunkelheit vor dem Wort Gottes.

Sie ist so dunkel, dass sie jede Farbe in sich einschließt. Besteht aus jeder Farbe, die seit Anbeginn der Zeit existiert hat und jeder Farbe die je existieren wird. Bei dem Gedanken an die hübsche Quelle dieser Erzählung verflüchtigte sich etwas von dem Druck der Finsternis; Raffael musste lächeln. Damals hatte er die Erzählung nicht verstanden. Jetzt verstand er – und verzweifelte. Als hätten Erde und Himmel niemals existiert, eine Schöpfung ohne Hoffnung und Vergebung. Nichts, was ein Mensch verstehen soll oder kann.

Kein Mensch! Sein Täter war kein Mensch. - Konnte keiner sein. Nicht nachdem, was Raffael gesehen und gehört hatte.

Panisch beschleunigte der Ermittler, ignorierte die Warnungen seines Verstandes und hetzte mit ausgestreckten Armen voran durch die Gänge.

Plötzlich fiel er der Länge nach. Die zweite Treppe!

Raffael sprintete nach oben, genoss die Schemen, die er in der heller werdenden Dunkelheit ausmachen konnte, und dankte dem Mond.

Atemlos verharrte der Ermittler am Ende der Treppe, verzaubert von dem Bild, welches das Mondlicht ihm bot. Friedliche Weinberge. Keine Spur mehr von Urdunkelheit oder einer Schöpfung ohne Liebe. Für einen Moment horchte Raffael in sich hinein, suchte sich selbst, den abgebrühten Ermittler, den die Jahre der harten Arbeit geformt hatten oder den verwirrten Mann, dessen gesamtes Weltbild vor wenigen Minuten durch die Erkenntnis, dass er keinen Menschen verfolgte, erschüttert worden war. Aber in seinem Inneren fand er nur Enttäuschung über die Ungerechtigkeit seiner Situation, Wut auf sich und die Schöpfung und Angst, weil er sich und die Menschen nicht würde schützen können.

Ohne zu stoppen, schaffte er es, der holprigen Via Appia in die Stadt zu folgen, bis er schnaufend und keuchend zum Stehen kam.

Die Atmung des Mittvierzigers ging unregelmäßig und hektisch. Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, unmöglich noch weit laufen; seine Kondition entsprach zu sehr seinem behäbigen und ausschweifenden Lebenswandel.

Er zitterte immer noch am ganzen Leib und verbrauchte entschieden zu viel Kraft damit, nicht laut mit den Zähnen zu klappern.

Schlagartig begriff Raffael, wo er war und für eine Sekunde überlegte er, ob er nach links gehen sollte. Einfach umkehren und so tun, als habe er in den Katakomben den Mörder gefunden. Du könntest den Sündenbock als echten Täter akzeptieren und dein eigenes Leben einfach weiterleben – bis zum Ende.

Raffael schüttelte den Kopf. Er hatte alle Menschen, die ihm nahe standen oder etwas bedeuteten in Gefahr gebracht. In den Aufmerksamkeitsradius der Hölle. Er lächelte bitter, als er sich an Ariels Predigt für seine Seele erinnerte. Wenigstens einmal im Leben könnte er das Richtige tun und kämpfen.

Er durfte nicht einfach weiterleben und hoffen, die Hölle würde ihn vergessen. Er musste Ariel warnen!

Raffael bog ab.

Als ihm die Lichtspiegelung eines Spiegels ins Auge fiel, zuckte er zurück. – Und benötigte nur Sekunden, um den Zusammenhang zwischen dem Spiegel und dem plötzlichen Erscheinen der schwarzvermummten Gestalt vollständig zu begreifen.

Bevor sein Verstand widersprechen und erklären konnte, dass so etwas unmöglich sei, dass Magie und verzauberte Spiegel nicht existierten, hatte sich sein Körper schon für eine Flucht entschieden.

Raffael wusste, dass er um sein Leben lief. Nicht einer der Verdächtigen oder der Männer, die er hatte schützen sollen, war entkommen.

Kurz fragte er sich, ob in der anderen Richtung, der Richtung des Verdrängens, auch ein Spiegel gewesen wäre. Dann wurde der Gedanke verdrängt von Dringlicherem: Er musste Ariel warnen. Unauffällig warnen. Gleichzeitig wusste er, dass es zu spät war.

Ariel würde es sowieso nicht glauben. Obwohl gerade er es glauben müsste. Gott und Teufel. Engel und Dämon. Ein Teufel in Menschengestalt.

Sein Atem ging stoßweise. Trotzdem wehrte Raffael den Angreifer ab, als er von hinten gepackt und zurückgerissen wurde.

Der Spiegeldolch überraschte ihn nicht wirklich.

Mit verzweifelter Anstrengung gelang es ihm, sich der unmenschlichen Kraft seines Gegners zu entziehen. Der Stoß, der auf seinen Hals gezielt war, traf, aber nicht tief genug.

Blutend schleppte sich der Ermittler weiter. Presste eine Hand auf die Wunde und versuchte, den Blutverlust zu minimieren. Die Verzweiflung, die beim Gedanken an seinen baldigen Tod in ihm aufstieg, war nicht mit der zu vergleichen, die er in den Katakomben empfunden hatte. Es war zu spät für ihn, zu spät für Reue und Erlösung. Angst wallte in ihm hoch, als er begriff, was Ariel ihm schon immer hatte klar machen wollen: Himmel und Hölle existierten.

Und er würde niemals dorthin gelangen, wo er Ariel irgendwann wieder sehen konnte. Niemals würde er sich an seinem Anblick trösten können, niemals wieder seine Worte hören oder sich mit ihm freuen. Er wusste, dass er Ariel nicht verdiente, nie verdient hatte.

Bei dem Gedanken an seinen Verfolger wandelte sich seine Angst in Hoffnungslosigkeit. Er hatte den wichtigsten Menschen in seinem Leben nicht schützen können. – Im Gegenteil.

»Gott, bitte!«, flehte er leise. Er taumelte, als seine Beine nachgaben. - Noch im Fall schloss er seine Hände zum Gebet. »Ariel!«

Der fremde Mann kniete neben ihm nieder. »Was hast du gesagt?«

Ein Engel! Mörder sollten nicht so aussehen! Ein gefallener Engel nicht wie ein Heiliger! Raffael gab ein Gurgeln von sich. Niemals würde er das eine, geliebte Wort wiederholen.

Raffael fiel in das Blau der Augen seines Gegenübers. Ohne jeden Schutz sah er die Schmerzen, die Einsamkeit und die Leere in ihnen, bevor der Fremde sie schloss.

Der kurze Blick in die Hölle ließ Raffael wissen, dass er sich nicht geirrt hatte. Ein Dämon auf Erden.

Der Dämon beugte sich näher zu dem Verletzten. Es schmerzte ihn, dass es soweit hatte kommen müssen. Obwohl der Ermittler wahrlich kein guter Mensch war, empfand der ehemalige Engel so etwas wie Respekt. Auch davor, dass Raffael die richtige – und tödliche – Entscheidung getroffen hatte.

Aber nun musste er wissen, was der Mann gesagt hatte, woran er dachte. Was in drei Teufelsnamen hatte den Ermittler auf seine Fährte gebracht – und warum hatte er sich nicht ablenken und mit dem Sündenbock abspeisen lassen? Wohin hatte Raffael gehen wollen?

Etwas musste der gefallene Engel übersehen, irgendwo eine Spur hinterlassen haben, die zu ihm führte. Ein unverzeihlicher Fehler!

Doch alles, was er in den Gedanken des Sterbenden sah, war Liebe und ein Löwe. Ein Löwe mit rotem Fell.

Er drang weiter in die Gedanken seines Gegenübers, berührte ihn und tastete sich an Raffaels Aura und seiner Seele entlang. Doch der Mensch widerstand.

Plötzlich griff Raffael nach den Händen seines Gegners, hielt sie fest und bäumte sich mit einer Kopfbewegung auf.

Ungläubig verharrte der Dämon und starrte auf den Toten. Raffael hatte sich selbst ein Ende gesetzt. Der Schnitt am Hals war tief und schnell. Was immer Raffael vor ihm verborgen hatte, es war wichtig – wichtig genug, um dafür zu sterben.

»Ich hoffe, dass du dafür in den Himmel kommst!«, murmelte der gefallene Engel mit einer für ihn ungewohnten Mischung aus frustrierter Wut und überraschtem Respekt. Nachdenklich und sanft schloss er Raffael die Augenlider, bevor er sich auf den Weg machte, mehr über seinen eigenen Fehler und den roten Löwen zu erfahren.

II.

Der junge Mann marschierte zielorientiert durch die Straßen Roms, während seine Hände einen Zettel zu immer kleineren Vierecken falteten.

Ihm schienen weder der Pöbel aufzufallen, der in den Straßen lebte, bettelte oder sich stritt, noch die Menschen, die ihn neugierig anstarrten.

Jemanden wie ihn sah man selten in diesem Stadtteil – und dann meistens auch nur für eine sehr kurze Zeit.

Doch obwohl das Gesetz in diesem Teil der Stadt mittlerweile komplett in den Händen des Verbrechens lag, versuchte niemand den Fremden zu überfallen. Die Tatsache, dass er beinahe zwei Meter groß war, spielte dabei vermutlich eine ebensogroße Rolle, wie sein zielstrebig-energisches Auftreten, welches wie eine Naturgewalt wirkte, und seine gepflegte Kleidung und seinen Wohlstand in den Hintergrund stellte.

Einige kichernde Fräulein beobachteten den gutaussehenden Mann, der sich in das Elendsviertel verirrt hatte, und warfen ihm obszön, auffordernde Gesten zu, als er irritiert vor einem heruntergekommenen Gebäude stoppte und sich umsah. Eine von ihnen hob gar ihren Rock weit genug an, um Simon wissen zu lassen, dass sie nicht nur zu haben, sondern auch komplett frei war. Sowohl haartechnisch als auch moralisch.

Er quittierte ihren Auftritt mit einem süffisanten Lächeln, welches die Fräulein aus der Fassung zu bringen schien, denn sie zogen sich unaufgefordert auf die andere Straßenseite zurück.

Die Männer, die sich in Simons Nähe zusammenscharrten, boten einen weiteren Anlass, den Abstand zwischen sich und Simon zu vergrößern.

Simon ignorierte die Männer. Er hatte sich aus einem weitaus wichtigeren Grund herabgelassen, diesen Ort aufzusuchen, und er würde sich nicht von ungeschulten Bauern von seinem Ziel ablenken lassen.

Leise fluchend kramte er in seinen Taschen nach dem Zettel.

Gerade, als die Männermeute begann, sich langsam in seine Richtung zu bewegen, bemerkte Simon, dass er den Zettel schon längst in seiner linken Hand hielt und vor Wut gefaltet hatte. Angespannt entknitterte er das Papier und überprüfte noch einmal Straßennamen und Hausnummer, als habe er alle Zeit der Welt und keine anwachsende Bedrohung im Nacken.

Leider hatte er sich nicht geirrt. Seine Wegbeschreibung hatte ihn zu einem verfallenen Kloster geführt!

Bei seinem Glück hätte er genau das vorhersehen können.

Als er vor wenigen Stunden erfahren hatte, dass es für die unheimliche Mordserie vielleicht einen Zeugen gab, hatte er sich ohne einen Plan zu entwickeln und ohne sich vorher seiner reichen Kleidung und seines Schmucks zu entledigen auf den Weg gemacht. Ohne Kutsche und Geleitschutz in eines der gefürchteten Viertel der Stadt.

Raffael hat ihm gestern einen Brief geschickt, dachte Simon mit einem Anflug von Gehässigkeit. In Gedanken ahmte er dabei den affektierten Tonfall des Privatermittlers Ceres nach, der ihn davon in Kenntnis gesetzt hatte, dass es vielleicht ein schriftliches Dokument für die rätselhaften Todesfälle gab.

Simon seufzte in Gedanken und fragte sich, wie viele Leute noch in diesen Fall verstrickt waren. Mittlerweile hatte er zehn tote Zeugen auf seiner Liste und es würde ihn nicht wundern, wenn er bald auch den unbekannten Mann dazu zählen konnte.

Beinahe hätte er laut gelacht. Er mochte es nicht mit den Geliebten von Opfern zu reden, aber Priester oder Mönche waren ihm ein Gräuel.

Ein Lächeln schlich auf Simons Gesicht, bevor er unter dem Gelächter der Huren und dem lauten Schimpfen der Männer das Gebäude betrat.

Hätten sie das kalte Lächeln auf seinen Lippen gesehen, hätten die sechs Huren und der Mob das Weite gesucht und wären nie wieder im Dunklen auf die Straße gegangen.

Der kleine, uniformierte Mann mit den riesigen braunen Augen klopfte zaghaft an die pompöse Tür. Schon die Blicke seiner Arbeitskollegen ließen darauf schließen, dass er auf der derzeitigen Seite der Tür besser aufgehoben war.

Doch die Botschaft, die er zu überbringen hatte, war zu wichtig, um damit zu warten.

Trotzdem ließ sein Gesichtsausdruck, an dem sich die zwei Betrachter aus sicherer Entfernung vergnügten, darauf schließen, dass er wusste: Der Bote stirbt als Erstes.

Langsam, beinahe verführerisch andächtig strich er sich das etwas zu lange, braune Haar aus seinem femininen Gesicht. Niemand sah das verräterische Glitzern in seinen Augen, welches seiner restlichen Haltung und seinem Erscheinungsbild widersprach.

Sein nächstes Klopfen war fordernder und entsprach seiner wahren Natur.

Im ersten Saal des Klosters fand Simon nur gähnende Leere vor, und auch auf seine Rufe hin tat sich nichts. Selbst die üblen Gerüche, die Verfall und Verrottung begleiteten, schienen das Gebäude schon vor Jahren verlassen zu haben.

Trotzdem machte er sich die Mühe, jeden verlassenen Gang zu überprüfen und jede Tür zu öffnen, die sich öffnen ließ.

Manche der Räume schienen zu seiner Überraschung tatsächlich noch bewohnt oder benutzt zu werden. – Nur die Inhaber waren aktuell verschwunden.

Frustriert drehte sich Simon von der letzten Tür weg und wandte sich zum ersten Mal den Fenstern des Ganges zu. Das nächstgelegene war zersplittert und nie erneuert worden – es passte zu diesem Ort, der von Gott selbst aufgegeben schien. – Nur einige Menschen schienen diese Tatsache noch nicht eingesehen zu haben, und hielten an ihren abstrusen Hoffnungen fest. Genug, um die Zimmer, Gänge und Fenster so gut es ging zu pflegen und sauber zu halten.

Doch weder Hoffnung, Zeit noch Geld schienen für draußen zu reichen, denn ein verwilderter Garten fristete sein freies, ungezwungenes Dasein in der Mitte des Gebäudes. Aus Erfahrung wusste der junge Mann, dass sich hier normalerweise gepflegte kleine Anlagen befanden, in denen sich Mönche oder Priester ihrer Frömmigkeit hingeben konnten.

Ab und zu hatte er auch schon eine labyrinthische Anlage an solchen Orten bewundern dürfen. Dort musste der Besucher erst in der Mitte seine Konzentration schulen, bevor er seine Gedanken befreien konnte. In diesem Garten allerdings musste man damit rechnen, von wilder Ursprünglichkeit verschlungen zu werden, und die einzige Konzentration galt dem geschickten Ausweichen der Dornen und heimtückischen Wurzeln.

Mit einem herablassenden Lächeln im Gesicht wandte er sich von den kläglichen Überresten ab und stutzte. Im hintersten Teil des Gartens gab es einen kleinen steinernen Schuppen, der dem wuchernden Efeu zum Opfer gefallen war.

Er setzte eine freundliche, hoffnungsvolle Miene auf und machte seinen Weg über brüchige Treppen nach unten. Vorsichtig, um nicht von der Wiese attackiert zu werden, bahnte er sich einen Weg durch den Garten, um einen steinernen Springbrunnen, den er von oben nicht gesehen hatte und der schon seit mindestens einem Jahrhundert nicht mehr in Betrieb zu sein schien und zu dem Nebengebäude.

Als er nahe genug war, fiel ihm ein Warnschild auf, welches an der Tür hing. Neugierig öffnete er die Tür.

Das Erste, was er sah, war auch das Letzte. Das gleißend helle Licht fraß sich in seine Augen, hinterließ silberne Schlieren in seinen Gedanken, bohrte sich einen Weg durch seine Nervenbahnen ins Gehirn, wo das Licht explodierte und Schwärze hinterließ.

»Was soll das bedeuten, er ist tot?« Marcus stand vor dem deutlich kleineren Uniformierten. Obwohl seine Hose heruntergelassen war und ein Mann zwischen seinen Beinen kniete, schaffte er es, bedrohlich zu wirken. »Wieso erfahre ich erst jetzt davon?«

Der Überbringer der Nachricht wirkte, als wünsche er sich ob der peinlich-dekadenten Situation möglichst weit weg – mindestens auf den nächsten Kontinent. »Die Untersuchungen laufen, wir haben nicht gewusst, dass er wichtig ist.«

»Das er wichtig ist?« Marcus war drauf und dran den kleineren Mann zu ohrfeigen. Der wichtigste Fall des Jahrhunderts lief aus dem Ruder und das nur, weil er nicht über Raffaels Ableben informiert worden war!

Der zierliche Mann beobachtete, wie sein Vorgesetzter den Prostituierten in der merkwürdigen Tracht von sich schob und seine Hose über die immer noch harte Erregung schloss.

Einen Moment lang hatte Andros gedacht, es wäre wirklich ein Mönch, der seinen Vorgesetzten nach allen Regeln der Kunst bediente. Dann hatte sich der Mann umgedreht und er hatte unter den schlecht gefärbten, roten Haaren billige Käuflichkeit erkannt.

Im Stillen amüsierte sich Andros über die Ruhelosigkeit die Marcus ausstrahlte und für seine stadtbekannte Vorliebe für rote Haare.

Niemals würde jemand wie Marcus diesen Fall lösen können, dafür fehlte ihm nicht nur die nötige Weitsicht, sondern auch der Glaube.

Schließlich blieb Roms schlaksiger Polizeipräsident vor Andros stehen und blaffte ihn an: »Wer leitet die Untersuchungen in dem Fall?«

»Ich, Herr!«

»Sie?!« Aus Marcus Stimme sprach eine deutliche Überzeugung, die nicht zugunsten des kleineren Mannes ausfiel.

»Und?« Marcus beugte sich noch weiter vor, ließ seine Größe ebenso spielen, wie den erst vor kurzem gewonnenen Einfluss seiner neuen Vormachtstellung als Polizeipräsident.

»Am Tatort, dem Parco degli Scipiani haben wir kaum Blut gefunden.«

»Besonderheiten?«

»Keine!«

Marcus schürzte die Lippen. Kaum Blut nannte dieser Untergebene keine Besonderheiten. Kein Wunder, dass sie bei diesem verzwickten Fall nicht vorankamen. Und zu allem Überfluss war jetzt auch noch der einzige Mann getötet worden, der über alle Ermittlungsschritte Bescheid wusste und den Marcus angeheuert hatte, damit er heimliche Nachforschungen anstellte. »Wo ist er?«

»Wo ist wer?« Der kleine Mann schien nicht nur unfähig zu sein, sondern auch noch begriffsstutzig.

»Raffael. Die Leiche.«

Ohne, dass eine Antwort nötig war, begriff Marcus, dass sein Gegenüber es nicht wusste. »Haben Sie einen Namen?«

»Andros, Herr!«

III.

Als Ariel die Tür hörte, war es bereits zu spät. Sein Experiment explodierte wie vorhergesehen in einem leuchtend hellen Lichtblitz.

Er war bei dem unangekündigt unvorsichtigen Besucher, bevor sich der Rauch gelegt hatte, und beugte sich über ihn, um seine Lebenszeichen zu prüfen.

Schließlich sah er sich leise fluchend in dem kleinen Raum um – so etwas geschieht natürlich, wenn alle anderen nicht da sind! – und entschied sich für das Hebebett, welches er vor wenigen Tagen repariert hatte.

Lauter fluchend schickte er sich an, den schweren Mann auf die Matratze zu schieben. Der Fremde stöhnte vor Schmerzen, machte aber keine Anstalten zu erwachen.

Ariel seufzte leise, war jedoch froh über die Bewusstlosigkeit. Sie erlaubte ihm die ruhige und gründliche Erstversorgung der verblitzten Augen.

Behutsam bedeckte Ariel die Lider des Unbekannten mit einem dunklen Stofftuch und überlegte einen Moment. Es würde zu lange dauern, um Hilfe zu holen. Zu lange, um den Verletzten allein zu lassen und Gefahr zu laufen, dass er seine Augen dem Tageslicht aussetzte.

Ariel überlegte, während er sein Opfer betrachtete. Wohlhabend, modisch gekleidet und zivilisiert, entschied er. Gefährlich attraktiv.

Ariel zögerte nur einen kurzen Moment, dann schob er seine moralischen Bedenken beiseite und griff nach weiteren Stoffstreifen. Während er die Tinktur zubereitete, redete er mit möglichst sanfter Stimme auf den Verletzten ein, erklärte ihm, was er tat und welchen Zweck die Mixtur erfüllte. Falls der Fremde erwachte, sollte er sofort wissen, dass sich um ihn gekümmert wurde.

Als die Tür hinter Andros zufiel, war sich der Polizeipräsident seiner Empfindungen immer noch nicht sicher. Wut über die Unfähigkeit seiner Untergebenen, Angst und Zufriedenheit über Raffaels Tod stritten in ihm um die Wette.

Einerseits hatte er einen der besten und leider auch unzuverlässigsten Ermittler verloren, die die Stadt Rom je gekannt hatte – andererseits war mit Raffael auch einer von zwei Nebenbuhlern um die Gunst seiner großen Liebe gestorben.

Und der Zweite wird sie dir nicht streitig machen! Als der verkleidete Mönch Marcus an der Schulter berührte, um ihn an seine Existenz zu erinnern, war der bereits wieder hart und bereit.

Die Kleidung, die eines Novizen nachempfunden war, befand sich immer noch in dem derangierten Zustand, in dem Marcus von ihm abgelassen hatte. Für dieses Gewerbe sieht er wirklich gut aus!, dachte der Polizeipräsident und begutachtete die cremige Haut des Mannes. Lediglich das Gesicht trug Spuren eines liederlichen Lebenswandels. Doch davon würde sein Körper erst in einigen Jahren betroffen sein.

Andächtig strich Marcus über den nackten Oberkörper des Käuflichen. Er war muskulös. Muskulöser als Ariel und vollkommener. Seine Proportionen zusammen mit seiner offensichtlichen Fitness ergaben eine Mischung, die selbst einen Engel in Versuchung geführt hätten. Er war ein Geschenk der Sinnlichkeit.

Trotzdem ist er nur ein schwacher Abglanz, dachte Marcus, während er sich bückte und den empfindlichen Brustwarzen zuwandte. Als Marcus an der rechten saugte, verhärtete sie sich augenblicklich unter seiner Berührung und der andere Mann atmete überrascht ein. Mochte der Käufliche seine Zuneigung nur spielen – sein Körper war ehrlich und reagierte jedes Mal so stark auf den Polizeipräsidenten, dass der sich geschmeichelt fühlte.

Marcus Zungenspitze ließ einen Tropfen Feuchtigkeit um den Warzenhof zurück, den er nutzte, um über den Busen seines Gespielen zu pusten. Er konnte förmlich sehen, wie die Erregung von dort durch den Körper des anderen floss.

»Setz dich hin!«, befahl er und deutete auf die Couch. Der Verkleidete leistete seinem Befehl augenblicklich Folge. – Eine weitere Erfreulichkeit der käuflichen Liebe!

Marcus folgte ihm und öffnete seine Hose so weit, dass er seinen Penis befreien konnte.

Große Lippen haben Vorteile!, dachte er, während er nur die Spitze seines Penis zwischen Genannte drängte, während er seinen Schaft mit beiden Händen umschloss und nur durch den wechselnden Druck seiner Finger massierte, ohne die Hände zu bewegen.

Schließlich half ihm sein Spielgefährte, nahm seine Finger fort und legte die eigenen an dieselbe Stelle. Dann sorgte er für anhaltenden und nachlassenden Druck und quetschte Marcus Erektion, bis der ein Stöhnen nicht mehr zurückhalten konnte.

Der Polizist sah nach unten und konnte sich seiner Illusion hingeben. Die roten Haare verbargen das Gesicht des Mannes und die Lust in seinen Adern sorgte für den Rest. Er begann rhythmisch den anderen Körper zu benutzen, trug sich selbst Stoß um Stoß höher und badete in der weichen Herrlichkeit des Mundes. Schließlich vergaß er, dass er bezahlte; verlor sich mit jedem Stoß mehr in seinem Wunsch, während er seine ehemalige große Liebe verfluchte. Mit jedem Fluch und jedem Stoß so ahnte Marcus, verlor er ein Stück seiner Seele.

Wie durch einen schlechten Filter hörte Simon eine Stimme und begriff, dass er einige Augenblicke lang weggetreten gewesen sein musste. Angestrengt versuchte er, die Augen zu öffnen, bis er begriff, dass sie offen waren.

Er zuckte zusammen, als etwas seine Stirn berührte. Sein Verstand analysierte: kalter Lappen.

Im nächsten Moment kontrollierte er die andere eingehende Mitteilung, versuchte, sich zu wehren und seine Hände und Beine zu bewegen.

»Entschuldige!«, bat eine besorgte, jugendlich-männliche Stimme leise an seinem Ohr. Simon zucke erschrocken zusammen.

»Du hast um dich geschlagen.« Der Junge sprach leise, als wüsste er, welche Kopfschmerzen der Verwundete hatte.

Simon konnte riechen, wie sich der Unbekannte über ihn beugte, dann empfand er den nachlassenden Druck der Fesseln. Als er nach seinen Augen greifen wollte, hielt der Fremde sein Handgelenk sanft aber nachdrücklich fest. »Wenn dir etwas an deinem Augenlicht liegt, lässt du die Binde da, wo sie ist!«

Simon analysierte erleichtert, dass keinerlei Feindseligkeit in seiner jungen Stimme mitschwang.

»Du hast dir einen schlechten Moment ausgesucht, um in das Experiment zu laufen«, tadelte der Fremde und Simon spürte einen Luftzug, als hätte der Andere vorgehabt, seine Wange mit einer tröstenden Geste zu berühren, sich aber dagegen entschieden.

»Das war geplant?«, entfuhr es ihm, als er sich an die Explosion erinnerte. Ein betörend männliches Lachen beantwortete seine Frage. Der andere Mann schien noch recht jung zu sein. Jünger, als er erwartet hatte.

Simon lächelte. Der Junge schien dieselbe Vorliebe für Chemie zu haben, wie der Verstorbene: Die erste Gemeinsamkeit zwischen einem Mönch und einem der berühmtesten und skrupellosesten Ermittler ist aufgedeckt.

Und das Raffael junge Männer bevorzugte, war allgemein bekannt. War der Junge deswegen in einem Kloster? Oder war er Raffaels Nachstellungen entkommen, weswegen der Ermittler ausgerechnet ihn als Geheimnisträger ausgesucht hatte?

Simon spürte, wie der Mönch aufstanden und sich entfernte. »Ariel?«, fragte er leise, weil er nicht wusste, ob er der Gesuchte war.

»Keine Angst«, beruhigte der Junge.

Für einen Moment war Simon wütend, weil der Andere gemerkt hatte, was er dachte; dann gab er sich Mühe Betroffenheit zu heucheln: »Raffael ist tot.«

Simon konnte förmlich spüren, wie der Mönch zusammenzuckte und sich setzte. »Raffael …? Aber … wie …? Ich meine …«, er verstummte schockiert und schwieg eine Weile. Simon konnte hören, wie sich sein Gegenüber zwang, ruhig und gleichmäßig zu atmen. Erst als er sich wieder unter Kontrolle hatte, sprach er wieder: »Wie und warum?« Obwohl er nur drei Worte sagte, konnte er ein Beben in seiner Stimme nicht unterdrücken.

Simon verzog die Lippen zu einem Grinsen und beherrschte sich gleich wieder. Der Mönch stand Raffael offensichtlich genauso nahe, wie Simon gedacht und befürchtet hatte. Und entweder er hatte den Brief noch nicht bekommen und er wusste nicht, in welch großer Gefahr er schwebte, oder er war – für einen Mönch ein erstaunlicher Umstand – mit einem großartigen Talent zur Lüge ausgestattet.

»Bei seinen Ermittlungen!« Er ließ Betroffenheit in seiner Stimme mitschwingen. »Ceres geht davon aus, dass ein Verdächtiger ihn erwischt hat.« Simon schwieg und ließ seine Worte auf den jungen Mann wirken. Als er hören konnte, wie Wasser platschte und ein Lappen ausgewrungen wurde, konnte er es kaum glauben. Selbst in seinem Kummer dachte der Mönch daran, sich weiter um ihn zu kümmern!

Dann spürte Simon einen kalten Schmerz an seiner Schläfe und zuckte zusammen. Nach einem Sekundenbruchteil verwandelte sich der Schmerz in ein angenehm, besänftigendes Pochen, welches das Ziehen und Brennen in seinen Augen milderte.

Der Mönch schwieg und schien darauf zu warten, dass dem verletzten Informanten die Stille unangenehm wurde und er sie füllte. Simon tat ihm diesen Gefallen: »Alle Indizien sprechen für den Täter der Mordserie, an der er ermittelt hat.«

Der Mönch schwieg weiterhin und betupfte mit dem kühlen Tuch seine Stirn, obwohl Simon spüren konnte, wie die Trauer sein Innerstes verkrampfte. Es rührte Simon, dass der Junge sich trotzdem um ihn sorgte. Seine Berührungen kamen ihm beinahe zärtlich vor. Vielleicht dachte er gerade an den Verstorbenen. Doch einen Moment lang gönnte sich Simon die Vorstellung, dass der Junge tatsächlich ihn meinte – mit allen Konsequenzen.

Dadurch, dass Simon ihn nicht sehen konnte, kam er sich mit einem Mal verletzlich und ausgeliefert vor.

»Wie war dein Verhältnis zu Raffael?« Simon gab sich Mühe seine Stimme objektiv zu halten.

»Ich habe ihn geliebt!« Das schlichte Geständnis traf Simon so unvorbereitet, dass er den jungen Mönch beinahe von sich gestoßen hätte.

»Und er?« Simon hatte die Frage gestellt, bevor er es verhindern konnte. Zwar konnte er sie unter dem Deckmantel der Ermittlungen gestellt haben, aber er wusste es besser.

Simon konnte den Lufthauch spüren, als der Mönch mit den Achseln zuckte, als wäre die Antwort naturgegeben. »Hat mich auch geliebt!« Der Ton, den er von sich gab, klang wie ein verletzter Engel. Als ginge sein Schmerz zu tief, um ihn in Worte zu fassen.

Doch ein Geliebter, dachte Simon spöttisch, doch er konnte sich nicht überzeugen. Vage Schuldgefühle plagten ihn und durch die Antwort des Jungen fühlte er sich merkwürdig enttäuscht. Es war lange her, dass ihn ein anderer Mensch ohne Hintergedanken berührt hatte, zu lange, als dass er die Sehnsucht nach mehr leugnen konnte.

»Trink das!« Simon spürte den leichten Druck auf seiner Hand und umschloss mit seinen Fingern einen kleinen Krug. »Es ist ein leichtes Betäubungsmittel – ich muss dir die Augen noch einmal auswaschen und das wird höllisch wehtun.« Der junge Mann verharrte reglos. »Wenn du erlaubst, würde ich gerne deine Arme festbinden. – Du darfst auf keinen Fall deine Augen berühren.«

»Nein!« Simon wusste, dass er fast feindselig geklungen hatte, und fügte versöhnlich hinzu: »Ich habe mich unter Kontrolle.«

Der Mönch schnaubte. »Ich hole Hilfe!«

»Nein!« Simon umklammerte die Handgelenke des jungen Mannes, die er in seiner Blindheit so sicher gefunden hatte, als könne er sehen. Er hörte das erstaunte Einatmen.

»Bitte!«, flehte er und ließ Ariel los, als der keine Anstalten machte, sich seinem Griff zu entziehen. »Ich will nicht, dass mich jemand so sieht.« Nicht bei einem Zeugen!

»In Ordnung.« Eine belustigte Drohung schwang in der Stimme mit.

Simon konnte hören, wie eine Kerze angezündet wurde, und ein anschließendes Vorhänge-zuziehen. Als er spürte, wie der andere die Augenbinde löste, wappnete er sich, doch nichts hätte ihn auf den flammenden Schmerzen vorbereiten können. Instinktiv griff er nach seinen Augen, doch der Junge war schneller und hielt seine Handgelenken. Simon schrie auf und kämpfte gegen die Berührung.

Ariel war überrascht von dem heftigen Widerstand, den sein Patient leistete, und wütend auf sich selbst, weil er nicht darauf bestanden hatte Hilfe zu holen. Mit seinem ganzen Gewicht versuchte er den Verletzten niederzudrücken.

Als hätte das Opfer eines Experimentes nur darauf gewartet, dass er sich weit über ihn lehnte, riss er ihn ganz auf sich. Plötzlich pressten sich Lippen besitzergreifend auf seinen Mund. Die Intimität schockierte Ariel ebenso, wie die Kraft des anderen Mannes. Mit einem Mal erschien sein Opfer nicht mehr zivilisiert, sondern animalisch, mächtig und furchteinflößend. Wie jemand, der wusste, was er wollte und wie er es bekommen konnte.

Ariel versuchte, sich zu wehren, doch der Fremde schien jede seiner Bewegungen im Voraus zu erahnen und drückte ihn so fest an sich, dass er seine Gegenwehr einstellen musste, um Luft zu bekommen.

Simon konnte spüren, wie sich der junge Mann in seinen Armen versteifte und lockerte seinen stählernen Griff ein wenig. Ursprünglich hatte er nur einen einzigen Kuss von ihm gewollt, als Gegenleistung für den Schmerz, den er seinetwegen litt, aber das samtige Versprechen der von Tränen salzigen Lippen ließ ihn diesen Vorsatz vergessen und er zwang seine Lippen mit einer Leidenschaft auseinander, die ihn selbst überwältigte.

Er kam sich schäbig vor, als er spürte, wie sich der Junge auf seinem Schoß wandte, registrierte aber gleichzeitig seinen perfekten Körperbau.

Als Ariel versuchte zurückzuweichen, legte er ihm seine Hand in den Nacken und zwang den Jüngling, seinen tiefer werdenden Kuss zu empfangen. Dabei war Simon überrascht von der Heftigkeit, mit der er den Unbekannten zu seinem Besitz machen wollte, hatte sich aber noch genügend unter Kontrolle, um seinen Kuss zu verändern, als dessen Widerstand zusammenbrach. Simons Lippen wurden weicher und seine Zunge verlangte flehend um eine Antwort. Er spürte noch die kleinen Locken, als er seine Hand vom Hinterkopf löste und durch die Haare des Jünglings gleiten ließ, bevor das Betäubungsmittel seine Wirkung zeigte.

IV.

Marcus trat einen Schritt zurück, um die Position der Leiche und ihre Umgebung besser einschätzen zu können. Andros konnte nicht anders, als seine bisherige Meinung über seinen Vorgesetzten zu revidieren. Er hatte das Zeug zum Polizeipräsidenten – oder könnte es haben, wenn er aufhören würde, sich von seinen Gefühlen leiten zu lassen.

»Das ist der wievielte in den letzten Wochen?«

»Fünfzehn in fünfzehn Wochen!«, informierte Andros.

Marcus warf einen Blick auf die Menschenmenge, die sich in der Nähe gebildet hatte und neugierig zusah, wie der ausführende Zweig ihrer Gesetzgebung ermittelte.

»Es gibt keine äußeren Anzeichen für einen Mord!«, brummte Marcus und hockte sich neben den vollständig angezogenen jungen Mann. »Kein Blut, keine Stich- oder Schlagwunden. Er scheint einfach so tot umgefallen zu sein.«

»Gift?«, schlug Andros vor. Seit Wochen ließ der zierliche Mann in dieser Richtung forschen, um von den ungewöhnlichen Umständen abzulenken.

»Keine Hautveränderungen, keine angeschwollene Zunge und nichts, was auf einen harten Todeskampf hinweist!«, widersprach der Polizeipräsident. Sein Blick glitt zu der kleinen Gruppe, die darauf wartete, dass der Tatort freigegeben wurde. Die zehn Männer arbeiteten nahezu rund um die Uhr in der Nähe des Fundortes.

»Es sind immer exakt sechs Tage zwischen den Morden?«

»Sie gehen von Mord aus?!« Andros gab sich Mühe, verunsichert und beeindruckt zu wirken. »Obwohl es keine Anhaltspunkte gibt?«

»Ja!« Marcus richtete sich auf. »Jeden siebten Tag ein Toter ist kein Zufall. – Kein Zufall bedeutet Absicht. – Absicht bedeutet Mord. – Mord bedeutet, es gibt irgendwo ein Motiv!«

Andros schluckte. Es gefiel ihm nicht, dass Marcus sich eingemischt hatte. Noch weniger gefiel ihm, dass er nicht zuerst begonnen hatte, Raffaels Tod zu hinterfragen, sondern bei der anderen Mordserie.

»Wo ist der Zusammenhang?«, fragte er deswegen. Wenn sein Vorgesetzter zu viel wusste oder ahnte, konnte er später gefährlich werden.

Marcus warf dem jungen Ermittler einen Blick zu, der einen weniger selbstsicheren Mann in Zweifel gestürzt hätte. »Wofür genau werden Sie eigentlich bezahlt?«

Andros sah weg. Er konnte nur hoffen, dass Simons Aufgabe bald erledigt war. Und damit auch seine. Nun, wo sich Marcus selbst eingeschaltet hatte, würde es schwer werden, alle Ziele, die die Familie betrafen, zu verschleiern. Simon hatte seine Aktivitäten zwar geschickt ausgerichtet. – Doch ausschließlich nach seinem Gewissen.

Marcus wandte sich den Ausgräbern zu und gab sich Mühe, ihr Murren zu überhören, als er sich näherte. »Guten Morgen, die Herren!«

»Morgen!«, kam es muffelig zurück. Während die eine Hälfte der Männer müde und schmutzig wirkte, war die andere ausgeruht, wenn auch ebenfalls schmutzig.

»Sie haben nicht zufällig etwas gesehen, oder?!« Marcus gab sich keine Mühe, Freundlichkeit zu heucheln. Diese Männer hätten sie ohnehin nicht wertgeschätzt.

»Nee, aber vielleicht hat ja der kleine Herr etwas gesehen!«, schlug einer abwertend vor und erntete Gelächter von seinen Freunden.

Marcus sah ihn aufmerksam an. Aufmerksamkeit wurde meistens damit belohnt, dass die Person weiter sprach und mehr Informationen preisgab, als ihr bewusst war.

Der Polizeipräsident hatte davon gehört, dass der ehemalige Leiter der Ausgrabung entlassen worden war. – Ebenso von den Gerüchten, dass es sich bei dem neuen Leiter um – Ein Unding! – einen Heranwachsenden handeln sollte. Kein Wunder also, dass die verwahrlosten Kerle mürrisch wirkten!

»Welcher kleine Herr?«

»Na, der Sohn unseres Geldgebers!«

»Ahhhh…!« Marcus nickte mitfühlend. Er wusste, wie man sich fühlte: Immer eine Stufe schlechter, als ein Jüngling.

Er selbst wurde immer noch wütend, wenn er daran dachte, wie er den Fall von Claude dem Taschendieb gelöst hatte – nur um festzustellen, dass Bellus Leon Claude vor ihm erwischt hatte. Als Lockvogel! Marcus schnaubte abfällig, als er daran dachte, wie der Löwe an diesem Tag ausgesehen hatte: Zu schön, um wahr zu sein. Verrucht und verführerisch herausgeputzt im Anzug für Claude – und für Raffael!

Die Männer lächelten, da sie Marcus Wut als Reaktion auf ihr eigenes Dilemma deuteten.

»Ist ein Jammer!«, murrte einer von den müden Kerlen.

»Viel zu intelligent für einen Schuljunge!!«, ein zweiter. »Zu jung und weiß einfach nicht, wo er hingehört!«

In mein Bett, dachte Marcus und ballte seine Hände zu Fäusten.

»Is eh nur hier, weil sein Vater Geld hat!«, behauptete ein dritter.

»Und da ihr alle eben dieses Geld wollt, solltet ihr besser anfangen dafür zu arbeiten!« Die Stimme klang nur wenige Schritte hinter Marcus; sie war deutlich verärgert.

»Entschuldigung!« Der Mann mit den ausgesprochen schlechten Zähnen neigte als Symbol seinen Kopf. Trotzdem konnte Marcus das wütende Aufblitzen seiner Augen erkennen und machte sich eine geistige Notiz: Wenn der kleine Herr irgendwann einen Unfall haben sollte, hatte er gleich einen Hauptverdächtigen.

Der Polizeipräsident sah den Männern nach, die sich wieder zurück an ihre Ausgrabung trollten.

»Ich denke, ich muss mich für meine Angestellten entschuldigen!« Ein hübscher junger Mann mit schwarzen Haaren und sehr heller Haut trat um Marcus herum.

Auch er sah den Männern hinterher und Marcus erkannte, dass der andere um die Gefahr wusste, in der er Tag für Tag schwebte.

»Sie sollten sich andere Mitarbeiter suchen!«, riet er.

»Es sind leider die einzigen, die ich bekommen konnte!« Der Dunkelhaarige lächelte. »Alle glauben, meine Ausgrabung sei verflucht.«

»Wegen der zwei toten Männer?«

»Drei!«, korrigierte sein Gegenüber.

»Ist das hier die einzige Ausgrabung, die Sie leiten?«

»Bisher ja!« Marcus konnte erkennen, wie sehr sich der hübsche Mann bemühen musste, seinen Blick zu meiden. Schließlich gab er zu: »Bald fangen wir eine neue an.«

»Wo?«

»Dazu darf ich noch nichts sagen!« Er erwiderte seinen Blick offen.